Nummer 27 (08.07.11) - Die Jüdische Zeitung
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. <strong>27</strong> 6. Tamus 5771/ 8. Juli 2011, 22. Jahrgang<br />
Hunderte protestieren gegen die<br />
Festnahme von Raw Jakov Josef<br />
Mehrere Hundert von Rabbi Jakov Josefs<br />
Anhängern versammelten sich am Sonntag<br />
ausserhalb seines Hauses, um gegen seine<br />
Festnahme durch die Polizei zu protestieren.<br />
Etwa 100 Protestierende<br />
versuchten auch, zum Grab von Schimon<br />
Hazadik nach Ostjerusalem zu<br />
marschieren, um dort zu beten. <strong>Die</strong><br />
Polizei nahm mehrere Personen fest<br />
und versuchte, die Menge mit Wasserwerfern<br />
auseinander zu treiben.<br />
Demonstrierende bewarfen die Polizei<br />
mit Steinen, wobei ein Polizist leicht<br />
verletzt und an Ort und Stelle behandelt<br />
wurde.<br />
Am Sonntag früh äusserte sich Premierminister<br />
Benjamin Netanjahu über<br />
Rabbi Jakov Josefs Festnahme, indem<br />
er sagte: „Niemand steht über dem Gesetz.“<br />
Netanjahu sagte zu Beginn der<br />
wöchentlichen Kabinettversammlung<br />
in Jerusalem. „Israel ist ein Volk des<br />
Gesetzes, wie ich vor einigen Tagen<br />
schon sagte. Niemand steht über<br />
dem Gesetz – und ich verlange, dass<br />
jeder israelische Bürger das Gesetz<br />
respektiert“.<br />
<strong>Die</strong> Polizei hatte Rabbi Jakov Josef am<br />
Sonntagmorgen nach dem Morgengebet<br />
auf seinem Weg nach Hause verhaftet und<br />
verhörte ihn aufgrund des Verdachts der<br />
Fotos: Chaim Shvarcz/Kuvien Images<br />
Anstiftung zu Gewalt und Mord, weil er<br />
für das umstrittene Sefer „Torat Hamelech“<br />
eine Haskama verfasst hatte. <strong>Die</strong> Verhaftung<br />
erfolgte, nachdem die Polizei ihn wiederholt<br />
ersuchte, sich freiwillig verhören zu lassen,<br />
was der Raw jedoch ablehnte.<br />
„Torat Hamelech“, ein Buch des Ravs<br />
der Siedlung Jizhar,<br />
Jizchak Shapira,<br />
erklärt die Halachot<br />
des Rambam<br />
im Zusammenhang<br />
mit Kriegsführung<br />
und dass Juden in<br />
Kriegszeiten unter<br />
gewissen Umständen<br />
auch Nichtjuden<br />
töten dürfen.<br />
<strong>Die</strong> Familie Josef<br />
wusste, dass Raw<br />
Josefs Verhaftung<br />
bevorstand und un-<br />
vermeidlich war,<br />
nachdem Rav Dov<br />
Lior letzte Woche aus<br />
AZA<br />
8002 Zürich<br />
Priorität<br />
PP / JOURNAL<br />
CH-8002 Zürich<br />
demselben Grund festgenommen worden war.<br />
Sie beharrten aber darauf, dass Raw Josef<br />
sich nicht meldet, da ein Rabbi nicht verhört<br />
werden dürfe, wenn er etwas zu einer Frage<br />
der Tora sagt.<br />
„Mein Vater ging nicht zum Verhör, da er<br />
die Ansicht der Tora vertrat, die nicht von<br />
der Polizei oder den Gerichten untersucht<br />
werden kann. Paradoxerweise geniessen ja<br />
Intellektuelle in Israel das Recht auf Ausdrucksfreiheit“,<br />
sagte der Sohn von Raw<br />
Jossef. „Es ist unfassbar, dass Leute wie der<br />
Universitätsprofessor Dr. Eyal Nir sagen<br />
können dass rechtsgerichteten Demonstranten<br />
der Hals gebrochen werden sollte, ohne dass<br />
dies als Aufhetzung zum Mord betrachtet<br />
wurde. Mein Vater drückte lediglich eine<br />
Tora-Meinung aus. Das Ganze ist ein Versuch,<br />
Rabbiner zu schikanieren“, sagte der Sohn.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Linksgerichtete Abgeordnete im holländischen<br />
Parlament haben sich mit rechtsgerichteten<br />
Politikern zusammen getan, um mit<br />
116:30 Stimmen ein Gesetz zu verabschieden,<br />
der, falls es auch vom Senat verabschiedet<br />
würde, das jüdische und moslemische Schächten<br />
in ganz Holland verbieten würde.<br />
Bei der Unterstützung des Vorschlags, der<br />
zu einer Betäubung aller Tiere vor dem<br />
Schächten verpflichtet – einer Forderung,<br />
die sich gegen die jüdische Praxis und die<br />
mehrheitliche Meinung unter den Moslems<br />
richtet – wurde die Linke, die sich für sozial<br />
Schwächere und Minderheiten einsetzt, von<br />
der Sorge motiviert, dass Hühner, Schafe und<br />
Rinder angeblich leiden. <strong>Die</strong> fremdenfeindliche<br />
Rechte beklagte indessen die islamische<br />
Dhabiha und die jüdische Schechita, weil<br />
diese „barbarisch“ seien.<br />
Einem gemeinsamen Feind gegenüber gestellt,<br />
hat sich nun die niederländische, 50'000<br />
Mitglieder zählende jüdische Gemeinde mit<br />
der einer Million Mitglieder zählenden moslemischen<br />
Bevölkerung zusammen getan, ein<br />
seltenes Zeichen der glaubensgemeinschaftlichen<br />
Solidarität darstellt, um das Gesetz zu<br />
bekämpfen.<br />
Das Gesetz wird – das wahrscheinlich nicht<br />
An den sehr verehrten Ministerpräsidenten<br />
Dr. Mark Rutte<br />
Allgemeines Ministerium, Binnenhof<br />
Den Haag, Holland<br />
Als Vorsitzender und rabbinischer Gerichtspräsident<br />
der französischen Hauptstadt Paris<br />
und Frankreichs möchte ich Ihnen einige<br />
Worte sagen, und bitte Sie, sehr verehrter<br />
Herr Präsident, sich etwas Zeit zu nehmen, um<br />
der Wahrheit Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Wie kürzlich bekannt wurde, hat die Parlamentsversammlung<br />
Ihres Landes es für richtig<br />
befunden, ein Verbot gegen das jüdische<br />
Schächten zu erlassen, und zwar aus Gründen<br />
