Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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eine derartige soziale Interaktion überhaupt erst die Zuweisung von Bedeutungen, indem es<br />
dem Individuum die Haltung der anderen bewusst werden lässt und „[…] es in eine Lage versetzt,<br />
sein weiteres Verhalten im Lichte dieser Haltung dem ihrigen anzupassen.“ (ebd., S.<br />
85). Die Geste ist dann signifikant, wenn diese bei sämtlichen Mitgliedern einer Gesellschaft<br />
die gleiche Reaktion bzw. Haltung auslöst. 73 Mead spricht dann von „signifikanten Symbolen“.<br />
Beispielhaft für ein System „signifikanter Symbole“ ist die Sprache. Die Anwendung<br />
dieser Symbole ist nur dann möglich, wenn eine reflektierte Absicht des Verhaltens besteht<br />
und „mind“ existiert. Oder anders formuliert: durch soziale Interaktionsprozesse entwickelt<br />
sich „mind“, indem das Individuum die Perspektiven der anderen in Interaktionen übernimmt;<br />
dadurch bildet es die Fähigkeit aus, sich selbst Objekt zu sein und seine Reaktionen zu verzögern<br />
(vgl. Abels 1998, S. 24; Morris 1968, S. 26). 74<br />
Auf der ontogenetischen Ebene bedeutet das: Die Übernahme und Anpassung der Haltung<br />
anderer (sog. „Role-taking“) geschieht durch Internalisierung im Rahmen des Sozialisationsprozesses,<br />
d.h. wiederum durch soziale und innerhalb von sozialen Interaktionen. Mead unterscheidet<br />
in der ontogenetischen Entwicklung von Identität („self“) zwei Phasen: 1. „play“:<br />
Beim kindlichen Spiel übernimmt das Individuum nacheinander die Rollen von bestimmten<br />
Personen, die in seinem Leben eine große Bedeutung haben (sog. „signifikante Andere“); 2.<br />
„game“: Beim Wettkampf muss sich das kindliche Individuum mit den Rollen aller am Spiel<br />
Beteiligten gleichzeitig identifizieren und diese auch einnehmen können. Dazu muss es die<br />
Haltung des „generalisierten Anderen“ übernehmen, d.h. die Übernahme der Rollen verallgemeinern<br />
(vgl. Morris 1968, S. 27).<br />
„I“ und „Me“ sind zwei Aspekte der Identität („self“), die sich im Zuge der Identitätsentwicklung<br />
vom „play“ zum „game“ ausdifferenzieren. „I“ ist das Prinzip der nicht-sozialen<br />
Impulse und Aktionen des Individuums. „Me“ ist das Prinzip der organisierten und verinnerlichten<br />
Rollenmuster des „generalisierten Anderen“, das auch die Erwartungen der Gesellschaft<br />
(soziale Normen, Werte) widerspiegelt (vgl. ebd.; Abels 1998, S. 33ff.). „Self“ konstituiert<br />
sich mit der Entwicklung von „I“ und „Me“ und erreicht seine Reife, wenn das Individuum<br />
die Rolle bzw. den Standpunkt von sozialen Institutionen übernehmen kann (vgl. Abels<br />
1998, S. 31).<br />
73<br />
Während einer nicht-signifikanten Geste, wie z.B. das Heben des Arms, keine bestimmte Bedeutung zugemessen<br />
werden kann, ist das bei der signifikanten Geste der „geballten Faust“ sehr wohl der Fall. Das Heben des<br />
Arms wird weniger wahrscheinlich eine spezifische Reaktion bei anderen Individuen hervorheben als die geballte<br />
Faust, hier könnte das reizempfangende Individuum z.B. eine Angstreaktion zeigen.<br />
74<br />
„Mind“ kommt insbesondere durch „Denken“ zum Ausdruck, das Mead als ein nach „Innen“ verlegtes Gespräch<br />
erfasst (vgl. Mead 1968 [1934], 108).<br />
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