Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung
Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung
Nummer 5 (04.02.11) - Die Jüdische Zeitung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. 5 30. Schwat 5771 /4. Februar 2011, 22. Jahrgang<br />
Anhaltende Unruhen in Ägypten<br />
Israel verfolgt die Ereignisse mit Bangen<br />
VON L. SUSSER<br />
Für Israel löst der Volksaufstand gegen das<br />
Mubarak-Regime die Sorge über seinen<br />
schlimmsten, strategischen Albtraum aus:<br />
den Zusammenbruch des Friedensvertrags mit<br />
Ägypten, Grundpfeiler seiner Regionalpolitik<br />
in den letzten drei Jahrzehnten.<br />
Das ist nicht kein unvermeidbares Resultat<br />
der Unruhen; eine gemässigte Version der<br />
Mubarak Regierung könnte überleben und<br />
den „kalten Frieden“ mit Israel aufrechterhalten.<br />
Falls jedoch im schlimmsten Fall<br />
islamische Kräfte an die Macht kommen, die<br />
Israel die Legitimation absprechen und den<br />
Friedensvertrag ablehnen, könnte dies das<br />
Wiedererwachen einer bedeutenden,<br />
militärischen Bedrohung an Israels<br />
Südgrenze bedeuten.<br />
<strong>Die</strong> grossteils amerikanisch ausgerüstete<br />
und ausgebildete ägyptische<br />
Armee – bei weitem das mächtigste<br />
Militär der arabischen Welt – hat<br />
ungefähr 650‘000 Mann, mit 60<br />
Kampfbrigaden, 3500 Panzern und<br />
600 Kampffl ugzeugen. Für Israel<br />
war die wichtigste, strategische Bedeutung<br />
des Friedens mit Ägypten,<br />
dass die Gefahr eines umfassenden<br />
Kriegs gegen seinen stärksten Feind aus der<br />
militärischen Planung aufgehoben wurde.<br />
Ein feindseliger Regimewechsel in Kairo<br />
müsste Israel zwingen, seine militärische<br />
Strategie neu zu überdenken, seine Kampftruppen<br />
zu reorganisieren und im Allgemeinen<br />
eine grössere Armee aufzubauen, wobei es<br />
Milliarden von Schekel aufwenden müsste,<br />
was bedeutende soziale und wirtschaftliche<br />
Folgen hätte.<br />
Eine feindselige Regierung in Kairo könnte<br />
auch bedeuten, dass Ägypten das radikale<br />
Hamas-Regime im benachbarten Gaza unterstützen<br />
und begünstigen könnte, anstatt,<br />
wie gegenwärtig, zu helfen, dieses unter<br />
Kontrolle zu halten.<br />
Gischmej Brocho<br />
diese Woche<br />
in Erez Jisroel<br />
AZA<br />
8002 Zürich<br />
Priorität<br />
PP / JOURNAL<br />
CH-8002 Zürich<br />
Schlimmer noch:<br />
Falls es einen Domino-Effekt<br />
gibt, der<br />
auch in Jordanien,<br />
das eine relativ grosse islamische, politische<br />
Bevölkerung hat, zu einem anti-israelischen<br />
Regimewechsel führt, würde Israel sich auch<br />
an seiner östlichen Grenze einer verstärkten,<br />
militärischen Bedrohung gegenüber sehen.<br />
Das könnte es in eine noch schlechtere Lage<br />
als vor 1967 bringen, und es vor eine gemeinsame,<br />
militärische Herausforderung durch<br />
Ägypten, Libanon, Syriens, Jordanien und die<br />
Palästinenser stellen – mit der zusätzlichen<br />
Bedrohung eines fundamentalistischen Irans,<br />
der nukleare Waffen bauen will.<br />
(Fotos: Yehuda Boltshauser/Kuvien Images)
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
<strong>Die</strong> strategische Bedeutung des Friedens mit<br />
Ägypten hat sich während verschiedenen Krisen<br />
im letzten Jahrzehnt gezeigt. Ohne diesen<br />
Frieden hätten die zweite, palästinensische<br />
Intifada (2000-2005), der Zweite Libanonkrieg<br />
(2006) und der Gaza-Krieg (2008-2009)<br />
leicht grössere, regionale Feindseligkeiten<br />
auslösen können. In allen Fällen lehnte der<br />
ägyptische Präsident Hosni Mubarak trotz<br />
der landesweiten anti-israelischen Stimmung<br />
entschieden die Aufrufe ab, ägyptische Soldaten<br />
einzusetzen. Im Gegenteil, Mubarak<br />
kritisierte die Hizbolla im Libanon und die<br />
Hamas in Gaza wegen des sinnlosen Tötens,<br />
und er spielte eine bedeutende Rolle bei den<br />
Waffenstillstandsvereinbarungen.<br />
„Nicht alles, was Mubarak tat, war richtig“,<br />
erklärte Schimon Peres am Montag. „Er tat<br />
jedoch Eines, für das wir ihm alle Dankbarkeit<br />
schulden. Er hielt den Frieden im Nahen<br />
Osten aufrecht.“<br />
Weil Mubarak als Schutzwehr gegen regionales<br />
Chaos fungierte und seit Jahrzehnten<br />
eine zentrale Säule der amerikanischen<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />
Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />
E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />
www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />
Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />
Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />
Einzelnummer: Fr. 3.50<br />
Postcheck 80 - 53 342-3<br />
Inserate: Tarif auf Anfrage erhältlich<br />
Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />
<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />
Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />
2<br />
Strategie gegen die radikalen Kräfte, die vom<br />
Iran angeführt wurden, darstellte, finden die<br />
Israelis es sehr verwirrend, dass Präsident<br />
Obama dem bedrängten, ägyptischen Führer<br />
so schnell den Rücken zuwandte. Experten<br />
argumentieren, dass Obamas Haltung den<br />
gemässigten Verbündeten Amerikas in der<br />
gesamten Region, von Saudiarabien bis Marokko,<br />
die beunruhigende Botschaft sandte,<br />
dass auch sie in einer Notlage so plötzlich im<br />
Stich gelassen werden könnten.<br />
<strong>Die</strong>se Botschaft könnte all jene despotischen<br />
Führer anderswohin treiben, um sich Unterstützung<br />
zu sichern, möglicherweise sogar zu<br />
Amerikas regionalem Feind, dem Iran.<br />
Zweitens beharren die Experten darauf, dass<br />
Obama die revolutionäre Opposition in Ägypten<br />
ermutige, ihre Agenda weiterzuverfolgen,<br />
indem er sich von Mubarak distanzierte, was<br />
sich für die amerikanischen und westlichen<br />
Interessen als kontraproduktiv erweisen<br />
könnte. Offensichtlich wünscht sich der<br />
amerikanische Präsident eine Demokratie<br />
in Ägypten und eine gleichzeitige Erhöhung<br />
der Volksunterstützung für Amerika in der<br />
gesamten Region.<br />
In seiner Rede in Kairo im Juni 2009 bot<br />
Obama den islamischen Völkern des Nahen<br />
Ostens einen Neubeginn an. Jetzt scheint er<br />
die ägyptische Krise dazu zu nützen, jenen<br />
Appell an die islamischen Massen zu betonen.<br />
Israelische Experten warnen jedoch, dass dies<br />
kaum funktionieren wird. Sie betonen, dass<br />
es statt einer Demokratie in Ägypten einen<br />
revolutionären Prozess in zwei Phasen geben<br />
könnte – eine anfängliche Quasi-Demokratie,<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
die innert Monaten von einer autokratischen,<br />
islamischen Republik unter der Dominanz<br />
der Islamischen Bruderschaft übernommen<br />
würde. Es könnte somit zur gleichen Entwicklung<br />
kommen wie seinerzeit, als die USA die<br />
pro-demokratischen Kräfte gegen den Schah<br />
im Iran in den 1970er Jahren unterstützten,<br />
was jedoch zum Aufkommen der fundamentalistischen<br />
Ayatollahs führte.<br />
Ausserdem wäre im Fall eines möglichen<br />
Siegs der Islamischen Bruderschaft der grosse,<br />
regionale Gewinner der fundamentalistische<br />
Iran.<br />
Israelische Diplomaten in der<br />
ganzen Welt sind instruiert worden,<br />
still für die Wichtigkeit einer<br />
stabilen Lösung in Ägypten zu<br />
plädieren. Vorsichtig bedacht, eine<br />
schon delikate Situation nicht mit<br />
Worten zu verschärfen, die als<br />
Unterstützung für die eine oder<br />
andere Seite interpretiert werden<br />
könnten, hat Premierminister<br />
Benjamin Netanjahu nur Israels<br />
Wunsch bekräftigt, die regionale<br />
Stabilität zu erhalten.<br />
Man kann jedoch mit Sicherheit<br />
annehmen, dass seine Regierung<br />
erleichtert wäre, wenn die Macht<br />
in den Händen der gegenwärtigen,<br />
regierenden Elite Ägyptens<br />
bleiben würde – zum Beispiel<br />
durch eine friedliche Übergabe der<br />
Macht an Mubaraks vor kurzem<br />
ernannten Vizepräsidenten, Omar<br />
Suleiman.<br />
Israel hofft, dass Suleiman, der<br />
frühere Leiter von Ägyptens Geheimdiensten<br />
und ein wichtiger<br />
Unterhändler in allen ägyptischisraelischen<br />
Verhandlungen, fähig<br />
sein würde, Ägyptens pro-westliche Ausrichtung<br />
und dessen Unterstützung für den<br />
Friedensvertrag mit Israel weiterzuführen,<br />
während er ein grösseres Mass an Demokratie<br />
erlauben und die Entstehung einer islamischen<br />
Republik verhindern könnte.<br />
Es ist jedoch unklar, wie viel Unterstützung<br />
des Volkes er angesichts seiner engen Beziehungen<br />
zu Mubarak erhalten wird, der über<br />
Nacht scheinbar zum verhasstesten Mann in<br />
Ägypten geworden ist.<br />
Wie immer sich die Ereignisse in Ägypten<br />
entwickeln werden, sie werden Auswirkungen<br />
auf den israelisch-palästinensischen Friedensprozess<br />
haben. Der eigentliche Gedanke einer<br />
Bedrohung des Friedens mit Ägypten wird fast<br />
mit Sicherheit die Bereitschaft der Regierung<br />
Netanjahu, Risiken für einen Frieden einzugehen,<br />
weiter reduzieren.<br />
An einer Pressekonferenz mit der deutschen<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel in Jerusalem<br />
am Montag betonte Netanjahu erneut die<br />
Wichtigkeit, die er dem Sicherheitselement<br />
in jedem Friedenspaket beimesse – „für den
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Fall dass der Frieden sich in Luft auflöst“.<br />
Was die Palästinenser betrifft, so könnten<br />
die ägyptischen Proteste auch palästinensische<br />
Demonstrationen auslösen, die auf<br />
Souveränität drängen – ohne Frieden oder<br />
Konzessionen.<br />
Wie gewohnt scheinen die Ereignisse beide<br />
Seiten der israelischen, politischen Haltung<br />
Der israelische Vizeminister Kara zeigt sich<br />
„enttäuscht“ über Washingtons Brüskierung<br />
des ägyptischen Präsidenten. Andere hohe,<br />
israelische Diplomaten hielten sich bezüglich<br />
der Ereignisse in Ägypten offiziell strikt an<br />
ein Schweigegebot des Premierministers und<br />
zögerten – zumindest in der Öffentlichkeit –<br />
die Haltung des amerikanischen Präsidenten<br />
Barack Obama zu den jüngsten Entwicklungen<br />
zu kritisieren.<br />
Privat haben jedoch manche von ihnen ihre<br />
tiefe Sorge über das scheinheilige Verhalten<br />
der USA gegenüber einem langjährigen<br />
Verbündeten ausgedrückt. <strong>Die</strong> USA seien<br />
offensichtlich der Meinung, dass ein Sturz<br />
des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak<br />
zu einer demokratischen Regierung führen<br />
werde. Viel wahrscheinlicher sei aber das<br />
Szenario, dass ein islamistisches Regime an<br />
die Macht kommen werde, das in Fragen der<br />
Menschenrechte und Freiheit noch schlimmer<br />
sein würde als Mubarak.<br />
Am Montag begann eine Anzahl Politiker,<br />
Experten und früherer Sicherheitsbeamten,<br />
ihre Kritik auch in der Öffentlichkeit auszusprechen.<br />
Ayoub Kara (Likud), der Vizeminister<br />
für die Entwicklung des Galils und des<br />
Negews, sagte dem früheren Gouverneur von<br />
Arkansas, Mike Huckabee, einem möglichen,<br />
republikanischen Kandidaten für das US-<br />
Präsidentenamt, dass Obama verstehen müsse,<br />
dass die „Unterstützung der Massen, die in<br />
Ägypten eine Revolution durchführen, der<br />
Unterstützung der Islamischen Bruderschaft<br />
gleichkommt, die Mubaraks Amt übernehmen<br />
wollen“.<br />
Kara betonte, dass er enttäuscht sei, dass<br />
Obama Mubarak den Rücken kehre. „Man<br />
muss verstehen, dass die Islamische Bruderschaft<br />
den Platz der ägyptische Regierung<br />
einnehmen wird, falls diese stürzen wird,<br />
und dies wird nicht nur für den Nahen Osten,<br />
sondern für die gesamte Welt noch schlimmere<br />
Probleme bringen“, sagte er.<br />
Es sei ihm klar, dass Obama wünsche, dass<br />
im Nahen Osten die Demokratie eingeführt<br />
werde, aber „jeder mit Augen im Kopf sieht,<br />
dass es im Moment keine Alternative zu<br />
Mubarak gibt, und dass diejenigen, die die<br />
3<br />
in ihren Überzeugungen zu stärken. <strong>Die</strong><br />
Rechte sagt schon jetzt, dass Israel keinen<br />
Frieden schliessen sollte, falls es keine absolut<br />
verlässliche Sicherheitsarrangements<br />
zugesichert erhalte, und die Linke sagt, dass<br />
ein Volksaufstand wie derjenige in Ägypten<br />
möglicherweise nicht so gewichtig gewesen<br />
wäre, wenn Israel schon Frieden mit den<br />
Massen zu einer Revolution aufhetzen, zur<br />
Islamischen Bruderschaft gehören“. <strong>Die</strong><br />
Amerikaner müssten aus ihrer Erfahrung im<br />
Irak lernen, der nun von Terror „geplagt“ sei,<br />
sagte Kara.<br />
„Amerika, das die Fahne der ‚Bürgerrechte’,<br />
‚Demokratie’ und ‚Informationsfreiheit’<br />
schwenkt, hat in einem Tag seinen wichtigsten<br />
Verbündeten im Nahen Osten den<br />
Rücken gekehrt. Obama verkaufte Mubarak<br />
für den „Topf Linsen“ der Beliebtheit bei<br />
den ägyptischen Massen“, schrieben die<br />
israelischen Medien und sind der Ansicht,<br />
dass der amerikanische Präsident ohne echtes<br />
Verständnis des Nahen Ostens handle. „<strong>Die</strong><br />
Schlussfolgerung in Israel muss sein, dass<br />
der Mann, der im Weissen Haus sitzt, auch<br />
uns über Nacht „verkaufen“ kann. Der Gedanke,<br />
dass Amerika in der Zeit der Not nicht<br />
auf unserer Seite stehen könnte, lässt einem<br />
Schauer über den Rücken jagen.“<br />
<strong>Die</strong>ses Thema wurde auch vom früheren<br />
Mossad-Chef Danny Yatom aufgenommen,<br />
der in einem<br />
Interview<br />
auf Radio Israel<br />
sagte, dass das<br />
amerikanische<br />
Verhalten gegenüber<br />
Mubarak<br />
eine gefährliche<br />
Botschaft an WashingtonsVerbündete<br />
in der<br />
Region – unter<br />
ihnen Israel –<br />
sende, dass sie<br />
sich nicht auf<br />
Amerika verlassen<br />
können. Der<br />
erste Fehler Washingtons<br />
habe<br />
darin bestanden,<br />
dass es die Opposition<br />
im Iran<br />
nicht aggressiver<br />
unterstützt habe,<br />
als die Leute im<br />
Sommer 2009<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Palästinensern und der arabischen Welt geschlossen<br />
hätte.<br />
So oder so sind die Ereignisse in Ägypten<br />
keine gute Nachricht für diejenigen, die<br />
sich für einen israelisch-arabischen Frieden<br />
einsetzen. Sie könnten die Anstrengungen für<br />
eine Lösung des Konflikts um weitere Jahre<br />
zurückdrängen. JTA<br />
Israel: Kritik an der Haltung der USA<br />
zu Protesten in Ägypten<br />
gegen Präsident Mahmoud Ahmadinejad auf<br />
die Strasse gingen.<br />
Im Gegensatz zum Iran, sagte Yatom weiter,<br />
gebe es wichtige Beziehungen zwischen den<br />
USA und Ägypten, wobei Ägypten ein wichtiger<br />
Teil von Washingtons Regionalpolitik<br />
sei. „<strong>Die</strong> Art und Weise, wie Obama und<br />
Hillary Clinton Mubarak umgehend im Stich<br />
gelassen haben, ist sehr problematisch, und<br />
ich denke, dass dies für andere Verbündete<br />
– zum Beispiel Israel – ein Zeichen ist, dass<br />
diese Dinge unter gewissen Umständen auch<br />
uns – und anderen – geschehen könnten.“<br />
<strong>Die</strong> USA täuschten sich, wenn sie – wie Clinton<br />
es am Sonntag tat - über einen „geordneten<br />
Übergang zu einer dauerhaften Demokratie“<br />
sprechen. Sie hätten stattdessen damit zufrieden<br />
sein sollen, eine Reform zu fordern. „Sie<br />
hätten ihn (Mubarak) unterstützen, jedoch<br />
mehr Reformen fordern sollen“, sagte er. „Ich<br />
glaube, er hätte darauf reagiert.“<br />
Premierminister Netanjahu sagte, dass das<br />
Prinzip, das Israels Politik in diesen Tagen der
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Krise und Unsicherheit in Ägypten leite, die<br />
Weiterführung des 30jährigen Friedens sei. Er<br />
warnte, dass extreme, islamische Radikale die<br />
Unruhen im Land ausnützen und die Kontrolle<br />
