Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
lungsbedingungen von Diskursen (die Herkunft) im Hinblick auf die historischen sich verändernden Machtkonstellationen und –strategien untersucht (vgl. Bublitz 2001, S. 29). Die Genealogie distanziert sich von der traditionellen Geschichtsschreibung, indem sie nicht nach dem Ursprung von Phänomenen, sondern nach einer Vielzahl von Entstehungsspuren sucht (Genaueres dazu siehe unten) (vgl. Ortega 1997, S. 78). Theoretische Positionen Eine Lokalisierung der theoretischen Position Foucaults ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, denn seine Theorie ist weder ein einheitlich integriertes, noch ein geschlossenes System, sondern eher ein „verwirrendes Labyrinth“ (Fink-Eitel 1997, S. 19). Die strukturalistische Phase steht im Zeichen der Diskursanalyse: Aufgrund ihrer Funktion der Aussagenselektion und Wahrheitskonstitution sind Diskurse mit einer gesellschaftlichen Wirkung verbunden. Sie fungieren als gesellschaftlich bedeutende Machtinstrumente, derer sich die gesellschaftliche Macht (nicht-diskursive Praktiken) zu bedienen versucht. Damit stehen Wissen und Macht in einer unzertrennlichen Beziehung zueinander, die in Foucaults Basishypothese ihren Ausdruck findet: Wissen und Macht dürfen niemals unabhängig voneinander gedacht werden. Die Verschränkung dieser beiden Aspekte ergibt sich aus einem „fundamentale[n] Willensprinzip“ (Fink-Eitel 1997, S. 7). Es gibt keinen Willen zum Wissen ohne gleichzeitig damit den Willen zur Macht zu beanspruchen (vgl. ebd.). 114 Wissen wird mit Macht gleichgesetzt, wodurch eine zweifache Wirkung entsteht. Einerseits wirkt der Diskurs mit seinen Selektionsmechanismen und seiner Wahrheitskonstitution machtvoll, andererseits kann die diskursive Produktion des Wissens mit Prozessen der gesellschaftlichen Machtverhältnisse unterlaufen sein (vgl. Seier 2001, S. 93). Foucault zieht daraus folgenden Schluss: Erstens führt der Wille zum Wissen zur Zerstörung des Erkenntnissubjekts, denn nicht das Subjekt ist der Sinnurheber, sondern der Diskurs, der wiederum mit den gesellschaftlichen Machtverhältnissen konfundiert ist (vgl. Ortega 1997, S. 77, 80). Damit verbunden ist, zweitens, die Auflösung des Sinns in seiner unmittelbar erfahrenen Bedeutung. An dessen Stelle tritt die Analyse unbewusster Strukturen des Diskurses (Archäologie) (vgl. Fink-Eitel 1997, S. 63). Drittens wird gemäß der Genealogie nach der Entstehung bzw. Herkunft, nicht nach einem Ursprung von Phänomenen gesucht, da Letzteres eine Suche nach dem Ort der Wahrheit und dem Wesen der Sache darstellt – davon dis- 114 An diesem Grundsatz Foucaults ist die Nähe zur Philosophie Nietzsches erkennbar (vgl. Fink-Eitel 1997, S. 7). 177
tanziert sich Foucault im Hinblick auf die Annahme der Auflösung der Sinnurheberschaft des Erkenntnissubjekts (vgl. Ortega 1997, S. 78). Charakterisierung der theoretischen Positionen Gesellschaft (I) V1 – Perspektive und Auffassung von Gesellschaft: V1.2* Der Diskurs ist ein Phänomen, das nach Auffassung der Verfasserin ein bestimmtes „Eigenleben“ vorweist. Seine soziale Dimension besteht lediglich darin, dass es ein Produkt der gesprochenen Sprache darstellt. Das „Dispositiv“ verbindet die Aspekte Macht und Diskurs und umfasst darüber hinaus Objekte/Vergegenständlichungen und Handlungen. Es ist ein umfassender historisch prozessierender Komplex. Den Ausgangspunkt des Dispositivs bilden die diskursiven Praktiken, den Endpunkt die Objekte und Vergegenständlichungen, die das Resultat der Vergegenständlichung diskursiver