Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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verbundene moralische Problematik werden politischen und industriellen Systemen übertragen.<br />
Aus diesem Grund bezeichnet sich die Wissenschaft als „wertfrei“ (vgl. Van Reijen<br />
1984, S. 21).<br />
Zweitens kritisiert Adorno, dass Wissenschaft immer mehr „szientistisch“ wird. Indem sich<br />
die Forscher immer mehr auf quantifizierbare Daten und Lösungen beschränken, werden qualitative<br />
Methoden, mit deren Hilfe das Erleben von Individuen erforscht werden kann, ins<br />
unwissenschaftliche Abseits verbannt. Dadurch wird die Rechtfertigungsproblematik aus der<br />
Wissenschaft vollkommen ausgeklammert (vgl. ebd.).<br />
Drittens betont Adorno, dass bereits die Auswahl des Forschungsgebiets eine politische<br />
Angelegenheit ist (Entdeckungszusammenhang). Die Vertreter der Frankfurter Schule sind,<br />
wie K. Marx, der Ansicht, dass Wissenschaft gesellschaftlich bedingt ist (vgl. ebd., S. 34f.).<br />
Damit wären der Entstehungs-, Begründungs- und Verwertungszusammenhang von Forschung<br />
mit den Interessen der herrschenden Klasse einer Gesellschaft konfundiert.<br />
Welchen Anspruch soll die Soziologie nun erfüllen, um aus der Perspektive der Frankfurter<br />
Schule dieser Kritik standzuhalten? Der Schule geht es nicht um die Konzeption eines abstrakten<br />
wissenschaftlichen Systems (vgl. Van Reijen 1984, S. 22). Es wird eine Wissenschaft<br />
gefordert, die die Gesellschaft diagnostiziert und auf die Widersprüche in der Gesellschaft<br />
aufmerksam macht (Aufklärung!). Sie muss die Gesellschaft fortwährend kritisieren, um so<br />
zur Verbesserung der Lage der Menschen beizutragen. Gesellschaftliche und kulturelle Katastrophen,<br />
wie z.B. Auschwitz, dürfen sich nicht mehr wiederholen (vgl. ebd., S. 20; Müller-<br />
Doohm 1999, S. 58f., 65).<br />
„Nicht das Gute sondern das Schlechte ist der Gegenstand der Theorie. Sie setzt die Reproduktion des Lebens<br />
in den je bestimmten Formen schon voraus. Ihr Element ist die Freiheit, ihr Thema die Unterdrückung. Wo<br />
Sprache apologetisch wird, ist sie schon korrumpiert, ihrem Wesen nach vermag sie weder neutral noch praktisch<br />
zu sein.“ (Horkheimer/Adorno 1987, S. 249).<br />
Auch die Frage, warum das, was ist, nicht sein soll, bleibt unbeantwortet (vgl. Bubner<br />
1983, S. 38).<br />
Der Begriff der „Negativität“ eines Phänomens zielt bei Adorno auf das Falsche des Phänomens<br />
ab. Die Bezeichnung „falsch“ kann aber nur gebraucht werden, wenn ein Begriff der<br />
„Unwahrheit“ existiert, der auf die schlechte Wirklichkeit abstellt (vgl. Theunissen 1983, S.<br />
42). Denn sonst könnte man auch das kritische bzw. nicht-identische Denken nicht als wahr<br />
bezeichnen (vgl. ebd., S. 45). Es scheint, als ob die Vertreter der Frankfurter Schule einen<br />
Wahrheitsbegriff und damit ein Meinungsmonopol beanspruchen. Diesen Einwand würden<br />
die Klassiker vermutlich energisch zurückweisen. Adorno betont, dass kritisches Denken nur<br />
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