Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ist für ihn der Verlauf des sozialen Wandels nicht fix vorgezeichnet. Arbeitsteilung führt zu<br />
einer Vervielfältigung des lebensnotwendigen Austauschs zwischen den Gesellschaftsmitgliedern,<br />
daher „erscheint in der Tat die Erwartung einer Art interaktioneller Wiedergesundung<br />
der Gesellschaft als begründbare Zukunftsperspektive“ (Luhmann 1996, S. 34). Die<br />
Verfasserin vermutet also, dass Durkheim eine bestimmte Entwicklung der Gesellschaft im<br />
Sinn gehabt hat. So auch: ebd.; Müller 1999, S. 159, Aron 1971 S. 17.<br />
V5 – Bewertung des sozialen Wandels: V5.1*<br />
Durkheim untersucht die seinerzeitige französische Gesellschaft und zeigt, dass die Gesellschaft<br />
durchaus pathologische Züge aufweist. Die anomische und erzwungene Arbeitsteilung<br />
sind jedoch vermeidbar, da die organische Solidarität lebensnotwendige Kontakte ermöglicht<br />
(vgl. Luhmann 1996, S. 34). Einige Autoren gehen davon aus, dass Durkheim optimistisch in<br />
die Zukunft blickt. So: Turner 1993, S. 3; Müller S. 159; Aron 1971, S. 17, 38.<br />
V6 – Muster und Ordnung des sozialen Zusammenlebens: V6.2*<br />
Durkheim interessiert sich für die Regelstrukturen des sozialen Zusammenlebens, die bei<br />
der mechanischen Solidarität auf gemeinsamen Gefühlen, Weltanschauungen und repressiven<br />
Gesetzen, bei der organischen Solidarität auf Verträgen, aber auch gemeinsamen Gefühlen<br />
basieren. Die repressiven Gesetze dienen, so Durkheim, der Wiederherstellung der Gemeinsamkeiten,<br />
wenn Regeln des Zusammenlebens verletzt werden (vgl. Hillmann 1994, S. 164).<br />
Der Klassiker könnte daher der Kategorie „statisch-funktional“ zugeordnet werden.<br />
Anthropologie (II)<br />
V7 – Anthropologie: V7.2<br />
„Sobald im Schoß einer politischen Gesellschaft eine bestimmte Anzahl von Individuen Ideen, Interessen, Gefühle<br />
und Beschäftigungen gemeinsam haben, die der Rest der Bevölkerung nicht mit ihnen teilt, ist es unvermeidlich,<br />
daß sie sich unter dem Einfluß dieser Gleichartigkeit wechselseitig angezogen fühlen, daß sie sich<br />
suchen, in Verbindung treten, sich vereinen und auf diese Weise nach und nach eine engere Gruppe gebildet ist,<br />
entsteht in ihr ein moralisches Leben, das auf natürliche Weise den Stempel der besonderen Bedingungen trägt,<br />
in denen es entstanden ist. […] Nun ist aber diese Bindung an etwas, was das Individuum überschreitet, diese<br />
Unterordnung der Einzelinteressen unter ein Gesamtinteresse, die eigentliche Quelle jeder moralischen Tätigkeit.<br />
Damit sich nun dieses Gefühl präzisieren und bestimmen und auf die gewöhnlichsten oder bedeutsamsten Umstände<br />
auswirken kann, überträgt es sich in bestimmte Formeln; und infolgedessen entsteht ein Korpus moralischer<br />
Regeln. Dieses Ergebnis entsteht aus sich selbst und aus der Macht der Verhältnisse heraus und ist doch<br />
gleichzeitig nützlich, und das Gefühl seiner Nützlichkeit trägt dazu bei, es zu festigen.“ (vgl. Durkheim 1996<br />
[1893], S. 56).<br />
Die Vermittlung von sozialer Ordnung und individueller Freiheit von Individuen wird in<br />
Durkheims moralischen Beiträgen augenscheinlich einseitig als Unterordnung der individuellen<br />
Interessen unter die gesellschaftlichen gelöst. Durkheim meint offensichtlich, auf diese<br />
Art sein Ziel der Stärkung des sozialen Konsenses zu verwirklichen (vgl. Aron 1971, S. 89).<br />
106