Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg

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und demokratische Problemlösung ist, kann sie sich nur tendenziell in Richtung Fortschritt entwickeln (vgl. ebd.). Mead hat also eine Vorstellung über die gesellschaftliche Entwicklung. So: Baldwin 1986, S. 126, 132. V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.1 Unter V4 wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich die moderne Gesellschaft, so Mead, aufgrund ihrer wissenschaftlichen und demokratischen Problemlösungskompetenz tendenziell in Richtung Verbesserung der sozialen Lebensverhältnisse entwickelt. Mead könnte demnach optimistisch in die Zukunft blicken. So auch: Baldwin 1986, S. 126, 132 V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.1 „Wir befassen uns hier besonders mit der Intelligenz auf der menschlichen Ebene, d.h. mit der gegenseitigen Anpassung der Handlungen verschiedener menschlicher Wesen innerhalb des menschlich-gesellschaftlichen Prozesses; eine Anpassung, die durch Kommunikation abgewickelt wird: durch Gesten auf den niedrigen Ebenen der menschlichen Entwicklung durch signifikante Symbole (Gesten, die einen Sinn haben und daher mehr als bloße Ersatzreize sind) auf den höheren Entwicklungsstufen.“ (Mead 1968 [1934], S. 115). Interaktionen sind Aushandlungs- und Herstellungsprozesse. Daher kann Mead der Kategorie „dynamisch-prozesshaft“ zugeordnet werden. So: Baldwin 1968, S. 13; Weiss 1993, 68f.; Prisching 1995, S. 495. Anthropologie (II) V7 – Anthropologie: V7.1 „Self“ kann sich nur durch und innerhalb gesellschaftliche(r) Prozesse bilden und erhalten. Mead spricht dem Individuum Handlungsfreiheit aber nicht ab. „Me“ als der gesellschaftlich bestimmte Teil der Identität hat einen Konterpart: das impulsive „I“, das nicht-sozial ist und in diesem Sinne frei handelt. Das Individuum ist damit kein „Anhängsel der Gesellschaft“. Es formt die Gesellschaft im gleichen Maße, wie es von ihr geformt wird (vgl. Morris 1968, S. 28). Mead nimmt vermutlich die Position „autonom“ ein. So auch: ebd.; Wenzel 1990, S. 42. Wissenschaftsforschung (III) V8 – Entdeckungszusammenhang: V8.1 Mead entwickelt seine Sozialpsychologie vor dem Hintergrund sozialer Probleme der US- Gesellschaft der Jahrhundertwende (ca. 1900), die infolge der Industrialisierung, der Urbanisierung und Einwanderung allmählich entstanden sind. Sein Konzept ist eine Theorie der Interaktion und Kooperation, die als Grundlage für die Lösung sozialer Probleme in Chicago gedacht war (vgl. Münch 2002, S. 267f.). Als Wissenschafter war er nicht nur an der Erfor- 129

schung von sozialen Phänomenen, sondern auch an der Verbesserung der sozialen Verhältnisse interessiert. Dieses mögliche Forschungsmotiv ist auch in Einklang mit seiner pragmatistischen Position zu bringen. So auch: Wenzel 1990, S. 15; Münch 2002, S. 268. V9 – Ontologisch: V9.3 „Sinn entwickelt sich und liegt innerhalb des Bereiches der Beziehung zwischen der Geste eines bestimmten menschlichen Organismus und dem folgenden Verhalten dieses Organismus, wie es anderen menschlichen Organismen durch diese Geste angezeigt wird. […] In anderen Worten, die Beziehung zwischen einem gegebenen Reiz – als einer Geste – und den späteren Phasen der gesellschaftlichen Handlung, […], ist der Bereich, in dem Sinn oder Bedeutung entsteht und existiert. Sinn ist daher die Entwicklung einer objektiv gegebenen Beziehung zwischen bestimmten Phasen der gesellschaftlichen Handlung;“ (Mead 1968 [1934], S. 115). Diese These hat weitreichende Folgen für Meads Auffassung von der Beschaffenheit der Wirklichkeit. Sie wird durch die gemeinsamen Erfahrungen der Menschen konstituiert und objektiviert. Problematisch wird die Wirklichkeit, wenn ihr die Grundlage entzogen wird: die gemeinsame Erfahrung von Menschen (vgl. Mikl-Horke 2001, S. 193). Für die Kategorie „modifiziert relativistisch“ spricht auch, dass Mead offensichtlich gegen eine Trennung von Subjekt und Realität ist (vgl. ebd.). V10 - Epistemologisch: V10.3 Morris (1968) fasst zusammen: „Er [Mead, d. Verf.] ist der Ansicht, daß die Welt, so wie sie von der Wissenschaft erfaßt wird, innerhalb der weiteren und reicheren, der von uns erfahrenen Welt steht; anstatt die ‚wahre’ Welt zu sein, durch welche die erfahrene Welt abgewertet wird, ist die Welt der Wissenschaft etwas, dessen Ursprung gerade in den Begriffen der Erfahrung erfaßt werden muß. Mead war daher der Ansicht, daß das physische Objekt, obwohl für die Wissenschaft primär, erfahrungsgemäß ein Derivat gesellschaftlicher Objekte, also dem Bereich der gesellschaftlich abgeleiteten Erfahrungen zuzurechnen sei. Nach Mead besteht die Welt der Wissenschaft aus dem, was für verschiedene Beobachter gleich und richtig ist – die Welt der gemeinsamen oder gesellschaftlichen Erfahrung, die symbolisch formuliert wird.“ (Morris 1968, S. 21f.). Eine wissenschaftliche Hypothese und ein „objektives“ Forschungsergebnis müssen in Bezug zu den gemeinsamen oder gesellschaftlichen Erfahrungen der Alltagswelt gebracht werden (vgl. Joas 1999, S. 185). Darüber hinaus lehnt es Mead ab, zwischen einer objektiven Erkenntnis der Wissenschaft und einem subjektiven Alltagswissen zu unterscheiden. So auch: Wenzel 1990, S. 110; Mikl-Horke 2001, S. 193. V11 – Methodologisch: V11.2* Mead befürwortet ein empirisches Vorgehen bei der Erforschung von sozialen Interaktionen. Dieses ist jedoch nicht quantitativ, sondern qualitativ ausgerichtet. Da sich sein Forschungsinteresse nicht nur auf den Ablauf von Reiz-Reaktions-Schemata, sondern auch auf die reflektierte Absicht von signifikanten Gesten richtet, ist seine Methode empirisch-qualitativ (vgl. Richter 2001, S. 187). Da die Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung im natürli- 130