Ägyptens an sich reissen könnten, genau<br />
wie sie es 1979 im Iran taten. „Vor mehr als<br />
dreissig Jahren gab es in unserer Region eine<br />
bedeutende Veränderung“, sagte Netanjahu.<br />
„Der grösste, arabische Staat, derjenige, der<br />
Kriege gegen Israel führte, schloss Frieden<br />
mit uns, und dies schuf in der Region neuen<br />
Raum, für uns und für Ägypten.“<br />
„Deshalb war unser Ziel und ist es auch heute<br />
noch, diesen Frieden zu wahren“, sagte er.<br />
„Niemand von uns will zu jenen schwierigen<br />
Tagen zurückkehren. Wir sehen alle mit<br />
Unruhe, Beklemmung und Hoffnung zu, dass<br />
der Frieden erhalten werden kann.“<br />
Wie in der Jerusalem Post vom Montag gemeldet<br />
wurde, hat Israel sich einverstanden<br />
erklärt, Ägypten mehrere hundert Truppen<br />
in der Sinai-Halbinsel stationieren zu lassen,<br />
dies zum ersten Mal seit die Länder vor drei<br />
Jahrzehnten einen Frieden erzielten. Ca. 800<br />
Soldaten trafen am Sonntag im Sinai ein und<br />
werden in Sharm el Scheich stationiert sein.<br />
<strong>Die</strong> Palästinenser im Gazastreifen und in der<br />
Westbank drückten sowohl Hoffnung als auch<br />
Sorge wegen der Unruhen in Ägypten aus, ein<br />
Land, das für Gaza eine Rettungsleine und ein<br />
Unterstützer der palästinensischen Behörde<br />
in der Westbank war, jedoch auch Ziel von<br />
Zorn und Groll.<br />
In Gaza, wo die islamische Hamasbewegung<br />
regiert, äusserten sich Beamte nicht zu den<br />
Massenprotesten, die Ägypten zu einem Stillstand<br />
führten und Präsident Hosni Mubarak<br />
zwangen, sein Kabinett zu entlassen. In der<br />
Westbank, wo die von der Fatah kontrollierte,<br />
palästinensische Behörde an der Macht ist,<br />
blockierte die Polizei eine Demonstration, die<br />
die ägyptischen Demonstranten unterstützte.<br />
Mubarak pflegt eine komplizierte Beziehung<br />
4<br />
In der ausführlichsten Erklärung über die Krise<br />
in Ägypten, die ein israelischer Politiker bisher<br />
gemacht hat, sagte der Premierminister, dass<br />
Ägypten den Friedensvertrag mit Israel in der<br />
Vergangenheit nicht verletzt habe, auch nicht<br />
in den vergangenen Tagen.<br />
Netanjahu sagte, dass die Situation in Ägypten<br />
„dynamisch“ sei, und dass Besorgnis<br />
herrsche, dass in dieser Situation ein extremes,<br />
totalitäres Regime – wie dasjenige im<br />
Iran – entstehen und den Weltfrieden und die<br />
Stabilität gefährden könnte. „Das ist meine<br />
Sorge“, sagte er. „Und ich denke, dass es eine<br />
Sorge ist, die viele andere bewegt.“<br />
Der Aufruhr in Tunesien und in Ägypten<br />
komme nicht aus den radikalen islamischen<br />
Sektoren, sagte Netanjahu. „In einer Situation<br />
des Chaos jedoch können organisierte, islamische<br />
Elemente die Kontrolle von Ländern<br />
gewinnen. <strong>Die</strong>s geschah im Iran und auch<br />
in anderen Situationen, wo die organisierten<br />
Elemente während einer Zeit des Aufruhrs<br />
die Kontrolle gewannen.“<br />
Netanjahu bezog sich auf die Periode von 1917<br />
in Russland, als die demokratische Regierung<br />
von Alexander Kerensky die Macht in ihrer<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Hand hatte, bevor sie von den Bolschewiken<br />
überrannt wurde.<br />
Bundeskanzlerin Merkel wies die Kritik<br />
zurück, dass der Westen Mubarak im Stich<br />
gelassen habe. „Wir haben Ägypten nicht im<br />
Stich gelassen“, sagte sie. „Unsere Gespräche<br />
mit Mubarak über die Menschenrechte, das<br />
Stimmrecht und die Ausdrucksfreiheit fanden<br />
während der ganzen Zeit statt.“<br />
Sie fordere von Ägypten nicht Dinge, die in<br />
der Vergangenheit nicht gefordert worden<br />
seien. „Wir können nicht sagen, dass gewisse<br />
Prinzipien für manche Länder gelten, jedoch<br />
nicht für andere“, sagte sie. „Wir glauben<br />
an die Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, das<br />
Recht auf Versammlung. Das sind öffentliche<br />
Güter und Rechte, die in unseren Augen wichtig<br />
sind und die jede Nation annehmen sollte.“<br />
Merkel sagte, sie habe mit Mubarak gesprochen<br />
und klar gemacht, dass er mit der Opposition<br />
und mit denjenigen Leuten unter dem<br />
Volk, die Klagen haben und die an Armut und<br />
Arbeitslosigkeit leiden, einen Dialog starten<br />
müsse.<br />
Palästinensergebiete: Zwiespalt<br />
gegenüber Unruhen in Ägypten<br />
zu den Palästinensern, besonders seit die Hamas<br />
und Fatah sich trennten und Gaza 2007<br />
unter die Herrschaft der Hamas fiel. Kairo<br />
hat zum Zorn der Hamas, einem Zweig der<br />
ägyptischen Oppositionsgruppe Islamische<br />
Bruderschaft, teilweise mit Israels Embargo<br />
von Gaza kooperiert, hat jedoch zugelassen,<br />
dass Waren illegal durch Tunnels unter der<br />
gemeinsamen Grenze eingeführt wurden.<br />
Gegenüber der Fatah hat Mubarak sich als<br />
Freund gezeigt, sich jedoch den Zorn vieler<br />
Westbank-Palästinenser zugezogen, weil<br />
er Israel zu nahe stand und sich an Israels<br />
Embargo gegen Gaza beteiligte.<br />
Ähnliche Demonstrationen waren anscheinend<br />
auch für Gaza geplant, doch befürchteten<br />
die Leute ein scharfes Vorgehen der Hamas.<br />
JTA<br />
„<strong>Die</strong> Hamas-Regierung hat zu sehr Angst,<br />
dass Meinungen geäussert werden, da sie<br />
befürchtet, dass Mubaraks Regime am Ende<br />
überleben und die Hamas dafür verantwortlich<br />
gemacht werden wird“, sagte ein Journalist<br />
in Gaza. „Falls das Regime überlebt, werden<br />
die Dinge für uns viel schlimmer werden“,<br />
meinte Ali Abu-Shahla, der Generalsekretär<br />
der Gaza Business Association.<br />
Inzwischen jedoch kompliziert das Chaos in<br />
Ägypten das Leben in Gaza, da wegen Kämpfen<br />
zwischen den Truppen und Demonstranten<br />
im nördlichen Sinai die Strassen zwischen<br />
Kairo und Gaza, auf denen die Waren zu<br />
den Tunnels gebracht werden, geschlossen<br />
sind. Am Montag kam der Tunnelverkehr<br />
ganz zum Erliegen, und die Benzin-Reserven<br />
gingen schnell zu Ende. „Der Gazastreifen<br />
ist betreffend Benzin gänzlich von Ägypten<br />
abhängig“, sagte Mahmoud Al-Khizandar,<br />
der stellvertretende Leiter der Benzinhändler-<br />
Vereinigung in Gaza. Der Preis für Benzin aus<br />
Ägypten betrug einen israelischen Schekel pro<br />
Liter, verglichen mit 6.5 Schekel für israelisches<br />
Benzin, ein Preis, der für die meisten<br />
Bewohner von Gaza unerschwinglich ist.<br />
<strong>Die</strong> Bewohner Gazas, die einen Treibstoffmangel<br />
befürchteten und die Aufrufe der<br />
Regierung gegen Vorratshaltung ignorierten,<br />
strömten am Wochenende zu den Tankstellen<br />
und füllten Benzintanks und Plastikbehälter
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
bis zum Rand auf. Ali Abu-Shahla sagte, dass<br />
Gazas <strong>Die</strong>sel-Energieanlagen wahrscheinlich<br />
auch unter dem Schmuggel-Stopp leiden<br />
würden, und dass in den kommenden Tagen<br />
ein Energiemangel erwartet würde.<br />
Andere beharren jedoch darauf, dass kein<br />
Energiemangel bestehe. „Sogar wenn kein<br />
ägyptisches Benzin an den Tankstellen mehr<br />
vorhanden ist, gibt es noch viel israelische<br />
Reserven“, sagte ein Fachmann und fügte<br />
hinzu, dass die Hamas den Tankstellen verboten<br />
habe, Behälter zu füllen, um ein Horten<br />
<strong>Die</strong> ägyptischen Behörden kämpften darum,<br />
Präsident Hosni Mubaraks Regime mit einer<br />
Reihe von Konzessionen und Versprechen<br />
an die Demonstranten zu retten, aber die<br />
Realität auf den Strassen Kairos könnten<br />
seine Fähigkeit zu Veränderungen einschränken.<br />
Unter zunehmend starkem<br />
amerikanischem Druck, einen<br />
„ordnungsgemässen Übergang“<br />
zu einer Demokratie in die Wege<br />
zu leiten, und angesichts von<br />
Aufrufen der Opposition, dass eine<br />
Million Leute am <strong>Die</strong>nstag in den<br />
ägyptischen Städten demonstrieren<br />
sollten, sagte der neu ernannte und<br />
erste Vizepräsident Mubaraks, dass<br />
ihm aufgetragen worden sei, sich<br />
mit „politischen Kräften“ für verfassungsgemässe<br />
und legislative<br />
Reformen zu engagieren.<br />
Mubaraks Militär – die Schutzwehr<br />
der ägyptischen Gesellschaft –<br />
schloss sich an und versprach,<br />
kein Feuer auf Demonstranten<br />
zu eröffnen und die „Legitimität<br />
der Forderungen des Volkes“ zu<br />
akzeptieren.<br />
<strong>Die</strong>se Konzessionen, die angesichts<br />
der 30jährigen Amtszeit<br />
von Mubarak überraschend sind,<br />
deuten an, dass Mubarak sich<br />
bewusst sein muss, dass seine Zeit<br />
bald enden wird.<br />
Mubarak hat Ägypten, als er die Nachfolge des<br />
ermordeten Anwar Sadat übernahm, aus einer<br />
unbezwinglichen politischen Festung regiert,<br />
indem er jegliche Opposition verhindert und<br />
sich auf die Brutalität seines Innenministeriums<br />
und dessen Polizei verlassen hat.<br />
Wie sehr die USA auch das Erscheinen eines<br />
demokratischeren Ägyptens loben mögen, der<br />
Übergang von Mubarak in eine unbekannte<br />
Zukunft im unbeständigen Nahen Osten<br />
wird von den USA und besonders von Israel<br />
besorgt begleitet. Viele fürchten eine Öffnung<br />
zu einem radikalen Islam.<br />
Mubaraks Abgang hätte in der gesamten<br />
5<br />
zu verhindern.<br />
Ägypten hat am Sonntag den offiziellen<br />
Grenzübergang zu Gaza geschlossen. Sicherheitspersonal<br />
der Hamas bewachte die Grenze<br />
und hinderte Palästinenser daran, die Grenze<br />
in Richtung Ägypten zu überqueren. Mindestens<br />
50 Palästinenser, die Gaza verlassen<br />
wollten, wurden von Hamas-Truppen daran<br />
gehindert. Fünf palästinensische Terroristen,<br />
die aus dem Abu-Zaabal Gefängnis in Kairo<br />
flohen, schafften es, nach Gaza zu gelangen.<br />
Trotz der wirtschaftlichen Notlage, die die<br />
Region auf jeden Fall dramatische Wirkung.<br />
<strong>Die</strong> einst unangefochtene Macht des früheren<br />
Kampfpiloten brachte ihn an die Spitze der<br />
Macht als Führer des bevölkerungsreichsten<br />
arabischen Landes. Unter Mubarak war<br />
Ägypten ein standhafter amerikanischer<br />
Verbündeter und ein Punkt der Stabilität in<br />
einer explosiven Region.<br />
30 Vertreter verschiedener Oppositionsgruppen<br />
trafen sich am Montag, um eine gemeinsame<br />
Haltung auszuarbeiten und einen Aufruf<br />
zu einer Aisweitung der Proteste am <strong>Die</strong>nstag<br />
zu machen. Ein weiteres Treffen wurde festgelegt,<br />
um zu beschliessen, den prominenten<br />
Reform-Befürworter Mohamed El Baradei<br />
zum Sprecher der Bewegung zu machen. El<br />
Baradei ist Nobelpreisträger und früherer<br />
Chef der Internationalen Atomenergiebehörde<br />
IAEA, des nuklearen Überwachungsbeauftragten<br />
der Uno.<br />
<strong>Die</strong> Einigung, falls sie wirklich stattfindet,<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Ursache für die Unruhen ist, blieben manche<br />
Bewohner Gazas vorsichtig optimistisch bezüglich<br />
Ägyptens. „<strong>Die</strong> Leute hier sind im Allgemeinen<br />
zufrieden mit dem, was geschieht“,<br />
sagte Ahmad. „<strong>Die</strong> Bewohner von Gaza litten<br />
an den Grenzübergängen mit Ägypten. Sie<br />
mussten oft die Soldaten bestechen, aber die<br />
Ägypter kannten keine Gnade mit Leuten,<br />
ob sie Linke oder Hamasmitglieder waren.<br />
Sie wiesen sogar Kranke zurück, die zur<br />
Behandlung gekommen waren.“<br />
JTA<br />
Hinkt Mubarak der Realität hinterher?<br />
könnte nur kurzlebig sein, da die verschiedenen<br />
Demonstranten, die wenig miteinander<br />
gemeinsam haben, ausser dass sie Mubarak<br />
stürzen wollen, nur wenig gemeinsam haben.<br />
Es könnte zu tiefen Spaltungen zwischen<br />
den jungen säkularen Aktivisten und der<br />
Moslemischen Bruderschaft geben, welche<br />
einen islamistischen Staat bilden möchte. <strong>Die</strong><br />
säkulareren Ägypter sind sehr misstrauisch,<br />
dass die Bruderschaft darauf zielt, eine von<br />
ihnen als spontan bezeichnete Volksbewegung<br />
zu übernehmen.<br />
Arabische Führer und Monarchen in anderen<br />
Ländern des Nahen Ostens, insbesondere in<br />
Saudiarabien und Jordanien, beide langjährige<br />
amerikanische Verbündete, wissen, dass sie<br />
über unruhige Bevölkerungen regieren, die<br />
viele der Wünsche teilen, welche die Demonstranten<br />
durch die Strassen der ägyptischen<br />
Städte treibt.<br />
JTA
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Der jordanische König Abdullah II. entliess<br />
am <strong>Die</strong>nstag nach Strassenprotesten seine<br />
Regierung und bat einen Ex-Premierminister,<br />
ein neues Kabinett zu bilden. Er gab ihm den<br />
Auftrag, sofort politische Reformen zu starten.<br />
<strong>Die</strong> Entlassung folgte auf mehrere grosse Demonstrationen<br />
in ganz Jordanien – inspiriert<br />
von ähnlichen Demonstrationen in Tunesien<br />
und Ägypten – die den Rücktritt von Premierminister<br />
Samir Rifai forderten, der für den<br />
Anstieg der Benzin- und Nahrungsmittelpreise<br />
und langsame, politische Reformen<br />
verantwortlich gemacht wird.<br />
In einer Erklärung des königlichen Palasts<br />
hiess es, dass Abdullah Rifais Rücktritt<br />
angenommen wurde. Der König ernannte<br />
Marouf al-Bakhit zum neuen Premierminister<br />
und beauftragte ihn, „schnelle und sichtbare<br />
Schritte für echte, politische Reformen zu<br />
ergreifen, die unsere Vision für eine umfassende<br />
Modernisierung und Entwicklung in<br />
Jordanien beweisen“, hiess es in der Erklärung<br />
des Palasts. Bakhit war in den Jahren 2005-<br />
2007, Premierminister Jordaniens.<br />
Der König betonte, dass eine Wirtschaftsreform<br />
eine Notwendigkeit sei, um „unserem<br />
Volk ein besseres Leben zu ermöglichen, aber<br />
wir werden das nicht ohne echte politische<br />
Reformen erreichen können, die die Volks-<br />
Beteiligung an den Entscheidungen erhöhen<br />
6<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Nach Demonstrationen<br />
Jordaniens König entlässt Kabinett<br />
muss“. Er bat Bakhit um eine „umfassende<br />
Einschätzung, … um die Fehler der Vergangenheit<br />
zu korrigieren“.<br />
Als er 1999 den Thron bestieg, gelobte König<br />
Abdullah, die politischen Reformen weiterzuführen,<br />
die sein verstorbener Vater König Hussein<br />
begonnen hatte. Jene Reformen ebneten<br />
den Weg für die erste parlamentarische Wahl<br />
1989 nach einem 22jährigen Unterbruch, die<br />
Wiederzulassung eines Vielparteien-Systems<br />
und die Aufhebung des Kriegsrechts, das seit<br />
dem arabisch-israelischen Krieg von 1948 in<br />
Kraft gewesen war. Seither<br />
ist jedoch wenig unternommen<br />
worden. Obwohl<br />
Gesetze erlassen wurden,<br />
um grössere Pressefreiheit<br />
zu garantieren, werden<br />
Journalisten immer noch<br />
verurteilt, wenn sie ihre<br />
Meinung ausdrücken oder<br />
Kommentare abgeben, die<br />
dem König und der königlichen<br />
Familie gegenüber<br />
als beleidigend betrachtet<br />
werden.<br />
Trotzdem wird der Ruf<br />
Jordaniens bezüglich<br />
der Menschenrechts im<br />
Allgemeinen als etwas<br />
besser betrachtet als derjenige<br />
von Tunesien und<br />
Ägypten.<br />
Bakhit ist ein gemässigter<br />
Politiker, der zu<br />
Beginn dieses Jahrzehnts<br />
Jordaniens Botschafter<br />
in Israel war. Er hat ähnliche<br />
Meinungen wie<br />
Abdullah bezüglich der<br />
Aufrechterhaltung guter<br />
Beziehungen mit Israel<br />
gemäss dem Friedensvertrag, der im Jahre<br />
1994 unterzeichnet wurde, und bezüglich<br />
der engen Beziehungen zu den USA, Jordaniens<br />
grösstem Spender und langjährigem<br />
Verbündeten.<br />
2005 ernannte Abdullah Bakhit nur Tage nach<br />
einem dreifachen Bombenanschlag auf Hotels<br />
in Amman, für den der irakische Führer, der in<br />
Jordanien geborene Abu Musab al-Zarqawi,<br />
die Verantwortung übernahm, zu seinem<br />
