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Nummer 8 (25.02.11) - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

VON L. SUSSER<br />

Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. 8 21. Ador I 5771 /25. Februar 2011, 22. Jahrgang<br />

Neue Gefahren für Israel?<br />

Krieg an mehreren Fronten realer geworden<br />

Obwohl überhaupt noch keine Klarheit darüber<br />

herrscht, wie sich der ägyptische Aufstand<br />

weiter entwickeln wird, lässt die unsichere<br />

Situation in Israel bereits Fragen darüber<br />

aufkommen, ob der jüdische Staat auf einen<br />

allfälligen Mehrfronten- Krieg vorbereitet ist.<br />

<strong>Die</strong> optimistische Ansicht in Israel lautet, dass<br />

der Nahe Osten von Kairo bis Teheran von<br />

einer Welle der Demokratie überschwemmt<br />

wird, die einen Krieg in jeglicher Form<br />

unwahrscheinlicher machen würde. <strong>Die</strong><br />

Pessimisten – und davon gibt es viele – befürchten<br />

einen zunehmenden, islamischen<br />

Radikalismus, der in Ägypten und anderswo<br />

aufkommt, und so die militärische Bedrohung<br />

Israels steigert.<br />

Bei der israelischen Armee planen Generäle<br />

auf das schlimmste Szenario hin. Bei einer<br />

Serie von Abschiedsreden, die der abtretende<br />

Generalstabschef Gabi Aschkenazi letzte<br />

Woche hielt, bot er einen seltenen Einblick<br />

in die Ansichten des israelischen Militärs gegenüber<br />

der sich abzeichnenden Bedrohung,<br />

und was dieses unternimmt, um sich dieser<br />

zu stellen. Aschkenazi sprach von „tektonischen<br />

Änderungen“ in der Region, die der<br />

iranisch angeführten, radikalen Achse auf<br />

Kosten der gemässigten Staaten der Region<br />

Gewinne bringe.<br />

Er wies auf die zunehmende Dominanz der<br />

Hizbollah im Libanon hin, die islamistische<br />

Veränderung in der Türkei und auf die Gefahr,<br />

dass Ägypten, einst Drehscheibe des<br />

gemässigten Lagers, nun in die Laufbahn<br />

des radikalen Islams geraten wird. Es könnte<br />

gar noch schlimmer kommen, sagt er, wenn<br />

die Amerikaner sich schliesslich aus dem<br />

Irak zurück ziehen und es dem schiitisch<br />

dominierten Land frei überlassen, sich den<br />

Radikalen zuzuwenden.<br />

Nach Aschkenazis Ansicht bedeutet all das,<br />

dass die israelische Armee sich auf eine deutliche<br />

Erweiterung des Bedrohungsspektrums<br />

vorbereiten muss. Das Militär muss nicht nur<br />

darauf vorbereitet sein, einen gleichzeitigen<br />

Krieg an verschiedenen Fronten zu führen, es<br />

muss auch über die Fähigkeit verfügen, völlig<br />

verschiedene Arten der Kriegführung zu pla-<br />

nen: Vom „weniger intensiven“, irregulären<br />

Konfl ikt mit Terroristen bis zum klassischen,<br />

konventionellen Krieg gegen normale Armeen<br />

und bis hin zum Raketenkrieg gegen Staaten<br />

oder mächtige Nichtstaaten wie der Hizbollah.<br />

Obwohl eine Bedrohung durch Terroristen<br />

oder Raketenangriffen eher wahrscheinlich<br />

erscheinen, hat die israelische Armee unter<br />

Aschkenazi Wert auf den Krieg zwischen<br />

regulären Armeen gelegt. „Wir müssen uns<br />

auf einen klassischen, konventionellen Krieg<br />

vorbereiten. <strong>Die</strong>ser ist die grösste Herausforderung.<br />

Von dort aus können wir Änderungen<br />

hin zu anderen Kriegsformen unternehmen,<br />

jedoch nicht umgekehrt“, äusserte sich<br />

Aschkenazi zu Beginn dieses Monats an der<br />

11. Herzlia Jahreskonferenz über nationale,<br />

regionale und globale Strategiethemen. „Es<br />

wäre ein Fehler, auf weniger intensive Konfl<br />

ikte hin zu trainieren und zu glauben, dass<br />

das Militär über Nacht bereit sein würde, sich<br />

auf einen umfangreichen Krieg umzustellen.“<br />

AZA<br />

8002 Zürich<br />

Priorität<br />

PP / JOURNAL<br />

CH-8002 Zürich<br />

Während Aschkenazis<br />

Amtszeit, die 2007<br />

begann und in deren<br />

Verlauf die Armeeführung<br />

wegen des<br />

Zweiten Libanon-<br />

Kriegs von 2006 kritisiert<br />

wurde, konzentrierte sich das Militär<br />

darauf, die bereits eindrücklichen Langstreckenwaffen<br />

aufzuwerten. Gleichzeitig<br />

wurden während langer Zeit vernachlässigte,<br />

bewaffnete Manöver durchgeführt und die<br />

Koordination für gleichzeitige Land-, See-<br />

und Luftangriffe verbessert. Das Training<br />

wurde auf diesen Gebieten um etwa 200<br />

Prozent verstärkt.<br />

Laut Aschkenazi befi ndet sich Israels „intelligente“<br />

Raketenmacht an einer Spitzenposition,<br />

auf manchem Gebiet würde die Israelische<br />

Armee hier sogar an der Weltspitze liegen,<br />

wie zum Beispiel in der Fähigkeit, in der<br />

Hitze des Gefechts Ziele genau zu erkennen<br />

Beim Erdbeben in Neuseeland wurde nebst diesem Chabad-Center,<br />

auch die Synagoge am Ort zerstört.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

und innerhalb von Sekunden massiv zurück<br />

zu schlagen.<br />

Trotz der Konzentration auf einen konventionellen<br />

Krieg hat die israelische Armee auch<br />

spezifische Taktiken für Terror- und Raketen-<br />

Kriegführung entwickelt. Dazu gehört ein<br />

vierfaches Antiraketen-Verteidigungssystem,<br />

beginnend mit der Arrowrakete, die fähig ist,<br />

Langstreckenraketen auf einer Höhe von 80<br />

Kilometern abzufangen, bis hin zu den Iron<br />

dome- Systemen, mit denen tief fliegende<br />

Kurzstreckenraketen abgeschossen werden<br />

können.<br />

In jedem zukünftigen Raketenkrieg gegen die<br />

Hizbollah wird die israelische Armee im Libanon<br />

konventionelle Kampftaktiken anwenden,<br />

sagt Aschkenazi, um mit Bodenkräften den<br />

Feind an seinen fixen Positionen anzugreifen<br />

und den Konflikt so wesentlich zu verkürzen.<br />

Der vielleicht drastischste Schritt vorwärts,<br />

den die israelische Armee in den letzten paar<br />

Jahren gemacht hat, liegt auf dem Gebiet der<br />

Aufklärung. Während die Datenbank der<br />

möglichen Ziele sich 2006 noch auf etwa<br />

600 belief, liegt sie heute bei den Tausenden.<br />

Aschkenazi beharrt darauf, dass grosse Feuermacht<br />

bedeutungslos ist, wenn es keine Ziele<br />

mit militärischem Wert gibt, die angegriffen<br />

werden können.<br />

All dies führt zu einer militärischen Doktrin,<br />

VON J. ROSENBLUM<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />

E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />

www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />

Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />

Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />

Einzelnummer: Fr. 3.50<br />

Postcheck 80 - 53 342-3<br />

Inserate: Tarif auf Anfrage erhältlich<br />

Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />

Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />

2<br />

Schulden wir Präsident Obama<br />

eine Entschuldigung?<br />

Ich denke, es ist für meine Leser kein<br />

Geheimnis, dass ich kein grosser Fan der<br />

Nahostpolitik der Regierung Obama bin. Das<br />

Mindeste, das man sagen kann, ist, dass die<br />

Regierung beträchtlich naiv bezüglich des<br />

Potenzials für Verhandlungen war, die zu<br />

einem realisierbaren Frieden führen könnten.<br />

Und diese Naivität stammt grossteils von<br />

einem übertriebenen Fokus auf die Grenzen<br />

und ungenügender Aufmerksamkeit für Israels<br />

Sicherheitsbedürfnisse im Falle, dass ein palästinensischer<br />

Staat entsteht. Aber wir wollen<br />

nicht auf Punkten herumreiten, die wir schon<br />

die dem israelischen Militär die Möglichkeit<br />

verleihen soll, verschiedenartige Kriege auf<br />

mehreren Fronten zu führen.<br />

Israel stellt sich darunter eine genau geplante<br />

Ausschaltung potenzieller Feinde vor: Während<br />

Israel eine ausgeklügelte Zusammenarbeit<br />

zwischen genauen Langstreckenwaffen,<br />

hochgradiger Aufklärung, Kommando- und<br />

Kontrollstrukturen, wie auch gemeinsamer<br />

Operationen angeeignet hat, haben seine<br />

potenziellen Feinde das nicht getan.<br />

Als Vergleich gilt die von den USA ausgerüstete<br />

und trainierte ägyptische Armee mit etwa<br />

700‘000 Soldaten (450‘000 in der stehenden<br />

Armee und etwa 250‘000 Reservisten), 12<br />

Bodendivisionen und etwa 3400 Tanks und<br />

500 Kampfflugzeugen, bei weitem die stärkste<br />

innerhalb der arabischen Welt. Ein Teil der<br />

Ausrüstung befindet sich auf dem neuesten<br />

Stand der Technik: Ägypten verfügt über etwa<br />

1000 Abrams M1-Tanker und über etwas mehr<br />

als 200 F-16- Kampfflugzeuge.<br />

<strong>Die</strong> Ägypter haben jedoch noch nicht einmal<br />

damit begonnen, die integrierte Kampfführung<br />

einzuführen.<br />

Hauptsächlich deshalb erwarten Experten in<br />

einem Krieg zwischen Israel und Ägypten<br />

eigentlich ein Resultat, das demjenigen der<br />

US- Armee von 2003 im Irak gleicht. <strong>Die</strong> amerikanische<br />

Armee war im Irak nicht grösser als<br />

oft in der Vergangenheit besprochen haben.<br />

Weshalb also die Frage im Titel? Präsident<br />

Obama ist der Präsident der Vereinigten<br />

Staaten Amerikas. Nichts in seiner Aufgabenbeschreibung<br />

erfordert von ihm, mehr<br />

für die Sicherheit und das Wohlergehen des<br />

Staates Israel besorgt zu sein als dessen eigene<br />

führende Politiker es tun. Jede Vereinbarung<br />

mit den Palästinensern wäre sicherlich gut für<br />

die amerikanischen Interessen, insbesondere<br />

wenn diese zu einem grossen Teil auch von<br />

Israel initiiert worden wäre. Wenn sie am<br />

Ende scheitert, wäre es nicht Obamas Fehler,<br />

sondern der Fehler des israelischen Politikers,<br />

der zur Zeit der Unterzeichnung des Friedensvertrags<br />

an der Macht war.<br />

Präsident Obama verdient es, in Fragen der<br />

israelischen Interessen viel nachsichtiger<br />

beurteilt zu werden als leichtsinnige, israelische<br />

Politiker.<br />

Wir haben uns schon in solch einer Situation<br />

befunden. Es war Premierminister Ehud Barak,<br />

der Präsident Bill Clinton überzeugte, den<br />

Camp David- Gipfel einzuberufen. Clinton<br />

war sich überhaupt nicht sicher, dass die Zeit<br />

für endgültige Verhandlungen reif war, aber<br />

Barak sagte ihm, dass er Arafat ein Angebot<br />

machen würde, das jener nicht zurückweisen<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

die bestehende, israelische Armee. Sie hatten<br />

nur drei Divisionen, von der eine noch zu spät<br />

kam. Ihre Luftmacht war zwar viel grösser,<br />

doch hauptsächlich wegen des Vorsprungs auf<br />

dem Bereich der Kampfführung besiegte sie<br />

eine Armee von 21 Divisionen innerhalb von<br />

nur zwei Wochen.<br />

Nicht, dass jemand glaubt, dass die Ägypter<br />

so schnell einen Krieg gegen Israel beginnen<br />

oder die Friedensvereinbarung zwischen den<br />

beiden Ländern ausser Kraft setzen würden.<br />

Falls Ägypten dies täte, dann würde es mindestens<br />

die 1,3 Milliarden Dollar Hilfszahlungen<br />

verlieren, die es jährlich an amerikanischer<br />

Militärhilfe erhält.<br />

Zudem müsste Ägypten, um einen Krieg<br />

gegen Israel zu beginnen, die amerikanisch geführten,<br />

multinationalen Friedenssoldaten aus<br />

dem Sinai entfernen, der grossen Pufferzone<br />

zwischen beiden Ländern. Das ist etwas, was<br />

auch ein neues Regime höchstwahrscheinlich<br />

nicht so schnell täte.<br />

Trotzdem beharren israelische Generäle darauf,<br />

dass sie in einer zunehmend instabilen<br />

Region mehr Ausbildungsprogramme und<br />

Soldaten benötigen. Sonst könnte es dazu<br />

kommen, dass die Armee überfordert wäre,<br />

falls sie an mehreren Fronten zu kämpfen hat.<br />

JTA<br />

könne. Laut Berichten vor Camp David war<br />

Barak bereit, den Palästinensern mindestens<br />

90% von Jehuda und Schomron anzubieten<br />

und 100‘000 palästinensische „Flüchtlinge“<br />

nach Israel einwandern zu lassen, obwohl ihm<br />

der Leiter des militärischen Geheimdiensts<br />

gesagt hatte, dass Arafat sich weigern werde,<br />

eine Vereinbarung zur Beendung der Feindseligkeiten<br />

zu unterzeichnen.<br />

Ein echter Frieden, erklärte Barak geduldig<br />

gegenüber weniger „brillanten“ Personen,<br />

würde auf zukünftige Generationen warten<br />

müssen. Es sei deshalb unzumutbar, von<br />

den Palästinensern zu erwarten, Aufrufe zu<br />

Israels Vernichtung aus ihren Textbüchern<br />

zu streichen. Trotzdem mache es Sinn, einen<br />

grossen Teil der Westbank den Palästinensern<br />

zu übergeben, um sie zu motivieren,<br />

verantwortlich zu handeln und den Prozess<br />

der Aussöhnung zu beginnen.<br />

Das war natürlich reine Theorie, vielleicht<br />

richtig, vielleicht falsch. Man muss jedoch<br />

so arrogant wie Barak sein, um auch nur in<br />

Betracht zu ziehen, die gesamte Existenz<br />

seines Landes auf diese Theorie zu setzen.<br />

Ich weiche jedoch vom Thema ab. Der<br />

Punkt, den ich betonen will, ist, dass die<br />

Verantwortung für Camp David bei Barak


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

und nicht bei Bill Clinton gelegen wäre, der<br />

nur als Organisator dabei war und sich einen<br />

Friedensnobelpreis erhoffte.<br />

Wir lesen in der israelischen Presse fast<br />

täglich, dass der eine oder andere ranghohe<br />

Beamte der Arbeiterpartei fordert, dass die<br />

Partei sich „mangels Fortschritten im ‚Friedensprozess’<br />

gegen die Regierungskoalition<br />

stellen solle“. <strong>Die</strong> Oppositions-Führerin Tzipi<br />

Livni – mit grosser Ambition und weniger<br />

grosser Intelligenz – geht noch weiter. Sie<br />

erschien zusammen mit dem palästinensischen<br />

Premierminister<br />

Salam Fayyad zu einem<br />

Interview, bei dem die<br />

beiden betonten, dass<br />

Netanjahus Koalition<br />

keinen Frieden hervorbringen<br />

könne.<br />

Livni kritisierte Netanjahu,<br />

weil er sich nicht an<br />

das Gesuch der amerikanischen<br />

Regierung für<br />

eine weitere Einfrierung<br />

der Siedlungstätigkeit<br />

gehalten habe. „Wenn<br />

man zwischen mehr Gebäuden<br />

und dem Frieden<br />

wählen muss, ziehe ich<br />

es vor, den Frieden zu<br />

wählen“, sagte Livni und<br />

demonstrierte damit den<br />

scharfsinnigen Einblick,<br />

für den sie berühmt ist.<br />

Sie scheint nicht bemerkt<br />

zu haben, dass die<br />

Regierung nie das amerikanische Gesuch<br />

zurückgewiesen hat. <strong>Die</strong> Amerikaner zogen<br />

es selbst zurück, als sie realisierten, dass eine<br />

weitere Einfrierung der Siedlungstätigkeit<br />

keine Hoffnung bot, das gegenwärtige Patt<br />

zu brechen.<br />

Das Einzige, was die Netanjahu Regierung<br />

je tat, war, dass sie die Amerikaner bat, ihre<br />

Vorschläge schriftlich festzuhalten. <strong>Die</strong> letzteren<br />

zögerten, dies zu tun - aus dem einfachen<br />

Grund, weil sie keine Absicht hatten, ihre<br />

Versprechen zu halten, und es schwieriger ist,<br />

Versprechen zu brechen, wenn sie schriftlich<br />

gegeben werden.<br />

(Obwohl dies gar nicht so schwierig ist, wie<br />

man denkt. Mein Freund Avi Shafran hat mich<br />

informiert, dass die amerikanische Regierung<br />

sich nicht an Briefe von amerikanischen Präsidenten<br />

gebunden fühlt – wie zum Beispiel<br />

Präsident Bushs Brief an Premierminister<br />

Scharon im April 2004 – ausser wenn Teil von<br />

offiziellen Verträgen sind, die vom Senat ratifiziert<br />

wurden, sogar wenn sie im Austausch<br />

gegen hartes, politisches Kapital gegeben<br />

wurden – in Scharons Fall dem einseitigen<br />

israelischen Rückzug aus Gaza.)<br />

Das Auffallendste an Livnis Kommentar ist<br />

die implizite Annahme, dass irgendwie „der<br />

Frieden“ entstehen würde, falls Israel nur<br />

jegliches Bauen in Jehuda und Schomron<br />

3<br />

und in Ostjerusalem einstellen würde. <strong>Die</strong>s ist<br />

die Annahme, die von allen Kritikern Israels<br />

gemacht wird, sie kann jedoch einer genauen<br />

Überprüfung nicht standhalten. Livni handelt,<br />

wie wenn sie nichts von den neuen „Nein“<br />

von Abbas gehört hätte: keinen Landtausch;<br />

keine Konzessionen bezüglich des Rechts<br />

auf Rückkehr; keine Anerkennung Israels als<br />

jüdischen Staat.<br />

Oder sie denkt, dass diese nicht ernst gemeint<br />

sind. Vielleicht sind sie wirklich nicht<br />

ernst gemeint; man müsste jedoch in einer<br />

Zeitmaschine sehr weit zurückreisen, um die<br />

letzte palästinensische Konzession auf ein<br />

behauptetes „Recht“ zu finden.<br />

Schon 2000 fasste Martin Peretz den Oslo-<br />

Prozess mit den Worten zusammen: „Israel<br />

hat sich zu einer ausgedehnten Reihe von Verhandlungen<br />

und Konzessionen verpflichtet,<br />

während von den Palästinensern höchstens<br />

erwartet wird, dass sie erscheinen und leere<br />

Formeln von Zusicherungen vor sich hin<br />

murmeln.“ Nach einigen Runden solch eines<br />

Prozesses, bei dem die Ausgangslage immer<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zugunsten eines Aufspaltens der Probleme<br />

entlang der Mitte ist, bleibt die Partei, die<br />

Konzessionen macht, mit praktisch nichts<br />

zurück.<br />

<strong>Die</strong> Politiker der Arbeitspartei machen dieselben<br />

Fehler. Als Erstes legen sie die Verantwortung<br />

für den Mangel an Fortschritten auf<br />

Israel. Denn wenn die Schuld nicht bei Israel<br />

liegen würde, warum hätten sie fordern sollen,<br />

aus der gegenwärtigen Koalition auszutreten?<br />

Erneut macht die unbeirrbar ablehnende<br />

Haltung der Palästinenser keinerlei Eindruck<br />

auf ihr Gewissen. Sie vergessen,<br />

dass eine Partei, die alleine<br />

Frieden schliessen will, etwa so<br />

wirksam ist, wie das Klatschen<br />

mit einer Hand.<br />

Als Zweites stellen sie den Friedensprozess<br />

mit dem Frieden<br />

gleich – eine Behauptung, die<br />

vielleicht 1993 diskutabel war,<br />

die sich jedoch seit mehr als<br />

einem Jahrzehnt als untragbar<br />

erwiesen hat. Und schliesslich<br />

lösen sie Verzweiflung aus,<br />

wenn sie ihre Meinung aussprechen,<br />

dass Israel nicht überleben<br />

kann, wenn dieser Prozess nicht -<br />

wohin auch immer - weitergehe.<br />

Sicherlich ist Frieden der grösste<br />

Wunsch für Israel, aber wir leben<br />

ohne ihn schon seit 62 Jahren<br />

und werden es auch weiterhin<br />

tun, falls wir keine Wahl haben.<br />

Viel gefährlicher als ein Mangel<br />

an Frieden, und sogar die Ermüdung,<br />

die mit dessen Fehlen einhergeht, ist es,<br />

dass man es seiner Sehnsucht nach Frieden<br />

erlaubt, an falsche Lösungen zu glauben. Ein<br />

gefährliches Phantasiebild ist viel schlimmer<br />

als ein Leben in suboptimaler Realität.<br />

Es ist schwierig zu wissen, wie viel von der<br />

Rhetorik Livnis und der Arbeitspartei nur<br />

für politische Zwecke verwendet wird und<br />

wie viel einfach wahnhaft ist. In jedem Fall<br />

jedoch sind die fraglichen Politiker sicher<br />

viel tadelnswerter als Präsident Obama für<br />

ähnliche Missverständnisse.<br />

Schlierenstr. 14<br />

8902 Urdorf<br />

Tel: 044 734 52 83<br />

Fax: 044 734 52 84<br />

info@goetschmann-maler.ch<br />

www.goetschmann-maler.ch


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Von U. Heilman<br />

Durch Volksaufstände wurden in nur wenigen<br />

Wochen zwei arabische Diktatoren gestürzt<br />

und entstanden Unruhen geführt, die den<br />

gesamten Nahen Osten erschüttern. Wird<br />

dasselbe auch anderen Regimes zustossen?<br />

Fast überall in der Region befinden sich die<br />

autokratischen Führer in der Defensive. Sie<br />

versuchen, sich mit allen möglichen Mitteln<br />

gegen zunehmende Protestbewegungen zu<br />

wehren.<br />

In Jordanien hat König Abdullah II. nach<br />

zunehmendem Protest der Bevölkerung<br />

seinen Premierminister und sein Kabinett<br />

entlassen und Reformen versprochen. Im<br />

Golfkönigreich Bahrain bekämpfte die Polizei<br />

letzte Woche am „Tag des Zorns“ Demonstranten<br />

mit Gummigeschossen und Tränengas,<br />

während der König die Opposition mit dem<br />

Versprechen zu beschwichtigen versuchte,<br />

dass jeder Familie in Bahrain als „Dankbekundung“<br />

2650 Dollar erhalten werde. In<br />

Kuwait hat der herrschende Emir ebenfalls<br />

Geldgeschenke für jeden Bürger zugesagt.<br />

Im Iran dagegen greifen die Regierungskräfte<br />

zur Gewalt, um Demonstranten daran<br />

zu hindern, sich auf den grossen Plätzen zu<br />

versammeln, obwohl Teheran die Aufstände<br />

in Tunesien und Ägypten verbal unterstützt.<br />

In Jemen und Algerien bekämpften sich Demonstranten<br />

und Polizisten auf der Strasse.<br />

In der Westbank teilte die PA mit, dass sie<br />

bis September schon lange fällige Parlaments-<br />

und Präsidentschaftswahlen abhalten<br />

4<br />

würde, und der PA-Premierminister entliess<br />

sein Kabinett.<br />

<strong>Die</strong> arabische Strasse, die seit langer Zeit<br />

schon eine wichtige Kraft in der arabischen<br />

Politik ist, hat ihre Macht wieder entdeckt<br />

und breitet sich von Tunis bis nach Amman<br />

aus, ganz zu schweigen davon, dass sie in<br />

Jerusalem und Tel Aviv die Nerven belastet.<br />

Trotz der sich verbreitenden Proteste warnten<br />

Experten vor der Voraussage eines sicheren<br />

Zusammenbruchs zusätzlicher Regimes.<br />

Während die arabische Strasse aus Ägypten<br />

und Tunesien ihre Lehre gezogen hat, haben<br />

ihre autokratischen Führer dasselbe getan.<br />

In Israel hat die plötzliche Änderung in<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

