Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Für eine kollektivistische Position bei Durkheim spricht, dass für ihn die Gesellschaft mehr<br />
als die Summe seiner Teile ist. Zweitens fasst er alle Glaubensvorstellungen und durch die<br />
Gesellschaft festgesetzte Verhaltensweisen als „Institutionen“ auf (vgl. Durkheim 1976<br />
[1895], S. 100). Drittens entwickelt sich Individualität überhaupt erst aus der Gesellschaft<br />
heraus. Viertens entspricht auch die Methodik, also Soziales durch Soziales zu erklären, genau<br />
dieser Perspektive. So auch: König 1976, S. 66; Aron 1971b, S. 23, 79; Müller 1999, S.<br />
154.<br />
V2 – Problematisierung der Ebenen: V2.3<br />
Wichtige Fragestellungen Durkheims beziehen sich auf das Verhältnis zwischen Individuum<br />
und Gesellschaft, insbesondere auf das Verhältnis von sozialer Differenzierung und der<br />
Integration von Menschen. Seine Position könnte als vermittelnd charakterisiert werden. So<br />
auch: Müller 1999, S. 157; Aron 1971, S. 89.<br />
V3 – Verlauf des sozialen Wandels: V3.1<br />
Soziale Differenzierung spielt bei Durkheim, wie gezeigt wurde, eine wichtige Rolle. Einige<br />
Autoren folgern daraus, dass Durkheim sozialen Wandel als kontinuierlich-evolutiv begreift.<br />
König (1978) betont, dass sich Durkheim in seiner Kritik an H. Spencer eigentlich gegen<br />
jede Vorstellung einer linearen sozialen Entwicklung von etwas Einfachem zu etwas<br />
Komplexem ausspricht. Andererseits orientiert sich Durkheims Soziologie dennoch an einem<br />
kontinuierlichen Verlauf - allerdings mit dem Unterschied, dass dieser „multilinear“ gedacht<br />
ist, d.h. viele parallele Entwicklungen aufweist, die Durkheim wiederum zur Klassifikation<br />
von Typen veranlasst (vgl. ebd.). So: Luhmann 1996, S. 22; Müller 1999, S. 157; Pickering<br />
1993, S. 56f.; König 1978, S. 112.<br />
V4 – Gesetzmäßigkeiten des sozialen Wandels: V4.2<br />
Durch das Einsetzen der „sozialen Differenzierung“ bzw. „Arbeitsteilung“ entwickelt sich<br />
die mechanische zur organisierten Gesellschaft. Die soziale Differenzierung bzw. Arbeitsteilung<br />
hat darüber hinaus die Qualität eines gesellschaftlichen Strukturprinzips (vgl. Müller<br />
1999, S. 22), so dass sich nach diesem Prinzip auch sozialer Wandel vollziehen könnte (vgl.<br />
Luhmann 1996, S. 22). Von einem Ziel oder Telos ist in Durkheims Werken nichts vermerkt.<br />
Zunehmende Arbeitsteilung löst eine höhere Interdependenz zwischen den Gesellschaftsmitgliedern<br />
(Individuen, soziale Gebilde) aus und korreliert daher mit zunehmender Solidarität,<br />
wobei Solidarität von Ähnlichkeit auf Verschiedenartigkeit umgestellt wird (vgl. Luhmann<br />
1996, S 26). Dies ist ein Prinzip des sozialen Wandels. Andererseits identifiziert der<br />
Klassiker verschiedene Formen der Arbeitsteilung (die anomische und erzwungene), insofern<br />
105