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Trieb- und Affektbeherrschung, das in den verschiedenen Nationalverbänden Geltung hat, und die oft sehr starken Versagungen, die es dem Einzelnen auferlegt, für das Funktionieren der arbeitsteiligen Gewebe tatsächlich notwendig ist oder ob andere, weniger vergeudende und konfliktreiche Schemata es auch tun würden.“ (Elias 2003 [1939], S. 204). Der Zivilisationsprozess der gegenwärtigen Gesellschaft weist, so Elias, eine Individualisierungstendenz auf. Mit diesem sind Chancen der individuellen Verwirklichung, aber auch des Scheiterns verbunden (vgl. Ebers 1995, S. 186). Indem der Klassiker die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung aufzeigt und die Konsequenzen der Triebbeherrschung relativ offen lässt, könnte er eine relativistische Position vertreten. So auch: Korte 1999, S. 330; Ebers 1995, S. 185. V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.1 Elias fragt nach den dynamischen Verflechtungen innerhalb der Gesellschaft, die der Klassiker in erster Linie unter dem historischen Aspekt der Gesellschaft als „Zivilisationsprozess“ diskutiert: dynamische Prozesse in der langfristigen und ungeplanten Gesellschaftsentwicklung. So auch: Bogner 1989, S. 33, 41; Baumgart/Eichener 1991, S. 111. Anthropologie (II) V7 – Anthropologie: V7.2 In einer„Verflechtung“ oder „Figuration“ bildet jedes Individuum eine Einheit für sich. 109 Das Individuum bildet eine Einheit, das „[…] aus einem schon vor ihm vorhandenen Geflecht von Menschen heraus und in ein Geflecht von Menschen, das […] [es, d. Verf.] selbst mitbildet, hinein. Der einzelne Mensch ist kein Anfang, und seine Beziehungen zu anderen Menschen haben keinen Anfang.“ (Elias 2003 [1939], S. 55). „Und erst die Einsicht in die Eigengesetzlichkeit der Verflechtung von individuellen Plänen und Handlungen, in die Bindung des Einzelnen durch sein Zusammenleben mit Anderen, erst sie ermöglicht schließlich auch ein besseres Verständnis für das Phänomen der Individualität.“ [!] (Elias 1992 [1976], S. 476) „Aus ihr, aus der Interdependenz der Menschen, ergibt sich eine Ordnung von ganz spezifischer Art, eine Ordnung, die zwingender und stärker ist, als Wille und Vernunft der einzelnen Menschen, die sie bilden.“ (ebd., S. 314). Der Mensch ist nur bis zu einem bestimmten Grad frei. Die Spannungen innerhalb eines Geflechts veranlassen Individuen in einer spezifischen Weise zu handeln, wie sie es isoliert vielleicht nicht tun würden. Die Gesellschaft legt den Spielraum und die Grenzen fest, in der sie handeln. Dieser individuelle Freiheitsraum ist, so Elias, von der jeweiligen Gesellschaft abhängig und kann nur durch diese verändert werden (vgl. Elias 2003 [1939], S. 194, 223). 109 „Dennoch ist dieses Geflecht nichts anderes als eine Verbindung von einzelnen Fäden; und innerhalb dieses Ganzen bildet jeder Faden zugleich eine Einheit für sich; er hat darin eine einzigartige Stelle und Gestalt.“ (Elias 2003 [1939], S. 54) 171
Vom „Menschen“ spricht der Soziologe stets im Plural. Der Klassiker begründet diese Annahme damit, dass der Mensch von Natur aus auf das Leben in der Gesellschaft ausgerichtet ist und durch diese formbar ist (vgl. Ebers 1995, S. 179). Elias könnte also die Position V3.2 vertreten. So auch: Bogner 1989, S. 30; Ebers 1995, S. 175. Wissenschaftsforschung (III) V8 – Entdeckungszusammenhang: V8.2* Elias´ Forschungsinteresse bezieht sich auf das Verhältnis Individuum und Gesellschaft und die langfristige Entwicklung der Gesellschaft. Diese Themen stehen bereits in seiner Dissertationsschrift im Vordergrund. Bereits in seiner frühen soziologischen Forschungszeit hat sich der Klassiker mit den Gegensätzen der „feindlichen Zwillingsdoktrinen“ des „Individualismus“ und „Kollektivismus“ auseinander gesetzt (vgl. Elias 2003 [1939], S. 120). 