der Humanität und zur Vermeidung von Tierquälerei.<br />
<strong>Die</strong>se Angelegenheit bedarf noch<br />
der Bestätigung durch den Senat, sowie der<br />
Unterschrift des Präsidenten und des Premierministers<br />
zur Annahme dieses Gesetzes. Ich<br />
bitte den verehrten Herrn Ministerpräsidenten,<br />
gegen diesen anti-jüdischen Vorschlag, der im<br />
Deckmantel der Menschlichkeit und der Sorge<br />
um die Tiere erfolgt, ein Veto einzulegen.<br />
Gestatten Sie mir, kurz einige Quellen zu<br />
nennen, die direkt mit diesem Problem zusammen<br />
hängen.<br />
Das Buch „Treuezeugnis – Eduz Ne‘emana“<br />
von Rabbiner Eliahu Munk aus New York<br />
wurde 1975 in Jerusalem mit wichtigen Ergänzungen<br />
von Rabbiner Levinger, Veterinär<br />
2<br />
Vereint gegen die Schechita<br />
vor der Sommerpause vom Senat verabschiedet<br />
wird, sich aber unter den Holländern grosser<br />
Unterstützung erfreut – den Tieren keinen<br />
grossen <strong>Die</strong>nst erweisen, aber es bedeutet<br />
eine erschreckende Intoleranz gegenüber der<br />
religiösen Freiheit.<br />
Der Angriff auf das rituelle Schächten geht<br />
auf berüchtigte Geschichte zurück.<br />
<strong>Die</strong> Schweiz hat bereits 1893 die Schechita<br />
verboten, als Teil einer antisemitischen<br />
Kampagne, um die jüdische Einwanderung<br />
zu hemmen und auf Schweizer Juden Druck<br />
auszuüben, damit diese das Land verlassen.<br />
Spätere Versuche, das Verbot im Land rückgängig<br />
zu machen, stiessen auf eine heftige<br />
Opposition, oft mit staken rassistischen<br />
Untertönen.<br />
Einer der ersten Erlasse, der im Rahmen der<br />
Nürnberger Nazi Gesetz 1933 angenommen<br />
wurde, war das Schächtverbot. Norwegen und<br />
Island beharren ebenfalls auf die Betäubung<br />
vor dem Schächten.<br />
Fredrik Malm, ein Mitglied des schwedischen<br />
Parlaments, versuchte 2006 vergeblich, das<br />
religiöse Schächten in seinem Land zu erlauben:<br />
„Es kann nicht bestritten werden, dass das<br />
schwedische Gesetz von Hitler-Deutschland<br />
und dem Nazi Regime stark beeinflusst war.“<br />
und Fachmann sowie Rabbiner von Basel,<br />
heraus gegeben. Darin zitieren sie unter anderem<br />
bekannte, nichtjüdische Tierärzte, die<br />
klar feststellten, dass das Schächten dem Tier<br />
keinerlei Schmerzen verursacht. Im Gegenteil,<br />
ein Schuss in den Kopf eines Rindes bereitet<br />
diesem ein Mehrfaches an Schmerzen. Man<br />
erkennt dies anhand der furchtbaren Krämpfe,<br />
die das Tier erleidet.<br />
Bei der jüdischen Schechita verlangt das jüdische<br />
Gesetz, dass man auch die Blutadern<br />
in den Schächtvorgang mit einbeziehen muss,<br />
was auf einmal und drastisch die Blutzufuhr<br />
ins Gehirn unterbricht. Somit befindet sich das<br />
Tier sogleich in einem Zustand vollkommener<br />
Betäubung und spürt den Schächtvorgang<br />
nicht. Das stellten bekannte Wissenschaftler<br />
fest. „Siehe: Selhasted Ed. 1929, Dyukes Ed.<br />
1958, Liben Ed. 1930, Levinger Ed. 1961“.<br />
Sie fanden heraus, dass nach dem Schächten<br />
nur noch eine minimale Menge Blut ins Gehirn<br />
fliesst. Auch dieser Fluss wird sogleich unterbrochen,<br />
sodass das gesamte Schmerz- und<br />
Leidsystem gleich zu Beginn des Schächtvorgangs<br />
vollkommen ausgeschaltet wird.<br />
Zudem stellten sie fest, dass der Umstand,<br />
dass das Tier vor dem Schächten auf den<br />
Rücken gelegt wird, bei diesem zu Schock<br />
und Benommenheit führt. So wird auch in der<br />
wissenschaftlichen Abhandlung von Dr. Niv<br />
erklärt, dass das Umdrehen des Tieres es in<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
Könnten Tierschutzaktivisten ihre ethische<br />
Inspiration gegen die Dhabiha und Schechita<br />
von einem Regime ableiten, das für<br />
den grössten Völkermord der Geschichte<br />
verantwortlich ist? Zum allermindesten lehrt<br />
doch das Nazi Beispiel, dass die übertriebene<br />
Sorge um die Tierrechte keine Garantie für<br />
eine hochstehende Moral bildet.<br />
Wenn Befürworter des Verbots rituellen<br />
Schächtens wirklich daran interessiert wären,<br />
das Leid der Tiere zu vermindern, sollten<br />
sie sich auf die katastrophalen Haltungsbedingungen<br />
industriell gezüchteter Hühner,<br />
Schafe und Rinder konzentrieren. Beschränkt<br />
sich ihre Sorge nur auf die Vermeidung eines<br />
„unangenehmen Todes“, kann man nicht behaupten,<br />
dass rituell geschächtete Tiere leiden.<br />
<strong>Die</strong> EU-Anordnung „Europäische Konvention<br />
für den Schutz des Tiere“ fordert die<br />
Betäubung vor dem Schlachten, sieht aber<br />
die Freiheit des religiösen Ausdrucks und die<br />
humane Art des rituellen Schächtens vor. <strong>Die</strong><br />
EU gestatte ihren Mitgliedstaaten, für die islamische<br />
Dhabiha und die jüdische Schechita<br />
Ausnahmen zu machen. Weshalb sollten die<br />
Holländer gegen die Praxis der EU sein?<br />
Brief an den Ministerpräsidenten von Holland<br />
JTA<br />
eine Art Hypnose versetzt, die es vollkommen<br />
gegen jeglichen Schmerz neutralisiert.<br />
Dazu kommt noch, dass das Schächten gemäss<br />
der jüdischen Halacha nur mit einem<br />
äusserst scharfen, glatten Messer gestattet ist.<br />
Darauf werden die Schächter und Rabbiner<br />
strengstens überprüft. Falls nur der kleinste<br />
