Zug der Erinnerung

_ Zwischen Vergangenheit und Gegenwart _
Wo der Zug der Erinnerung in die Bahnhöfe einfuhr, empfingen ihn
Jugendliche, die in ihrer unmittelbaren Umgebung oft monatelang nach
Spuren der deportierten Kinder gesucht hatten. Die Identifikation mit
diesen namentlichen Opfern, deren Lebenszeugnisse gesammelt
und auf den Bahnhöfen ausgestellt wurden, lässt den
Versuchungen des Rassismus keinen Platz.
Träger der Spurensuche, die der Zug der Erinnerung in ganz Deutschland
anregte, waren Gewerkschaften, Kirchen, Jugendorganisationen, Gedenk-
stätten und Stadtarchive. Sie sorgten für das überparteiliche Netz, das
Tausende Schüler nutzten, um vor Ort nach den ermordeten Kindern zu
forschen und ihnen auf den Bahnhöfen Namen und Würde zurück zu
geben.
Der einfache Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der im
Bahnhof hergestellt werden konnte, machte das Gedenken gerade für
Jugendliche zum Ereignis. Aber auch ältere Menschen kamen in großer
Zahl in die Ausstellung. Der alltägliche Ort ließ sie kulturelle Barrieren
nicht befürchten. In dieser Öffentlichkeit begleiteten Äußerungen
emotionaler Entlastung und starker Empathie den Zug der Erinnerung auf
sämtlichen Stationen seiner Reise.
Was als Projekt einer kleinen Bürgerinitiative begonnen hatte, fand
weite Beachtung: Hunderte Presseberichte und viele TV-Beiträge
widmeten sich dem Zug und seiner ungewöhnlichen Erinnerungs-
arbeit, die in vielen europäischen Ländern Widerhall fand. *
* Ausgewähltes Medienverzeichnis im Anhang
Seite 5
Ein pädagogischer Zugbegleiter bereitet Schüler auf
den Besuch der mobilen Ausstellung vor.
Briefe deutscher Jugendlicher, die sie im "Zug
der Erinnerung" für die Opfer aus ganz
Europa hinterließen.