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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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so ab, daß die Lebenswelt, die mit einem wenig differenzierten Gesellschaftssystem zunächst koextensiv ist,<br />

immer mehr zu einem Subsystem neben anderen herabgesetzt wird. Dabei lösen sich die systemischen Mechanismen<br />

immer weiter von den sozialen Strukturen [der Lebenswelt, d. Verf.] ab, über die sich die soziale Integration<br />

vollzieht.“ [Hervorheb. durch d. Verf.] (Habermas 1988b [1981], S. 230)<br />

In der modernen, differenzierten Gesellschaft gibt die kommunikative Rationalität ihre dominierende<br />

Stellung in der „Lebenswelt“ zugunsten der instrumentalen auf, so dass diese immer<br />

mehr in die „Lebenswelt“ einfließt. Die instrumentalen Steuerungsmedien des Geldes<br />

(Ökonomie) und der Macht (Politik) gewinnen demnach in der „Lebenswelt“ die Oberhand.<br />

Dies hat zur Folge, dass in Interaktionen Erfolg und Misserfolg sowie Effizienz und Recht<br />

immer häufiger als Maßstab genommen werden, während die normativen Restriktionen der<br />

„Lebenswelt“ und deren Steuerungsmedium (Sprache) nicht nur an Bedeutung verlieren, sondern<br />

an den Maßstäben des „Systems“ angepasst werden (vgl. Preglau 2001, S. 206). 125 Diesen<br />

möglichen Schritt charakterisiert der Klassiker als eine pathologische gesellschaftliche<br />

Entwicklung und gibt ihr die Bezeichnung „Kolonialisierung der Lebenswelt“ (vgl. ebd.).<br />

Methodik<br />

Das Spezifische an Habermas´ methodischer Position ist eine Offenheit gegenüber verschiedenen<br />

wissenschaftlichen Verfahren. Der Klassiker misst der verstehenden Soziologie<br />

eine große Bedeutung zu, da diese symbolisch vermittelte Interaktionen in den Vordergrund<br />

rückt. Da der soziale Lebenszusammenhang aber nicht nur durch Sprache, sondern auch durch<br />

Arbeit und Herrschaft konstituiert wird, steht jede Interaktion im Verdacht, über Herrschaft<br />

erzwungen zu sein. Der Klassiker wendet daher gegen die philosophische Hermeneutik wie<br />

auch gegen empirisch-nomologische Verfahren ein, dass diesen die nötige Ideologiekritik<br />

fehle (vgl. Gripp 1984, S. 33).<br />

Der Klassiker versucht, die Methoden des „kausalen Erklärens“ der empirisch-nomologischen<br />

Wissenschaft und das „Sinnverstehen“ der verstehenden Soziologie miteinander dialektisch<br />

im Sinne eines „inneren Dialogs“ zu verbinden (vgl. Preglau 2001, S. 199). Diesen soll<br />

die von Habermas konzipierte rekonstruktive Methode leisten: Sie bezieht sich auf die Tiefenstruktur<br />

einer symbolischen Ordnung; d.h. auf Regelstrukturen, die jeder Produktion signifikanter<br />

bzw. sinnhafter symbolischer Gebilde zugrunde liegen. 126 Diese basieren auf einem<br />

praktisch-intuitiven Regelwissen der Kommunikanten, das mittels dieser Methode in katego-<br />

125 Habermas zeigt u. a., dass in der modernen Gesellschaft mit dem Anwachsen des Arbeitsmarktes für abhängig<br />

Beschäftigte und der Implementierung des Sozialversicherungssystems die systemischen Einflüsse auf die<br />

Familie und ihre Mitglieder gewachsen sind (vgl. Outhwaite 1994, S. 9).<br />

126 Darunter könnten die Regelstruktur für die Bildung eines grammatikalisch richtigen Satzes, aber auch extraverbale<br />

Regeln in Bezug auf das Gesagte (Wahrheit und Geltung) und das vom Kommunikanten Gemeinte<br />

(Wahrhaftigkeit) fallen.<br />

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