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Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover

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abzulehnen. Es blieb den einzelnen Burschenschaften überlassen, festzustellen,<br />

inwieweit die Aufzunehmenden „frei von jüdischem oder farbigem Blute“<br />

waren. Dieser Beschluss wurde durch eine Satzungsänderung in die „Gr<strong>und</strong>sätze<br />

der Deutschen Burschenschaft“ übertragen. Dort hieß es: „Die Burschenschaft<br />

steht auf dem Rassestandpunkt; nur deutsche Studenten arischer<br />

Abstammung, die sich zum Deutschtum bekennen, werden in die Burschenschaft<br />

aufgenommen.“ 5 Damit war der burschenschaftliche Antisemitismus in<br />

seiner rassistischen Form bereits zu diesem frühen Zeitpunkt satzungsoffiziell.<br />

Der Historiker Dietrich Heither bilanziert die Position der DB in der Weimarer<br />

Republik treffend: „Durch ihr politisches Handeln war die Deutsche Burschenschaft<br />

nicht nur in weltanschaulicher sondern auch in konkret-praktischer<br />

Hinsicht ein Wegbereiter des Nationalsozialismus an den Hochschulen (<strong>und</strong><br />

darüber hinaus). Von einer solchen Zusammenarbeit zeugen nicht nur gegenseitige<br />

Einladungen zu internen Festen, Vorträgen <strong>und</strong> anderen Veranstaltungen.<br />

Gemeinsam wurden politische K<strong>und</strong>gebungen <strong>und</strong> Veranstaltungen abgehalten<br />

(...), die zumeist genutzt wurden, um die Antipathie gegenüber dem Weimarer<br />

Staat öffentlich zu bek<strong>und</strong>en.“ 6<br />

Mit der Wiedergründung der DB am 12. Juni 1950 erfolgte leider kein radikaler<br />

Bruch mit der Vergangenheit. Wurde zunächst noch der Anschein erweckt,<br />

ein unpolitischer Interessensverband korporierter Studenten zu sein,<br />

wurde diese Fassade bald hinter sich gelassen. Bis heute ist die DB als Organisation<br />

von zukünftigen Akademikern vor allem in politisch-ideologischer<br />

beziehungsweise weltanschaulicher Hinsicht aktiv. Dies unterscheidet sie von<br />

den meisten anderen Korporationsverbänden, wenngleich nicht vergessen<br />

werden sollte, dass auch diese das Weltbild ihrer Mitglieder prägen (kritisch<br />

zu hinterfragen bei sämtlichen studentischen Verbindungen sind zum<br />

Beispiel das Verständnis des Begriffs „Elite“, das Verhältnis von „Gemeinschaft“<br />

vs. „Gesellschaft“, das gelebte <strong>und</strong> gedachte Geschlechterverhältnis<br />

usw.). Die DB versteht sich jedoch explizit als eine<br />

Organisation mit einem national-politischen Auftrag („Dienst<br />

am Vaterland“). Die auf dem Lebensb<strong>und</strong>prinzip, das heißt der<br />

lebenslangen Mitgliedschaft, basierenden Zusammenschlüsse<br />

hatten <strong>und</strong> haben auch heute noch Bedeutung in gesellschaftlichen<br />

Schlüsselstellungen mit Meinungsmultiplikatorfunktion.<br />

50<br />

Nation, Volk <strong>und</strong> Vaterland<br />

Seit 1950 wurden nicht nur die alten Verbandsstrukturen <strong>und</strong><br />

burschenschaftlichen Verhaltenskodizies reaktiviert, es zeigte<br />

sich zudem ein weitgehendes Fortbestehen der politischen Überzeugungen,<br />

wenngleich diese zum Teil durch den Nationalsozialismus<br />

in der Öffentlichkeit diskreditiert waren: „In der Deutschen<br />

Burschenschaft waren ein die Vergangenheit unkritisch betracht-

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