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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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von Elias genommen: Eine Machtbalance stellt bei der maximalen Abhängigkeit einer Seite<br />

von einer anderen ein „Monopol“ dar. Mit der zunehmenden Differenzierung gesellschaftlicher<br />

Funktionen binden sich Individuen immer mehr aneinander. Sie werden stärker abhängiger<br />

voneinander. In dem Maße wie bestimmte soziale Gruppen über „Gewaltinstrumente“<br />

verfügen und andere um ihre Existenzgrundlage bringen, treten Spannungen und Konflikte<br />

auf (vgl. Elias 2003 [1939], S. 70; Mennell 1989, S. 67 f). Soziale Prozesse, wie Staatsbildungsprozesse<br />

oder Prozesse des Wandels der Persönlichkeitsstruktur, sind mit Konflikten<br />

verbunden, die auf der individuellen Ebene als Generationskonflikt oder als Machtbalance-<br />

Konflikt ausgetragen werden können (vgl. Elias 2003 [1939], S. 284f.).<br />

Da Elias den sozialen Wandel in Zusammenhang mit sozialen Konflikten diskutiert, könnte<br />

er diesen als diskontinuierlich-revolutorisch verstehen. So auch: Baumgart/Eichener 1991, S.<br />

92; Bogner 1989, S. 54.<br />

V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.2*<br />

In Elias´ Theorie des sozialen Wandels wird nicht von einem Telos ausgegangen (vgl.<br />

Baumgart/Eichener 1991, S. 92). Ein bestimmtes Gesetz des sozialen Wandels dürfte angesichts<br />

der Unplanbarkeit von sozialen Prozessen abwegig sein. Da mit Hilfe des raumzeitlichen<br />

Synthesemodells gesellschaftliche Trends prognostiziert werden können, vertritt der<br />

Soziologe die Position V4.2.<br />

„In der Tat weist nichts in der Geschichte darauf hin, daß diese Veränderung [der Gesellschaft, d. Verf.] ‚rational’,<br />

etwa durcheine zielbewußte Erziehung von einzelnen Menschen oder einzelnen Menschengruppen durchgeführt<br />

worden ist. Sie vollzieht sich als Ganzes ungeplant; aber sie vollzieht sich dennoch nicht ohne eigentümliche<br />

Ordnung.“ (Elias 1992 [1976], S. 313).<br />

So auch: Ebers 1995, S. 182; Meleghy/Niedenzu 2001, S. 191.<br />

V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.3<br />

Nach einer zentralen These Elias´ schreitet mit wachsender gesellschaftlicher Integration<br />

die Trieb- und Affektregulierung von Menschen voran (vgl. Elias 1992 [1976], S. 316f.). Den<br />

Zivilisationsprozess könnte Elias danach nicht im Sinne eines Fortschrittsprozesses vom<br />

Schlechteren zum Besseren charakterisieren, sondern diesen auch durch von Menschen geschaffenen<br />

Zwängen kennzeichnen.<br />

„Der hohe Grad der Individualisierung, von persönlicher Unabhängigkeit und oft genug von Vereinsamung,<br />

der für diese Art von gesellschaftlicher Ordnung [die Staatsgesellschaft, d. Verf.] charakteristisch ist und den sie<br />

bis zu einem gewissen Punkt vielleicht für ihren Fortbestand erfordert, steht oft nicht recht in Einklang mit dem<br />

immer komplizierteren und für den Einzelnen immer unübersehbareren Kettengeflecht der Abhängigkeiten, in<br />

das er, zum Teil durch seine gesellschaftlich gezüchteten Bedürfnisse selbst, zusammen mit einer wachsenden<br />

Zahl von anderen eingeschlossen ist. Und das eigentümliche Kreuzgeflecht von Unabhängigkeit und Abhängigkeit,<br />

von der Notwendigkeit und der Möglichkeit, für sich selbst und allein zu entscheiden, und der Unmöglichkeit,<br />

für sich selbst und allein zu entscheiden, von Selbstverantwortung und Gehorsam kann erhebliche Spannungen<br />

hervorrufen. […] Im Grunde weiß niemand, ob und wieweit das oft recht merkwürdige Schema der<br />

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