Tunesien, dann Ägypten:<br />

Welche Diktatur des Nahen Ostens<br />

folgt als Nächste?<br />

Demonstrationen im jordanischen Rabbat<br />

Ägypten eine scharfe Debatte über die Lehren<br />

entfacht, die daraus gezogen werden sollten,<br />

und auch über die Effizienz eines Friedens<br />

mit der Arabischen Welt.<br />

„Der rechte Flügel sagt, dass man mit den Arabern<br />

keine wirklichen Abkommen aushandeln<br />

kann, da diese infolge der Instabilität ihrer<br />

Staaten nicht eingehalten werden“, sagte der<br />

In Bengasi, Libyen, verbrannten<br />

die Demonstranten<br />

ein Regierungsgebäude<br />

zurückgetretene, israelische General Schlomo<br />

Brom, ein Fachmann für arabische Politik am<br />

Institut für Nationale Sicherheitsstudien an der<br />

Universität von Tel Aviv. „<strong>Die</strong> Linken werden<br />

sagen, dass die Lehre aus der Instabilität des<br />

Nahen Ostens unser Interesse stärken sollte,<br />

durch Friedensverhandlungen die Reibungen<br />

zwischen uns und der arabischen Welt auf ein<br />

Minimum zu beschränken.“<br />

<strong>Die</strong> Umstände in jedem Staat sind verschieden,<br />

und die Elemente, die für den Erfolg des<br />

ägyptischen Aufstands sorgten, waren eine<br />

seltene Kombination, die vielleicht sonst nirgends<br />

so existierte. <strong>Die</strong> hohe Arbeitslosigkeit,<br />

die grossen Unterschied zwischen arm und<br />

reich, die weit verbreitete Regierungskorruption<br />

und die zurückgehende Lebensqualität<br />

führten dazu, dass Hosni Mubarak in seinem<br />

Land fast universell abgelehnt wurde, was<br />

Islamisten und Säkularisten in der Opposition<br />

vereinigte.<br />

Ägypten stand vor einer Nachfolgerkrise,<br />

die den 82-jährigen Präsidenten vertrieb,<br />

der die Macht an seinen Sohn Gamal weiter<br />

geben wollte.<br />

Als die Proteste ernst wurden, stand Ägypten,<br />

das jährlich 1,3 Milliarden Dollar an amerikanischer<br />

Militärhilfe erhält, unter amerikanischem<br />

Druck betreffend des Umgangs


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

mit den Demonstranten. Ausschlaggebend<br />

war vielleicht, dass die ägyptische Armee<br />

sich auf die Seite der Protestanten gegen das<br />

Regime stellte und sich weigerte, Gewalt<br />

gegen Leute anzuwenden, was im Grunde<br />

genommen den Volksaufstand in einen Militärcoup<br />

verwandelte.<br />

Das unterscheidet sich wesentlich vom Iran,<br />

wo vor anderthalb Jahren nach der vorgeschlagenen<br />

Wiederwahl des iranischen Präsidenten<br />

Mahmoud Ahmadinejad ein Massenprotest<br />

folgte. <strong>Die</strong> staatlichen Sicherheitskräfte<br />

befolgten damals die Anweisungen der<br />

Regierung mit Vergnügen: Sie schlugen und<br />

erschossen Demonstranten, sperrten Störenfriede<br />

ein und richteten Organisatoren hin.<br />

<strong>Die</strong>smal sorgte das iranische Regime dafür,<br />

dass keine Massenproteste entstehen. Sie<br />

schlossen die Hauptstrassen, die zu zentralen<br />

Plätzen führen.<br />

Im Westen bereits verachtet, gibt es nicht<br />

viel, dass die Herrscher in Teheran daran<br />

hindern könnte, ihre volle Herrschaft über<br />

ihren Sicherheitsapparat auszuspielen, um<br />

an der Macht zu bleiben. Das iranische<br />

Regime handelte entschieden und setzte die<br />

Sicherheitskräfte rabiat gegen die Opposition<br />

ein, im Gegensatz zu Mubarak, der zögerte<br />

und schwankte. Im Iran lässt der Einsatz<br />

der Sicherheitskräfte die Demonstranten erschauern,<br />

die wissen, dass sie ermordet oder<br />

hingerichtet werden können. Und weil der<br />

Iran über Öl- und Gasreserven verfügt, kann<br />

er es sich auch leisten, autonom zu handeln<br />

und die öffentliche Meinung zu ignorieren.<br />

Gleichermassen entschieden handelte auch<br />

Syrien, um aufkeimende Proteste zu ersticken,<br />

indem es potenzielle Gegner durch<br />

Festnahmen, Drohungen und Nulltoleranz<br />

VON R. KAMPEAS<br />

Mit einer Kombination von Berechnung,<br />

Glück und Prinzipien steuert die Regierung<br />

Obama darauf hin, im Nahen Osten nach<br />

Mubarak Demokratie und Menschenrechte<br />

betonen zu können.<br />

Letzte Woche stellte Obama seine aufpolierte<br />

Strategie vor, wie die USA ihre strategischen<br />

Interessen in der Region berücksichtigen kann,<br />

um gleichzeitig mit den Aufständen zu sympathisieren,<br />

die sich gegen die Regierungen<br />

in Ägypten und Tunesien stellten, wie auch<br />

mit den Protesten gegen die US-Verbündeten<br />

in Bahrain, Jordanien und Jemen.<br />

„Ich denke, die Einstellung meiner Regierung<br />

entspricht dem entspricht, was die meisten<br />

Amerikaner über diese Region denken,<br />

nämlich, dass jedes Land anders ist und jedes<br />

5<br />

sogar gegenüber kleinen Protestversammlungen<br />

einschüchterte. Ausserdem ist die<br />

Unzufriedenheit des Volkes, die die ägyptischen<br />

Proteste verursachte, in Syrien weniger<br />

vorherrschend, wo in den letzten Jahren unter<br />

Baschar Assad die Massnahmen zur Hebung<br />

der Lebensqualität verstärkt wurden.<br />

Syrien und der Iran haben eine weitere Karte<br />

auszuspielen, wenn es um die Unterdrückung<br />

der Opposition geht. Wegen ihrer Anti-US-<br />

und Anti-Israel- Position wird jeder, der sich<br />

gegen sie erhebt, beschuldigt, mit den USA<br />

und Israel zusammen zu arbeiten. Das war<br />

bei Mubarak nicht so.<br />

Algerien ist in mancher Hinsicht Ägypten ähnlicher.<br />

<strong>Die</strong> weit verbreitete Unzufriedenheit<br />

mit der Regierung von Präsidenten Abdelaziz<br />

Bouteflika führt zu jugendlichen Protesten<br />

und umfangreichen Streiks. Algeriens Armee<br />

wird sich aber kaum auf die Seite des Volkes<br />

gegen das Regime stellen, wie viele Analysten<br />

meinen. Dasselbe gilt nicht für Algeriens<br />

östlichen Nachbarn, Muammar Gadhafi’s<br />

Libyen, wo Dissidenten die Proteste immer<br />

weiter ausweiteten, bis die Lage so unklar<br />

wurde, dass niemand mehr weiss, wer die<br />

Macht im Land hat.<br />

<strong>Die</strong> Lage von Jordanien, das ausser Ägypten<br />

der einzige arabische Staat ist, der mit Israel<br />

ein Friedensabkommen abgeschlossen hat,<br />

wird als eher verletzlich angesehen. Sein Herrscher<br />

stammt aus einer Minderheit in einem<br />

Land, dessen Bevölkerung zumeist palästinensisch<br />

ist. In den letzten Wochen haben sich<br />

auch die eingeborenen, jordanischen Minderheitsstämme,<br />

die die traditionelle Machtbasis<br />

des Königs bildeten, mit Korruptionsklagen<br />

gegen Abdullahs Frau an die Öffentlichkeit<br />

begeben. Auch die schmerzlichen, innenpoliti-<br />

Land seine eigenen Traditionen hat“, sagte<br />

Obama an einer Pressekonferenz im Weissen<br />

Haus. „Amerika kann nicht diktieren, wie sie<br />

ihre Gesellschaft führen sollen, doch gibt es<br />

gewisse universale Prinzipien, an die wir uns<br />

halten“, sagte er. „Eines davon ist, dass wir<br />

nicht glauben, dass Gewalt als Erpressung<br />

dienen kann, um die Kontrolle zu behalten.<br />

Und deshalb glauben wir, dass es sehr wichtig<br />

ist, dass die Regierungen bei allen Protesten,<br />

die wir in der Region erleben, auf friedliche<br />

Demonstranten friedlich reagieren“.<br />

Der Übergang von einer Politik, die die Arbeit<br />

mit den Regierungen betonte, die in der Region<br />

an der Macht waren, zu einer, die auf Menschenrechte<br />

hin drängt, resultierte teilweise<br />

aus einem riskanten Spiel, das Obama spielte,<br />

als nach 30 Jahren der Macht der Versuch<br />

begann, Hosni Mubarak zu stürzen.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

schen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise<br />

haben die Unzufriedenheit des jordanischen<br />

Volkes verstärkt.<br />

Während sich die Proteste – die im Königreich<br />

öfters vorkommen – infolge der ägyptischen<br />

Unruhen weiter erhitzten, handelte Abdullah<br />

schnell, um politische Reformen bekannt zu<br />

geben. Er entliess seine Regierung, um ein<br />

neues Kabinett zu bilden, das dazu dient,<br />

die einflussreichen Stämme Jordaniens zu<br />

besänftigen. <strong>Die</strong>se Schritte und die relative<br />

Beliebtheit des Königs im Vergleich zu Mubarak<br />

in Ägypten erweisen sich für Abdullah<br />

von Vorteil.<br />

Das vielleicht durch eine Revolutionen verwundbarste<br />

Nahostland ist Jemen, das wie<br />

Mubaraks Ägypten durch eine hohe Armutsrate,<br />

Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit<br />

mit der vom Präsidenten Ali Abdullah Saleh<br />

geleiteten Regierung gepeinigt wird, und<br />

bis vor wenigen Tagen auch noch von einer<br />

lauernden Nachfolgerkrise. Saleh hat versucht,<br />

sowohl Gewalt als auch Belohnungen<br />

einzusetzen, um die Proteste einzudämmen,<br />

indem er seine Sicherheitskräfte einsetzte,<br />

um Proteste zu vermeiden und eine Anzahl<br />

von Konzessionen anbot, darunter ein Versprechen,<br />

sich 2013 aus seinem Amt zurück<br />

zu ziehen, ohne seinen Sohn zum Nachfolger<br />

zu ernennen.<br />

Seit langem schon durch interne Konflikte<br />

geplagt, wird Jemen als Schlüsselstaat im<br />

Krieg gegen die Al-Qaida und den Terrorismus<br />

betrachtet. Wenn Saleh geht, dann steht<br />

nicht fest, ob Jemens Regierung mit dem<br />

Westen gegen den islamischen Extremismus<br />

verbündet bleiben wird.<br />

<strong>Die</strong> Zukunft Jemens, wie so manche im Nahen<br />

Osten, bleibt also ungewiss. JTA<br />

Nach Mubarak:<br />

Obama reformiert seine Nahost-Politik<br />

Obamas Mitarbeiter, inklusive Vizepräsident<br />

Joe Biden und Aussenministerin Hillary Clinton,<br />

hatten zuerst ihr Vertrauen in Mubarak, einem<br />

langjährigen Verbündeten, ausgedrückt,<br />

auch weil er mit Israel den Frieden aufrecht<br />

hielt. Als Mubarak sich aber als hartnäckig<br />

erwies und den Demonstranten nur begrenzte<br />

Zusagen machte, gelang es dem Weissen<br />

Haus, ihn gerade noch zu verurteilen, bevor<br />

klar war, dass Mubarak zurücktreten muss.<br />

Am 10. Februar, nachdem Mubarak wiederholt<br />

hatte, dass er bis September bleiben<br />

würde, gab Obama innerhalb von einer<br />

einzigen Stunde eine Mitteilung heraus, in<br />

der er die ägyptischen Behörden aufrief,<br />

„klar und deutlich den schrittweisen Prozess<br />

zu definieren, der zur Demokratie und einer<br />

repräsentativen Regierung führen wird, die<br />

das ägyptische Volk sucht.“


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zu ziehen. Obama lobte Ägyptens temporäre<br />

Militärregierung vorsichtig dafür, dass sie das<br />

Friedensabkommen mit Israel beibehalten<br />

wolle – ein Zeichen für Kandidaten ägyptischer<br />

Wahlen, die später dieses Jahr stattfinden<br />

sollen, dass die USA dieselbe Zusage von einer<br />

gewählten Regierung erwarteten.<br />

<strong>Die</strong> Palästinenser riefen zu einem „Tag des<br />

Zorns“ auf, bei dem am kommenden Freitag<br />

gegen den Entscheid der amerikanischen<br />

Regierung demonstriert werden soll, gegen<br />

eine Resolution des UNO Sicherheitsrats das<br />

Veto einzulegen, die es Israel verboten hätte,<br />

in den Siedlungen zu bauen.<br />

<strong>Die</strong> PA droht, ihre Stellung zum Nahost-<br />

Friedensprozess neu zu überdenken. <strong>Die</strong><br />

PA erwäge, sich mit einem Antrag an die<br />

US-Generalversammlung zu wenden, um<br />

eine ähnliche Resolution, die den Bau in<br />

Siedlungen verbietet, zu initiieren.<br />

PA- Präsident Mahmoud Abbas geriet unter<br />

starken Druck von der amerikanischen Regierung,<br />

um die Resolution zurück zu ziehen.<br />

Er lehnte dies jedoch ab, wie ein hoher PA-<br />

Vertreter in Ramallah erklärte.<br />

6<br />

Zumindest auf einem Gebiet greift die Regierung<br />

Obama auf ihre Demokratisierungsdevise<br />

zurück, um strategische Ziele zu fördern.<br />

„Wir haben unseren Verbündeten in der<br />

Region eine vielsagende Botschaft gesandt,<br />

die enthält, dass man lieber Ägyptens Beispiel<br />

statt dasjenige des Irans betrachten solle“,<br />

Abbas war mit seiner Reaktion auf das<br />

US-Veto vorsichtig. Er sagte einer Gruppe<br />

palästinensischer Akademiker, dass die palästinensische<br />

Diplomatie 14 Monate, nachdem<br />

der Sicherheitsrat erstmals zu Gunsten<br />

der umstrittenen Resolution gestimmt habe,<br />

einen echten Sieg errungen habe. <strong>Die</strong> PA<br />

hätte sich unter starkem Druck befunden, die<br />

Resolution zurück zu ziehen, habe sich jedoch<br />

entschieden, die palästinensischen Interessen<br />

über alle anderen Erwägungen zu setzen. „Wir<br />

möchten die amerikanische Regierung nicht<br />

boykottieren und es liegt nicht in unserem<br />

Interesse, irgend jemanden zu ignorieren“,<br />

betonte Abbas. „Wir möchten nur die legitimen<br />

Rechte und Interessen unseres Volkes in<br />

Bezug auf das internationale Recht schützen“.<br />

<strong>Die</strong> Hamas beschrieb am Samstag den Schritt<br />

der USA als „unmoralisches Verhalten und<br />

eine Missachtung der internationalen Gesellschaft“.<br />

<strong>Die</strong> Hamas fügte in ihrer Mitteilung<br />

hinzu, dass das Veto auf die amerikanische<br />

Bevorzugung Israels und der „Besetzung“<br />

hinweise. <strong>Die</strong> Hamas verlangte von der PA,<br />

jede Form der Sicherheitskoordination mit<br />

Israel abzubrechen.<br />

<strong>Die</strong> PA- Führung organisierte Strassenproteste,<br />

um ihre Position zu unterstützen. Dutzende<br />

von Fatah- Aktivisten demonstrierten in<br />

Ramallah, Kalkilya, Chevron und Jenin, und<br />

verurteilten die USA wegen ihrer Intervention<br />

zugunsten Israels.<br />

<strong>Die</strong> PA und arabische Staaten hatten dem<br />

UNO- Sicherheitsrat einen Antrag eingereicht,<br />

über den am Freitag abgestimmt wurde. Es<br />

ging um die Verurteilung Israels, da es Juden<br />

erlaube, innerhalb von jüdischen Siedlungen<br />

in Judäa und Samaria Wohnungen zu bauen.<br />

<strong>Die</strong> USA legte jedoch das Veto gegen die<br />

Resolution ein. Alle anderen 14 Mitglieder<br />

stimmten dafür, was der PA als diplomatischen<br />

Sieg bezeichnete.<br />

Präsident Obama hat in einem Telefonanruf<br />

versucht, den PA- Chef Mahmoud<br />

Abbas,,daran zu hindern, dem Sicherheitsrat<br />

eine Resolution einzureichen, doch wurden<br />

die Vorschläge für einen Kompromiss abgewiesen.<br />

<strong>Die</strong> Vetoabsicht der USA wurde vor dem<br />

Treffen nicht veröffentlicht, was zu Spekulationen<br />

führte, dass es nicht dazu kommen<br />

werde. Quellen in der Demokratischen Partei<br />

behaupten, dass bedeutende, jüdische Spender<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

meinte Obama. „Ich finde es ironisch, dass<br />

die iranische Regierung das, was in Ägypten<br />

geschah, zu feiern scheint, während sie in<br />

Wirklichkeit im krassem Gegensatz zu Ägypten<br />

handelt und im Iran Leute, die versuchten,<br />

sich friedlich auszudrücken, niederschlägt.“<br />

JTA<br />

Nach US-Veto im Sicherheitsrat<br />

PA wendet sich an die UNO Generalversammlung<br />

Obama mitgeteilt hätten, dass sie die Partei<br />

nicht weiter unterstützen werden, falls Israel<br />

verurteilt würde, was ihn dazu bewog, gegen<br />

die Resolution zu stimmen.<br />

<strong>Die</strong> Resolution bezeichnet die Bautätigkeit für<br />

Juden in Judäa und Samaria als „illegal“ und<br />

als „wesentliches Hindernis für den Frieden“.<br />

Zudem hiess es, dass die UNO dazu bereit<br />

wäre, Gesandte in die Region zu schicken,<br />

um „die Tatsachen am Ort zu überprüfen“.<br />

<strong>Die</strong> PA und die arabische Welt behaupten,<br />

dass Judäa und Samaria Teil eines zukünftigen<br />

arabischen Staates bildeten.<br />

<strong>Die</strong> UNO Botschafterin der USA, Susan Rice<br />

sagte, dass die USA gegen den israelischen<br />

Bau in Judäa und Samaria sei, und dass das<br />

Veto ein unglücklicher Schritt sei, der getroffen<br />

werden musste, um die Verhandlungen<br />

offen zu lassen. <strong>Die</strong> USA hätten der PA vorgeschlagen,<br />

dass der Sicherheitsrat statt einer<br />

Resolution eine unverbindliche Abstimmung<br />

gegen den Bau durchführen soll.<br />

Rice wiederholte US-Aussenministerin<br />

Hillary Clintons Aussage vom Donnerstag,<br />

dass eine Sicherheitsratsresolution „nicht das<br />

richtige Mittel“ sei, um einen diplomatischen<br />

Fortschritt zu fördern. Nur Verhandlungen<br />

könnten den Friedensprozess voran treiben.<br />

Judäa und Samaria waren vor dem Unabhängigkeitskrieg<br />

von 1948 die Heimat von<br />

sowohl Juden als auch Arabern. Nach dem<br />

Krieg stand das Gebiet 19 Jahre lang unter<br />

jordanischer Herrschaft; 1967 wurde es von<br />

Israel während des Sechstagekriegs erobert.<br />

Juden begannen kurz danach, sich in ehemals<br />

jüdischen Städten der Region wie Efrat und<br />

Chevron wieder anzusiedeln und auch neue<br />

Städte zu bauen.<br />

Während der letzten paar Jahre war es Juden<br />

nur erlaubt, innerhalb der bestehenden israelischen<br />

Städte zu bauen, was bedeutete, dass<br />

das gesamte Land, das in der Region unter<br />

israelischer Kontrolle steht, trotz der Bautätigkeit<br />

unverändert ist. <strong>Die</strong> PA aber behauptet<br />

weiterhin, dass die israelische Bautätigkeit<br />

in der Region eine Beschlagnahmung des<br />

Landes darstelle.<br />

Premierminister Benjamin Netanjahu hatte die<br />

Bautätigkeit in Judäa und Samaria während 10<br />

Monaten eingefroren, als Notmassnahme, um<br />

PA Führer wieder an den Verhandlungstisch<br />

zu bringen. PA Führer ignorierten seine Geste<br />

neun Monate lang, erklärten sich dann mit


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

Verhandlungen einverstanden, nur um sich<br />

einen Monat später wegen Netanjahus Weigerung,<br />

den Baustopp fortzusetzen, wieder<br />

zurück zu ziehen.<br />

Netanjahu drückte später seine Bereitschaft<br />

Von J. ROSENBLUM<br />

In Israel folgen zu viele wichtige politische<br />

Entscheidungen dem Muster, von emotionalen<br />

Argumenten beeinfluss zu werden.<br />

Im Lauf der juristischen Ausbildung lernt<br />

jeder Student den Spruch: Ausnahmen machen<br />

schlechte Gesetze. Ausnahmefälle entstehen<br />

meist dann, wenn alle am Verfahren beteiligten<br />

Parteien emotionale Zuneigung zu einer Partei<br />

haben, und diese Zuneigung zur Anstrengung<br />

führt, eine gesetzliche Basis zu finden, um<br />

einen Entscheid zu Gunsten dieser Partei zu<br />

rechtfertigen. Aber solche Entscheide, einmal<br />

gefällt, um das Ergebnis im „schwierigen“<br />

Fall zu rechtfertigen, erweisen sich häufig<br />

als schlecht durchdacht und tendieren dazu,<br />

negative Konsequenzen für andere Fälle zu<br />

haben – führen also zu schlechten Gesetzen.<br />

Zu viele politische Entscheidungen im Land<br />

folgen diesem Muster, dass infolge emotionaler<br />

Rücksichtsnahmen nur ungenügend auf<br />

die langfristigen Folgen geblickt wird.<br />

Der Rückzug aus dem Libanon 2000 ist<br />

7<br />

aus, einen zweiten Baustopp anzukündigen,<br />

nachdem US- Beamte versprachen, dass Israel<br />

nicht dazu gedrängt würde, innerhalb von drei<br />

Monaten ein Abkommen zu unterzeichnen<br />

und einen dritten Baustopp durchzuführen.<br />

ein klassisches Beispiel dafür. Zur Zeit des<br />

Rückzugs verlor die israelische Armee mehr<br />

als 20 Soldaten pro Jahr im südlichen Libanon.<br />

Das ist ein äusserst hoher Preis. Aber<br />

wie jede andere Entscheidung im Leben<br />

muss er gegen die wahrscheinlichen Folgen<br />

abgewogen werden, sollte dieser Preis nicht<br />

bezahlt werden.<br />

Das wurde nie getan. <strong>Die</strong> Vier Mütter-Bewegung,<br />

der von den Medien geholfen wurde,<br />

hielt den Fokus exklusiv auf die Opferzahlen<br />

gerichtet, so dass die Frage an das Publikums<br />

plötzlich lautete: Sind Sie für oder gegen den<br />

Tod von 23 Soldaten jährlich? Auf diese Weise<br />

gestellt, wird es nicht viele geben, die „dafür“<br />

zur Antwort geben.<br />

Hanna Naveh, die Chefredakteurin der IBA-<br />

Nachrichten, rühmte sich später, dass sie,<br />

zusammen mit der Militärreporterin Carmela<br />

Menashe und der Moderatorin Shelly<br />

Yacimovich eine Hauptrolle beim Entscheid<br />

gespielt habe, den Rückzug der israelischen<br />

Armee durchzusetzen und damit das Aufgeben<br />

unseres südlichen, libanesischen Verbündeten.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Clinton klärte Netanjahu aber später darüber<br />

