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Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

rerisch handeln? Warum schlagen Präsident<br />

Barack Obama und Aussenministerin Hillary<br />

Clinton einen Kurs ein, der zur Verwandlung<br />

Ägyptens in eine islamische Theokratie führt?<br />

Und warum drängen republikanische Politiker<br />

sie, sich noch klarer für die Unruhestifter in<br />

den Strassen auszusprechen?<br />

Verstehen die USA denn nicht, was in der<br />

Region als Folge ihrer Handlungen geschehen<br />

wird? Verstehen die USA wirklich nicht, was<br />

mit ihren strategischen Interessen im Nahen<br />

Osten geschehen wird, falls die Moslemische<br />

Bruderschaft entweder das nächste Regime<br />

bildet oder die Macht hinter dem Thron des<br />

nächsten Regimes in Kairo sein wird?<br />

Beunruhigend ist, dass die USA anscheinend<br />

wirklich keine Ahnung haben, was sie tun.<br />

Der Grund, warum die einzige Supermacht<br />

der Welt blind handelt, ist, weil ihre Führer<br />

zwischen zwei irrationalen, politischen Polen<br />

gefangen sind und ihren Weg nicht sehen<br />

können.<br />

Der erste ist die „Demokratie-Agenda“ des<br />

früheren Präsidenten George W. Bush und<br />

seine Unterstützung für offene Wahlen.<br />

Bush-Anhänger und frühere Regierungsbeamte<br />

haben sich seit Beginn der Unruhen<br />

in Tunesien gebrüstet, dass diese Ereignisse<br />

beweisen, dass Bushs Drängen auf eine<br />

Demokratisierung der arabischen Welt die<br />

richtige Haltung war.<br />

Das Problem ist, dass Bushs Diagnose über<br />

die Gefahren der mangelnden Demokratie in<br />

der arabischen Welt zwar korrekt war, sein<br />

Gegenmittel zur Lösung dieses Problems aber<br />

gänzlich falsch war.<br />

Bush hat Recht, dass die Tyrannei zu Radikalismus<br />

und Instabilität führt und deshalb<br />

für die USA gefährlich ist. Sein Glauben<br />

jedoch, dass freie Wahlen das Problem des<br />

arabischen Radikalismus und der Instabilität<br />

lösen würden, war gänzlich falsch.<br />

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8<br />

Als die Palästinenser auf amerikanischen<br />

Druck hin die Gelegenheit erhielten, im Jahr<br />

2006 in offenen und freien Wahlen zu stimmen,<br />

stimmten sie für die Hamas und deren<br />

totalitäre Agenda. Als die Ägypter infolge<br />

amerikanischen Drucks 2005 begrenzt ihre<br />

Abgeordneten frei wählen konnten, wählten<br />

sie die totalitäre Moslemische Bruderschaft.<br />

Das Scheitern seiner Politik überzeugte Bush,<br />

seine Unterstützung für Wahlen in seinen<br />

letzten zwei Jahren im Amt zu beenden.<br />

Unter dem Bann der anderen politischen Paradigmen,<br />

die die Eliten der amerikanischen<br />

Aussenpolitik faszinierten – der Antikolonialismus<br />

– argumentierten Bushs linke Gegner<br />

nie, dass das Problem mit dessen Politik sei,<br />

dass sie fälschlicherweise annahm, dass die<br />

westlichen Werte universelle Werte sind.<br />

Geblendet von ihrem anti-westlichen Dogma<br />

behaupteten sie, dass sein Angebot für Freiheit<br />

nichts anderes war als eine moderne Version<br />

des Imperialismus.<br />

Es ist dieses anti-kolonialistische Paradigma<br />

mit seiner grundsätzlichen Annahme, dass die<br />

USA kein Recht haben, andere Staaten zu kritisieren,<br />

das die Aussenpolitik der Regierung<br />

