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sellschaft aus und rekonstruiert in seinen historischen Schriften verschiedene Herrschaftstypen. Der Klassiker betont nicht ausdrücklich, dass sich die Gesellschaft revolutionärdiskontinuierlich wandelt. Machtgegensätze spielen aber andererseits eine unübersehbar wichtige Rolle in seiner Soziologie. V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.2 Der Klassiker hat sich in seinen Forschungsarbeiten häufig mit Kreisläufen auseinandergesetzt, allerdings hat er alle zyklischen und linearen Theorien abgelehnt (Kalberg 1989, S. 434). In seinen Werken behauptet Weber nirgendwo, dass er den gesellschaftlichen Wandel in einer hierarchisch aufsteigenden Reihenfolge auffasst (vgl. Sukale 1995, S. 11). Gestützt wird dies durch Webers Standpunkt, dass Wissenschaft nicht mit dem Aufspüren von Gesetzen identisch ist. Andererseits stellt er eine gesellschaftliche Tendenz zur Rationalisierung fest, die sämtliche Teilbereiche ergreift. Damit könnte Weber eine relativ konkrete Vorstellung haben, in welche Richtung sich die Gesellschaft wandeln könnte. V5 – Bewertung des Wandels: V5.2 Der Tendenz der zunehmenden Rationalisierung und dem stärker werdenden Kapitalismus steht Weber skeptisch gegenüber. Dies wird von vielen Autoren betont: Kaesler 1995, S. 201; Münch 2002, S. 47f.; Wehrspaun 1994, S. 19. V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.2 Weber hat sich weniger mit fortwährend-wechselnden Austauschprozessen zwischen Individuen auseinander gesetzt, sondern eher mit grundsätzlichen und dauerhaften Gesetzmäßigkeiten des sozialen Zusammenlebens. So weist z.B. Kalberg (1989) auf den Weberschen Begriff der „Eigengesetzlichkeit“ 61 hin. Dieser Begriff impliziert „eine bestimmte Kontinuität des Handelns, die zufälligem Handeln oder anderen, konkurrierenden Handlungsorientierungen Widerstand entgegensetzt“ (Kalberg 1989, S. 430). In seinen historischen Studien untersucht der Klassiker die Bedingungen des Kapitalismus und spürt unter anderem die Gesetzmäßigkeiten des okzidentalen Rationalismus auf. Sein Interesse gilt den langfristigen historischen Entwicklungen der Gesellschaft und den Strukturregelmäßigkeiten von Handeln. So auch: Kaesler 1995, S. 198; Münch 2002, S. 148. Anthropologie (II) V7 – Anthropologie: V7.1 61 „Eigengesetzlichkeit“ kennzeichnet regelmäßiges, relativ zielgerichtetes und dauerhaft wiederkehrendes Handeln (vgl. Kalberg 1989, S. 430). 113

Die Verstehende Soziologie will das soziale Handeln von Menschen verstehen. Da sie soziale Gebilde als Abläufe von sozialem Handeln begreift und den Strukturbegriff offensichtlich ablehnt, könnte den Menschen ein hoher Grad an Handlungsautonomie und Entscheidungsfreiheit zukommen. Dafür spricht auch, dass Weber soziale Macht als eine soziale Beziehung versteht (vgl. Weber 1995 [1921], S. 311). Ein Individuum A kann nur in einer sozialen Beziehung zu Individuum B und nicht von diesem unabhängig Macht ausüben. Die jeweilige Machtgrundlage setzt sich immer aus der objektiven Machtgrundlage A´s (d.h. die Chance, den eigenen Willen durchzusetzen) plus der symbolischen Machtgrundlage B´s (seine Motivlage, Legitimierung, Erwartungshaltung) zusammen (vgl. Burkolter-Trachsel 1981, S. 21f.). Die Legitimität einer Ordnung wird immer durch die Akteure selbst hergestellt. So auch: Mommsen 1974, S. 220f.; Wissenschaftsforschung (III) V 8 – Entdeckungszusammenhang: V8.2 Das Interesse für den Zusammenhang zwischen der protestantischen Ethik und dem Kapitalismus ragt in Webers Forschungsarbeit besonders hervor. Seine verstehende Soziologie entwickelte der Klassiker erst später. Die Beschäftigung mit der oben genannten Thematik könnte dazu beigetragen haben, dass sich Weber mit methodologischen Problemen auseinander gesetzt hat. Andererseits hat er auch eine neue Sichtweise geschaffen, wie Soziologie zu betreiben ist. Sie muss sich auf soziales Handeln konzentrieren. Allerdings ist seine Methodologie nicht „neuartig“ für seine Zeit. Weber vermittelt vielmehr zwischen einer kausalanalytischen und hermeneutischen Methodenposition. Die Verfasserin wählt daher die Kategorie V8.2 V9 – Ontologisch: V9.2* Die Wirklichkeit weist unendlich viele erforschbare Phänomene auf, so dass der Forscher diese niemals vollkommen erfassen kann. Im Umkehrschluss kann die Wirklichkeit in ihrer Ganzheit und Spezifität nicht durch generelle Regelmäßigkeiten festgehalten werden (vgl. Tenbruck 1994, S. 383). „Was sich nun als Resultat des bisher Gesagten ergibt, ist, daß eine ‚objektive’ Behandlung der Kulturvorgänge in einem Sinne, dass als idealer Zweck der wissenschaftlichen Arbeit die Reduktion des Empirischen auf ‚Gesetze’ zu gelten hätte, sinnlos ist.“ (Weber 1973 [1904], S. 181.) Dies würde auf die Kategorie V10.2 hindeuten. V10 - Epistemologisch: V10.2 114

