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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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Richter (2001) sieht eine wichtige Aufgabe von soziologischen Theorien in der Rekonstruktion<br />

von sozialer Wirklichkeit: Interaktionen und soziale Systeme. In Anlehnung an René<br />

König (1967) unterscheidet er zwischen „soziologischen Theorien“, die Verknüpfungen von<br />

Variablen, Sätzen und Begriffen darstellen, und „Theorien von der Gesellschaft“, die sich<br />

durch eine hohe Reichweite auszeichnen und sich empirischer Beobachtung oft entziehen<br />

(vgl. Richter 2001, S. 10, S. 16ff.). Eine ähnliche Position vertreten auch die Autoren des Instituts<br />

für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong> Oldenburg<br />

(2002).<br />

Werden in den soziologischen Theorien Aussagen über einen sehr großen Problemkreis auf<br />

einem abstrakten bzw. generellen Niveau formuliert, dann ist die Reichweite relativ groß. Es<br />

handelt sich also um „große Theorien“, sofern der Bezug zur konkreten gesellschaftlichen<br />

Wirklichkeit (d.h. bestimmte Probleme, Krisen und Entwicklungen einer Gesellschaft) gering<br />

ist und sich die Theorien nicht lediglich in einer Gesellschaftsdiagnose erschöpfen. D.h., die<br />

Reichweite bestimmt sich durch die Distanz von einer „praxisnahen Peripherie“. In Übereinstimmung<br />

mit Treibel (2000) soll im Rahmen dieser Arbeit von „großen Theorien“ der Soziologie<br />

die Rede sein.<br />

Obwohl die neueren Handbücher der Soziologie ein relativ einheitliches Bild über die Aufgaben<br />

und den Gegenstand der Soziologie zeichnen, ist bisher noch keine Konsolidierung<br />

soziologischer Theorien mit dem Ziel der „progressiven Erweiterung“ (Schneider, W. L.<br />

2002, S. 15) soziologischer Erkenntnis gelungen. Merton (1995) führt diese nicht-lineare<br />

Theorieentwicklung auf eine fehlende „kumulative Tradition“ (ebd., S. 3) soziologischer<br />

Theorien zurück. D.h., dass jüngere Theorien überwiegend nicht auf den Werken anderer (älterer)<br />

Soziologen aufgebaut sind.<br />

„Wir Soziologen von heute mögen zwar nur geistige Zwerge sein, aber anders als der allzu bescheidene Newton<br />

sind wir nicht Zwerge, die auf den Schultern von Riesen stehen. Die kumulative Tradition ist immer noch<br />

schwach, dass die Schulter der Riesen der soziologischen Wissenschaft keine sehr solide Grundlage abgeben, um<br />

sich auf sie zu stellen.“ (Merton 1995, S. 3)<br />

Mögliche Gründe für diese fehlende kumulative Tradition bestehen im besonders umfangreichen<br />

Objektbereich der Soziologie, dessen hochgradiger Komplexität und insbesondere im<br />

beschleunigten sozialen Wandel (vgl. Hillmann 1994, S. 824). Soziologische Theorien sind<br />

daher vielmehr als konkurrierende und alternative Entwürfe zu verstehen (vgl. Merton 1995,<br />

S. 3).<br />

2.2 Soziologische Klassiker<br />

Nachdem erläutert wurde, was eine soziologische Theorie kennzeichnet, soll nun gefragt<br />

werden, was aus einem Forscher einen „soziologischen Klassiker“ macht. Diese Frage be-<br />

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