Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Dokument_1.pdf (3044 KB) - OPUS Augsburg - Universität Augsburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sondere die jeweils konstitutiven Systemelemente und die Art der Anpassung eines Systems<br />
an seine Umwelt von Interesse (vgl. Schmid/Weihrich 1996, S. 22).<br />
Mit „Evolution“ meint Spencer einen Strukturbildungsprozess, der exogen hervorgerufen<br />
wird (z.B. von physikalischen Umwelteinflüssen) und zu internen Strukturveränderungen<br />
führt (vgl. Schmid/Weihrich 1996, S. 15). Die exogene Ingangsetzung der Evolution geht auf<br />
ein Axiom Spencers zurück, nach dem universelle „Gesetze des Kosmos“ die „[…] jeweils<br />
unterschiedlichen Wirkungen und Wechselwirkung von (sehr abstrakt gekennzeichneten)<br />
Kräften und in ihrer Zusammenschau die basale ‚evolutionäre’ und d.h. strukturbildende und<br />
strukturtransformierende Dynamik aller denkmöglichen empirischen Systeme [beschreiben, d.<br />
Verf.].“ (ebd., S. 17f.). Das bedeutet, dass eine Veränderung von externen Kräfteverhältnissen<br />
- nach diesem Gesetz - immer ein dynamisches Strukturbildungsgeschehen mit sich zieht.<br />
Dieses weist folgende fünf Prinzipien auf:<br />
1. Soziale Gebilde nehmen im Laufe der Evolution an Größe (d.h. an eigener Substanz) zu.<br />
Dadurch werden sie immer komplexer und ausdifferenzierter bezüglich ihrer Funktionen. Die<br />
Elemente werden immer heterogener. 2. Eine derartige Ausdifferenzierung der Strukturen ist<br />
mit einer Differenzierung von Funktionen verbunden, denn nur dann kann eine Einheit überleben.<br />
3. Infolge der gegenseitigen Abhängigkeit der Einheiten sind deren ausdifferenzierte<br />
Strukturen und Funktionen auf einen Integrationsprozess angewiesen. 4. Jede ausdifferenzierte<br />
Struktur bildet wieder ein „systemic whole by itself“ (Turner 1985, S. 57). 5. Einzelne Einheiten<br />
können, in der Gesellschaft wie im biologischen Organismus, eine Zeit lang ihre Existenz<br />
fortsetzen, auch wenn das Aggregat im Ganzen zu leben aufhört (vgl. ebd.).<br />
Das erste Prinzip erklärt sich zunächst definitorisch aus dem Spencerschen Begriff der „Evolution“.<br />
Die Komplexitätssteigerung entsteht durch einen internen „Multiplikatoreffekt“,<br />
der aufgrund der externen Kräfte initiiert wird. D.h., jede Änderung der externen Kräfteverhältnisse<br />
erhöht infolge dieses Effekts die Differenzen zwischen den Einheiten multiplikativ,<br />
wodurch diese gegenüber dem Anfangszustand immer heterogener werden. 44 Die Einheiten<br />
differenzieren sich dadurch aus und neigen dazu, sich zu spezialisieren („Segregationseffekt“).<br />
Dieser Segregationseffekt geht darauf zurück, dass eine Evolution immer auf Gewinnung<br />
eines Äquilibriums ausgerichtet ist und dass dieses nur durch stabile, interdependente<br />
und arbeitsteilige Beziehungen (sog. „Aggregate“) ermöglicht wird (zweites Prinzip). Damit<br />
ist das dritte Prinzip angesprochen: Ein relativ dauerhaftes Äquilibrium erfordert einen Integrationsprozess<br />
und dieser entsteht eben nur durch die Ausdifferenzierung von Einheiten (In-<br />
44<br />
Die Heterogenität erklärt sich durch die unterschiedlichen Reaktionen der Einheiten auf die Evolution (vgl.<br />
Schmid/Weihrich 1996., S. 18).<br />
94