auf, dass die Versprechen ohne Obamas<br />

Einwilligung abgegeben worden seien, und<br />

schliesslich nicht eingehalten werden könnten,<br />

so dass der ganze Handel scheiterte. JTA<br />

Ausnahmefälle machen schlechte Gesetze<br />

Jeder der drei Frauen hatte einen Sohn, der im<br />

Libanon diente, und wie Naveh sagte, kamen<br />

ihre Handlungen „aus dem Instinkt.“<br />

Man kann ihnen als Mütter diesen Wunsch<br />

verzeihen. Sie wollen alles Mögliche tun,<br />

um die Sicherheit ihrer Söhne zu garantieren.<br />

Das Problem ist jedoch, dass der komplette<br />

Rest des Landes dazu bewogen wurde, das<br />

Problem nur durch die Linse von Müttern von<br />

Söhnen anzusehen, die im Libanon dienten.<br />

Der Rückzug aus dem Libanon und die Hast,<br />

mit der dieser ausgeführt wurde, vermittelte<br />

den Palästinensern die Nachricht, dass Israelis<br />

keinen einzigen Todesfall ertragen können.<br />

Dadurch erhielten sie viel Inspiration für die<br />

Zweite Intifada, die mehr als 1‘000 israelische<br />

Leben in den drei Jahren - im Anschluss an<br />

den Rückzug - forderte.<br />

Noch schlimmer: Der Rückzug der Armee<br />

schuf ein Vakuum, in das sich die vom Iran<br />

unterstützte Hizbollah bewegte, um die ganze<br />

Kontrolle über den südlichen Libanon zu ergreifen.<br />

Der Krieg von 2006 im Libanon - der<br />

mehr als 120 Soldatenleben forderte - brachte


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zivile Leben in Israel im Norden während mehr<br />

als einem Monat zu einem faktischen Halt und<br />

fügte unserer Fähigkeit der Abschreckung<br />

grossen Schaden zu. Heute ist Hizbollah die<br />

dominierende Macht im Libanon, und hat ein<br />

Arsenal von 50‘000 Raketen mit der Fähigkeit,<br />

überall im Land zuzuschlagen. Ein weiterer<br />

Krieg könnte Kosten von Hunderten, sogar<br />

Tausenden von Leben verursachen.<br />

<strong>Die</strong> Leben der im Südlibanon sterbenden<br />

Soldaten waren eine wichtige Frage. Aber es<br />

war nicht die einzige Frage. Und doch wurde<br />

nur dieser Punkt zur Diskussion gestellt als es<br />

um die öffentliche Debatte ging, weil unsere<br />

Herzen durch die Vier Mütter-Bewegung und<br />

die Medien beeinflusst wurden. Das Ergebnis<br />

ist der Verlust von vielen Hunderten von<br />

Leben, und das Potenzial für viel grössere<br />

Verluste in der Zukunft.<br />

Auf keinem Gebiet hat die Tendenz der Medien,<br />

sich auf den emotionalen Blickpunkt<br />

zu konzentrieren, höhere Kosten zur Folge<br />

als in Bezug auf den Gefangenenaustausch.<br />

Es ist vollkommen verständlich, dass die<br />

Eltern von gefangenen Soldaten oder anderen<br />

Gefangenen alles in ihrer Macht tun, um ihre<br />

Söhne nach Hause zu bringen, einschliesslich<br />

des Anwendens des Drucks auf die Regierung,<br />

vor den Forderungen der Entführer zu kapitulieren.<br />

Aber das entschuldigt die Medien<br />

nicht, die uns alle in die Eltern von Gilad<br />

Shalit oder anderen Gefangenen verwandeln<br />

wollen. Zumindest sollten die Medien einige<br />

Bilder der Opfer der Terroristen und ihrer<br />

hinterbliebenen Familien veröffentlichen oder<br />

von befreiten Terroristen, die sofort zu ihrer<br />

ehemaligen Tätigkeit zurückkehrten.<br />

<strong>Die</strong> Kosten, nur den Gesichtspunkt der Familien<br />

der Gefangenen zu sehen, sind sehr hoch.<br />

2003 tauschte die Regierung Hunderte von Sicherheitsgefangenen<br />

gegen einen Kaufmann<br />

ein, Elchanan Tannenbaum, plus die Körper<br />

von drei Soldaten, die von der Hizbollah bei<br />

einem Entführungsversuch auf israelischem<br />

Boden getötet worden sind. Tannenbaum<br />

wurde von der Hizbollah ausserhalb Israels<br />

gekidnappt, und der hohe Preis, der für seine<br />

Rückkehr bezahlt wurde, ermunterte diese<br />

dazu, weitere solche exterritorialen Entführungen<br />

zu versuchen.<br />

2008 wiederholte sich dieses Bild, als zahlreiche<br />

Sicherheitsgefangene, einschliesslich<br />

des bösartigen Mörders Samir Kuntar, gegen<br />

die Körper von Ehud Goldwasser und Eldad<br />

Regev ausgetauscht wurden, Damit verstärkte<br />

sich eine der unglücklichen Lehren des Austauschs<br />

von 2003: Israel zahlt für Leichen<br />

fast so viel wie für lebende Personen. Nie in<br />

den Verhandlungen stellte sich für Israel die<br />

Frage, ob Goldwasser und Regev noch lebten.<br />

<strong>Die</strong>se Einstellung nimmt unbarmherzigen<br />

Terrororganisationen wie der Hizbollah jeden<br />

Ansporn, Gefangene gut zu behandeln. Ausserdem<br />

zeigt die Freilassung von Terroristen<br />

wie Kuntar jedem Möchtegern-Terroristen,<br />

8<br />

dass es keine so abscheulichen Taten gibt, die<br />

dafür sorgen werden, dass man den Rest seines<br />

Lebens im Gefängnis verbringen müsste.<br />

<strong>Die</strong> Bereitwilligkeit, jeden Preis für einen<br />

Gefangenenaustausch zu bezahlen, kann<br />

sogar der unmittelbaren Absicht schaden,<br />

die Herausgabe der Gefangenen zu sichern.<br />

Yuval Diskin, der Chef des Schin-Bet, sagte<br />

vor wenigen Wochen, dass er die Verhandlungen<br />

mit der Hamas einmal abbrach, als<br />

er begriff, dass diese in ihren Forderungen<br />

für Gilad Shalit immer weiterging, weil sie<br />

überzeugt war, dass die öffentliche Meinung<br />

die [Olmert] Regierung zwingen würde, jede<br />

Forderung zu akzeptieren.<br />

So bewirken diejenigen, die „kein Preis ist<br />

zu hoch“ sagen, dass Shalit gefangen bleibt.<br />

Einwanderungspolitik ist ein anderes Gebiet,<br />

in dem hoch sensible, emotionale Argumente<br />

häufig vernünftige Politik stören. Der Slogan:<br />

„Wenn er für Hitler jüdisch genug war, ist<br />

er für uns auch jüdisch genug“ verhinderte<br />

jede Revision des Rückkehrgesetzes und des<br />

Gesetzes der Staatsbürgerschaft während der<br />

Periode der Massenalija aus der ehemaligen<br />

Sowjetunion. So kamen Hunderttausende von<br />

Menschen nach Israel, die keinen Tropfen<br />

„jüdisches Blut“ in den Adern haben, so dass<br />

der jüdische Staat heute eine eigene, neonazistische<br />

Bewegung und russischsprachige<br />

Buchhandlungen hat, die sich auf antisemitische<br />

Klassiker spezialisieren.<br />

Heute werden Vergleiche zwischen Juden<br />

gezogen, die während des Holocausts über<br />

die schweizerische Grenze fliehen wollten,<br />

mit der Regierungspolitik gegenüber illegalen<br />

sudanischen Flüchtlingen.<br />

<strong>Die</strong>se Metaphern sind rissig. <strong>Die</strong> Juden, die<br />

seinerzeit in die Schweiz fliehen wollten,<br />

waren alle zum Tod verurteilt, wenn sie nach<br />

Deutschland oder in von den Nazis besetzte<br />

Länder zurück geschickt wurden. Sudanesen,<br />

die über den Sinai nach Israel kommen, fliehen<br />

aus einem vom Krieg zerrütteten Land in ein<br />

Land des Wohlstands. Aber wenige von ihnen<br />

sind individuell oder insgesamt zum Tod im<br />

Sudan verurteilt worden.<br />

Unsere Anklage gegen das Verhalten der westlichen<br />

Nationen während des Holocausts ist<br />

nicht, dass nicht jede Nation alle Juden wegen<br />

ihrer Todesgefahr aufnahm, sondern dass sie<br />

insgesamt gegenüber dem Schicksal der Juden<br />

gleichgültig waren. Wie der Historiker David<br />

Wyman in Bezug auf die erfolglose Bermuda-<br />

Konferenz geschrieben hat, bestand die grosse<br />

Angst der Alliierten nicht darin, dass sich die<br />

Nazis weigern würden, die Juden zu befreien,<br />

sondern dass sie zustimmen würden.<br />

Bisher hat sich keine andere Nation bereit<br />

erklärt, die Last der Flüchtlinge mit Israel zu<br />

teilen, die es hierher geschafft haben. Israel<br />

ist ein relativ wohlhabendes, aber auch ein<br />

kleines Land. Und es kann nicht einen endlosen<br />

Strom von Leuten absorbieren, die sich<br />

bemühen, allgemeiner Armut zu entkommen,<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

ohne städtische Gettos zu schaffen und zukünftige<br />

soziale Probleme zu säen, während<br />

knappe Mittel noch knapper werden. Je<br />

verzweifelter die Lage der Flüchtlinge hier<br />

ist, desto grösser ist die Gefahr für Israels<br />

Identität als ein jüdischer Staat.<br />

Alle emotionalen Argumente, die wir erwähnt<br />

haben, sind gerechtfertigt und müssen Teil der<br />

Politik sein.Aber wenn ihnen erlaubt wird, die<br />

einzig mögliche Lösung zu werden, werden<br />

potenzielle, zukünftige Kosten zu einem<br />

hohen Preis ignoriert.<br />

iSrael aktuell<br />

Sicherheit<br />

Eine jüdische Abordnung besichtigte<br />

zusammen mit Militärobersten das Dorf<br />

Charas, um die Renovation zu besichtigen,<br />

die vor kurzem am Grab von Jehoschua Bin<br />

Nun durchgeführt wurde. Der Besuch, der<br />

unter intensivem Schutz am hellichten Tag<br />

stattfand, war etwas Aussergewöhnliches,<br />

da die meisten Besuche normalerweise in<br />

aller Stille nachts durchgeführt werden. Im<br />

Verlauf des offiziellen Besuchs traf man sich<br />

mit dem Dorfobersten von Charas und dem<br />

palästinensischen Kontaktmann des Bezirks.<br />

<strong>Die</strong>se waren bereit, zusammen zu arbeiten<br />

und erklärten, nach Absprache Besuche von<br />

Betern zu ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Bne Brak beginnt den Kampf<br />

gegen illegale Knallkörper. Es gibt Jugendliche<br />

- grösstenteils keine Bürger von Bne Brak<br />

- die davon überzeugt sind, dass der Monat<br />

Adar eine Gelegenheit ist, alle möglichen<br />

Knallkörper hoch gehen zu lassen. Es gibt<br />

Händler, die die Gelegenheit zum Verkauf<br />

dieser Artikel gesetzwidrig ausnützen. <strong>Die</strong><br />

Stadt Bne Brak und die Polizei haben damit begonnen,<br />

Jugendliche, die dieses gefährlichen<br />

Hobby betreiben, festzunehmen. Ausserdem<br />

führen die Organisationen „Beterem“ für<br />

Sicherheit im Strassenverkehr und „Hazala<br />

Bne Brak“ eine Reihe von Programmen für<br />

Kinder durch, in denen sie über diese Gefahr<br />

aufgeklärt werden. Auch die Rabbanim gaben<br />

in einem Rundschreiben ein Verbot für<br />

den Verkauf von gefährlichen Knallkörpern<br />

heraus.<br />

WirtSchaft<br />

Bet Schemesch. Bei einem besonderen<br />

Anlass versammelten sich 120 Planer des<br />

Quartiers Ramat Bet Schemesch 4 und hörten<br />

sich die Vorhaben der Stadtratsmitglieder<br />

bezüglich der Planung des grossen neuen<br />

Quartiers an. Es geht um sechs Architekturbüros,<br />

von denen jedes für den Bau von ca.<br />

1800 Wohnungen verantwortlich ist. <strong>Die</strong>se<br />

wurden gebeten, die umfassenden Baupläne<br />

einzureichen. <strong>Die</strong> Planer erklärten, dass in<br />

diesem Quartier viel mehr Schulklassen als<br />

geplant nötig seien, mehr Land für den Bau<br />

von öffentlichen Instituten, einiges mehr an


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

Während des Zweiten Weltkriegs musste<br />

Grossbritannien die Moral in der Heimat<br />

aufrechterhalten. Es tat dies durch die Veröffentlichung<br />

von Plänen eines Nachkriegs-<br />

Grossbritanniens. Das war der Hintergrund<br />

des berühmten Berichts von Willliam Beveridge.<br />

Der Bericht skizzierte den zukünftigen<br />

britischen Wohlfahrtsstaat. Zentrale Punkte<br />

waren ein soziales Versicherungssystem und<br />

der Sieg über das, was Beveridge als die „fünf<br />

Riesen“ bezeichnete, die den Weg zum Wiederaufbau<br />

blockierten: Entbehrung, Krankheit,<br />

Unwissenheit, Elend und Untätigkeit.<br />

Nun, fast 70 Jahre später, sind Beveridge und<br />

seine 5 Riesen von Ian Duncan Smith, dem<br />

Minister für Arbeit und Pension, in einem<br />

Artikel des Telegraphs angesprochen worden,<br />

der am Tag erschien, an dem Premierminister<br />

David Cameron in Grossbritannien seine<br />

Vorschläge zur Sozialreform enthüllte.<br />

Der Krieg in Afghanistan ist kein zweiter<br />

Weltkrieg, doch ist die Stimmung in Grossbritannien<br />

infolge des Bedarfs an wirtschaftlicher<br />

Sparsamkeit düster. Ein Gebiet, auf dem die<br />

Regierung zu sparen hofft, ist das der Wohl-<br />

allgemeineS<br />

<strong>Die</strong> JüDiSche Welt<br />

9<br />

fahrtszahlungen und die Bekämpfung von<br />

deren Missbrauch, der - wie die Regierung<br />

angibt, die Werte verletzte und zu einem<br />

Rückgang der Wirtschaft führe.<br />

<strong>Die</strong> Abhängigkeit von Sozialhilfe, gescheiterte<br />

Ausbildungen, Sucht, Schulden und<br />

der Zusammenbruch der Familie sind die<br />

heutigen Probleme, die Smith als Faktoren<br />

bezeichnete, die den Bürger in die Armut<br />

treiben. <strong>Die</strong> Regierung hat es sich zum Ziel<br />

gesetzt, diese zu bekämpfen.<br />

<strong>Die</strong> Regierung will die Familien stärken, indem<br />

Fachleute mit Paaren zusammen sitzen,<br />

die eine Scheidung planen. <strong>Die</strong>se Experten<br />

sollen das Paar über die Auswirkungen auf ihre<br />

Kinder und auf ihre persönliche, finanzielle<br />

Lage aufklären. Das Steuersystem soll angepasst<br />

werden, um die Situation zu korrigieren,<br />

dass Sozialhilfebezüger mehr erhalten, wenn<br />

sie nicht arbeiten, oder alleine leben, als wenn<br />

sie verheiratet sind.<br />

Das Sozialsystem hat die berufstätigen Armen<br />

benachteiligt, da viele Leute finden, dass sie<br />

durch Arbeitslosengelder mehr erhalten als<br />

durch Arbeit. Das Ergebnis ist, dass 1,4 Mil-<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Grossbritannien<br />

Regierung enthüllt einen Plan zur Sozialreform<br />

Parks und Spielplätzen und eine besondere<br />

Regelung der öffentlichen Verkehrsmittel. All<br />

diese Elemente und auch Einkaufsmöglichkeiten<br />

sollten im Quartier verteilt und nicht<br />

an einem Ort konzentriert sein, damit jeder<br />

Bürger zu Fuss einen leichten Zugang hätte.<br />

Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass<br />

ein Quartier mit über 11'000 Wohnungen<br />

von fast 70'000 Personen bewohnt sein wird.<br />

Eine Gruppe jüdischer Anführer<br />

besuchte am letzten Freitag den Har Hasetim<br />

als Teil der andauernden Bemühungen,<br />

die dortigen Gräber zu erhalten und auf die<br />

herrschende Vernachlässigung hinzuweisen.<br />

<strong>Die</strong> Gruppe wurde vom Minister für Aufklärung<br />

Juli Edelstein und William Hoenlein,<br />

dem Vizepräsidenten des Bundes <strong>Jüdische</strong>r<br />

Organisationen in den USA, geleitet. Sie<br />

besichtigten den Ort und hörten sich Berichte<br />

von Experten an. <strong>Die</strong> Teilnehmer drückten ihre<br />

Hoffnung aus, dass die israelische Regierung<br />

ihre Pflicht zur Verbesserung der Lage auf<br />

dem Berg erfüllen werde.<br />

Aschdod. Infolge der zunehmenden und<br />

besorgniserregenden Missionstätigkeit plant<br />

Lev Leachim eine Grossdemonstration vor<br />

einem Missionszentrum. Seit langem ist der<br />

Organisation Lev Leachim bekannt, dass<br />

die Mission intensiv tätig ist. Dennoch gab<br />

es in der letzten Zeit eine starke Zunahme<br />

von Beschwerden, die bei der Organisation<br />

eingingen. Mitglieder der „Messiassekte“<br />

schrecken etwa nicht davor zurück, sich an<br />

zentralen Plätze der Stadt aufzustellen und<br />

auch Hausbesuche durchzuführen, sowie massenhaft<br />

Material in Briefkästen zu verteilen<br />

oder es an Passanten auszuhändigen.<br />

Kanada. Arie Perkovitz ist seit vierzig<br />

Jahren Taxichauffeur in Montreal. An seinem<br />

Armaturenbrett sind die Bilder seiner Familie,<br />

die kanadische Flagge und auch eine Karte mit<br />

einem Gebet angebracht. Weil er ein religiöses<br />

Objekt in seinem Taxi anbrachte, wurde er<br />

mit 1000 Dollar gebüsst. <strong>Die</strong>se Busse wurde<br />

vom Richter in Montreal bestätigt. Perkovitz<br />

hat seinerseits erklärt, dass er beim Obersten<br />

Gericht Berufung einreichen werde. „Es geht<br />

nicht, dass ich am Arbeitsplatz als Jude meinen<br />

Glauben nicht zeigen darf“, sagte er. „Wenn<br />

am Stuhl des Präsidenten der Internationalen<br />

Versammlung in unserer Stadt ein Kreuz<br />

hängen kann, dann darf ich in meinem Taxi<br />

auch ein Gebet anbringen“, erklärte er erbost.<br />

USA. Das Rote Kreuz verbessert seinen<br />

öffentlichen <strong>Die</strong>nst: Es kündigte eine Ausschreibung<br />

für koschere Lebensmittellieferanten<br />

in den USA und in anderen Teile der<br />

Welt an. Joe Sullivan, der Leiter des Roten<br />

Kreuzes von Tennessee sagte, dass die demographischen<br />

Änderungen auf der Welt den<br />

Bedarf an spezifischen Nahrungsmitteln für<br />

religiöse Bevölkerungen geschaffen hätten.<br />

Dazu gehört auch die jüdische Gesellschaft,<br />

lionen Menschen. im berufstätigen Alter zehn<br />

Jahre lang Arbeitslosengelder erhielten. Nach<br />

den Plänen der Regierung sollen Personen,<br />

die Stellen ablehnen, gebüsst werden, und<br />

die Beiträge, die eine einzige Familie erhält,<br />

sollen begrenzt werden.<br />

<strong>Die</strong> Regierung wird mehr dazu aufwenden,<br />

um Betrug aufzudecken und diejenigen, die<br />

sich für Krankheitszulagen melden, werden<br />

periodisch Arztkontrollen über sich ergehen<br />

lassen müssen.<br />

<strong>Die</strong> Mittelklasse wird weniger Steuervergünstigungen<br />

und weniger Kindergeld erhalten.<br />

Premierminister Cameron behauptete, dass die<br />

sozialen Reformpläne keine „Buchhaltungsübung“<br />

seien, sondern eine „Kulturreform“.<br />

Dennoch erwartet die Regierung, dass sie in<br />

den nächsten fünf Jahren damit 5,5 Milliarden<br />

Pfund einsparen wird.<br />

Duncan Smith und Cameron gaben sich<br />

Mühe, der Bevölkerung zu versichern, dass<br />

diejenigen, die wirklich in Not sind, und auch<br />

Invalide, nicht bestraft werden und der Staat<br />

sich weiterhin um sie kümmern wird.<br />

JTA<br />

die nur koscher isst, nebst Vegetariern, die kein<br />

Fleisch essen. Das Rote Kreuz ruft Koscherlieferanten<br />

und Lieferanten von vegetarischen<br />

Nahrungsmitteln auf, Offerten einzureichen.<br />

Grossbritannien. Martin Huggs, Inhaber einer<br />

Bar in Bristol, reichte diese Woche beim Amt<br />

für Umweltschutz in London ein seltsames<br />

Gesuch ein: <strong>Die</strong> Bewilligung, 15 Mio. Liter<br />

jährlich aus einem Brunnen mit Grundwasser<br />

schöpfen zu dürfen, der von einer antiken<br />

Mikwe in dem Dorf stammt, die 1188 erbaut<br />

wurde. Huggs erzählte, der Brunnen befinde<br />

sich unweit seiner Bar, und er habe schon lange<br />

gehört, über welche besondere Eigenschaften<br />

das Wasser darin verfüge. Er plant, Flaschen<br />

mit dem Mikwe-Wasser zu füllen und diese<br />

zu verkaufen.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Fixe Zeiten im Winter für:<br />

vjbn<br />

Zürich:<br />

13.09 Uhr (Mo-Do) IRG Bejs Hamidrosch, Freigutstrasse 37<br />

13.10 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastrasse 8<br />

13.15 Uhr (Mo-Do) Bes Hamidrosch Chasidei Gur, Manessestr.69<br />

14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />

15.00 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

15.30 Uhr (So-Do) Kolel, Freigutstr. 37<br />

16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />

chrgn<br />

Basel:<br />

19.45 Uhr (So-Do) IRG, Ahornstr. 14<br />

Zürich:<br />

18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, Nüschelerstr. 36<br />

18.45 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

19.15 Uhr (So-Do) Kolel/Daf Jomi, Freigutstr. 37<br />

20.00 Uhr (So-Do) Omud Jomi, Freigutstr. 37<br />

20.30 Uhr (So-Do) Beth Chabad, Rüdigerstrasse 10<br />

21.00 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststr. 46<br />

21.15 Uhr (So-Do) Brunau, Rieterstrasse 20<br />

21.30 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

21.30 Uhr (So-Do) Bels, Weststr. 151<br />

21.30 Uhr (Mo-Do) Gur, Manessestr. 69<br />

21.30 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

21.45 Uhr (So-Do) IRG, Bejs Hamidrosch, Freigutstr. 37<br />

21.45 Uhr (So-Do) Sichroin Moische, Manessestr.<br />

22.00 Uhr (So-Do) Agudas Achim Erikastr. 8, Esras Noschim<br />

Rifka S.<br />

wird vom 2. - 9. März<br />

in Zürich sein,<br />

Zweierstr.120,<br />

Termine bitte auf<br />

Tel.044 462 04 33<br />

oder 079 620 99 52<br />

kvehu ‘p<br />

21. - 28. Ador I<br />

25. Februar - 4. März<br />

10<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

Fr. Schab. So. Mo-Fr.* So.-Do. Fr.<br />

Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />

Lichtz. Lichtz.<br />

Agudas Achim 17.44 18.00 8.30 17.05 18.55 800/30 6.45 13.10 18.55 17.54 18.10<br />

