Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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ermöglicht, andererseits aber auch die Gefahr der Vereinsamung birgt. Das Individuum kann<br />
mit dieser Tendenz also konstruktiv umgehen oder dabei versagen (vgl. Simmel 1983 [1888],<br />
S. 53f.; Helle 2001, S. 57f.; Dahme 1983, S. 18).<br />
Diese Ambivalenz drückt sich auch in den unterschiedlichen Stellenwerten aus, den das Individuum<br />
in Simmels Soziologie hat: es ist als Gestalter von Wechselwirkungen aktiv und als<br />
Rollenträger innerhalb eines sozialen Gebildes passiv. Individualität kann sich nur in einer<br />
sozialen Gemeinschaft ausbilden, das Individuum selbst ist aber niemals ein total vergesellschaftetes<br />
Wesen (vgl. Simmel (1983) [1917], S. 268; Dreyer 1995, S. 78). Damit wird auch<br />
die Frage beantwortet, wie Gesellschaft überhaupt möglich sei: „Soziale Kreise“ haben „[…]<br />
das Eigentümliche, den Einzelnen nicht als Einzelnen, sondern als Mitglied eines Kreises zu<br />
ergreifen und ihn als solchen weiteren Kreisen einzugliedern.“ (Simmel 1968 [1908], S. 312).<br />
Menschen verallgemeinern also ihr Gegenüber, so dass dieses einem „sozialen Kreis“ zugerechnet<br />
werden kann.<br />
Charakterisierung der theoretischen Positionen<br />
Gesellschaft (I)<br />
V1 – Perspektive und Auffassung von Gesellschaft: V1.3*<br />
Die Gesellschaft besteht aus Relationen, die von Individuen geschaffen werden. Durch einen<br />
Formungsprozess werden soziale Gebilde objektiviert. Diese weisen dann eine eigene<br />
Struktur auf, die wiederum auf die Individuen zurückwirken kann. In der dynamischen Wechselwirkung<br />
zwischen Individuen und sozialen Gebilden wird Kultur (wie z.B. Sprache,<br />
Schrift) geschaffen. In der Literatur betonen einige Autoren, dass Simmels Beschreibung und<br />
Erklärung am Handeln von Individuen und an ihren Interaktionen ansetzt (vgl. Münch 2002,<br />
S. 208). Nach Meinung der Verfasserin beschreibt und erklärt Simmel soziale Phänomene<br />
aber grundsätzlich von beiden Ebenen her, da er eine Wechselwirkung zwischen beiden Ebenen<br />
unterstellt:<br />
„Seine Soziologie wurde zur Sozialpsychologie, die sich mit der Beeinflussung der Individuen<br />
durch das Vergesellschaftet-Sein beschäftigte.“ (Mikl-Horke 2001, S. 112). So auch:<br />
Helle 2001, S. 130; Nicht so: Münch 2002, S. 208.<br />
V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.3<br />
Simmel thematisiert die Konstitution von Interaktionen in sozialen Gruppen, von Wert- und<br />
Normensysteme in sozialen Gebilden, sowie die Auswirkungen der Arbeitsteilung. In Simmel<br />
(1983) [1888] wird die Ausbildung von Individualität und die Ausdehnung von sozialen<br />
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