und demokratische Problemlösung ist, kann sie sich nur tendenziell in Richtung Fortschritt<br />

entwickeln (vgl. ebd.). Mead hat also eine Vorstellung über die gesellschaftliche Entwicklung.<br />

So: Baldwin 1986, S. 126, 132.<br />

V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.1<br />

Unter V4 wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich die moderne Gesellschaft, so Mead,<br />

aufgrund ihrer wissenschaftlichen und demokratischen Problemlösungskompetenz tendenziell<br />

in Richtung Verbesserung der sozialen Lebensverhältnisse entwickelt. Mead könnte demnach<br />

optimistisch in die Zukunft blicken. So auch: Baldwin 1986, S. 126, 132<br />

V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.1<br />

„Wir befassen uns hier besonders mit der Intelligenz auf der menschlichen Ebene, d.h. mit der gegenseitigen<br />

Anpassung der Handlungen verschiedener menschlicher Wesen innerhalb des menschlich-gesellschaftlichen<br />

Prozesses; eine Anpassung, die durch Kommunikation abgewickelt wird: durch Gesten auf den niedrigen Ebenen<br />

der menschlichen Entwicklung durch signifikante Symbole (Gesten, die einen Sinn haben und daher mehr als<br />

bloße Ersatzreize sind) auf den höheren Entwicklungsstufen.“ (Mead 1968 [1934], S. 115).<br />

Interaktionen sind Aushandlungs- und Herstellungsprozesse. Daher kann Mead der Kategorie<br />

„dynamisch-prozesshaft“ zugeordnet werden. So: Baldwin 1968, S. 13; Weiss 1993, 68f.;<br />

Prisching 1995, S. 495.<br />

Anthropologie (II)<br />

V7 – Anthropologie: V7.1<br />

„Self“ kann sich nur durch und innerhalb gesellschaftliche(r) Prozesse bilden und erhalten.<br />

Mead spricht dem Individuum Handlungsfreiheit aber nicht ab. „Me“ als der gesellschaftlich<br />

bestimmte Teil der Identität hat einen Konterpart: das impulsive „I“, das nicht-sozial ist und<br />

in diesem Sinne frei handelt. Das Individuum ist damit kein „Anhängsel der Gesellschaft“. Es<br />

formt die Gesellschaft im gleichen Maße, wie es von ihr geformt wird (vgl. Morris 1968, S.<br />

28). Mead nimmt vermutlich die Position „autonom“ ein. So auch: ebd.; Wenzel 1990, S. 42.<br />

Wissenschaftsforschung (III)<br />

V8 – Entdeckungszusammenhang: V8.1<br />

Mead entwickelt seine Sozialpsychologie vor dem Hintergrund sozialer Probleme der US-<br />

Gesellschaft der Jahrhundertwende (ca. 1900), die infolge der Industrialisierung, der Urbanisierung<br />

und Einwanderung allmählich entstanden sind. Sein Konzept ist eine Theorie der Interaktion<br />

und Kooperation, die als Grundlage für die Lösung sozialer Probleme in Chicago<br />

gedacht war (vgl. Münch 2002, S. 267f.). Als Wissenschafter war er nicht nur an der Erfor-<br />

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