Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Methodik<br />
Einerseits betont Mead, wie auch andere Pragmatisten, die Relevanz von naturwissenschaftlichen<br />
Methoden für das Testen von Hypothesen wie auch für den wissenschaftlichen<br />
Fortschritt überhaupt (vgl. Baldwin 1986, S. 23). Andererseits wendet er diese in seiner Forschung<br />
nicht an, sondern beschränkt sich auf „einfache“ Beobachtungen ohne die Anwendung<br />
von Messinstrumenten und Berechnung von Zahlenwerten (vgl. Morris 1968, S. 15).<br />
Dieser Widerspruch wird vor dem Hintergrund der theoretischen Position Meads, wie noch<br />
gezeigt wird, offensichtlich: Als Sympathisant des Pragmatismus versucht er „mind“ und<br />
„self“ aus dem Handeln, insbesondere dem sozialen Handeln in sozialen Interaktionen, zu<br />
erklären. Die Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung ist daher ein wesentlicher Bestandteil<br />
seiner Methodik. Da sich sein Forschungsinteresse aber nicht nur auf den Ablauf von Reiz-<br />
Reaktions-Schemata, sondern auf die reflektierte Absicht von signifikanten Gesten und die<br />
Genese von Bewusstseinsstrukturen bezieht, erweitert er sein Repertoire um Methoden des<br />
Verstehens (vgl. Wenzel 1990, S. 97f.). Mead fordert eine systematische Vorgehensweise und<br />
die Ausrichtung am Gütemaßstab der Objektivität: der Forscher muss möglichst viel Material<br />
über den Gegenstand sammeln, kein Indiz unberücksichtigt lassen und die Hypothesen und<br />
die Problemstellung fortlaufend dem Forschungsstand anpassen (vgl. ebd., S. 99; Cook 1993,<br />
S. 73).<br />
Mit Hilfe dieser beiden Methodentypen spürt Mead Interaktionsprozesse auf, indem er den<br />
unhinterfragten Alltag der Interagierenden explizit mit einbezieht. 75 Die Alltagswelt wird erst<br />
hinterfragt, wenn das Handeln der Einzelnen gehemmt und dadurch problematisch wird. Der<br />
Forscher hat sein Augenmerk auf diese Handlungshemmung und die Problematisierung der<br />
Alltagswelt zu richten, diese einer reflektierenden Analyse zu unterziehen und Ursachen-<br />
Wirkungszusammenhänge zu suchen (vgl. Wenzel 1990, S. 98).<br />
Theoretische Positionen<br />
In Bezug auf Meads theoretische Position werden in der Literatur drei Richtungen genannt:<br />
1. Behaviorismus, 2. Funktionalistische Psychologie, 3. Pragmatismus. Mead bezeichnet sich<br />
selbst als Behaviorist, er distanziert sich jedoch vom klassischen Behaviorismus à la John B.<br />
Watson (vgl. Cook 1993, S. 67f.). Da er die Bewusstseinsstrukturen der handelnden Individu-<br />
75 Mead geht hier in Übereinstimmung mit seiner Theorie vor: Bewusstseinstrukturen sind nicht a priori gegeben,<br />
sondern entwickeln sich innerhalb von und durch soziale Interaktionsprozesse. Daher muss auch der Forscher<br />
bei der Erforschung von sozialen Phänomenen derartige Prozesse in der sozialen Umwelt berücksichtigen.<br />
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