Mangel am Messer festgestellt wird, wird<br />
dieses bekanntlich untauglich, da es dem Tier<br />
so beim Durchschneiden des Halses und der<br />
Blutgefässe, der Luft- und der Speiseröhre<br />
Schmerzen verursachen würde. So muss also<br />
mit Sicherheit geklärt werden, dass beim raschen<br />
Schnitt durch die Luft- und Blutgefässe,<br />
die sogleich die Sauerstoffzufuhr und – wie<br />
oben erwähnt – die Blutzufuhr ins Gehirn<br />
unterbrechen, keinerlei Schmerzen entstehen.<br />
<strong>Die</strong>se beiden Gründe bewirken gemeinsam,<br />
dass das Tier beim Schächten nicht leidet,<br />
sondern auf die für es mildeste Art stirbt.<br />
Es wurde wissenschaftlich mit absoluter<br />
Sicherheit bewiesen, dass G“tt in bemerkenswerter<br />
Weise diejenigen Tiere, die uns (Juden)<br />
zum Essen gestattet sind, nämlich Rinder und<br />
Kleinvieh, welche – wie es in der Bibel aufgeführt<br />
wird – gespaltene Klauen aufweisen<br />
und wiederkäuen, so schuf, dass ihre im Kopf<br />
befindlichen Blutgefässe, die die Blutzufuhr<br />
ins Gehirn gewährleisten, sich nicht hinten im<br />
Nacken zwischen den Wirbeln befinden, wie<br />
Fortsetzung Seite 4
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
VON AVI BASCHAN<br />
Der älteste amerikanische Rosch Jeschiwa<br />
in den USA, Rabbi Chaim Stein sZ.l, Rosch<br />
Jeschiwa von Tels in Cleveland, starb Ende<br />
letzter Woche im Alter von 98 Jahren.<br />
In seiner Jugend lernte er in der Telser Jeschiwa<br />
in Litauen. Während des Zweiten Weltkriegs<br />
fl üchtete er in die USA und wurde später<br />
Rosch Mesivta der Telser Jeschiwa, die einige<br />
Jahre zuvor in Cleveland gegründet worden<br />
war, gemeinsam mit den Rosche Jeschiwa<br />
Rabbi Baruch Sorotzkin, Rabbi Mordechai<br />
Gifter und Rabbi Pessach Stein sZl..<br />
Er war auf allen Gebieten der Tora geläufi g und<br />
lernte die meiste Zeit des Tages angestrengt.<br />
Jede Nacht pfl egte er bei sich zu Hause bis<br />
in die frühen Morgenstunden zu lernen, doch<br />
kam er täglich punkt sieben Uhr frisch zum<br />
Schacharit- Gebet in die Jeschiwa. Nach dem<br />
Gebet pfl egte er einen Schiur in Mischna<br />
Brura zu erteilen.<br />
Seine Hatmada war legendär. Einmal ging<br />
seine Uhr kaputt und einer seiner Schüler<br />
wollte dem Rosch Jeschiwa eine neue kaufen.<br />
Der Rosch Jeschiwa lehnte dies ab. Sein<br />
Schüler glaubte, dass der Rosch Jeschiwa das<br />
nur aus Höfl ichkeit machte und ging in ein<br />
Geschäft, um ihm eine neue Uhr zu kaufen,<br />
die er Rav Stern brachte. <strong>Die</strong>ser aber wollte<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />
Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />
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Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />
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Einzelnummer: Fr. 3.50<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />
Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />
3<br />
sie nicht annehmen und erklärte, er ziehe es<br />
vor, seine alte Uhr zu reparieren.<br />
Der junge Mann ging zum Enkel des Ravs,<br />
damit dieser ihn frage, weshalb er keine neue<br />
Uhr haben wollte. Rav Chaim erwiderte:<br />
„Jeden Morgen muss ich meine Uhr wieder<br />
aufziehen, und jeden Morgen denke ich, dass<br />
mir ein weiterer Tag vergönnt ist, und die Zeit<br />
ist so kostbar, dass ich sie zur Avodat Haschem<br />
und zum Toralernen ausnützen muss.“<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Der Telser Rosch Jeschiwa in Cleveland,<br />
Rabbi Chaim Stein sZl.<br />
Yissochar Dunoff/Kuvien Images<br />
Diwrei Hesped des Novominsker Rebbe schlita in Lakewood<br />
Kuvien Images<br />
Seit dem Beginn des „Daf Hajomi“, am Rosch<br />
Haschana 4684 – als er erst ein 11-jähriges<br />
Kind war, lernte er täglich den Daf Hajomi,<br />
und dies 87 Jahre lang, ohne einen einzigen<br />
Tag auszulassen. Das machte er natürlich nebst<br />
dem regelmässigen Lernen der Jeschiwa- Sedarim<br />
und neben den Schiurim, die er erteilte.<br />
Rabbi Chaim war ein sehr einfühlsamer<br />
Mensch und sehnte sich sein ganzes Leben<br />
lang nach der Geula. Am Schabbat beim<br />
Mincha-Gebet pfl egte er unter Tränen das<br />
Lied „Rachem Bechasdecha“ zu singen. Auch<br />
während seiner letzten Krankheitstage, als<br />
er bewusstlos war, merkte man, wie er sich<br />
vor Rührung wiegte, als man bei seinem Bett<br />
dieses Lied sang.<br />
Am Erev Pessach wurde er ins Spital eingeliefert,<br />
und am Erev Schabbat Chol Hamoed<br />
verschlechterte sich sein Gesundheitszustand<br />
drastisch. Seither galt sein Zustand als schwer<br />
und die ganze amerikanische Torawelt betete<br />
für ihn.<br />
Hespedim in Jeruscholajim bei Jeschiwas Mir<br />
Am Donnerstag kehrte seine Seele zu ihrem<br />
Schöpfer zurück. Seine Beerdigung begann<br />
am Donnerstagmorgen bei der Telser Jeschiwa<br />
in Cleveland, Ohio, wo Gedole Tora aus den<br />
USA Hespedim hielten und ihn eine grosse<br />
Menge begleitete. Sein Aron wurde nach Israel<br />
überführt. <strong>Die</strong> Lewaja begann in Jerusalem am<br />
Freitagmittag vor der Jeschiwat Mir . Auch<br />
dort wurden Hespedim gehalten und Tausende<br />
gaben ihm das letzte Geleit. T.N.Z.B.H.
