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Seminar „Die Zeitung von gestern. Zeitungen - LVR ...

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<strong>Seminar</strong> <strong>„Die</strong> <strong>Zeitung</strong> <strong>von</strong> <strong>gestern</strong>. <strong>Zeitung</strong>en und <strong>Zeitung</strong>sausschnittsammlungen<br />

zwischen Originalüberlieferung, Mikrofilm und Digitalisat.“<br />

18. September 2012 im Internationalen <strong>Zeitung</strong>smuseum Aachen (IZM)<br />

Das Internationale <strong>Zeitung</strong>smuseum in Aachen bot den passenden Rahmen für ein <strong>Seminar</strong><br />

des <strong>LVR</strong>-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums, das sich den <strong>Zeitung</strong>sbeständen<br />

und <strong>Zeitung</strong>sausschnittsammlungen in Archiven, Bibliotheken und Dokumentationszentren<br />

widmete.<br />

Zum Auftakt stellte der Leiter des IZM Andreas Düspohl sein 2011 nach umfangreichen<br />

Um- und Ausbaumaßnahmen mit einer neu konzipierten Dauerausstellung wieder eröffnetes<br />

Haus vor und erläuterte das seit dem 19. Jahrhundert gewachsene Sammlungsprofil.<br />

Die Sammlung zielt darauf, aus jedem Land der Erde mindestens ein <strong>Zeitung</strong>sexemplar<br />

zu besitzen und enthält u. a. viele Erst-, Sonder- und Schlussausgaben im Original.<br />

Um eine Langzeitarchivierung der Information sicher zu stellen, werden die Bestände mit<br />

Unterstützung ehrenamtlicher Helfer im Haus schrittweise digitalisiert.<br />

Teilnehmende des <strong>Seminar</strong>s im dicht<br />

besetzten neuen Didaktikraum des IZM<br />

Während im IZM der Mikrofilm kaum eine Rolle im Sicherungskonzept spielt, bauen das<br />

Institut für <strong>Zeitung</strong>sforschung (IfZ) und das Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse<br />

(MfA) weiterhin auf dieses erprobte Medium, das eine nachträgliche Digitalisierung<br />

nicht ausschließt. Dr. Gabriele Toepser-Ziegert, Leiterin des IfZ, stellte die beiden <strong>von</strong>einander<br />

unabhängigen Institutionen vor. Während sich das MfA als eingetragener Verein<br />

vor allem auf die Sicherungsverfilmung und den Verkauf <strong>von</strong> Arbeitsfilmen <strong>von</strong> Tageszeitungen<br />

konzentriert, umfasst das IfZ neben verfilmten <strong>Zeitung</strong>en, u. a. Originale zahlreicher<br />

<strong>Zeitung</strong>s- und Zeitschriftenserien, Frühdrucke, politische Plakate und Nachlässe<br />

deutschsprachiger Journalisten. Darüber hinaus werden systematisch <strong>Zeitung</strong>en, Zeitschriften<br />

und die journalistische Fachpresse im Hinblick auf die Themen Medien und<br />

Kommunikation bibliographisch ausgewertet.<br />

Alle in den Beständen des IfZ vorhandenen <strong>Zeitung</strong>en, darunter auch zahlreiche rheinischer<br />

Provenienz, sind über die Zeitschriftendatenbank (ZDB) recherchierbar und können<br />

auf Mikrofilm ausgeliehen werden. Archive, die dem MfA bisher nicht verfilmte Tageszeitungen<br />

zur Masterverfilmung zur Verfügung stellen, erhalten eine Kopie für das eigene<br />

Archiv kostenlos.


- 2 -<br />

Dr. Gabriele Toepser-Ziegert Dipl. Restaurator Volker Hingst<br />

Die Notwendigkeit, die Informationen <strong>von</strong> <strong>Zeitung</strong>en entweder digital oder auf Mikrofilm<br />

zu sichern, weil die Originale massiv gefährdet sind, unterstrich Dipl. Restaurator Volker<br />

Hingst vom <strong>LVR</strong>-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum. Der bis heute geltende<br />

Zweck <strong>von</strong> <strong>Zeitung</strong>en als tagesaktuelle, für raschen Konsum produzierte Massenmedien<br />

impliziert die kostengünstige Herstellung auf minderwertigem Papier. Moderne Restaurierungsmaßnahmen<br />

wie die Massenentsäuerung können zwar Zerfallsprozesse verlangsamen,<br />

aber nicht endgültig stoppen. Unsachgemäße Lagerung und Beanspruchung durch<br />

die Nutzung der oft gebundenen oder gelumbeckten großformatigen <strong>Zeitung</strong>sbände verursachen<br />

neben der Versäuerung vor allem mechanische Schäden, die durch Prävention<br />

und sachgemäßen Umgang sowie den Rückgriff auf strapazierfähigere Arbeitsmedien<br />

vermieden werden können.<br />

Die Nachmittagssitzung eröffnete Martin Hartmann, Stadtarchiv Hildesheim, mit einer<br />