Premierminister.<br />
Während seiner Amtszeit von 2005-2007<br />
wurde Bakhit – ein Ex-Armeegeneral und<br />
hochrangiger Sicherheitsberater – zugeschrieben,<br />
die Sicherheit und Stabilität nach<br />
dem Anschlag, bei dem 60 Menschen getötet<br />
wurden und der als der schlimmste in der<br />
modernen Geschichte Jordaniens betrachtet<br />
wurde, aufrechterhalten zu haben.<br />
Was in der Region geschieht, wird möglicherweise<br />
das haschemitische Königreich<br />
stärken – und den König und sein Land<br />
besser zusammenzubringen. <strong>Die</strong> Unruhen in<br />
der Region vor kurzem sind ein schlechtes<br />
Vorzeichen für arabische Diktatoren. Ihre<br />
Vetternwirtschaft und die Korruption übersteigt<br />
die Toleranz der Araber.<br />
<strong>Die</strong> stürmischen Ereignisse, die den tunesischen<br />
Diktator entthronten, überrumpelten die<br />
Region. Es ist das erste Mal in der Geschichte,<br />
dass ein arabischer Despot die Macht wegen<br />
seiner Bürger verloren hat – nicht als Resultat<br />
ausländischer Panzer oder eines Staatstreichs.<br />
<strong>Die</strong> Tatsache, dass das tunesische Militär sich<br />
weigerte, auf Demonstranten zu schiessen,<br />
besiegelte das Schicksal des Präsidenten und<br />
seiner korrupten Entourage.<br />
Der junge, arabische Mann, der sich aus<br />
Protest gegen die Brutalität der tunesischen<br />
Behörden selbst verbrannt hat, hat damit Ereignisse<br />
in Bewegung gesetzt, die arabische<br />
Diktatoren nur mit Schwierigkeiten werden<br />
eindämmen können, wenn überhaupt.<br />
In Jordanien gab es Protestmärsche in Amman<br />
und vielen weiteren Städten gegen die Verschärfung<br />
der Steuerpolitik der Regierung.<br />
Interessant war jedoch, dass das Land seinem<br />
König gegenüber loyal geblieben ist und sich<br />
nur gegen die Regierung wehrt. Kein einziger<br />
Demonstrant rief etwas gegen König Abdullah<br />
II. aus; er wird im Grund genommen als<br />
Reformer betrachtet. Demonstranten trugen<br />
sein Portrait, während manche Sicherheitsbeamte,<br />
anstatt Knüppel zu tragen, gratis<br />
Wasserflaschen verteilten.<br />
<strong>Die</strong>se Demonstrationen und die Art und Weise,<br />
wie sie durchgeführt wurden, könnten weitreichende<br />
Konsequenzen haben. <strong>Die</strong> Frage der<br />
jordanischen, nationalen Identität sollte nun<br />
mehr Aufmerksamkeit erhalten.<br />
Angesichts des Ausmasses der Unterstützung<br />
während den jüngsten Märschen ist der König<br />
imstande, beim Schmieden einer umfassende,<br />
nationalen Identität, die den sozialen Zusammenhalt<br />
erreichen soll, sich besser durchzusetzen–<br />
eine Identität, die an die Gesellschaft<br />
erinnert, die sein Vater einst aufgebaut hat,<br />
die auf einem Multikulturalismus basiert und<br />
erfolgreich war.<br />
Der Frage der Korruption der PA und deren<br />
Mangel an Demokratie ist international oft<br />
ignoriert worden. Jordaniens souveräne<br />
Rechte gegenüber der Westbank sind gross.<br />
Delegierte der Westbank haben die Westbank<br />
an der Jericho-Konferenz vom Dezember<br />
1948 einstimmig zum integralen Teil des<br />
haschemitischen Königreichs von Jordanien<br />
erklärt. JTA
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Verstehen die USA nicht, was mit ihren Interessen<br />
in der Region geschehen wird, falls die<br />
Moslemische Bruderschaft die Macht hinter<br />
dem nächsten ägyptischen Regime sein wird?<br />
<strong>Die</strong> ägyptischen Menschenmengen auf den<br />
Strassen Kairos sind ein überwältigender<br />
Anblick. Mit ihren Spruchbändern, die nach<br />
Freiheit und dem Ende der Herrschaft von<br />
Präsident Hosni Mubarak rufen, ist das eine<br />
Story, die so alt ist wie die Zeit. Auf der<br />
einen Seite befinden sich die jungen, armen<br />
und schwachen Protestierenden. Und auf der<br />
anderen Seite steht der alte, korrupte und<br />
tyrannische Mubarak.<br />
Es ist wahr, dass das Regime von alten Männern<br />
geführt wird. Mubarak ist 82 Jahre alt.<br />
Es ist auch wahr, dass sein Regime korrupt<br />
und tyrannisch ist. Seit die Splittergruppe<br />
der Moslemischen Bruderschaft Mubaraks<br />
Vorgänger, Präsident Anwar Sadat, 1981 ermordet<br />
hatte, wird Ägypten durch Notstands-<br />
Gesetze regiert, die demokratische Freiheiten<br />
verhindern. Mubarak hat konsequent dem<br />
amerikanischen Druck widerstanden, die<br />
Repression des Regimes zu lockern und<br />
Reformen anzuordnen.<br />
<strong>Die</strong>se Fakten haben viele amerikanische<br />
Kommentatoren dazu veranlasst, sich enthusiastisch<br />
auf die Seite der Demonstranten<br />
7<br />
Ratlosigkeit in Washington<br />
zu stellen. Eine renommierte Arbeitsgruppe<br />
über Ägypten, die in den letzten Monaten von<br />
Nahost-Experten im Kongress gebildet wurde,<br />
gab am Wochenende eine Erklärung ab, in der<br />
sie die Regierung Obama aufrief, Mubarak<br />
fallen zu lassen und die Unterstützung für das<br />
ägyptische Regime zurückzuziehen. Sie empfahl<br />
der Regierung, Mubarak zum Abdanken<br />
zu zwingen und sein Regime fallen zu lassen.<br />
<strong>Die</strong> Empfehlungen der Expertenkommission<br />
erhielten viel Applaus. Zum Beispiel lobte<br />
der Herausgeber der konservativen <strong>Zeitung</strong><br />
Weekly Standard, William Kristol, die Kommission<br />
und schrieb: „Es ist an der Zeit, dass<br />
die amerikanische Regierung eine aktive Rolle<br />
ergreift, … um in Ägypten einen Übergang<br />
wie in Südkorea auf den Philippinen und in<br />
Chile auszulösen, einen Übergang von einer<br />
amerikanisch unterstützten Diktatur zu einer<br />
amerikanisch unterstützten und legitimen,<br />
liberalen Demokratie.“<br />
Das Problem bei dieser Empfehlung ist, dass<br />
sie gänzlich vom Charakter des Mubarak-<br />
Regimes ausgeht. Falls das Regime das grösste<br />
Problem wäre, würde natürlich ein Ende der<br />
amerikanischen Unterstützung Sinn machen.<br />
<strong>Die</strong> Demonstrationen sind jedoch nicht liberal<br />
gesinnt. Ihr Charakter ist ein grösseres Problem<br />
als das Regime, das sie zu stürzen suchen.<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Nach einer Meinungsumfrage vom Juni 2010<br />
sagten 59% der Ägypter, dass sie die Islamisten<br />
unterstützen. Nur 27% sagten, dass sie<br />
Reformer unterstützen. <strong>Die</strong> Hälfte der Ägypter<br />
unterstützt die Hamas, 30% unterstützen die<br />
Hizbolla und 20% die Al Kaida. Ausserdem<br />
würden 95% von ihnen einen islamischen<br />
Einfluss auf ihre Politik begrüssen. Wenn<br />
diese Präferenzen in Regierungspolitik<br />
übersetzt werden, ist es klar, dass der Islam,<br />
den sie unterstützen, die Salafist-Version der<br />
Al Kaida ist.<br />
82% der Ägypter unterstützen Hinrichtungen<br />
durch Steinigung, 77% unterstützen Schläge<br />
und das Abschneiden der Hände von <strong>Die</strong>ben.<br />
84% unterstützen die Hinrichtung jedes Muslims,<br />
der seine Religion ändert.<br />
Wenn man ihnen die Gelegenheit gibt, scheut<br />
sich die Menge auf der Strasse nicht zu zeigen,<br />
was sie motiviert. Sie greift Mubarak<br />
und seinen neuen Vizepremierminister Omar<br />
Suleiman als „amerikanische Marionetten und<br />
zionistische Agenten“ an. Amerika werde von<br />
Israel kontrolliert. Sie hassen Israel und wollen<br />
es zerstören. Deshalb hassen sie Mubarak<br />
und Suleiman.<br />
Damit scheint klar, dass das Nachfolger-<br />
Regime keine liberale Demokratie sein wird,<br />
wenn das Regime fällt. Mubaraks militärische<br />
Diktatur wird von einem islamischen<br />
Totalitarismus ersetzt werden. Der grösste,<br />
amerikanische Verbündete wird sein grösster<br />
Feind werden. Israels Friedenspartner wird<br />
erneut sein schlimmster Feind werden.<br />
Israelische Beamte und Kommentatoren sind<br />
sich in ihren negativen Reaktionen über die<br />
Geschehnisse in Ägypten einig. <strong>Die</strong> israelische<br />
Armee, der nationale Sicherheitsrat, alle<br />
Geheimdienste und auch die Regierung und<br />
die Medien sind sich alle einig, dass Israels<br />
gesamte, regionale Position sich drastisch<br />
verändern wird, falls das Regime Ägyptens<br />
gestürzt wird.<br />
Keines der möglichen Szenarien ist positiv.<br />
Was die israelischen Beamten und Kommentatoren<br />
aber am meisten verwirrt und stört,<br />
war nicht die Stärke der Proteste, sondern die<br />
amerikanische Reaktion auf diese. Ausser der<br />
israelischen Linken haben Kommentatoren<br />
aller <strong>Zeitung</strong>en, Radio- und Fernsehstationen<br />
die amerikanische Reaktion auf die Ereignisse<br />
als irrational, unverantwortlich, katastrophal,<br />
dumm, blind, verräterisch und erschreckend<br />
charakterisiert.<br />
Sie weisen darauf hin, dass das Verhalten<br />
der Regierung Obama – und dasjenige vieler<br />
seiner prominenten Kritiker – katastrophale<br />
Konsequenzen für die anderen arabischen<br />
Verbündeten, für Israel und die USA selbst<br />
haben könnte.<br />
<strong>Die</strong> Frage, die die meisten Israelis sich stellen,<br />
ist, warum die Amerikaner so selbstzerstö-
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
rerisch handeln? Warum schlagen Präsident<br />
Barack Obama und Aussenministerin Hillary<br />
Clinton einen Kurs ein, der zur Verwandlung<br />
Ägyptens in eine islamische Theokratie führt?<br />
Und warum drängen republikanische Politiker<br />
sie, sich noch klarer für die Unruhestifter in<br />
den Strassen auszusprechen?<br />
Verstehen die USA denn nicht, was in der<br />
Region als Folge ihrer Handlungen geschehen<br />
wird? Verstehen die USA wirklich nicht, was<br />
mit ihren strategischen Interessen im Nahen<br />
Osten geschehen wird, falls die Moslemische<br />
Bruderschaft entweder das nächste Regime<br />
bildet oder die Macht hinter dem Thron des<br />
nächsten Regimes in Kairo sein wird?<br />
Beunruhigend ist, dass die USA anscheinend<br />
wirklich keine Ahnung haben, was sie tun.<br />
Der Grund, warum die einzige Supermacht<br />
der Welt blind handelt, ist, weil ihre Führer<br />
zwischen zwei irrationalen, politischen Polen<br />
gefangen sind und ihren Weg nicht sehen<br />
können.<br />
Der erste ist die „Demokratie-Agenda“ des<br />
früheren Präsidenten George W. Bush und<br />
seine Unterstützung für offene Wahlen.<br />
Bush-Anhänger und frühere Regierungsbeamte<br />
haben sich seit Beginn der Unruhen<br />
in Tunesien gebrüstet, dass diese Ereignisse<br />
beweisen, dass Bushs Drängen auf eine<br />
Demokratisierung der arabischen Welt die<br />
richtige Haltung war.<br />
Das Problem ist, dass Bushs Diagnose über<br />
die Gefahren der mangelnden Demokratie in<br />
der arabischen Welt zwar korrekt war, sein<br />
Gegenmittel zur Lösung dieses Problems aber<br />
gänzlich falsch war.<br />
Bush hat Recht, dass die Tyrannei zu Radikalismus<br />
und Instabilität führt und deshalb<br />
für die USA gefährlich ist. Sein Glauben<br />
jedoch, dass freie Wahlen das Problem des<br />
arabischen Radikalismus und der Instabilität<br />
lösen würden, war gänzlich falsch.<br />
Unsere Beratung ist kompetent,<br />
freundlich,<br />
mehrsprachig<br />
D/F/I/E/,hrcg.<br />
Gabler Apotheke<br />
Drogerie<br />
Waffenplatzstrasse 5 8002 Zürich<br />
Tel. 044 202 00 58,Fax 044 202 88 38<br />
e-mail: gabler-apotheke@bluewin.ch<br />
Reservierte P<br />
Hauslieferdienst<br />
gratis<br />
8<br />
Als die Palästinenser auf amerikanischen<br />
Druck hin die Gelegenheit erhielten, im Jahr<br />
2006 in offenen und freien Wahlen zu stimmen,<br />
stimmten sie für die Hamas und deren<br />
totalitäre Agenda. Als die Ägypter infolge<br />
amerikanischen Drucks 2005 begrenzt ihre<br />
Abgeordneten frei wählen konnten, wählten<br />
sie die totalitäre Moslemische Bruderschaft.<br />
Das Scheitern seiner Politik überzeugte Bush,<br />
seine Unterstützung für Wahlen in seinen<br />
letzten zwei Jahren im Amt zu beenden.<br />
Unter dem Bann der anderen politischen Paradigmen,<br />
die die Eliten der amerikanischen<br />
Aussenpolitik faszinierten – der Antikolonialismus<br />
– argumentierten Bushs linke Gegner<br />
nie, dass das Problem mit dessen Politik sei,<br />
dass sie fälschlicherweise annahm, dass die<br />
westlichen Werte universelle Werte sind.<br />
Geblendet von ihrem anti-westlichen Dogma<br />
behaupteten sie, dass sein Angebot für Freiheit<br />
nichts anderes war als eine moderne Version<br />
des Imperialismus.<br />
Es ist dieses anti-kolonialistische Paradigma<br />
mit seiner grundsätzlichen Annahme, dass die<br />
USA kein Recht haben, andere Staaten zu kritisieren,<br />
das die Aussenpolitik der Regierung<br />
Obama leitet. Es ist das anti-kolonialistische<br />
Paradigma, das Obama dazu veranlasste,<br />
die prowestlichen Demonstranten, die den<br />
Sturz des iranischen Regimes nach den Präsidentschaftswahlen<br />
von 2009 herbeiführen<br />
wollten, nicht zu unterstützen. Wie Obama zu<br />
jener Zeit sagte: „Angesichts der Geschichte<br />
der amerikanisch-iranischen Beziehungen<br />
ist es nicht produktiv, als der amerikanische<br />
Präsident, der sich in die iranischen Wahlen<br />
einmischt.“<br />
<strong>Die</strong>ses anti-kolonialistische Paradigma war<br />
der Grund für das Werben Obamas um das<br />
syrische, türkische und iranische Regime und<br />
für seine Nichtbereitschaft, einen Finger zu<br />
heben, um der Bewegung des 14. März im<br />
Libanon zu helfen.<br />
Da dieses Paradigma besagt, dass die Klagen<br />
der nichtwestlichen Welt gegenüber dem<br />
Westen per se legitim sind, basiert Obamas<br />
Nahostpolitik auf der Ansicht, dass der beste<br />
Weg, Einfluss auf die arabische Welt zu haben,<br />
der ist, dass man sich ihrer Kampagne gegen<br />
Israel anschliesst. <strong>Die</strong>s war das zentrale Thema<br />
von Obamas Rede in Kairo im Juni 2009<br />
vor einer Menge, die von Mitgliedern der<br />
Moslemischen Bruderschaft dominiert war.<br />
Obwohl die westliche Demokratie glaubt,<br />
dass alle Menschen mit denselben westlichen,<br />
liberalen, demokratischen Werten geboren<br />
werden, glauben die Post-Kolonialisten, dass<br />
alle „Nichtwestliche“ Opfer des Westens<br />
sind. Sie sind nicht für ihre eigenen Taten<br />
verantwortlich. Nur Leute aus dem Westen<br />
(und Israelis) sind Akteure auf der politischen<br />
Bühne, alle anderen sind Objekte. Und wie<br />
alle Objekte können sie nicht für etwas verantwortlich<br />
gemacht werden, das sie tun, weil<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
sie gänzlich von Kräften kontrolliert werden,<br />
die ausserhalb ihrer Kontrolle stehen.<br />
Anti-Kolonialisten müssen per Definition<br />
immer die am meisten anti-westlichen Kräfte<br />
als „authentisch“ unterstützen. Angesichts von<br />
Mubaraks 30jähriger Allianz mit Amerika<br />
macht es Sinn, dass Obamas Instinkte den<br />
amerikanischen Präsident auf die Seite der<br />
Demonstranten stellen.<br />
In Jordanien und Saudiarabien haben sich<br />
bisher unruhige Bevölkerungen gefürchtet,<br />
sich gegen ihre Führer zu stellen, weil Amerika<br />
diese unterstützt hat. Jetzt, da die USA ihre<br />
wichtigsten Verbündeten im Stich lässt und<br />
sich auf die Seite ihrer schlimmsten Feinde<br />
stellt, sehen die Haschemiten und die Saudis<br />
auf den arabischen Strassen nicht mehr so<br />
mächtig aus. Dasselbe kann für die kuwaitische<br />
Führung und die pro-amerikanischen,<br />
politischen Kräfte im Irak gesagt werden.<br />
Was Israel betrifft, so sollte Amerikas Verhalten<br />
gegenüber Ägypten jede Absicht vergessen<br />
lassen, dass Israel in den Golanhöhen und im<br />
Jordantal im Austausch für amerikanische Sicherheitsgarantien<br />
territoriale Konzessionen<br />
machen kann. Das amerikanische Verhalten<br />
von heute – und die Art und Weise der amerikanischen<br />
Ablehnung Mubaraks – ist ein<br />
klares Zeichen dafür, dass amerikanische<br />
Garantien nicht glaubwürdig sind.
