Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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zur Machtausübung besteht in der Angst vor der Bedrohlichkeit bzw. den Gefahren einer (Gegen)<br />
Macht (vgl. ebd., S. 70).<br />
Foucault kann der Macht aber auch etwas Positives abgewinnen, weil sie integrierend und<br />
produktiv wirkt und dadurch die soziale Wirklichkeit hervorbringt (vgl. ebd., S. 81). 116 Für<br />
den Klassiker rückt Macht gegen Ende der zweiten Phase mit „Überwachen und Strafen“<br />
(1975) derart in den Vordergrund, dass er die gesamte Kultur durch eine Omnipräsenz von<br />
Macht und Kraftverhältnissen kennzeichnet. Seine divergierenden und teilweise widersprüchlichen<br />
Aussagen zur Macht können einerseits darauf hindeuten, dass sich Foucault diesbezüglich<br />
nicht wirklich festgelegt, andererseits verdeutlichen sie, dass er eine höchst differenzierte<br />
Sichtweise zu diesem Phänomen anstrebte (vgl. ebd., S. 85). Der Grundkanon aber bleibt,<br />
dass alles gefährlich und gefährdet ist. In der Literatur wird er daher häufig als Anti-<br />
Aufklärer, Anti-Humanist und Nihilist bezeichnet (vgl. Kleiner 2001, S. 18). Dies lässt darauf<br />
schließen, dass Foucault skeptisch in die Zukunft sieht. So: ebd.; Fink-Eitel 1997, S. 19, 88.<br />
V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.2<br />
Mit den Verfahren der Archäologie und Genealogie behandelt Foucault zentrale Fragen einer<br />
wissenssoziologischen Kulturtheorie. Archäologisch fragt er nach den soziohistorischen<br />
Bedingungen wissenschaftlicher Erfahrung, Strukturen und Prozesse sozialer Macht. Dabei<br />
untersucht er die epistemischen Grundstrukturen der Gesellschaft. Genealogisch zielt seine<br />
Analyse auf die Entstehungsbedingungen diskursiver Regelmäßigkeiten und diskursiver Praktiken<br />
in der Verschränkung mit den sie (de)stabilisierenden Machtverhältnissen. Im Vordergrund<br />
stehen daher eindeutig die Bedingungen und Strukturen.<br />
Anthropologie (II)<br />
V7 – Anthropologie: V7.3<br />
Foucault konstatiert in „Die Ordnung des Diskurses“ (1971) das „Ende des Menschen“. Die<br />
Kategorie „entsubjektiviert“ ist auch vor dem Hintergrund seiner Diskursanalyse nachvollziehbar.<br />
Wie der Klassiker diskursive Ereignisse analytisch in Bestandteile zerlegt und in homogenen<br />
und diskontinuierlichen Serien behandelt, zerreist er die Einheit des Subjekts. Der<br />
Klassiker spricht von „tausende[n] kleine[n] Larvensubjekte[n], tausend aufgelöste[n] Ichs“<br />
(Foucault 1977, S. 11f. zit. nach Ortega 1997, S. 77). Die Auflösung des Sinns als gelebte<br />
Bedeutung bedeutet gleichzeitig das Verschwinden des Subjekts, weil dessen Erlebniswirk-<br />
116 Die Bestrafung ist eine Maßnahme, die „[…] nicht mit Brandmalen [arbeitet, d. Verf.], sondern mit Zeichen,<br />
mit codierten Vorstellungskomplexen, die durch die Strafszenen in den schnellsten Umlauf gesetzt und zu allgemeinster<br />
Anerkennung gebracht werden müssen [….]“ (Foucault 1976, S. 169).<br />
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