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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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stellung der Gesellschaft: Horkheimer betont vehement, dass durch Revolutionen in der Vergangenheit<br />

das „Rad der Unterdrückung“ lediglich „gedreht“ wurde (vgl. Van Reijen 1984, S.<br />

58).<br />

V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.2*<br />

In der Literatur über die Theorie der Frankfurter Schule ist nichts über ein Telos der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung bzw. des sozialen Wandels zu lesen. Dies dürfte auch im Hinblick<br />

auf die Negative Dialektik, die nicht-teleologisch ausgerichtet ist, einleuchtend sein. Die Aussagen<br />

über die Wirklichkeit der Gesellschaft fasst Adorno in „Wesensgesetzen“ bzw. „Strukturgesetzen“,<br />

wonach die Gesellschaft schon immer von Herrschaft und Unterdrückung gekennzeichnet<br />

ist – also „die auf ihren Begriff gebrachte Negativität, welche die Welt so<br />

macht, wie sie ist.“ (Negative Dialektik 1975 [1966], S. 169). Andererseits betonen die Vertreter,<br />

dass die verstehende Methode immer eine historisch gerichtete Erkenntnis hervorbringt.<br />

Damit lehnen sie ahistorische Gesetze grundsätzlich ab (vgl. Van Reijen 1984, S. 22).<br />

Möglicherweise verwenden die Klassiker den Begriff des „Gesetzes“ eher im Sinne von „Gesetzmäßigkeiten“.<br />

„Unter Strukturgesetzen versteht sie [die dialektische Theorie der Gesellschaft, d. Verf.] Tendenzen, die mehr<br />

oder weniger stringent aus historischen Konstituentien des Gesamtsystems folgen. [...].“ (Adorno 1972, S. 356).<br />

Die Verfasserin deutet die Aussagen über die Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels daher<br />

als „relativ deterministisch“.<br />

V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.2<br />

Dass die Gesellschaftstheorie das Schlechte (Negativität) thematisiert, könnte bedeuten,<br />

dass sie eine pessimistische gesellschaftliche Zukunft prognostiziert. Die Klassiker haben den<br />

Untergang des Subjekts vor Augen, sofern die gesellschaftlichen Widersprüche nicht offensichtlich<br />

werden und damit verbunden eine gesellschaftliche Veränderung in Gang gesetzt<br />

wird (vgl. Böckelmann 1998, S. 205). Gestützt wird diese Vermutung auch dadurch, dass die<br />

Theorie durch einen entschiedenen Pessimismus charakterisiert ist (vgl. Brick/Postone 1983,<br />

S. 179).<br />

„Man spricht vom drohenden Rückfall in die Barbarei. Aber er droht nicht, sondern Auschwitz war er; Barbarei<br />

besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigen, wesentlich fortdauern. Das ist das ganze<br />

Grauen. Der gesellschaftliche Druck lastet weiter, trotz aller Unsichtbarkeit der Not heute. Er treibt die Menschen<br />

zu dem Unsäglichen, das in Auschwitz nach weltgeschichtlichem Maß kulminierte.“ [Hervorheb. i. Orig.]<br />

(Adorno 1966, S. 674).<br />

Dieser Pessimismus deckt sich darüber hinaus mit der theoretischen Ausrichtung der Negativen<br />

Dialektik. Der soziale Wandel wird von den Vertretern pessimistisch gesehen. So auch:<br />

Brick/Postone 1983, S. 206 f; Van Reijen 1984, S. 204; Münch 2004b, S. 290.<br />

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