18.04 8.45 17.45 900/30 7.00 18.10 21.30 18.14<br />

usw. 800/30 22.00<br />

IRG Zürich 17.45 17.45 7.30 17.30 18.55 7.00 6.15/45 13.09 1915/2000 17.55 17.55<br />

8.30 8.00 7.00 17.45* 21.45<br />

Machsike Hadass ZH 17.44 18.10 9.00 17.40 18.55 8.00 7.00 18.15 18.55 17.54 18.20<br />

ICZ 17.45 17.45 9.00 17.50 18.55 8.45 7.00 18.15 17.55 17.55<br />

Bels 17.46 18.06 9.00 18.10 19.20 21.30 17.56 18.16<br />

Brunau 17.44 18.00 9.15 17.45 18.55 8.00 7.00 21.15 17.54 18.10<br />

Chabad 17.45 17.45 9.30 17.35 18.55 8.15 7.00 20.30 17.55 17.55<br />

Esra Chabad 17.45 Mar.1800 9.30 18.55 17.55 Mar.1800<br />

Gur 17.44 17.50 8.00 17.35 18.55 8.00 7.00 21.30 17.55 18.00<br />

Jeschiwa LeZe’irim 17.25 8.00 17.10 18.55 7.40 7.40 15.00 21.30 17.35<br />

Mendel-Heim 17.45 17.45 9.30 13.15 18.55 17.55 17.55<br />

Sichroin Moische 17.44 17.50 9.00 17.40 18.55 17.55 18.00<br />

Sikna 17.45 17.45 9.00 18.10 18.55 8.00 7.00 17.55 17.55<br />

Wollishofen 17.55 17.55 8.45 17.40 18.55 8.00 6.45 17.55 17.55<br />

Isr. Kultusgem. Baden 17.47 Mar.1830 9.30 18.48 17.58 Mar.1830<br />

IRG Basel 17.50 17.50 8.15 16.30 18.52 730/830 6.30 18.05 19.45 18.00 18.00<br />

IGB Basel 17.45 17.45 8.30 18.12 18.52 7.45 6.45 17.45 18.00 18.00<br />

Machsike Hadass GE 18.00 18.00 9.00 17.50 19.10 8.00 7.00 13.15 20.00 18.10 18.10<br />

Margoa Lengnau 17.45 8.30 18.55 17.55<br />

JG Luzern 17.50 17.50 8.30 17.30 18.52 7.45 7.15 18.00 18.00 18.00<br />

*ab Mi.17.50<br />

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vfkv vban sung ;s<br />

j“ut g”a hba ragn/ragn tnuh ohjcz<br />

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je<br />

ye<br />

he<br />

the<br />

che<br />

dhe<br />

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MedikaMenten-GeMach<br />

Benötigen Sie dringend ein Medikament<br />

und die Apotheke ist geschlossen? Sie<br />

können bei uns zu jeder ta g e s -<br />

und nachtzeit Schabbes und Jomtow<br />

Medikamente ausleihen. Cohen<br />

Schimmelstr.5,Tel.044 462 19 29/078 8801929<br />

Feb.<br />

März<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

führen.<br />

Ador I<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

kvehu ‘p<br />

Fr.<br />

,ca ourhj aghu vrypv<br />

So.<br />

Mo.<br />

Di.<br />

Mi.<br />

Do.<br />

Fr.<br />

Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir eine<br />

Hochzeitsliste für<br />

Zeevi Zelesniak<br />

Raffi Pappenheim<br />

und<br />

und<br />

Beile Lichtenstein dworah Leiner<br />

.<br />

Wir sind auch telefonisch für Sie da! duvet-Porzellan discount<br />

Tel. 044 451 10 16, porzellandiscount@yahoo.com<br />

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Schabbes und Jomtow werden nicht berechnet!<br />

neU! 2. Tag und 8. Tag Jomtow werden ebenfalls nicht berechnet<br />

Bei frühzeitiger Bestellung entfällt der high-Season-Zuschlag!<br />

Rufen Sie an und profitieren Sie vom prompten Service!<br />

ihr ch. M. Gross<br />

iye ruphf ouh ,kp,<br />

<br />

Donnerstag 27. Ador I / 3. März<br />

12.30 Uhr, Anwandstr. 59


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

<strong>Die</strong> JüDiSche familie<br />

Wir wünschen cuy kzn<br />

zur Geburt von:<br />

Sohn von Menachem A. und Lea Beile<br />

Lichtman-Freylich, Bne Brak (Urenkel<br />

von Frau Klari Lande, Zürich).<br />

Sohn von Schimschen Refoel und Malki<br />

Nager-Lang, Bne Brak.<br />

Scheindel, Tochter von Simche und<br />

Esther Karniol, New York (Enkelin von<br />

Frau I. Karniol, Zürich/Jeruscholajim).<br />

Sohn und Tochter von David und Galit<br />

Kahn-Tal, Zürich (Urenkel von Leon und<br />

Minouche Erlanger, Enkel von Fernand<br />

und Edith Kahn, Zürich).<br />

Sohn und Tochter von Chaim und<br />

Chani Sternbuch, Beth Shemesh (Enkel<br />

von Fam. Sternbuch, Obernau).<br />

Sohn von Henech und Schoschana<br />

Widawski-Grünwald, Antwerpen.<br />

Rivka, Tochter von Arieh und Penina<br />

Goldstein-Blumenthal, Netanya.<br />

Tochter von Awrumi und Blimi Weinmann,<br />

Jeruscholajim (Enkelin von Schulem<br />

und Rachel Weinmann, Zürich)<br />

zur Verlobung von:<br />

Yaakov Hommel, Manchester mit<br />

Shoshana Rappaport, Zürich.<br />

11<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Statt karten<br />

s“xc<br />

Wir freuen uns, Sie zur Chuppo unserer Kinder einladen zu dürfen.<br />

duvid h“b<br />

und<br />

nechama ‘hj,<br />

<strong>Die</strong>nstag, den 25. Ador I / 1. März 2011<br />

IRG Gemeindehaus, Brandschenkesteig 14, Zürich<br />

Kabolas Ponim: 15.00 Chuppo: 15.30<br />

Anschliessend empfang<br />

herr und Frau<br />

M. Weinberg, Bne Brak<br />

herr und Frau<br />

J. a. Scheiner, Zürich<br />

Chevras Noschim<br />

Wir beginnen unsere medizinische Vortragsserie mit dem aktuellen<br />

Referat von<br />

Herrn P. Raikhman, Kinderarzt<br />

über das Thema „kinderunfall im haushalt: Verhindern, handeln“<br />

Gemeindehaus, Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

28. Februar 2011/24.Ador I um 20.00 Uhr<br />

Gäste herzlich willkommen!!<br />

zur Chassene von: Duvid Weinberg,<br />

Bne Brak, mit Nechama Scheiner,<br />

Zürich, 25. Ador I/1. März, Gemeindesaal<br />

IRG, Brandschenkesteig 14, Zürich.<br />

Zeevi Zelesniak, Zürich, mit Beile<br />

Lichtenstein, Zürich, 4. Ador II/ 10. März,<br />

Gemeindehaus IRG, Brandschenkesteig<br />

14, Zürich


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> JüDiSche gemeinDe<br />

Zürich. Gescher Ex Semmädchen.<br />

Wir freuen uns, Euch alle diesen Sonntag,<br />

27.Feb um 19:20 Uhr im Versammlungsraum<br />

der JSZ zu einem interessanten Schiur einzuladen.<br />

Anschliessend erwartet Euch noch ein<br />

ergreifender Kurzvortrag von einem Gastredner<br />

aus Erez Jisroel. Auch neue Gesichter sind<br />

herzlich willkommen.<br />

Zürich. Chevras Noschim. Wir beginnen<br />

unsere medizinische Vortragsserie mit<br />

dem aktuellen Referat von Herrn P. Raikhman,<br />

Kinderarzt über das Thema. Kinderunfall im<br />

Haushalt: Verhindern, Handeln Ort: Gemeindehaus,<br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Zeit: 28. Februar 2011/24.Ador 5771 um 20.00<br />

Uhr .Gäste herzlich willkommen !!<br />

Zürich. Tehillim Shiur for Women<br />

in English: Tuesday 1. March , Rappoport,<br />

Rieterstrasse 37. Guests always welcome!!<br />

Zürich. Tehilim-Gruppe Kreis 4.<br />

Jom Kipur Koton Donnerstag, 3. März, 8.30<br />

Uhr bei Rochel Ollech, Brauerstr. 112.<br />

Zürich. IRG. Mitglied und Gemeinde.<br />

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen<br />

zu können, dass es uns gelungen ist, den weltbekannten<br />

Redner Rabbi Berel Wein schlito<br />

für eine Droscho (für Herren und Damen)<br />

über das Thema „Purim throughout the ages“<br />

im Rahmen unserer Gemeinde zu gewinnen.<br />

<strong>Die</strong>se findet ijH statt am Sonntag, 1. Ador<br />

II/6. März, 20.15 Uhr im Gemeindehaus,<br />

Brandschenkesteig 14. Gäste sind herzlich<br />

willkommen.<br />

Zürich. Chevras Noschim. Gemach<br />

für Purim Verkleidungen.<br />

Termine nur mit Tel. Anmeldung. Viele neue<br />

Verkleidungen eingetroffen. Wenn SieVerkleidungen<br />

haben die Sie nicht mehr brauchen,<br />

melden Sie sich bitte bei M. Altmann 044<br />

451 14 79.<br />

Basel. Aguda Damen. Raw Nosson<br />

Dovid Rabinowich once again will give a<br />

shiur, in English. Please join us on Wednesday<br />

March 2nd eight fifteen at the thannereck. The<br />

topic: „What are the Lessons of the Month of<br />

Adar?“ Admission 2 Fr.<br />

Endingen. IKE. Wir laden Sie herzlich<br />

zum Rosch Chodesch Adar II Minjan in die<br />

Schul in Endingen ein.Sonntag, 6. März<br />

2011 um 08.30 Uhr. Nach dem G“ttesdienst<br />

offerien wir Ihnen im Altersheim MARGOA<br />

in Lengnau ein feines Frühstück. Wir freuen<br />

uns auf eine grosse Beteiligung.<br />

Ausbildung von Profanlehrerinnen für<br />

jüdische Schulen und Kindergärten<br />

Der Informationsabend über diesen Lehrgang<br />

wurde von Machon Chen in Zusammenarbeit<br />

mit den jüdischen Schulen und Kindergärten<br />

organisiert. Der Rektor der JSZ, Dr. A. Lewen-<br />

12<br />

stein sprach über die Herausforderungen, die<br />

auf die Institutionen durch die Anforderungen<br />

der Bildungsdirektion zukommen. Jeder zukünftige<br />

Profanlehrer muss ein anerkanntes<br />

Lehr-Diplom besitzen.<br />

Frau Professor Widmer Graf, Prorektorin an<br />

der Pädagogischen Hochschule Zürich, hat<br />

die geplante Ausbildung von einem Jahr für<br />

Kandidatinnen mit BA vorgestellt. Sie umfasst<br />

pädagogische Theorie, Fachdidaktik und ein<br />

Praktikum für Kindergarten/Grundstufe oder<br />

Primarstufe. Quereinsteigerinnen, die über 30<br />

Jahre alt sind und eine berufliche Ausbildung<br />

und Erfahrung haben, können evtl. durch einen<br />

Kompetenzen-Nachweis zugelassen werden.<br />

Geplant ist ein Praxistag pro Woche und Blöcke<br />

von 2-3 Wochen, die durch Klassenlehrer<br />

der jüdischen Schule und Mentoren der PHZH<br />

begleitet werden.<br />

Frau M. Adler verdankte die ausgezeichnete<br />

Zusammenarbeit mit der PHZH und die aktive<br />

Unterstützung durch Frau G. Rosenstein vom<br />

VSJF, aus der im Jahr 2009/2010 bereits eine<br />

intensive pädagogische Grundausbildung für<br />

16 Kandidatinnen resultiert hatte.<br />

Frau B. Kopelman von Machon Chen hatte<br />

okug rfzk<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

schon lange nach der besten Möglichkeit zur<br />

Erreichung eines Bachelor of Arts geforscht,<br />

und die ersten Absolventinnen haben nun<br />

diesen weltweit anerkannten Titel erreicht.<br />

Sie präsentierte nun die Anforderungen, den<br />

möglichen Erwerb und die Kosten. Frau H.<br />

Weisz, die die Feinheiten ausgearbeitet hat, ist<br />

bereit, Kandidatinnen über ihre Möglichkeiten<br />

zu informieren und auch bei der Vorbereitung<br />

der Examen zu beratend zur Seite zu stehen.<br />

Aus dem überraschend zahlreich erschienen<br />

Publikum wurden viele Fragen gestellt . Es<br />

konnte nur generell geantwortet werden, die<br />

Einzelfälle müssen von der PHZH abgeklärt<br />

werden. Am besten bekunden Sie Ihr Interesse<br />

an der Teilnahme durch einen Fax 043<br />

960 23 77 oder Mail : office@machonchen.<br />

ch und nennen Ihren Namen, Adresse und<br />

Telefon-nummer für BA Fragen. Interessierte<br />

Quereinsteigerinnen können bei Machon<br />

Chen die Unterlagen über den Kompetenz-<br />

Nachweis verlangen.<br />

Es ist zu hoffen, dass begabte junge Frauen<br />

diese Chance der professionellen Ausbildung<br />

für sich nutzen und damit zum ausgezeichneten<br />

Chinuch in Zürich beitragen werden.<br />

Zu den Schlauschim von<br />

Herrn Jizchok Heiselbeck o“H<br />

„Koil asche timzo Bejodcho<br />

la’asois Bekoichacho<br />

asej… (Kohelet<br />

9,1)<br />

Am 21. Ador gehen die Schlauschim für<br />

Herrn Jizchok Heiselbeck zu Ende, der leider<br />

vor kurzem verstorben ist. Gemäss des<br />

einleitenden Possuk hat man den Eindruck,<br />

dass der choschewe Verstorbene sehr vieles<br />

in seinem Leben erreicht hat; dies dank seinem<br />

Talent zu organisieren und sich nicht<br />

auf andere zu verlassen, sondern bewusst<br />

„bekauchacho - was in deiner Kraft steht“<br />

selbst zu erledigen. Es bedeutet aber auch,<br />

die eigene Willenskraft optimal einzusetzen.<br />

<strong>Die</strong>s konnte man während seines ganzen<br />

Lebens hindurch, bis zu den letzten Tagen<br />

beobachten und bewundern. Der folgende<br />

Lebenslauf versucht, dies zu zeigen.<br />

Im Jahr 1924 wurde er als ältester von drei<br />

Geschwistern seinen Eltern, Awrohom und<br />

Perel Heiselbeck a“H, in Zürich geboren.<br />

Schon als Schüler in der Volksschule war er<br />

als „Jude mit dem Kopf eines Mathematikers“<br />

bekannt. Auch im jüdischen Unterricht, der<br />

bekanntlich erst am späten Nachmittag stattfand,<br />

fiel er durch seine besondere Intelligenz<br />

auf. Seinem Vater o“H genügte das damalige<br />

Angebot von Limude Kaudesch nicht, so<br />

stellte er für seine beiden Söhne einen Privatrebbe<br />

ein. Seither wurde das Lernen ein<br />

zentrales Anliegen beim Niftor, mit höchster<br />

Priorität für sein ganzes Leben lang. Gerne<br />

wäre er in eine der bekannten Jeschiwes des<br />

Ostens gegangen, doch<br />

der Ausbruch des 2.<br />

Weltkriegs verunmöglichte<br />

dies. So lernte er<br />

einige Zeit in der Jeschiwe von Montreux und<br />

auch bei Raw Weinberg sZl..<br />

An der ETH in Zürich absolvierte er ein<br />

Studium als Elektroingenieur und begann in<br />

St. Gallen, in diesem Beruf zu arbeiten. Er<br />

wurde dort wie viele andere als „Ben Bajis“<br />

bei Familie Sternbuch aufgenommen. Im Jahr<br />

1951 konnte er als Vertreter seiner Firma für<br />

ein Jahr in Tel Aviv arbeiten und er hoffte,<br />

sich dort einmal niederlassen zu können.<br />

1957 heiratete er Feigi Fanny Friedmann aus<br />

Holland, und obwohl beide eigentlich „Alija“<br />

machen wollten, verzichteten sie darauf, um in<br />

der Nähe seiner älter werdenden Eltern bleiben<br />

zu können. Sie gründeten ihr Haus in Luzern<br />

und wurden mit 5 Töchtern gesegnet. Sie<br />

legten grossen Wert auf eine gute Ausbildung<br />

ihrer Töchter und kein Preis war ihnen dafür<br />

zu teuer. Ihr Haus war ein Vorbild für Hachnossas<br />

Orchim. Kein Fremder entging dem<br />

Auge von Herrn Heiselbeck in Schul und es<br />

waren Leute aller Art bei ihnen willkommen.<br />

Oft kamen Telefone vom Rabbiner, dass<br />

jüdische Leute am Bahnhof seien, die eine<br />

Unterkunft suchten, die dann wohlwollend<br />

in ihrem Haus aufgenommen wurden.<br />

Jede Gelegenheit zum Lernen wurde von<br />

ihm ausgenützt. Bei der Jarche Kalle oder<br />

Joime Dekalle war er immer aktiv dabei. Als<br />

er sich seiner Pensionierung näherte, begann


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

er mit Daf Hajomi und war dabei nicht nur<br />

ein einfacher Zuhörer, sondern beteiligte sich<br />

lebhaft am Schiur. Er liess nichts einfach so<br />

durchgehen, sondern wollte alles gründlichst<br />

verstehen und dies war eine Herausforderung<br />

für die diversen Magide Schiur. War er zu<br />

Besuch in Zürich, ob von Luzern oder später<br />

von Erez Jisroel aus, erkundigte er sich sofort,<br />

wann die diversen Schiurim stattfinden und<br />

schloss sich ihnen an. Bis zu seinen letzten<br />

Tagen, als er schon schwer krank war und<br />

das Haus nicht mehr verlassen konnte, kam<br />

der Magid Schiur zu ihm nach Hause und<br />

sie lernten das „Blatt des Tages“ zusammen.<br />

Nach seiner Pensionierung vor 16 Jahren<br />

liessen sie sich in Jeruscholajim nieder,<br />

seine Hauptbeschäftigung wurde Lernen.<br />

Er war regelmässiger Teilnehmer im Kolel<br />

Baalej Batim. Dreimal wöchentlich arbeitete<br />

RAW A. A. RABINOWITSCH<br />

Chasal sagen uns im Jalkut: „Omar Rabbi Levi:<br />

„ Ato mauze keschena’asse Hamischkon - Du<br />

findest beim Erstellen des Mischkon – schne<br />

Sch’wotim hoju Schutfim Bimelachton - zwei<br />

Stämme waren Partner<br />

bei der Arbeit. „Schiwtau<br />

schel Jehudo -<br />

Bezalel“ - vom Stamm<br />

Jehudo Bezalel, und<br />

„Schiwtau schel Don -<br />

Oholiov – vom Stamm<br />

Don war Oholiov“<br />

- wechen Bimeleches<br />

Bes Hamikdosch“.<br />

Das Gleiche war bei<br />

den Arbeiten für das<br />

Bes Hamikdosch der<br />

Fall, „Ben Almono<br />

Mibenaus Don- der<br />

Sohn einer Witwe von<br />

den Töchtern von Don<br />

- Uschlaumau ben Dovid<br />

Lemate Jehudo-<br />

und Schlaumau, der<br />

Sohn von Dovid vom<br />

Stamm Jehudo“ (Jalkut<br />

Melochim 7,14).<br />

Aus welchem Grund war es so wichtig und<br />

bedeutungsvoll, dass immer zwei „Schutfim<br />

von zwei verschiedenen Stämmen“ für den<br />

Bau des Mischkons und Bes Hamikdosch<br />

verantwortlich waren? Es könnte ja schliesslich<br />

auch von einer Person mit den „min<br />

Haschomajim“ ausgestatteten Fähigkeiten<br />

gebaut werden.<br />

In Mischle finden wir den Possuk: „Kabeid<br />

es Haschem Me’haun’cho - Ehre Haschem<br />

von deinem Vermögen“ (Mischle 3.9). Dazu<br />

13<br />

er als Volontär im Schare Zedek Spital, um<br />

dort jeweils während drei Stunden in der<br />

Buchhaltung mitzuhelfen. War er einmal<br />

wegen eines Termins verhindert, so holte er<br />

dies am nächsten Tag nach, als wäre er ein<br />

bezahlter Angestellter. Als sich sein achtzigster<br />

Geburtstag näherte, beschloss er, Tefilin<br />

von Rabenu Tam zu legen. Nur durch Zufall,<br />

beim Auspacken eines Koffers, bemerkte dies<br />

seine Familie. Es war seine Art, nicht von<br />

seinen Taten zu sprechen und wo immer es<br />

nur möglich war. führte er diese beHaznea<br />

Leches aus.<br />

In den letzten Monaten wurde er von einer<br />

fortschreitenden Krankheit befallen, Er<br />

versuchte dies, monatelang sogar vor seinen<br />

Kindern zu verheimlichen, bis es sich nicht<br />

mehr verbergen liess. Noch in seinen letzten<br />

Tagen kümmerte er sich darum, einem Enkel<br />

bringt Raschi von Chasal: „Mit Vermögen<br />

sind nicht nur Geld und Wertpapiere gemeint,<br />

sondern jegliche Fähigkeiten oder Talente, mit<br />

denen ein Mensch von Haschem ausgestattet<br />

wurde, sollte er für Awaudas Haschem und<br />

Mizwes benützen.<br />

Nowaus, der in der Zeit des Königs Achov<br />

lebte, hatte eine herrliche Stimme. Er kam<br />

jeweils am Jomtov nach Jeruscholajim,<br />

erfreute die Jehudim mit seinen Nigunim<br />

und stärkte sie dadurch auch in ihrem Jiras<br />

Schomajim. An einem Jomtow kam er nicht,<br />

aus Furcht, es könnte jemand seinen Boden<br />

in Besitz nehmen. Da geschah es, dass der<br />

König Achow seinen Weinberg haben wollte.<br />

Am Ende verlor er nicht nur seinen Weinberg,<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ein Schass zur Bar Mizwo zu bestellen, und<br />

für einen anderen die Tefilin zu kaufen.<br />

Obwohl er verschiedenste Schicksalsschläge<br />

durchmachen musste, war er immer fröhlich<br />

und niemals verbittert. Grosse Freude hatte er<br />

an den Familien seiner Kinder und Enkel und<br />

er genoss jede ihrer diversen Simches sehr.<br />

<strong>Die</strong> wunderbaren Häuser, die sie aufgebaut<br />

haben, alle auf der Basis von Toiro und Jiro<br />

sind ihm bestimmt ein grosser Sechus und<br />

begleiten ihn. Es war sehr eindrucksvoll,<br />

zu beobachten, mit welcher Hingabe sie ihn<br />

verehrten und ihm behilflich waren, sofern<br />

er dies zuliess.<br />

Möge er ein Meliz Jauscher für seine Familie<br />

sein, mit der er so verbunden war, auch für<br />

sein Land, das er so liebte, und für den ganzen<br />

Klall, für den er sich stets einsetzte und sich<br />

mit ihm identifizierte. T. N. Z. B. H. B.R.<br />

Weshalb mussten sowohl das Mischkon als auch das Bes<br />

Hamikdosch durch zwei Schutfim – Partner erbaut werden?<br />

sondern sogar sein Leben. (Jalkut Mischle 3,9)<br />

So waren Bezalel und Schlaumau Hamelech<br />

mit gewaltigen Fähigkeiten von Haschem<br />

gesegnet, die für den Bau des Mischkons<br />

und des Bejs Hamikdosch notwendig waren.<br />

Nun gibt es aber Leute,<br />

die mit Mesirus Nefesch<br />

bereit sind, ihr<br />

Vermögen, ihre Kräfte<br />

und ihre Fähigkeiten<br />

für Mizwes und den<br />

Klal einzusetzen, aber<br />

nur wenn sie allein die<br />

Verantwortung tragen<br />

und allein alles entscheiden<br />

können. Sie<br />

möchten das Gefühl<br />

haben, dass sie allein das<br />

ganze Werk geschaffen<br />

und vollbracht haben,<br />

es soll alles ihrem Namen<br />

zugeschrieben.<br />

Deshalb sind sie nicht<br />

bereit, mit einem Partner<br />

zusammen zu arbeiten,<br />

weil sie fürchten, dass<br />

dadurch ihr „Namen“<br />

verloren geht.<br />

Das zeigt aber, dass egoistische Gefühle mit<br />

im Spiel sind und sie nicht rein Leschem Schomajim<br />

ihre Arbeit für den Klal vollbringen.<br />

Das Mischkon sollte aber mit reiner Absicht<br />

L‘schem Mizwo erbaut werden, damit es<br />

seinem Zweck von Haschroas Haschechino<br />

erfüllen kann.<br />

Deshalb musste Bezalel seine Arbeit für<br />

Meleches Hamischkon mit seinem Partner<br />

„Oholiov aus dem Stamm Don“ teilen. Das<br />

war die Prüfung, um zu sichern, dass seine


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ganze Arbeit für das Mischkon wirklich<br />

