Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Missstände als Kritik der Politik, Kritik der instrumentellen Vernunft und Ideologiekritik.<br />
Dieses „Seinsollen“ einer aufgeklärten Aufklärung ist ontisch: sie wäre damit die Wirklichkeit.<br />
Da die Wirklichkeit aber ideologisch unterlaufen ist, können die Gesetzmäßigkeiten<br />
nicht ganz verstanden werden. So auch: Guba 1990, S. 25.<br />
V10 - Epistemologisch: V10.2<br />
Die dialektische Theorie der Frankfurter Schule will Strukturgesetze aufdecken. „Nicht<br />
meint die dialektische Theorie mit Struktur Ordnungsschemata, in die soziologische Befunde<br />
möglichst vollständig, kontinuierlich und widerspruchslos eingetragen werden (Adorno 1972,<br />
S. 356). Die Auffassung von Empirie ist von der Vorstellung geleitet, dass die im Forschungsprozess<br />
erhobenen Fakten ein Resultat der Wahrnehmung des Forschers sind, die<br />
wiederum durch seine gesellschaftlichen und kulturellen Erfahrungen geprägt ist. Die Klassiker<br />
sehen allein in der unvoreingenommenen Erfahrung, die sich am Individuum und dessen<br />
subjektivem Erleben orientiert („empathische Erfahrung“), einen Schlüssel zur nichtideologischen<br />
Erkenntnis (vgl. Müller-Doohm 1999, S. 59).<br />
Daraus würde folgen, dass Erkenntnis grundsätzlich möglich ist, jedoch nicht vor dem Hintergrund<br />
der totalisierten gesellschaftlichen Verhältnisse.<br />
V11 – Methodologisch: V11.3<br />
Adorno und Horkheimer wollen mittels ihrer dialektischen Methode die unterschiedlichen<br />
Erscheinungsweisen eines sozialen Sachverhalts in seiner „Tiefe“ aufdecken. Die Deutung der<br />
„Tiefe“ wird dann zu einer sachhaltigen Erklärung (Synthese) verdichtet. Den Klassikern geht<br />
es aber nicht nur um das Aufspüren und das Verstehen von sozialen Phänomenen und Ereignissen<br />
(z.B. Auschwitz), sondern insbesondere um den Widerstand gegen das Negative der<br />
Gesellschaft. Die negative Dialektik ist im Grunde ein „Denken in Negationen“. Damit könnte<br />
die Methode transformatorisch ausgerichtet sein. So: Guba 1990, S. 25.<br />
V12 – Charakterisierung der Theorie: V12.3<br />
Die dialektische Theorie der Frankfurter Schule muss die Gesellschaft fortwährend kritisieren.<br />
Andererseits halten sich die Klassiker beim Vorschlagen von Alternativen für die Gesellschaft<br />
sehr zurück. Sie geben keine Antwort darauf, was der ontischen Negativität der Totalität<br />
konkret entgegenzusetzen ist. Das allein wäre womöglich wieder ideologisch. Sie ist daher<br />
prinzipiell nicht handlungsleitend. So auch: Van Reijen 1984, S. 34; Müller-Doohme, S. 64;<br />
Bubner 1983, S. 38.<br />
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