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Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Krise und Unsicherheit in Ägypten leite, die<br />

Weiterführung des 30jährigen Friedens sei. Er<br />

warnte, dass extreme, islamische Radikale die<br />

Unruhen im Land ausnützen und die Kontrolle<br />

Ägyptens an sich reissen könnten, genau<br />

wie sie es 1979 im Iran taten. „Vor mehr als<br />

dreissig Jahren gab es in unserer Region eine<br />

bedeutende Veränderung“, sagte Netanjahu.<br />

„Der grösste, arabische Staat, derjenige, der<br />

Kriege gegen Israel führte, schloss Frieden<br />

mit uns, und dies schuf in der Region neuen<br />

Raum, für uns und für Ägypten.“<br />

„Deshalb war unser Ziel und ist es auch heute<br />

noch, diesen Frieden zu wahren“, sagte er.<br />

„Niemand von uns will zu jenen schwierigen<br />

Tagen zurückkehren. Wir sehen alle mit<br />

Unruhe, Beklemmung und Hoffnung zu, dass<br />

der Frieden erhalten werden kann.“<br />

Wie in der Jerusalem Post vom Montag gemeldet<br />

wurde, hat Israel sich einverstanden<br />

erklärt, Ägypten mehrere hundert Truppen<br />

in der Sinai-Halbinsel stationieren zu lassen,<br />

dies zum ersten Mal seit die Länder vor drei<br />

Jahrzehnten einen Frieden erzielten. Ca. 800<br />

Soldaten trafen am Sonntag im Sinai ein und<br />

werden in Sharm el Scheich stationiert sein.<br />

<strong>Die</strong> Palästinenser im Gazastreifen und in der<br />

Westbank drückten sowohl Hoffnung als auch<br />

Sorge wegen der Unruhen in Ägypten aus, ein<br />

Land, das für Gaza eine Rettungsleine und ein<br />

Unterstützer der palästinensischen Behörde<br />

in der Westbank war, jedoch auch Ziel von<br />

Zorn und Groll.<br />

In Gaza, wo die islamische Hamasbewegung<br />

regiert, äusserten sich Beamte nicht zu den<br />

Massenprotesten, die Ägypten zu einem Stillstand<br />

führten und Präsident Hosni Mubarak<br />

zwangen, sein Kabinett zu entlassen. In der<br />

Westbank, wo die von der Fatah kontrollierte,<br />

palästinensische Behörde an der Macht ist,<br />

blockierte die Polizei eine Demonstration, die<br />

die ägyptischen Demonstranten unterstützte.<br />

Mubarak pflegt eine komplizierte Beziehung<br />

4<br />

In der ausführlichsten Erklärung über die Krise<br />

in Ägypten, die ein israelischer Politiker bisher<br />

gemacht hat, sagte der Premierminister, dass<br />

Ägypten den Friedensvertrag mit Israel in der<br />

Vergangenheit nicht verletzt habe, auch nicht<br />

in den vergangenen Tagen.<br />

Netanjahu sagte, dass die Situation in Ägypten<br />

„dynamisch“ sei, und dass Besorgnis<br />

herrsche, dass in dieser Situation ein extremes,<br />

totalitäres Regime – wie dasjenige im<br />

Iran – entstehen und den Weltfrieden und die<br />

Stabilität gefährden könnte. „Das ist meine<br />

Sorge“, sagte er. „Und ich denke, dass es eine<br />

Sorge ist, die viele andere bewegt.“<br />

Der Aufruhr in Tunesien und in Ägypten<br />

komme nicht aus den radikalen islamischen<br />

Sektoren, sagte Netanjahu. „In einer Situation<br />

des Chaos jedoch können organisierte, islamische<br />

Elemente die Kontrolle von Ländern<br />

gewinnen. <strong>Die</strong>s geschah im Iran und auch<br />

in anderen Situationen, wo die organisierten<br />

Elemente während einer Zeit des Aufruhrs<br />

die Kontrolle gewannen.“<br />

Netanjahu bezog sich auf die Periode von 1917<br />

in Russland, als die demokratische Regierung<br />

von Alexander Kerensky die Macht in ihrer<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Hand hatte, bevor sie von den Bolschewiken<br />