L‘schem Mizwo ausgeführt wird und nicht,<br />

um sich selber einen Namen zu machen.<br />

Das Gleiche geschah beim Bau des Bejs<br />

Hamikdosch durch Schlaumau Hamelech,<br />

der einen Partner mit Namen vom Stamm<br />

Don hatte. <strong>Die</strong>s war die Prüfung dafür, ob<br />

seine ganze Arbeit für das Mischkon wirklich<br />

L‘schem Mizwo ausgeführt wurde und nicht,<br />

um sich selber einen Namen zu machen.<br />

(Aur Chodosch von Raw Seitschick sZl.<br />

Parschas Pekude)<br />

Etwas Ähnliches finden wir auch beim<br />

Lechem Haponim und beim Ketaures. <strong>Die</strong><br />

VON FELIx WOLGELERNTER<br />

Der Ausdruck Antisemitismus ist irreführend,<br />

denn er betrifft nur eine kleine Minderheit<br />

der Semiten. Der Deutsche Wilhelm Marr<br />

hat ihn im Jahre 1879 erdacht. Wie der Inhalt<br />

seines Buches bezeugt,<br />

waren damit nur die<br />

Juden gemeint. Weil<br />

mit Antisemitismus<br />

die Abneigung oder der<br />

Hass auf Juden gemeint<br />

ist, sollte richtigerweise<br />

von Antijudaismus<br />

gesprochen werden.<br />

Araber werden auch<br />

für Semiten gehalten,<br />

aber es fällt niemandem<br />

ein, sie mit dem Begriff<br />

Antisemitismus in Verbindung<br />

zu bringen.<br />

Mehr noch, Araber sind<br />

heutzutage die wichtigsten<br />

Protagonisten<br />

von antisemitischem<br />

Gedankengut. Deshalb<br />

ist es interessant zu<br />

erfahren, wie, wann<br />

und warum die Araber, bzw. die Moslems,<br />

zu Antisemiten wurden.<br />

Blättern wir in der Geschichte zurück. Den<br />

Juden wurde vorgeworfen, den Begründer<br />

des Christentums, wenn nicht direkt getötet<br />

zu haben, so doch an seinem Tod schuldig<br />

zu sein. Alsbald kam der Vorwurf hinzu, die<br />

Juden würden ihn ständig weiter töten, indem<br />

sie ihn nicht als Gottheit anerkannten und<br />

hartnäckig an ihrem alten Glauben festhielten.<br />

Schon frühe Kirchenfürsten wie St. John<br />

Chrysostom, St. Augustin und viel andere,<br />

predigten gegen die Juden und hetzten ihre<br />

Gläubige gegen sie auf. Juden wurden seither<br />

in Europa immer wieder aus religiösen Motiven<br />

schlimmsten Verfolgungen ausgesetzt:<br />

Kreuzzügen, Vertreibungen, Zwangstaufen,<br />

14<br />

Familie Garmu hatte ein geheimes Rezept<br />

für die Herrstellung der Schaubrote, so dass<br />

sie beim Herausnehmen aus dem Ofen nicht<br />

zerbrachen, waren aber nicht bereit, irgend<br />

jemand anderem dieses Rezept zu sagen. In der<br />

Mischno werden sie deswegen stark kritisiert.<br />

<strong>Die</strong> Familie Awtinos ihrerseits hatte ein geheimes<br />

Rezept für das Räucherwerk, damit<br />

der Rauch ganz gerade heraufsteigt und<br />

nicht seitwärts. Aber auch sie waren nicht<br />

bereit, einer anderen Familie dieses Rezept<br />

zu offenbaren. Deswegen wird auch diese<br />

Familie in der Mischno sehr stark gerügt.<br />

Obwohl diese Familien ihre Handlungsweise<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

mit dem Argument begründeten, dass sie<br />

Angst hätten, es werde dann Missbrauch<br />

mit dem Ketaures oder Lechem Haponim<br />

getrieben, wurde diese Erklärung aber von<br />

den Chachomim nicht angenommen. <strong>Die</strong><br />

Chachomim haben erkannt, dass dahinter<br />

auch ein gewisser Egoismus gesteckt hat.<br />

<strong>Die</strong>se Familien wollten die Einzigen bleiben,<br />

die das „Lechem Haponim“ und das Ketaures<br />

richtig herstellen können und haben deshalb<br />

niemand anderen zugelassen. (Mischno Jumo<br />

Ende dritter Perek und Bartenuro).<br />

Wer wirklich Leschem Schomajim für den<br />

Klal arbeitet, lässt auch andere zu.<br />

Antisemitismus:<br />

Verhängnisvoller Import aus Europa<br />

Ritualmord-Beschuldigungen, Hostienschändung,<br />

Brunnenvergiftungen, Inquisition,<br />

Schwarzer Tod, Chmielnitzki Massaker,<br />

Ghettoisierung, Pogrome usw.. Indem sie<br />

konvertierten, was relativ selten und dann<br />

oft nur zum Schein geschah, konnten Juden<br />

Judenverbrennung im mittelalterlichen Europa<br />

sich den Verfolgungen entziehen. In Spanien<br />

unter der Inquisition, und auch anderswo,<br />

erwiesen sich die Taufen jedoch nicht als eine<br />

befriedigende Lösung der Judenfrage, denn<br />

die ehedem missliebigen Juden mutierten oft<br />

zu mächtigen und unliebsamen Konkurrenten.<br />

Im 18. Jahrhundert, als Folge der Aufklärung,<br />

ging die Bedeutung der Religion immer mehr<br />

zurück. Gleichzeitig nahm die Emanzipation<br />

der Juden im westlichen Europa zu, und damit<br />

ihr sozialer Aufstieg, was Neid und Missgunst<br />

weckte. Man suchte ein anderes Vehikel, um<br />

den Antijudaismus zu festigen und wenn<br />

möglich auszubauen. Im 19. Jahrhundert<br />

begann man sich des Rassismus zu bedienen.<br />

<strong>Die</strong> geistigen Väter dieser Theorie stammten<br />

aus dem westlichen Europa, sie wurde, mit<br />

Verzögerung, auch in Osteuropa aufgenommen.<br />

Da nutzte die Konversion nicht mehr.<br />

Selbst Halb- und Viertel-Juden waren mit dem<br />

Makel der Rasse behaftet. Später wurden die<br />

Juden auch noch beschuldigt, sowohl den Kapitalismus<br />

als auch den Kommunismus erfunden<br />

zu haben, und ganz<br />

allgemein, nach der<br />

Weltherrschaft zu streben.<br />

Auf alle diese Behauptungen<br />

aufbauend,<br />

entstand eine reiche<br />

Flut volkstümlicher,<br />

pseudowissenschaftlicher<br />

antijüdischer<br />

Literatur, wie <strong>Die</strong> Protokolle<br />

der weisen von<br />

Zion, <strong>Die</strong> Grundlagen<br />

des 19. Jahr-hundert,<br />

Der Ewige Jude, und<br />

dergleichen mehr. <strong>Die</strong><br />

geistige Grundlage für<br />

den Holocaust war<br />

somit gelegt.<br />

Im Vergleich zum<br />

christlichen Europa<br />

war die Lage der Juden<br />

in der arabischen Welt<br />

bis etwa Ende des 18. Jahrhunderts geradezu<br />

paradiesisch. Keiner behauptete, Juden hätten<br />

Mohamed, dem Religionsstifter der Araber,<br />

irgendetwas Böses angetan. Weil sie aber<br />

dessen neue Religion, dem Islam, skeptisch<br />

gegen-überstanden, liess Mohamed die Juden<br />

in Medina massakrieren und auch anderswo<br />

verfolgen. Nach diesen „Siegen“ fühlten sich<br />

die Araber den Juden hoch überlegen und<br />

hatten für sie nur Verachtung. In ihren Augen<br />

waren Juden schwach, ängstlich und feige.<br />

Trotzdem wurden die Juden in der Folge überall<br />

in arabischen Ländern als Bürger zweiter<br />

Klasse toleriert. Im Gegenzug haben die Juden<br />

anerkannt, dass der Islam ein Monotheismus<br />

ist, sodass die religiösen Spannungen sich in<br />

Grenzen hielten, und nie so stark eskalierten,


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

wie im christlichen Europa. Unter den Arabern<br />

ging es den Juden zwar nicht immer prächtig,<br />

aber auch nicht schlechter als anderen Minderheiten,<br />

wie Griechen und Armenier, und<br />

oft sogar besser, denn Juden, im Gegensatz<br />

zu europäische Christen, waren für die Araber<br />

in keinerlei Art und Weise eine Bedrohung.<br />

Anders das christliche Europa. Nach Mohamed<br />

herrschte in den arabischen Ländern viele<br />

Jahrhunderte lang eine wissenschaftliche,<br />

kulturelle und militärische Blüte, während<br />

Europa im dunklen Mittelalter steckte. Nur<br />

während den Kreuzzügen um 1100 haben die<br />

Europäer an diesem Zustand gerüttelt, was die<br />

Araber bis zum heutigen Tag nicht vergessen<br />

haben. Ab etwa der Renaissance begann jedoch<br />

das christliche Europa die Hegemonie<br />

der Araber immer mehr zu erodieren. Das Blatt<br />

wendete sich allmählich, und Ende des 18<br />

Jahrhundert war Europa den Arabern bereits<br />

in jeder Beziehung deutlich überlegen. Araber<br />

und Moslems wurden überall zurückgedrängt.<br />

Spanien war schon lange fest in christlichen<br />

Händen, und der nördliche Mittelmeerraum<br />

auch. <strong>Die</strong> meisten arabischen Länder waren<br />

Kolonien der europäischen Grossmächten<br />

England und Frankreich geworden, und auch<br />

andere europäische Nationen, wie Holland<br />

und Russland, strebten nach einen Stück des<br />

arabischen Kuchens. Immer mehr europäische<br />

Einwanderer und Reisende kamen in<br />

arabische Länder. Konsulate wurden eröffnet<br />

und christliche Missionare begannen dort zu<br />

wirken. Manch ein Europäer konvertierte zum<br />

Islam, ohne aber seine antijüdische Einstellung<br />

abzulegen. Alle diese Leute erwiesen<br />

sich als gute Lehrer was die Judenproblematik<br />

anbelangt. Antijüdische Schriften aus Europa<br />

wurden bereits Mitte des 19. Jahrhundert ins<br />

Arabische übersetzt und dort verbreitet. <strong>Die</strong>s<br />

alles notabene noch vor der gegen Ende des<br />

19. Jahrhundert einsetzenden Einwanderung<br />

von europäischen Juden nach Palästina und<br />

vor der Gründung des Zionismus in 1905 (als<br />

Folge von antijüdischen Strömungen sowohl<br />

VON RABBI Y SALOMON<br />

Glauben Sie, Sie haben einen schlechten Tag?<br />

Denken Sie noch einmal nach.<br />

Ich bin heute mit einer schlechten Laune<br />

aufgewacht. Sie wissen, wie das ist. Sie haben<br />

schon viermal auf die Snooze-Taste gedrückt,<br />

doch sie reagiert einfach nicht. Ihre Augen sind<br />

zu etwa 9% offen, doch draussen sieht es grau<br />

und unfreundlich aus. Sie schwingen die Beine<br />

auf den flauschigen Teppich und schieben die<br />

Füsse nach vorn ... oder seitwärts. Wer weiss?<br />

Der Tag hat begonnen... ugh.<br />

Aber heute Morgen war es noch schlimmer.<br />

Zusätzlich zu allem oben genannten fühlte<br />

sich mein Kopf an, als wäre er über Nacht in<br />

15<br />

in West- als auch in Ost-Europa). Bezeichnend<br />

war die Affäre um die Ritualmord-Beschuldigung<br />

von Damaskus 1840. Der französische<br />

Konsul informierte die einheimischen Araber<br />

über den Bedarf der Juden an nichtjüdischem<br />

Blut, zur Herstellung von Mazzot für Pessach,<br />

und er war massgeblich an der Agitation gegen<br />

die dortigen Juden beteiligt.<br />

Allmählich begannen die Araber den jüdischen<br />

Fremdkörper hautnah zu spüren.<br />

Sie begriffen, dass europäische Juden auf<br />

Palästina einen starken Anspruch stellten.<br />

Parallel dazu wurden die Juden als verhasste<br />

europäische Kolonialisten empfunden, von<br />

denen es mehr als genug in der Gegend hatte.<br />

Was lag da näher, als sich des europäischen<br />

antijüdischen Materials zu bedienen, um<br />

die jüdischen Eindringlinge zu bekämpfen?<br />

Nach dem ersten Weltkrieg, im Takt des jüdischen<br />

Bevölkerungswachstums in Palästina,<br />

wuchs auch der arabische Antijudaismus<br />

europäischer Prägung, freilich mit kräftiger<br />

Unterstützung aus Europa.<br />

<strong>Die</strong> Vernichtung des europäischen Judentums<br />

wurde auch für die arabische Psyche<br />

zum Schlüsselereignis, dies aus mehreren<br />

Gründen. Zunächst einmal war den Arabern<br />

(in Evian) vorgeführt worden, wie eine europäische<br />

Minderheit, die Juden, von praktisch<br />

sämtlichen europäischen Staaten in Stich<br />

gelassen wurde.<br />

<strong>Die</strong>s ermunterte palästinensische und andere<br />

arabische Führer, aktiv mit den Nazis zu<br />

kooperieren. Der Holocaust hat die hässliche<br />

Fratze des europäischen Antijudaismus<br />

schonungslos aufgedeckt. Er brachte aber<br />

auch die Europäer kurzzeitig ein wenig zur<br />

Besinnung. Eine seiner sichtbaren Nachwirkungen<br />

auf die christlichen Nationen war<br />

deren Bereitschaft, den Juden endlich zu ihrem<br />

Land, Israel, zu verhelfen (und sie eventuell<br />

so loszuwerden). <strong>Die</strong> Araber verstanden dies<br />

als Geschenk an Juden zulasten der Araber.<br />

Ihr Hass gegen die Juden erhielt damit einige<br />

gewichtige konkrete Gründe. 1. Araber sind<br />

Montag, Montag<br />

einem Bottich mit kalter Minestrone gelegen<br />

und die gestrigen Gedanken drangen sofort<br />

wieder in mein Bewusstsein.<br />

Gestern. Ich war überrascht, dass mein treuer<br />

Toyota nicht gestartet war. („Wie wurde er<br />

über Nacht krank?" fragte ich mich.) Und<br />

ich war nicht erfreut zu hören, dass ein neuer<br />

Anlasser 185 Dollar kosten würde. Später<br />

ging ich schlafen, nachdem ich erfahren<br />

hatte, dass es vielleicht auch ein Problem<br />

mit dem Getriebe gab. Nicht angenehm, das<br />

war mal sicher.<br />

Und ausserdem fühlte sich mein Hals sehr<br />

kratzig an. Ich funktioniere nicht gut mit<br />

kratzigem Hals. Meine Hand greift instinktiv<br />

nach Knoblauch-Pillen und mehreren Schals,<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ausserstande, ein fremdes Volk in ihrer Mitte<br />

