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Eliten und Untertanen.pdf - AStA Uni Hannover

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Weitere Bedingungen sind Gleichberechtigung <strong>und</strong> Gleichbehandlung von<br />

Menschen. Dies lässt sich allerdings nur schwer mit dem elitären Gedankengut<br />

von Verbindungen vereinbaren. Es ist wohl kaum möglich, zu einem<br />

selbstbestimmten Leben zu gelangen, wenn man sich ständig irgendwelchen<br />

Anordnungen unterwerfen muss, die keinen anderen Sinn haben, als Hierarchien<br />

zu verinnerlichen <strong>und</strong> Befehl <strong>und</strong> Gehorsam als selbstverständlich zu<br />

akzeptieren. Diese Emanzipation ist von vielen Verbindungen aber auch gar<br />

nicht gewollt.<br />

Vielmehr zählt die Ideologie, dass die Gesellschaft in <strong>Eliten</strong> <strong>und</strong> Massen<br />

aufgeteilt sei. Und selbstverständlich gehören Korporationsstudenten zur<br />

selbsternannten Elite. Dieser Führungsanspruch, dieses <strong>Eliten</strong>denken spiegelt<br />

sich dann auch in den absurdesten Traditionen wider: So gibt es immer noch<br />

„schlagende“ Verbindungen. Diese werden nicht müde, unablässig darauf hinzuweisen,<br />

dass es sich bei dem von ihnen betriebenen „studentischen Fechten“<br />

nicht um ein Duell handelt, sondern um eine „charakterbildende Maßnahme“.<br />

Da pochen sie immer auf Tradition <strong>und</strong> gerade beim Fechten vergessen sie<br />

selbige. Denn das Fechten ist selbstverständlich Tradition der „Satisfaktion“.<br />

Das heutige Fechten ist also ein Überbleibsel der ehemaligen Möglichkeit <strong>und</strong><br />

Erlaubnis, sich zu duellieren. Und dies war nur einer kleinen Gruppe erlaubt.<br />

Daraus lässt sich natürlich in bester Sektenmanier wieder ein elitärer Gedanke<br />

schmieden.<br />

Was treibt Menschen dazu, sich dermaßen in den Vordergr<strong>und</strong> zu spielen,<br />

sich über andere Menschen hinwegzusetzen <strong>und</strong> sich selbst als besserer Mensch<br />

zu bezeichnen? Die Antwort ist so banal wie wahr: Wer autoritär aufgewachsen<br />

ist, wird sich auch in autoritären Strukturen wohl fühlen. Wer sich schon<br />

immer minderwertig gefühlt hat, wird den Umschlag an die scheinbare Spitze<br />

der Gesellschaft, <strong>und</strong> damit an die Aufwertung seiner Selbst genießen lernen.<br />

Das bedeutet jetzt natürlich nicht, dass Verbindungsstudenten mehr als andere<br />

Menschen an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Es bedeutet lediglich, dass<br />

diese Verbindungen einen besonderen Weg im Umgang mit diesem Komplex<br />

gef<strong>und</strong>en haben. Anstatt sich zu emanzipieren <strong>und</strong> somit auch gleichwertig mit<br />

allen Menschen zu fühlen, gehen sie den Weg des geringsten Widerstandes, den<br />

der Selbstbeweihräucherung, der Selbsterhöhung auf Kosten anderer. Auch das<br />

Berufen auf Toleranz hilft da nicht weiter. Denn das Dulden oder Respektieren<br />

anderer Menschen hat mit Gleichwertigkeit nichts zu tun.<br />

Dieser Reader soll also einen Einblick in die Strukturen von Korporationen<br />

geben. Darüber hinaus bietet er die Möglichkeit, sich ein Bild von hannoverschen<br />

Verbindungen zu machen. Schließlich soll niemand sagen können, <strong>Hannover</strong><br />

nehme eine Sonderstellung ein. Letztlich bleibt nur noch zu sagen, dass<br />

wir den Autor/inn/en der Artikel danken. Besonderer Dank gilt dabei selbstverständlich<br />

dem Ersteller dieses Readers.<br />

<strong>Hannover</strong>, im März 2005 <strong>AStA</strong> der <strong>Uni</strong> <strong>Hannover</strong><br />

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