Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Klassiker schließt aus dem beobachtbaren Verhalten einzelner Individuen auf ein allgemeines<br />
soziales Verhalten innerhalb von Interaktionen (induktives Vorgehen). Auf der Basis<br />
dieser Beobachtungen formuliert Homans Hypothesen, die er empirisch prüft. Das Vorgehen<br />
ist hier deduktiv und orientiert sich wesentlich am „Hempel-Oppenheim-Schema“, wonach<br />
eine wissenschaftliche Erklärung und Voraussage eine eindeutige Struktur der Argumentation<br />
aufweisen und empirisch begründbar sein müssen (vgl. Homans 1974, S. 8). Die Erklärung<br />
eines singulären Ereignisses enthält immer ein „Explanandum“ und ein „Explanans“:<br />
Das Explanandum (z.B. Kooperation) ist das zu erklärende Phänomen. Zur wissenschaftlichen<br />
Erklärung dieses Phänomens ist das Explanans (hier: das Verhalten des Individuums)<br />
entscheidend, dieses besteht aus einem Gesetz (hier: die sechs Basishypothesen) und einer<br />
Randbedingung (vgl. ebd.).<br />
Die Interaktion wird als „Austausch“ definiert, bei dem sich die Akteure gegenseitig verstärken.<br />
98 Das Ergebnis des wechselseitig bezogenen Handelns der Interagierenden wird<br />
durch eine sog. „Payoff-Matrix“ berechenbar. Die Matrix ist mit der Entscheidungsmatrix der<br />
Spieltheorie identisch. Sie zeigt an, welches Handlungsergebnis sich ergeben würde, wenn ein<br />
Akteur unter Berücksichtigung bestimmter Handlungspläne des anderen Akteurs eine Entscheidung<br />
trifft.<br />
Theoretische Positionen<br />
Homans geht es in seiner Soziologie um die Erklärung von sozialen Phänomenen, nicht um<br />
deren Deutung. Im Vordergrund seiner Arbeit steht das Formulieren von Hypothesen, die<br />
Aussagen über die empirisch erfassbare Realität machen. Das Konzipieren von Begriffssystemen<br />
bzw. Kategorienschemata nimmt für ihn nicht nur eine untergeordnete Stellung ein,<br />
sondern wird sogar scharf kritisiert.<br />
„Much modern sociological theory seems to us to possess every virtue except that of explaining anything. Part<br />
of the trouble is that much of it consists of systems of categories, or pigeonholes, into which the theorist fits<br />
different aspects of social behavior. […] The science also needs a set of general propositions about the relationship<br />
among the categories, for without such propositions explanation is impossible. No explanation without<br />
propositions!” (Homans 1974, S. 10).<br />
Der Klassiker bezieht sich in seinen Arbeiten in erster Linie auf beobachtbares Verhalten,<br />
also auf erfassbares Handeln im Gegensatz zur Motivbildung des Handelns. Bei der Erklärung<br />
und Prognose des sozialen Handelns in Dyaden und Triaden zieht er die „payoff“-Matrix heran,<br />
bei größeren sozialen Gruppen ist diese Vorgehensweise jedoch nicht immer möglich.<br />
98 Eine Interaktion wird als Austausch definiert, andererseits substituiert der Klassiker „Interaktion“ oftmals mit<br />
„Austausch“. Dies ist eigentlich eine Tautologie. Homans wurde dafür von vielen Autoren scharf kritisiert<br />
(vgl. Boger 1986, S. 13).<br />
152