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Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. 5 30. Schwat 5771 /4. Februar 2011, 22. Jahrgang<br />

Anhaltende Unruhen in Ägypten<br />

Israel verfolgt die Ereignisse mit Bangen<br />

VON L. SUSSER<br />

Für Israel löst der Volksaufstand gegen das<br />

Mubarak-Regime die Sorge über seinen<br />

schlimmsten, strategischen Albtraum aus:<br />

den Zusammenbruch des Friedensvertrags mit<br />

Ägypten, Grundpfeiler seiner Regionalpolitik<br />

in den letzten drei Jahrzehnten.<br />

Das ist nicht kein unvermeidbares Resultat<br />

der Unruhen; eine gemässigte Version der<br />

Mubarak Regierung könnte überleben und<br />

den „kalten Frieden“ mit Israel aufrechterhalten.<br />

Falls jedoch im schlimmsten Fall<br />

islamische Kräfte an die Macht kommen, die<br />

Israel die Legitimation absprechen und den<br />

Friedensvertrag ablehnen, könnte dies das<br />

Wiedererwachen einer bedeutenden,<br />

militärischen Bedrohung an Israels<br />

Südgrenze bedeuten.<br />

<strong>Die</strong> grossteils amerikanisch ausgerüstete<br />

und ausgebildete ägyptische<br />

Armee – bei weitem das mächtigste<br />

Militär der arabischen Welt – hat<br />

ungefähr 650‘000 Mann, mit 60<br />

Kampfbrigaden, 3500 Panzern und<br />

600 Kampffl ugzeugen. Für Israel<br />

war die wichtigste, strategische Bedeutung<br />

des Friedens mit Ägypten,<br />

dass die Gefahr eines umfassenden<br />

Kriegs gegen seinen stärksten Feind aus der<br />

militärischen Planung aufgehoben wurde.<br />

Ein feindseliger Regimewechsel in Kairo<br />

müsste Israel zwingen, seine militärische<br />

Strategie neu zu überdenken, seine Kampftruppen<br />

zu reorganisieren und im Allgemeinen<br />

eine grössere Armee aufzubauen, wobei es<br />

Milliarden von Schekel aufwenden müsste,<br />

was bedeutende soziale und wirtschaftliche<br />

Folgen hätte.<br />

Eine feindselige Regierung in Kairo könnte<br />

auch bedeuten, dass Ägypten das radikale<br />

Hamas-Regime im benachbarten Gaza unterstützen<br />

und begünstigen könnte, anstatt,<br />

wie gegenwärtig, zu helfen, dieses unter<br />

Kontrolle zu halten.<br />

Gischmej Brocho<br />

diese Woche<br />

in Erez Jisroel<br />

AZA<br />

8002 Zürich<br />

Priorität<br />

PP / JOURNAL<br />

CH-8002 Zürich<br />

Schlimmer noch:<br />

Falls es einen Domino-Effekt<br />

gibt, der<br />

auch in Jordanien,<br />

das eine relativ grosse islamische, politische<br />

Bevölkerung hat, zu einem anti-israelischen<br />

Regimewechsel führt, würde Israel sich auch<br />

an seiner östlichen Grenze einer verstärkten,<br />

militärischen Bedrohung gegenüber sehen.<br />

Das könnte es in eine noch schlechtere Lage<br />

als vor 1967 bringen, und es vor eine gemeinsame,<br />

militärische Herausforderung durch<br />

Ägypten, Libanon, Syriens, Jordanien und die<br />

Palästinenser stellen – mit der zusätzlichen<br />

Bedrohung eines fundamentalistischen Irans,<br />

der nukleare Waffen bauen will.<br />

(Fotos: Yehuda Boltshauser/Kuvien Images)


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> strategische Bedeutung des Friedens mit<br />

Ägypten hat sich während verschiedenen Krisen<br />

im letzten Jahrzehnt gezeigt. Ohne diesen<br />

Frieden hätten die zweite, palästinensische<br />

Intifada (2000-2005), der Zweite Libanonkrieg<br />

(2006) und der Gaza-Krieg (2008-2009)<br />

leicht grössere, regionale Feindseligkeiten<br />

auslösen können. In allen Fällen lehnte der<br />

ägyptische Präsident Hosni Mubarak trotz<br />

der landesweiten anti-israelischen Stimmung<br />

entschieden die Aufrufe ab, ägyptische Soldaten<br />

einzusetzen. Im Gegenteil, Mubarak<br />

kritisierte die Hizbolla im Libanon und die<br />

Hamas in Gaza wegen des sinnlosen Tötens,<br />

und er spielte eine bedeutende Rolle bei den<br />

Waffenstillstandsvereinbarungen.<br />

„Nicht alles, was Mubarak tat, war richtig“,<br />

erklärte Schimon Peres am Montag. „Er tat<br />

jedoch Eines, für das wir ihm alle Dankbarkeit<br />

schulden. Er hielt den Frieden im Nahen<br />

Osten aufrecht.“<br />

Weil Mubarak als Schutzwehr gegen regionales<br />

Chaos fungierte und seit Jahrzehnten<br />

eine zentrale Säule der amerikanischen<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />

E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />

www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />

Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />

Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />

Einzelnummer: Fr. 3.50<br />

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Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />

Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />

2<br />

Strategie gegen die radikalen Kräfte, die vom<br />

Iran angeführt wurden, darstellte, finden die<br />

Israelis es sehr verwirrend, dass Präsident<br />

Obama dem bedrängten, ägyptischen Führer<br />

so schnell den Rücken zuwandte. Experten<br />

argumentieren, dass Obamas Haltung den<br />

gemässigten Verbündeten Amerikas in der<br />

gesamten Region, von Saudiarabien bis Marokko,<br />

die beunruhigende Botschaft sandte,<br />

dass auch sie in einer Notlage so plötzlich im<br />

Stich gelassen werden könnten.<br />

<strong>Die</strong>se Botschaft könnte all jene despotischen<br />

Führer anderswohin treiben, um sich Unterstützung<br />

zu sichern, möglicherweise sogar zu<br />

Amerikas regionalem Feind, dem Iran.<br />

Zweitens beharren die Experten darauf, dass<br />

Obama die revolutionäre Opposition in Ägypten<br />

ermutige, ihre Agenda weiterzuverfolgen,<br />

indem er sich von Mubarak distanzierte, was<br />

sich für die amerikanischen und westlichen<br />

Interessen als kontraproduktiv erweisen<br />

könnte. Offensichtlich wünscht sich der<br />

amerikanische Präsident eine Demokratie<br />

in Ägypten und eine gleichzeitige Erhöhung<br />

der Volksunterstützung für Amerika in der<br />

gesamten Region.<br />

In seiner Rede in Kairo im Juni 2009 bot<br />

Obama den islamischen Völkern des Nahen<br />

Ostens einen Neubeginn an. Jetzt scheint er<br />

die ägyptische Krise dazu zu nützen, jenen<br />

Appell an die islamischen Massen zu betonen.<br />

Israelische Experten warnen jedoch, dass dies<br />

kaum funktionieren wird. Sie betonen, dass<br />

es statt einer Demokratie in Ägypten einen<br />

revolutionären Prozess in zwei Phasen geben<br />

könnte – eine anfängliche Quasi-Demokratie,<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

die innert Monaten von einer autokratischen,<br />

islamischen Republik unter der Dominanz<br />

der Islamischen Bruderschaft übernommen<br />

würde. Es könnte somit zur gleichen Entwicklung<br />

kommen wie seinerzeit, als die USA die<br />

pro-demokratischen Kräfte gegen den Schah<br />

im Iran in den 1970er Jahren unterstützten,<br />

was jedoch zum Aufkommen der fundamentalistischen<br />

Ayatollahs führte.<br />

Ausserdem wäre im Fall eines möglichen<br />

Siegs der Islamischen Bruderschaft der grosse,<br />

regionale Gewinner der fundamentalistische<br />

Iran.<br />

Israelische Diplomaten in der<br />

ganzen Welt sind instruiert worden,<br />

still für die Wichtigkeit einer<br />

stabilen Lösung in Ägypten zu<br />

plädieren. Vorsichtig bedacht, eine<br />

schon delikate Situation nicht mit<br />

Worten zu verschärfen, die als<br />

Unterstützung für die eine oder<br />

andere Seite interpretiert werden<br />

könnten, hat Premierminister<br />

Benjamin Netanjahu nur Israels<br />

Wunsch bekräftigt, die regionale<br />

Stabilität zu erhalten.<br />

Man kann jedoch mit Sicherheit<br />

annehmen, dass seine Regierung<br />

erleichtert wäre, wenn die Macht<br />

in den Händen der gegenwärtigen,<br />

regierenden Elite Ägyptens<br />

bleiben würde – zum Beispiel<br />

durch eine friedliche Übergabe der<br />

Macht an Mubaraks vor kurzem<br />

ernannten Vizepräsidenten, Omar<br />

Suleiman.<br />

Israel hofft, dass Suleiman, der<br />

frühere Leiter von Ägyptens Geheimdiensten<br />

und ein wichtiger<br />

Unterhändler in allen ägyptischisraelischen<br />

Verhandlungen, fähig<br />

sein würde, Ägyptens pro-westliche Ausrichtung<br />

und dessen Unterstützung für den<br />

Friedensvertrag mit Israel weiterzuführen,<br />

während er ein grösseres Mass an Demokratie<br />

erlauben und die Entstehung einer islamischen<br />

Republik verhindern könnte.<br />

Es ist jedoch unklar, wie viel Unterstützung<br />

des Volkes er angesichts seiner engen Beziehungen<br />

zu Mubarak erhalten wird, der über<br />

Nacht scheinbar zum verhasstesten Mann in<br />

Ägypten geworden ist.<br />

Wie immer sich die Ereignisse in Ägypten<br />

entwickeln werden, sie werden Auswirkungen<br />

auf den israelisch-palästinensischen Friedensprozess<br />

haben. Der eigentliche Gedanke einer<br />

Bedrohung des Friedens mit Ägypten wird fast<br />

mit Sicherheit die Bereitschaft der Regierung<br />

Netanjahu, Risiken für einen Frieden einzugehen,<br />

weiter reduzieren.<br />

An einer Pressekonferenz mit der deutschen<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel in Jerusalem<br />

am Montag betonte Netanjahu erneut die<br />

Wichtigkeit, die er dem Sicherheitselement<br />

in jedem Friedenspaket beimesse – „für den


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Fall dass der Frieden sich in Luft auflöst“.<br />

Was die Palästinenser betrifft, so könnten<br />

die ägyptischen Proteste auch palästinensische<br />

Demonstrationen auslösen, die auf<br />

Souveränität drängen – ohne Frieden oder<br />

Konzessionen.<br />

Wie gewohnt scheinen die Ereignisse beide<br />

Seiten der israelischen, politischen Haltung<br />

Der israelische Vizeminister Kara zeigt sich<br />

„enttäuscht“ über Washingtons Brüskierung<br />

des ägyptischen Präsidenten. Andere hohe,<br />

israelische Diplomaten hielten sich bezüglich<br />

der Ereignisse in Ägypten offiziell strikt an<br />

ein Schweigegebot des Premierministers und<br />

zögerten – zumindest in der Öffentlichkeit –<br />

die Haltung des amerikanischen Präsidenten<br />

Barack Obama zu den jüngsten Entwicklungen<br />

zu kritisieren.<br />

Privat haben jedoch manche von ihnen ihre<br />

tiefe Sorge über das scheinheilige Verhalten<br />

der USA gegenüber einem langjährigen<br />

Verbündeten ausgedrückt. <strong>Die</strong> USA seien<br />

offensichtlich der Meinung, dass ein Sturz<br />

des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak<br />

zu einer demokratischen Regierung führen<br />

werde. Viel wahrscheinlicher sei aber das<br />

Szenario, dass ein islamistisches Regime an<br />

die Macht kommen werde, das in Fragen der<br />

Menschenrechte und Freiheit noch schlimmer<br />

sein würde als Mubarak.<br />

Am Montag begann eine Anzahl Politiker,<br />

Experten und früherer Sicherheitsbeamten,<br />

ihre Kritik auch in der Öffentlichkeit auszusprechen.<br />

Ayoub Kara (Likud), der Vizeminister<br />

für die Entwicklung des Galils und des<br />

Negews, sagte dem früheren Gouverneur von<br />

Arkansas, Mike Huckabee, einem möglichen,<br />

republikanischen Kandidaten für das US-<br />

Präsidentenamt, dass Obama verstehen müsse,<br />

dass die „Unterstützung der Massen, die in<br />

Ägypten eine Revolution durchführen, der<br />

Unterstützung der Islamischen Bruderschaft<br />

gleichkommt, die Mubaraks Amt übernehmen<br />

wollen“.<br />

Kara betonte, dass er enttäuscht sei, dass<br />

Obama Mubarak den Rücken kehre. „Man<br />

muss verstehen, dass die Islamische Bruderschaft<br />

den Platz der ägyptische Regierung<br />

einnehmen wird, falls diese stürzen wird,<br />

und dies wird nicht nur für den Nahen Osten,<br />

sondern für die gesamte Welt noch schlimmere<br />

Probleme bringen“, sagte er.<br />

Es sei ihm klar, dass Obama wünsche, dass<br />

im Nahen Osten die Demokratie eingeführt<br />

werde, aber „jeder mit Augen im Kopf sieht,<br />

dass es im Moment keine Alternative zu<br />

Mubarak gibt, und dass diejenigen, die die<br />

3<br />

in ihren Überzeugungen zu stärken. <strong>Die</strong><br />

Rechte sagt schon jetzt, dass Israel keinen<br />

Frieden schliessen sollte, falls es keine absolut<br />

verlässliche Sicherheitsarrangements<br />

zugesichert erhalte, und die Linke sagt, dass<br />

ein Volksaufstand wie derjenige in Ägypten<br />

möglicherweise nicht so gewichtig gewesen<br />

wäre, wenn Israel schon Frieden mit den<br />

Massen zu einer Revolution aufhetzen, zur<br />

Islamischen Bruderschaft gehören“. <strong>Die</strong><br />

Amerikaner müssten aus ihrer Erfahrung im<br />

Irak lernen, der nun von Terror „geplagt“ sei,<br />

sagte Kara.<br />

„Amerika, das die Fahne der ‚Bürgerrechte’,<br />

‚Demokratie’ und ‚Informationsfreiheit’<br />

schwenkt, hat in einem Tag seinen wichtigsten<br />

Verbündeten im Nahen Osten den<br />

Rücken gekehrt. Obama verkaufte Mubarak<br />

für den „Topf Linsen“ der Beliebtheit bei<br />

den ägyptischen Massen“, schrieben die<br />

israelischen Medien und sind der Ansicht,<br />

dass der amerikanische Präsident ohne echtes<br />

Verständnis des Nahen Ostens handle. „<strong>Die</strong><br />

Schlussfolgerung in Israel muss sein, dass<br />

der Mann, der im Weissen Haus sitzt, auch<br />

uns über Nacht „verkaufen“ kann. Der Gedanke,<br />

dass Amerika in der Zeit der Not nicht<br />

auf unserer Seite stehen könnte, lässt einem<br />

Schauer über den Rücken jagen.“<br />

<strong>Die</strong>ses Thema wurde auch vom früheren<br />

Mossad-Chef Danny Yatom aufgenommen,<br />

der in einem<br />

Interview<br />

auf Radio Israel<br />

sagte, dass das<br />

amerikanische<br />

Verhalten gegenüber<br />

Mubarak<br />

eine gefährliche<br />

Botschaft an WashingtonsVerbündete<br />

in der<br />

Region – unter<br />

ihnen Israel –<br />

sende, dass sie<br />

sich nicht auf<br />

Amerika verlassen<br />

können. Der<br />

erste Fehler Washingtons<br />

habe<br />

darin bestanden,<br />

dass es die Opposition<br />

im Iran<br />

nicht aggressiver<br />

unterstützt habe,<br />

als die Leute im<br />

Sommer 2009<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Palästinensern und der arabischen Welt geschlossen<br />

hätte.<br />

So oder so sind die Ereignisse in Ägypten<br />

keine gute Nachricht für diejenigen, die<br />

sich für einen israelisch-arabischen Frieden<br />

einsetzen. Sie könnten die Anstrengungen für<br />

eine Lösung des Konflikts um weitere Jahre<br />

zurückdrängen. JTA<br />

Israel: Kritik an der Haltung der USA<br />

zu Protesten in Ägypten<br />

gegen Präsident Mahmoud Ahmadinejad auf<br />

die Strasse gingen.<br />

Im Gegensatz zum Iran, sagte Yatom weiter,<br />

gebe es wichtige Beziehungen zwischen den<br />

USA und Ägypten, wobei Ägypten ein wichtiger<br />

Teil von Washingtons Regionalpolitik<br />

sei. „<strong>Die</strong> Art und Weise, wie Obama und<br />

Hillary Clinton Mubarak umgehend im Stich<br />

gelassen haben, ist sehr problematisch, und<br />

ich denke, dass dies für andere Verbündete<br />

– zum Beispiel Israel – ein Zeichen ist, dass<br />

diese Dinge unter gewissen Umständen auch<br />

uns – und anderen – geschehen könnten.“<br />

<strong>Die</strong> USA täuschten sich, wenn sie – wie Clinton<br />

es am Sonntag tat - über einen „geordneten<br />

Übergang zu einer dauerhaften Demokratie“<br />

sprechen. Sie hätten stattdessen damit zufrieden<br />

sein sollen, eine Reform zu fordern. „Sie<br />

hätten ihn (Mubarak) unterstützen, jedoch<br />

mehr Reformen fordern sollen“, sagte er. „Ich<br />

glaube, er hätte darauf reagiert.“<br />

Premierminister Netanjahu sagte, dass das<br />

Prinzip, das Israels Politik in diesen Tagen der


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Krise und Unsicherheit in Ägypten leite, die<br />