zu tolerieren und ein einmal bewohntes Land<br />

wieder aufzugeben.<br />

2. Besonders schmerzhaft wurde die Schmach<br />

von vier verheerenden Niederlagen gegen<br />

die vermeintlich schwachen, feigen und zum<br />

Kriegshandwerk untauglichen Juden. 3. Auch<br />

eine funktionierende Demokratie in ihrer<br />

Mitte, ist für Araber nur schwer verdaulich.<br />

Deswegen übernahmen die Araber nach der<br />

Gründung des Staates Israel vollumfänglich<br />

die extremsten negativen europäischen Einstellungen<br />

gegen Juden, um sie sogar noch<br />

zu übertreffen. Durch Zeitschriften aus dem<br />

dritten Reich wie Der Stürmer und Der Völkische<br />

Beobachter, sowie durch geflohene<br />

Nazis inspiriert, entstand in praktisch allen<br />

arabischen Staaten eine breit gefächerte<br />

literarische, kulturelle und didaktische antijüdische<br />

Gesinnung, welche diejenige der<br />

Nazis in nichts nachsteht. Dass Europäer<br />

diese Entwicklungen gelassen zusehen, ist<br />

offensichtlich: <strong>Die</strong> europäischen Medien<br />

vertreten mehrheitlich die Standpunkte der<br />

Araber. Es geht ihnen darum, die schwachen<br />

arabischen Davids gegen den starken Israelischen<br />

Goliath zu unterstützen. Man wird<br />

das Gefühl nicht los, dass die Europäer das<br />

Odium des offenen Antijudaismus bereitwillig<br />

den Arabern überlassen haben, während sie<br />

selber sich in Liberalismus üben.<br />

Uns Jiden bleibt zu hoffen, dass sich die Worte<br />

des Paytans Schefatia bald erfüllen mögen:<br />

Kalleh Sejir we-Chossnoh.<br />

Ein ausgezeichneter Aufsatz von Rabbi Berel<br />

Wein: Europe and the Jews, ist bei Tel. 044-<br />

4927978 erhältlich.<br />

Empfehlenswerte Literatur:<br />

Bernard Lewis: Semites and Antisemites<br />

James Parkes: Antisemitism<br />

Robert Wistrich: Antisemitism<br />

Walter Laqueur: Changing Face of Antisemitism<br />

Benzion Allswang: The final Resolution<br />

und ich stelle mir sofort vor, dass ich einige<br />

Monate bettlägerig sein werde ... mindestens.<br />

Also, ja, heute war schlimmer als die meisten<br />

anderen Tage. Und natürlich war es ausserdem<br />

Montag. In meiner Verkleidung als verantwortungsbewusster<br />

Erwachsener erledigte<br />

ich jedoch meine morgendlichen Rituale,<br />

warf einige deprimierende Kleidungstücke<br />

über mich und stapfte aus der Tür, um dem<br />

Tag entgegen zu blicken - einem langen Tag!<br />

Es schien zu diesem frühen Zeitpunkt, dass<br />

es ein Tag wie jeder andere sein würde - nicht<br />

besonders dramatisch, traumatisch oder mit<br />

Folgeschäden. Aber ich lag falsch. Verborgen<br />

hinter der unschuldigen Fassade meines Alltags,<br />

dem Verkehrsfluss der Arbeitswelt und


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

einer herbstlichen New Yorker Brise, steckte<br />

eine Lektion, die jedoch so unauffällig war,<br />

dass sie leicht meinem Bewusstsein und meiner<br />

Aufmerksamkeit hätte entgehen können.<br />

DANNY<br />

Ich hatte Danny schon einige Jahre nicht gesehen.<br />

Wir hatten nie wirklich viel miteinander<br />

zu tun, aber unsere Freundschaft gehört zu<br />

denen, die das Leben der meisten von uns<br />

prägt, vor allem das von uns Städtern. Wir<br />

leben nur einige Häuser voneinander entfernt,<br />

verkehren aber in verschiedenen Kreisen,<br />

und es kann schnell geschehen, dass wir uns<br />

für längere Zeit nicht sehen. Unsere Kinder<br />

besuchen andere Schulen, unsere Frauen kennen<br />

sich nicht, und die schiere Unmenge von<br />

Betlokalen in Brooklyn macht es statistisch<br />

unwahrscheinlich, dass wir gemeinsam beten.<br />

Und doch hätten Danny und ich auch Freunde<br />

sein können. Wenn wir uns auf Hochzeiten<br />

und bei Diners treffen, ist er immer besonders<br />

freundlich . Er stellt interessierte Fragen über<br />

mein Leben, erzählt oft eine lustige Anekdote<br />

aus seiner Zahnarztpraxis und lacht so herzhaft,<br />

das man denken könnte: „Noch ein Witz<br />

und er verliert die Kontrolle." Wie konnte man<br />

Danny nicht mögen?<br />

Also, da war ich ... am Montagmorgen ... mit<br />

kratzigem Hals und Knoblauchgeruch ... und<br />

gehe zu meinem Auto hinüber - ja, zum Toyota<br />

mit den sonderbaren Geräuschen. Ich denke,<br />

mein Kopf musste mehr als üblich gesenkt<br />

sein wegen meiner lausigen Laune, da ich<br />

Danny gar nicht bemerkte, bis er fast an mir<br />

vorbei war, was kein leichtes Unterfangen ist,<br />

Danny ist fast zwei Meter hoch.<br />

„Hey, Ja’akov, habe dich schon lange nicht<br />

mehr gesehen", begann Danny.<br />

„Ja, es ist eine Weile her," entgegnete ich.<br />

„Geht‘s dir und deiner Familie gut?"<br />

<strong>Die</strong> Frage freilich war nicht ernsthaft gemeint.<br />

Es war nur eine Höflichkeit ... eine sinnlose<br />

Frage, die sicherlich schneller verschwinden<br />

würde, als die Münze von der Hand des<br />

Zauberers. Und so liess Dannys Antwort<br />

mich erstarren.<br />

„Danke für die Nachfrage", murmelte er.<br />

Ich war nicht sicher, ob diese vier kleinen<br />

Worte bedeutungslos waren oder eine Einladung<br />

zu weiteren Fragen. Aber Danny's<br />

Gang schien plötzlich unsicher zu werden und<br />

seine Gesichtsfarbe hatte definitiv gewechselt.<br />

Etwas war falsch ... vielleicht sehr falsch. Ich<br />

blickte auf sein plötzlich trauriges Gesicht.<br />

„Danny, ist etwas los?"<br />

Danny's grosse Füße zitterten nur geringfügig.<br />

Er rückte unnötigerweise seine Brille zurecht<br />

und schluckte, bevor er sprach. „Alles in<br />

Ordnung, aber ich bin ... ähm ... gehe ins Krankenhaus<br />

nächste Woche ... Gehirnoperation."<br />

Ich war total verblüfft. Ich griff nach Dannys<br />

Unterarm und hielt ihn fester als ich wollte.<br />

„Was?! Gehirnoperation??"<br />

Ich hatte richtig gehört. Ich wusste nur weder,<br />

was ich sagen sollte, noch ob es in Ordnung<br />

16<br />

war, mehr Fragen zu stellen. Aber Danny war<br />

noch nicht fertig. Der Riss im Damm hatte<br />

erst begonnen, sich zu weiten. „Ja. Es waren<br />

ein paar schwierige Wochen für mich ... mit<br />

all den Tests und so.<br />

„Und mein Sohn wurde vor einem Monat<br />

verhaftet. Ich weiss nicht einmal, wie es begann,<br />

aber er begann zu spielen – du weisst<br />

um Kleinkram. Doch er lieh sich eine Menge<br />

Geld - ich glaube, die Mafia war auch darin<br />

verwickelt. Er ist jetzt in einem Rehabilitationszentrum."<br />

Der arme Mann. Der Sohn spielsüchtig und<br />

nun braucht er selbst eine Gehirnoperation.<br />

Es sind Momente wie dieser, in denen die<br />

richtigen Worte nicht nur schwierig zu finden<br />

sind - sie existieren wahrscheinlich nicht.<br />

Ich stand nur dort, lockerte meinen Griff um<br />

seinen Arm. Danny sah nicht zerstört oder<br />

überfordert aus. Ich kann nicht einmal sagen,<br />

er war stoisch. Er war einfach ... griff nach<br />

etwas - etwas, das keiner von uns wirklich<br />

identifizieren konnte.<br />

„Ich spreche nicht einmal vom finanziellen<br />

Druck, den all dies bringt", fuhr er fort, „zumal<br />

ich eine meiner Töchter in eine Sonderschule<br />

schicken musste, die ein Vermögen kostet.<br />

„Und meine ältere Tochter, das hast du wahrscheinlich<br />

gehört, hat sich scheiden lassen.<br />

Sie wohnt jetzt bei uns. Es ist nicht leicht."<br />

Schluck.<br />

Ich fühlte mich, als schaute ich einen wirklich<br />

schlechten Film, in dem eine Tragödie nach<br />

der anderen geschieht. Danny ist kein wirklich<br />

guter Freund von mir. Aber hier standen wir,<br />

auf einer ruhigen Strasse in Brooklyn, an<br />

einem gewöhnlichen Montagmorgen, und er<br />

erzählte mir all seine Probleme, und ich wollte<br />

ihn wie einen Bruder umarmen. Stattdessen<br />

standen wir beide dort - sprachlos, und schauten<br />

einander an und fühlten uns sehr verloren.<br />

Mein Verstand raste, und mein Herz stotterte<br />

ein wenig, doch ich glaube nicht, dass ich<br />

etwas sagte. Wenn ja, so war es: „Oh, meine<br />

Güte", oder etwas ähnlich Intelligentes. Aber<br />

Danny schien plötzlich zu wissen, wohin dies<br />

uns führen sollte. Ich war nur zu glücklich, ihn<br />

machen zu lassen. „Ich weiss, dass das was<br />

ich sagte, für dich furchtbar schrecklich tönen<br />

muss; ein grosses Problem nach dem andern.<br />

Ich habe aber viel nachgedacht - wie du dir<br />

vorstellen kannst. Ich sehe es so...<br />

„Ich habe einen Tumor. Das ist eine schreckliche<br />

Erfahrung. Aber G‘tt sei Dank gibt es eine<br />

Prozedur, durch die er entfernt werden kann.<br />

„Mein Sohn wurde verhaftet. Doch ohne das<br />

würde er immer noch nicht die Hilfe erhalten,<br />

die sehr wahrscheinlich sein Leben retten<br />

wird. Er war zuvor nicht bereit, ein Rehabilitationsprogramm<br />

zu besuchen. Er wollte<br />

nicht einmal zugeben, dass er ein Problem<br />

hatte! Jetzt hat er eine Chance. "<br />

Ich schaute meinen hoch gewachsenen Bekannten<br />

an. Er lief auf Hochtouren. <strong>Die</strong>se<br />

Erkenntnisse kamen nicht aus dem Stegreif,<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

sie waren gut durchdacht und voller Weisheit.<br />

Und ich hatte das Gefühl, dass er irgendwie<br />

nicht mehr wirklich zu mir sprach. Vielmehr<br />

sprach er entweder mit sich selbst, fügte diese<br />

Perlen in seine emotionale Halskette ein oder<br />

er war ein Bote von oben - hierher geschickt,<br />

um denjenigen von uns die wichtigsten Lebenslektionen<br />

beizubringen, die sie immer<br />

vergessen.<br />

Er musste nichts weiter sagen. Ich hatte ihn<br />

verstanden. Aber ich nehme an, er wollte seine<br />

Perlen in ein silbernes Etui wickeln.<br />

„Ein Kind zu haben, das nicht wie die meisten<br />

anderen Kinder lernen kann, ist schmerzhaft,<br />

peinlich und teuer. Aber vor ein paar Jahren<br />

gab es keine Schule wie diese. <strong>Die</strong>se Kinder<br />

wurden ignoriert. Wir wissen, wohin das<br />

führt. Also muss ich einfach gehen und das<br />

Schulgeld verdienen. Es lohnt sich. Ich kann<br />

bereits die Veränderung in ihr sehen.<br />

„Und es gibt eine Sache, die noch schlimmer<br />

ist als Scheidung - eine unglückliche, gewalttätige<br />

Beziehung. So etwas hatte meine<br />

Tochter. Sie hat das Richtige getan. Ich bin<br />

heute froh. Sie wird noch einmal beginnen.<br />

Sie wird es besser haben das nächste Mal. Das<br />

ist sicher. Ich liebe dieses Kind."<br />

<strong>Die</strong> Lektion war vorbei. Ich starrte einige<br />

Sekunden lang meinen neuen Professor an.<br />

Meine Hand war in meiner Tasche und ich<br />

fühlte ein paar Knoblauch-Pillen, die dort<br />

lagen. Und dann umarmte ich ihn. Es war eine<br />

gute Umarmung - stark und voller Hoffnung.<br />

Meine Schulter lag einige Zentimeter unter<br />

seinem Kopf, doch er liess ihn darauf sinken<br />

und weinte kurz und leicht.<br />

Er dachte wahrscheinlich, dass die Umarmung<br />

für ihn war. Ich bin sicher, dass er das dachte.<br />

Aber ich kenne die Wahrheit. Und nun kennen<br />

auch Sie sie.<br />

Wieder einmal standen wir unbeholfen dort.<br />

Es schien unangebracht, aber Danny fing an<br />

zu lachen. Nicht in seiner üblichen, herzhaften<br />

Art, nur eine Art Glucksen. Ich lachte auch.<br />

Mein Hals fühlte sich immer noch kratzig<br />

an, doch es war eine andere Art von Juckreiz.<br />

„Tut mir leid, dass ich dir all dies aufgeladen<br />

habe", sagte er. „Ich weiss nicht warum ... ich<br />

hatte das Gefühl, du würdest wissen wollen."<br />

Und dann, in ultimativer Ironie, dankte er mir.<br />

Ich sah, wie mein Lehrer die Straße hinunterging.<br />

Er sah sogar grösser aus als vorher.<br />

Er schaute nicht zurück. Ich stieg in meinen<br />

Toyota und steckte den Schlüssel in die<br />

Zündung. Und dann sass ich nur da - für eine<br />

lange Zeit.<br />

terminzentrale<br />

Planen Sie einen Anlass<br />

oder eine Simche?<br />

Wir sagen Ihnen ob das<br />

Datum noch frei ist.<br />

Frau M. Zonszajn<br />

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Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

17<br />

Geschichten und ihre Lektionen<br />

von Raw Scholem Schwadron sZl.<br />

<strong>Die</strong> Ehre eines<br />

Talmid Chacham<br />

<strong>Die</strong> folgende Geschichte spielte sich in der<br />

letzten Generation ab, und zwar geschah sie<br />

mit Reb Leib, dem Sohn des Chofez Chajim<br />

sZl. Der Chofez Chajim selbst war zur Zeit<br />

dieser Geschichte schon nicht mehr am Leben<br />

und Reb Leib war damals auch nicht mehr<br />

der Jüngste.<br />

Reb Leib hörte einmal, dass es seinem<br />

Schwager, Reb Mendel Sachs, der auch ein<br />

Schwiegersohn des Chafez Chajims war, nicht<br />

so gut ging; er litt unter starken Ohrenschmerzen.<br />

Reb Leib begann zu zittern und sagte zu<br />

seinem Schwager: „Dein Ohr schmerzt dich?<br />

Schrecklich! Du musst auf der Stelle nach<br />

Wilna zu Dr. Schawat fahren!“<br />

Dr. Schawat war ein grosser Professor, der<br />

weltweit für sein Können bekannt war. Natürlich<br />

verlangte er ein entsprechend hohes Salär<br />

und selbst eine Kontrolle ohne irgendwelche<br />

Behandlung kostete einige Dutzend Rubel,<br />

was damals sehr viel Geld war.<br />

Deshalb zählten nur die reichsten Menschen zu<br />

den Kunden von Dr. Schawat oder solche, die<br />

von anderen Doktoren nicht geheilt wurden,<br />

und das Wissen dieses Doktors nötig hatten.<br />

Wir können uns vorstellen, dass Reb Mendel<br />

zu keiner dieser Gruppen gehörte. Er war<br />

sicherlich nicht reich, und sein Zustand rief<br />

auch nicht ungewöhnliche Sorge hervor. Es<br />

waren einfache Ohrenschmerzen, die keine<br />

grosse Unruhe auslösen sollten…!<br />

Reb Mendel reagierte also sehr überrascht<br />

auf die Idee seines Schwagers Reb Leib. Er<br />

konnte es nicht verstehen: „Zu Doktor Schawat?<br />

Weshalb sollte ich das tun? Ich kann<br />

doch auch ein Stückchen Watte in warmes Öl<br />

tauchen und es in mein Ohr legen. Es wird<br />

meine Schmerzen lindern und die Ohrenschmerzen<br />

werden vorübergehen, so wie sie<br />

auch gekommen sind!“ meinte Reb Mendel.<br />

Reb Leib liess sich von seinen Worten jedoch<br />

nicht beeindrucken: „Wenn es sich um<br />

Ohrenschmerzen handelt, kann man nicht<br />

vorsichtig genug sein!“ entgegnete Reb Leib.<br />

Er zog daraufhin den grossen Betrag von<br />

fünfundzwanzig Rubel aus seiner Tasche, gab<br />

ihn seinem Schwager und sagte: „Hier nimm<br />

dieses Geld! Und nun fahre bei möglichst<br />

schnell nach Wilna!“<br />

Reb Mendel hatte keine andere Wahl, als den<br />

Rat seines Schwagerszu befolgen. Er begab<br />

sich gleich an den Stadtrand und wartete<br />

dort auf die nächste Mitfahrgelegenheit nach<br />

Wilna. Aber er dachte sich: „Was soll ich<br />

dem Doktor in Wilna überhaupt sagen? Er<br />

wird mich doch verhöhnen und verspotten!<br />

Wer kommt denn wegen einfachen Ohrenschmerzen<br />

nach Wilna?“ Er beschloss, ihm<br />

die Wahrheit zu erzählen, komme was wolle.<br />

Er würde ihm auch erzählen, wer ihn zum<br />

Fahren gedrängt hatte, und dass er persönlich<br />

auch keinen Grund gesehen habe, zu einem<br />

Spezialisten zu gehen. Sein Schwager sei es,<br />

der ihm aufgetragen habe, Doktor Schawat<br />

aufzusuchen.<br />

Reb Mendel kam zur Praxis von Dr. Schawat<br />

in Wilna und wurde als Erstes behandelt, wie<br />

es sich auch für einen Schwiegersohn des<br />

Chafez Chajims ziemt. Er wurde durch den<br />

Arzt aufs Genaueste kontrolliert, und wie<br />

erwartet konnte dieser nichts Besonderes<br />

feststellen. Der Arzt wunderte sich, warum<br />

dieser Patient sich extra bemüht hatte, nach<br />

Wilna zu kommen, nur weil er ein bisschen<br />

Ohrenschmerzen hatte.<br />

Als Reb Menachem Mendel sich auf den<br />

Rückweg nach Radin machte, dachte er sich:<br />

„Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich zu<br />

meinem Schwager gehen! Was dachte er sich,<br />

als er mich dorthin schickte? Ich möchte den<br />

genauen Grund von ihm wissen. Er hat mich<br />

sicher nicht grundlos bemüht!“ Als er die Stadt<br />

erreichte, wartete sein Schwager schon auf ihn<br />

und wollte hören, was der Doktor gesagt hatte!<br />

Reb Menachem Mendel antwortete etwas<br />

verärgert: „Was er gesagt hat? Er hat gesagt,<br />

was alle anderen sagen! Dass es nichts zu<br />

befürchten gibt und dass kein Grund bestand,<br />

extra nach Wilna zu kommen! Ich kann wirklich<br />

nicht verstehen, warum du dachtest, dass<br />

ich fahren soll. Weshalb hast du dir solche<br />

Sorgen gemacht?“<br />

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, welch<br />

grosse Angst ich um deine Ohren hatte! Erinnerst<br />

du dich, was gestern Abend geschehen<br />

ist? Einer der Awrechim sprach Schlechtes<br />

über einen der Rosche Jeschiwa. Du warst<br />

anwesend und hast nichts dagegen gesagt!<br />

Kannst du dich erinnern? Und wir haben doch<br />

in der Gemara in Bawa Batra (84b) gelernt,<br />

dass bei Rabbi Elasar beRabbi Schimon nach<br />

seinem Ableben ein Wurm aus seinem Ohr<br />

gekrochen ist, weil er zu seinen Lebzeiten<br />

eine Beleidigung eines Talmid-Chachams<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

gehört hatte, ohne sich dagegen zu wehren!“<br />

„Jetzt wirst du verstehen: Gestern hast du<br />

dich nicht gegen die Ehrverletzung eines<br />

Talmid Chacham gewehrt und heute beklagst<br />

du dich über Ohrenschmerzen! Da fürchtete<br />

ich mich sehr! Wer weiss was hier geschehen<br />

ist! Deshalb schickte ich dich zu Dr. Schwat,<br />

und nun habe ich mich beruhigt, nachdem er<br />

nichts Besonderes gefunden hat.“<br />

***<br />

<strong>Die</strong> folgende Geschichte spielte sich in Radin<br />

ab, und geschah kurz bevor der Chofez Chajim<br />

niftar wurde. <strong>Die</strong> Geschichte wühlte damals<br />

das ganze Judentum auf und war für längere<br />

Zeit das Tagesgespräch.<br />

In der Stadt Radin tat sich eine Gruppe von<br />

Jehudim zusammen, die vom richtigen Weg<br />

abgewichen waren und bezeichneten sich als<br />

‚Po’alei Zijon’. Eines ihrer Projekte war das<br />

Herausgeben einer Zeitschrift, in der sie ihre<br />

Einstellungen bekannt gaben und verbreiteten.<br />

In der Jeschiwa in Radin wurde eine Gruppe<br />

von Bachurim gebildet, die gegen die andere<br />

Gruppe vorging. Sie berieten sich lange, was<br />

sie unternehmen konnten. Nach langem Hin<br />

und Her beschlossen die Bachurim, dass<br />

sie nächstes Mal alle <strong>Zeitung</strong>en vernichten<br />

würden, bevor dies verteilt werden konnten.<br />

Einige Bachurim schlichen sich in der Nacht<br />

vor dem Verteilen der <strong>Zeitung</strong> durch ein<br />

offenes Fenster in die Druckerei hinein und<br />

entfernten von dort alle Zeitschriften, die zum<br />

Verteilen bereitlagen. Daraufhin verbrannten<br />

sie alle im Ofen neben der Jeschiwa.<br />

Wie gut sie es auch meinten und wie durchdacht<br />

ihr Plan auch war, so vergassen sie<br />

doch ihre Spuren zu verwischen. Als am<br />

nächsten Morgen die Arbeiter der Druckerei<br />

kamen und ihre Auftraggeber über den Vorfall<br />

informierten, fiel selbstverständlich der<br />

Verdacht auf die Bachurim der Jeschiwa. Sie<br />

eilten schnell zum Ofen der Jeschiwa, öffneten<br />

ihn und fanden dort einige Überreste ihrer<br />

<strong>Zeitung</strong>en. Sie gingen sofort zum Haus des<br />

Rosch Jeschiwa, des Chafez Chajim, um dort<br />

ihre Wut auszulassen!<br />

Einige der Gruppe betraten das Zimmer des<br />

Chofez Chajim und ein Führer der Gruppe<br />

öffnete sogleich seinen Mund mit Chuzpa<br />

und gab seinen Worten gegen den Chofez<br />

Chajim und seine Bachurim freien Lauf.<br />

Bevor er aber den ersten Satz beendet hatte,<br />

wurde sein Geist gestört und er konnte nur<br />

noch stammeln. In seinem Wahn verliess er<br />

das Haus, ging zu einem nahen See, bestieg<br />

dort ein Boot und sprang an einer tiefen Stelle<br />

ins Wasser, wo er ertrank! Natürlich war die<br />

ganze Stadt aufgewühlt!<br />

<strong>Die</strong> Begebenheit wurde zum Tagesgespräch


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

der Einwohner und auch weit über die Stadtgrenzen<br />

hinaus. Natürlich entstanden viele<br />

verschiedene Versionen im Volksmund. Auch<br />

die zionistische <strong>Zeitung</strong> ‚Haint’, die damals in<br />

Warschau erschien, hatte ihre Version.<br />

Sie fügten jedoch noch eine Frage an den<br />

Chofez Chajim hinzu: „Der Chofez Chajim<br />

verfasste doch ein Sefer über die Hilchot<br />

Laschon Hara und es ist allen bekannt, wie<br />

der Chofez Chajim über die Wichtigkeit der<br />

Liebe zwischen Mitmenschen spricht. Wie<br />

M. GRYLAK<br />

„Ich möchte dir eine Geschichte erzählen,<br />

etwas wirklich Faszinierendes und Ungewöhnliches“,<br />

sagte mein Freund, ein versierter<br />

Askan im Bereich des Chinuchs. „Bevor ich<br />

dir jedoch die Geschichte erzähle, schaue doch<br />

bitte ein Buch an, das auf meine Initiative hin<br />

publiziert wurde.“ Er reicht mir das Buch<br />

„One Small Deed Can Change the World“<br />

(eine kleine Tat kann die Welt verändern),<br />

geschrieben von Nachman Seltzer.<br />

„<strong>Die</strong>ses Buch zeigt, wie viel Gutes ein Mensch<br />

sich selbst und der<br />

ganzen Welt bringen<br />

kann, wenn er, statt<br />

die Leute um sich<br />

herum zu ignorieren,<br />

Wege sucht, um mit<br />

ihnen Kontakt aufzunehmen“,<br />

erklärte er.<br />

„<strong>Die</strong>ses Buch ist<br />

voller erstaunlicher<br />

Geschichten, die diesen<br />

Gedanken illustrieren.<br />

Geschichten<br />

über Leute, die eine<br />

kleine Anstrengung<br />

unternahmen, Kontakt<br />

mit jemandem<br />

aufzunehmen, indem<br />

sie jemanden<br />

begrüssten, den sie<br />

irgendwo trafen, und<br />

wie ein gutes Wort<br />

sie auf Höhen brachte,<br />

die sie sich nie<br />

vorstellen konnten.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch wird deine Denkweise revolutionieren<br />

– und das ist keine Übertreibung.<br />

Viele Leser haben mir schon gesagt, dass das<br />

ihre Erfahrung war.“<br />

Er schloss das Buch, legte sein Hände darauf<br />

und sagte: „<strong>Die</strong> Geschichte, die ich dir<br />

erzählen werde, wird in den nächsten Band<br />

kommen. Aber als Einführung werde ich dir<br />

eine kleine Anekdote erzählen, die mir passierte<br />

und die zeigt, wie ein kleines „Hallo“<br />

sehr mächtig sein kann.“<br />

„Es scheint mir“, sagte er, „dass jeder schon<br />

18<br />

kann es also sein, dass derselbe Chofez Chajim<br />

diesen Mann verflucht hat, dass er wahnsinnig<br />

werden soll und stirbt?“<br />

Als der Chofez Chajim davon hörte, beantwortete<br />

er die Frage. Er war damals schon alt<br />

und es fiel ihm schwer, selbst zu schreiben.<br />

Er beauftragte deshalb einen Bachur, seine<br />

Worte aufzuschreiben und fügte darunter<br />

seine Unterschrift an.<br />

<strong>Die</strong>s waren die Worte, die danach bei den<br />

Jehudim des Landes und der ganzen Welt<br />

Eine kleine Tat<br />

alles weiss, was du gerade gesagt hast. Was<br />

ist so revolutionär daran?“<br />

„Du hast Recht“, meinte er. „Jeder weiss<br />

es. Aber sie wenden es nicht an, und das ist<br />

schade.“<br />

„Also was wollte ich dir sagen? Ah ja. Vor<br />

kurzem flog ich mit British Airways, und<br />

wie mein Glück es wollte, erhielt ich den<br />

Platz neben einer israelischen Frau, die sehr<br />

unschicklich gekleidet war. Ich begrüsste<br />

sie aber, worauf sie antwortete: „Wissen<br />

Sie, warum ich British Airways anstatt El<br />

Al wählte? Weil ich es hasse, Dossim (ein<br />

abschätziger Ausdruck säkularer Israelis für<br />

religiöse Leute) wie Sie zu sehen. Und hier<br />

sind Sie und tauchen gerade neben mir auf.“<br />

Das war natürlich nicht sehr angenehm zu<br />

hören, aber was konnte ich tun?<br />

„Als das Essen serviert wurde, erhielt ich meine<br />

Glatt Koscher Mahlzeit, und die Frau neben<br />

mir erhielt eine Glatt Treife Mahlzeit wie alle<br />

anderen Passagiere, wobei Schweinefleisch<br />

die Hauptspeise war. Ich bemerkte, dass sie zu<br />

zögern schien und nichts ass. Ich war ein biss-<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