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
schnappschuss<br />
Kabolas Ponim Melave<br />
deMalke in Lakewood für<br />
den Skulener Rebben,<br />
Raw Zwi Noach Portugal<br />
schlita.<br />
Foto: Kuvien Images<br />
Der Lakewooder Maschgiach,<br />
Raw Matisjohu<br />
Salomon schlita während<br />
seines Aufenthaltes in Erez<br />
Jisroel im Schagas Arjeh<br />
Bes Midrosch in Modi‘in Illit<br />
Foto: S.B. Korn / Kuvien Images<br />
<strong>Die</strong> JüDische Welt<br />
Jemenitische Muslime entführen jüdisches<br />
Kind. Ein jüdisches Kind wurde laut der<br />
Yemen Post in Reida, Jemen, am Schabbat<br />
entführt. Das Kind wurde angeblich als Geisel<br />
genommen, um die jüdische Gemeinde zu<br />
zwingen, einem terroristischen Mörder zu<br />
verzeihen. Das Entführungsopfer ist als der<br />
achtjährige Yamin Ameran Al-Nahari identifiziert<br />
worden. Quellen berichteten der Yemen<br />
Post, dass die Entführung mit dem Mord<br />
an Moshe Nahari, einem Tora-Lehrer und<br />
führenden Mitglied der jüdischen Gemeinde,<br />
im Jahr 2008 in Verbindung stehe. Naharis<br />
Mörder schrie „Jude, nimm die Botschaft<br />
9<br />
des Islams an“, bevor er ihn erschoss. <strong>Die</strong><br />
Entführer hoffen, die jüdische Gemeinde unter<br />
Druck zu setzen, Abdi öffentlich zu vergeben,<br />
was die Gerichte überzeugen könnte, seine<br />
Strafe auf eine Busse zu reduzieren. Abdi ist<br />
für den Mord an Nahari zum Tod verurteilt<br />
worden. Er hatte zuvor seine Frau ermordet,<br />
wurde jedoch nicht inhaftiert, nachdem ihre<br />
Familie sich einverstanden erklärt hatte, statt<br />
eines Strafprozesses eine finanzielle Entschädigung<br />
zu erhalten. <strong>Die</strong> jüdische Gemeinde<br />
Jemens, die schon klein ist, ist in den letzten<br />
Jahren geschrumpft, da viele Leute infolge der<br />
Gewalt aus dem Land flüchten. Der Aufstieg<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
der Al Kaida im Land hat insbesondere ein<br />
Interesse an der Alija ausgelöst.<br />
Teheran. Der Iran ermutigt aktiv die sogenannte<br />
„Freiheit suchenden“ Bewegung in<br />
Ägypten, um seinen Traum eines fundamentalistischen<br />
islamischen Nahen Ostens<br />
zu verwirklichen. Iranische Beamte sagten<br />
am <strong>Die</strong>nstag zum ersten Mal, dass sie den<br />
Protestierenden in Ägypten Unterstützung<br />
anbieten. Aussenminister Ali Akbar Salehi<br />
sagte: „Gemäss den Dingen, die ich über<br />
das grosse revolutionäre und Geschichte<br />
machende Volk Ägypten weiss, bin ich sicher,<br />
dass sie ihre Rolle, einen islamischen<br />
Nahen Osten für alle Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Unabhängigkeit Suchenden zu schaffen,<br />
spielen werden.“ Er kritisierte die USA, die<br />
sich angeblich „direkt einmischen“, weil
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Fixe Zeiten im Winter für:<br />
vjbn<br />
Zürich:<br />
13.10 Uhr (Mo-Do) IRG Bejs Hamidrosch, Freigutstrasse 37<br />
13.10 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastrasse 8<br />
13.15 Uhr (Mo-Do) Bes Hamidrosch Chasidei Gur, Manessestr.69<br />
14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />
15.00 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />
15.30 Uhr (So-Do) Kolel, Freigutstr. 37<br />
16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />
chrgn<br />
Basel:<br />
19.45 Uhr (So-Do) IRG, Ahornstr. 14<br />
Zürich:<br />
18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, Nüschelerstr. 36<br />
18.45 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />
19.15 Uhr (So-Do) Kolel/Daf Jomi, Freigutstr. 37<br />
20.00 Uhr (So-Do) Omud Jomi, Freigutstr. 37<br />
20.30 Uhr (So-Do) Beth Chabad, Rüdigerstrasse 10<br />
21.00 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststr. 46<br />
21.15 Uhr (So-Do) Brunau, Rieterstrasse 20<br />
21.30 Uhr (So-Do) Agudas Achim, Erikastr. 8<br />
21.30 Uhr (So-Do) Bels, Weststr. 151<br />
21.30 Uhr (Mo-Do) Gur, Manessestr. 69<br />
21.30 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />
21.45 Uhr (So-Do) IRG, Bejs Hamidrosch, Freigutstr. 37<br />
21.45 Uhr (So-Do) Sichroin Moische, Manessestr.<br />
22.00 Uhr (So-Do) Agudas Achim Erikastr. 8, Esras Noschim<br />
die ägyptischen Bürger „nicht länger bereit<br />
sind, angesichts der Verbrechen des zionistischen<br />
Regimes müssig zuzuschauen“. Eine<br />
Erklärung, die von 214 iranischen Abgeordneten<br />
unterzeichnet wurde, kündigte laut<br />
der halboffiziellen Nachrichtenagentur Fars<br />
„starke Unterstützung für den Aufstand der<br />
ägyptischen Nation und Bewegung gegen die<br />
Tyrannei der Herrscher des Landes“ an. Der<br />
militärische Berater der Islamischen Republik,<br />
General Yahya Rahim Safavi, warnte den<br />
ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, dass<br />
er ein ähnliches Schicksal erleben werde wie<br />
der Ex-Schah des Irans, der in der Islamischen<br />
Revolution 1979 gestürzt wurde.<br />
Wer erinnert sich nicht an<br />
die herrlichen Drosches von<br />
Herr Rabbiner Weisz sZl.?<br />
Zur Ehre seiner 24. Jahrzeit<br />
und leiluei Nischmosoi<br />
kann jedermann auf www.<br />
mydrive.ch mit Gebrauchsnamen<br />
und auch Passwort<br />
„irgzurich“ die Drosches<br />
gratis runterladen.<br />
Gleichzeitig will ich damit den Oilom motivieren<br />
Kassetten mit seinen Drosches auf<br />
mp3 zu converten und auf die Site aufzuladen.<br />
Falls sie dazu nicht fähig sind, übernehme<br />
ich gerne den Job.<br />
Sie koennen die Kassetten abgeben bei Frau<br />
S. Stefansky, Hügelstr. 12, 044 201 7939 oder<br />
bei Herrn Mosi Weisz, Manessestr. 4, 044 241<br />
42 60 (sie erhalten die Kas. selbverständlich<br />
zurück).<br />
Tisku leMizwes Schmuel Stefansky<br />
MeDikaMenten-GeMacH<br />
Benötigen Sie dringend ein Medikament<br />
und die Apotheke ist geschlossen? Sie<br />
können bei uns zu jeder ta g e s -<br />
und nachtzeit Schabbes und Jomtow<br />
Medikamente ausleihen. Cohen<br />
Schimmelstr.5,Tel.044 462 19 29/078 8801929<br />
vnur, ‘p<br />
30. Schwat - 7. Ador I<br />
4. - 11. Februar<br />
10<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Fr. Schab. So. Mo-Fr.* So.-Do. Fr.<br />
Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />
Lichtz. Lichtz.<br />
Agudas Achim 17.11 17.30 8.30 16.30 18.25 800/30 6.50 13.10 1825/1845 17.22 17.40<br />
17.31 8.45 17.15 900/30 7.14 17.40 21.30 17.42<br />
usw. 800/30 22.00<br />
IRG Zürich 17.15 17.15 7.30 16.55 18.25 7.00 6.50 13.10 1915/2000 17.25 17.25<br />
8.30 8.00 7.19 17.20* 21.45<br />
Machsike Hadass ZH 17.11 17.40 9.00 17.10 18.25 8.00 7.00 17.45 18.25 17.22 17.50<br />
ICZ 17.15 17.15 9.00 17.20 18.25 8.45 7.00 18.15 17.25 17.25<br />
Bels 17.13 17.33 9.00 17.38 18.48 21.30 17.24 17.44<br />
Brunau 17.11 17.30 9.15 17.15 18.25 8.00 7.00 21.15 17.22 17.40<br />
Chabad 17.15 17.15 9.30 17.05 18.25 8.15 7.00 20.30 17.25 17.25<br />
Esra Chabad 17.15 Mar.1800 9.30 18.25 17.25 Mar.1800<br />
Gur 17.11 17.15 8.00 17.00 18.25 8.00 7.22 21.30 17.22 17.25<br />
Jeschiwa LeZe’irim 16.55 8.00 16.40 18.25 7.40 7.40 15.00 21.30 17.05<br />
Mendel-Heim 17.15 17.15 9.30 13.15 18.25 17.25 17.25<br />
Sichroin Moische 17.11 17.20 9.00 17.10 18.25 17.20 17.30<br />
Sikna 17.15 17.15 9.00 17.40 18.25 8.00 7.00 17.25 17.25<br />
Wollishofen 17.15 17.15 8.45 17.10 18.25 8.00 6.45 17.25 17.25<br />
Isr. Kultusgem. Baden 17.15 Mar.1830 9.30 18.17 17.26 Mar.1830<br />
IRG Basel 17.15 17.15 8.15 16.30 18.21 730/830 6.40 17.30 19.45 17.25 17.25<br />
IGB Basel 17.15 17.15 8.30 17.41 18.21 7.45 6.45 17.15 17.30 17.30<br />
Machsike Hadass GE 17.29 17.30 9.00 17.20 18.39 8.00 7.00 13.15 20.00 17.40 17.40<br />
Margoa Lengnau 17.15 8.30 18.25 17.25<br />
JG Luzern 17.15 17.15 8.30 16.55 18.22 7.45 7.16 17.25* *ab Mi1730 17.25 17.25<br />
*ab Mi.17.25<br />
:ka hnuh sunhk<br />
vfkv vban sung ;s<br />
j“ut g”a ,unur, tnuh ohjcz<br />
‘gx inhx vban erp<br />
t-v<br />
s-c<br />
d-t<br />
u-s<br />
d-t<br />
t-s<br />
d-t<br />
d-t<br />
c-tfr,<br />
cfr,<br />
dfr,<br />
dfr,<br />
sfr,<br />
v-sfr,<br />
ufr,<br />
zfr,<br />
j-z<br />
h-y<br />
ch-th<br />
c-t<br />
s-d<br />
u-v<br />
j-z<br />
h-y<br />
h<br />
h<br />
h<br />
th<br />
th<br />
th<br />
th<br />
th<br />
:uy<br />
wzy<br />
:zy<br />
wzh<br />
:zh<br />
wjh<br />
up<br />
zp<br />
jp<br />
yp<br />
m<br />
tm<br />
cm<br />
dm<br />
Feb. Schwat<br />
Ador I<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
30<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
vnur, ‘p<br />
Fr. asj atrs ‘t<br />
,ca asj atrs ‘c qohnav ‘ypv<br />
So.<br />
Mo.<br />
Di.<br />
Mi.<br />
Do.<br />
Fr.<br />
Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir eine<br />
Hochzeitsliste für<br />
Josche Solowiejczyk Modche Heller<br />
und<br />
und<br />
Reisy Brandeis Baili Halonbrenner<br />
.<br />
führen.<br />
Wir sind auch telefonisch für Sie da! Duvet-Porzellan Discount<br />
Tel. 044 451 10 16, duvetdisco@aol.com
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
<strong>Die</strong> JüDische Familie<br />
Wir wünschen cuy kzn<br />
zur Geburt von:<br />
Dewoire Sissel, Tochter von Schmuel<br />
Jossef und Esti Scheiner, Zürich (Enkelin<br />
von Jisroel und Chana Scheiner, Zürich)<br />
Sohn von Beat und Corinne Wolffers,<br />
Basel.<br />
Tochter von Jechiel und Esther<br />
Schoschanna Bloch-Schol (Urenkelin<br />
von Frau H. Altmann und Frau M. Schol).<br />
Sohn von Janky und Miriam Eiss.<br />
Zürich.<br />
Schoschana Reisel, Tochter von Scholem<br />
und Dina Erlanger-Katz, London (Urenkelin<br />
von Chaje Soro Erlanger, Luzern).<br />
Mordechai, Sohn von Aren Pinchos<br />
und Bruria Schlamme-Brandeis, Ramat<br />
Bet Schemesch.<br />
Sohn von Herrn und Frau Majer Eiger,<br />
Beit Schemesch (Urenkel von Herrn und<br />
Frau Leibel Bornstein, Zürich).<br />
Sohn von Leibi und Talya Brand-Foux,<br />
Zürich.<br />
Sohn von Moische Bezalel und Hindi<br />
Levine-Groman, Jeruschalajim(Enkel<br />
von Dr. Dow und Sera Levine, Jeruscholajim).<br />
zur Verlobung von:<br />
Menachem Arie Zwiebel Zürich mit<br />
Yitty Halpern, London/Jeruscholajim.<br />
Menachem Fink(-Hausmann), Jeruscholajim<br />
mit Margalit Golovaty, Basel.<br />
zur Chassene von:<br />
Arie Gurvits, London, mit Ayala Adler,<br />
Zürich, 2. Adar I/6. Februar, City Tower,<br />
Ramat Gan.<br />
Yaakov Hershkowitz, Gateshead,<br />
mit Mirjam Guggenheim, Zürich, 4.<br />
Ador I/8. Februar, Gemeindehaus IRG,<br />
Brandschenkesteig, Zürich.<br />
Josche Solowiejczyk, Zürich, mit Reisy<br />
Brandeis, Zürich, 5. Ador I/9. Februar,<br />
Kongresshaus, Claridenstr. 5, Zürich.<br />
Modche Heller, Manchester, mit Baili<br />
Halonbrenner, Zürich, 10. Ador I/14.<br />
Februar, Gemeindehaus IRG, Brandschenkesteig<br />
14, Zürich.<br />
terminzentrale<br />
Planen Sie einen Anlass<br />
oder eine Simche?<br />
Wir sagen Ihnen ob das<br />
Datum noch frei ist.<br />
Frau M. Zonszajn<br />
tel. 044 463 44 46<br />
11<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Statt karten<br />
s“xc<br />
Rabbi & Frau<br />
Herr & Frau<br />
Shlomo Herskowitz<br />
Roland Guggenheim<br />
27 Oxford Terrace, Gateshead<br />
Lavaterstr. 59, 8002 Zürich<br />
freuen sich, Sie zur Chuppo ihrer Kinder<br />
Yaakov h“b und<br />
herzlichst einzuladen.<br />
Mirjam ‘hj,<br />
<strong>Die</strong> Chupoh findet s.G.w. am <strong>Die</strong>nstag,<br />
8. Februar 2011/4. Ador I 5771, um 15.00 Uhr<br />
im Gemeindehaus der IRG,<br />
Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich statt.<br />
Anschliessend empfang.<br />
Wir freuen uns sehr, Sie zu der sGw. am Montag t“ga, 't rst 'h ,<br />
14. Februar 2011 stattfindenden Trauung unserer lieben Kinder<br />
'hj, tkhhc vh,c Baili und Modche h“b hukv chhk hfsrn<br />
herzlich einzuladen.<br />
ohbp ,kce: 14.45 Uhr, vpuj: 15.15 Uhr<br />
anschliessend Empfang im Gemeindesaal der IRG,<br />
Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich.<br />
David und Hadassah Halonbrenner<br />
Zürich<br />
Statt karten<br />
Meyer und Shifra Heller<br />
Manchester<br />
Vermögensverwaltung<br />
sucht per sofort oder nach Vereinbarung<br />
männliche Bürohilfe<br />
für allgemeine arbeiten.<br />
Wenn Sie interessiert sind, senden Sie uns bitte<br />
Ihre vollständige Bewerbung an<br />
Chiffre 511, djz.bloch@gmail.com<br />
Aktion<br />
Lassen Sie Ihren Scheitel<br />
den ganzen Monat Ador I<br />
für nur Fr. 30.-<br />
waschen und kämmen!<br />
Ruchele Bloch<br />
076 547 66 52<br />
Segulo von Bleigiessen gegen grv ihg<br />
Raw Jitzchok eisik<br />
Weiss schlito<br />
wird auch nächste<br />
Woche noch ein<br />
paar Tage in Zürich<br />
weilen.<br />
Für Fragen/Termine:<br />
076 753 66 55.<br />
s“xc<br />
SUPERGELEGENHEIT<br />
esty eljowitch, bekannte ausgewiesene<br />
Scheitelmacherin aus London,<br />
kommt diese Woche nach Zürich, verkauft<br />
& schneidet zu Spezialpreisen (ca.<br />
SFr. 880.00-1150.00) folgende Scheitel:<br />
- Rebeca – custom european hair<br />
- First Lady no.1 european hair<br />
- Galit italya precut wegs<br />
- Galit italya bella donna<br />
- Galit italya laura talenti<br />
Auch blend oder synth. auf Anfrage<br />
Interessentinnen melden sich bitte<br />
bald bei: Ruchi Elefant<br />
044 240 36 34 / 078 850 02 87<br />
Letzte Familien-Meldungen<br />
bis Mittwoch 21 Uhr<br />
Tel. 044 201 46 17 Fax 044 201 46 26<br />
mail: djz.bloch@gmail.com
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
<strong>Die</strong> JüDische GemeinDe<br />
Zürich. Owojs Ubonim. Wir freuen<br />
uns Ihnen mitzuteilen, dass Owojs Ubonim<br />
diese Woche wie folgt stattfindet: Um 19.40-<br />
20.10 Uhr lernen in der Turnhalle und Kantine<br />
Brandschenkenstr. 12, ab 20.15 Uhr Sium und<br />
Bar Mizweh Feier im Saal.<br />
Zürich. Chevras Noschim. Am nächsten<br />
Montag, den 7. Februar/3.Ador gibt uns<br />
Frau H. Weisz wieder Shiur. Wir lernen weiter<br />
im faszinierenden Sefer Doniel. Der Schiur<br />
findet ij“H in der Kantine Brandschenkestr.<br />
um 19.45 Uhr statt. Neue Teilnehmerinnen<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Zürich. Jachad. Einladung zu einem<br />
