Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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schung von sozialen Phänomenen, sondern auch an der Verbesserung der sozialen Verhältnisse<br />
interessiert. Dieses mögliche Forschungsmotiv ist auch in Einklang mit seiner pragmatistischen<br />
Position zu bringen. So auch: Wenzel 1990, S. 15; Münch 2002, S. 268.<br />
V9 – Ontologisch: V9.3<br />
„Sinn entwickelt sich und liegt innerhalb des Bereiches der Beziehung zwischen der Geste eines bestimmten<br />
menschlichen Organismus und dem folgenden Verhalten dieses Organismus, wie es anderen menschlichen Organismen<br />
durch diese Geste angezeigt wird. […] In anderen Worten, die Beziehung zwischen einem gegebenen<br />
Reiz – als einer Geste – und den späteren Phasen der gesellschaftlichen Handlung, […], ist der Bereich, in dem<br />
Sinn oder Bedeutung entsteht und existiert. Sinn ist daher die Entwicklung einer objektiv gegebenen Beziehung<br />
zwischen bestimmten Phasen der gesellschaftlichen Handlung;“ (Mead 1968 [1934], S. 115).<br />
Diese These hat weitreichende Folgen für Meads Auffassung von der Beschaffenheit der<br />
Wirklichkeit. Sie wird durch die gemeinsamen Erfahrungen der Menschen konstituiert und<br />
objektiviert. Problematisch wird die Wirklichkeit, wenn ihr die Grundlage entzogen wird: die<br />
gemeinsame Erfahrung von Menschen (vgl. Mikl-Horke 2001, S. 193). Für die Kategorie<br />
„modifiziert relativistisch“ spricht auch, dass Mead offensichtlich gegen eine Trennung von<br />
Subjekt und Realität ist (vgl. ebd.).<br />
V10 - Epistemologisch: V10.3<br />
Morris (1968) fasst zusammen:<br />
„Er [Mead, d. Verf.] ist der Ansicht, daß die Welt, so wie sie von der Wissenschaft erfaßt wird, innerhalb der<br />
weiteren und reicheren, der von uns erfahrenen Welt steht; anstatt die ‚wahre’ Welt zu sein, durch welche die<br />
erfahrene Welt abgewertet wird, ist die Welt der Wissenschaft etwas, dessen Ursprung gerade in den Begriffen<br />
der Erfahrung erfaßt werden muß. Mead war daher der Ansicht, daß das physische Objekt, obwohl für die Wissenschaft<br />
primär, erfahrungsgemäß ein Derivat gesellschaftlicher Objekte, also dem Bereich der gesellschaftlich<br />
abgeleiteten Erfahrungen zuzurechnen sei. Nach Mead besteht die Welt der Wissenschaft aus dem, was für verschiedene<br />
Beobachter gleich und richtig ist – die Welt der gemeinsamen oder gesellschaftlichen Erfahrung, die<br />
symbolisch formuliert wird.“ (Morris 1968, S. 21f.).<br />
Eine wissenschaftliche Hypothese und ein „objektives“ Forschungsergebnis müssen in Bezug<br />
zu den gemeinsamen oder gesellschaftlichen Erfahrungen der Alltagswelt gebracht werden<br />
(vgl. Joas 1999, S. 185). Darüber hinaus lehnt es Mead ab, zwischen einer objektiven<br />
Erkenntnis der Wissenschaft und einem subjektiven Alltagswissen zu unterscheiden. So auch:<br />
Wenzel 1990, S. 110; Mikl-Horke 2001, S. 193.<br />
V11 – Methodologisch: V11.2*<br />
Mead befürwortet ein empirisches Vorgehen bei der Erforschung von sozialen Interaktionen.<br />
Dieses ist jedoch nicht quantitativ, sondern qualitativ ausgerichtet. Da sich sein Forschungsinteresse<br />
nicht nur auf den Ablauf von Reiz-Reaktions-Schemata, sondern auch auf<br />
die reflektierte Absicht von signifikanten Gesten richtet, ist seine Methode empirisch-qualitativ<br />
(vgl. Richter 2001, S. 187). Da die Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung im natürli-<br />
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