Weiterführung des 30jährigen Friedens sei. Er<br />

warnte, dass extreme, islamische Radikale die<br />

Unruhen im Land ausnützen und die Kontrolle<br />

Ägyptens an sich reissen könnten, genau<br />

wie sie es 1979 im Iran taten. „Vor mehr als<br />

dreissig Jahren gab es in unserer Region eine<br />

bedeutende Veränderung“, sagte Netanjahu.<br />

„Der grösste, arabische Staat, derjenige, der<br />

Kriege gegen Israel führte, schloss Frieden<br />

mit uns, und dies schuf in der Region neuen<br />

Raum, für uns und für Ägypten.“<br />

„Deshalb war unser Ziel und ist es auch heute<br />

noch, diesen Frieden zu wahren“, sagte er.<br />

„Niemand von uns will zu jenen schwierigen<br />

Tagen zurückkehren. Wir sehen alle mit<br />

Unruhe, Beklemmung und Hoffnung zu, dass<br />

der Frieden erhalten werden kann.“<br />

Wie in der Jerusalem Post vom Montag gemeldet<br />

wurde, hat Israel sich einverstanden<br />

erklärt, Ägypten mehrere hundert Truppen<br />

in der Sinai-Halbinsel stationieren zu lassen,<br />

dies zum ersten Mal seit die Länder vor drei<br />

Jahrzehnten einen Frieden erzielten. Ca. 800<br />

Soldaten trafen am Sonntag im Sinai ein und<br />

werden in Sharm el Scheich stationiert sein.<br />

<strong>Die</strong> Palästinenser im Gazastreifen und in der<br />

Westbank drückten sowohl Hoffnung als auch<br />

Sorge wegen der Unruhen in Ägypten aus, ein<br />

Land, das für Gaza eine Rettungsleine und ein<br />

Unterstützer der palästinensischen Behörde<br />

in der Westbank war, jedoch auch Ziel von<br />

Zorn und Groll.<br />

In Gaza, wo die islamische Hamasbewegung<br />

regiert, äusserten sich Beamte nicht zu den<br />

Massenprotesten, die Ägypten zu einem Stillstand<br />

führten und Präsident Hosni Mubarak<br />

zwangen, sein Kabinett zu entlassen. In der<br />

Westbank, wo die von der Fatah kontrollierte,<br />

palästinensische Behörde an der Macht ist,<br />

blockierte die Polizei eine Demonstration, die<br />

die ägyptischen Demonstranten unterstützte.<br />

Mubarak pflegt eine komplizierte Beziehung<br />

4<br />

In der ausführlichsten Erklärung über die Krise<br />

in Ägypten, die ein israelischer Politiker bisher<br />

gemacht hat, sagte der Premierminister, dass<br />

Ägypten den Friedensvertrag mit Israel in der<br />

Vergangenheit nicht verletzt habe, auch nicht<br />

in den vergangenen Tagen.<br />

Netanjahu sagte, dass die Situation in Ägypten<br />

„dynamisch“ sei, und dass Besorgnis<br />

herrsche, dass in dieser Situation ein extremes,<br />

totalitäres Regime – wie dasjenige im<br />

Iran – entstehen und den Weltfrieden und die<br />

Stabilität gefährden könnte. „Das ist meine<br />

Sorge“, sagte er. „Und ich denke, dass es eine<br />

Sorge ist, die viele andere bewegt.“<br />

Der Aufruhr in Tunesien und in Ägypten<br />

komme nicht aus den radikalen islamischen<br />

Sektoren, sagte Netanjahu. „In einer Situation<br />

des Chaos jedoch können organisierte, islamische<br />

Elemente die Kontrolle von Ländern<br />

gewinnen. <strong>Die</strong>s geschah im Iran und auch<br />

in anderen Situationen, wo die organisierten<br />

Elemente während einer Zeit des Aufruhrs<br />

die Kontrolle gewannen.“<br />

Netanjahu bezog sich auf die Periode von 1917<br />

in Russland, als die demokratische Regierung<br />

von Alexander Kerensky die Macht in ihrer<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Hand hatte, bevor sie von den Bolschewiken<br />

überrannt wurde.<br />

Bundeskanzlerin Merkel wies die Kritik<br />

zurück, dass der Westen Mubarak im Stich<br />

gelassen habe. „Wir haben Ägypten nicht im<br />

Stich gelassen“, sagte sie. „Unsere Gespräche<br />

mit Mubarak über die Menschenrechte, das<br />

Stimmrecht und die Ausdrucksfreiheit fanden<br />

während der ganzen Zeit statt.“<br />

Sie fordere von Ägypten nicht Dinge, die in<br />

der Vergangenheit nicht gefordert worden<br />

seien. „Wir können nicht sagen, dass gewisse<br />

Prinzipien für manche Länder gelten, jedoch<br />

nicht für andere“, sagte sie. „Wir glauben<br />

an die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, das<br />

Recht auf Versammlung. Das sind öffentliche<br />

Güter und Rechte, die in unseren Augen wichtig<br />

sind und die jede Nation annehmen sollte.“<br />

Merkel sagte, sie habe mit Mubarak gesprochen<br />

und klar gemacht, dass er mit der Opposition<br />

und mit denjenigen Leuten unter dem<br />

Volk, die Klagen haben und die an Armut und<br />

Arbeitslosigkeit leiden, einen Dialog starten<br />

müsse.<br />

Palästinensergebiete: Zwiespalt<br />

gegenüber Unruhen in Ägypten<br />

zu den Palästinensern, besonders seit die Hamas<br />

und Fatah sich trennten und Gaza 2007<br />

unter die Herrschaft der Hamas fiel. Kairo<br />

hat zum Zorn der Hamas, einem Zweig der<br />

ägyptischen Oppositionsgruppe Islamische<br />

Bruderschaft, teilweise mit Israels Embargo<br />

von Gaza kooperiert, hat jedoch zugelassen,<br />

dass Waren illegal durch Tunnels unter der<br />

gemeinsamen Grenze eingeführt wurden.<br />

Gegenüber der Fatah hat Mubarak sich als<br />

Freund gezeigt, sich jedoch den Zorn vieler<br />

Westbank-Palästinenser zugezogen, weil<br />

er Israel zu nahe stand und sich an Israels<br />

Embargo gegen Gaza beteiligte.<br />

Ähnliche Demonstrationen waren anscheinend<br />

auch für Gaza geplant, doch befürchteten<br />

die Leute ein scharfes Vorgehen der Hamas.<br />

JTA<br />

„<strong>Die</strong> Hamas-Regierung hat zu sehr Angst,<br />

dass Meinungen geäussert werden, da sie<br />

befürchtet, dass Mubaraks Regime am Ende<br />

überleben und die Hamas dafür verantwortlich<br />

gemacht werden wird“, sagte ein Journalist<br />

in Gaza. „Falls das Regime überlebt, werden<br />

die Dinge für uns viel schlimmer werden“,<br />

meinte Ali Abu-Shahla, der Generalsekretär<br />

der Gaza Business Association.<br />

Inzwischen jedoch kompliziert das Chaos in<br />

Ägypten das Leben in Gaza, da wegen Kämpfen<br />

zwischen den Truppen und Demonstranten<br />

im nördlichen Sinai die Strassen zwischen<br />

Kairo und Gaza, auf denen die Waren zu<br />

den Tunnels gebracht werden, geschlossen<br />

sind. Am Montag kam der Tunnelverkehr<br />

ganz zum Erliegen, und die Benzin-Reserven<br />

gingen schnell zu Ende. „Der Gazastreifen<br />

ist betreffend Benzin gänzlich von Ägypten<br />

abhängig“, sagte Mahmoud Al-Khizandar,<br />

der stellvertretende Leiter der Benzinhändler-<br />

Vereinigung in Gaza. Der Preis für Benzin aus<br />

Ägypten betrug einen israelischen Schekel pro<br />

Liter, verglichen mit 6.5 Schekel für israelisches<br />

Benzin, ein Preis, der für die meisten<br />

Bewohner von Gaza unerschwinglich ist.<br />

<strong>Die</strong> Bewohner Gazas, die einen Treibstoffmangel<br />

befürchteten und die Aufrufe der<br />

Regierung gegen Vorratshaltung ignorierten,<br />

strömten am Wochenende zu den Tankstellen<br />

und füllten Benzintanks und Plastikbehälter


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

bis zum Rand auf. Ali Abu-Shahla sagte, dass<br />

Gazas <strong>Die</strong>sel-Energieanlagen wahrscheinlich<br />

auch unter dem Schmuggel-Stopp leiden<br />

würden, und dass in den kommenden Tagen<br />

ein Energiemangel erwartet würde.<br />

Andere beharren jedoch darauf, dass kein<br />

Energiemangel bestehe. „Sogar wenn kein<br />

ägyptisches Benzin an den Tankstellen mehr<br />

vorhanden ist, gibt es noch viel israelische<br />

Reserven“, sagte ein Fachmann und fügte<br />

hinzu, dass die Hamas den Tankstellen verboten<br />

habe, Behälter zu füllen, um ein Horten<br />

<strong>Die</strong> ägyptischen Behörden kämpften darum,<br />

Präsident Hosni Mubaraks Regime mit einer<br />

Reihe von Konzessionen und Versprechen<br />

an die Demonstranten zu retten, aber die<br />

Realität auf den Strassen Kairos könnten<br />

seine Fähigkeit zu Veränderungen einschränken.<br />

Unter zunehmend starkem<br />

amerikanischem Druck, einen<br />

„ordnungsgemässen Übergang“<br />

zu einer Demokratie in die Wege<br />

zu leiten, und angesichts von<br />

Aufrufen der Opposition, dass eine<br />

Million Leute am <strong>Die</strong>nstag in den<br />

ägyptischen Städten demonstrieren<br />

sollten, sagte der neu ernannte und<br />

erste Vizepräsident Mubaraks, dass<br />

ihm aufgetragen worden sei, sich<br />

mit „politischen Kräften“ für verfassungsgemässe<br />

und legislative<br />

Reformen zu engagieren.<br />

Mubaraks Militär – die Schutzwehr<br />

der ägyptischen Gesellschaft –<br />

schloss sich an und versprach,<br />

kein Feuer auf Demonstranten<br />

zu eröffnen und die „Legitimität<br />

der Forderungen des Volkes“ zu<br />

akzeptieren.<br />

<strong>Die</strong>se Konzessionen, die angesichts<br />

der 30jährigen Amtszeit<br />

von Mubarak überraschend sind,<br />

deuten an, dass Mubarak sich<br />

bewusst sein muss, dass seine Zeit<br />

bald enden wird.<br />

Mubarak hat Ägypten, als er die Nachfolge des<br />

ermordeten Anwar Sadat übernahm, aus einer<br />

unbezwinglichen politischen Festung regiert,<br />

indem er jegliche Opposition verhindert und<br />

sich auf die Brutalität seines Innenministeriums<br />

und dessen Polizei verlassen hat.<br />

Wie sehr die USA auch das Erscheinen eines<br />

demokratischeren Ägyptens loben mögen, der<br />

Übergang von Mubarak in eine unbekannte<br />

Zukunft im unbeständigen Nahen Osten<br />

wird von den USA und besonders von Israel<br />

besorgt begleitet. Viele fürchten eine Öffnung<br />

zu einem radikalen Islam.<br />

Mubaraks Abgang hätte in der gesamten<br />

5<br />

zu verhindern.<br />

Ägypten hat am Sonntag den offiziellen<br />

Grenzübergang zu Gaza geschlossen. Sicherheitspersonal<br />

der Hamas bewachte die Grenze<br />

und hinderte Palästinenser daran, die Grenze<br />

in Richtung Ägypten zu überqueren. Mindestens<br />

50 Palästinenser, die Gaza verlassen<br />

wollten, wurden von Hamas-Truppen daran<br />

gehindert. Fünf palästinensische Terroristen,<br />

die aus dem Abu-Zaabal Gefängnis in Kairo<br />

flohen, schafften es, nach Gaza zu gelangen.<br />

Trotz der wirtschaftlichen Notlage, die die<br />

Region auf jeden Fall dramatische Wirkung.<br />

<strong>Die</strong> einst unangefochtene Macht des früheren<br />

Kampfpiloten brachte ihn an die Spitze der<br />

Macht als Führer des bevölkerungsreichsten<br />

arabischen Landes. Unter Mubarak war<br />

Ägypten ein standhafter amerikanischer<br />

Verbündeter und ein Punkt der Stabilität in<br />

einer explosiven Region.<br />

30 Vertreter verschiedener Oppositionsgruppen<br />

trafen sich am Montag, um eine gemeinsame<br />

Haltung auszuarbeiten und einen Aufruf<br />

zu einer Aisweitung der Proteste am <strong>Die</strong>nstag<br />

zu machen. Ein weiteres Treffen wurde festgelegt,<br />

um zu beschliessen, den prominenten<br />

Reform-Befürworter Mohamed El Baradei<br />

zum Sprecher der Bewegung zu machen. El<br />

Baradei ist Nobelpreisträger und früherer<br />

Chef der Internationalen Atomenergiebehörde<br />

IAEA, des nuklearen Überwachungsbeauftragten<br />

der Uno.<br />

<strong>Die</strong> Einigung, falls sie wirklich stattfindet,<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Ursache für die Unruhen ist, blieben manche<br />