Kaffeenachmittag. Wir freuen uns, Sie zu<br />
einem interessanten und viel versprechenden<br />
Nachmittag einzuladen. Kommen Sie am<br />
<strong>Die</strong>nstag, 8. Februar/4. Adar, um 15.30 Uhr<br />
zu unserem Nachmittag ins Restaurant Fein<br />
und Schein, Schöntalstrasse. Frau Elischewa<br />
Zaika wird aus den reichhaltigen Notizen<br />
Ihres unvergesslichen Vaters Herr Erich<br />
Hausmann sel. referieren. Frau Zaika spricht<br />
zu dem Thema „<strong>Die</strong> Entstehung des Basler<br />
Schas“. Für die musikalische Unterhaltung<br />
sorgt Herr Georges Dreyfuss mit Chasunes<br />
und bekannten jiddischen Liedern. Bitte um<br />
Ihre Anmeldung bei Janet Koschland - Tel.<br />
044 206 30 05 oder Frau Sarah Gross – Tel.<br />
044 201 05 00/079 400 46 20. Bringen Sie<br />
doch Ihre Freundinnen und Bekannte mit.<br />
Wir freuen uns, den Nachmittag mit Ihnen<br />
verbringen zu dürfen.<br />
Zürich. Verein Bigde Chessed<br />
Zürich.Warten Sie nicht bis vor Pessach<br />
und bringenSie uns die Sachen, die Sie nicht<br />
mehr benötigen schon jetzt. Bitte sich melden<br />
bei Rachel Bollag Tel. 044 463 01 35/076 519<br />
46 00 oder Manuela Erlanger 044 450 72 90.<br />
Zürich: Frauen und Mädchen. Reservieren<br />
Sie sich den Sonntagabend, 20. Feb.<br />
für einen unterhaltsamen, lehrreichen Video<br />
von Mekimi USA organisiert. Details folgen.<br />
Basel. Schomre Thora. Am Sonntag,<br />
dem 6. Feb.2011, findet um 8.45 Uhr im<br />
Foyer des Gemeindehauses ein Brunch and<br />
Learn mit Arie Wyler, Zürich, zum Thema:<br />
„Meinungsverschiedenheiten im Talmud - was<br />
steckt dahinter?“ statt. Der Unkostenbeitrag<br />
beträgt 15 Franken pro Person. Anmeldungen<br />
bis zum 30.1.11 an anordmann@gmx.net oder<br />
Fax 061 261 97 95.the Oral Law“ bei Fam. J.<br />
Barth, Giesshübelstr. 114, 8045 Zürich. Für<br />
mehr Informationen 076 309 90 81. „<br />
Basel. Aguda Mädchen. Wir laden<br />
alle Damen und Mädchen zu einer besonderen<br />
Aguda Show ein. <strong>Die</strong>ses Jahr haben wir ein<br />
„Purim Musical“ einstudiert. Es findet am<br />
Sonntag, 6. Februar im Borromäum, Byfang-<br />
12<br />
weg 6 statt. Türöffnung mit Buffet um 18.30,<br />
Showbeginn um 19.00. Wir freuen uns auf<br />
Euer kommen!<br />
Ausbildung von<br />
Lehrerinnen für<br />
jüdische Schulen<br />
<strong>Die</strong> Erziehungsbehörden der Schweiz verlangen<br />
heute, dass jede zukünftige Lehrerin oder<br />
Kindergärtnerin eine Lehrbewilligung vorweist,<br />
wenn sie eine Stelle besetzen will. Wie<br />
erlangen nun unsere Frauen und Mädchen ein<br />
solches Diplom? Nach langem Abklären und<br />
Aussprachen mit der Pädagogischen Hochschule<br />
können wir heute mit Unterstützung der<br />
Rabbonim Schlito folgende Lösung anbieten.<br />
In Zusammenarbeit mit der <strong>Jüdische</strong>n Schule<br />
Zürich, der <strong>Jüdische</strong>n Knabenschule und der<br />
Talmud Toire organisiert Machon Chen diese<br />
Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule.<br />
<strong>Die</strong>ser Kurs wird speziell für jüdische Frauen<br />
und Mädchen durchgeführt und schliesst<br />
mit einer Lehrbewilligung für die jüdischen<br />
Schulen und Kindergärten ab.<br />
Der separate Kurs für jüdische Kandidatinnen,<br />
der mit einem Diplom für Profanlehrer für 1—<br />
Beis Sefer Lebonim:<br />
Letzten Motze Schabbos trafen<br />
sich die Mütter der Talmidim<br />
des Beis Sefer Lebonim zu einer<br />
gemütlichen Melawe Demalko.<br />
Der Nossi Raw Chaim Moische<br />
Levy schlite beehrte die Anwesenden<br />
mit Chinuch-Gedanken.<br />
Nebst weiteren Diwrei Toiro,<br />
kulinarischen Genüssen und<br />
lustiger Unterhaltung wurde<br />
das einfache „Zusammensitzen“<br />
genossen. <strong>Die</strong> fühlbare<br />
Achdus-Atmosphäre sprach für<br />
sich alleine.<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Melawe Malke für die Mütter<br />
6.Klasse oder - Kindergärtnerinnen für jüdische<br />
Schulen und Kindergärten abschliesst,<br />
dauert 1 Jahr, 50% Theorie und 50% Praktikum<br />
in den jüdischen Schulen und Kindergärten<br />
und beginnt ijH im August 2011.<br />
<strong>Die</strong> Voraussetzungen für die Aufnahme sind<br />
ein Bachelor of Arts oder evtl. gleichwertiger<br />
Abschluss. <strong>Die</strong> Prüfungen für BA Credits<br />
können bei Machon Chen abgelegt werden.<br />
Dort können auch eine Beratung und Begleitung<br />
für die Prüfungsvorbereitungen gebucht<br />
werden. Wir informieren Sie gerne über die<br />
Bedingungen. Kandidatinnen und allgemein<br />
interessierte Damen und Herren können am<br />
Informationsabend genauere Auskunft über<br />
die fantastische Chance einer anerkannten<br />
Berufsausbildung erhalten. Wir freuen uns<br />
alle Interessierte am 10.Februar 2011 in den<br />
Räumlichkeiten von Machon Chen, zu einem<br />
unverbindlichen Abend begrüssen zu dürfen.<br />
Zeit : 20.00.
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Raw Jisrael Alter, der<br />
'Bes Jisrael’, Admor<br />
von 'Gur’<br />
Niftar am 2. Adar 5737<br />
(1977)<br />
Reb Jisrael war der dritte Sohn des Admor Raw<br />
Awraham Mordechai Alter sZl. und kam im<br />
Jahr 5655 (1895) in der Stadt Gur zur Welt.<br />
Von seiner Jugend an war er zu spezieller<br />
Grösse bestimmt. Er zeichnete sich schon als<br />
kleines Kind durch ein aussergewöhnliches<br />
Gedächtnis aus. Im Alter von nur drei Jahren<br />
zählte man ihm die Namen aller Parschiot<br />
der Tora in der richtigen Reihenfolge auf.<br />
Danach begann er die Namen aller Parschiot<br />
in umgekehrter Reihenfolge zu wiederholen!<br />
Sein Grossvater, der ‚Sfat Emet’ liebte die<br />
Scharfsinnigkeit seines Enkels und sagte oft<br />
über ihn: „Siehe, hier kommt der Plünderer!“<br />
Als Reb Jisrael fünfzehn Jahre alt war, heiratete<br />
er die Tochter seines Onkels, Rabbi<br />
Jakow Meir Bidermann. Er ging in den Wegen<br />
seiner Vorfahren und stieg die Stufen der Tora<br />
empor. Er unternahm alles, um seine Grösse<br />
zu verbergen. Er schlief sehr wenig. Schon<br />
damals zog er viele junge Bachurim und<br />
Awrechim an, die ihn um Stärkung in Tora<br />
und Chassidut baten.<br />
In den folgenden vier Jahren (5670 – 5674)<br />
lernte Reb Jisrael ruhig und liess sich in<br />
seinem Tora-Lernen und seiner Awodat Haschem<br />
durch nichts unterbrechen. Er wurde<br />
als ‚Löwe der Chabura’ angesehen. Während<br />
den Jahren des Ersten Weltkriegs litt er jedoch<br />
sehr unter körperlichen und seelischen<br />
Belastungen. Zusammen mit seiner ganzen<br />
Familie übersiedelte er nach Warschau. Als<br />
dann am Ende des Krieges fast alle Familienmitglieder<br />
wieder zurück in die Stadt Gur<br />
gingen, beschloss er, in Warschau zu bleiben,<br />
wo er während den folgenden zwanzig Jahren<br />
in einer kleinen Wohnung wohnte.<br />
Als die Kommunisten Polen überfielen, wurde<br />
Raw Jisrael auch ins Militär einberufen, was<br />
zu jener Zeit als lebensgefährlich angesehen<br />
wurde. Seine Schwester, die Frau von Raw<br />
Jitzchak Meir Levin, versteckte ihn daraufhin<br />
in ihrer Wohnung, wo er sechs Monate bis<br />
ans Ende des Kriegs blieb. Danach kehrte<br />
er wieder nach Hause zurück. Um seine<br />
Familie zu ernähren, trieb er Handel, jedoch<br />
nicht direkt, sondern beteiligte sich bei einem<br />
anderen Kaufmann. Er konnte sich dadurch<br />
gut ernähren.<br />
Er war wegen seiner Tätigkeit aber gezwungen,<br />
sich zu reisen, und in jeder Ortschaft<br />
wurde er mit offenen Armen empfangen und<br />
gleich von vielen Chassidim bestürmt, die<br />
von ihm Tora hören wollten.<br />
In den Jahren, bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach,<br />
arbeitete er sehr schwer, um Bachurim<br />
‚mekarev’ zu sein und sie zu stärken. Er ver-<br />
13<br />
suchte in seinen Gesprächen mit<br />
ihnen jedes Detail ihres Lebens<br />
herauszufinden, um dann mit<br />
gezielten Worten die richtigen<br />
Stellen anzupacken und sie zu<br />
Jir’at Schamajim zu erziehen.<br />
<strong>Die</strong>ser Weg wurde von ihm auch<br />
später als Rebbe auf die gleiche<br />
Weise fortgesetzt.<br />
Sein Vater, der ‚Imre Emet’,<br />
übergab ihm ein Geschenk,<br />
das er keinem anderen Bruder<br />
anvertraute: Es war ein kleiner<br />
Brief, den er selbst von seinem<br />
Grossvater, dem Sfat Emet, bei<br />
seiner Bar Mitzwa erhalten hatte<br />
und darauf stand: „Er ist ein<br />
Gefäss, das bereit ist, Vollständigkeit<br />
zu empfangen.“ <strong>Die</strong>sen<br />
Brief schätzte er sehr, und er<br />
beschloss, ihn seinem Sohn Reb<br />
Jisrael kurz vor dem Krieg zu<br />
übergeben, ohne ihm den Grund<br />
des Geschenks zu erklären.<br />
Nachdem Reb Jisrael von den<br />
Nazis j’s flüchten konnte, fragte<br />
ihn sein Vater, ob er den Brief<br />
bei sich behalten hatte, was ihm<br />
jedoch nicht möglich gewesen war. Reb Jisrael<br />
bedauerte es jedoch sein ganzes Leben, dass er<br />
diesen Brief bei seiner Flucht von Warschau<br />
nicht mitgenommen hatte.<br />
Im ersten Monat nach dem Kriegsausbruch,<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
.rtc rat ohase<br />
von Elul 5699 bis Tischri 5700 (1940), bombardierten<br />
die Deutschen die Stadt Warschau.<br />
Eine grosse Bombe riss die ganze vordere<br />
Hälfte von Reb Jisraels Haus (er wohnte in<br />
einer Wohnung im dritten Stock) weg, durch<br />
ein Wunder wurde aber niemand verletzt.<br />
Am Sukkot kamen die Deutschen plötzlich<br />
ins Haus des Imrei Emet, wo man mitten im<br />
Dawenen war. Sie nahmen einige Männer zur<br />
Zwangsarbeit mit, unter ihnen befand sich<br />
auch Reb Jisrael. Durch ein grosses Wunder<br />
wurde er jedoch nach einer Stunde wieder frei<br />
gelassen. Er ging dann aber in eine andere<br />
Wohnung und dort beschloss er, sich in die<br />
Lehren des Rambam zu vertiefen. Er beteiligte<br />
auch Bachurim daran und stärkte sie dadurch.<br />
Eine Gruppe von Bachurim fragte ihn zu<br />
dieser Zeit, wie sie sich stärken könnten und<br />
was sie lernen sollen. Er antwortete ihnen,<br />
dass sie die Halachot von Kidusch Haschem<br />
gründlich lernen sollten.<br />
Im Adar des Jahrs 5700 versuchte ein Teil<br />
der Alter- Familie aus Polen zu flüchten.<br />
Reb Jisrael gehörte zu dieser Gruppe, jedoch<br />
blieben seine Frau und Kinder (Sohn und<br />
Tochter) zurück, um mit einer zweiten Gruppe<br />
nachzukommen. Während die erste Gruppe<br />
erfolgreich flüchten konnte, blieb jedoch die
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
zweite Gruppe in Warschau stecken, da kurz<br />
danach die Tore der Stadt geschlossen wurden.<br />
Alle verbliebenen Jehudim wurden danach al<br />
Kidusch Haschem getötet.<br />
Im Jahr 5708 (1948) baute Reb Jisrael sein<br />
Haus erneut auf, dieses Mal in Jeruschalajim.<br />
Als sein Vater, Reb Awraham Mordechaj, im<br />
Monat Sivan desselben Jahres niftar wurde,<br />
wurde die Führung des Chassidut, wie es<br />
der Vater befohlen hatte, in seine Hände<br />
übergeben.<br />
<strong>Die</strong>se Zeit war schwer für den Klall Jisrael.<br />
Im Krieg mit Jordanien herrschte zwar Waffenstillstand,<br />
jedoch war die Zukunft voller<br />
Ungewissheit und Gefahren. Vom Chassidut<br />
Es begann sehr unschuldig, wie solche Dinge<br />
normalerweise beginnen. Als es an einem gewöhnlichen<br />
Montagmorgen an der Tür läutete,<br />
hatte ich keinen Grund anzunehmen, dass es<br />
jemand anderer als meine Nachbarin war,<br />
die ein Glas Zucker ausborgen oder drei Eier<br />
zurückgeben wollte. „Nur einen Moment“, rief<br />
ich fröhlich, als ich die Musik leiser stellte<br />
und eilte, um die Tür zu öffnen.<br />
<strong>Die</strong>s war Fehler <strong>Nummer</strong> eins. Es ist immer<br />
14<br />
Gur, das vor dem Krieg noch ca. 100‘000<br />
Jehudim zählte, blieben nur wenige zurück,<br />
die meisten von ihnen waren in Körper und<br />
Geist gebrochen. Reb Jisrael wandte sich<br />
dieser schweren Arbeit voller Elan zu und<br />
benutzte all seine Kräfte, um das Chassidut<br />
wieder von neuem aufzubauen. Seine Arbeit<br />
trug Früchte, und langsam bekam das Chassidut<br />
unter seiner Führung wieder ein neues<br />
Aussehen.<br />
Seine Einstellung zum Chassidut war, das<br />
Tora-Lernen zu stärken und die G“ttesfurcht<br />
bei den Chassidim zu verankern. Er verlangte<br />
von jedem Chassid, dass er die Halacha<br />
befolgte, ohne irgendeine Erleichterung zu<br />
Verkauft!<br />
so. Ich denke nie an die „Guckloch Regel“, bis<br />
ich vor irgendeinem schrägen Charakter stehe,<br />
der schon einen Fuss in meiner Wohnung hat.<br />
<strong>Die</strong>ses Mal war der Mann kurz und stämmig,<br />
die Venen in seinem Gesicht standen hervor.<br />
Er legte einen schweren, aufgerollten Teppich<br />
gegen die Wand, sodass der Türrahmen blockiert<br />
war. Hatte ich bis dann vor, die Tür zu<br />
schliessen, so war dies nun keine Option mehr.<br />
„Teppich, Geweret“, verkündete er.<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
suchen. Er legte auch sehr viel Wert auf das<br />
Dawenen zur richtigen Zeit und das Verbot<br />
von unnötigem Geschwätz im Bet Hakneset.<br />
Gleich wie sein Vater erkannte Reb Jisrael,<br />
dass der Erfolg von Klall Jisrael vom<br />
Erfolg der ‚Agudat Jisrael“ abhängig ist<br />
und widmete sich allen möglichen Zibbur-<br />
Angelegenheiten.<br />
Während 29 Jahren führte Reb Jisrael das<br />
Chassidut Gur und konnte die Früchte sehen:<br />
Tausende Chassidim, und eine grosse Anzahl<br />
von Mosdot-Tora und Bate Knesset. Er wurde<br />
im Alter von 82 Jahren niftar und wurde auf<br />
dem Har Hasetim begraben.<br />
„Sie haben die falsche Adresse“, informierte<br />
ich ihn. „Wir haben keinen Teppich bestellt,<br />
es tut mir leid.“<br />
Der Mann schien jedoch unbeeindruckt und<br />
machte keine Anzeichen, entweder sich oder<br />
den Teppich auch nur einen Zentimeter zu<br />
bewegen. „Das sind orientalische Teppiche,<br />
Geweret, von bester Qualität,englische Wolle.<br />
Ich verkaufe sie zu spottbilligen Preisen.<br />
Es ist wirklich eine einmalige Gelegenheit.