Vorstellung der dort seit 2004 erstellten elektronischen <strong>Zeitung</strong>sausschnittsammlung.<br />

Durch die Umstellung auf eine Auswertung der E-Paper-Ausgabe der Hildesheimer Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong> wurde die seit 1964 bestehende konventionelle <strong>Zeitung</strong>sausschnittsammlung<br />

abgelöst und der Arbeitsaufwand zur Herstellung der Ausschnitte drastisch<br />

reduziert. Darüber hinaus wird die Erschließung über die aus der analogen Sammlung<br />

übertragene detaillierte thematische Klassifikation nun <strong>von</strong> der Möglichkeit zur Volltextrecherche<br />

ergänzt. Allerdings gilt dies nicht für die weiterhin in Papierform vorliegende <strong>Zeitung</strong>sausschnittsammlung<br />

bis 2004, die aufgrund fehlender Ressourcen bisher nicht in<br />

das neue System überführt werden konnte.<br />

Im Anschluss warb Dr. Michael Herkenhoff, Universitäts-und Landesbibliothek (ULB)<br />

Bonn, für ein Projekt seines Hauses zur Digitalisierung historischer Bonner und rheinischer<br />

<strong>Zeitung</strong>en. In den „Digitalen Sammlungen“ der ULB steht eine wachsende Zahl digitalisierter<br />

<strong>Zeitung</strong>en, bisher vor allem aus den bibliothekseigenen und aus den Beständen<br />

des Stadtarchivs Bonn, online zur Verfügung. Die Digitalisierung der Mikrofilmvorlagen<br />

wird <strong>von</strong> einem Dienstleister erledigt; zur Vermeidung <strong>von</strong> urheberrechtlichen<br />

Schwierigkeiten werden zurzeit nur Ausgaben bis 1918 berücksichtigt. Das Angebot des<br />

Referenten an die Archive im Bonner Umland, die Digitalisierung bisher nicht in der digitalen<br />

Sammlung der ULB vorhandener <strong>Zeitung</strong>en zu finanzieren und diese dann online<br />

zugänglich zu machen, stieß beim Publikum auf Zurückhaltung. Weiterhin überwiegt auf<br />

Seiten der kleineren Archive die Sorge, dass sich eine Veröffentlichung <strong>von</strong> Archivmaterial<br />

im Internet negativ auf die Benutzerzahlen und somit auf die Existenzberechtigung der<br />

Archive auswirken könnte.


- 3 -<br />

Dr. Michael Herkenhoff Dipl.-Bibliothekar Ralf Otholt<br />

Zum Abschluss des Vortragsprogramms richtete Ralf Otholt, Dipl.-Bibliothekar an der<br />

Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt am Main, den Blick auf eine noch relativ neue<br />

Erscheinungsform der klassischen <strong>Zeitung</strong>: das E-Paper. Die DNB, qua Auftrag zuständig<br />

für die Sammlung und dauerhafte Archivierung deutschsprachiger Medienwerke, sammelt<br />

seit 2009 die Ausgaben <strong>von</strong> rund 300 E-Paper-Titeln. Dabei handelt es sich um Layoutgetreue<br />

Ausgaben gedruckter Tageszeitungen und nicht um die dynamischen Online-<br />

Angebote. Über ein automatisiertes Ablieferungsverfahren gelangen die Netzpublikationen<br />

in dem Dateiformat, in dem sie veröffentlicht werden, in die Sammlung der DNB;<br />

bevorzugt werden PDF/A-Versionen. Mit einem Zeitverzug <strong>von</strong> ca. 8 Tagen sind die E-<br />

Paper dann in den Lesesälen in Frankfurt und Leipzig nutzbar. Die Menge der archivierten<br />

E-Paper-Titel soll sukzessive ausgebaut werden; allerdings bleibt fraglich, ob im Zuge der<br />

Verbreitung <strong>von</strong> Web 2.0-Anwendungen das E-Paper-Angebot in der heutigen statischen<br />

Form lange bestehen bleiben wird.<br />

Die Abschlussdiskussion zeigte, dass für den weiteren Umgang mit älteren und jüngeren<br />

historischen <strong>Zeitung</strong>en in Archiven und Bibliotheken viele Fragen offen bleiben. Dazu gehört<br />

der praktische Umgang mit in der Tagung weitgehend ausgeklammerten Urheber-<br />

und Leistungsschutzrechten, aber auch die Perspektive für eine nationale Bestandsübersicht.<br />

Um zumindest hier einen Schritt voran zu kommen, scheint ein Nachweis der in<br />

den Archiven schlummernden Bestände in der ZDB als der am ehesten Erfolg versprechende<br />

Weg.<br />

Eine abschließende Führung durch das IZM rundete einen informationsreichen Tag um<br />

das in vielen Institutionen vernachlässigte Medium <strong>Zeitung</strong> ab.<br />

(Text: M. M., Fotos: Christian Lepke)<br />

Ein Höhepunkt der Dauerausstellung:<br />

Diverse Formen <strong>von</strong> Zensur an Originalzeitungen

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