Bewohner Gazas vorsichtig optimistisch bezüglich<br />

Ägyptens. „<strong>Die</strong> Leute hier sind im Allgemeinen<br />

zufrieden mit dem, was geschieht“,<br />

sagte Ahmad. „<strong>Die</strong> Bewohner von Gaza litten<br />

an den Grenzübergängen mit Ägypten. Sie<br />

mussten oft die Soldaten bestechen, aber die<br />

Ägypter kannten keine Gnade mit Leuten,<br />

ob sie Linke oder Hamasmitglieder waren.<br />

Sie wiesen sogar Kranke zurück, die zur<br />

Behandlung gekommen waren.“<br />

JTA<br />

Hinkt Mubarak der Realität hinterher?<br />

könnte nur kurzlebig sein, da die verschiedenen<br />

Demonstranten, die wenig miteinander<br />

gemeinsam haben, ausser dass sie Mubarak<br />

stürzen wollen, nur wenig gemeinsam haben.<br />

Es könnte zu tiefen Spaltungen zwischen<br />

den jungen säkularen Aktivisten und der<br />

Moslemischen Bruderschaft geben, welche<br />

einen islamistischen Staat bilden möchte. <strong>Die</strong><br />

säkulareren Ägypter sind sehr misstrauisch,<br />

dass die Bruderschaft darauf zielt, eine von<br />

ihnen als spontan bezeichnete Volksbewegung<br />

zu übernehmen.<br />

Arabische Führer und Monarchen in anderen<br />

Ländern des Nahen Ostens, insbesondere in<br />

Saudiarabien und Jordanien, beide langjährige<br />

amerikanische Verbündete, wissen, dass sie<br />

über unruhige Bevölkerungen regieren, die<br />

viele der Wünsche teilen, welche die Demonstranten<br />

durch die Strassen der ägyptischen<br />

Städte treibt.<br />

JTA


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Der jordanische König Abdullah II. entliess<br />

am <strong>Die</strong>nstag nach Strassenprotesten seine<br />

Regierung und bat einen Ex-Premierminister,<br />

ein neues Kabinett zu bilden. Er gab ihm den<br />

Auftrag, sofort politische Reformen zu starten.<br />

<strong>Die</strong> Entlassung folgte auf mehrere grosse Demonstrationen<br />

in ganz Jordanien – inspiriert<br />

von ähnlichen Demonstrationen in Tunesien<br />

und Ägypten – die den Rücktritt von Premierminister<br />

Samir Rifai forderten, der für den<br />

Anstieg der Benzin- und Nahrungsmittelpreise<br />

und langsame, politische Reformen<br />

verantwortlich gemacht wird.<br />

In einer Erklärung des königlichen Palasts<br />

hiess es, dass Abdullah Rifais Rücktritt<br />

angenommen wurde. Der König ernannte<br />

Marouf al-Bakhit zum neuen Premierminister<br />

und beauftragte ihn, „schnelle und sichtbare<br />

Schritte für echte, politische Reformen zu<br />

ergreifen, die unsere Vision für eine umfassende<br />

Modernisierung und Entwicklung in<br />

Jordanien beweisen“, hiess es in der Erklärung<br />

des Palasts. Bakhit war in den Jahren 2005-<br />

2007, Premierminister Jordaniens.<br />

Der König betonte, dass eine Wirtschaftsreform<br />

eine Notwendigkeit sei, um „unserem<br />

Volk ein besseres Leben zu ermöglichen, aber<br />

wir werden das nicht ohne echte politische<br />

Reformen erreichen können, die die Volks-<br />

Beteiligung an den Entscheidungen erhöhen<br />

6<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Nach Demonstrationen<br />

Jordaniens König entlässt Kabinett<br />

muss“. Er bat Bakhit um eine „umfassende<br />

Einschätzung, … um die Fehler der Vergangenheit<br />

zu korrigieren“.<br />

Als er 1999 den Thron bestieg, gelobte König<br />

Abdullah, die politischen Reformen weiterzuführen,<br />

die sein verstorbener Vater König Hussein<br />

begonnen hatte. Jene Reformen ebneten<br />

den Weg für die erste parlamentarische Wahl<br />

1989 nach einem 22jährigen Unterbruch, die<br />

Wiederzulassung eines Vielparteien-Systems<br />

und die Aufhebung des Kriegsrechts, das seit<br />

dem arabisch-israelischen Krieg von 1948 in<br />

Kraft gewesen war. Seither<br />

ist jedoch wenig unternommen<br />

worden. Obwohl<br />

Gesetze erlassen wurden,<br />

um grössere Pressefreiheit<br />

zu garantieren, werden<br />

Journalisten immer noch<br />

verurteilt, wenn sie ihre<br />

Meinung ausdrücken oder<br />

Kommentare abgeben, die<br />

dem König und der königlichen<br />

Familie gegenüber<br />

als beleidigend betrachtet<br />

werden.<br />

Trotzdem wird der Ruf<br />

Jordaniens bezüglich<br />

der Menschenrechts im<br />

Allgemeinen als etwas<br />

besser betrachtet als derjenige<br />

von Tunesien und<br />

Ägypten.<br />

Bakhit ist ein gemässigter<br />

Politiker, der zu<br />

Beginn dieses Jahrzehnts<br />

Jordaniens Botschafter<br />

in Israel war. Er hat ähnliche<br />

Meinungen wie<br />

Abdullah bezüglich der<br />

Aufrechterhaltung guter<br />

Beziehungen mit Israel<br />

gemäss dem Friedensvertrag, der im Jahre<br />

1994 unterzeichnet wurde, und bezüglich<br />

der engen Beziehungen zu den USA, Jordaniens<br />

grösstem Spender und langjährigem<br />

Verbündeten.<br />

2005 ernannte Abdullah Bakhit nur Tage nach<br />

einem dreifachen Bombenanschlag auf Hotels<br />

in Amman, für den der irakische Führer, der in<br />

Jordanien geborene Abu Musab al-Zarqawi,<br />

die Verantwortung übernahm, zu seinem<br />

Premierminister.<br />

Während seiner Amtszeit von 2005-2007<br />

wurde Bakhit – ein Ex-Armeegeneral und<br />

hochrangiger Sicherheitsberater – zugeschrieben,<br />

die Sicherheit und Stabilität nach<br />

dem Anschlag, bei dem 60 Menschen getötet<br />

wurden und der als der schlimmste in der<br />

modernen Geschichte Jordaniens betrachtet<br />

wurde, aufrechterhalten zu haben.<br />

Was in der Region geschieht, wird möglicherweise<br />

das haschemitische Königreich<br />

stärken – und den König und sein Land<br />

besser zusammenzubringen. <strong>Die</strong> Unruhen in<br />

der Region vor kurzem sind ein schlechtes<br />

Vorzeichen für arabische Diktatoren. Ihre<br />

Vetternwirtschaft und die Korruption übersteigt<br />

die Toleranz der Araber.<br />

<strong>Die</strong> stürmischen Ereignisse, die den tunesischen<br />

Diktator entthronten, überrumpelten die<br />

Region. Es ist das erste Mal in der Geschichte,<br />

dass ein arabischer Despot die Macht wegen<br />

seiner Bürger verloren hat – nicht als Resultat<br />

ausländischer Panzer oder eines Staatstreichs.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass das tunesische Militär sich<br />

weigerte, auf Demonstranten zu schiessen,<br />

besiegelte das Schicksal des Präsidenten und<br />

seiner korrupten Entourage.<br />

Der junge, arabische Mann, der sich aus<br />

Protest gegen die Brutalität der tunesischen<br />

Behörden selbst verbrannt hat, hat damit Ereignisse<br />

in Bewegung gesetzt, die arabische<br />

Diktatoren nur mit Schwierigkeiten werden<br />

eindämmen können, wenn überhaupt.<br />

In Jordanien gab es Protestmärsche in Amman<br />

und vielen weiteren Städten gegen die Verschärfung<br />

der Steuerpolitik der Regierung.<br />

Interessant war jedoch, dass das Land seinem<br />

König gegenüber loyal geblieben ist und sich<br />

nur gegen die Regierung wehrt. Kein einziger<br />

Demonstrant rief etwas gegen König Abdullah<br />

II. aus; er wird im Grund genommen als<br />

Reformer betrachtet. Demonstranten trugen<br />

sein Portrait, während manche Sicherheitsbeamte,<br />

anstatt Knüppel zu tragen, gratis<br />

Wasserflaschen verteilten.<br />

<strong>Die</strong>se Demonstrationen und die Art und Weise,<br />

wie sie durchgeführt wurden, könnten weitreichende<br />

Konsequenzen haben. <strong>Die</strong> Frage der<br />

jordanischen, nationalen Identität sollte nun<br />

mehr Aufmerksamkeit erhalten.<br />

Angesichts des Ausmasses der Unterstützung<br />

während den jüngsten Märschen ist der König<br />

imstande, beim Schmieden einer umfassende,<br />

nationalen Identität, die den sozialen Zusammenhalt<br />

erreichen soll, sich besser durchzusetzen–<br />

eine Identität, die an die Gesellschaft<br />

erinnert, die sein Vater einst aufgebaut hat,<br />

die auf einem Multikulturalismus basiert und<br />

erfolgreich war.<br />

Der Frage der Korruption der PA und deren<br />

Mangel an Demokratie ist international oft<br />

ignoriert worden. Jordaniens souveräne<br />

Rechte gegenüber der Westbank sind gross.<br />

Delegierte der Westbank haben die Westbank<br />

an der Jericho-Konferenz vom Dezember<br />

1948 einstimmig zum integralen Teil des<br />

haschemitischen Königreichs von Jordanien<br />

erklärt. JTA


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Verstehen die USA nicht, was mit ihren Interessen<br />

in der Region geschehen wird, falls die<br />

Moslemische Bruderschaft die Macht hinter<br />

dem nächsten ägyptischen Regime sein wird?<br />

<strong>Die</strong> ägyptischen Menschenmengen auf den<br />

Strassen Kairos sind ein überwältigender<br />

Anblick. Mit ihren Spruchbändern, die nach<br />

Freiheit und dem Ende der Herrschaft von<br />

Präsident Hosni Mubarak rufen, ist das eine<br />

Story, die so alt ist wie die Zeit. Auf der<br />

einen Seite befinden sich die jungen, armen<br />

und schwachen Protestierenden. Und auf der<br />

anderen Seite steht der alte, korrupte und<br />

tyrannische Mubarak.<br />

Es ist wahr, dass das Regime von alten Männern<br />

geführt wird. Mubarak ist 82 Jahre alt.<br />

Es ist auch wahr, dass sein Regime korrupt<br />

und tyrannisch ist. Seit die Splittergruppe<br />

der Moslemischen Bruderschaft Mubaraks<br />

Vorgänger, Präsident Anwar Sadat, 1981 ermordet<br />

hatte, wird Ägypten durch Notstands-<br />

Gesetze regiert, die demokratische Freiheiten<br />

verhindern. Mubarak hat konsequent dem<br />

amerikanischen Druck widerstanden, die<br />

Repression des Regimes zu lockern und<br />

Reformen anzuordnen.<br />

<strong>Die</strong>se Fakten haben viele amerikanische<br />

Kommentatoren dazu veranlasst, sich enthusiastisch<br />

auf die Seite der Demonstranten<br />

7<br />

Ratlosigkeit in Washington<br />

zu stellen. Eine renommierte Arbeitsgruppe<br />

über Ägypten, die in den letzten Monaten von<br />

Nahost-Experten im Kongress gebildet wurde,<br />

gab am Wochenende eine Erklärung ab, in der<br />

sie die Regierung Obama aufrief, Mubarak<br />

fallen zu lassen und die Unterstützung für das<br />

ägyptische Regime zurückzuziehen. Sie empfahl<br />

der Regierung, Mubarak zum Abdanken<br />

zu zwingen und sein Regime fallen zu lassen.<br />

<strong>Die</strong> Empfehlungen der Expertenkommission<br />

erhielten viel Applaus. Zum Beispiel lobte<br />

der Herausgeber der konservativen <strong>Zeitung</strong><br />

Weekly Standard, William Kristol, die Kommission<br />

und schrieb: „Es ist an der Zeit, dass<br />

die amerikanische Regierung eine aktive Rolle<br />

ergreift, … um in Ägypten einen Übergang<br />

wie in Südkorea auf den Philippinen und in<br />

Chile auszulösen, einen Übergang von einer<br />

amerikanisch unterstützten Diktatur zu einer<br />

amerikanisch unterstützten und legitimen,<br />

liberalen Demokratie.“<br />

Das Problem bei dieser Empfehlung ist, dass<br />

sie gänzlich vom Charakter des Mubarak-<br />

Regimes ausgeht. Falls das Regime das grösste<br />

Problem wäre, würde natürlich ein Ende der<br />

amerikanischen Unterstützung Sinn machen.<br />

<strong>Die</strong> Demonstrationen sind jedoch nicht liberal<br />

gesinnt. Ihr Charakter ist ein grösseres Problem<br />

als das Regime, das sie zu stürzen suchen.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Nach einer Meinungsumfrage vom Juni 2010<br />

