Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Machthabern (= soziale, politische, ökonomische und technische Praktiken) und Beherrschten<br />
(= Diskurse) ist eher implizit, da Foucault feststellt:<br />
„Die Macht ist nicht eine Institution, ist nicht eine Struktur, ist nicht eine Mächtigkeit einiger Mächtigen. Die<br />
Macht ist der Name, den man einer komplexen strategischen Situation in einer Gesellschaft gibt. [...] Die Macht<br />
ist nicht etwas, was man erwirbt, wegnimmt, teilt, was man bewahrt oder verliert; die Macht ist etwas, was sich<br />
von unzähligen Punkten aus und im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht“ (Foucault 1977, S.<br />
114f.).<br />
Das bedeutet, dass Macht nicht von einer zentralen Stelle oder aufgrund einer feststehenden<br />
hierarchischen Rangposition ausübend gedacht werden darf, sondern als „ein komplexes und<br />
heterogenes Geflecht von Machtbeziehungen“ [Hervorheb. i. Orig.] (Seier 2001, S. 97), dem<br />
zahllose Kämpfe inhärent sind. Diese Kämpfe führen zu einer Umwälzung der gesellschaftlichen<br />
Machtverhältnisse.<br />
Unter Diskurse sind „irgendwie geregelte Verknüpfungen oder Formationen von ‚Aussagen’“<br />
(Foucault 1973 zit. nach Fink-Eitel 1997, S. 58) gemeint. Diese Aussagen sind weder<br />
als rein deskriptive Aussagen, Sprechakte noch als grammatikalische Sätze zu verstehen, sondern<br />
als ein Produkt anonymer Regelstrukturen der gesprochenen Sprache (vgl. Bublitz 2001,<br />
S. 31). Diskurse enthalten Wissen, definiert als der Gesprächsinhalt des Diskurses, und produzieren<br />
damit gleichzeitig das Wissen, von dem gesprochen wird (vgl. Jäger 2001, S. 72).<br />
Diskurse sind Praktiken: diskursive Praktiken. Sie sind von den nicht-diskursiven Praktiken<br />
zu unterscheiden, nehmen aber auch Bezug auf diese; d.h., sie stehen in einer diskursiven Beziehung<br />
zu den nicht-diskursiven Praktiken. 113 Darüber hinaus sind sie als dynamische Phänomene<br />
zu begreifen, die in einem ständigen ablaufenden Prozess wahre von falschen Aussagen<br />
unterscheiden; d.h., sie konstituieren Wahrheit (vgl. Seier 2001, S. 92).<br />
Das „Dispositiv“ verbindet die Aspekte „Macht“ und „Diskurs“ und spinnt sie zu einem<br />
Netzwerk. Es umfasst nicht nur das gesagte und aufgeschriebene Wissen (Episteme) als konstitutiver<br />
Bestandteil des Diskurses, sondern auch alles nicht gesagte sowie Objekte bzw. andere<br />
Sichtbarkeiten. Es handelt sich um den ganzen Wissens-Apparat, durch den etwas durchgesetzt<br />
wird (vgl. Jäger 2001, S. 76).<br />
Jäger (2001) veranschaulicht die Grundfigur des Dispositivs anhand eines rotierenden und<br />
historisch prozessierenden Dreiecks:<br />
113 Diese Beziehung hat Foucault zunächst formuliert als Abhängigkeit der nicht-diskursiven Praktiken von den<br />
Diskursen, da die Diskurse über Mechanismen des Ausschlusses von Wissen verfügen. Später definiert er die<br />
Abhängigkeit des Diskurses von den nicht-diskursiven Praktiken. Die jeweiligen historischen nichtdiskursiven<br />
Praktiken fungieren als Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen von Macht, die in diesem<br />
Sinne Praktiken der Macht sind (vgl. Fink-Eitel 1997, S. 67ff.).<br />
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