Die Verstehende Soziologie will das soziale Handeln von Menschen verstehen. Da sie soziale<br />

Gebilde als Abläufe von sozialem Handeln begreift und den Strukturbegriff offensichtlich<br />

ablehnt, könnte den Menschen ein hoher Grad an Handlungsautonomie und Entscheidungsfreiheit<br />

zukommen. Dafür spricht auch, dass Weber soziale Macht als eine soziale Beziehung<br />

versteht (vgl. Weber 1995 [1921], S. 311). Ein Individuum A kann nur in einer sozialen Beziehung<br />

zu Individuum B und nicht von diesem unabhängig Macht ausüben. Die jeweilige<br />

Machtgrundlage setzt sich immer aus der objektiven Machtgrundlage A´s (d.h. die Chance,<br />

den eigenen Willen durchzusetzen) plus der symbolischen Machtgrundlage B´s (seine Motivlage,<br />

Legitimierung, Erwartungshaltung) zusammen (vgl. Burkolter-Trachsel 1981, S. 21f.).<br />

Die Legitimität einer Ordnung wird immer durch die Akteure selbst hergestellt. So auch:<br />

Mommsen 1974, S. 220f.;<br />

Wissenschaftsforschung (III)<br />

V 8 – Entdeckungszusammenhang: V8.2<br />

Das Interesse für den Zusammenhang zwischen der protestantischen Ethik und dem Kapitalismus<br />

ragt in Webers Forschungsarbeit besonders hervor. Seine verstehende Soziologie entwickelte<br />

der Klassiker erst später. Die Beschäftigung mit der oben genannten Thematik könnte<br />

dazu beigetragen haben, dass sich Weber mit methodologischen Problemen auseinander<br />

gesetzt hat. Andererseits hat er auch eine neue Sichtweise geschaffen, wie Soziologie zu<br />

betreiben ist. Sie muss sich auf soziales Handeln konzentrieren. Allerdings ist seine Methodologie<br />

nicht „neuartig“ für seine Zeit. Weber vermittelt vielmehr zwischen einer kausalanalytischen<br />

und hermeneutischen Methodenposition. Die Verfasserin wählt daher die Kategorie<br />

V8.2<br />

V9 – Ontologisch: V9.2*<br />

Die Wirklichkeit weist unendlich viele erforschbare Phänomene auf, so dass der Forscher<br />

diese niemals vollkommen erfassen kann. Im Umkehrschluss kann die Wirklichkeit in ihrer<br />

Ganzheit und Spezifität nicht durch generelle Regelmäßigkeiten festgehalten werden (vgl.<br />

Tenbruck 1994, S. 383).<br />

„Was sich nun als Resultat des bisher Gesagten ergibt, ist, daß eine ‚objektive’ Behandlung der Kulturvorgänge<br />

in einem Sinne, dass als idealer Zweck der wissenschaftlichen Arbeit die Reduktion des Empirischen auf<br />

‚Gesetze’ zu gelten hätte, sinnlos ist.“ (Weber 1973 [1904], S. 181.)<br />

Dies würde auf die Kategorie V10.2 hindeuten.<br />

V10 - Epistemologisch: V10.2<br />

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