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
leser schreiben<br />
Geschichten und ihre Lektionen<br />
Talmud Tora und "Derech Erez" DJZ<br />
Nr.4<br />
Ich weiss beim besten Willen nicht, was der<br />
erwähnte Artikel bezwecken soll. Es ist klar,<br />
dass wir unsere Kinder - gerade in der heutigen<br />
Zeit - nicht in Paris studieren lassen dürfen.<br />
Es dürfte auch unbestritten sein, dass wir bei<br />
der Ausbildung unserer Kinder sorgfältig und<br />
wachsam das Umfeld prüfen müssen, damit<br />
sie nicht negativen Einflüssen ausgesetzt sind.<br />
Was ist aber mit all unseren Baale Batim,<br />
die ehrlich bemüht sind unseren Jerschiwa-<br />
Bachurim und Bet Jakob-Mädchen eine<br />
Grundausbildung zu ermöglichen, damit sie<br />
sich eine Parnassa aneignen können? Ist dies<br />
nicht auch wichtig in unserer, oekonomisch<br />
so schwierigen Zeit? Sind wir alle Apikorsim,<br />
oder müssen wir einfach "nur" ein schlechtes<br />
Gewissen haben? Eine klare Stellungnahme<br />
der Jüz-Redaktion ist jetzt gefragt.<br />
Salomon Goldschmidt, Basel<br />
Sehr geehrter Herr Goldschmidt lj‘t!<br />
Besten Dank für Ihren Brief! Es ist anzunehmen,<br />
dass viele DJZ-Leser mit Ihnen einver-<br />
Vergleichen Sie die Preise in jedem Geschäft.<br />
Sie werden nie etwas so Billiges erhalten.“<br />
„Für wie viel verkaufen Sie sie?“ fragte ich.<br />
Das war Fehler <strong>Nummer</strong> zwei. Sobald die<br />
Worte meinen Mund verlassen hatten, hätte<br />
ich alles getan, um sie zurückzunehmen.<br />
Was ich hätte sagen sollen, war: „Nein, ich<br />
bin nicht interessiert.“ Punkt! Keine Fragen,<br />
keine Erklärungen, keine Entschuldigungen.<br />
Ich brauche keinen Teppich. Ich wollte keinen<br />
Teppich. Ich hatte noch nie auch nur im Traum<br />
daran gedacht einen zu kaufen.<br />
Doch gleich wie die „Guckloch Regel“ meldete<br />
sich auch meine Logik ein wenig zu spät.<br />
Was ich hätte sagen können und sollen, waren<br />
Dinge der Vergangenheit. Mein Teppichhändler<br />
bekam dieses Glitzern in den Augen und<br />
ich konnte sehen, dass dieser Teppich in seinen<br />
Gedanken schon verkauft war. Er begann, den<br />
Teppich aufzurollen und versicherte mir die<br />
ganze Zeit: „<strong>Die</strong>se kosten normalerweise 800,<br />
doch für Sie, Geweret, mache ich es für 400.“<br />
Ich fragte ihn fast, ob er Schekel oder Dollar<br />
meinte, doch ich biss mir auf die Zunge. Ich<br />
würde nicht wieder in die Falle gehen. Sag,<br />
ich bin nicht interessiert, sagte mir mein Verstand.<br />
Doch ich konnte es einfach nicht über<br />
mich bringen, die enthusiastischen Wünsche<br />
dieses Mannes für das Wohlbefinden und die<br />
Gesundheit und den Reichtum meiner ganzen<br />
Familie zu unterbrechen.<br />
15<br />
standen sind und sich dieselben Gedanken<br />
darüber machten, als sie diesen Artikel lasen.<br />
Es ist klar, dass es nicht die Absicht von Reb<br />
Scholem Schwadron sZl. war, ehrlichen<br />
Ba‘ale Batim ein schlechtes Gewissen zu<br />
vermitteln. Seine Absicht war es wohl vielmehr,<br />
den Leuten die Augen zu öffen, welche<br />
die ‚schwierige ökonomische Zeit‘ mit den<br />
noch viel schwierigeren ruchniutdigen Zeit<br />
vergleichen! Unser irdisches Auge sieht die<br />
Schwierigkeiten der materiellen Welt viel<br />
klarer, als es diejenigen der ruchni‘usdigen<br />
Welt erkennt! Der Mensch versucht deshalb<br />
viel eher, sich vor den materiellen Schwierigkeiten<br />
zu schützen, während er das Ruchniut<br />
schnell an zweite oder schlimmsten Falls sogar<br />
an zehnte Stelle legt! Und wohl genau das<br />
wollte Reb Scholem Schwadron mit seiner<br />
Drascha bezwecken: Dass die Jehudim die<br />
Augen öffnen und sich der anderen Schwierigkeiten<br />
auch bewusst werden!<br />
Ein bekannter Maggid erwähnte einmal einen<br />
Midrasch, der von drei grossen Kriegen<br />
spricht. Der Midrasch sagt, dass der erste Krieg<br />
im Vergleich zum zweiten, überhaupt nicht<br />
so schlimm sein wird. Und so wird auch der<br />
zweite Krieg im Vergleich zum dritten nicht<br />
so schlimm sein.<br />
<strong>Die</strong>ser Midrasch kann uns schreckliche Furcht<br />
einflössen! Wir haben ja schreckliche Sachen<br />
über den zweiten Weltkrieg gehört!<br />
Der Chofez Chajim sagte darauf, dass der<br />
Der Teppich war nun vor mir in seiner ganzen<br />
Pracht ausgebreitet. Ich sprang „vor Freude“<br />
fast in die Luft. Es war ein Paisleymuster in<br />
gold und braun, das überhaupt nicht zu den<br />
fliederfarbenen Stühlen in meinem Esszimmer<br />
passte. Jeder, auch der begeistertste Händler<br />
konnte sehen, dass dieser Teppich einfach<br />
nichts in meinem Esszimmer zu suchen hatte.<br />
Schnell benutzte ich diese Ausrede: „Er ist<br />
wirklich wunderschön“, sagte ich und strich<br />
mit der Hand über die weiche Wolle, „und der<br />
Preis scheint auch vernünftig. Doch er passt<br />
einfach nicht ins Zimmer.“<br />
Einen Moment lang schwankte der Mann,<br />
als er einen lahmen Versuch machte, mich zu<br />
überzeugen, dass braun eine neutrale Farbe<br />
war und sowieso - welche Farbe waren denn<br />
meine Stühle? Doch ich liess nicht zu, dass<br />
ich mich ein zweites Mal verlor. Ich sagte<br />
noch einmal überzeugt, dass ich unmöglich<br />
braun in meinem Wohnzimmer haben würde.<br />
Das war Fehler <strong>Nummer</strong> drei, obwohl ich das<br />
zurzeit noch nicht wusste. Ich dachte, ich wäre<br />
jetzt frei, und ich war erleichtert, als ich mich<br />
entschuldigte und dem Mann viel Erfolg mit<br />
seinen Verkäufen wünschte.<br />
Eine Woche später; als ich das Ereignis schon<br />
völlig vergessen hatte, bekam ich die ernsthaften<br />
Folgen meiner grossartigen Ausrede<br />
zu spüren. Wieder war es ein gewöhnliches<br />
Läuten an meiner Tür und wieder war die<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
dritte Krieg kein „materieller Krieg“ sein wird,<br />
sondern ein geistiger! <strong>Die</strong>ser Krieg werde viel<br />
mehr Seelen ‚töten‘ als der Zweite Krieg!<br />
Der Maggid führte dazu weiter aus: „Und<br />
nun atmen wir alle auf! G“tt sei Dank, doch<br />
nicht so schlimm! Aber genau hier liegt das<br />
Problem, denn wir kümmern uns weniger um<br />
unsere Seele, als um unser Körper!“<br />
Herr Goldschmidt, Sie haben Recht, dass wir<br />
uns ökonomisch in einer schweren Phase befinden,<br />
aber ich bezweifle sehr, dass es in jener<br />
Zeit, als Raw Schwadron diese Drascha hielt,<br />
unbedingt einfacher war, sich über Wasser zu<br />
halten. Aber in der Zeit von Reb Elchonon<br />
Wassermann war der Parnassa-Zustand mit<br />
Sicherheit schwerer. <strong>Die</strong> ruchniut‘digen<br />
Schwierigkeiten der Strasse, sind heutzutage<br />
hingegen ohne Zweifel um das Vielfache<br />
schwerer! Also, obwohl wir nicht in der<br />
selben Zeit leben, glaube ich dennoch, dass<br />
Raw Scholem Schwadron seine Drascha auch<br />
in der heutigen Zeit gesagt hätte, vielleicht<br />
sogar ganz besobnders in dieser Zeit - mit<br />
den erwähnten Absichten!<br />
Falls die Übersetzung seiner Drascha aber ein<br />
falsches Bild oder einen falschen Eindruck<br />
vermittelt hat, bitte ich Sie und alle Leser<br />
um Entschuldigung. <strong>Die</strong>s war nicht meine<br />
Absicht, und ich bin mir sicher, es wäre auch<br />
nicht Absicht von Reb Scholem Schwadron<br />
und den anderen erwähnten Gedolim gewesen.<br />
In Hochachtung der Übersetzer<br />
Tür offen, bevor ich mich erinnerte, durch<br />
das Guckloch zu schauen. Ich erschrack, als<br />
ich meinen Besucher erkannte: das gleiche<br />
Gesicht, dieselbe Stimme, derselbe Teppich.<br />
„<strong>Die</strong>ses Mal habe ich das Richtige für Sie,<br />
Geweret. Ich habe die Firma gebeten, denselben<br />
Teppich in den Farben flieder und rosa<br />
zu machen, speziell für Ihr Wohnzimmer.“<br />
Dort war er und schleppte die schwere Rolle<br />
durch meinen Korridor, strahlte über sein<br />
ganzes Gesicht und ging schnurstracks in<br />
mein Esszimmer. Ich stand dort und dachte<br />
fieberhaft nach, was ich sagen konnte, um<br />
diesen Mann und den Teppich aus meinem<br />
Haus zu bringen.<br />
„Ich habe kein Geld“, war das Erste, an das<br />
ich dachte. Ich wusste, es war nicht sehr gut,<br />
doch es war besser, als „ich muss darüber<br />
nachdenken“, denn dann würde sich die Szene<br />
an einem anderen, unschuldigen Montagmorgen<br />
wiederholen.<br />
„Oh, das ist kein Problem, Geweret. Check,<br />
Visa ich nehme alles. Ich ziehe normalerweise<br />
Bargeld vor, doch für Sie, Geweret, Sie verdienen<br />
diesen Teppich. Er wurde besonders<br />
für Ihr Esszimmer gemacht.“<br />
„Wir schreiben keine Checks und ich habe<br />
auch keine Visa Karte“, ich war verzweifelt.<br />
Er war zu sehr damit beschäftigt, den Teppich<br />
auf meinem Esszimmerboden auszubreiten,<br />
um zu antworten.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Wer schon lange<br />
Zeit Ma’asser gibt<br />
3) Obwohl heute gepaskent<br />
wird, dass<br />
das Ma’asser-Geben<br />
grundsätzlich nur ein<br />
„Minhag“ ist, wird es<br />
für einen Menschen, der<br />
diesen Minhag schon<br />
eine lange Zeit ausübt,<br />
zu einer Pfl icht, da es<br />
ein Gelübde wird1 Der<br />
Minhag wird dadurch<br />
oft zu einem Gebot der<br />
Tora.2<br />
Minhag der Stadt<br />
4) Haben die Stadtbewohner<br />
es auf sich genommen,<br />
Ma’asser abzusondern,<br />
oder haben<br />
sie sich so verhalten,<br />
auch ohne es explizit auf<br />
sich zu nehmen, dann ist jeder Stadtbewohner<br />
(und auch seine Kinder) verpfl ichtet, sich so<br />
zu verhalten.3<br />
Minhag der Väter<br />
5) Haben die Vorfahren eines Menschen<br />
immer Ma’asser gegeben, so ist auch er verpfl<br />
ichtet, diesen Minhag weiterzuführen, denn<br />
‚Weiche nicht von der Tora deiner Mutter ab.’4<br />
1 Schut Chawot Ja’ir 224, Schut Chatam Sofer<br />
Jo’d Siman 231, Schut Chatan Sofer Siman 20. Im Schut<br />
Sche’ilat Ja’awetz steht sogar, dass schon nach einem Mal<br />
Ma’asser-Geben dies in ein Gelübde verwandelt wird.<br />
2 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach,<br />
und so antwortete auch Raw Menasche Klein.<br />
3 Schut Riwasch Siman 399 und Schut Chawot<br />
Ja’ir Siman 126 und Pri Chadasch Orach Chajim 496. Siehe<br />
auch im Schut Chatam Sofer Jo’d 107.<br />
4 Schut Jehuda Ja’ale Jo’d 334.<br />
„Wenn Sie wollen, können Sie den Teppich<br />
als Geschenk hier lassen“, versuchte ich zu<br />
witzeln.<br />
„Hm, Geweret, ich habe das noch nie zuvor<br />
getan, doch mit einem solch wunderschönen<br />
Teppich, der so gut zu Ihren Möbeln passt,<br />
wissen Sie was? Ich werde ihn hier lassen,<br />
ich weiss, dass ich Ihnen trauen kann. Ich<br />
werde in zwei oder drei Tagen kommen, um<br />
das Geld zu holen.“<br />
Ich wollte ihn fragen, wie er wusste, dass<br />
er mir trauen konnte, wenn ich nicht einmal<br />
mir selbst zutrauen konnte, einen Fremden<br />
aus meiner Wohnung zu bringen, doch ich<br />
blieb still. Ich suchte verzweifelt nach einem<br />
Ausweg aus meiner Situation.<br />
Weshalb passiert mir das immer?, stöhnte ich<br />
innerlich. Ich war bereit, darauf zu wetten, dass<br />
dieser Mann seinen Teppich nicht einen Schritt<br />
in die Wohnung meiner Nachbarn gebracht<br />
hätte. Sie mussten miteinander verschworen<br />
sein, beschloss ich, dieser Mann und die<br />
vesm ,ufkv<br />
Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />
von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />
16<br />
Nicht verspäten<br />
6) Besitzt man Geld<br />
für arme Leute, und am<br />
Ort, an dem man sich<br />
befi ndet, gibt es arme<br />
Leute, dann übertritt<br />
man das Verbot von<br />
‚Bal Te’acher- verspäte<br />
nicht’, wenn man<br />
ihnen das Geld nicht<br />
übergibt.5<br />
Wann ist man verpflichtet,<br />
einen<br />
Fünftel zu geben?<br />
7) Weiss man, dass es<br />
in der Stadt arme Menschen<br />
gibt, die kein<br />
Brot haben, oder auch<br />
Personen, die Kleider<br />
benötigen, dann ist<br />
man verpfl ichtet, bis<br />
zu einem Fünftel abzusondern, falls man die<br />
Mittel dazu hat.6<br />
Mehr als ein Fünftel<br />
8) Lekatchila soll man nicht mehr als ein<br />
Fünftel weggeben, sodass man selbst nicht auf<br />
andere Menschen angewiesen wird.7<br />
5 Rambam Hilchot Matnot Anijim 8.1. Siehe dazu<br />
auch nachfolgende Halachot<br />
6 Ahawat Chessed 2. Teil 18.4. Dort wird in der<br />
Anmerkung die Meinung des Rambam in seiner Erklärung<br />
zu den Mischnajot und die Meinung des Wilnaer Gaon in<br />
seinem Brief gebracht. Siehe dazu auch, was Reb Mosche<br />