110 Mit Hilfe der „Prozeß- und Figurationstheorie“ will er diese Diskrepanz überwinden. Ein wichtiges Motiv der Forschungsarbeit besteht in der Konzeption einer umfassenden interdisziplinären Zentraltheorie einer „Menschenwissenschaft“. Dem Klassiker geht es hierbei nicht um die Grundlegung einer universell gültigen Logik der Wissenschaft nach dem Vorbild des kritischen Rationalismus, sondern um eine Forschung, die die Spezifika der gesellschaftlichen Entwicklung (abhängig von Raum und Zeit) und die Interdependenzen zwischen Individuen berücksichtigt. Dieses Forschungsziel wird in folgenden Literaturstellen betont: Korte 1988, S. 87ff.; Baumgart, S 7; Ebers 1995, S. 162. V9 - Ontologisch: V9.2* Die Wirklichkeit ist nach Elias gekennzeichnet durch ungeplante, sich selbst steuernde Integrations- und Desintegrationsprozesse, die eine bestimmte Gesetzesmäßigkeit aufweisen und raumzeitlich lokalisierbar sind (vgl. Meleghy/Niedenzu 2001, S. 192). Gemeint sind jedoch keine Gesetze mit einer universellen Gültigkeit, denn die gesellschaftlichen Wirklichkeitsstrukturen unterliegen immer einer geschichtlichen Seinsweise. Die Wirklichkeit weist eine Ordnung auf (vgl. ebd., S. 191). Elias könnte der Kategorie „modifiziert realistisch“ zugeordnet werden. V10 – Epistemologisch: V10.3* 110 Elias wandte sich am Ende seines Studiums (ca. 1924) der Soziologie zu und setzte sich ausführlich mit den konträren Auffassungen über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft seiner Professoren Alfred Weber („Individualismus“) und Karl Mannheim („Kollektivismus“) auseinander (vgl. Korte 1999, S. 319). 172
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Trieb- und Affektbeherrschung, das in den verschiedenen Nationalverbänden Geltung hat, und die oft sehr starken<br />
Versagungen, die es dem Einzelnen auferlegt, für das Funktionieren der arbeitsteiligen Gewebe tatsächlich<br />
notwendig ist oder ob andere, weniger vergeudende und konfliktreiche Schemata es auch tun würden.“ (Elias<br />
2003 [1939], S. 204).<br />
Der Zivilisationsprozess der gegenwärtigen Gesellschaft weist, so Elias, eine Individualisierungstendenz<br />
auf. Mit diesem sind Chancen der individuellen Verwirklichung, aber auch<br />
des Scheiterns verbunden (vgl. Ebers 1995, S. 186). Indem der Klassiker die Vor- und<br />
Nachteile dieser Entwicklung aufzeigt und die Konsequenzen der Triebbeherrschung relativ<br />
offen lässt, könnte er eine relativistische Position vertreten. So auch: Korte 1999, S. 330; Ebers<br />
1995, S. 185.<br />
V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.1<br />
Elias fragt nach den dynamischen Verflechtungen innerhalb der Gesellschaft, die der Klassiker<br />
in erster Linie unter dem historischen Aspekt der Gesellschaft als „Zivilisationsprozess“<br />
diskutiert: dynamische Prozesse in der langfristigen und ungeplanten Gesellschaftsentwicklung.<br />
So auch: Bogner 1989, S. 33, 41; Baumgart/Eichener 1991, S. 111.<br />
Anthropologie (II)<br />
V7 – Anthropologie: V7.2<br />
In einer„Verflechtung“ oder „Figuration“ bildet jedes Individuum eine Einheit für sich. 109<br />
Das Individuum bildet eine Einheit, das „[…] aus einem schon vor ihm vorhandenen Geflecht<br />
von Menschen heraus und in ein Geflecht von Menschen, das […] [es, d. Verf.] selbst mitbildet,<br />
hinein. Der einzelne Mensch ist kein Anfang, und seine Beziehungen zu anderen Menschen<br />
haben keinen Anfang.“ (Elias 2003 [1939], S. 55).<br />
„Und erst die Einsicht in die Eigengesetzlichkeit der Verflechtung von individuellen Plänen und Handlungen,<br />
in die Bindung des Einzelnen durch sein Zusammenleben mit Anderen, erst sie ermöglicht schließlich auch ein<br />
besseres Verständnis für das Phänomen der Individualität.“ [!] (Elias 1992 [1976], S. 476)<br />
„Aus ihr, aus der Interdependenz der Menschen, ergibt sich eine Ordnung von ganz spezifischer Art, eine<br />
Ordnung, die zwingender und stärker ist, als Wille und Vernunft der einzelnen Menschen, die sie bilden.“ (ebd.,<br />
S. 314).<br />
Der Mensch ist nur bis zu einem bestimmten Grad frei. Die Spannungen innerhalb eines<br />
Geflechts veranlassen Individuen in einer spezifischen Weise zu handeln, wie sie es isoliert<br />
vielleicht nicht tun würden. Die Gesellschaft legt den Spielraum und die Grenzen fest, in der<br />
sie handeln. Dieser individuelle Freiheitsraum ist, so Elias, von der jeweiligen Gesellschaft<br />
abhängig und kann nur durch diese verändert werden (vgl. Elias 2003 [1939], S. 194, 223).<br />
109 „Dennoch ist dieses Geflecht nichts anderes als eine Verbindung von einzelnen Fäden; und innerhalb dieses<br />
Ganzen bildet jeder Faden zugleich eine Einheit für sich; er hat darin eine einzigartige Stelle und Gestalt.“ (Elias<br />
2003 [1939], S. 54)<br />
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