sagten 59% der Ägypter, dass sie die Islamisten<br />

unterstützen. Nur 27% sagten, dass sie<br />

Reformer unterstützen. <strong>Die</strong> Hälfte der Ägypter<br />

unterstützt die Hamas, 30% unterstützen die<br />

Hizbolla und 20% die Al Kaida. Ausserdem<br />

würden 95% von ihnen einen islamischen<br />

Einfluss auf ihre Politik begrüssen. Wenn<br />

diese Präferenzen in Regierungspolitik<br />

übersetzt werden, ist es klar, dass der Islam,<br />

den sie unterstützen, die Salafist-Version der<br />

Al Kaida ist.<br />

82% der Ägypter unterstützen Hinrichtungen<br />

durch Steinigung, 77% unterstützen Schläge<br />

und das Abschneiden der Hände von <strong>Die</strong>ben.<br />

84% unterstützen die Hinrichtung jedes Muslims,<br />

der seine Religion ändert.<br />

Wenn man ihnen die Gelegenheit gibt, scheut<br />

sich die Menge auf der Strasse nicht zu zeigen,<br />

was sie motiviert. Sie greift Mubarak<br />

und seinen neuen Vizepremierminister Omar<br />

Suleiman als „amerikanische Marionetten und<br />

zionistische Agenten“ an. Amerika werde von<br />

Israel kontrolliert. Sie hassen Israel und wollen<br />

es zerstören. Deshalb hassen sie Mubarak<br />

und Suleiman.<br />

Damit scheint klar, dass das Nachfolger-<br />

Regime keine liberale Demokratie sein wird,<br />

wenn das Regime fällt. Mubaraks militärische<br />

Diktatur wird von einem islamischen<br />

Totalitarismus ersetzt werden. Der grösste,<br />

amerikanische Verbündete wird sein grösster<br />

Feind werden. Israels Friedenspartner wird<br />

erneut sein schlimmster Feind werden.<br />

Israelische Beamte und Kommentatoren sind<br />

sich in ihren negativen Reaktionen über die<br />

Geschehnisse in Ägypten einig. <strong>Die</strong> israelische<br />

Armee, der nationale Sicherheitsrat, alle<br />

Geheimdienste und auch die Regierung und<br />

die Medien sind sich alle einig, dass Israels<br />

gesamte, regionale Position sich drastisch<br />

verändern wird, falls das Regime Ägyptens<br />

gestürzt wird.<br />

Keines der möglichen Szenarien ist positiv.<br />

Was die israelischen Beamten und Kommentatoren<br />

aber am meisten verwirrt und stört,<br />

war nicht die Stärke der Proteste, sondern die<br />

amerikanische Reaktion auf diese. Ausser der<br />

israelischen Linken haben Kommentatoren<br />

aller <strong>Zeitung</strong>en, Radio- und Fernsehstationen<br />

die amerikanische Reaktion auf die Ereignisse<br />

als irrational, unverantwortlich, katastrophal,<br />

dumm, blind, verräterisch und erschreckend<br />

charakterisiert.<br />

Sie weisen darauf hin, dass das Verhalten<br />

der Regierung Obama – und dasjenige vieler<br />

seiner prominenten Kritiker – katastrophale<br />

Konsequenzen für die anderen arabischen<br />

Verbündeten, für Israel und die USA selbst<br />

haben könnte.<br />

<strong>Die</strong> Frage, die die meisten Israelis sich stellen,<br />

ist, warum die Amerikaner so selbstzerstö-


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

rerisch handeln? Warum schlagen Präsident<br />

Barack Obama und Aussenministerin Hillary<br />

Clinton einen Kurs ein, der zur Verwandlung<br />

Ägyptens in eine islamische Theokratie führt?<br />

Und warum drängen republikanische Politiker<br />

sie, sich noch klarer für die Unruhestifter in<br />

den Strassen auszusprechen?<br />

Verstehen die USA denn nicht, was in der<br />

Region als Folge ihrer Handlungen geschehen<br />

wird? Verstehen die USA wirklich nicht, was<br />

mit ihren strategischen Interessen im Nahen<br />

Osten geschehen wird, falls die Moslemische<br />

Bruderschaft entweder das nächste Regime<br />

bildet oder die Macht hinter dem Thron des<br />

nächsten Regimes in Kairo sein wird?<br />

Beunruhigend ist, dass die USA anscheinend<br />

wirklich keine Ahnung haben, was sie tun.<br />

Der Grund, warum die einzige Supermacht<br />

der Welt blind handelt, ist, weil ihre Führer<br />

zwischen zwei irrationalen, politischen Polen<br />

gefangen sind und ihren Weg nicht sehen<br />

können.<br />

Der erste ist die „Demokratie-Agenda“ des<br />

früheren Präsidenten George W. Bush und<br />

seine Unterstützung für offene Wahlen.<br />

Bush-Anhänger und frühere Regierungsbeamte<br />

haben sich seit Beginn der Unruhen<br />

in Tunesien gebrüstet, dass diese Ereignisse<br />

beweisen, dass Bushs Drängen auf eine<br />

Demokratisierung der arabischen Welt die<br />

richtige Haltung war.<br />

Das Problem ist, dass Bushs Diagnose über<br />

die Gefahren der mangelnden Demokratie in<br />

der arabischen Welt zwar korrekt war, sein<br />

Gegenmittel zur Lösung dieses Problems aber<br />

gänzlich falsch war.<br />

Bush hat Recht, dass die Tyrannei zu Radikalismus<br />

und Instabilität führt und deshalb<br />

für die USA gefährlich ist. Sein Glauben<br />

jedoch, dass freie Wahlen das Problem des<br />

arabischen Radikalismus und der Instabilität<br />

lösen würden, war gänzlich falsch.<br />

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8<br />

Als die Palästinenser auf amerikanischen<br />

Druck hin die Gelegenheit erhielten, im Jahr<br />

2006 in offenen und freien Wahlen zu stimmen,<br />

stimmten sie für die Hamas und deren<br />

totalitäre Agenda. Als die Ägypter infolge<br />

amerikanischen Drucks 2005 begrenzt ihre<br />

Abgeordneten frei wählen konnten, wählten<br />

sie die totalitäre Moslemische Bruderschaft.<br />

Das Scheitern seiner Politik überzeugte Bush,<br />

seine Unterstützung für Wahlen in seinen<br />

letzten zwei Jahren im Amt zu beenden.<br />

Unter dem Bann der anderen politischen Paradigmen,<br />

die die Eliten der amerikanischen<br />

Aussenpolitik faszinierten – der Antikolonialismus<br />

– argumentierten Bushs linke Gegner<br />

nie, dass das Problem mit dessen Politik sei,<br />

dass sie fälschlicherweise annahm, dass die<br />

westlichen Werte universelle Werte sind.<br />

Geblendet von ihrem anti-westlichen Dogma<br />

behaupteten sie, dass sein Angebot für Freiheit<br />

nichts anderes war als eine moderne Version<br />

des Imperialismus.<br />

Es ist dieses anti-kolonialistische Paradigma<br />

mit seiner grundsätzlichen Annahme, dass die<br />

USA kein Recht haben, andere Staaten zu kritisieren,<br />

das die Aussenpolitik der Regierung<br />

Obama leitet. Es ist das anti-kolonialistische<br />

Paradigma, das Obama dazu veranlasste,<br />

die prowestlichen Demonstranten, die den<br />

Sturz des iranischen Regimes nach den Präsidentschaftswahlen<br />

von 2009 herbeiführen<br />

wollten, nicht zu unterstützen. Wie Obama zu<br />

jener Zeit sagte: „Angesichts der Geschichte<br />

der amerikanisch-iranischen Beziehungen<br />

ist es nicht produktiv, als der amerikanische<br />

Präsident, der sich in die iranischen Wahlen<br />

einmischt.“<br />

<strong>Die</strong>ses anti-kolonialistische Paradigma war<br />

der Grund für das Werben Obamas um das<br />

syrische, türkische und iranische Regime und<br />

für seine Nichtbereitschaft, einen Finger zu<br />

heben, um der Bewegung des 14. März im<br />

Libanon zu helfen.<br />

Da dieses Paradigma besagt, dass die Klagen<br />

der nichtwestlichen Welt gegenüber dem<br />

Westen per se legitim sind, basiert Obamas<br />

Nahostpolitik auf der Ansicht, dass der beste<br />

Weg, Einfluss auf die arabische Welt zu haben,<br />

der ist, dass man sich ihrer Kampagne gegen<br />

Israel anschliesst. <strong>Die</strong>s war das zentrale Thema<br />

von Obamas Rede in Kairo im Juni 2009<br />

vor einer Menge, die von Mitgliedern der<br />

Moslemischen Bruderschaft dominiert war.<br />

Obwohl die westliche Demokratie glaubt,<br />

dass alle Menschen mit denselben westlichen,<br />

liberalen, demokratischen Werten geboren<br />

werden, glauben die Post-Kolonialisten, dass<br />

alle „Nichtwestliche“ Opfer des Westens<br />

sind. Sie sind nicht für ihre eigenen Taten<br />

verantwortlich. Nur Leute aus dem Westen<br />

(und Israelis) sind Akteure auf der politischen<br />

Bühne, alle anderen sind Objekte. Und wie<br />

alle Objekte können sie nicht für etwas verantwortlich<br />

gemacht werden, das sie tun, weil<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

sie gänzlich von Kräften kontrolliert werden,<br />

die ausserhalb ihrer Kontrolle stehen.<br />

Anti-Kolonialisten müssen per Definition<br />

immer die am meisten anti-westlichen Kräfte<br />

als „authentisch“ unterstützen. Angesichts von<br />

Mubaraks 30jähriger Allianz mit Amerika<br />

macht es Sinn, dass Obamas Instinkte den<br />

amerikanischen Präsident auf die Seite der<br />

Demonstranten stellen.<br />

In Jordanien und Saudiarabien haben sich<br />

bisher unruhige Bevölkerungen gefürchtet,<br />

sich gegen ihre Führer zu stellen, weil Amerika<br />

diese unterstützt hat. Jetzt, da die USA ihre<br />

wichtigsten Verbündeten im Stich lässt und<br />

sich auf die Seite ihrer schlimmsten Feinde<br />

stellt, sehen die Haschemiten und die Saudis<br />

auf den arabischen Strassen nicht mehr so<br />

mächtig aus. Dasselbe kann für die kuwaitische<br />

Führung und die pro-amerikanischen,<br />

politischen Kräfte im Irak gesagt werden.<br />

Was Israel betrifft, so sollte Amerikas Verhalten<br />

gegenüber Ägypten jede Absicht vergessen<br />

lassen, dass Israel in den Golanhöhen und im<br />

Jordantal im Austausch für amerikanische Sicherheitsgarantien<br />

territoriale Konzessionen<br />

machen kann. Das amerikanische Verhalten<br />

von heute – und die Art und Weise der amerikanischen<br />

Ablehnung Mubaraks – ist ein<br />

klares Zeichen dafür, dass amerikanische<br />

Garantien nicht glaubwürdig sind.


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

schnappschuss<br />

Kabolas Ponim Melave<br />

deMalke in Lakewood für<br />

den Skulener Rebben,<br />

Raw Zwi Noach Portugal<br />

schlita.<br />

Foto: Kuvien Images<br />

Der Lakewooder Maschgiach,<br />

Raw Matisjohu<br />

Salomon schlita während<br />

seines Aufenthaltes in Erez<br />

Jisroel im Schagas Arjeh<br />

Bes Midrosch in Modi‘in Illit<br />

Foto: S.B. Korn / Kuvien Images<br />

<strong>Die</strong> JüDische Welt<br />

Jemenitische Muslime entführen jüdisches<br />

Kind. Ein jüdisches Kind wurde laut der<br />

Yemen Post in Reida, Jemen, am Schabbat<br />

entführt. Das Kind wurde angeblich als Geisel<br />

genommen, um die jüdische Gemeinde zu<br />

zwingen, einem terroristischen Mörder zu<br />

verzeihen. Das Entführungsopfer ist als der<br />

achtjährige Yamin Ameran Al-Nahari identifiziert<br />

worden. Quellen berichteten der Yemen<br />

Post, dass die Entführung mit dem Mord<br />

an Moshe Nahari, einem Tora-Lehrer und<br />

führenden Mitglied der jüdischen Gemeinde,<br />

im Jahr 2008 in Verbindung stehe. Naharis<br />

Mörder schrie „Jude, nimm die Botschaft<br />

9<br />

des Islams an“, bevor er ihn erschoss. <strong>Die</strong><br />

Entführer hoffen, die jüdische Gemeinde unter<br />

Druck zu setzen, Abdi öffentlich zu vergeben,<br />

was die Gerichte überzeugen könnte, seine<br />

Strafe auf eine Busse zu reduzieren. Abdi ist<br />

für den Mord an Nahari zum Tod verurteilt<br />

worden. Er hatte zuvor seine Frau ermordet,<br />

wurde jedoch nicht inhaftiert, nachdem ihre<br />

Familie sich einverstanden erklärt hatte, statt<br />

eines Strafprozesses eine finanzielle Entschädigung<br />

zu erhalten. <strong>Die</strong> jüdische Gemeinde<br />

Jemens, die schon klein ist, ist in den letzten<br />

Jahren geschrumpft, da viele Leute infolge der<br />

Gewalt aus dem Land flüchten. Der Aufstieg<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

der Al Kaida im Land hat insbesondere ein<br />

Interesse an der Alija ausgelöst.<br />

Teheran. Der Iran ermutigt aktiv die sogenannte<br />

„Freiheit suchenden“ Bewegung in<br />

Ägypten, um seinen Traum eines fundamentalistischen<br />

islamischen Nahen Ostens<br />

zu verwirklichen. Iranische Beamte sagten<br />

am <strong>Die</strong>nstag zum ersten Mal, dass sie den<br />

Protestierenden in Ägypten Unterstützung<br />

anbieten. Aussenminister Ali Akbar Salehi<br />

sagte: „Gemäss den Dingen, die ich über<br />

das grosse revolutionäre und Geschichte<br />

machende Volk Ägypten weiss, bin ich sicher,<br />

dass sie ihre Rolle, einen islamischen<br />

Nahen Osten für alle Freiheit, Gerechtigkeit<br />

und Unabhängigkeit Suchenden zu schaffen,<br />

spielen werden.“ Er kritisierte die USA, die<br />

sich angeblich „direkt einmischen“, weil


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Fixe Zeiten im Winter für:<br />

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Zürich:<br />

13.10 Uhr (Mo-Do) IRG Bejs Hamidrosch, Freigutstrasse 37<br />

13.10 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastrasse 8<br />

13.15 Uhr (Mo-Do) Bes Hamidrosch Chasidei Gur, Manessestr.69<br />

14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />

15.00 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

15.30 Uhr (So-Do) Kolel, Freigutstr. 37<br />

16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />

chrgn<br />

Basel:<br />

19.45 Uhr (So-Do) IRG, Ahornstr. 14<br />

Zürich:<br />

18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, Nüschelerstr. 36<br />

18.45 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

19.15 Uhr (So-Do) Kolel/Daf Jomi, Freigutstr. 37<br />

20.00 Uhr (So-Do) Omud Jomi, Freigutstr. 37<br />

20.30 Uhr (So-Do) Beth Chabad, Rüdigerstrasse 10<br />

21.00 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststr. 46<br />

21.15 Uhr (So-Do) Brunau, Rieterstrasse 20<br />

21.30 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />

21.30 Uhr (So-Do) Bels, Weststr. 151<br />

21.30 Uhr (Mo-Do) Gur, Manessestr. 69<br />

21.30 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

21.45 Uhr (So-Do) IRG, Bejs Hamidrosch, Freigutstr. 37<br />

21.45 Uhr (So-Do) Sichroin Moische, Manessestr.<br />

22.00 Uhr (So-Do) Agudas Achim Erikastr. 8, Esras Noschim<br />

die ägyptischen Bürger „nicht länger bereit<br />

sind, angesichts der Verbrechen des zionistischen<br />

Regimes müssig zuzuschauen“. Eine<br />

Erklärung, die von 214 iranischen Abgeordneten<br />

unterzeichnet wurde, kündigte laut<br />

der halboffiziellen Nachrichtenagentur Fars<br />

„starke Unterstützung für den Aufstand der<br />

ägyptischen Nation und Bewegung gegen die<br />

Tyrannei der Herrscher des Landes“ an. Der<br />

militärische Berater der Islamischen Republik,<br />

General Yahya Rahim Safavi, warnte den<br />

ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, dass<br />

er ein ähnliches Schicksal erleben werde wie<br />

der Ex-Schah des Irans, der in der Islamischen<br />

Revolution 1979 gestürzt wurde.<br />

Wer erinnert sich nicht an<br />

die herrlichen Drosches von<br />

Herr Rabbiner Weisz sZl.?<br />

Zur Ehre seiner 24. Jahrzeit<br />

und leiluei Nischmosoi<br />

kann jedermann auf www.<br />

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und auch Passwort<br />

„irgzurich“ die Drosches<br />

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Kassetten mit seinen Drosches auf<br />

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Falls sie dazu nicht fähig sind, übernehme<br />

ich gerne den Job.<br />

Sie koennen die Kassetten abgeben bei Frau<br />

S. Stefansky, Hügelstr. 12, 044 201 7939 oder<br />

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zurück).<br />

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30. Schwat - 7. Ador I<br />

4. - 11. Februar<br />

10<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Fr. Schab. So. Mo-Fr.* So.-Do. Fr.<br />

Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />

Lichtz. Lichtz.<br />

Agudas Achim 17.11 17.30 8.30 16.30 18.25 800/30 6.50 13.10 1825/1845 17.22 17.40<br />

17.31 8.45 17.15 900/30 7.14 17.40 21.30 17.42<br />

usw. 800/30 22.00<br />

IRG Zürich 17.15 17.15 7.30 16.55 18.25 7.00 6.50 13.10 1915/2000 17.25 17.25<br />

8.30 8.00 7.19 17.20* 21.45<br />

Machsike Hadass ZH 17.11 17.40 9.00 17.10 18.25 8.00 7.00 17.45 18.25 17.22 17.50<br />

ICZ 17.15 17.15 9.00 17.20 18.25 8.45 7.00 18.15 17.25 17.25<br />

Bels 17.13 17.33 9.00 17.38 18.48 21.30 17.24 17.44<br />

Brunau 17.11 17.30 9.15 17.15 18.25 8.00 7.00 21.15 17.22 17.40<br />

Chabad 17.15 17.15 9.30 17.05 18.25 8.15 7.00 20.30 17.25 17.25<br />

Esra Chabad 17.15 Mar.1800 9.30 18.25 17.25 Mar.1800<br />

Gur 17.11 17.15 8.00 17.00 18.25 8.00 7.22 21.30 17.22 17.25<br />

Jeschiwa LeZe’irim 16.55 8.00 16.40 18.25 7.40 7.40 15.00 21.30 17.05<br />

Mendel-Heim 17.15 17.15 9.30 13.15 18.25 17.25 17.25<br />

Sichroin Moische 17.11 17.20 9.00 17.10 18.25 17.20 17.30<br />

Sikna 17.15 17.15 9.00 17.40 18.25 8.00 7.00 17.25 17.25<br />

Wollishofen 17.15 17.15 8.45 17.10 18.25 8.00 6.45 17.25 17.25<br />

Isr. Kultusgem. Baden 17.15 Mar.1830 9.30 18.17 17.26 Mar.1830<br />

IRG Basel 17.15 17.15 8.15 16.30 18.21 730/830 6.40 17.30 19.45 17.25 17.25<br />

IGB Basel 17.15 17.15 8.30 17.41 18.21 7.45 6.45 17.15 17.30 17.30<br />

Machsike Hadass GE 17.29 17.30 9.00 17.20 18.39 8.00 7.00 13.15 20.00 17.40 17.40<br />

Margoa Lengnau 17.15 8.30 18.25 17.25<br />

JG Luzern 17.15 17.15 8.30 16.55 18.22 7.45 7.16 17.25* *ab Mi1730 17.25 17.25<br />

*ab Mi.17.25<br />

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vfkv vban sung ;s<br />

j“ut g”a ,unur, tnuh ohjcz<br />

‘gx inhx vban erp<br />

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Feb. Schwat<br />

Ador I<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

30<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

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Fr. asj atrs ‘t<br />

,ca asj atrs ‘c qohnav ‘ypv<br />

So.<br />

Mo.<br />

Di.<br />

Mi.<br />

Do.<br />

Fr.<br />

Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir eine<br />

Hochzeitsliste für<br />

Josche Solowiejczyk Modche Heller<br />

und<br />

und<br />

Reisy Brandeis Baili Halonbrenner<br />

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führen.<br />

Wir sind auch telefonisch für Sie da! Duvet-Porzellan Discount<br />

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Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