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Fortsetzung von Seite 2<br />
es sonst bei Tieren üblich ist. Vielmehr<br />
führen sie auf bemerkenswerte<br />
und besondere Weise zwischen der<br />
Luft- und Speiseröhre hindurch, von<br />
wo aus sie über die Kinnbacken ins<br />
Gehirn gelangen. Im Gebot über das<br />
Schächten wird von uns verlangt,<br />
diese Organe zu durchtrennen,<br />
welche das Gehirn sogleich von der<br />
Blutzirkulation abschneiden. Somit<br />
ist dies die wirksamste Art, das Tier<br />
zu betäuben, und sie lässt es keine<br />
Schmerzen mehr empfinden.<br />
Im Jahr 1890 gab ein katholischer<br />
Pfarrer namens Friedrich Frank, ein<br />
Mitglied des deutschen Parlaments,<br />
eine detaillierte Broschüre über das jüdische<br />
Schächten heraus. Er stellte mit Klarheit fest,<br />
dass diese vollkommen human sei.<br />
<strong>Die</strong> Opposition entstammt ausschliesslich<br />
anti-jüdischen Motiven. Er erhielt auf seine<br />
Arbeit, die in sechsfacher Auflage erschien,<br />
ein grosses, positives Echo. Auch die<br />
Schweizer Regierung gelangte damals nach<br />
eingehenden Abklärungen zum Schluss,<br />
dass die Schechita keinesfalls als grausam<br />
bezeichnet werden könne, im Gegenteil sei<br />
dies die humanste aller Arten, um ein Tier zum<br />
Genuss brauchbar zu machen. Grüne Gruppen<br />
und Schechita-Gegner führten jedoch auf<br />
der Strasse eine Unterschriftensammlung<br />
durch, die von einer Riesenpropaganda gegen<br />
das jüdische Schächten begleitet wurde. So<br />
gelang es ihnen, 68‘000 von der Strasse zu<br />
sammeln, um in der Schweiz das Gesetz gegen<br />
die Schechita durchzubringen.<br />
Auch in Russland versuchte man zur Zeit<br />
4<br />
des Zaren ein Gesetz gegen die Schechita<br />
zu erwirken. <strong>Die</strong> Herrschaft forderte jedoch<br />
bekannte Veterinäre auf, die Angelegenheit<br />
zu untersuchen. <strong>Die</strong>se stellten schliesslich<br />
fest, dass das jüdische Schächten human sei.<br />
Auch in Wien unternahm Karl Lieker, der für<br />
seine „Judenliebe“ bekannt war, den Versuch,<br />
die Schechita zu verbieten. Der Herrscher<br />
Niederösterreichs war aber dagegen, denn er<br />
fand, dass die Schechita – nach gründlichen<br />
Nachforschungen - als human bezeichnet<br />
werden müsse. In Deutschland wurde dieses<br />
Thema jahrelang hin- und her gezerrt. Ein<br />
umfassendes Verbot in ganz Deutschland<br />
entstand jedoch erst mit dem Aufstieg Hitlers<br />
zur Macht. Und dieses Gesetz gelangte in jedes<br />
Land, in das Deutschland während des Zweiten<br />
Weltkriegs einmarschierte. Das Erste, was<br />
die Nazipartei unternahm, war ja bekanntlich,<br />
das jüdische Schächten zu verbieten.<br />
Es besteht eine umfangreiche Literatur zu<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
diesem Thema. Wir haben sie dem<br />
verehrten Ministerpräsidenten nur in<br />
Stichworten dargelegt. Das Ganze lässt<br />
sich jedoch damit zusammenfassen,<br />
dass die aussergewöhnliche Humanität<br />
der jüdische Schechita wissenschaftlich<br />
ganz klar und überzeugend bewiesen ist.<br />
Auch wurde bewiesen, dass der Judenhass<br />
zu allen Zeiten immer wieder zum<br />
Schmieden von Komplotten dieser und<br />
anderer Art führte. <strong>Die</strong> Empfehlung, das<br />
Tier vor dem Schächten zu betäuben,<br />
wurde uns bekanntlich bereits vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg von 1500 Rabbinern<br />
Europas aus allen jüdischen Sparten<br />
verboten. Wir sind im Besitz dieser<br />
Rabbiner Liste.<br />
<strong>Die</strong> Naziverfügungen gegen das jüdische<br />
Schächten endeten schliesslich damit,<br />
dass die Deutschen bewiesen, wie „human“<br />
sie bei der gründlichsten und systematischen<br />
Mordmaschinerie, die es in Europa jemals gab,<br />
wirklich waren. <strong>Die</strong>sem unsinnigen Krieg, in<br />
den ganz Europa verwickelt war, fielen vierzig<br />
Millionen Menschenleben zum Opfer. Es wäre<br />
nach einer solch blutigen Vergangenheit sehr<br />
traurig, wenn Holland, das wunderschöne<br />
Land der Blumen, nur siebzig Jahre später<br />
das erste Land Europas wäre, das ein solches<br />
jüdisches Schächtverbot neu einführen würde.<br />
Sollte so etwas in ganz Europa Wurzeln<br />
fassen, kann niemand einschätzen, wozu es<br />
noch führen kann.<br />
Ich bitte Sie nochmals: Der Verdienst, so<br />
etwas zu vermeiden, liegt in Ihren Händen.<br />
Bitte tun Sie es!<br />
Hochachtungsvoll und in Freundschaft<br />
Rabbiner-Präsident Jirmija Menachem Cohen<br />
Mahmoud Abbas:<br />
Welt uneinig über palästinensischen<br />
Wunsch auf Aufnahme in die UNO<br />
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />
Mahmoud Abbas, gab zu, dass er<br />
unter Druck stehe, seinen Plan fallen zu lassen,<br />
die Vereinten Nationen im September zu bitten,<br />
einen Palästinensischen Staat entlang der<br />
Linien vor 1967 anzuerkennen. „Zweifellos<br />
ist die Welt sich über die Unterstützung dieses<br />
palästinensischen Schritts nicht einig“, sagte<br />
Abbas am palästinensischen Radiosender<br />
„Stimme der PA“. „Doch haben wir Delegationen,<br />
die sich in viele Länder – von Kanada<br />
bis nach Japan – begeben werden, um unsere<br />
Politik zu erklären.“<br />
<strong>Die</strong> Aussenminister der Arabischen Liga<br />
sollten sich am 12. Juli treffen, um das Vorhaben<br />
der PA zu besprechen. Abbas rief die<br />
Mitglieder des Nahost-Quartetts – die USA,<br />
EU, UNO und Russland – auf, Ende dieses<br />
Monats bei ihrer Sitzung eine „klare und<br />
ausgewogene“ Haltung in Bezug auf den<br />