überrannt wurde.<br />

Bundeskanzlerin Merkel wies die Kritik<br />

zurück, dass der Westen Mubarak im Stich<br />

gelassen habe. „Wir haben Ägypten nicht im<br />

Stich gelassen“, sagte sie. „Unsere Gespräche<br />

mit Mubarak über die Menschenrechte, das<br />

Stimmrecht und die Ausdrucksfreiheit fanden<br />

während der ganzen Zeit statt.“<br />

Sie fordere von Ägypten nicht Dinge, die in<br />

der Vergangenheit nicht gefordert worden<br />

seien. „Wir können nicht sagen, dass gewisse<br />

Prinzipien für manche Länder gelten, jedoch<br />

nicht für andere“, sagte sie. „Wir glauben<br />

an die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, das<br />

Recht auf Versammlung. Das sind öffentliche<br />

Güter und Rechte, die in unseren Augen wichtig<br />

sind und die jede Nation annehmen sollte.“<br />

Merkel sagte, sie habe mit Mubarak gesprochen<br />

und klar gemacht, dass er mit der Opposition<br />

und mit denjenigen Leuten unter dem<br />

Volk, die Klagen haben und die an Armut und<br />

Arbeitslosigkeit leiden, einen Dialog starten<br />

müsse.<br />

Palästinensergebiete: Zwiespalt<br />

gegenüber Unruhen in Ägypten<br />

zu den Palästinensern, besonders seit die Hamas<br />

und Fatah sich trennten und Gaza 2007<br />

unter die Herrschaft der Hamas fiel. Kairo<br />

hat zum Zorn der Hamas, einem Zweig der<br />

ägyptischen Oppositionsgruppe Islamische<br />

Bruderschaft, teilweise mit Israels Embargo<br />

von Gaza kooperiert, hat jedoch zugelassen,<br />

dass Waren illegal durch Tunnels unter der<br />

gemeinsamen Grenze eingeführt wurden.<br />

Gegenüber der Fatah hat Mubarak sich als<br />

Freund gezeigt, sich jedoch den Zorn vieler<br />

Westbank-Palästinenser zugezogen, weil<br />

er Israel zu nahe stand und sich an Israels<br />

Embargo gegen Gaza beteiligte.<br />

Ähnliche Demonstrationen waren anscheinend<br />

auch für Gaza geplant, doch befürchteten<br />

die Leute ein scharfes Vorgehen der Hamas.<br />

JTA<br />

„<strong>Die</strong> Hamas-Regierung hat zu sehr Angst,<br />

dass Meinungen geäussert werden, da sie<br />

befürchtet, dass Mubaraks Regime am Ende<br />

überleben und die Hamas dafür verantwortlich<br />

gemacht werden wird“, sagte ein Journalist<br />

in Gaza. „Falls das Regime überlebt, werden<br />

die Dinge für uns viel schlimmer werden“,<br />

meinte Ali Abu-Shahla, der Generalsekretär<br />

der Gaza Business Association.<br />

Inzwischen jedoch kompliziert das Chaos in<br />

Ägypten das Leben in Gaza, da wegen Kämpfen<br />

zwischen den Truppen und Demonstranten<br />

im nördlichen Sinai die Strassen zwischen<br />

Kairo und Gaza, auf denen die Waren zu<br />

den Tunnels gebracht werden, geschlossen<br />

sind. Am Montag kam der Tunnelverkehr<br />

ganz zum Erliegen, und die Benzin-Reserven<br />

gingen schnell zu Ende. „Der Gazastreifen<br />

ist betreffend Benzin gänzlich von Ägypten<br />

abhängig“, sagte Mahmoud Al-Khizandar,<br />

der stellvertretende Leiter der Benzinhändler-<br />

Vereinigung in Gaza. Der Preis für Benzin aus<br />

Ägypten betrug einen israelischen Schekel pro<br />

Liter, verglichen mit 6.5 Schekel für israelisches<br />

Benzin, ein Preis, der für die meisten<br />

Bewohner von Gaza unerschwinglich ist.<br />

<strong>Die</strong> Bewohner Gazas, die einen Treibstoffmangel<br />

befürchteten und die Aufrufe der<br />

Regierung gegen Vorratshaltung ignorierten,<br />

strömten am Wochenende zu den Tankstellen<br />

und füllten Benzintanks und Plastikbehälter

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