<strong>Die</strong> JüDische Familie<br />

Wir wünschen cuy kzn<br />

zur Geburt von:<br />

Dewoire Sissel, Tochter von Schmuel<br />

Jossef und Esti Scheiner, Zürich (Enkelin<br />

von Jisroel und Chana Scheiner, Zürich)<br />

Sohn von Beat und Corinne Wolffers,<br />

Basel.<br />

Tochter von Jechiel und Esther<br />

Schoschanna Bloch-Schol (Urenkelin<br />

von Frau H. Altmann und Frau M. Schol).<br />

Sohn von Janky und Miriam Eiss.<br />

Zürich.<br />

Schoschana Reisel, Tochter von Scholem<br />

und Dina Erlanger-Katz, London (Urenkelin<br />

von Chaje Soro Erlanger, Luzern).<br />

Mordechai, Sohn von Aren Pinchos<br />

und Bruria Schlamme-Brandeis, Ramat<br />

Bet Schemesch.<br />

Sohn von Herrn und Frau Majer Eiger,<br />

Beit Schemesch (Urenkel von Herrn und<br />

Frau Leibel Bornstein, Zürich).<br />

Sohn von Leibi und Talya Brand-Foux,<br />

Zürich.<br />

Sohn von Moische Bezalel und Hindi<br />

Levine-Groman, Jeruschalajim(Enkel<br />

von Dr. Dow und Sera Levine, Jeruscholajim).<br />

zur Verlobung von:<br />

Menachem Arie Zwiebel Zürich mit<br />

Yitty Halpern, London/Jeruscholajim.<br />

Menachem Fink(-Hausmann), Jeruscholajim<br />

mit Margalit Golovaty, Basel.<br />

zur Chassene von:<br />

Arie Gurvits, London, mit Ayala Adler,<br />

Zürich, 2. Adar I/6. Februar, City Tower,<br />

Ramat Gan.<br />

Yaakov Hershkowitz, Gateshead,<br />

mit Mirjam Guggenheim, Zürich, 4.<br />

Ador I/8. Februar, Gemeindehaus IRG,<br />

Brandschenkesteig, Zürich.<br />

Josche Solowiejczyk, Zürich, mit Reisy<br />

Brandeis, Zürich, 5. Ador I/9. Februar,<br />

Kongresshaus, Claridenstr. 5, Zürich.<br />

Modche Heller, Manchester, mit Baili<br />

Halonbrenner, Zürich, 10. Ador I/14.<br />

Februar, Gemeindehaus IRG, Brandschenkesteig<br />

14, Zürich.<br />

terminzentrale<br />

Planen Sie einen Anlass<br />

oder eine Simche?<br />

Wir sagen Ihnen ob das<br />

Datum noch frei ist.<br />

Frau M. Zonszajn<br />

tel. 044 463 44 46<br />

11<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Statt karten<br />

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Rabbi & Frau<br />

Herr & Frau<br />

Shlomo Herskowitz<br />

Roland Guggenheim<br />

27 Oxford Terrace, Gateshead<br />

Lavaterstr. 59, 8002 Zürich<br />

freuen sich, Sie zur Chuppo ihrer Kinder<br />

Yaakov h“b und<br />

herzlichst einzuladen.<br />

Mirjam ‘hj,<br />

<strong>Die</strong> Chupoh findet s.G.w. am <strong>Die</strong>nstag,<br />

8. Februar 2011/4. Ador I 5771, um 15.00 Uhr<br />

im Gemeindehaus der IRG,<br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich statt.<br />

Anschliessend empfang.<br />

Wir freuen uns sehr, Sie zu der sGw. am Montag t“ga, 't rst 'h ,<br />

14. Februar 2011 stattfindenden Trauung unserer lieben Kinder<br />

'hj, tkhhc vh,c Baili und Modche h“b hukv chhk hfsrn<br />

herzlich einzuladen.<br />

ohbp ,kce: 14.45 Uhr, vpuj: 15.15 Uhr<br />

anschliessend Empfang im Gemeindesaal der IRG,<br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich.<br />

David und Hadassah Halonbrenner<br />

Zürich<br />

Statt karten<br />

Meyer und Shifra Heller<br />

Manchester<br />

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kommt diese Woche nach Zürich, verkauft<br />

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> JüDische GemeinDe<br />

Zürich. Owojs Ubonim. Wir freuen<br />

uns Ihnen mitzuteilen, dass Owojs Ubonim<br />

diese Woche wie folgt stattfindet: Um 19.40-<br />

20.10 Uhr lernen in der Turnhalle und Kantine<br />

Brandschenkenstr. 12, ab 20.15 Uhr Sium und<br />

Bar Mizweh Feier im Saal.<br />

Zürich. Chevras Noschim. Am nächsten<br />

Montag, den 7. Februar/3.Ador gibt uns<br />

Frau H. Weisz wieder Shiur. Wir lernen weiter<br />

im faszinierenden Sefer Doniel. Der Schiur<br />

findet ij“H in der Kantine Brandschenkestr.<br />

um 19.45 Uhr statt. Neue Teilnehmerinnen<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Zürich. Jachad. Einladung zu einem<br />

Kaffeenachmittag. Wir freuen uns, Sie zu<br />

einem interessanten und viel versprechenden<br />

Nachmittag einzuladen. Kommen Sie am<br />

<strong>Die</strong>nstag, 8. Februar/4. Adar, um 15.30 Uhr<br />

zu unserem Nachmittag ins Restaurant Fein<br />

und Schein, Schöntalstrasse. Frau Elischewa<br />

Zaika wird aus den reichhaltigen Notizen<br />

Ihres unvergesslichen Vaters Herr Erich<br />

Hausmann sel. referieren. Frau Zaika spricht<br />

zu dem Thema „<strong>Die</strong> Entstehung des Basler<br />

Schas“. Für die musikalische Unterhaltung<br />

sorgt Herr Georges Dreyfuss mit Chasunes<br />

und bekannten jiddischen Liedern. Bitte um<br />

Ihre Anmeldung bei Janet Koschland - Tel.<br />

044 206 30 05 oder Frau Sarah Gross – Tel.<br />

044 201 05 00/079 400 46 20. Bringen Sie<br />

doch Ihre Freundinnen und Bekannte mit.<br />

Wir freuen uns, den Nachmittag mit Ihnen<br />

verbringen zu dürfen.<br />

Zürich. Verein Bigde Chessed<br />

Zürich.Warten Sie nicht bis vor Pessach<br />

und bringenSie uns die Sachen, die Sie nicht<br />

mehr benötigen schon jetzt. Bitte sich melden<br />

bei Rachel Bollag Tel. 044 463 01 35/076 519<br />

46 00 oder Manuela Erlanger 044 450 72 90.<br />

Zürich: Frauen und Mädchen. Reservieren<br />

Sie sich den Sonntagabend, 20. Feb.<br />

für einen unterhaltsamen, lehrreichen Video<br />

von Mekimi USA organisiert. Details folgen.<br />

Basel. Schomre Thora. Am Sonntag,<br />

dem 6. Feb.2011, findet um 8.45 Uhr im<br />

Foyer des Gemeindehauses ein Brunch and<br />

Learn mit Arie Wyler, Zürich, zum Thema:<br />

„Meinungsverschiedenheiten im Talmud - was<br />

steckt dahinter?“ statt. Der Unkostenbeitrag<br />

beträgt 15 Franken pro Person. Anmeldungen<br />

bis zum 30.1.11 an anordmann@gmx.net oder<br />

Fax 061 261 97 95.the Oral Law“ bei Fam. J.<br />

Barth, Giesshübelstr. 114, 8045 Zürich. Für<br />

mehr Informationen 076 309 90 81. „<br />

Basel. Aguda Mädchen. Wir laden<br />

alle Damen und Mädchen zu einer besonderen<br />

Aguda Show ein. <strong>Die</strong>ses Jahr haben wir ein<br />

„Purim Musical“ einstudiert. Es findet am<br />

Sonntag, 6. Februar im Borromäum, Byfang-<br />

12<br />

weg 6 statt. Türöffnung mit Buffet um 18.30,<br />

Showbeginn um 19.00. Wir freuen uns auf<br />

Euer kommen!<br />

Ausbildung von<br />

Lehrerinnen für<br />

jüdische Schulen<br />

<strong>Die</strong> Erziehungsbehörden der Schweiz verlangen<br />

heute, dass jede zukünftige Lehrerin oder<br />

Kindergärtnerin eine Lehrbewilligung vorweist,<br />

wenn sie eine Stelle besetzen will. Wie<br />

erlangen nun unsere Frauen und Mädchen ein<br />

solches Diplom? Nach langem Abklären und<br />

Aussprachen mit der Pädagogischen Hochschule<br />

können wir heute mit Unterstützung der<br />

Rabbonim Schlito folgende Lösung anbieten.<br />

In Zusammenarbeit mit der <strong>Jüdische</strong>n Schule<br />

Zürich, der <strong>Jüdische</strong>n Knabenschule und der<br />

Talmud Toire organisiert Machon Chen diese<br />

Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule.<br />

<strong>Die</strong>ser Kurs wird speziell für jüdische Frauen<br />

und Mädchen durchgeführt und schliesst<br />

mit einer Lehrbewilligung für die jüdischen<br />

Schulen und Kindergärten ab.<br />

Der separate Kurs für jüdische Kandidatinnen,<br />

der mit einem Diplom für Profanlehrer für 1—<br />

Beis Sefer Lebonim:<br />

Letzten Motze Schabbos trafen<br />

sich die Mütter der Talmidim<br />

des Beis Sefer Lebonim zu einer<br />

gemütlichen Melawe Demalko.<br />

Der Nossi Raw Chaim Moische<br />

Levy schlite beehrte die Anwesenden<br />

mit Chinuch-Gedanken.<br />

Nebst weiteren Diwrei Toiro,<br />

kulinarischen Genüssen und<br />

lustiger Unterhaltung wurde<br />

das einfache „Zusammensitzen“<br />

genossen. <strong>Die</strong> fühlbare<br />

Achdus-Atmosphäre sprach für<br />

sich alleine.<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Melawe Malke für die Mütter<br />

6.Klasse oder - Kindergärtnerinnen für jüdische<br />

Schulen und Kindergärten abschliesst,<br />

dauert 1 Jahr, 50% Theorie und 50% Praktikum<br />

in den jüdischen Schulen und Kindergärten<br />

und beginnt ijH im August 2011.<br />

<strong>Die</strong> Voraussetzungen für die Aufnahme sind<br />

ein Bachelor of Arts oder evtl. gleichwertiger<br />

Abschluss. <strong>Die</strong> Prüfungen für BA Credits<br />

können bei Machon Chen abgelegt werden.<br />

Dort können auch eine Beratung und Begleitung<br />

für die Prüfungsvorbereitungen gebucht<br />

werden. Wir informieren Sie gerne über die<br />

Bedingungen. Kandidatinnen und allgemein<br />

interessierte Damen und Herren können am<br />

Informationsabend genauere Auskunft über<br />

die fantastische Chance einer anerkannten<br />

Berufsausbildung erhalten. Wir freuen uns<br />

alle Interessierte am 10.Februar 2011 in den<br />

Räumlichkeiten von Machon Chen, zu einem<br />

unverbindlichen Abend begrüssen zu dürfen.<br />

Zeit : 20.00.


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Raw Jisrael Alter, der<br />

'Bes Jisrael’, Admor<br />

von 'Gur’<br />

Niftar am 2. Adar 5737<br />

(1977)<br />

Reb Jisrael war der dritte Sohn des Admor Raw<br />

Awraham Mordechai Alter sZl. und kam im<br />

Jahr 5655 (1895) in der Stadt Gur zur Welt.<br />

Von seiner Jugend an war er zu spezieller<br />

Grösse bestimmt. Er zeichnete sich schon als<br />

kleines Kind durch ein aussergewöhnliches<br />

Gedächtnis aus. Im Alter von nur drei Jahren<br />

zählte man ihm die Namen aller Parschiot<br />

der Tora in der richtigen Reihenfolge auf.<br />

Danach begann er die Namen aller Parschiot<br />

in umgekehrter Reihenfolge zu wiederholen!<br />

Sein Grossvater, der ‚Sfat Emet’ liebte die<br />

Scharfsinnigkeit seines Enkels und sagte oft<br />

über ihn: „Siehe, hier kommt der Plünderer!“<br />

Als Reb Jisrael fünfzehn Jahre alt war, heiratete<br />

er die Tochter seines Onkels, Rabbi<br />

Jakow Meir Bidermann. Er ging in den Wegen<br />

seiner Vorfahren und stieg die Stufen der Tora<br />

empor. Er unternahm alles, um seine Grösse<br />

zu verbergen. Er schlief sehr wenig. Schon<br />

damals zog er viele junge Bachurim und<br />

Awrechim an, die ihn um Stärkung in Tora<br />

und Chassidut baten.<br />

In den folgenden vier Jahren (5670 – 5674)<br />

lernte Reb Jisrael ruhig und liess sich in<br />

seinem Tora-Lernen und seiner Awodat Haschem<br />

durch nichts unterbrechen. Er wurde<br />

als ‚Löwe der Chabura’ angesehen. Während<br />

den Jahren des Ersten Weltkriegs litt er jedoch<br />

sehr unter körperlichen und seelischen<br />

Belastungen. Zusammen mit seiner ganzen<br />

Familie übersiedelte er nach Warschau. Als<br />

dann am Ende des Krieges fast alle Familienmitglieder<br />

wieder zurück in die Stadt Gur<br />

gingen, beschloss er, in Warschau zu bleiben,<br />

wo er während den folgenden zwanzig Jahren<br />

in einer kleinen Wohnung wohnte.<br />

Als die Kommunisten Polen überfielen, wurde<br />

Raw Jisrael auch ins Militär einberufen, was<br />

zu jener Zeit als lebensgefährlich angesehen<br />

wurde. Seine Schwester, die Frau von Raw<br />

Jitzchak Meir Levin, versteckte ihn daraufhin<br />

in ihrer Wohnung, wo er sechs Monate bis<br />

ans Ende des Kriegs blieb. Danach kehrte<br />

er wieder nach Hause zurück. Um seine<br />

Familie zu ernähren, trieb er Handel, jedoch<br />

nicht direkt, sondern beteiligte sich bei einem<br />

anderen Kaufmann. Er konnte sich dadurch<br />

gut ernähren.<br />

Er war wegen seiner Tätigkeit aber gezwungen,<br />

sich zu reisen, und in jeder Ortschaft<br />

wurde er mit offenen Armen empfangen und<br />

gleich von vielen Chassidim bestürmt, die<br />

von ihm Tora hören wollten.<br />

In den Jahren, bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach,<br />

arbeitete er sehr schwer, um Bachurim<br />

‚mekarev’ zu sein und sie zu stärken. Er ver-<br />

13<br />

suchte in seinen Gesprächen mit<br />

ihnen jedes Detail ihres Lebens<br />

herauszufinden, um dann mit<br />

gezielten Worten die richtigen<br />

Stellen anzupacken und sie zu<br />

Jir’at Schamajim zu erziehen.<br />

<strong>Die</strong>ser Weg wurde von ihm auch<br />

später als Rebbe auf die gleiche<br />

Weise fortgesetzt.<br />

Sein Vater, der ‚Imre Emet’,<br />

übergab ihm ein Geschenk,<br />

das er keinem anderen Bruder<br />

anvertraute: Es war ein kleiner<br />

Brief, den er selbst von seinem<br />

Grossvater, dem Sfat Emet, bei<br />

seiner Bar Mitzwa erhalten hatte<br />

und darauf stand: „Er ist ein<br />

Gefäss, das bereit ist, Vollständigkeit<br />

zu empfangen.“ <strong>Die</strong>sen<br />

Brief schätzte er sehr, und er<br />

beschloss, ihn seinem Sohn Reb<br />

Jisrael kurz vor dem Krieg zu<br />

übergeben, ohne ihm den Grund<br />

des Geschenks zu erklären.<br />

Nachdem Reb Jisrael von den<br />

Nazis j’s flüchten konnte, fragte<br />

ihn sein Vater, ob er den Brief<br />

bei sich behalten hatte, was ihm<br />

jedoch nicht möglich gewesen war. Reb Jisrael<br />

bedauerte es jedoch sein ganzes Leben, dass er<br />

diesen Brief bei seiner Flucht von Warschau<br />

nicht mitgenommen hatte.<br />

Im ersten Monat nach dem Kriegsausbruch,<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