Sternbuch in seinem Kuntrass Am Hatora (zweite Ausgabe,<br />
Teil 5) zur Meinung des Wilnaer Gaon erklärt hat.<br />
7 Ketubot 50a, Jalkut Schimoni Wajeze 123 und<br />
so auch im Ri’f Ketubot 18. und im Rosch 4.15. Im Schut<br />
Scho’el Umeschiw 1. Ausgabe 2. Teil 175 wird hingegen<br />
ein anderer Grund angegeben, weil die Armut ihn dann<br />
vielleicht dazu führen wird, gegen den Willen Haschem zu<br />
Frau, die im letzten Monat mit dem Makeup<br />
vorbeikamen und der Handtuchhändler, der<br />
mich dazu brachte, vor Pessach einen Stapel<br />
Badetücher zu kaufen.<br />
Sie mussten wissen, dass die Frau im dritten<br />
Stock im Eckhaus ein leichtes Opfer ist. Es<br />
wundert mich nicht, dass sie so schnell bereit<br />
waren, ihren Preis zu reduzieren. Schliesslich<br />
konnte es nicht oft geschehen, dass jemand<br />
auf sie hereinfi el.<br />
Der Mann schwitzte stark, als er am Teppich<br />
zog und schob und versuchte ihn unter<br />
meinen Tisch und die Stühle zu stecken. In<br />
einem kurzen schwachen Moment schaffte<br />
ich es sogar, hinunterzuschauen und zu bewundern,<br />
wie sehr der Teppich das Zimmer<br />
verschönerte. Und während der Sekunde, die<br />
ich brauchte, um wieder zu mir zu kommen,<br />
war der Mann schon aufgestanden und eilte<br />
durch die Tür, während er mir versicherte,<br />
dass er zurück kommen würde und dass ich,<br />
Geweret, in der Zwischenzeit meinen Kauf<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
Teschuwa der Gedolim:<br />
Raw Schlomo Salman<br />
Auerbach sZl.<br />
Ist es erlaubt, wenn man für ein Tora-Institut Geld<br />
sammelt, die Zahl der Schüler zu übertreiben?<br />
Antwort:<br />
„Es gibt viele Mosdot-Hatora und -Chessed, die die<br />
Anzahl der Schüler oder der Spender etc. übertreiben.<br />
Ich will hiermit bekannt geben, dass ich zwar nicht<br />
Schlechtes über diejenigen denke, die es tun, denn<br />
Grössere und Bessere als ich haben es getan und tun<br />
es noch immer, und wahrscheinlich haben sie dafür<br />
auch einen ‚Heter’ gefunden.<br />
Der Wahrheit entsprechend bin ich ein Unwissender<br />
und mir ist kein ‚Heter’ für diese Sache bekannt.“<br />
(Minchas Schlomo 2. Teil Siman 97.9)<br />
Der Chafez Chajim zählt jedoch sechs Zustände<br />
auf, bei denen auch mehr als ein Fünftel<br />
für Zedaka gegeben werden darf: (Details<br />
dazu folgen anschliessend.)<br />
- Bei Lebensgefahr.<br />
- Falls es arme Leute gibt<br />
- Bei einem sehr reichen Mann, der auch nicht<br />
auf andere angewiesen sein wird<br />
- Bei einem kleinen Betrag. Wenn man zum<br />
Beispiel eine Arbeit hat, bei der man mehr<br />
verdient, als das ,was man zum Leben benötigt,<br />
so darf man den ganzen zusätzlichen Teil für<br />
Zedaka geben, selbst wenn das mehr als ein<br />
Fünftel ist, denn man wird dadurch ja nicht<br />
auf andere Menschen angewiesen sein.<br />
- Zur Unterstützung der Tora<br />
- Wer sein Geld auch für unwichtige Sachen<br />
ausgibt, wie zum Beispiel, jemand der sich<br />
aussergewöhnlich schöne Kleidung kauft und<br />
in vornehmen Häusern wohnt.8<br />
handeln.<br />
8 Ahawat Chessed 2. Teil 20. Kapitel<br />
in guter Gesundheit geniessen sollte.<br />
Nun, ich war immer stolz gewesen auf meine<br />
Unfähigkeit ‚Nein‘ zu sagen. Obwohl ich immer<br />
darüber als meine schwache Seite sprach,<br />
war ich doch froh darüber und dachte, es sei<br />
eine noble Eigenschaft, die ich direkt von<br />
Awraham Awinu übernommen hatte.<br />
Ich war der Typ, der immer einen Becher<br />
Limonade am Stand des Achtjährigen kaufte<br />
und die noch ein Los kaufen musste, auch<br />
wenn es das zehnte war, das mir innerhalb<br />
einer Stunde angeboten wurde. Nicht weil ich<br />
Limonade besonders gerne hatte oder weil je<br />
eines meiner Lose gewonnen hatte, ich fand es<br />
nur schwierig, den Optimismus dieser Kinder<br />
mit erwachsenem Pragmatismus zu zerstören.<br />
Es waren jedoch nicht nur Kinder. Im Lauf<br />
der Jahre hatte ich eine beeindruckende<br />
Anzahl von Kassetten, Büchern und Bilder<br />
gesammelt, die alle etwas gemeinsam hatten:<br />
Sie dienten absolut keinem Zweck in meinem<br />
Haus, ausser mich an meine schwache Seite
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
zu erinnern.<br />
Meine Schwäche hatte mich jedoch noch<br />
nie zuvor so weit geführt. Um jemanden an<br />
einem kalten Wintertag glücklich zu machen<br />
und eine Tube Handcreme zu kaufen, ist eine<br />
Sache. Zuzuschauen, wie dein Esszimmer<br />
sich vor deinen Augen verändert, während<br />
du in passivem Schweigen dastehst, ist eine<br />
ganze andere Gesichte. Und keine sehr bewundernswerte.<br />
„Nettsein“ hat seine Grenzen. Es gab andere<br />
Menschen in meinem Leben, deren Gefühle<br />
vor denen dieses Fremden kamen. Wie mein<br />
Mann, der den peinlichen Job haben würde,<br />
mich aus diesem Schlammassel zu holen.<br />
Plötzlich erkannte ich, was ich nie zuvor so<br />
klar gewusst hatte. Man muss wissen, wie man<br />
die Tür zuhält. Man muss lernen, zu sagen:<br />
‚Nein, ich bin nicht interessiert.‘ Absolut und<br />
unwiderruflich. Nicht immer waren Annehmlichkeiten<br />
und Grosszügigkeit der Kompass,<br />
nachdem man sich in Zeiten des Zweifels und<br />
Endlich ist der Winter hier. Zuerst kam der<br />
Herbst und danach der Winter. Nun ist alles<br />
kalt und nass und wir müssen Pullover und<br />
Mäntel und Stiefel tragen.<br />
Der Himmel wird sehr früh dunkel im Winter<br />
und ich muss früh heimkommen, wenn ich bei<br />
meinen Freundinnen spiele nach der Schule.<br />
Meine Ima will nicht, dass ich draussen bin<br />
wenn es dunkel ist. Nur wenige Kinder gehen<br />
im Winter auf den Spielplatz. <strong>Die</strong> wenigen<br />
Blätter, die noch auf den Bäumen hängen sind<br />
trocken und der Wind bläst sie überall herum.<br />
<strong>Die</strong> Erde hinter meinem Haus ist auch dunkel,<br />
da sie voller Regen ist. Manchmal sehe ich<br />
einige kleine Spatzen, die umherhüpfen und<br />
von den Ästen zwitschern, doch sonst sind<br />
keine Vögel zu sehen.<br />
Ima sagt, dass Erez Jisroel noch viel mehr<br />
Regen braucht und dass wir dawenen sollen,<br />
dass Haschem uns viel Regen schickt. Dann<br />
werden wir genug Wasser haben zu trinken,<br />
genug für die Pflanzen auf dem Feld und<br />
auch für alles andere. Wenn wir in der Schule<br />
dawenen und sagen „maschiw ho’Ruach<br />
u’morid haGeschem“ und „we’sen Tal uMatar<br />
liWracha“, schliesse ich meine Augen und<br />
sage diese Worte mit meinem ganzen Herzen,<br />
sodass Haschem meine Tefillot gerne hat und<br />
uns viel Regen geben wird.<br />
Ich liebe den Winter. Ich liebe das Geräusch,<br />
wenn die Regentropfen auf den Fenstern<br />
tanzen. Ich liebe es mich unter einer warmen<br />
Decke zusammenzurollen, wenn es draussen<br />
so kalt ist. Ich liebe die Suppen, die meine<br />
Ima kocht und die saftigen Orangen und<br />
Mandarinen, die Ima auf dem Markt kauft.<br />
Eines Tages als ich aus der Schule nach Hause<br />
17<br />
der Unsicherheit richten musste.<br />
Jüdisch sein verlangt manchmal einen festen<br />
Stand. Einen Stand, in dem man keine der drei<br />
wichtigsten Regeln verletzt: Öffne nicht die<br />
Tür! Stelle keine Fragen! Und wenn du die<br />
ersten zwei Regeln übertreten hast, so könnte<br />
dich die dritte retten: Nenne keine Gründe<br />
und Ausreden.<br />
Der Jetzer Hara ist ein Profi bei Hausbesuchen<br />
bei arglosen Kunden wie mir. Er klopft an die<br />
Tür und präsentiert eine ganze Reihe praktischer<br />
Vorschläge und attraktiver Angebote.<br />
Und wenn wir nicht weise genug sind, durch<br />
das Guckloch zu schauen und ihn sofort zu<br />
identifizieren, so riskieren wir, in seine Falle<br />
zu tappen.<br />
Wenn wir uns mitten in einer Diskussion befinden,<br />
dann hat er schon den halben Kampf<br />
gewonnen. Dann ist unsere einzige Hoffnung<br />
der Rückzug und die drei Worte: „Ich bin nicht<br />
interessiert.“ Wenn der Jetzer Hara beginnt,<br />
uns Dinge zu verkaufen, so müssen wir uns<br />
Kleider und Chessed<br />
Für <strong>Die</strong> KinDer<br />
kam, fand ich das Kinderzimmer in einem<br />
grossen Durcheinander vor. Überall waren<br />
Stapel mit Kleidern. Ima hatte alle unsere<br />
Winterkleider von den oberen Regalen hinuntergenommen<br />
und die Regale geputzt, sodass<br />
sie unsere Sommerkleider dort versorgen<br />
konnte. Das tut sie jedes Jahr.<br />
Stapel mit Pullovern, warmen Jupes, Rollkragenpullover<br />
und alte Mäntel waren überall<br />
auf den Betten und auf der Kommode. Ima<br />
nahm die warmen, wollenen Decken hinunter<br />
und waschte die dünnen Sommerdecken und<br />
versorgte auch sie hoch oben im Schrank.<br />
Während den nächsten zwei Tagen probierten<br />
wir alle unsere Kleider an, um zu sehen, was<br />
uns noch passte und dann räumte Ima alle<br />
Schubladen und Regale für den Winter ein.<br />
Am zweiten Nachmittag danach, sah ich wie<br />
Ima viele verschiedene Dinge auf die Seite<br />
legte: Jupes, die mir zu kurz waren, Kleider,<br />
die Nomi zu eng waren, Handschuhe und<br />
Schals, die wir nicht brauchten, ein Mantel, der<br />
zu klein war für Michoel, ein süsser Pullover,<br />
der mir letztes Jahr gepasst hat und noch viele<br />
andere Sachen.<br />
„Was machst du mit all diesen Sachen?“ fragte<br />
ich Ima, als ich ihr half, sie alle in grosse<br />
Plastiksäcke zu stecken. „Wirfst du sie weg?“<br />
„Chas weschalom!“ sagte Ima. „Das sind<br />
ausgezeichnete Kleider, doch wir können sie<br />
nicht mehr benutzen. Ich werde sie zu einem<br />
Kleidergemach geben. Es ist eine Mizwa<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
an diesen langweiligen Satz halten, bis er<br />
sich zurückzieht und nach einem besseren<br />
Opfer sucht.<br />
Es brauchte das Teppich- Ereignis, um mich<br />
die dritte, unantastbare Regel zu lehren.<br />
„Nenne auf keinen Fall Gründe oder Ausreden<br />
für deine Weigerung“. Er wird mit tausend<br />
Gegenargumenten kommen, um dir zu beweisen,<br />
dass du nicht recht hast. Sag ihm,<br />
dass der Teppich nicht passt, und bevor du<br />
dich umdrehst, hat er den passenden in dein<br />
Esszimmer gelegt.<br />
So ist es mit diesen Leuten. Sie sind ausgebildet,<br />
ihren Job gut zu machen - und wir müssen<br />
unseren machen. Also lerne ich zu sagen;<br />
„Nein, ich bin nicht interessiert.“ Langsam.<br />
Doch das ist in Ordnung. Schliesslich dauert<br />
es eine Weile, bis man all den Staub los wird,<br />
der während vielen Jahren unter den Teppich<br />
geschoben wurde.<br />
anderen Menschen Kleider zu geben. Wir<br />
sind dann Haschem ähnlich, denn wie wir in<br />
Birkat Haschachar sagen, ist Er „Malbisch<br />
Arumim“, Er kleidet alle.<br />
Später am selben Nachmittag, half ich Ima<br />
die Kleidersäcke alle Treppen in unserem<br />
Gebäude hinunter zu tragen. Wir klopften an<br />
die Tür einer unserer Nachbarn, Frau Schadmi<br />
und borgten ihren altmodischen Einkaufswagen<br />
aus. Dann gingen wir zusammen zum<br />
Gemach und zogen den vollen Einkaufswagen<br />
hinter uns her.<br />
Während wir gingen, erzählte mir meine<br />
Mutter: „Der Winter ist hier und alle Kinder<br />
brauchen Pullover, Mäntel, Stiefel und andere<br />
warme Dinge, um sie vor dem Wetter<br />
zu schützen, sodass sie nicht krank werden.<br />
Doch einige Familien haben nicht genug<br />
Geld, um alle neuen Winterkleider in einem<br />
Geschäft zu kaufen, denn Kleider können sehr<br />
teuer sein. Also bringen viele Menschen alle<br />
schönen Kleider, die sie nicht mehr brauchen<br />
zu diesem Gemach und dann kann wer immer<br />
sie braucht, während den Öffnungszeiten<br />
kommen und nehmen, was sie brauchen.“<br />
„Gratis?“ fragte ich.<br />
„Manchmal gratis und manchmal verlangt<br />
das Gemach ein bisschen Geld für jedes Kleidungsstück,<br />
sodass sie genug Geld haben, um<br />
die Elektrizität oder ähnliches zu bezahlen.<br />
Jeden Morgen arbeitet eine Frau im Gemach<br />
und sie hilft den Menschen die richtige Art<br />
Kleider und die passende Grösse zu finden.<br />
Jetzt ist das Gemach geschlossen für Kunden<br />
und nur die Freiwilligen sind dort.“<br />
Das Kleidergemach befand sich im Keller<br />
eines grossen Gebäudes. Drinnen sah ich viele
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Reihen mit ordentlichen<br />
Regalen voller Kleider<br />
und viele Reihen voller<br />
hängender Kleider. Es<br />
gab Regale voller Schuhe<br />
und Stiefel, Körbe voller<br />
Strümpfe und sogar einige<br />
Körbe mit Spielzeug. Es<br />
sieht aus genau wie ein<br />
Geschäft, dachte ich mir.<br />