Friedensprozess einzunehmen.<br />
Abbas verlangte insbesondere, dass das Quartett<br />
einen völligen Stopp des Siedlungsbaus<br />
und die Anerkennung der Linien von 1967<br />
als Basis einer Zweistaatenlösung anerkenne.<br />
Erste Priorität der PA sei noch immer die<br />
Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Wenn<br />
die Verhandlungen aber scheitern, werden die<br />
Palästinenser ihre Pläne, einen unabhängigen<br />
Staat innerhalb der Grenzen von 1967 mit<br />
Ostjerusalem als Hauptstadt zu erreichen,<br />
weiter verfolgen.“<br />
Abbas betonte, dass etwa 117 Länder den<br />
palästinensischen Staat bereits anerkannt<br />
hätten. Er nehme an, dass die Zahl bis im<br />
September auf 130 steigen werde.<br />
„Das bedeutet, dass die Anzahl Länder, die<br />
Palästina anerkennen würden, grösser wäre<br />
als diejenige, die Israel anerkennt“, fügte er<br />
hinzu. „Daher bitten wir diejenigen, die gegen<br />
unseren Plan sind: Was sollen wir noch tun,<br />
und wie werden wir einen Staat erhalten?“<br />
Abbas bestritt, dass das durch Ägypten<br />
vermittelte Abgleichsabkommen zwischen<br />
Hamas und Fatah in eine Sackgasse geraten<br />
ist. Er drückte sein Bedauern über das fehlende<br />
Verständnis der Hamas aus, dass die Regierung<br />
technokratischer Natur sein müsse, und<br />
keine nationale Einheitsregierung. Weder die<br />
Hamas noch sonst eine Partei habe das Recht,<br />
zu beschliessen, wer der neuen Regierung
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
beitreten werde.<br />
Abbas sagte, dass der gegenwärtige PA Premierminister<br />
Salam Fayyad der geeignete<br />
Mann ist, um die neue Regierung zu leiten,<br />
falls eine solche gegründet werde. Er habe<br />
das geplante Treffen mit dem Hamasführer<br />
Khaled Mashaal in Kairo vor einigen Wochen<br />
abgesagt, da die Hamas sich weigert, Fayyad<br />
und andere Minister anzuerkennen.<br />
Abbas’ Berater Nimer Hammad erklärte vor<br />
Reportern, dass die PA ihren Plan, im September<br />
die UNO zu bitten, einen PA Staat<br />
anzuerkennen, aufgeben werde, falls das<br />
Quartett das Zweistaatenprinzip als Basis für<br />
eine Regelung anerkennen und Israel aufrufen<br />
werde, sich aus allen Territorien zurück zu<br />
ziehen, die 1967 erobert wurden, inklusive<br />
Ostjerusalem.<br />
Das Quartett müsse zudem zu einem völligen<br />
Baustopp in jüdischen Siedlungen aufrufen<br />
und einen klaren Zeitplan für israelischpalästinensische<br />
Friedensgespräche festlegen.<br />
<strong>Die</strong>se leicht veränderte Position der PA erfolgt,<br />
nachdem Abbas’ unilaterales Vorhaben ausser-<br />
US Aussenministerin Clinton sagte am Samstag,<br />
dass der libysche Staatsführer Muammar<br />
Gaddafi zurück treten solle,. <strong>Die</strong>s nachdem<br />
er versprochen hatte, als Rache für NATO<br />
Luftangriffe „in Europa Häuser, Büros und<br />
Familien“ anzugreifen.<br />
In einer Telefonansprache, die sich am Freitagabend<br />
an etwa 100'000 Anhänger auf dem<br />
Grünen Platz in Tripolis richtete, drängte<br />
Gaddafi die NATO, ihre Bombenkampagne<br />
einzustellen, oder sonst zu riskieren, dass<br />
libysche Flieger „wie Heuschrecken- und<br />
Bienenschwärme“ über Europa kämen.<br />
Gaddafis Kräfte beschossen am Samstag<br />
weiterhin die von Rebellen besetzte Stadt<br />
Misrata, wie ein NATO Vertreter meldete. Das<br />
libysche Fernsehen berichtete, dass NATO<br />
Bomben in der zentralen Region von Al Jufrah<br />
Opfer gefordert hätten, nannte jedoch keine<br />
weiteren Einzelheiten.<br />
Gaddafi, gegen den gemeinsam mit seinem<br />
Sohn und Leiter seines Geheimdienstes ein internationaler<br />
Haftbefehl für Verbrechen gegen<br />
die Menschheit ausgestellt worden war, hat<br />
versichert, bis ans „bittere Ende“ zu kämpfen.<br />
Er hat die NATO Operation als kolonialen Militärangriff<br />
bezeichnet, der bezwecke, Libyens<br />
Ölschätze für sich zu gewinnen. „Zieht euch<br />
zurück, ihr habt keine Chance, dieses tapfere<br />
Volk zu besiegen“, sagte Gaddafi am Freitag<br />
in seiner Rede. „Sie können eure Häuser, eure<br />
5<br />
halb des Rahmens der Oslo-Abkommen, einen<br />
Staat durch die internationale Gesellschaft<br />
einzuführen, an Schwungkraft eingebüsst<br />
hat. Verschiedene Mitglieder des Quartetts<br />
und auch mehrere westeuropäische Staaten<br />
und sogar Jordanien haben diesen Schritt<br />
abgelehnt. <strong>Die</strong> arabische Unterstützung ist<br />
bestenfalls lauwarm.<br />
PLO-Unterhändler Saeb Erekat sagte, die<br />
PA würde an den Verhandlungstisch zurück<br />
kehren, falls der israelische Premierminister<br />
Benjamin Netanjahu seine Annahme der<br />
Zweistaatenlösung aufgrund der Linien vor<br />
1967mitteile und die Bautätigkeit nicht nur<br />
in Judäa und Samaria, sondern auch in Ostjerusalem<br />
unterbreche. Erekat behauptete aber,<br />
dass ein neuer Baustopp durch Israel und<br />
das Ziehen von de facto -Grenzen vor den<br />
Verhandlungen „keinerlei Vorbedingungen“<br />
seitens der Palästinenser sind.<br />
<strong>Die</strong> US lehnen das Vorhaben der PLO ab und<br />
kündigten an, dass sie ihr Veto anwenden würden,<br />
falls es zur Abstimmung gebracht würde.<br />
Der US-Senat verabschiedete einstimmig eine<br />
Büros und eure Familien angreifen, die zu<br />
militärischen Zielen werden, gleich wie ihr<br />
unsere Büros, Hauptsitze, Häuser und Kinder<br />
zu so etwas wie legitimen militärischen Zielen<br />
machtet“, sagte er. „Wenn wir es möchten,<br />
können wir wie ein Schwarm Heuschrecken<br />
oder Bienen über Europa kommen. Daher<br />
raten wir euch, zieht euch zurück, bevor ihr<br />