.rtc rat ohase<br />

von Elul 5699 bis Tischri 5700 (1940), bombardierten<br />

die Deutschen die Stadt Warschau.<br />

Eine grosse Bombe riss die ganze vordere<br />

Hälfte von Reb Jisraels Haus (er wohnte in<br />

einer Wohnung im dritten Stock) weg, durch<br />

ein Wunder wurde aber niemand verletzt.<br />

Am Sukkot kamen die Deutschen plötzlich<br />

ins Haus des Imrei Emet, wo man mitten im<br />

Dawenen war. Sie nahmen einige Männer zur<br />

Zwangsarbeit mit, unter ihnen befand sich<br />

auch Reb Jisrael. Durch ein grosses Wunder<br />

wurde er jedoch nach einer Stunde wieder frei<br />

gelassen. Er ging dann aber in eine andere<br />

Wohnung und dort beschloss er, sich in die<br />

Lehren des Rambam zu vertiefen. Er beteiligte<br />

auch Bachurim daran und stärkte sie dadurch.<br />

Eine Gruppe von Bachurim fragte ihn zu<br />

dieser Zeit, wie sie sich stärken könnten und<br />

was sie lernen sollen. Er antwortete ihnen,<br />

dass sie die Halachot von Kidusch Haschem<br />

gründlich lernen sollten.<br />

Im Adar des Jahrs 5700 versuchte ein Teil<br />

der Alter- Familie aus Polen zu flüchten.<br />

Reb Jisrael gehörte zu dieser Gruppe, jedoch<br />

blieben seine Frau und Kinder (Sohn und<br />

Tochter) zurück, um mit einer zweiten Gruppe<br />

nachzukommen. Während die erste Gruppe<br />

erfolgreich flüchten konnte, blieb jedoch die


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

zweite Gruppe in Warschau stecken, da kurz<br />

danach die Tore der Stadt geschlossen wurden.<br />

Alle verbliebenen Jehudim wurden danach al<br />

Kidusch Haschem getötet.<br />

Im Jahr 5708 (1948) baute Reb Jisrael sein<br />

Haus erneut auf, dieses Mal in Jeruschalajim.<br />

Als sein Vater, Reb Awraham Mordechaj, im<br />

Monat Sivan desselben Jahres niftar wurde,<br />

wurde die Führung des Chassidut, wie es<br />

der Vater befohlen hatte, in seine Hände<br />

übergeben.<br />

<strong>Die</strong>se Zeit war schwer für den Klall Jisrael.<br />

Im Krieg mit Jordanien herrschte zwar Waffenstillstand,<br />

jedoch war die Zukunft voller<br />

Ungewissheit und Gefahren. Vom Chassidut<br />

Es begann sehr unschuldig, wie solche Dinge<br />

normalerweise beginnen. Als es an einem gewöhnlichen<br />

Montagmorgen an der Tür läutete,<br />

hatte ich keinen Grund anzunehmen, dass es<br />

jemand anderer als meine Nachbarin war,<br />

die ein Glas Zucker ausborgen oder drei Eier<br />

zurückgeben wollte. „Nur einen Moment“, rief<br />

ich fröhlich, als ich die Musik leiser stellte<br />

und eilte, um die Tür zu öffnen.<br />

<strong>Die</strong>s war Fehler <strong>Nummer</strong> eins. Es ist immer<br />

14<br />

Gur, das vor dem Krieg noch ca. 100‘000<br />

Jehudim zählte, blieben nur wenige zurück,<br />

die meisten von ihnen waren in Körper und<br />

Geist gebrochen. Reb Jisrael wandte sich<br />

dieser schweren Arbeit voller Elan zu und<br />

benutzte all seine Kräfte, um das Chassidut<br />

wieder von neuem aufzubauen. Seine Arbeit<br />

trug Früchte, und langsam bekam das Chassidut<br />

unter seiner Führung wieder ein neues<br />

Aussehen.<br />

Seine Einstellung zum Chassidut war, das<br />

Tora-Lernen zu stärken und die G“ttesfurcht<br />

bei den Chassidim zu verankern. Er verlangte<br />

von jedem Chassid, dass er die Halacha<br />

befolgte, ohne irgendeine Erleichterung zu<br />

Verkauft!<br />

so. Ich denke nie an die „Guckloch Regel“, bis<br />

ich vor irgendeinem schrägen Charakter stehe,<br />

der schon einen Fuss in meiner Wohnung hat.<br />

<strong>Die</strong>ses Mal war der Mann kurz und stämmig,<br />

die Venen in seinem Gesicht standen hervor.<br />

Er legte einen schweren, aufgerollten Teppich<br />

gegen die Wand, sodass der Türrahmen blockiert<br />

war. Hatte ich bis dann vor, die Tür zu<br />

schliessen, so war dies nun keine Option mehr.<br />

„Teppich, Geweret“, verkündete er.<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

suchen. Er legte auch sehr viel Wert auf das<br />

Dawenen zur richtigen Zeit und das Verbot<br />

von unnötigem Geschwätz im Bet Hakneset.<br />

Gleich wie sein Vater erkannte Reb Jisrael,<br />

dass der Erfolg von Klall Jisrael vom<br />

Erfolg der ‚Agudat Jisrael“ abhängig ist<br />

und widmete sich allen möglichen Zibbur-<br />

Angelegenheiten.<br />

Während 29 Jahren führte Reb Jisrael das<br />

Chassidut Gur und konnte die Früchte sehen:<br />

Tausende Chassidim, und eine grosse Anzahl<br />

von Mosdot-Tora und Bate Knesset. Er wurde<br />

im Alter von 82 Jahren niftar und wurde auf<br />

dem Har Hasetim begraben.<br />

„Sie haben die falsche Adresse“, informierte<br />

ich ihn. „Wir haben keinen Teppich bestellt,<br />

es tut mir leid.“<br />

Der Mann schien jedoch unbeeindruckt und<br />

machte keine Anzeichen, entweder sich oder<br />

den Teppich auch nur einen Zentimeter zu<br />

bewegen. „Das sind orientalische Teppiche,<br />

Geweret, von bester Qualität,englische Wolle.<br />

Ich verkaufe sie zu spottbilligen Preisen.<br />

Es ist wirklich eine einmalige Gelegenheit.


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

leser schreiben<br />

Geschichten und ihre Lektionen<br />

Talmud Tora und "Derech Erez" DJZ<br />

Nr.4<br />

Ich weiss beim besten Willen nicht, was der<br />

erwähnte Artikel bezwecken soll. Es ist klar,<br />

dass wir unsere Kinder - gerade in der heutigen<br />

Zeit - nicht in Paris studieren lassen dürfen.<br />

Es dürfte auch unbestritten sein, dass wir bei<br />

der Ausbildung unserer Kinder sorgfältig und<br />

wachsam das Umfeld prüfen müssen, damit<br />

sie nicht negativen Einflüssen ausgesetzt sind.<br />

Was ist aber mit all unseren Baale Batim,<br />

die ehrlich bemüht sind unseren Jerschiwa-<br />

Bachurim und Bet Jakob-Mädchen eine<br />

Grundausbildung zu ermöglichen, damit sie<br />

sich eine Parnassa aneignen können? Ist dies<br />

nicht auch wichtig in unserer, oekonomisch<br />

so schwierigen Zeit? Sind wir alle Apikorsim,<br />

oder müssen wir einfach "nur" ein schlechtes<br />

Gewissen haben? Eine klare Stellungnahme<br />

der Jüz-Redaktion ist jetzt gefragt.<br />

Salomon Goldschmidt, Basel<br />

Sehr geehrter Herr Goldschmidt lj‘t!<br />

Besten Dank für Ihren Brief! Es ist anzunehmen,<br />

dass viele DJZ-Leser mit Ihnen einver-<br />

Vergleichen Sie die Preise in jedem Geschäft.<br />

Sie werden nie etwas so Billiges erhalten.“<br />

„Für wie viel verkaufen Sie sie?“ fragte ich.<br />

Das war Fehler <strong>Nummer</strong> zwei. Sobald die<br />

Worte meinen Mund verlassen hatten, hätte<br />

ich alles getan, um sie zurückzunehmen.<br />

Was ich hätte sagen sollen, war: „Nein, ich<br />

bin nicht interessiert.“ Punkt! Keine Fragen,<br />

keine Erklärungen, keine Entschuldigungen.<br />

Ich brauche keinen Teppich. Ich wollte keinen<br />

Teppich. Ich hatte noch nie auch nur im Traum<br />

daran gedacht einen zu kaufen.<br />

Doch gleich wie die „Guckloch Regel“ meldete<br />

sich auch meine Logik ein wenig zu spät.<br />

Was ich hätte sagen können und sollen, waren<br />

Dinge der Vergangenheit. Mein Teppichhändler<br />

bekam dieses Glitzern in den Augen und<br />

ich konnte sehen, dass dieser Teppich in seinen<br />

Gedanken schon verkauft war. Er begann, den<br />

Teppich aufzurollen und versicherte mir die<br />

ganze Zeit: „<strong>Die</strong>se kosten normalerweise 800,<br />

doch für Sie, Geweret, mache ich es für 400.“<br />

Ich fragte ihn fast, ob er Schekel oder Dollar<br />

meinte, doch ich biss mir auf die Zunge. Ich<br />

würde nicht wieder in die Falle gehen. Sag,<br />

ich bin nicht interessiert, sagte mir mein Verstand.<br />

Doch ich konnte es einfach nicht über<br />

mich bringen, die enthusiastischen Wünsche<br />

dieses Mannes für das Wohlbefinden und die<br />

Gesundheit und den Reichtum meiner ganzen<br />

Familie zu unterbrechen.<br />

15<br />

standen sind und sich dieselben Gedanken<br />

darüber machten, als sie diesen Artikel lasen.<br />

Es ist klar, dass es nicht die Absicht von Reb<br />

Scholem Schwadron sZl. war, ehrlichen<br />

Ba‘ale Batim ein schlechtes Gewissen zu<br />

vermitteln. Seine Absicht war es wohl vielmehr,<br />

den Leuten die Augen zu öffen, welche<br />

die ‚schwierige ökonomische Zeit‘ mit den<br />

noch viel schwierigeren ruchniutdigen Zeit<br />

vergleichen! Unser irdisches Auge sieht die<br />

Schwierigkeiten der materiellen Welt viel<br />

klarer, als es diejenigen der ruchni‘usdigen<br />

Welt erkennt! Der Mensch versucht deshalb<br />

viel eher, sich vor den materiellen Schwierigkeiten<br />

zu schützen, während er das Ruchniut<br />

schnell an zweite oder schlimmsten Falls sogar<br />

an zehnte Stelle legt! Und wohl genau das<br />

wollte Reb Scholem Schwadron mit seiner<br />

Drascha bezwecken: Dass die Jehudim die<br />

Augen öffnen und sich der anderen Schwierigkeiten<br />

auch bewusst werden!<br />

Ein bekannter Maggid erwähnte einmal einen<br />

Midrasch, der von drei grossen Kriegen<br />

spricht. Der Midrasch sagt, dass der erste Krieg<br />

im Vergleich zum zweiten, überhaupt nicht<br />

so schlimm sein wird. Und so wird auch der<br />

zweite Krieg im Vergleich zum dritten nicht<br />

so schlimm sein.<br />

<strong>Die</strong>ser Midrasch kann uns schreckliche Furcht<br />

einflössen! Wir haben ja schreckliche Sachen<br />

über den zweiten Weltkrieg gehört!<br />

Der Chofez Chajim sagte darauf, dass der<br />

Der Teppich war nun vor mir in seiner ganzen<br />

Pracht ausgebreitet. Ich sprang „vor Freude“<br />

fast in die Luft. Es war ein Paisleymuster in<br />

gold und braun, das überhaupt nicht zu den<br />

fliederfarbenen Stühlen in meinem Esszimmer<br />

passte. Jeder, auch der begeistertste Händler<br />

konnte sehen, dass dieser Teppich einfach<br />

nichts in meinem Esszimmer zu suchen hatte.<br />

Schnell benutzte ich diese Ausrede: „Er ist<br />

wirklich wunderschön“, sagte ich und strich<br />

mit der Hand über die weiche Wolle, „und der<br />

Preis scheint auch vernünftig. Doch er passt<br />

einfach nicht ins Zimmer.“<br />

Einen Moment lang schwankte der Mann,<br />

als er einen lahmen Versuch machte, mich zu<br />

überzeugen, dass braun eine neutrale Farbe<br />

war und sowieso - welche Farbe waren denn<br />

meine Stühle? Doch ich liess nicht zu, dass<br />

ich mich ein zweites Mal verlor. Ich sagte<br />

noch einmal überzeugt, dass ich unmöglich<br />

braun in meinem Wohnzimmer haben würde.<br />

Das war Fehler <strong>Nummer</strong> drei, obwohl ich das<br />

zurzeit noch nicht wusste. Ich dachte, ich wäre<br />

jetzt frei, und ich war erleichtert, als ich mich<br />

entschuldigte und dem Mann viel Erfolg mit<br />

seinen Verkäufen wünschte.<br />

Eine Woche später; als ich das Ereignis schon<br />

völlig vergessen hatte, bekam ich die ernsthaften<br />

Folgen meiner grossartigen Ausrede<br />

zu spüren. Wieder war es ein gewöhnliches<br />

Läuten an meiner Tür und wieder war die<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

dritte Krieg kein „materieller Krieg“ sein wird,<br />

sondern ein geistiger! <strong>Die</strong>ser Krieg werde viel<br />

mehr Seelen ‚töten‘ als der Zweite Krieg!<br />

Der Maggid führte dazu weiter aus: „Und<br />

nun atmen wir alle auf! G“tt sei Dank, doch<br />

nicht so schlimm! Aber genau hier liegt das<br />

Problem, denn wir kümmern uns weniger um<br />

unsere Seele, als um unser Körper!“<br />

Herr Goldschmidt, Sie haben Recht, dass wir<br />

uns ökonomisch in einer schweren Phase befinden,<br />

aber ich bezweifle sehr, dass es in jener<br />

Zeit, als Raw Schwadron diese Drascha hielt,<br />

unbedingt einfacher war, sich über Wasser zu<br />

halten. Aber in der Zeit von Reb Elchonon<br />

Wassermann war der Parnassa-Zustand mit<br />

Sicherheit schwerer. <strong>Die</strong> ruchniut‘digen<br />

Schwierigkeiten der Strasse, sind heutzutage<br />

hingegen ohne Zweifel um das Vielfache<br />

schwerer! Also, obwohl wir nicht in der<br />

selben Zeit leben, glaube ich dennoch, dass<br />

Raw Scholem Schwadron seine Drascha auch<br />

in der heutigen Zeit gesagt hätte, vielleicht<br />

sogar ganz besobnders in dieser Zeit - mit<br />

den erwähnten Absichten!<br />

Falls die Übersetzung seiner Drascha aber ein<br />

falsches Bild oder einen falschen Eindruck<br />

vermittelt hat, bitte ich Sie und alle Leser<br />

um Entschuldigung. <strong>Die</strong>s war nicht meine<br />

Absicht, und ich bin mir sicher, es wäre auch<br />

nicht Absicht von Reb Scholem Schwadron<br />

und den anderen erwähnten Gedolim gewesen.<br />

In Hochachtung der Übersetzer<br />

Tür offen, bevor ich mich erinnerte, durch<br />

das Guckloch zu schauen. Ich erschrack, als<br />

ich meinen Besucher erkannte: das gleiche<br />

Gesicht, dieselbe Stimme, derselbe Teppich.<br />

„<strong>Die</strong>ses Mal habe ich das Richtige für Sie,<br />

Geweret. Ich habe die Firma gebeten, denselben<br />

Teppich in den Farben flieder und rosa<br />

zu machen, speziell für Ihr Wohnzimmer.“<br />

Dort war er und schleppte die schwere Rolle<br />

durch meinen Korridor, strahlte über sein<br />

ganzes Gesicht und ging schnurstracks in<br />

mein Esszimmer. Ich stand dort und dachte<br />

fieberhaft nach, was ich sagen konnte, um<br />

diesen Mann und den Teppich aus meinem<br />

Haus zu bringen.<br />

„Ich habe kein Geld“, war das Erste, an das<br />

ich dachte. Ich wusste, es war nicht sehr gut,<br />

doch es war besser, als „ich muss darüber<br />

nachdenken“, denn dann würde sich die Szene<br />

an einem anderen, unschuldigen Montagmorgen<br />

wiederholen.<br />

„Oh, das ist kein Problem, Geweret. Check,<br />

Visa ich nehme alles. Ich ziehe normalerweise<br />

Bargeld vor, doch für Sie, Geweret, Sie verdienen<br />

diesen Teppich. Er wurde besonders<br />

für Ihr Esszimmer gemacht.“<br />

„Wir schreiben keine Checks und ich habe<br />

auch keine Visa Karte“, ich war verzweifelt.<br />

Er war zu sehr damit beschäftigt, den Teppich<br />

auf meinem Esszimmerboden auszubreiten,<br />

um zu antworten.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wer schon lange<br />

