Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
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Klassiker einen Prozess der gesellschaftlichen Rationalisierung in Form einer Gesamtentwicklung<br />
mit unterschiedlichen Teilerscheinungen: Dazu gehören bspw. die Ausdifferenzierung<br />
der kapitalistischen Wirtschaft und des modernen Staates. Der organisatorische Kern des<br />
kapitalistischen Wirtschaftens besteht u. a. im effizienten Einsatz formell freier Arbeitskräfte<br />
und in der technischen Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse (vgl. Habermas 1988, S.<br />
226f.). Die „kulturelle Rationalisierung“ erstreckt sich einerseits auf jede „Erweiterung des<br />
empirischen Wissens, der Prognosefähigkeit, der instrumentellen und organisatorischen Beherrschung<br />
empirischer Vorgänge“ (ebd., S. 228), andererseits auf eine spezifische methodische<br />
Lebensführung.<br />
„Handeln“ und „Soziales Handeln“ definiert Weber folgendermaßen:<br />
„‚Handeln’ soll […] ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder<br />
Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handlenden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales’<br />
Handeln soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn<br />
nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ [Hervorheb. i. Orig.]<br />
(Weber 1980 [1922], S. 1).<br />
Die Komponente „subjektiv gemeinter Sinn“ meint weder ein „richtigkeitsrationales Handeln“<br />
(Weber 1973 [1913], S. 433), noch einen „metaphysisch wahren“ Sinn, sondern einen<br />
Sinn, der vom Urheber eines Verhaltens mit eben diesem verknüpft wird. D.h., der Akteur<br />
verfolgt mit seinem Verhalten eine bestimmte Absicht (vgl. ebd.). Soziales Handeln kann<br />
zweckrational, wertrational, affektuell und traditional bestimmt sein. Die vier Handlungstypen<br />
sind sog. „Idealtypen“ des Handelns, die begrifflich konstruierte reine Typen des Handelns<br />
darstellen und mit einem in der Realität tatsächlich abgelaufenen Handeln nicht übereinstimmen<br />
müssen (Genaueres dazu siehe S. 110).<br />
Eine soziale Beziehung ist ein wechselseitig aufeinander bezogenes soziales Handeln von<br />
mindestens zwei Akteuren, die ihr eigenes Handeln am Verhalten des jeweils anderen orientieren.<br />
Dies impliziert die gemeinsame Anwesenheit der Akteure und das Wissen vom Tun<br />
des jeweils anderen Akteurs. Soziale Beziehungen können eine gewisse Dauerhaftigkeit aufweisen,<br />
d.h. immer wiederkehren, und damit längerfristig bestehen. Eine wichtige Voraussetzung<br />
dafür ist, dass die Fortdauer der sozialen Beziehung auf der Ebene der Erwartbarkeit<br />
beziehungskonformen Handelns verankert ist (vgl. Schneider Wolfgang L. 2002, S. 59). 59<br />
59 Eine Freundschaft zwischen Akteuren, als Beispiel für eine dauerhafte soziale Beziehung, ist insbesondere<br />
dadurch gekennzeichnet, dass beide im Fall des Zusammentreffens Erwartungen an das Verhalten des jeweils<br />
anderen haben, die dem Sinn der sozialen Beziehung entspricht (vgl. ebd.). Die Erwartungen der Akteure an<br />
das Verhalten des jeweils anderen und der Sinn, den beide mit der sozialen Beziehung verknüpfen, können idealiter<br />
konform sein („objektiv beidseitig“), d.h. nicht divergieren. Eine genaue Übereinstimmung des wechselseitig<br />
unterstellten Sinns ist für das Bestehen einer sozialen Beziehung aber nicht notwendig (vgl. ebd.),<br />
„[...] dann verbinden eben die Beteiligten mit ihrem Handeln einen verschiedenen Sinn: die soziale Beziehung<br />
ist insoweit von beiden Seiten objektiv ‚einseitig’“ (Weber 1980 [1922], S. 14).<br />
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