Festschrift - Berufskolleg Kaufmannsschule der Stadt Krefeld
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Quelle: RP, 02. Juni 1979<br />
zweiten Bildungsweg ermöglicht worden. Mit diesem neuen<br />
Angebot konnten nun interessierte und geeignete Schüler nach<br />
Beendigung <strong>der</strong> Unterstufe <strong>der</strong> Höheren Handelsschule auf<br />
das Vollabitur hinarbeiten. Die Kandidaten waren laut einer<br />
Ankündigung <strong>der</strong> IHK dann geeignet, wenn sie „neben guten<br />
Leistungen im Beson<strong>der</strong>en auch Begabung, Fleiß und Leistungswillen“<br />
bewiesen hatten.<br />
1970 war <strong>der</strong> neue Schulleiter Wilhelm Nolte, <strong>der</strong> Direktor<br />
Schmidtchen folgte, zwar laut seinem Bericht vom 12. November<br />
insgesamt mit dem Ruf <strong>der</strong> Schule zufrieden, sah sich aber<br />
gezwungen, auf einige Probleme hinzuweisen. Es bestand, so<br />
Nolte, ein Bedarf an neun Schulräumen sowie die Notwendigkeit,<br />
spezielle Räume für technische Einrichtungen zu schaffen.<br />
Nolte zeigte sich unzufrieden mit <strong>der</strong> veralteten Möblierung<br />
<strong>der</strong> Gebäude sowie mit <strong>der</strong> Überlastung des Schulbüros<br />
mit Verwaltungstätigkeiten.<br />
Nolte, <strong>der</strong> am 1. August 42-jährig den Posten übernahm, war<br />
sehr daran interessiert, die <strong>Kaufmannsschule</strong> technisch aufzurüsten,<br />
um mo<strong>der</strong>nen Unterricht zu gewährleisten. Bereits<br />
1971 standen zwei Tageslichtprojektoren zur Verfügung. Seit<br />
März 1972, so ein Artikel <strong>der</strong> Westdeutschen Zeitung vom<br />
18. April, gab es ein Sprachlabor und einen Kleincomputer,<br />
<strong>der</strong> monatlich 700 Mark Miete kostete. Das Sprachlabor bot<br />
35 Schülerinnen und Schülern neue Lernmöglichkeiten, zum<br />
Beispiel das Aufnahmen und Anhören fremdsprachlicher Texte<br />
und Gespräche. In den 70ern wurde auch die Mediothek eingerichtet.<br />
Notunterkünfte und streikende<br />
schüler<br />
1975 äußerte sich die Schülermitverwaltung <strong>der</strong> <strong>Kaufmannsschule</strong><br />
in einem offenen Brief zur Raumsituation und beklagte,<br />
dass nach Berechnungen des Kollegiums bereits 1970 30<br />
Räume fehlten, <strong>Stadt</strong> und Träger sich aber erst 1974 mit dem<br />
34<br />
1960 – 1979 Die 60er und 70er Jahre<br />
HIstorIE 1887 – 1918 1918 – 1933<br />
Problem befasst hätten. Der Bedarf wurde beziffert (119 Klassenräume)<br />
und <strong>der</strong> tatsächlichen Situation gegenüber gestellt<br />
(35 Klassenräume). Es wurde eine klare For<strong>der</strong>ung gestellt:<br />
„Sofortmaßnahmen zur Sicherung <strong>der</strong> zum nächsten Schuljahr<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Klassenräume“.<br />
Bei einem Tag <strong>der</strong> offenen Tür am 19. Februar 1976 machten<br />
die Kaufmannsschülerinnen und -schüler sowie die Lehrkräfte<br />
auf die Situation aufmerksam. Schulleiter Nolte betonte, dass<br />
ein Minus von 65 Räumen bestehe und so gut wie keine Fachräume<br />
zur Verfügung stünden. Der Physikunterricht müsse<br />
beispielsweise in <strong>der</strong> Lehrküche stattfinden. Zwei Drittel des<br />
Sportunterrichts falle aus, da we<strong>der</strong> eine Sporthalle noch ein<br />
Sportplatz vorhanden seien. Zum Teil müsse bis in den Abend<br />
hinein unterrichtet werden. Zur Intensivierung <strong>der</strong> Botschaft<br />
zog ein Zug mit über 1000 Personen über den Ostwall zum<br />
Rathaus, wo eine gemeinsame Resolution verlesen wurde.<br />
Dass auch ein Jahr später die Situation noch immer nicht<br />
ausreichend war, zeigt das Beispiel einiger Schulklassen, die<br />
laut einem Artikel in <strong>der</strong> Westdeutschen Zeitung vom 18. September<br />
1976 „die Nase voll“ hatten. In einer Notunterkunft in<br />
Hüls (Schulstraße) hatte das Thermometer 14 Grad angezeigt,<br />
die sanitären Einrichtungen waren mangelhaft, die Sitzmöglichkeiten<br />
unangemessen. Fünf Klassen und ihre Lehrkräfte<br />
„besetzten“ daraufhin die Gemeinschaftsräume <strong>der</strong> Königstraße.<br />
Da <strong>der</strong> Platz dort aber nur für zwei Klassen reichte, mussten<br />
die übrigen Schüler in die Ausbildungsbetriebe entlassen<br />
werden. Als Ausweg aus dieser Lage wurden <strong>der</strong> Schule Räume<br />
im Verseidag-Gebäude zugesagt. 1978 hatten die Schülerinnen<br />
und Schüler mit bis zu sechs Außenstellen zu leben.<br />
Auch 1979 lässt sich aus <strong>der</strong> Westdeutschen Zeitung vom 8.<br />
März zitieren: „Die <strong>Kaufmannsschule</strong>, im Bürokratendeutsch<br />
als Berufliche Schulen IV geführt, zählt zu den leistungsfähigsten<br />
und zugleich am schlechtesten ausgestatteten Schulen <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong>“. Beklagt werden mussten weiterhin fensterlose Räume,<br />
bröckeln<strong>der</strong> Putz und altes Mobiliar. Am 6. Juni 1979 heißt<br />
1970