zirkulierten:<br />

„Wenn gesagt wird, dass ich den Mann verflucht<br />

habe, ist dies eine Lüge! Mein ganzes<br />

Leben lang habe ich keinen Jehudi verflucht!<br />

Das Ende der Geschichte, dass der Mann<br />

verrückt wurde und sich anschliessend das<br />

Leben genommen hat, das ist aber vollkommen<br />

wahr! <strong>Die</strong>s geschah, damit man hören<br />

und sehen soll, dass es verboten ist, sich mit<br />

Jeschiwa-Bachurim anzulegen!“<br />

chen nervös, sie nochmals anzusprechen, aber<br />

ich murmelte: „Ist etwas nicht in Ordnung?“<br />

Nach ein bisschen Rumdrucksen sagte sie,<br />

dass sie lieber etwas Koscheres essen würde.<br />

Also sprach ich mit dem Steward und bat ihn,<br />

ihr eine Glattkoscher-Mahlzeit zu bringen.“<br />

„Meine eigentliche Anwesenheit als einer der<br />

„Dossim“, die sie auf den El Al- Flügen hasst,<br />

gab ihr ein unangenehmes Gefühl, treife zu<br />

essen. Es war nicht etwas, das ich bewusst<br />

tat, hatte jedoch indirekt eine Auswirkung.“<br />

„Was ist jedoch mit der Geschichte“, drängte<br />

ich ihn und erinnerte ihn<br />

an den Zweck seines<br />

Besuchs.<br />

„Ich wollte gerade damit<br />

beginnen. Ich hörte dies<br />

direkt von der Person,<br />

bei der es geschah. Er ist<br />

ein Kaschrut-Überwacher<br />

für die Weinindustrie, und<br />

seine Arbeit führte ihn in<br />

ein ländliches Gebiet im<br />

Süden von Italien. In der<br />

gleichen Region gibt es<br />

ein kleines Dorf, in dem<br />

seine Familie vor Generationen<br />

lebte, nachdem<br />

die Juden aus Spanien<br />

vertrieben worden waren.<br />

„Er beschloss, die Gelegenheit<br />

zu ergreifen, die<br />

kleine Stadt zu besuchen,<br />

in der seine Vorfahren<br />

gelebt hatten. Als er dort<br />

eintraf, wurde er von<br />

einem lokalen Bewohner<br />

begrüsst, einem alten Mann, der sagte, dass er<br />

der einzige Jude in der Stadt sei. Sie fanden<br />

heraus, dass sie eine gemeinsame Sprache<br />

sprachen, Spanisch, und begannen sich zu<br />

unterhalten. <strong>Die</strong>ser ältere Jude, so erfuhr<br />

er, hatte eine nichtjüdische Frau geheiratet.<br />

Sie redeten weiter, und der Mann fragte den<br />

Kaschrut-Überwacher, ob er ein Paar Tefillin<br />

habe, denn er hätte seit mehr als siebzig Jahren<br />

keine Tefillin mehr gelegt.<br />

„Der Maschgiach lieh ihm natürlich seine<br />

Tefillin. Er begleitete den Mann nach Hause,


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

In welcher Art soll<br />

das Fünftel gegeben<br />

werden<br />

18) Wer einen Fünftel<br />

seines Einkommens<br />

für Ma’asser geben<br />

will, soll vorzugsweise<br />

zweimal einen Zehntel<br />

geben, denn laut der<br />

Kabala wird es dann<br />

höher geschätzt 1.<br />

Für welchen Zweck<br />

soll das Fünftel gegeben<br />

werden?<br />

19) Es ist ratsam, dass<br />

man das Fünftel in zwei<br />

Teile halbiert. Das erste<br />

Zehntel soll dann an<br />

Tora-Lernende verteilt<br />

werden, denn er ähnelt<br />

dem Ma’asser Rischon,<br />

das den Kohanim und<br />

Lewi’im gegeben wurde, damit sie Tora lernen<br />

können. Das zweite Zehntel soll für andere<br />

Mitzwa-Zwecke gegeben werden 2.<br />

Bedingungen vor dem Geben des<br />

Ma’asser<br />

20) Es ist gut, wenn man bei Beginn, sobald<br />

man die Mitzwa von Ma’asser-Geben auf<br />

sich nimmt und im Begriff ist, das erste Mal<br />

Ma’aser zu geben, klar sagen soll, dass man<br />

es nicht als Neder tut, und es nicht für immer<br />

auf sich nehmen will 3.<br />

1 Schita Mekubetzet Ketuwot 50a im<br />

Namen des Raw hame’ili. Siehe dazu auch im<br />

Birkei Josef Jo’d 249.8, Ahawat Chessed 2.<br />

Teil Perek 18.3. Es wird dort in der Anmerkung<br />

gebracht, dass es als Andenken an die zwei<br />

Zehntel, die man früher vom Getreide abgesondert<br />

hatte, gegeben wird. Früher gab man<br />

einen Zehntel als Ma’asser Rischon und einen<br />

zweiten Zehntel als Ma’asser Scheni, bzw.<br />

Ma’asser Ani. Obwohl das zweite Ma’asser<br />

keinen Zehntel der ganzen Summe war, gab<br />

man ja auch noch zuerst Teruma Gedola für den<br />

Kohen und somit sonderte man etwas mehr als<br />

einen Fünftel vom Getreide ab.<br />

2 Schita Mekubezet Ketuwot 50a. Siehe<br />

dazu auch im Ahawat Chessed zweiter Teil Perek<br />

18.3 und siehe auch im zehnten Kapitel über<br />

das Ma’asser für Tora- Lerner.<br />

3 Ahawat Chessed 2. Teil Perek 18.2<br />

und als der alte Mann die Tefi llin legte, begann<br />

er hemmungslos zu weinen. Nachdem er die<br />

Tefi llin auszog, fragte er den Maschgiach, ob<br />

er ihm ein Paar Tefi llin besorgen könne, die er<br />

täglich verwenden könnte. Der Maschgiach<br />

versprach ihm, dass er in einer Woche nochmals<br />

in die Region kommen würde und ihm<br />

dann Tefi llin mitbringen würde.<br />

„Er traf wie versprochen eine Woche später ein<br />

vesm ,ufkv<br />

Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />

von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />

19<br />

21) Hat man diese<br />

Bedingung nicht ausdrücklich<br />

erwähnt,<br />

und hat sich während<br />

längerer Zeit geführt,<br />

Ma’asser zu geben,<br />

dann gilt es, dass man<br />

es auf sich als Pfl icht<br />

genommen hat und es<br />

hat nun die Regel eines<br />

Gelübdes 4.<br />

22) Es bestehen Meinungen<br />

in Bezug auf<br />

Gelübde, dass man<br />

sich auch bei gewohnheitsmässigem<br />

Tun von<br />

Mitzwot auf die Aufhebungsformel<br />

verlassen<br />

kann, die man jeweils<br />

am Erev Rosch Haschana<br />

spricht. Das sollte<br />

auch der Fall sein, wenn<br />

man den Gedanken<br />

hegte, eine Mitzwa zu machen, solange man<br />

nicht ausdrücklich beschlossen hat, dass es<br />

ein Neder sein sollte 5.<br />

23) Es ist ratsam, dass man zu Beginn des<br />

Ma’asser-Gebens ausdrücklich sagt, dass<br />

man Geld für Zedaka-Zwecke geben wird und<br />

erst später die genaue Abrechnung machen<br />

will, um dann die gespendete Summe vom<br />

Ma’asser abzuziehen6.<br />

24) Es ist ratsam, dass man vor dem Absondern<br />

des Ma’asser-Gelds ausdrücklich sagen soll,<br />

dass man das Geld nach eigenem Ermessen<br />

4 Schu’t Chawot Jair Siman 224. Siehe<br />

auch später im 6. Perek, auf welche Weise es<br />

ein Neder wird.<br />

5 Schu’t Salmat Chajim Siman 231(467),<br />

Schu’t Minchat Schlomo 1. Teil Siman 91,<br />

Derech Emuna Hilchot Matnot Anijim 7. Perek<br />

im Zijun Halacha 57. Siehe dazu auch im Sefer<br />

Ma’adane Schlomo, Mo’adim, Injane Rosch<br />

Haschana und Jom Hakipurim, im Namen<br />

von Raw Schlomo Salman Auerbach, dass<br />

man lekatchila ausdrücklich diese Bedingung<br />

aussprechen soll, bedi’ewed genügend jedoch<br />

der Tna’i, den man am Erev Rosch Haschana<br />

vor seiner Hochzeit ausgesprochen hat.<br />

6 Ahawat Chessed 2. Teil Perek 18.<br />

Dort schreibt er, dass man mit diesem Tna’i,<br />

das ausgegebene Geld für Zedaka, auch vom<br />

Ma’asser des kommenden Jahres abziehen<br />

kann.<br />

und hatte die Tefi llin dabei. Er ging zum Haus<br />

des alten Mannes und klopfte an der Tür, aber<br />

niemand antwortete. Ein Nachbar kam heraus<br />

und sagte ihm, dass der Mann krank und im<br />

Spital sei. Der Maschgiach machte sich auf<br />

den Weg ins Spital, aber als er dort eintraf,<br />

informierte ihn eine Krankenschwester, dass<br />

der Mann gerade gestorben sei. <strong>Die</strong> Tefi llin<br />

blieben verwaist.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Eine Teschuwa von<br />

Raw Jitzchak Silberstein<br />

schlit’a<br />

Auf welche Weise Zedaka-Geld verteilt<br />

werden soll<br />

Eine Gruppe von g“ttesfürchtigen Menschen<br />

gründet einen Fonds, um arme Familien der<br />

Stadt zu unterstützen. Es besteht entweder die<br />

Möglichkeit, hundert armen Familien je CHF<br />

1000.- zu geben, oder unter diesen hundert<br />

Familien die fünfzig ärmsten auszusuchen und<br />

ihnen 2000.- zu geben. Was soll getan werden?<br />

Antwort:<br />

„Ich habe meinen Schwiegervater Hagaon<br />

Raw Josef Schalom Eljaschiw schlita gefragt,<br />

und er sagte mir: Da alle hundert arm und<br />

berechtigt sind, Zedaka zu erhalten, besteht<br />

kein Grund, nur denjenigen zu geben, die<br />

am ärmsten sind, sondern man soll allen<br />

geben, denn die Spender sind verpfl ichtet,<br />

alle diese armen Leute zu ernähren“ (Alenu<br />

Leschabe’ach 4. Teil, Seite 705)<br />

verteilen will und auch dass man es nicht zu<br />

einem bestimmten Zeitpunkt geben möchte.<br />

Ansonsten wäre man verpfl ichtet, das Geld<br />

sofort zu verteilen, um nicht das Verbot von<br />

‚Bal Te’acher’ zu übertreten, da sich Arme in<br />

der Stadt befi nden.<br />

Mit dieser Bedingung hat man jedoch die Erlaubnis,<br />

das Geld zurückzuhalten und es auch<br />

für andere Mitzwa- Zwecke zu benützen7.<br />

25) Einige sind der Meinung, dass jeder, der<br />

den Minhag hat, Ma’asser zu geben, es mit der<br />

Absicht tut, es für jeglichen Mitzwa-Zweck<br />

zu geben, es sei denn, er sagte ausdrücklich,<br />

dass er es für Arme bestimmt 8.<br />

26) Andere schreiben, dass man vor dem<br />

Beginnen des Ma’asser- Gebens sagen soll,<br />

dass das abgesonderte Ma’asser-Geld erst<br />

„Zedaka“ heissen soll, sobald es in die Hand<br />

des Armen gelangt ist. Wird diese Bedingung<br />

gemacht, dann übertritt man das Verbot von<br />

7 Schu’t Bej’ad schel Schlomo Jo’d Siman<br />

1. Aruch Haschulchan Jo’d Siman 249, Schu’t<br />

Jaskil Awdi 1. Teil Jo’d Siman 13. Birkei Josef<br />

249.4. Siehe auch Raschb’a Bawa Batra 8b, wie<br />

er die Frage des Ramban auf den Ri Mi’gasch<br />

beantwortet.<br />

8 Schu’t Schewet Sofer Jo’d Siman 84<br />

Der Kaschrut-Überwacher realisierte, dass das<br />

Gesetz vorschrieb, dass eine Leiche, die im<br />

Leichenhaus des Spitals lieb, kremiert werden<br />

musste. Es lag also an ihm, für den Niftar ein<br />

jüdisches Begräbnis zu arrangieren.<br />

Während er über seine Optionen nachdachte,<br />

realisierte er, dass die nächste, grössere Stadt<br />

Rom war. Er rief den Raw von Rom an und<br />

bat ihn um Rat. Der Raw sagte ihm, er solle


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ihm die Leiche bringen.<br />

„Wie?“ wollte der Maschgiach wissen.<br />

„In deinem Auto“, antwortete der Raw.<br />

Er bemühte sich, die Leiche aus dem Spital<br />

freizukriegen, was nicht leicht war, da es<br />

gegen das Gesetz war, ihn hinauszulassen. Es<br />

kostete ihn 500 Euro Schweigegeld an eine<br />

Schwester, aber als sie mit seinem Angebot<br />

zufrieden war, beschloss sie, ihm zu helfen.<br />

Sie verwendete Make-up, um dem Gesicht<br />

des toten Mannes etwas Farbe zu geben, und<br />

sie glättete seine Züge und setzte ihn in den<br />

Passagiersitz neben den Fahrer. Es war eine<br />

siebenstündige Fahrt nach Rom, und sie war<br />

nicht sehr erfreulich. Von Zeit zu Zeit ‚sprach’<br />

er mit dem toten Mann an seiner Seite und<br />

bat ihn um Verzeihung für die Behandlung,<br />

die er erhielt, und erklärte, dass alles für seine<br />

Ehre geschehe.<br />

VON M GERLITZ<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde hatte schon einige Male eine<br />

Delegation zum Zaddik von Lisk gesandt,<br />

um ihn zu bitten, ihre Stadt zu besuchen, und<br />

nun wurde ihrer Bitte zum ersten Mal Folge<br />

geleistet. <strong>Die</strong> Aufregung war gross, als sich<br />

die Stadt Muncacz vorbereitete.<br />

Jener Schabbat, der Schabbat in der Anwesenheit<br />

des Zaddiks, blieb noch lange in Erinnerung.<br />

Das Gefühl von geistiger Erhebung und<br />

Frieden, das alle fühlten, war unbeschreiblich.<br />

Nicht nur die gelehrten Einwohner und Talmide<br />

Chachamim von Muncacz, auch die<br />

einfachen Wagenlenker stimmten zu, dass<br />

sie wahrlich die nächste Welt gekostet hatten.<br />

<strong>Die</strong> besondere Atmosphäre hielt auch die<br />

nächsten Tage an, die Anwesenheit des Zaddik<br />

verwandelte eine normale Woche in etwas<br />

viel Grösseres. Das Festtagsgefühl war so<br />

intensiv, dass fast niemand zur Arbeit ging.<br />

Viele Menschen drängten sich in der Nähe<br />

der Unterkunft des heiligen Gastes. Sowohl<br />

die, die hineingingen, wie auch diejenigen,<br />

die noch draussen standen, nachdem sie den<br />

Zaddik gesehen hatten, beschäftigten sich mit<br />

geistigen Themen. Viele wiederholten Diwre<br />

Torah des Zaddiks. Andere beschrieben sein<br />

heiliges Aussehen und wiederholten alles, das<br />

sie beobachtet hatten.<br />

In der Mitte von allen stand Reb Wolf Ber,<br />

einer der grössten Gelehrten der Stadt. Viele<br />

Talmide Chachamin standen um Reb Wolf<br />

herum, Männer, die ihren ganzen Tag im<br />

Bet Hamidrasch verbrachten. Reb Wolf hielt<br />

eine Prise Schnupftabak unter seine Nase<br />

und inhalierte. Dann steckte er seinen linken<br />

Daumen unter seinen Gürtel und nickte der<br />

Menge zu, die ihn bat zu sprechen.<br />

„Ach, was wisst ihr denn schon über das Streben<br />

des Zaddiks nach Torah?“ Er schaute seine<br />

Zuhörer an, um sicherzustellen, dass er volle<br />

Aufmerksamkeit hatte, bevor er weiterfuhr.<br />

20<br />

Als er den Stadtrand von Rom erreichte, stoppte<br />

ihn ein Polizeiwagen, und der Polizist bat<br />

ihn um seinen Fahrausweis. Er wusste nicht,<br />

wie er sich aus diesem Schlamassel befreien<br />

können würde. Er sprach kein Italienisch,<br />

und das letzte, was er benötigte, war, dass<br />

entdeckt wurde, dass die Person, die mit ihm<br />

reiste, tot war.<br />

Der Gedanke, in welche Schwierigkeiten er<br />

geraten könnte, jagte Schauer über seinen<br />

Rücken. Alles, war er tun konnte, war ein<br />

stilles Gebet für eine Jeschua.<br />

<strong>Die</strong> Jeschua kam, keheref Ayin. Nur Sekunden<br />

später fuhr ein vorbeifahrendes Auto in eine<br />

nahe gelegene Mauer. <strong>Die</strong> Polizisten rannten<br />

hinüber, um sich um den Unfall zu kümmern,<br />

und sagten ihm, er solle das Gebiet sofort<br />

verlassen, was er bereitwillig tat.<br />

Er fuhr in den Strassen von Rom herum und<br />

Alle meine Lehrer<br />

für <strong>Die</strong> kinDer<br />

„Er sitzt und lernt den ganzen Tag und die<br />

ganze Nacht, sowohl die offene wie auch die<br />

verborgene Torah. Er ist ein unermesslicher<br />

Gelehrter und ein wahres Genie! Was wisst<br />

ihr schon über seine Grösse? Wäre er in den<br />

chassidischen Höfen in Polen, so würde die<br />

Welt sein Lob singen. Hier belassen wir es<br />

bei unausgesprochener Bewunderung.“<br />

Unweit von Reb Wolf Ber stand eine grosse<br />

Gruppe Chassidim, aus Ziditchow, Bels und<br />

Sanz. Alle wiederholten voller Bewunderung,<br />

was sie von ihren Rebbes über den heiligen<br />

Zaddik von Lisk gehört hatten. „Er ist einer<br />

der Zaddikim, der die Welt aufrecht erhält“,<br />

rief Reb Feivel, der Belser, und klatschte seine<br />

Hände zusammen, um dies zu betonen. Dann,<br />

als ob er ein Geheimnis offenbarte, flüsterte<br />

er: „In Bels wird er sehr geachtet.“<br />

Reb Schmuel Arje, der Ziditchower nickte<br />

mit dem Kopf. „Er ist wie eine Leiter, deren<br />

Füsse auf der Erde stehen, doch dessen Kopf<br />

den Himmel erreicht.“<br />

„Und ich sage“, verkündete Reb Jeschaja<br />

von Sanz, „dass er ein versteckter Zaddik<br />

ist und gewöhnliche Sterbliche können seine<br />

Wege nicht verstehen. Es gibt mehr, dass wir<br />

nicht wissen, als was wir wissen. Ich sage<br />

dies nicht“, hier begann er zu flüstern, „als<br />

meine eigene Meinung. <strong>Die</strong>s ist, was ich in<br />

Sanz erfahren habe.“<br />

Gerade da ging der alte Reb Baruch von<br />

Ujhel an ihnen vorbei und hörte, was sie<br />

duskutierten. Obwohl sein Schritt schwerfällig<br />

war, eilte er zu den Menschen, denn es<br />

war wichtig, dass sie seine Meinung hörten.<br />

„Ach!“ er winkte ab und lächelte herablas-<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

wusste nicht genau, wie er zum Haus des<br />

Raws gelangen sollte. Er stoppte daraufhin<br />

in einer gewissen Strasse und rief den Raw<br />

an, um Instruktionen zu erhalten. Der Raw<br />

fragte ihn, wo er sich befinde, und er nannte<br />

die Strasse und beschrieb seine Umgebung.<br />

<strong>Die</strong> Wegbeschreibung des Raws war sehr<br />

einfach: „Sie haben gerade vor meinem Haus<br />

parkiert.“<br />

Und der Niftar erhielt ein richtiges jüdisches<br />

Begräbnis.<br />

„Siehst du, was hier geschehen ist?“ fragte<br />

mein Freund. „Ein plötzliches Treffen, bei dem<br />

ein Jude einem anderen Hallo sagte, führte<br />

für ihn zu einer Gelegenheit, den S’chut zu<br />

haben, vor seinem Tod noch einmal Tefillin<br />

zu legen, und als Jude begraben zu werden.<br />

Mishpacha<br />

send. „Was können Junge wie ihr von dieser<br />

Sache verstehen? Fragt mich Weissbärtigen,<br />

wie es in den alten Tagen war“, sagte er und<br />

strich sich über seinen weissen Bart. „Ich<br />

werde euch erzählen, was unser Rebbe, der<br />

heilige Reb Mosche von Ujhel, der Verfasser<br />

des Jismach Mosche, über diesen Zaddik<br />

dachte, als dieser nur ein Jüngling war.<br />

Er war sein geliebter Schüler, sein Augapfel.<br />

Schon damals sah der Rebbe, dass er zu<br />

Grossem bestimmt war. Wie können junge<br />

Männer wie ihr solche Genialität und Heiligkeit<br />

verstehen?“<br />

Und so diskutierten sie vom Morgen bis zum<br />

Abend.<br />

Am meisten genossen es die Leute, dem<br />

Zaddik von Lisk zuzuschauen, wenn dieser<br />

Zedaka gab. Zwar war ihm sein Ruf, dass er<br />

Zedaka mit offener Hand verteilte, vorausgeeilt.<br />

Doch es war ein Erlebnis, das selber zu<br />

sehen. Es war unglaublich, wie der Zaddik<br />

alles, was er hatte, für Zedaka gab - bis zur<br />

letzten Münze.<br />

Reb Zwi Hirsch selbst fand daran nichts besonderes,<br />

er sah sich als einfacher Meschulach,<br />

der für die Armen Geld sammelte. Er benutzte<br />

nur das absolute Minimum für sich und seine<br />

Familie. <strong>Die</strong> Armen erhielten Essen und Kleidung<br />

der besten Qualität, während sich seine<br />

Familie mit einfachem Essen und einfacher<br />

Kleidung begnügte.<br />

<strong>Die</strong>s war den Armen wohlbekannt, die zum<br />

Zaddik strömten. Sie erzählten ihm von ihrem<br />

Kummer und wussten, dass er mit ihnen Mitleid<br />

haben würde. Ihr Vertrauen in seine Güte<br />

war wohlberechtigt, denn er schickte nie einen<br />

Jehudi mit leeren Händen fort. Seine Tür war<br />

immer offen und er war stets bereit, zu helfen.<br />

Einer der Bittsteller war ein verarmter Einwohner<br />

von Muncacz. Er weinte und beschrieb<br />

sein unerträgliches Leiden.<br />

Der Zaddik hörte zu, wie er seine Geschichte


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

erzählte. Er hatte nur eine Tochter, die Quelle<br />

seiner Freude. Als sie ins heiratsfähige Alter<br />

kam, fand er ihr einen geeigneten Mann und<br />

versprach eine angesehene Mitgift. Zur Zeit<br />

des Versprechens wusste er, wie er die versprochene<br />

Summe auftreiben würde.<br />

Als er jedoch zahlen sollte, begannen die<br />

Komplikationen. Das Einkommen wandelte<br />

sich in einen Verlust und er stand ohne einen<br />

Rappen da. Er war arm zur Zeit der Verlobung,<br />

doch bettelarm als die Hochzeit näherkam.<br />

Obwohl der Verlobte seiner Tochter ein gutes<br />

Herz hatte, konnte er sie unter diesen Umständen<br />

nicht heiraten. Das hätte ihn gewungen,<br />

von Tür zu Tür zu gehen, um Geld zu sammeln.<br />

Hätte er nicht ein so gutes Herz gehabt, so hätte<br />

der Mann die Verlobung sofort aufgehoben.<br />

Wegen seinem noblen Charakter war er aber<br />

bereit, ein oder zwei Jahre zu warten, in der<br />

Hoffnung, dass Haschem dem Mechutan<br />

helfen würde, sein Versprechen zu halten.<br />

„Doch jetzt“, sagte der Mann traurig, „sind<br />

schon mehr als zwei Jahre vergangen und<br />

ich sehe keinen Ausweg. Der Chassan hat<br />

soeben um Verzeihung gebeten, dass er die<br />

Verlobung auflöst, sodass er einen<br />

anderen Partner finden kann.<br />

„Meine Familie und ich können an<br />

nichts anderes denken“, der Mann<br />

erstickte fast an seinen Tränen. „<strong>Die</strong><br />

Situation bringt uns um, doch wir<br />

sehen keinen Ausweg.“<br />

<strong>Die</strong> Anwesenden im Zimmer des<br />

Zaddik waren voller Mitleid mit<br />

dem armen Mann. Was konnte getan<br />

werden, um ihm zu helfen?<br />

Nur Reb Zwi Hirsch von Lisk blieb<br />

gelassen sitzen. Er wusste, was getan<br />

werden musste und handelte entsprechend.<br />

„Um wie viel handelt es sich?“<br />

war seine erste Frage.<br />

„Einhundert silberne Reinisch“, antwortete<br />

der Mann. Reb Zwi Hirsch<br />

erhob sich und ging zu seiner Tasche<br />

hinüber. Er nahm ein Bündel Noten<br />

heraus und begann eine nach der anderen<br />

in die Hand des Mannes zu zählen,<br />

bis er die ganze Summe erreichte.<br />

Ein Gemurmel begann, als die Zuschauer<br />

sahen, was geschehen war.<br />

Sie konnten es nicht glauben, dass so<br />

etwas in ihren Zeiten existierte.<br />

Nur der Zaddik blieb gelassen. Er<br />

begann, dem nächsten Bittsteller<br />

zuzuhören.<br />

Unter den Anwesenden befand sich<br />

Reb Sender, einer der Gemeindevorsteher.<br />

Er war ein angesehener Mann<br />

und konnte nicht verstehen, was er<br />

soeben miterlebt hatte. Würde alles<br />

Geld, das die Einwohner von Muncacz<br />

dem Zaddik gegeben hatte, für<br />

einen Bettler verschwendet werden?<br />

Wenn die Dinge so weitergingen, so<br />

würde der Rebbe Muncacz ohne einen<br />

Rappen verlassen!<br />

21<br />

Reb Sender wartete, bis der nun fröhliche Vater<br />

das Zimmer mit seinem Geld verlassen hatte,<br />

bevor er seinem Unmut Luft machte. „Würde<br />

der Rebbe bitte seine Taten erklären?“ brach<br />

es aus ihm hervor. Er suchte den Mittelweg<br />

zwischen Respekt und seinen Emotionen.<br />

„Woher hat der Rebbe solches Benehmen<br />

gelernt? Wann hat der Rebbe begonnen, Zedaka<br />

in solchem Ausmass zu geben, dass ein<br />

Bettler einhundert silberne Reinisch erhält?“<br />

„Warum wurde der Mann nicht behandelt,<br />

wie es anderswo macht? Soll er an einige<br />

hundert Türen klopfen und langsam die<br />

Münzen sammeln, die er braucht. Wo steht<br />

es, dass ein Mann eine solch grosse Summe<br />

geben muss?“<br />

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des<br />

Zaddik aus. „Du hast eine gute Frage gestellt<br />

und willst wissen, woher ich dieses Benehmen<br />

gelernt habe. Hör‘ zu und ich werde dir sagen,<br />

wo ich es gelernt habe.“<br />

Erwartungsvoll wandten sich alle an den Rebben,<br />

als er begann zu sprechen. „Vor vielen<br />

Jahren“, begann der Zaddik, „als ich noch<br />

ein junger Mann war, reiste ich manchmal<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zum heiligen Zaddik, Reb Schalom von Bels.<br />