eine Katastrophe erlebt.“<br />
Clinton ignorierte am Samstag Gaddafis<br />
Äusserungen und rief ihn erneut auf, zurück<br />
zu treten. „Statt Drohungen auszusprechen<br />
sollte Gaddafi dam Wohlergehen und den<br />
Interessen seines eigenen Volkes den Vorrang<br />
geben und abtreten, um einen Übergang zur<br />
Demokratie zu erleichtern“, erklärte Clinton<br />
an einer Pressekonferenz.<br />
Der spanische Aussenminister Trinidad Jimenez,<br />
dessen Land 2004 von islamischen<br />
Militanten durch Zugbomben angegriffen<br />
wurden, die 191 Menschenleben forderten,<br />
sagte, dass die Einstellung der Allianz sich<br />
nicht geändert habe. „<strong>Die</strong> Antwort Spaniens<br />
und der internationalen Koalition lautet, die<br />
Einheit und Entschlossenheit beizubehalten,<br />
mit der wir in diesen vergangenen Monaten<br />
arbeiteten“, sagte er.<br />
Gaddafis Rede erfolgte, nachdem libysche<br />
Rebellen, die sich bis auf 80 km Distanz der<br />
Hauptstadt genähert hatten, durch Raketenbeschuss<br />
von Regierungskräften aufgehalten<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
allerdings unverbindliche Resolution, die die<br />
Regierung Obama aufruft, jegliche Hilfe an<br />
die PA einzustellen, falls diese einen Staat bei<br />
der UNO fordert.<br />
Israel hat diese Forderungen schon seit langem<br />
abgelehnt, und Premierminister Benjamin<br />
Netanjahu machte im Verlauf privater Treffen<br />
am Montag klar, dass seine Position sich nicht<br />
geändert hat. „Wenn eine einseitige anti-israelische<br />
Resolution durchkommt, wird diese<br />
den Frieden während Jahrzehnten verzögern“,<br />
warnte Netanjahu. „<strong>Die</strong> Palästinenser haben<br />
die Verhandlungen systematisch gemieden“.<br />
Der Premierminister sagte, dass die Internationale<br />
Gemeinschaft, falls sie sich auf die<br />
Fragen der Grenzen und Siedlungen konzentriere,<br />
irrtümlich damit die palästinensische<br />
Forderung nach einem Staat akzeptiere, ohne<br />
sich damit zu befassen, wie der eigentliche<br />
Konflikt beendet werde. Um den Konflikt<br />
zu beenden, sagte er, muss das Thema der<br />
Flüchtlinge und Israels als jüdischem Staat<br />
angesprochen werden; sonst sei eine Beendung<br />
des Konflikts unmöglich. JTA<br />
Gaddafi bedroht Europa<br />
US-Aussenministerin Clinton fordert<br />
ihn zum Rücktritt auf<br />
wurden, was den verbissene Widerstand der<br />
Gaddafi Truppen auch fünf Monate nach der<br />
Revolte unterstreicht. Militärvertreter der<br />
Koalition weigern sich, die Situation vor Ort<br />
als „Stillstand“ nach einer 104 Tage dauernden<br />
Bombardierungskampagne zu deuten, welche<br />
die Feuermacht der NATO belastete.<br />
Grossbritanniens Verteidigungsminister sagte,<br />
Apache Helikopter hätten am Freitagabend<br />
während eines Angriffs auf ein Militärlager<br />
westlich von Tripolis drei Tanks und einen<br />
Bunker getroffen.<br />
Indem sie unbekannte Quellen aus Lagern<br />
Gaddafis und der Opposition nannte, berichtete<br />
eine englische <strong>Zeitung</strong>, dass Gaddafi<br />
gewillt sei, zurück zu treten, wenn ihm keine<br />
Verfolgung drohe und ihm gestattet würde, in<br />
Sicherheit in seiner nordlibyschen Heimatstadt<br />
Sirte zu leben.<br />
Afrikanische Politiker boten am Freitag an,<br />
Gespräche über einen Waffenstillstand und<br />
einen Übergang zu einer demokratischen<br />
Regierung durchzuführen, liessen jedoch noch<br />
offen, ob es für Gaddafi dann noch eine Rolle<br />
gebe. „Wir verstanden, dass das Abkommen<br />
Gaddafi von einer Rolle im zukünftigen<br />
Libyen ausschliesst“, erklärte Mansour Sayf<br />
al Nasr, der Rebellenvertreter, beim Gipfeltreffen<br />
in Guinea vor Reportern. Gaddafis<br />
Vertreter haben sich noch nicht öffentlich zu<br />
dem Plan geäussert. JTA
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Der Disput darüber, wer Premierminister der<br />
neuen gemeinsamen Regierung zwischen<br />
PLO und Hamas werden soll, verliert immer<br />
mehr an Bedeutung im Vergleich mit den<br />
anderen Differenzen zwischen den Parteien.<br />
<strong>Die</strong> so viel gepriesene Versöhnung zwischen<br />
den verfeindeten palästinensisch-arabischen<br />
Gruppen Hamas und Fatah bleibt nach fast<br />
zwei Monaten Unterzeichnung des Aussöhnungsabkommens<br />
am 4. Mai in Kairo noch<br />
immer eine Illusion.<br />
In Wirklichkeit gibt es ausser der Nennung<br />
der Hauptpunkte des Vertrags in dieser Angelegenheit<br />
noch immer keinen Fortschritt.<br />
Angeblich wurde die Blockade dadurch<br />
verursacht, dass die Parteien nicht fähig<br />
waren, sich über einen Premierminister zu<br />
einigen, der die neue Regierung leiten soll,<br />
bis Neuwahlen stattfinden – vorgesehen für<br />
den 4. Mai 2012.<br />
<strong>Die</strong> Fatah hat den gegenwärtigen PA Premierminister<br />
Salam Fayyad nominiert, dessen<br />
Einsetzung von der Hamas heftig abgelehnt<br />
wird – und zwar mit gutem Grund.<br />
Ismail Haniyeh von der Hamas war am 16.<br />
Februar 2006 zum Premierminister ernannt<br />
worden, nachdem die Hamas bei den Wahlen<br />
vom 25. Januar 2006 gesiegt hatte. Er wurde<br />
vom PA Präsidenten Mahmoud Abbas am 20.<br />
Februar 2006 am 19. März 2006 in sein Amt<br />
eingeschworen.<br />
Am 14. Juni 2007 entliess Abbas Haniyeh<br />
und wählte Fayyad an dessen Stelle. <strong>Die</strong>s ereignete<br />
sich nach einem bitteren und blutigen<br />
Streit zwischen der Hamas und der Fatah, der<br />
damit endete, dass die Hamas die Kontrolle<br />
über den Gazastreifen eroberte und darin<br />
gipfelte, dass das IKRK schätzte, es seien in<br />
