Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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erzeugt die Gesellschaft Leid für das Individuum. Dieses ist ein individualisiertes und damit<br />
subjektiv empfundenes Leid, da die Individuen auf sich allein gestellt sind (vgl. ebd.).<br />
Adorno und Horkheimer entdecken vor allem im Hinblick auf die Aufklärung einen gesellschaftlichen<br />
Widerspruch. In der Gesellschaft werden „Freiheit, Einheit und Brüderlichkeit“<br />
als Maßstäbe gesetzt, die aber nicht in die Praxis umgesetzt werden. Dies wird für sie vor allem<br />
vor dem Hintergrund des Faschismus im Dritten Reich offensichtlich (vgl. ebd., S. 20).<br />
Schließlich tritt durch die Aufklärung sogar eine neue Maxime hervor, die sich auf die Individuen<br />
auswirkt: die Zweckrationalität in der Ökonomie, die technische Rationalität im Sinne<br />
einer sich verselbständigenden Produktivkräfteentwicklung und die wissenschaftliche Rationalität.<br />
Die Rationalität wird hier als eine einseitige Vernunft verstanden, die auf die Beherrschung<br />
der äußeren und inneren Natur abstellt. D.h., es herrscht die Vorstellung bzw. die Ideologie,<br />
dass sich ein Mensch rational verhalten müsse und dass die Natur zu bändigen sei.<br />
Aus dieser folgen zwangsweise die Unfreiheit des Individuums, aber auch mögliche Risiken<br />
der Beherrschung der Natur (vgl. ebd., S. 10, 47; Müller-Doohm 1999, S. 66; Bonß/Honneth<br />
1982, S. 9).<br />
Aufklärung spielt in der Frankfurter Schule eine weitere Rolle: Die Konsequenz, die Adorno<br />
und Horkheimer selbst aus der Gesellschaft als negative Totalität ziehen, ist die Forderung<br />
nach einer über sich selbst aufgeklärten Aufklärung über die gesellschaftlichen Missstände als<br />
Kritik der Politik, Kritik der instrumentellen Vernunft und Ideologiekritik. Diese ist eine wesentliche<br />
Aufgabe der Soziologie (vgl. Müller-Doohm 1999, S. 67; Brick/Postone 1983, S.<br />
215).<br />
Methodik<br />
Ein wichtiges Arbeitsfeld des Instituts für Sozialforschung war schon immer die empirische<br />
Sozialforschung. Den Klassikern war es wichtig, die Verhältnisse in der Gesellschaft nicht zu<br />
beschreiben, sondern die unterschiedlichen Erscheinungsweisen eines sozialen Sachverhalts<br />
in seiner „Tiefe“ aufzudecken. Dieses Transparentmachen erfolgt anhand von bestimmten<br />
Plausibilitätskriterien 102 und mit dem Anspruch auf „Verbindlichkeit ohne System“ 103 (Adorno<br />
1977 zit. nach Müller-Doohm 1999, S. 57). Es bildet die Basis für eine gedankenexperimentelle<br />
Deutung, die weniger prozessual ausgerichtet ist (d.h. als Verstehensprozess wie in<br />
102 Manche Autoren weisen darauf hin, dass die Vertreter der Frankfurter Schule ihre Forschungsmethoden kaum<br />
operationalisiert haben. Es fehlt also ein konkreter Leitfaden, wie Forschung ablaufen soll (vgl. Bonß 1983, S.<br />
201; Bonß/Honneth 1982, S. 17).<br />
103 Die Klassiker fordern eine Forschung, in der die Interessen der Gesellschaft (diese wird auch als System<br />
bezeichnet) nicht einfließen. Andererseits muss diese auch eine moralische Verantwortung übernehmen.<br />
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