Obama leitet. Es ist das anti-kolonialistische<br />

Paradigma, das Obama dazu veranlasste,<br />

die prowestlichen Demonstranten, die den<br />

Sturz des iranischen Regimes nach den Präsidentschaftswahlen<br />

von 2009 herbeiführen<br />

wollten, nicht zu unterstützen. Wie Obama zu<br />

jener Zeit sagte: „Angesichts der Geschichte<br />

der amerikanisch-iranischen Beziehungen<br />

ist es nicht produktiv, als der amerikanische<br />

Präsident, der sich in die iranischen Wahlen<br />

einmischt.“<br />

<strong>Die</strong>ses anti-kolonialistische Paradigma war<br />

der Grund für das Werben Obamas um das<br />

syrische, türkische und iranische Regime und<br />

für seine Nichtbereitschaft, einen Finger zu<br />

heben, um der Bewegung des 14. März im<br />

Libanon zu helfen.<br />

Da dieses Paradigma besagt, dass die Klagen<br />

der nichtwestlichen Welt gegenüber dem<br />

Westen per se legitim sind, basiert Obamas<br />

Nahostpolitik auf der Ansicht, dass der beste<br />

Weg, Einfluss auf die arabische Welt zu haben,<br />

der ist, dass man sich ihrer Kampagne gegen<br />

Israel anschliesst. <strong>Die</strong>s war das zentrale Thema<br />

von Obamas Rede in Kairo im Juni 2009<br />

vor einer Menge, die von Mitgliedern der<br />

Moslemischen Bruderschaft dominiert war.<br />

Obwohl die westliche Demokratie glaubt,<br />

dass alle Menschen mit denselben westlichen,<br />

liberalen, demokratischen Werten geboren<br />

werden, glauben die Post-Kolonialisten, dass<br />

alle „Nichtwestliche“ Opfer des Westens<br />

sind. Sie sind nicht für ihre eigenen Taten<br />

verantwortlich. Nur Leute aus dem Westen<br />

(und Israelis) sind Akteure auf der politischen<br />

Bühne, alle anderen sind Objekte. Und wie<br />

alle Objekte können sie nicht für etwas verantwortlich<br />

gemacht werden, das sie tun, weil<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

sie gänzlich von Kräften kontrolliert werden,<br />

die ausserhalb ihrer Kontrolle stehen.<br />

Anti-Kolonialisten müssen per Definition<br />

immer die am meisten anti-westlichen Kräfte<br />

als „authentisch“ unterstützen. Angesichts von<br />

Mubaraks 30jähriger Allianz mit Amerika<br />

macht es Sinn, dass Obamas Instinkte den<br />

amerikanischen Präsident auf die Seite der<br />

Demonstranten stellen.<br />

In Jordanien und Saudiarabien haben sich<br />

bisher unruhige Bevölkerungen gefürchtet,<br />

sich gegen ihre Führer zu stellen, weil Amerika<br />

diese unterstützt hat. Jetzt, da die USA ihre<br />

wichtigsten Verbündeten im Stich lässt und<br />

sich auf die Seite ihrer schlimmsten Feinde<br />

stellt, sehen die Haschemiten und die Saudis<br />

auf den arabischen Strassen nicht mehr so<br />

mächtig aus. Dasselbe kann für die kuwaitische<br />

Führung und die pro-amerikanischen,<br />

politischen Kräfte im Irak gesagt werden.<br />

Was Israel betrifft, so sollte Amerikas Verhalten<br />

gegenüber Ägypten jede Absicht vergessen<br />

lassen, dass Israel in den Golanhöhen und im<br />

Jordantal im Austausch für amerikanische Sicherheitsgarantien<br />

territoriale Konzessionen<br />

machen kann. Das amerikanische Verhalten<br />

von heute – und die Art und Weise der amerikanischen<br />

Ablehnung Mubaraks – ist ein<br />

klares Zeichen dafür, dass amerikanische<br />

Garantien nicht glaubwürdig sind.

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