der einen Kampfwoche um die Kontrolle über<br />
Gaza 118 Gaza Bewohner ermordet und 550<br />
verwundet worden.<br />
<strong>Die</strong> Ernennung von Fayyad, um Haniyeh zu<br />
ersetzen, wird als illegal bezeichnet, weil laut<br />
palästinensischem Gesetz der Präsident der<br />
PA zwar einen amtierenden Premierminister<br />
entlassen, jedoch ohne das Einverständnis des<br />
palästinensischen Legislativrats keinen neuen<br />
Premier ernennen darf. Laut dem Gesetz steht<br />
der zurücktretende Premierminister weiterhin<br />
6<br />
der Übergangsregierung vor.<br />
Fayyads Ernennung wurde niemals zuvor vom<br />
Legislativrat vorgeschlagen oder genehmigt.<br />
Aus diesem Grund hat Haniyeh in Gaza<br />
weiter gewaltet und wird von einer grossen<br />
Anzahl Palästinenser als legitimer, aktiver<br />
Premierminister anerkannt.<br />
Gewiss ist die Wahl eines beiden Seiten<br />
genehmen Premierministers ein wichtiges<br />
Thema, doch gibt es andere, viel kritischere<br />
Probleme, welche die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Versöhnung bedrohen.<br />
Ein Bericht, der im Dezember 2009 vom<br />
Kairoer Institut für Menschenrechte unter dem<br />
Titel „Illusion der Reform“, erstellt wurde,<br />
beschreibt die enormen Herausforderungen,<br />
denen sich die Hamas und Fatah bei der Begleichung<br />
ihrer Differenzen gegenüber sehen:<br />
Mit Ausbruch des Gaza Krieges begann die<br />
Hamas mit massiven Repressionsmassnahmen,<br />
die auf Fatahmitglieder ausgerichtet<br />
waren. Es waren Personen, die gegen die<br />
Hamas Herrschaft sind und um mutmassliche<br />
Kollaborateure mit Israel. Es wird vermutet,<br />
dass Dutzende von Personen ermordet, erschossen<br />
oder zu Tode gefoltert wurden. Auch<br />
wurden Regierungsangestellte in Gaza durch<br />
Hamas Anhänger ersetzt.<br />
In der Westbank bleiben Hunderte von Hamas<br />
Sympathisanten unter der Fatah in Gefangenschaft;<br />
man nimmt an, dass mindestens zwei<br />
der Gefangenen zu Tode gefoltert wurden.<br />
<strong>Die</strong> Westbankbehörden entliessen zivile<br />
Angestellte und Lehrer, von denen vermutet<br />
wird, dass sie Hamas Anhänger sind, während<br />
die Löhne Tausender Angestellter der PA<br />
innerhalb des Gazastreifens zurückgehalten<br />
wurden.<br />
Genehmigungen für die Gründung von Vereinen<br />
und Firmen sowohl in der Westbank<br />
als auch im Gazastreifen benötigen eine<br />
Sicherheitskontrolle, und Organisationen,<br />
die mit der „falschen“ Partei in Verbindung<br />
stehen, erhalten keine Lizenz.<br />
<strong>Die</strong> Korrektur dieser Handlungsweise beider<br />
Seiten wird im Artikel 4B5 des Versöhnungsabkommens<br />
vom 4. Mai beiläufig mit unpersönlichen<br />
Worten erwähnt. Fragen wie die<br />
Entschädigung der Familien für den Verlust<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
Hamas-PA Einheit? - Ein ferner Traum<br />
ihrer Familienmitglieder, die ermordet oder<br />
gefoltert wurden oder ihre Stellen verloren,<br />
müssten ebenfalls gelöst werden, wenn eine<br />
Versöhnung zustande kommen soll.<br />
Andere fundamentale Probleme weisen auf<br />
weitere unrealistische Möglichkeit einer<br />
Versöhnung hin. Es geht um die Artikel 13<br />
und <strong>27</strong> der Hamas Charta von 1988.<br />
Artikel 13 sagt: „Es gibt keine Lösung für<br />
die palästinensische Frage, ausser den Jihad.<br />
Alle Initiativen, Vorschläge und internationale<br />
Konferenzen sind Zeitverschwendungen und<br />
vergebliche Bemühungen.“<br />
<strong>Die</strong> Hamas wird sich wohl kaum damit einverstanden<br />
erklären, Teil einer Regierung zu<br />
bilden, die versucht, die UNO im September<br />
darum zu bitten, einen palästinensischen<br />
arabischen Staat auszurufen in nur 5 % des<br />
Palästinas von 1926. <strong>Die</strong>ses Ziel aufzugeben,<br />
nämlich die Souveränität über 100 % des<br />
ehemaligen Palästinas zu erhalten, würde<br />
die Raison d’etre der Hamas ihrer Existenz<br />
berauben.<br />
Artikel <strong>27</strong> stellt sogar noch ein grösseres<br />
Problem für die fragliche Versöhnung dar,<br />
indem er klar macht, dass die Hamas sich<br />
gegen einen säkularen Staat Palästina stellt,<br />
wie er von der PLO befürwortet wird: „Der<br />
Säkularismus widerspricht der religiösen<br />
Ideologie vollkommen. Jedes Verhalten und<br />
jeder Entscheide entstammt der Ideologien.<br />
Bei allem Verständnis für die PLO – und ohne<br />
ihre Rolle im arabisch-israelischen Konflikt<br />
gering zu schätzen - ist dies der Grund, weshalb<br />
es uns unmöglich ist, die Gegenwart oder<br />
Zukunft des islamischen Palästinas durch die<br />
säkulare Idee zu ersetzen. <strong>Die</strong> islamische<br />
Natur Palästinas ist Teil unserer Religion,<br />
und wer immer seine Religion leicht nimmt,<br />
ist ein Verlierer. An dem Tag, da die PLO den<br />
Islam als Lebensweg anerkennt, werden wir<br />
ihre Soldaten sein und Brennstoff für ihr Feuer<br />
bilden, um damit die Feinde zu verbrennen.“<br />
<strong>Die</strong>se beiden entgegen gesetzten Ansichten<br />
in einer einheitlichen Regierung zu verbinden<br />
scheint unmöglich. Der Disput, wer Premierminister<br />
sein wird, verblasst im Vergleich<br />
damit.<br />
A-7<br />
Sechs Jahre später:<br />
Lektion des Gaza Rückzugs in Hinblick<br />
auf die Westbank<br />
VON L. GRADSTEIN<br />
Jisrael Medad erinnert sich an die Zier, als nur<br />
acht Familien in den rotbedächerten Häusern<br />
der jüdischen Siedlung Shiloh tief in den<br />
Hügeln der Westbank wohnten. Nun leben<br />
dort etwa 2500 Israelis, und Schiloh verfügt<br />