„Einmal beschloss ich,. für Schwuot nach<br />

Bels zu gehen. Ich hatte jedoch kein Geld<br />

um die Reise zu bezahlen. Doch wollte ich<br />

meine Meinung nicht ändern. Ich hatte keine<br />

andere Wahl und begann meine Reise zu Fuss.<br />

„Nach vielen Tagen und Nächten auf der<br />

Strasse, erreichte ich endlich Lemberg. Meine<br />

Füsse waren geschwollen von all dem Laufen.<br />

Ich konnte sie fast nicht mehr bewegen und<br />

litt unter grossen Schmerzen. Ich schleppte<br />

mich in das Bet Midrasch „Chadaschim“.<br />

Das Bet Midrasch ist eines von drei, das<br />

vom heiligen Reb Zwi Hirsch von Ziditchow<br />

gegründet wurde, und ist nach dem Pasuk in<br />

Eicha 3:23 genannt: „Chadaschim labekarim<br />

rabba Emunasecha.“ <strong>Die</strong> anderen zwei, „Labekarim“<br />

und „Rabba Emunasecha“ wurden<br />

in zwei anderen Städten gebaut. Das Bet<br />

Midrasch in Lemberg diente als Gebetshaus<br />

für die Chassidim von Bels.<br />

„Ich betrat das Bet Midrasch, um mich von<br />

meiner anstrengenden Reise auszuruhen und<br />

hoffte, einige Chassidim zu finden, die auf<br />

Schawuot nach Bels reisten. Ich hoffte, in


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ihrem Wagen mitreisen zu können. Es dauerte<br />

nicht lange, bevor Wagen voller Chassidim auf<br />

dem Weg von Muncacz nach Bels draussen<br />

vorfuhren. Auch sie machten in jenem Bet<br />

Midrasch eine Pause.<br />

„Als die Chassidim in Lemberg ankamen,<br />

wurde ihnen erklärt, dass die Pferde zu müde<br />

waren, um die Reise am selben Tag fortzusetzen.<br />

Der Wagenlenker schlug vor, die Nacht<br />

in Lemberg zu verbringen und am nächsten<br />

Morgen nach Bels weiter zu reisen.<br />

„<strong>Die</strong> Chassidim wollten jedoch keine Zeit<br />

in einer fremden Stadt verschwenden. Sie<br />

wollten ihr Ziel noch am selben Tag erreichen.<br />

Sie zahlten den Wagenführer und arrangierten<br />

neue Wagen, die sie noch am selben Tag nach<br />

Bels bringen würden. Ein junger Mann unter<br />

ihnen, anscheinend der Anführer der Gruppe,<br />

begann von den anderen Geld zu sammeln,<br />

sodass sie die neuen Wagen bezahlen konnten.<br />

„Als ich dies sah, schleppte ich mit meinen<br />

schmerzenden Füssen zum jungen Mann und<br />

erklärte ihm meine Situation. Ich zeigte ihm<br />

meine wunden Füsse, drehte meine leeren<br />

Taschen nach aussen und bat ihn, mich mit<br />

der Gruppe mitzunehmen.<br />

„Der junge Mann hörte mir mit einem halben<br />

Ohr zu, bevor er mir antwortete, mit einem<br />

steinernen Gesichtsausdruck: ‚Für sechzig<br />

Kopeken kannst du mitkommen, doch nicht<br />

für weniger.‘<br />

„Ich war sehr erstaunt über seine Antwort. Ich<br />

nahm an, er hatte mich nicht verstanden und<br />

wiederholte meine Bitte. Da sie nach Bels<br />

fuhren und Platz hatten, dachte ich nicht, dass<br />

sie einen anderen Jehudi abweisen würden.<br />

Ich bat ihn, mit mir Mitleid zu haben, denn<br />

mit meinen schmerzenden Füssen und ohne<br />

einen Rappen, würde ich nie rechtzeitig auf<br />

Schawuot in Bels sein.<br />

„Nach vielem Bitten schlug der Mann vor:<br />

‚In zwei Stunden werden wir abfahren‘, sagte<br />

er. ‚Das gibt dir genügend Zeit, um an einige<br />

Türen zu klopfen und die sechzig Münzen zu<br />

sammeln. ‘<br />

22<br />

„Ich zeigte ihm nochmals meine Füsse, die<br />

mich nie an alle diese Türen tragen würden,<br />

doch es half nichts. Entweder zahlte ich das<br />

ganze Geld, oder er würde mich nicht in den<br />

Wagen lassen.<br />

„Ich war fest entschlossen, das Geld zu sammeln.<br />

Da ich so weit gekommen war, würde<br />

ich nicht über Schawuot in Lemberg bleiben.<br />

Mit übermenschlicher Kraft ignorierte ich<br />

meine Füsse und machte mich auf den Weg<br />

zum jüdischen Marktplatz.<br />

„Lemberg hatte eine besondere Tradition<br />

betreffend Zedaka. Bettler erhielten besondere<br />

Schecks von den Menschen, anstatt Geld. <strong>Die</strong>se<br />

Schecks wurden später vom Parnas gegen<br />

Geld ausgetauscht. Man konnte aber anstatt<br />

den Scheck auch Ware von Ladeninhabern<br />

erhalten, wenn man das wollte. Normalerweise<br />

wurde dies vorgezogen, denn die Ware<br />

war mehr wert.<br />

Im ersten Laden wandte sich der Mann an<br />

mich und fragte: ‚Junger Mann, was ist dir<br />

lieber? Scheckoder Ware?‘<br />

‚Ware‘, antwortete ich, da ich dachte, die<br />

würde mehr wert sein. Der Mann stand auf,<br />

mass einen Meter Faden ab und gab ihn mir.<br />

„Im zweiten Laden wiederholte man die Frage<br />

und Antwort und ich erhielt einen Knopf.<br />

„Im dritten Laden wurde ich um eine Nadel<br />

reicher.<br />

„Nun hatte ich einen wahren Schatz in meinen<br />

Händen – eine Nadel, einen Knopf und Faden.<br />

Ich schaute auf meine Uhr und realisierte,<br />

dass schon eine ganze Stunde vergangen war.<br />

Wenn es so weiterging, würde ich nie nach<br />

Bels kommen. Mit diesem bitteren Gedanken<br />

betrat ich den vierten Laden.<br />

„Als ich die bekannte Frage, ‚Scheck oder<br />

Ware‘ hörte, verzweifelte ich. Mein Weinen<br />

war meine einzige Antwort.<br />

„Der Mann war ein gutherziger Jehudi. Er liess<br />

mich nicht sein Geschäft verlassen, ohne ihm<br />

zu erklären, weshalb ich so niedergeschlagen<br />

war. Als ich ihm über die unzähligen Kilometer<br />

berichtete, die hinter mir lagen und meine<br />

asj rpx leSer Schreiben<br />

<strong>Jüdische</strong>s Buch gewinnt Schweizer<br />

Auszeichnung<br />

„Das Heer des Rebben“ von Edition<br />

Books&Bagels, Zürich, booksnbagels.com,<br />

wurde im Wettbewerb „<strong>Die</strong> schönsten Schweizer<br />

Bücher“ vom Bundesamt für Kultur in<br />

Bern prämiert. Der Preis zeichnet Bücher als<br />

vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und<br />

Verarbeitung aus. Sue Fishkoff hat ein Jahr<br />

Chabad-Anhänger von Alaska bis Bangkok<br />

begleitet und berichtet über eine Gruppe, deren<br />

Erfolge und Motive immer noch Gegenstand<br />

von Spekulation und Kontroversen sind. Erhältlich<br />

ist dieses Buch nebst vielen anderen<br />

Büchern bei Books&Bagels, 044 20 111 20<br />

oder 076 240 42 00.<br />

Betr. Schulgeld hängt von der Einstellung<br />

ab, DJZ 6/2011<br />

Ich habe den Artikel mit Interesse gelesen, er<br />

enthält ausgezeichnete Ideen.<br />

Der unvergessliche Reb Jossef Dym sl. schickte<br />

vor vielen Jahren seinen Sohn jblChtw“a<br />

Moische Binjomin in die Slobodker Jeschiwe<br />

in Bne Brak. Reb Jossef frage in der Jeschiwe,<br />

wieviel ein Bochur effektiv kostet. Es wurde<br />

ihm eine Summe genannt, welche höher war,<br />

als das verlangte Schulgeld. <strong>Die</strong>sen Betrag<br />

bezahlte er während den Jahren, in welchen<br />

reb Moische Binjomin dort lernte. „Ich wollte<br />

nicht“, erklärte Reb Jossef sl., „dass die<br />

Jeschiwe für meinen Sohn schnorren muss.“<br />

Welch‘ erhabene Einstellung! Berel Bollag<br />

Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

Unfähigkeit, für die Weiterreise zu bezahlen,<br />

nahm er sofort die ganze Summe aus seiner<br />

Tasche und gab sie mir.<br />

„Ich kann gar nicht beschreiben, wie froh<br />

ich damals war. Ich dankte dem Mann aus<br />

ganzem Herzen für seinen Chessed und rannte<br />

so schnell wie ich konnte zurück zum Bet<br />

Midrasch. Dort gab ich dem jungen Mann<br />

das Geld. So konnte ich am Festtag, an dem<br />

die Torah uns gegeben wurde, in Bels sein.“<br />

„Der Zaddik von Lisk wandte sich an Reb<br />

Sender. „Damals nahm ich auf mich, dass ich<br />

bli neder, alles tun würde, um einem armen<br />

Mann, der mich um Hilfe bittet, alles selbst<br />

zu geben. Ich würde niemanden fortschicken,<br />

damit er bei anderen Geld sammelt, wie du<br />

mir vorgeschlagen hast.<br />

„König Dawid sagt: ‚Von all meinen Lehrern<br />

wurde ich weise‘ (Tehillim 119:99). Ich wurde<br />

weise, nachdem ich das Benehmen dieses<br />

jungen Mannes in Lemberg erlebte. Danach<br />

nahm ich auf mich, wie ich die Mizwa von<br />

Zedaka erfüllen werde.“<br />

Der Zaddik hatte seine Geschichte beendet<br />

und schwieg.<br />

Aus irgendeinem Grund schien Reb Sender,<br />

der Mann, der protestiert hatte, sehr verstört.<br />

Er kämpfte mit seinen Gefühlen, doch er<br />

verlor. Ein Schluchzen durchschnitt die Stille.<br />

Es war Reb Sender, der mit gesenktem Kopf<br />

vor dem Zaddik stand, heisse Tränen liefen<br />

ihm das Gesicht hinunter.


Nr. 8, 21. Ador I 5771 / 25. Februar 2011<br />

23<br />

gucav ,arp<br />

kvehu<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Das Mischkan – Haus des Glaubens<br />

Zum Bau des Mischkans mussten zuerst die<br />

verschiedenen Baustoffe und Materialien<br />

gespendet werden, die im Passuk aufgezählt<br />

werden. Wie die Meforschim bemerken, waren<br />

es insgesamt 13 Materialien, obwohl 15<br />

aufgezählt werden. Manche erklären jedoch,<br />

dass die drei Sorten Wolle „Tchelet, Argaman<br />

und Tola’at Schani“ als ein Baustoff gerechnet<br />

werden. Nach anderen werden die drei Metalle<br />

„Gold, Silber und Kupfer“ zusammen gezählt.<br />

Rabbi Jisrael Friedmann, der Tschortkover<br />

Rebbe sZl., erwähnt den Arisa“l, wonach<br />

man sich bei der Ausführung der Mizwa von<br />

Zedaka, wenn diese mit Kawana ausgeführt<br />

wird, mit der g’ttlichen „Midat haRachamim“<br />

verbindet, die bekanntlich aus 13 Eigenschaften<br />

besteht. Denn wer richtigen Chesed und<br />

Rachamim ausübt, öffnet damit für sich die<br />

13 „Scha‘are Rachamim“. Aus diesem Grund<br />

wurden für den Bau des Mischkans gerade 13<br />

Baumaterialien gespendet, damit der Klall<br />

Jisrael durch diese Zedaka die 13 Tore des<br />

Erbarmens für sich öffnen und Sühne für ihr<br />

Vergehen beim Egel erlangen konnte.<br />

Denn durch Sünde entfernt sich Jisrael von<br />

Haschem. Durch das Mischkan aber wurde<br />

das „Achdut“ - die Verbindung und die Einheit<br />

- zwischen Jisrael und Haschem wieder<br />

hergestellt. Der Zahlenwert von 13 ergibt<br />

„Echad“ .<br />

In diesem Sinn wird auch ein in den Sefarim<br />

haKedoschim zitierter Midrasch gedeutet, der<br />

den Passuk (25,2) „Wejikchu li Teruma“ mit<br />

dem Passuk (Dewarim 6,4) „Schma Jisrael<br />

Haschem Elokenu Haschem Echad“ verbindet.<br />

Worin besteht der Zusammenhang? Durch<br />

die Abgabe der 13 Materialien und den Bau<br />

des Mischkans wurde „Höre Jisrael“ wieder<br />

mit „Haschem Echad“ vereint, das Achdut<br />

wieder hergestellt.<br />

Das Mischkan war somit ein „Haus des<br />

Glaubens“, das die Emuna von Jisrael an<br />

„Haschem Echad“ wieder festigte. Das ist<br />

auch aus anderen Anordnungen im Mischkan<br />

zu erkennen. So wird z.B. die Bauweise<br />

der drei heiligen Geräte „Aron haKodesch,<br />

Menora und Schulchan“ in Parschat Teruma<br />

nacheinander geschildert, obwohl sich im<br />

Inneren des Mischkans auch der „Misbeach<br />

„Rebbe“, weinte er, „das war ich. Ich war<br />

der herzlose junge Mann im Bet Midrasch in<br />

Lemberg. Möge der Rebbe mir verzeihen. Bitte,<br />

verzeiht mir.“ Seine Schultern schüttelten<br />

sich, als er schluchzte und sich erinnerte, wie<br />

grausam er zum Rebbe gewesen war.<br />

Lächelnd tröstete ihn der Zaddik. „Dir sei<br />

verziehen. Es ist jedoch nicht meine Ehre,<br />

die wichtig ist, sondern die Ehre alle Armen<br />

unseres Volkes, wo immer sie sich befinden.“<br />

Reb Sender versicherte dem Rebben, dass<br />

haKetoret“ befand, dessen Bauanweisung<br />

jedoch getrennt von den anderen in Parschat<br />

Ki Sissa erwähnt wird.<br />

Hingegen stehen sie in Parschat Wajakhel alle<br />

schön nacheinander, da sie alle zusammen im<br />

selben Raum standen.<br />

<strong>Die</strong> Trennung dieser Geräte bei der Bauanleitung<br />

wird von den Meforschim als stiller<br />

Fingerzeig aufgenommen, dass die ersten<br />

drei Geräte eine gemeinsame Verbindung<br />

haben, die vom Misbeach haKetoret nicht<br />

geteilt wird.<br />

Der heilige Rabbi Elimelech von Lizensk sZl.<br />

(Jahrzeit 21. Adar), sagt, dass diese drei Geräte<br />

für das Herunterbringen der „Haschpa’ot“<br />

(Fülle) von „Bone, Chaje uMesoine - Kinder,<br />

Leben und Ernährung“ zuständig waren. Im<br />

Aron haKodesch lag die Tora, die als „Ez<br />

Chajim“ (Mischle 3,18) bezeichnet wird.<br />

Daher wurde dem Klall Jisroel eine Fülle des<br />

Lebens und der Gesundheit beschieden. Durch<br />

den Schulchan mit den darauf liegenden Lechem<br />

haPanim erhielt Jisrael seine Parnassa.<br />

<strong>Die</strong> Lichter der Menora gaben „Schefa“ für<br />

Kinder. Chasal sagen über das Lichteranzünden<br />

am Schabbat oder Chanuka, dass diese<br />

eine Segula seien, um Kinder zu erhalten, die<br />

Talmide Chachamim sind, die das Licht der<br />

Tora und Mizwot erstrahlen lassen .<br />

Deshalb, betont Rabenu Bachja, soll die Frau<br />

beim Zünden der Schabbatlichter diese Zeit<br />

unbedingt ausnutzen und um ehrliche Kinder<br />

dawenen .<br />

Im Sefer „Bina le’Itim“ wird die Verbindung<br />

dieser drei heiligen Geräte anhand<br />

der bekannten Regel des Ba’al ha’Ikarim<br />

erklärt, nach dem unsere Emuna auf drei<br />

Grundsätzen basiert, die eine Kurzform der<br />

13 Glaubensartikel des Rambam darstellen:<br />

„Mezius Haschem (die Existenz G’ttes), Tora<br />

er seine Tat nicht nur bereute, weil er einen<br />

Zaddik gekränkt hatte. „Ich hätte schweigen<br />

und nicht meine Rolle in dieser Geschichte offenbaren<br />

können“, begann Reb Sender. „Nun,<br />

da die andern die Geschichte vom Rebben<br />

gehört haben, will ich in der Öffentlichkeit<br />

gestehen. Nicht nur das, ich verkünde, dass<br />

ich von nun an, bli neder, auf mich nehme,<br />

Zedaka so auszuüben wie der Rebbe. Und<br />

möge dieses Geständnis und mein Vorsatz als<br />

Sühne für mein falsches Benehmen dienen.“<br />

min haSchamajim (dass die Tora uns von G’tt<br />

gegeben wurde) und S’char weOnesch, der<br />

Glaube an die G’ttliche Vorsehung und der<br />

dementsprechenden Belohnung all unserer<br />

Taten, sowohl gute als auch schlechte.<br />

Im Mischkan, im Haus des Glaubens, standen<br />

daher drei besondere „Kle Kodesch“, die diese<br />

drei Glaubensgrundsätze symbolisierten.<br />

Das Licht der Menora erinnert an die ewige<br />

Existenz von Haschem, denn „Ner Haschem<br />

nischmat Adam“ (Mischle 20,27). Vielleicht<br />

brannte deshalb das „Ner haMa’arawi“ ständig,<br />

solange Jisrael den Willen von Hkb“H<br />

ausführte. Es bedeutete, dass der Klall Jisrael<br />

sich gegenüber Haschem nicht versündigen<br />

konnte, solange ihm die ewige G’ttesexistenz<br />

vor Augen liegt.<br />

Der Aron haKodesch mit den „Luchot ha-<br />

Brit“ deutete auf den Grundsatz von „Tora<br />

min haSchamajim“, und der Schulchan auf<br />

die „Haschgacha Eljona“ hin, die jedem<br />

Geschöpf auf der Erde alles Nötige gibt, es<br />

ernährt und beschützt oder auch wenn nötig<br />

bestraft – „S’char weOnesch“.<br />

Chasal machen auf die dreimalige Erwähnung<br />

des Wortes „Teruma“ zu Beginn von Parschat<br />

Teruma aufmerksam, aus der sie die Abgaben<br />

dreier verschiedener Terumot lernen. Auch<br />

diese drei Abgaben erinnern an die Festigung<br />

der drei Glaubengrundsätze beim Bau des<br />

Mischkans. Zu einem wurde für den Bau des<br />

Mischkans selber und seine Gerätschaften<br />

gespendet, um der Schechina haKedoscha<br />

einen Ruheort zu errichten. Somit wurde<br />

der Glaube an die „Meziut Haschem“, die<br />

G’ttliche Existenz, bestätigt. Ferner wurde ein<br />

halber Schekel für die „Adanim“, die silbernen<br />

Füsse des Mischkans gespendet, die an die<br />

Basis, das Ziel und den Jesod des Mischkans<br />

erinnern – „Tora min haSchamajim“, die uns<br />

von G’tt am Berg Sinai gegebene Tora.<br />

Und schliesslich wurde ein weiterer halber<br />

Schekel für den Kauf der Korbanot gespendet,<br />

die einen doppelten Sinn hatten: ein Teil der<br />

Korbanot waren Dankes- und Huldigungsopfer<br />

und andere waren Sühne- und Schuldopfer,<br />

womit der Grundsatz von „S’char weOnesch“<br />

symbolisiert wurde.<br />

Ch. Grünfeld<br />

„Das ist ein passendes Ende und ein passender<br />

Anfang“, sagte Reb Zwi Hirsch von Lisk zu<br />

ihm. „Da du derjenige warst, der mich beeinflusst<br />

hat, ist es nur passend, dass du ein<br />

Partner bist im selben Verhalten.“


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sie Jochin. Dann stellte er die linke Säule auf und nannte sie Boias.“ Er gab diese Namen als<br />

gutes Zeichen, da sie am Eingang des Hauses waren. „Jochin“ entsprechend des Mondes, wie<br />

es heisst „Der Mond wird für immer die Basis sein“. Der Mond bildet für Jisroel die Basis<br />

der Jomim Toiwim und Jahre. So heisst es „Er machte den Mond für die Jomim Toiwim“. Und<br />

„Boias“ entsprechend der Sonne, die mit Kraft Stärke und Kraft hinausgeht, so wie es heisst:<br />

„Er freut sich wie ein Starker seinen Weg zu eilen“.<br />

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