Wissens-Praktiken durch nicht-diskursive Praktiken darstellen und in diesem Sinne Objektivationen sind. Anfang- und Endpunkt des Dispositivs sind Strukturen, die „jenseits“ der Individual- und Mikroebene verortet werden können. Die nicht-diskursiven Praktiken könnten als Einheiten, die dem individuellen Bereich als relativ repressive Wirkinstanz gegenüberstehen, interpretiert werden. Den menschlichen Körper bzw. die Seele sieht Foucault in „Überwachen und Strafen“ (1975) als Objekt der Macht, die von nicht-diskursiven Praktiken (z.B. Strafjustiz) ausgeht. Handlungen bzw. Handeln sind hingegen eher ein „Durchlaufposten“. Die Kategorie „kollektivistisch“ könnte auf Foucault zutreffen, allerdings ist seine Perspektive noch abstrakter. Da dem methodischen Individualismus der Strukturalismus entgegengesetzt werden kann, könnte Foucault der Kategorie V1.2 zugeordnet werden. V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.2* Seine Auseinandersetzung mit konkreten Problemen der sozialgeschichtlichen, politischen und kulturellen Wirklichkeit führt Foucault mit Bezug zu staatlichen Institutionen, wie z.B. die Irrenanstalt, das Gefängnis. Er deckt hier Machtstrukturen auf der mesosoziologischen Ebene auf, um diese dann in einen kulturhistorischen Kontext zu bringen. In „Die Ordnung der Dinge“ (1966) verlässt er diese Ebene, indem er sich einer subjektlosen Analyse rein formal geregelter Zeichenzusammenhänge (Syntax) der Sprache widmet. Doch bereits in „Die Ordnung des Diskurses“ (1971) problematisiert der Klassiker den Zusammenhang zwischen nicht-diskursiven Praktiken – die Macht im gesellschaftlichen Kontext - und den diskursiven 178
- Seite 133 und 134: Methodik Einerseits betont Mead, wi
- Seite 135 und 136: Von der symbolisch vermittelten soz
- Seite 137 und 138: schung von sozialen Phänomenen, so
- Seite 139 und 140: die Wirklichkeit verfügen, in der
- Seite 141 und 142: Eine Kongruenz von Relevanz und Typ
- Seite 143 und 144: „soziale Vorwelt“ Egos (vgl. Sc
- Seite 145 und 146: Die Frage nach der Möglichkeit von
- Seite 147 und 148: lungselement (vgl. Balog 2000, S. 1
- Seite 149 und 150: Ein „System“ bildet sich, indem
- Seite 151 und 152: te die Situationsbedingungen als Ha
- Seite 153 und 154: zit. nach Münch 1999, S. 41). Nach
- Seite 155 und 156: V10 - Epistemologisch: V10.2 Die st
- Seite 157 und 158: Es werden keine Aussagen über die
- Seite 159 und 160: Der Klassiker schließt aus dem beo
- Seite 161 und 162: der Sozialstruktur innehat (vgl. eb
- Seite 163 und 164: ie stellt, nach Auffassung der Verf
- Seite 165 und 166: auf, unterstützt sie und wird dami
- Seite 167 und 168: der Hermeneutik), sondern eher als
- Seite 169 und 170: wahr ist, weil es auch bereit ist,
- Seite 171 und 172: V6 - Muster und Ordnung des soziale
- Seite 173 und 174: Tabelle 25: Zusammenfassung zur Fra
- Seite 175 und 176: modells, die einer empirischen Übe
- Seite 177 und 178: von Elias genommen: Eine Machtbalan
- Seite 179 und 180: Vom „Menschen“ spricht der Sozi
- Seite 181 und 182: In der Literatur über die Prozess-
- Seite 183: Abbildung 5: Das Foucaultsche Dispo
- Seite 187 und 188: zur Machtausübung besteht in der A
- Seite 189 und 190: einem Phänomen. Gemäß seiner gen
- Seite 191 und 192: „kommunikativen Rationalität“
- Seite 193 und 194: ialer Ausdrucksform explizit gemach
- Seite 195 und 196: Autoren unter dem Stichwort „sozi
- Seite 197 und 198: Wissenschaftsforschung (III) V8 - E
- Seite 199 und 200: Tabelle 28: Zusammenfassung zu Jür
- Seite 201 und 202: Ressourcensorte und -ausstattung (
