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Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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Die hermeneutischen Wissenschaften erschließen die Wirklichkeit unter dem Gesichtspunkt<br />

einer „[...] für eine hermeneutische Ausgangslage mögliche Intersubjektivität handlungsorientierender<br />

Verständigung.“ (Habermas 1977, S. 241). Diesem entspricht ein praktisches<br />

Erkenntnisinteresse. Der zentrale Begriff der Hermeneutik ist das Verstehen: „[...] das<br />

Erfassen (1.) von etwas (2.) als etwas Menschliches und (3.) von dessen Bedeutung“ (Hervorheb.<br />

i. Orig.) (vgl. Danner 1979, S. 61). Der an der Hermeneutik orientierten Sozialwissenschaft<br />

geht es um Motiv- oder Sinn-Verstehen; d.h. um einen subjektiv gemeinten oder<br />

kollektiv geteilten Sinn (z.B. die Kultur mit ihren Objektivationen oder das Sinnsystem<br />

„Sprache“). Verstehen stellt einen individuellen oder allgemeinmenschlichen (Lebens-) Zusammenhang<br />

her (vgl. ebd., S. 42). Die Hermeneutik ist neben der Dialektik und Phänomenologie<br />

eine Methode, die in der Regel den Geisteswissenschaften zugerechnet wird (vgl. Danner<br />

1979, S. 10). Die Auffassung von Thesen und Theorien ist hier eine andere: Während in<br />

der Phänomenologie jegliches „Theoretisieren“ bewusst ausgeschlossen wird, stellt der Forscher<br />

im Rahmen der Dialektik und Hermeneutik quasi fortwährend Thesen über die Wirklichkeit<br />

auf. In der Dialektik modifiziert er die Thesen durch die Gegenüberstellung einer entsprechenden<br />

Antithese. In der Hermeneutik werden die einzelnen Thesen über die Objektivationen<br />

bzw. Sinngebilde über den „hermeneutischen Zirkel“ in Beziehung zu größeren Lebenszusammenhängen<br />

gebracht und dadurch verändert. D.h., die Annahmen über die Phänomene<br />

werden in Bezug zu einem von Wilhelm Dilthey bezeichneten „objektiven Geist“, der<br />

ein kulturell-historisches Gemeinsames darstellt, gesetzt (vgl. ebd., S. 112, 159, 44). Eine<br />

Theorie könnte insofern eine Rekonstruktion von Wirklichkeit darstellen, als sie nach Otto F.<br />

Bollnow nicht unabhängig von den Besonderheiten des erkennenden Menschen ist (vgl. Bollnow<br />

1966, zit. nach Danner 1979, S. 49).<br />

Die kritischen Wissenschaften durchdringen die Welt unter dem Aspekt der „Emanzipation“,<br />

d.h. der Befreiung aus irrationalen Herrschaftsverhältnissen (vgl. Habermas 1977, S.<br />

244). Das zugrunde liegende emanzipatorische Erkenntnisinteresse ist ein Interesse an Vernunft<br />

bzw. an vernünftigen gesellschaftlichen Verhältnissen, die sich durch die Abwesenheit<br />

irrationaler Herrschaft kennzeichnen. Das Interesse zielt [...] auf den Vollzug der Reflexion<br />

als solchen [...] [ab, d. Verf.].“ (Habermas 1977, S. 244). Diesen Vollzug der Reflexion praktizieren<br />

die kritischen Forscher bspw. im Rahmen von ideologiekritischen Untersuchungen.<br />

Soziale Phänomene bzw. Ereignisse werden hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Voraussetzungen<br />

und Bedingungen untersucht. Die kritische Theorie knüpft am Kant´schen Aufklärungsbegriff<br />

an, der wiederum auf Mündigkeit und den Mut, mündig zu sein, abzielt (vgl.<br />

Wulf 1977, S. 157f.). In einer konstruktiven Variante ist sie aufklärerisch engagiert, in einer<br />

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