Zeit Ma’asser gibt<br />

3) Obwohl heute gepaskent<br />

wird, dass<br />

das Ma’asser-Geben<br />

grundsätzlich nur ein<br />

„Minhag“ ist, wird es<br />

für einen Menschen, der<br />

diesen Minhag schon<br />

eine lange Zeit ausübt,<br />

zu einer Pfl icht, da es<br />

ein Gelübde wird1 Der<br />

Minhag wird dadurch<br />

oft zu einem Gebot der<br />

Tora.2<br />

Minhag der Stadt<br />

4) Haben die Stadtbewohner<br />

es auf sich genommen,<br />

Ma’asser abzusondern,<br />

oder haben<br />

sie sich so verhalten,<br />

auch ohne es explizit auf<br />

sich zu nehmen, dann ist jeder Stadtbewohner<br />

(und auch seine Kinder) verpfl ichtet, sich so<br />

zu verhalten.3<br />

Minhag der Väter<br />

5) Haben die Vorfahren eines Menschen<br />

immer Ma’asser gegeben, so ist auch er verpfl<br />

ichtet, diesen Minhag weiterzuführen, denn<br />

‚Weiche nicht von der Tora deiner Mutter ab.’4<br />

1 Schut Chawot Ja’ir 224, Schut Chatam Sofer<br />

Jo’d Siman 231, Schut Chatan Sofer Siman 20. Im Schut<br />

Sche’ilat Ja’awetz steht sogar, dass schon nach einem Mal<br />

Ma’asser-Geben dies in ein Gelübde verwandelt wird.<br />

2 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach,<br />

und so antwortete auch Raw Menasche Klein.<br />

3 Schut Riwasch Siman 399 und Schut Chawot<br />

Ja’ir Siman 126 und Pri Chadasch Orach Chajim 496. Siehe<br />

auch im Schut Chatam Sofer Jo’d 107.<br />

4 Schut Jehuda Ja’ale Jo’d 334.<br />

„Wenn Sie wollen, können Sie den Teppich<br />

als Geschenk hier lassen“, versuchte ich zu<br />

witzeln.<br />

„Hm, Geweret, ich habe das noch nie zuvor<br />

getan, doch mit einem solch wunderschönen<br />

Teppich, der so gut zu Ihren Möbeln passt,<br />

wissen Sie was? Ich werde ihn hier lassen,<br />

ich weiss, dass ich Ihnen trauen kann. Ich<br />

werde in zwei oder drei Tagen kommen, um<br />

das Geld zu holen.“<br />

Ich wollte ihn fragen, wie er wusste, dass<br />

er mir trauen konnte, wenn ich nicht einmal<br />

mir selbst zutrauen konnte, einen Fremden<br />

aus meiner Wohnung zu bringen, doch ich<br />

blieb still. Ich suchte verzweifelt nach einem<br />

Ausweg aus meiner Situation.<br />

Weshalb passiert mir das immer?, stöhnte ich<br />

innerlich. Ich war bereit, darauf zu wetten, dass<br />

dieser Mann seinen Teppich nicht einen Schritt<br />

in die Wohnung meiner Nachbarn gebracht<br />

hätte. Sie mussten miteinander verschworen<br />

sein, beschloss ich, dieser Mann und die<br />

vesm ,ufkv<br />

Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />

von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />

16<br />

Nicht verspäten<br />

6) Besitzt man Geld<br />

für arme Leute, und am<br />

Ort, an dem man sich<br />

befi ndet, gibt es arme<br />

Leute, dann übertritt<br />

man das Verbot von<br />

‚Bal Te’acher- verspäte<br />

nicht’, wenn man<br />

ihnen das Geld nicht<br />

übergibt.5<br />

Wann ist man verpflichtet,<br />

einen<br />

Fünftel zu geben?<br />

7) Weiss man, dass es<br />

in der Stadt arme Menschen<br />

gibt, die kein<br />

Brot haben, oder auch<br />

Personen, die Kleider<br />

benötigen, dann ist<br />

man verpfl ichtet, bis<br />

zu einem Fünftel abzusondern, falls man die<br />

Mittel dazu hat.6<br />

Mehr als ein Fünftel<br />

8) Lekatchila soll man nicht mehr als ein<br />

Fünftel weggeben, sodass man selbst nicht auf<br />

andere Menschen angewiesen wird.7<br />

5 Rambam Hilchot Matnot Anijim 8.1. Siehe dazu<br />

auch nachfolgende Halachot<br />

6 Ahawat Chessed 2. Teil 18.4. Dort wird in der<br />

Anmerkung die Meinung des Rambam in seiner Erklärung<br />

zu den Mischnajot und die Meinung des Wilnaer Gaon in<br />

seinem Brief gebracht. Siehe dazu auch, was Reb Mosche<br />

Sternbuch in seinem Kuntrass Am Hatora (zweite Ausgabe,<br />

Teil 5) zur Meinung des Wilnaer Gaon erklärt hat.<br />

7 Ketubot 50a, Jalkut Schimoni Wajeze 123 und<br />

so auch im Ri’f Ketubot 18. und im Rosch 4.15. Im Schut<br />

Scho’el Umeschiw 1. Ausgabe 2. Teil 175 wird hingegen<br />

ein anderer Grund angegeben, weil die Armut ihn dann<br />

vielleicht dazu führen wird, gegen den Willen Haschem zu<br />

Frau, die im letzten Monat mit dem Makeup<br />

vorbeikamen und der Handtuchhändler, der<br />

mich dazu brachte, vor Pessach einen Stapel<br />

Badetücher zu kaufen.<br />

Sie mussten wissen, dass die Frau im dritten<br />

Stock im Eckhaus ein leichtes Opfer ist. Es<br />

wundert mich nicht, dass sie so schnell bereit<br />

waren, ihren Preis zu reduzieren. Schliesslich<br />

konnte es nicht oft geschehen, dass jemand<br />

auf sie hereinfi el.<br />

Der Mann schwitzte stark, als er am Teppich<br />

zog und schob und versuchte ihn unter<br />

meinen Tisch und die Stühle zu stecken. In<br />

einem kurzen schwachen Moment schaffte<br />

ich es sogar, hinunterzuschauen und zu bewundern,<br />

wie sehr der Teppich das Zimmer<br />

verschönerte. Und während der Sekunde, die<br />

ich brauchte, um wieder zu mir zu kommen,<br />

war der Mann schon aufgestanden und eilte<br />

durch die Tür, während er mir versicherte,<br />

dass er zurück kommen würde und dass ich,<br />

Geweret, in der Zwischenzeit meinen Kauf<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

Teschuwa der Gedolim:<br />

Raw Schlomo Salman<br />

Auerbach sZl.<br />

Ist es erlaubt, wenn man für ein Tora-Institut Geld<br />

sammelt, die Zahl der Schüler zu übertreiben?<br />

Antwort:<br />

„Es gibt viele Mosdot-Hatora und -Chessed, die die<br />

Anzahl der Schüler oder der Spender etc. übertreiben.<br />

Ich will hiermit bekannt geben, dass ich zwar nicht<br />

Schlechtes über diejenigen denke, die es tun, denn<br />

Grössere und Bessere als ich haben es getan und tun<br />

es noch immer, und wahrscheinlich haben sie dafür<br />

auch einen ‚Heter’ gefunden.<br />

Der Wahrheit entsprechend bin ich ein Unwissender<br />

und mir ist kein ‚Heter’ für diese Sache bekannt.“<br />

(Minchas Schlomo 2. Teil Siman 97.9)<br />

Der Chafez Chajim zählt jedoch sechs Zustände<br />

auf, bei denen auch mehr als ein Fünftel<br />

für Zedaka gegeben werden darf: (Details<br />

dazu folgen anschliessend.)<br />

- Bei Lebensgefahr.<br />

- Falls es arme Leute gibt<br />

- Bei einem sehr reichen Mann, der auch nicht<br />

auf andere angewiesen sein wird<br />

- Bei einem kleinen Betrag. Wenn man zum<br />

Beispiel eine Arbeit hat, bei der man mehr<br />

verdient, als das ,was man zum Leben benötigt,<br />

so darf man den ganzen zusätzlichen Teil für<br />

Zedaka geben, selbst wenn das mehr als ein<br />

Fünftel ist, denn man wird dadurch ja nicht<br />

auf andere Menschen angewiesen sein.<br />

- Zur Unterstützung der Tora<br />

- Wer sein Geld auch für unwichtige Sachen<br />

ausgibt, wie zum Beispiel, jemand der sich<br />

aussergewöhnlich schöne Kleidung kauft und<br />

in vornehmen Häusern wohnt.8<br />

handeln.<br />

8 Ahawat Chessed 2. Teil 20. Kapitel<br />

in guter Gesundheit geniessen sollte.<br />

Nun, ich war immer stolz gewesen auf meine<br />

Unfähigkeit ‚Nein‘ zu sagen. Obwohl ich immer<br />

darüber als meine schwache Seite sprach,<br />

war ich doch froh darüber und dachte, es sei<br />

eine noble Eigenschaft, die ich direkt von<br />

Awraham Awinu übernommen hatte.<br />

Ich war der Typ, der immer einen Becher<br />

Limonade am Stand des Achtjährigen kaufte<br />

und die noch ein Los kaufen musste, auch<br />

wenn es das zehnte war, das mir innerhalb<br />

einer Stunde angeboten wurde. Nicht weil ich<br />

Limonade besonders gerne hatte oder weil je<br />

eines meiner Lose gewonnen hatte, ich fand es<br />

nur schwierig, den Optimismus dieser Kinder<br />

mit erwachsenem Pragmatismus zu zerstören.<br />

Es waren jedoch nicht nur Kinder. Im Lauf<br />

der Jahre hatte ich eine beeindruckende<br />

Anzahl von Kassetten, Büchern und Bilder<br />

gesammelt, die alle etwas gemeinsam hatten:<br />

Sie dienten absolut keinem Zweck in meinem<br />

Haus, ausser mich an meine schwache Seite


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

zu erinnern.<br />

Meine Schwäche hatte mich jedoch noch<br />

nie zuvor so weit geführt. Um jemanden an<br />

einem kalten Wintertag glücklich zu machen<br />

und eine Tube Handcreme zu kaufen, ist eine<br />

Sache. Zuzuschauen, wie dein Esszimmer<br />

sich vor deinen Augen verändert, während<br />

du in passivem Schweigen dastehst, ist eine<br />

ganze andere Gesichte. Und keine sehr bewundernswerte.<br />

„Nettsein“ hat seine Grenzen. Es gab andere<br />

Menschen in meinem Leben, deren Gefühle<br />

vor denen dieses Fremden kamen. Wie mein<br />

Mann, der den peinlichen Job haben würde,<br />

mich aus diesem Schlammassel zu holen.<br />

Plötzlich erkannte ich, was ich nie zuvor so<br />

klar gewusst hatte. Man muss wissen, wie man<br />

die Tür zuhält. Man muss lernen, zu sagen:<br />

‚Nein, ich bin nicht interessiert.‘ Absolut und<br />

unwiderruflich. Nicht immer waren Annehmlichkeiten<br />

und Grosszügigkeit der Kompass,<br />

nachdem man sich in Zeiten des Zweifels und<br />

Endlich ist der Winter hier. Zuerst kam der<br />

Herbst und danach der Winter. Nun ist alles<br />

kalt und nass und wir müssen Pullover und<br />

Mäntel und Stiefel tragen.<br />

Der Himmel wird sehr früh dunkel im Winter<br />

und ich muss früh heimkommen, wenn ich bei<br />

meinen Freundinnen spiele nach der Schule.<br />

Meine Ima will nicht, dass ich draussen bin<br />

wenn es dunkel ist. Nur wenige Kinder gehen<br />

im Winter auf den Spielplatz. <strong>Die</strong> wenigen<br />

Blätter, die noch auf den Bäumen hängen sind<br />

trocken und der Wind bläst sie überall herum.<br />

<strong>Die</strong> Erde hinter meinem Haus ist auch dunkel,<br />

da sie voller Regen ist. Manchmal sehe ich<br />

einige kleine Spatzen, die umherhüpfen und<br />

von den Ästen zwitschern, doch sonst sind<br />

keine Vögel zu sehen.<br />

Ima sagt, dass Erez Jisroel noch viel mehr<br />

Regen braucht und dass wir dawenen sollen,<br />

dass Haschem uns viel Regen schickt. Dann<br />

werden wir genug Wasser haben zu trinken,<br />

genug für die Pflanzen auf dem Feld und<br />

auch für alles andere. Wenn wir in der Schule<br />

dawenen und sagen „maschiw ho’Ruach<br />

u’morid haGeschem“ und „we’sen Tal uMatar<br />

liWracha“, schliesse ich meine Augen und<br />

sage diese Worte mit meinem ganzen Herzen,<br />

sodass Haschem meine Tefillot gerne hat und<br />

uns viel Regen geben wird.<br />

Ich liebe den Winter. Ich liebe das Geräusch,<br />

wenn die Regentropfen auf den Fenstern<br />

tanzen. Ich liebe es mich unter einer warmen<br />

Decke zusammenzurollen, wenn es draussen<br />

so kalt ist. Ich liebe die Suppen, die meine<br />

Ima kocht und die saftigen Orangen und<br />

Mandarinen, die Ima auf dem Markt kauft.<br />

Eines Tages als ich aus der Schule nach Hause<br />

17<br />

der Unsicherheit richten musste.<br />

Jüdisch sein verlangt manchmal einen festen<br />

Stand. Einen Stand, in dem man keine der drei<br />

wichtigsten Regeln verletzt: Öffne nicht die<br />

Tür! Stelle keine Fragen! Und wenn du die<br />

ersten zwei Regeln übertreten hast, so könnte<br />

dich die dritte retten: Nenne keine Gründe<br />

und Ausreden.<br />

Der Jetzer Hara ist ein Profi bei Hausbesuchen<br />

bei arglosen Kunden wie mir. Er klopft an die<br />

Tür und präsentiert eine ganze Reihe praktischer<br />

Vorschläge und attraktiver Angebote.<br />

Und wenn wir nicht weise genug sind, durch<br />

das Guckloch zu schauen und ihn sofort zu<br />

identifizieren, so riskieren wir, in seine Falle<br />

zu tappen.<br />

Wenn wir uns mitten in einer Diskussion befinden,<br />

dann hat er schon den halben Kampf<br />

gewonnen. Dann ist unsere einzige Hoffnung<br />

der Rückzug und die drei Worte: „Ich bin nicht<br />

interessiert.“ Wenn der Jetzer Hara beginnt,<br />

uns Dinge zu verkaufen, so müssen wir uns<br />

Kleider und Chessed<br />

Für <strong>Die</strong> KinDer<br />

kam, fand ich das Kinderzimmer in einem<br />

grossen Durcheinander vor. Überall waren<br />

Stapel mit Kleidern. Ima hatte alle unsere<br />

Winterkleider von den oberen Regalen hinuntergenommen<br />

und die Regale geputzt, sodass<br />

sie unsere Sommerkleider dort versorgen<br />

konnte. Das tut sie jedes Jahr.<br />

Stapel mit Pullovern, warmen Jupes, Rollkragenpullover<br />

und alte Mäntel waren überall<br />

auf den Betten und auf der Kommode. Ima<br />

nahm die warmen, wollenen Decken hinunter<br />

und waschte die dünnen Sommerdecken und<br />

versorgte auch sie hoch oben im Schrank.<br />

Während den nächsten zwei Tagen probierten<br />

wir alle unsere Kleider an, um zu sehen, was<br />

uns noch passte und dann räumte Ima alle<br />

Schubladen und Regale für den Winter ein.<br />

Am zweiten Nachmittag danach, sah ich wie<br />

Ima viele verschiedene Dinge auf die Seite<br />

legte: Jupes, die mir zu kurz waren, Kleider,<br />

die Nomi zu eng waren, Handschuhe und<br />

Schals, die wir nicht brauchten, ein Mantel, der<br />

zu klein war für Michoel, ein süsser Pullover,<br />

der mir letztes Jahr gepasst hat und noch viele<br />

andere Sachen.<br />

„Was machst du mit all diesen Sachen?“ fragte<br />

ich Ima, als ich ihr half, sie alle in grosse<br />

Plastiksäcke zu stecken. „Wirfst du sie weg?“<br />

„Chas weschalom!“ sagte Ima. „Das sind<br />

ausgezeichnete Kleider, doch wir können sie<br />

nicht mehr benutzen. Ich werde sie zu einem<br />

Kleidergemach geben. Es ist eine Mizwa<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