- Seite 203 und 204: die Wahrnehmungsmuster, Motive und
- Seite 205 und 206: darauf hin, dass Bourdieus Position
- Seite 207 und 208: V9 - Ontologisch: V9.4 Die Differen
- Seite 209 und 210: „Systeme“ in der Gestalt von so
- Seite 211 und 212: 218). 146 Da die Beobachtung in der
- Seite 213 und 214: Sinn und an der Kommunikation an. D
- Seite 215 und 216: Was für die Zukunft der Gesellscha
- Seite 217 und 218: Luhmann kennzeichnet seine Position
- Seite 219 und 220: 5 Auswertung der theoretischen Posi
- Seite 221 und 222: Abbildung 6: V1_V2 (CA: Symmetrisch
- Seite 223 und 224: Tabelle 33: V3_V4_V5 (MCA) - Objekt
- Seite 225 und 226: die Dimension 1 für alle Variablen
- Seite 227 und 228: 5.2.2 Gesellschaft (I) und Anthropo
- Seite 229 und 230: inhaltlich angemessen zu interpreti
- Seite 231 und 232: V9_V10_V11 (Kategoriale Hauptkompon
- Seite 233 und 234: Variablen festgestellt werden. Die
tanziert sich Foucault im Hinblick auf die Annahme der Auflösung der Sinnurheberschaft des<br />
Erkenntnissubjekts (vgl. Ortega 1997, S. 78).<br />
Charakterisierung der theoretischen Positionen<br />
Gesellschaft (I)<br />
V1 – Perspektive und Auffassung von Gesellschaft: V1.2*<br />
Der Diskurs ist ein Phänomen, das nach Auffassung der Verfasserin ein bestimmtes „Eigenleben“<br />
vorweist. Seine soziale Dimension besteht lediglich darin, dass es ein Produkt der<br />
gesprochenen Sprache darstellt. Das „Dispositiv“ verbindet die Aspekte Macht und Diskurs<br />
und umfasst darüber hinaus Objekte/Vergegenständlichungen und Handlungen. Es ist ein umfassender<br />
historisch prozessierender Komplex.<br />
Den Ausgangspunkt des Dispositivs bilden die diskursiven Praktiken, den Endpunkt die<br />
Objekte und Vergegenständlichungen, die das Resultat der Vergegenständlichung diskursiver<br />
Wissens-Praktiken durch nicht-diskursive Praktiken darstellen und in diesem Sinne Objektivationen<br />
sind. Anfang- und Endpunkt des Dispositivs sind Strukturen, die „jenseits“ der Individual-<br />
und Mikroebene verortet werden können.<br />
Die nicht-diskursiven Praktiken könnten als Einheiten, die dem individuellen Bereich als<br />
relativ repressive Wirkinstanz gegenüberstehen, interpretiert werden. Den menschlichen Körper<br />
bzw. die Seele sieht Foucault in „Überwachen und Strafen“ (1975) als Objekt der Macht,<br />
die von nicht-diskursiven Praktiken (z.B. Strafjustiz) ausgeht. Handlungen bzw. Handeln sind<br />
hingegen eher ein „Durchlaufposten“. Die Kategorie „kollektivistisch“ könnte auf Foucault<br />
zutreffen, allerdings ist seine Perspektive noch abstrakter. Da dem methodischen Individualismus<br />
der Strukturalismus entgegengesetzt werden kann, könnte Foucault der Kategorie V1.2<br />
zugeordnet werden.<br />
V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.2*<br />
Seine Auseinandersetzung mit konkreten Problemen der sozialgeschichtlichen, politischen<br />
und kulturellen Wirklichkeit führt Foucault mit Bezug zu staatlichen Institutionen, wie z.B.<br />
die Irrenanstalt, das Gefängnis. Er deckt hier Machtstrukturen auf der mesosoziologischen<br />
Ebene auf, um diese dann in einen kulturhistorischen Kontext zu bringen. In „Die Ordnung<br />
der Dinge“ (1966) verlässt er diese Ebene, indem er sich einer subjektlosen Analyse rein formal<br />
geregelter Zeichenzusammenhänge (Syntax) der Sprache widmet. Doch bereits in „Die<br />
Ordnung des Diskurses“ (1971) problematisiert der Klassiker den Zusammenhang zwischen<br />
nicht-diskursiven Praktiken – die Macht im gesellschaftlichen Kontext - und den diskursiven<br />
178