Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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lungselement (vgl. Balog 2000, S. 189). 81 Dieser Maßstab gilt situationsübergreifend und ist<br />
relativ stabil (vgl. Münch 1999, S. 29). Normen sind daher, so Parsons, für die Erklärung der<br />
Stabilität sozialer Ordnung jenseits von Zufall und äußerem Zwang (z.B. durch einen Staat)<br />
geeignet.<br />
Im sog. „action frame of reference“ arbeitet Parsons den Zusammenhang zwischen normativen<br />
Standards und Strukturen von Handlungen heraus: In einer Handlungssituation kann ein<br />
Akteur mit bestimmten Mitteln unter Verausgabung von Energie ein bestimmtes Ziel anstreben.<br />
Er hat über Ziel und Mittel die Kontrolle, nicht jedoch über die Bedingungen der Situation.<br />
Unter den gegebenen Bedingungen wählt also der Akteur ein Ziel sowie die Möglichkeit<br />
zu dessen Erreichung (vgl. Parsons 1968a [1937], S. 43).<br />
Diese Auswahl (Selektion) ist aber nicht zufällig. Parsons und Shils betonen, dass ein Akteur<br />
vor seiner tatsächlichen Handlung immer situationsabhängig fünf Selektionen treffen<br />
muss (sog. „Pattern Variables“). Er muss entscheiden: 1. ob er affektiv oder affektiv-neutral,<br />
2. ob er selbst- oder kollektivorientiert, 3. ob er sein Gegenüber als eine partikularisierte oder<br />
universalistische Kategorie sieht, 4. ob er sich an dessen Leistung oder zugeschriebene Eigenschaft<br />
orientieren soll, 5. ob er seine Perspektive auf spezifische Rollenaspekte oder auf die<br />
„gesamte“ Person richten soll (vgl. Parsons/Shils (1967) [1951], S. 77; Schneider W. L. 2002,<br />
S. 131ff.).<br />
„[...] there is implied in the relations of these elements [Ziel, Mittel, Bedingungen und Normen, d. Verf.] a<br />
normative orientation of action, a teleological character. Action must always be thought of as involving a state of<br />
tension between two different orders of elements, the normative and the conditional. As process, action is, in<br />
fact, the process of alteration of conditional elements in the direction of conformity with norms. “ (Parsons<br />
1968b [1937], S. 732).<br />
Dass Handeln auf Normkonformität abzielt, bedeutet, dass sich ein Akteur beim Handeln<br />
um die Übereinstimmung mit normativen Standards bemüht (vgl. Schneider W. L. 2002, S.<br />
85). Die Orientierung nach Normen wird insbesondere vor dem Hintergrund der „doppelten<br />
Kontingenz“ plausibel:<br />
„There is double contingency inherent in interaction. On the one hand, ego´s gratifications are contingent on<br />
his selection among available alternatives. But in turn, alter´s reaction will be contingent on ego´s selection and<br />
will result from a complementary selection on alter´s part. Because of this double contingency, communication,<br />
which is the precondition of cultural patterns, could not exist without both generalization from the particularity<br />
of the specific situations (which are never identical for ego and alter) and stability of meaning which can only be<br />
assured by “conventions” observed by both parties ” (Hervorheb. i. Orig.) (Parsons/Shils 1967 [1951], S. 16).<br />
Handeln kann auf einer empirischen und theoretischen Ebene diskutiert werden (vgl. Parsons<br />
1964 [1945], S. 31ff.). Auf der empirischen Ebene ist „Handeln“ ein „konkretes Hand-<br />
81 Werte sind gewissermaßen Maßstäbe für Handlungsziele. Sie drücken aus, was erstrebenswert und wünschenswert<br />
ist, geben aber keine genaue Anweisung für das Handeln in konkreten Situationen. Dies übernehmen<br />
Normen, die die zulässigen Handlungsmittel bestimmen (vgl. Schneider W. L. 2002, S. 101).<br />
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