an diesen langweiligen Satz halten, bis er<br />

sich zurückzieht und nach einem besseren<br />

Opfer sucht.<br />

Es brauchte das Teppich- Ereignis, um mich<br />

die dritte, unantastbare Regel zu lehren.<br />

„Nenne auf keinen Fall Gründe oder Ausreden<br />

für deine Weigerung“. Er wird mit tausend<br />

Gegenargumenten kommen, um dir zu beweisen,<br />

dass du nicht recht hast. Sag ihm,<br />

dass der Teppich nicht passt, und bevor du<br />

dich umdrehst, hat er den passenden in dein<br />

Esszimmer gelegt.<br />

So ist es mit diesen Leuten. Sie sind ausgebildet,<br />

ihren Job gut zu machen - und wir müssen<br />

unseren machen. Also lerne ich zu sagen;<br />

„Nein, ich bin nicht interessiert.“ Langsam.<br />

Doch das ist in Ordnung. Schliesslich dauert<br />

es eine Weile, bis man all den Staub los wird,<br />

der während vielen Jahren unter den Teppich<br />

geschoben wurde.<br />

anderen Menschen Kleider zu geben. Wir<br />

sind dann Haschem ähnlich, denn wie wir in<br />

Birkat Haschachar sagen, ist Er „Malbisch<br />

Arumim“, Er kleidet alle.<br />

Später am selben Nachmittag, half ich Ima<br />

die Kleidersäcke alle Treppen in unserem<br />

Gebäude hinunter zu tragen. Wir klopften an<br />

die Tür einer unserer Nachbarn, Frau Schadmi<br />

und borgten ihren altmodischen Einkaufswagen<br />

aus. Dann gingen wir zusammen zum<br />

Gemach und zogen den vollen Einkaufswagen<br />

hinter uns her.<br />

Während wir gingen, erzählte mir meine<br />

Mutter: „Der Winter ist hier und alle Kinder<br />

brauchen Pullover, Mäntel, Stiefel und andere<br />

warme Dinge, um sie vor dem Wetter<br />

zu schützen, sodass sie nicht krank werden.<br />

Doch einige Familien haben nicht genug<br />

Geld, um alle neuen Winterkleider in einem<br />

Geschäft zu kaufen, denn Kleider können sehr<br />

teuer sein. Also bringen viele Menschen alle<br />

schönen Kleider, die sie nicht mehr brauchen<br />

zu diesem Gemach und dann kann wer immer<br />

sie braucht, während den Öffnungszeiten<br />

kommen und nehmen, was sie brauchen.“<br />

„Gratis?“ fragte ich.<br />

„Manchmal gratis und manchmal verlangt<br />

das Gemach ein bisschen Geld für jedes Kleidungsstück,<br />

sodass sie genug Geld haben, um<br />

die Elektrizität oder ähnliches zu bezahlen.<br />

Jeden Morgen arbeitet eine Frau im Gemach<br />

und sie hilft den Menschen die richtige Art<br />

Kleider und die passende Grösse zu finden.<br />

Jetzt ist das Gemach geschlossen für Kunden<br />

und nur die Freiwilligen sind dort.“<br />

Das Kleidergemach befand sich im Keller<br />

eines grossen Gebäudes. Drinnen sah ich viele


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Reihen mit ordentlichen<br />

Regalen voller Kleider<br />

und viele Reihen voller<br />

hängender Kleider. Es<br />

gab Regale voller Schuhe<br />

und Stiefel, Körbe voller<br />

Strümpfe und sogar einige<br />

Körbe mit Spielzeug. Es<br />

sieht aus genau wie ein<br />

Geschäft, dachte ich mir.<br />

Als wir eintraten, waren<br />

dort einige Frauen, die<br />

miteinander schwatzten<br />

und lachten und alles<br />

auf den Regalen schön<br />

falteten. Ima gab unsere<br />

Sachen einer der Frauen<br />

und dann begann sie sich<br />

mit ihr zu unterhalten.<br />

In der Zwischenzeit sah<br />

ich mich ein wenig um,<br />

schaute auf die Regale und<br />

in die Körbe und wunderte<br />

mich über die Unmengen<br />

von Kleider die ich sah.<br />

Ich beschloss so zu tun,<br />

als ob ich eine Mutter<br />

war, die sich Kleider für<br />

ihre Kinder aussuchte.<br />

Natürlich berührte ich<br />

keine der ordentlichen<br />

Haufen – es war alles<br />

nur ein Spiel – doch ich<br />

überlegte mir, welche<br />

Kleider und Pullover ich<br />

auswählen würde. Es gab<br />

so viele, die ich wollte.<br />

Plötzlich sah ich die<br />

Grossmutter meiner guten<br />

Freundin Tehilla . Sie sass<br />

auf einem Stuhl und nähte<br />

einen Knopf auf einen<br />

Pullover oder eine Jacke<br />

und um sie herum sah<br />

ich viele andere Kleider<br />

liegen.<br />

„Tammi, wie geht es dir?“<br />

fragte sie mich und winkte<br />

mir zu. Ich ging näher,<br />

um zu sehen, was sie tat,<br />

da erklärte sie: „Es gibt<br />

Frauen hier im Gemach,<br />

18<br />

Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011


Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />

die jedes Kleidungsstück genau anschauen,<br />

das hier ankommt. Meistens sind die Kleider<br />

wundervoll und man kann sie sofort anziehen.<br />

Doch wenn sie eine Jacke finden, der ein<br />

Knopf fehlt oder einen Jupe, dessen Saum<br />

heruntergefallen ist, dann bringen sie diesen<br />

19<br />

gucav ,arp<br />

vnur,<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Zweck des Mischkans: Verbindung<br />

zwischen Verstand und Herz<br />

We’assu li Mikdasch weSchachanti betocham<br />

– Sie sollen Mir ein Heiligtum machen und Ich<br />

werde in ihnen ruhen…“ (25,8).<br />

Als Hkb“H zu Mosche sagte: „Macht mir ein<br />

Heiligtum“, rief Mosche verwundert aus: „Nicht<br />

einmal die Himmel können Deine Ehre erfassen<br />

und wir sollen ein Heiligtum für Dich schaffen?“<br />

Da erklärte ihm Hkb“H: „Nicht so wie du es<br />

meinst. Ich spreche lediglich von der Errichtung<br />

von 20 Brettern im Norden, 20 im Süden und acht<br />

im Westen, und darin werde Ich meine Schechina<br />

ruhen lassen“ .<br />

Bei den antiken Völkern meinte man, dass man die<br />

Macht und Grösse ihrer Götzen von der Besonderheit<br />

und dem Reichtum der für sie errichteten<br />

Tempel und Kultstätten ableiten kann. Mosche<br />

Rabenu wunderte sich, auf welche Weise das<br />

jüdische Volk einen für die unermessliche und<br />

uneinschätzbare Ehre G‘ttes angemessenes Heiligtum<br />

erstellen konnte. Haschem gab ihm jedoch<br />

zu verstehen, dass mit dem Bau des Mischkans<br />

ganz andere Ziele und Interessen verfolgt werden.<br />

Er wollte kibejachol Seine Schechina im Klall<br />

Jisrael ruhen lassen.<br />

In den Sefarim haKedoschim wird der Sinn der<br />

„Haschra’at haSchechina“ besser erklärt, gestützt<br />

auf die Anmerkung, dass es im Passuk „weSchachanti<br />

betocham - Ich werde in ihnen ruhen“<br />

heisst und nicht betocho – in ihm“, im Mischkan,<br />

wie es eigentlich hätte heissen sollen . <strong>Die</strong> Rede<br />

ist vom Herzen der Menschen, in denen Hkb“H<br />

gerne ruhen möchte.<br />

Wie kann der Mensch das erreichen? Das „Herz“<br />

ist die Quelle und Schaltstelle des menschlichen<br />

Willens, das ihn leitet und zur Verfolgung seiner<br />

Interessen führt. Der „Verstand“ ist das Werkzeug<br />

des Wissens und Verstands des Menschen und verschafft<br />

ihm die Möglichkeit, durch Bereicherung<br />

des Verstands und die Erfassung der Umwelt den<br />

Willen im Herzen zu beeinflussen. Theoretisch<br />

sollte ein Verstand, der Tora lernt und den Sinn des<br />

Lebens erfasst hat, der die Gefahr der schlechten<br />

Eigenschaften studiert hat und an einem eifrigen<br />

und hingebungsvollen G‘ttesdienst interessiert ist,<br />

seine Erkenntnisse dem Herzen zuführen und es<br />

beeinflussen, so dass das Herz den menschlichen<br />

Willen entsprechend einstellt und ihn in diese<br />

Richtung lenkt. Das Problem liegt jedoch darin,<br />

dass sich durch begangene Sünden auf dem Herzen<br />

der Menschen eine Art Verunreinigung wie<br />

eine „Schale“ aufbaut. Je dichter sie wird, umso<br />

weniger lässt sie durch. Der Kontakt zwischen<br />

Verstand und Herz wird gestört und er kann das<br />

von der Unreinheit beeinflusste Herz nicht mehr<br />

informieren und korrigieren.<br />

Deshalb verlangt die Tora (Dewarim 10,16):<br />

„Umaltem et Orlat Lewawchem… - Ihr sollt die<br />

Vorhaut eurer Herzen beschneiden, so wird euer<br />

Nacken nicht mehr hartnäckig sein“. Raschi erklärt<br />

diese Orla (Vorhaut) mit „einer Verstopfung und<br />

Bedeckung des Herzens“. Obwohl Hkb“H einerseits<br />

den Bau eines echten Hauses befahl, erklärte<br />

Er zugleich, dass dieses Mikdasch nicht das wahre<br />

Ziel war. Es war nur ein Modell und Beispiel für<br />

den eigentlichen Zweck - das menschliche Herz.<br />

Gemäss den Rischonim glich das Mischkan<br />

einem Miniaturmodell des gesamten Universums<br />

– „Olam haKatan“ (eine kleine Welt) – war<br />

aber zugleich auch ein Abbild des menschlichen<br />

Körpers . Das „Kodesch Kodschim“, in dem<br />

der Aron haKodesch mit der Tora ruhte, stellte<br />

den Verstand des Menschen dar; das „Kodesch“<br />

entsprach dem Herz. Deshalb stand dort die<br />

Menora, die mit ihren sieben Armen die sieben<br />

menschlichen Charaktereigenschaften (Midot)<br />

darstellte. Der „Schulchan“ mit den „Lechem<br />

haPanim“ symbolisiert die menschlichen Gelüste<br />

und der „Misbeach haKetoret“ seine Taten – die<br />

wohlriechenden Pflanzen die guten Taten und<br />

das an und für sich übel riechende Chelbena die<br />

schlechten Taten.<br />

Wir verstehen somit sehr gut, weshalb Mosche<br />

Rabenu die „Luchot haBrit“ zerbrach, als das<br />

Volk beim Egel haSahaw sündigte: Er zeigte<br />

ihnen damit den Verlust der Verbindung zwischen<br />

Verstand und Herz! <strong>Die</strong> Tora, die das Wissen<br />

über die Existenz des wahren und einzigen<br />

G’ttes darstellt, den ihr Verstand bei Matan Tora<br />

erfasst hatte, konnte nicht mehr zu ihrem Herzen<br />

durchdringen, da sich dieses anderen, fremden<br />

Interessen (Awoda Sara) zugewandt hatte. Was<br />

nützte ihnen in diesem Fall das Wissen – die Tora,<br />

wenn sie diese nicht verinnerlichten und sie nicht<br />

mit ihrem ganzen Körper fühlten, mit ihr lebten<br />

und danach handelten?!<br />

zu mir und ich flicke sie.“ Sie lächelte.<br />

Auf dem Heimweg hielt ich die Hand meiner<br />

Mutter, als wir die den leeren Einkaufswagen<br />

die kalte, dunkle Strasse hinunterzogen. Ich<br />

begann über die Frauen nachzudenken, die so<br />

viel Chessed taten im Gemach. Ich dachte auch<br />

Durch den Bau des Mischkans wurde diese Sünde<br />

gesühnt, die Verbindung zwischen Verstand und<br />

Herz wieder hergestellt und die Verunreinigung<br />

beseitigt. Deshalb wurde im Mischkan die<br />

Verbindung zwischen dem „Kodesch“ und dem<br />

„Kodesch Kodschim“ nur durch einen „Parochet“<br />

(Vorhang) hergestellt, der jedoch vom Kohen<br />

Gadol am Jom Kippur durchschritten wurde. Am<br />

Jom Kippur, an dem Tag, an dem Haschem dem<br />

Klall Jisrael die Sünde des Egel vergeben und den<br />

Bau des Mischkans befohlen hatte, begibt sich der<br />

Kohen Gadol, der Vermittler zwischen Jisrael und<br />

G’tt, ins Allerheiligste. Damit verstärkt er von Jahr<br />

zu Jahr die Verbindung zwischen dem Verstand<br />

und dem Herzen der Bne Jisrael.<br />

Im ersten Bet haMikdasch hingegen bestand die<br />

Abtrennung zwischen „Kodesch und Kodesch<br />

Kodschim“ in einer stabilen Türe. Im zweiten<br />

Bet haMikdasch war es zwar keine Türe, dafür<br />

gab es aber einen Unterbruch von einer Ama<br />

breit zwischen den beiden Räumlichkeiten (Ama<br />

t‘raksin). Wegen der Sünden Jisraels vergrösserte<br />

sich die Trennung zwischen Verstand und Herz<br />

immer mehr. Manchmal war diese Trennung sogar<br />

so dicht, dass es selbst dem Kohen Gadol am Jom<br />

Kippur nicht gelang die alte Verbindung wieder<br />

herzustellen. Wenn er ins Allerheiligste trat, kam<br />

er nicht wieder zurück oder der rote Faden wurde<br />

nicht weiss….<br />

Das war die Antwort von Hkb“H an Mosche<br />

Rabenu bezüglich des „Ruhens der Schechina<br />

haKedoscha“. Es gibt im eigentlichen Sinn kein<br />

Ruhen, denn das Wesen und die Ehre G’ttes<br />

erfüllt das gesamte Universum! Das Mischkan<br />

sollte uns aber lehren, wie und auf welche Weise<br />

wir die Schechina auch in unserem Herzen ruhen<br />

lassen können, was unsere eigentliche Aufgabe<br />

auf dieser Welt ist. So erfüllen wir wiederum den<br />

Zweck der ganzen Welterschaffung.<br />

Um ein Modell und Lehrhaus für diesen Zweck zu<br />

errichten, erklärte Haschem, genügten 48 Bretter,<br />

den 48 Kinjane haTora entsprechend. Durch diese<br />

48 Bedingungen, Eigenschaften und Verhaltensregeln<br />

– die dem „Derech Erez kadma laTora“<br />

etnsprechen - wird sichergestellt, dass die Tora,<br />

das Wissen und der Verstand von Jisrael, nicht<br />

von ihrem übrigen Körper isoliert funktioniert,<br />

sondern effektiv danach gelebt und gehandelt<br />

wird. Damit die Verbindung zwischen Verstand<br />

und Herz gesichert und aufrecht erhalten bleibt.<br />

Ch. Grünfeld<br />

an all die Kinder, die meine ausgewachsenen<br />

Kleider geniessen würden und ich hatte ein<br />

warmes Gefühl im Herzen. „Chessed haltet<br />

die Kälte des Winter fort“, sagte ich zu meiner<br />

Mutter. „Ich will jeden Tag Chessed machen.“<br />

Ima nickte und lächelte.


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