Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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chen. Auf der analytischen Ebene wird von konkreten Phänomenen als konkrete Handlungssysteme<br />
abstrahiert. Hier geht es um die strukturell-funktionale Analyse von Handlungssystemen.<br />
Handlungssysteme und ihre Subsysteme werden bezüglich der Struktur und Funktion<br />
zur Erhaltung des übergeordneten Systems untersucht. Die Trennung zwischen der Individual-/Mikroebene<br />
und der Meso/Makroebene ist nicht mehr gegeben, da Parsons den Menschen<br />
als Rollenkomplex erfasst. Ähnlicher Auffassung sind: Balog 2000, S. 192ff.; 93 Grathoff<br />
1989, S. 38.<br />
V3 – Verlauf des sozialen Wandels: V3.1<br />
Parsons Theorie des sozialen Wandels wird häufig als evolutiv beschrieben (vgl. Münch<br />
1999, S. 40; Savage 1981, S. 89; Mikl-Horke 2001, S. 228). Gemäß dem AGIL-Schema, das<br />
Parsons später konzipiert, steigert eine Gesellschaft ihre adaptiven Kapazitäten, ihre strukturelle<br />
Differenzierung, die Inklusion sozialer Gruppen und die Generalisierung von Werten<br />
(vgl. Münch 1999, S. 40). Sozialer Wandel ist also ein Prozess der funktionalen Differenzierung<br />
in Subsystemen und der Integration zum Erhalt des Systems (vgl. Mikl-Horke 2001, S.<br />
228f.), dieser verläuft kontinuierlich. So auch: Weiss 1994, S. 32f.<br />
V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.2*<br />
In der Literatur zu Parsons Theorien werden kein Ziel und kein konkretes Gesetz des sozialen<br />
Wandels genannt. Der Klassiker untersucht die Entwicklung der Gesellschaft von ihren<br />
Anfängen bis zur Moderne und diagnostiziert einen Wandel in Bezug auf die „Pattern Variables“.<br />
In traditionalen Gesellschaften ist die Einstellung des Akteurs mehr affektiv und er<br />
nimmt sein Gegenüber als „gesamte“ Person (Diffusität) wahr. Er orientiert sich an den Wertestandards<br />
seiner Gemeinschaft, erfasst sein Gegenüber als eine besondere Kategorie (z.B.<br />
„mein“ Freund) und lenkt seinen Blick auf dessen zugeschriebene Eigenschaften. In der modernen<br />
Gesellschaft ist die Einstellung des Akteurs mehr non-affektiv, er fokussiert nur einen<br />
bestimmten Rollenaspekt seines Gegenübers und orientiert sich an seinen eigenen Beurteilungsmaßstäben.<br />
Er erfasst sein Gegenüber in einer universalen Kategorie (z.B. „der“ Arzt)<br />
und lenkt seinen Blick auf dessen Leistungen (vgl. Parsons 1964 [1939], S.179; Schneider W.<br />
L. 2002, S. 128ff.). Wohin sich die Gesellschaft in Zukunft „bewegt“, diskutiert Parsons in<br />
seinen späteren Ausführungen über die Bürgergemeinschaft, die Träger eines „institutionalisierten<br />
Individualismus“ der modernen Gesellschaft sein könnte (vgl. Parsons 1964, S. 183 ff,<br />
93 Balog und Grathoff kritisieren Parsons: Die Soziologie Parsons konstituiert also eine „[…] selektive, durch die<br />
Theorie vorgegebene Perspektive“ (Balog 2000, S. 192), da die Annahmen über soziale Vorgänge bereits in<br />
den Begriffen der Theorie verankert sind, mittels der soziale Sachverhalte erst erfasst und analysiert werden<br />
(vgl. Balog, S. 194; Grathoff 1989, S. 38).<br />
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