Als wir eintraten, waren<br />
dort einige Frauen, die<br />
miteinander schwatzten<br />
und lachten und alles<br />
auf den Regalen schön<br />
falteten. Ima gab unsere<br />
Sachen einer der Frauen<br />
und dann begann sie sich<br />
mit ihr zu unterhalten.<br />
In der Zwischenzeit sah<br />
ich mich ein wenig um,<br />
schaute auf die Regale und<br />
in die Körbe und wunderte<br />
mich über die Unmengen<br />
von Kleider die ich sah.<br />
Ich beschloss so zu tun,<br />
als ob ich eine Mutter<br />
war, die sich Kleider für<br />
ihre Kinder aussuchte.<br />
Natürlich berührte ich<br />
keine der ordentlichen<br />
Haufen – es war alles<br />
nur ein Spiel – doch ich<br />
überlegte mir, welche<br />
Kleider und Pullover ich<br />
auswählen würde. Es gab<br />
so viele, die ich wollte.<br />
Plötzlich sah ich die<br />
Grossmutter meiner guten<br />
Freundin Tehilla . Sie sass<br />
auf einem Stuhl und nähte<br />
einen Knopf auf einen<br />
Pullover oder eine Jacke<br />
und um sie herum sah<br />
ich viele andere Kleider<br />
liegen.<br />
„Tammi, wie geht es dir?“<br />
fragte sie mich und winkte<br />
mir zu. Ich ging näher,<br />
um zu sehen, was sie tat,<br />
da erklärte sie: „Es gibt<br />
Frauen hier im Gemach,<br />
18<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
die jedes Kleidungsstück genau anschauen,<br />
das hier ankommt. Meistens sind die Kleider<br />
wundervoll und man kann sie sofort anziehen.<br />
Doch wenn sie eine Jacke finden, der ein<br />
Knopf fehlt oder einen Jupe, dessen Saum<br />
heruntergefallen ist, dann bringen sie diesen<br />
19<br />
gucav ,arp<br />
vnur,<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Zweck des Mischkans: Verbindung<br />
zwischen Verstand und Herz<br />
We’assu li Mikdasch weSchachanti betocham<br />
– Sie sollen Mir ein Heiligtum machen und Ich<br />
werde in ihnen ruhen…“ (25,8).<br />
Als Hkb“H zu Mosche sagte: „Macht mir ein<br />
Heiligtum“, rief Mosche verwundert aus: „Nicht<br />
einmal die Himmel können Deine Ehre erfassen<br />
und wir sollen ein Heiligtum für Dich schaffen?“<br />
Da erklärte ihm Hkb“H: „Nicht so wie du es<br />
meinst. Ich spreche lediglich von der Errichtung<br />
von 20 Brettern im Norden, 20 im Süden und acht<br />
im Westen, und darin werde Ich meine Schechina<br />
ruhen lassen“ .<br />
Bei den antiken Völkern meinte man, dass man die<br />
Macht und Grösse ihrer Götzen von der Besonderheit<br />
und dem Reichtum der für sie errichteten<br />
Tempel und Kultstätten ableiten kann. Mosche<br />
Rabenu wunderte sich, auf welche Weise das<br />
jüdische Volk einen für die unermessliche und<br />
uneinschätzbare Ehre G‘ttes angemessenes Heiligtum<br />
erstellen konnte. Haschem gab ihm jedoch<br />
zu verstehen, dass mit dem Bau des Mischkans<br />
ganz andere Ziele und Interessen verfolgt werden.<br />
Er wollte kibejachol Seine Schechina im Klall<br />
Jisrael ruhen lassen.<br />
In den Sefarim haKedoschim wird der Sinn der<br />
„Haschra’at haSchechina“ besser erklärt, gestützt<br />
auf die Anmerkung, dass es im Passuk „weSchachanti<br />
betocham - Ich werde in ihnen ruhen“<br />
heisst und nicht betocho – in ihm“, im Mischkan,<br />
wie es eigentlich hätte heissen sollen . <strong>Die</strong> Rede<br />
ist vom Herzen der Menschen, in denen Hkb“H<br />
gerne ruhen möchte.<br />
Wie kann der Mensch das erreichen? Das „Herz“<br />
ist die Quelle und Schaltstelle des menschlichen<br />
Willens, das ihn leitet und zur Verfolgung seiner<br />
Interessen führt. Der „Verstand“ ist das Werkzeug<br />
des Wissens und Verstands des Menschen und verschafft<br />
ihm die Möglichkeit, durch Bereicherung<br />
des Verstands und die Erfassung der Umwelt den<br />
Willen im Herzen zu beeinflussen. Theoretisch<br />
sollte ein Verstand, der Tora lernt und den Sinn des<br />
Lebens erfasst hat, der die Gefahr der schlechten<br />
Eigenschaften studiert hat und an einem eifrigen<br />
und hingebungsvollen G‘ttesdienst interessiert ist,<br />
seine Erkenntnisse dem Herzen zuführen und es<br />
beeinflussen, so dass das Herz den menschlichen<br />
Willen entsprechend einstellt und ihn in diese<br />
Richtung lenkt. Das Problem liegt jedoch darin,<br />
dass sich durch begangene Sünden auf dem Herzen<br />
der Menschen eine Art Verunreinigung wie<br />
eine „Schale“ aufbaut. Je dichter sie wird, umso<br />
weniger lässt sie durch. Der Kontakt zwischen<br />
Verstand und Herz wird gestört und er kann das<br />
von der Unreinheit beeinflusste Herz nicht mehr<br />
informieren und korrigieren.<br />
Deshalb verlangt die Tora (Dewarim 10,16):<br />
„Umaltem et Orlat Lewawchem… - Ihr sollt die<br />
Vorhaut eurer Herzen beschneiden, so wird euer<br />
Nacken nicht mehr hartnäckig sein“. Raschi erklärt<br />
diese Orla (Vorhaut) mit „einer Verstopfung und<br />
Bedeckung des Herzens“. Obwohl Hkb“H einerseits<br />
den Bau eines echten Hauses befahl, erklärte<br />
Er zugleich, dass dieses Mikdasch nicht das wahre<br />
Ziel war. Es war nur ein Modell und Beispiel für<br />
den eigentlichen Zweck - das menschliche Herz.<br />
Gemäss den Rischonim glich das Mischkan<br />
einem Miniaturmodell des gesamten Universums<br />
– „Olam haKatan“ (eine kleine Welt) – war<br />
aber zugleich auch ein Abbild des menschlichen<br />
Körpers . Das „Kodesch Kodschim“, in dem<br />
der Aron haKodesch mit der Tora ruhte, stellte<br />
den Verstand des Menschen dar; das „Kodesch“<br />
entsprach dem Herz. Deshalb stand dort die<br />
Menora, die mit ihren sieben Armen die sieben<br />
menschlichen Charaktereigenschaften (Midot)<br />
darstellte. Der „Schulchan“ mit den „Lechem<br />
haPanim“ symbolisiert die menschlichen Gelüste<br />
und der „Misbeach haKetoret“ seine Taten – die<br />
wohlriechenden Pflanzen die guten Taten und<br />
das an und für sich übel riechende Chelbena die<br />
schlechten Taten.<br />
Wir verstehen somit sehr gut, weshalb Mosche<br />
Rabenu die „Luchot haBrit“ zerbrach, als das<br />
Volk beim Egel haSahaw sündigte: Er zeigte<br />
ihnen damit den Verlust der Verbindung zwischen<br />
Verstand und Herz! <strong>Die</strong> Tora, die das Wissen<br />
über die Existenz des wahren und einzigen<br />
G’ttes darstellt, den ihr Verstand bei Matan Tora<br />
erfasst hatte, konnte nicht mehr zu ihrem Herzen<br />
durchdringen, da sich dieses anderen, fremden<br />
Interessen (Awoda Sara) zugewandt hatte. Was<br />
nützte ihnen in diesem Fall das Wissen – die Tora,<br />
wenn sie diese nicht verinnerlichten und sie nicht<br />
mit ihrem ganzen Körper fühlten, mit ihr lebten<br />
und danach handelten?!<br />
zu mir und ich flicke sie.“ Sie lächelte.<br />
Auf dem Heimweg hielt ich die Hand meiner<br />
Mutter, als wir die den leeren Einkaufswagen<br />
die kalte, dunkle Strasse hinunterzogen. Ich<br />
begann über die Frauen nachzudenken, die so<br />
viel Chessed taten im Gemach. Ich dachte auch<br />
Durch den Bau des Mischkans wurde diese Sünde<br />
gesühnt, die Verbindung zwischen Verstand und<br />
Herz wieder hergestellt und die Verunreinigung<br />
beseitigt. Deshalb wurde im Mischkan die<br />
Verbindung zwischen dem „Kodesch“ und dem<br />
„Kodesch Kodschim“ nur durch einen „Parochet“<br />
(Vorhang) hergestellt, der jedoch vom Kohen<br />
Gadol am Jom Kippur durchschritten wurde. Am<br />
Jom Kippur, an dem Tag, an dem Haschem dem<br />
Klall Jisrael die Sünde des Egel vergeben und den<br />
Bau des Mischkans befohlen hatte, begibt sich der<br />
Kohen Gadol, der Vermittler zwischen Jisrael und<br />
G’tt, ins Allerheiligste. Damit verstärkt er von Jahr<br />
zu Jahr die Verbindung zwischen dem Verstand<br />
und dem Herzen der Bne Jisrael.<br />
Im ersten Bet haMikdasch hingegen bestand die<br />
Abtrennung zwischen „Kodesch und Kodesch<br />
Kodschim“ in einer stabilen Türe. Im zweiten<br />
Bet haMikdasch war es zwar keine Türe, dafür<br />
gab es aber einen Unterbruch von einer Ama<br />
breit zwischen den beiden Räumlichkeiten (Ama<br />
t‘raksin). Wegen der Sünden Jisraels vergrösserte<br />
sich die Trennung zwischen Verstand und Herz<br />
immer mehr. Manchmal war diese Trennung sogar<br />
so dicht, dass es selbst dem Kohen Gadol am Jom<br />
Kippur nicht gelang die alte Verbindung wieder<br />
herzustellen. Wenn er ins Allerheiligste trat, kam<br />
er nicht wieder zurück oder der rote Faden wurde<br />
nicht weiss….<br />
Das war die Antwort von Hkb“H an Mosche<br />
Rabenu bezüglich des „Ruhens der Schechina<br />
haKedoscha“. Es gibt im eigentlichen Sinn kein<br />
Ruhen, denn das Wesen und die Ehre G’ttes<br />
erfüllt das gesamte Universum! Das Mischkan<br />
sollte uns aber lehren, wie und auf welche Weise<br />
wir die Schechina auch in unserem Herzen ruhen<br />
lassen können, was unsere eigentliche Aufgabe<br />
auf dieser Welt ist. So erfüllen wir wiederum den<br />
Zweck der ganzen Welterschaffung.<br />
Um ein Modell und Lehrhaus für diesen Zweck zu<br />
errichten, erklärte Haschem, genügten 48 Bretter,<br />
den 48 Kinjane haTora entsprechend. Durch diese<br />
48 Bedingungen, Eigenschaften und Verhaltensregeln<br />
– die dem „Derech Erez kadma laTora“<br />
etnsprechen - wird sichergestellt, dass die Tora,<br />
das Wissen und der Verstand von Jisrael, nicht<br />
von ihrem übrigen Körper isoliert funktioniert,<br />
sondern effektiv danach gelebt und gehandelt<br />
wird. Damit die Verbindung zwischen Verstand<br />
und Herz gesichert und aufrecht erhalten bleibt.<br />
Ch. Grünfeld<br />
an all die Kinder, die meine ausgewachsenen<br />
Kleider geniessen würden und ich hatte ein<br />
warmes Gefühl im Herzen. „Chessed haltet<br />
die Kälte des Winter fort“, sagte ich zu meiner<br />
Mutter. „Ich will jeden Tag Chessed machen.“<br />
Ima nickte und lächelte.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Der JüDische marKtplatZ<br />
3-türiger Kinderkleiderschrank gratis abzug. 043 811 58 21<br />
gratis abzugeben LC900 Druckerpatronen für Brother<br />
in verschiedenen Farben Lexmark Print Cartridge 1, tel.<br />
044 202 97 48.<br />
Wer kann uns, in ZH, ein grosses Familienauto (8-seater)<br />
vom 17-27 April (Pesach) borgen? 079 404 7982<br />
Käppchen mit Name „Jechiel Issomor“ Manessestr. gefunden.<br />
043 333 1048.<br />
Gesucht Chavruse zum Daf Hajoimi lernen. 044 461 22 35.<br />
Wer ist an einer Transportmöglichkeit nach Basel interessiert<br />
(nach Pessach easyjet morgens) Tel. 00972 54 559<br />
0392/079 678 96 10 Bernsohn.<br />
Welche Frau reist m. Easyjet am 8. Februar nach Tel Aviv<br />
und würde einer Mutter m. Baby helfen? 076 344 23 16.<br />
Wer hat bei Rosner einen Velohelm rot/schwarz liegengelassen?<br />
044 461 59 35.<br />
---------<br />
Koscher City Moze Schabes offen von<br />
20 bis 22 Uhr. Ab Fr. 100.- Einkauf gratis<br />
Fertig-Pizza mit Getränk! Ab Fr. 50.- Einkauf<br />
gratis Überraschung!<br />
---------<br />
Wöchentliche Fahrten Zürich-Antwerpen<br />
retour. 079 950 07 36.<br />
---------<br />
Verantw.bewusste Frau sucht Nachmittagsstelle.<br />
Leichte Hausarbeit,<br />
Betreuung (Kinder, ältere Leute).<br />
0788911500/0763058224.<br />
---------<br />
Tolle Beschäftigung für jedes Alter,<br />
speziell auch für die Sportferien: Neue<br />
Spiele jetzt eingetroffen. Clics zu<br />
sehr günstige Preisen. KINDERSPIEL<br />
0788303751. Offen: MO/MI 16:30-18:00<br />
SCHIMMELSTR. 7.<br />
---------<br />
Koschere Lebensmittel. Spezielle Öffnungszeiten<br />
in der Ferienzeit ab 6. Februar:<br />
Jeden Sonntag 17:00 – 20:00 &.Jeden<br />
Donnerstag 19:30 – 22:30. Räffelstrasse<br />
11, Binz - ZH, Hintereingang benützen<br />
---------<br />
Chassidischer Avreich, Talmid Chochom,<br />
hat noch Stunden frei um mit<br />
Jeshiva-Bochrim in Bene-Berak zu<br />
lernen. Tel: +972 - 52 -768 40 65.<br />
---------<br />
LOTTSTETTEN: PARVE RAHM Fr. 2.50/<br />
226g Tägl.Offen 14-17h Tel. 077 401 5526<br />
---------<br />
90 % WIR auf Duvets, Tischdecken,<br />
Porzellan, Kristall, Besteck u.v.m., nur im<br />
Februar. Duvet und Porzellan Discount,<br />
044 4511016<br />
---------<br />
Wohnungsräumungen und Umzüge zu<br />
günst. Preisen. M. Neufeld 079 403 24 16.<br />
---------<br />
20<br />
Ein Midrosch zur Haftoro<br />
Computerprobleme? Shlomo Liguori 076<br />
503 71 44 od.gaetano.liguori@bluewin.ch<br />
Termine nur am SO/MI/DO möglich.<br />
---------<br />
Kleider-Gmach in Israel: Fahren Sie mit<br />
Nr. 5, 30. Schwat 5771 / 4. Februar 2011<br />
wenig Gepäck nach Israel?Machen Sie eine<br />
grosse Mizwa und nehmen Sie Kleider für<br />
arme Leute mit. Sie können die Kleider am<br />
Flughafen in Tel Aviv direkt abgeben ohne<br />
Mühe/Kosten.Clarisse Pifko, 079 480 07 22.