über Spielplätze, Schulen und eine Jeschiwa.<br />
<strong>Die</strong> roten Dächer erstrecken sich nun über<br />
mehrere Hügel, und es werden noch immer<br />
neue Wohnhäuser gebaut. Unten am Hügel<br />
befindet sich die archäologische Ausgrabung<br />
des biblischen Schiloh, wo das Mischkan<br />
erbaut war.<br />
Schiloh wird oft als eine der Siedlungen zitiert,<br />
die bei einem Friedensabkommen mit den
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
Palästinensern wahrscheinlich aufgegeben<br />
wird. Sie befindet sich relativ isoliert etwa 45<br />
km nördlich von Jerusalem, und auf halbem<br />
Weg zwischen den palästinensischen Städten<br />
Ramallah und Nablus.<br />
Da es jedoch in den israelisch-palästinensischen<br />
Verhandlungen nur wenig Bewegung<br />
gibt, wird Schiloh wahrscheinlich nicht so<br />
bald verschwinden. Auch auf lange Sicht<br />
wird jede Diskussion über die Auflösung<br />
jüdischer Siedlungen in<br />
der Westbank von Israels<br />
Erfahrung vor sechs<br />
Jahren beeinflusst, als<br />
nach der Entfernung von<br />
9000 Siedlern aus ihren<br />
Häusern im Gazastreifen<br />
die Übernahme des Gazastreifens<br />
durch die Hamas<br />
und Raketenangriffe auf<br />
Israel folgten.<br />
„<strong>Die</strong> Vertreibung aus<br />
Gaza sollte als Warnung<br />
vor jeglichem Rückzug<br />
aus Judäa und Samaria<br />
dienen“, sagte Hamutal<br />
Cohen vom Komitee für<br />
die Bürger von Gusch<br />
Katif, des einst grössten<br />
Blocks jüdischer Siedlungen<br />
in Gaza. „<strong>Die</strong><br />
Regierung versagte bei<br />
den 9000 Siedlern vollkommen. Wie soll sie<br />
mit mehreren Zehntausend fertig werden?“<br />
Nur 20% der 1700 Familien, die gezwungen<br />
waren, Gaza zu verlassen, sind laut dem<br />
Komitee inzwischen in permanente Heime<br />
eingezogen. Viele, insbesondere Bauern,<br />
konnten noch keine Arbeit finden. „Das<br />
Trauma und die Krise, welche diese Leute<br />
sechs Jahre später noch immer erdulden, kann<br />
nicht wieder gutgemacht werden.“, sagt auch<br />
Danny Danon, ein Knessetmitglied der Likud<br />
Partei. „Ehen zerbrachen und viele Kinder<br />
haben die Schule verlassen. <strong>Die</strong> Leute leben<br />
noch immer wie Flüchtlinge.“<br />
Es besteht in Israel eine umfangreiche Debatte,<br />
ob der Rückzug aus Gaza, den der damalige<br />
Premierminister Ariel Sharon im August 2005<br />
durchführte, strategisch ein Fehler oder ein<br />
Erfolg war. Einerseits musste sich Israel nicht<br />
länger mit den täglichen Sicherheitssorgen<br />
befassen, die der Schutz der 9000 Juden<br />
in Gaza bereitete. Und an diplomatischer<br />
Front beendete Israels Rückzug die formelle<br />
Besetzung des Küstenstreifens, der 1967<br />
von Ägypten erobert, jedoch von Israel nie<br />
annektiert worden war.<br />
Anderseits übernahm die Hamas ein Jahr nach<br />
dem israelischen Rückzug die Kontrolle über<br />
Gaza, und das Raketenfeuer von Gaza aus nach<br />
Südisrael nahm dramatisch zu. Ende 2008<br />
unternahm Israel einen dreiwöchigen Krieg,<br />
um das Raketenfeuer in Griff zu bekommen,<br />
was eine internationale Verurteilung seiner<br />
Kriegsaktionen zur Folge hatte. Während der<br />
7<br />
letzen drei Jahre behaupteten palästinensische<br />
Vertreter, dass die israelische Blockade des<br />
Gazastreifens, die kürzlich etwas gelockert<br />
wurde, de facto eine Fortsetzung der Besetzung<br />
bedeute.<br />
Danon sagt, der Gaza Rückzug sei ganz klar<br />
ein Fehler gewesen, und ein Rückzug aus der<br />
Westbank würde sogar ein noch grösserer<br />
Fehler sein. Unter Bezug auf die Bedrohung<br />
durch Raketen, bemerkte er, dass ein israeli-<br />
scher Rückzug - sogar nur aus einem Teil der<br />
Westbank - Zentralisrael, Inklusive Tel Aviv,<br />
Jerusalem und den Flughafen Ben Gurion<br />
in den palästinensischen Raketenbereich<br />
bringen würde.<br />
„<strong>Die</strong> Leute in Israel wären bereit, für einen<br />
echten Frieden einen teuren Preis zu bezahlen,<br />
doch fühlen sie sich betrogen“, sagte Danon.<br />
„Sie finden, es sei alles umsonst gewesen.“<br />
Zudem gibt es auch die militärische Herausforderung,<br />
die jeglichem Rückzug aus der<br />
Westbank anhaftet. Während des Abzugs<br />
aus dem Gazastreifen nahmen in Israel Viele<br />
an, dass Soldaten und Generäle sich weigern<br />
könnten, die Befehle, Siedler aus dem Gazastreifens<br />
zu vertreiben, auszuführen. So etwas<br />
geschah jedoch nicht in grossem Ausmass,<br />
und die meisten Soldaten taten ihre Arbeit.<br />
<strong>Die</strong> wenigen, die diesen Auftrag aus Gewissensgründen<br />
nicht erfüllen wollten, wurden<br />
stillschweigend entschuldigt.<br />
Ein Rückzug aus der Westbank aber könnte<br />
anders aussehen. Erstens würde die Zahl<br />
von Siedlern, deren Orte von Israel zurückgegeben<br />
würde, mehr als 80'000 Personen<br />
überschreiten.<br />
Heute leben schätzungsweise etwa 320'000<br />
Juden in Westbanksiedlungen, abgesehen von<br />
Ostjerusalem, das von Israel annektiert wurde.<br />
Jossi Klein Halevi, ein Journalist und Mitglied<br />
des Shalom Hartman Instituts sagt,<br />
die Unterstützung jüdischer Siedler in der<br />
Westbank sei zu einem „generellen Trend“<br />
in Israel geworden, was bei den Gaza Sied-<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
lungen nicht der Fall gewesen war. „Zwei<br />
Generationen sind in Israel aufgewachsen,<br />
welche die Siedlungen nicht nur einfach als<br />
Teil Israels betrachten, sondern als das Herz<br />
Israels“, erklärte Halevi. „Jeder Rückzug aus<br />
der Westbank hätte bei den Soldaten eine<br />
Massenverweigerung zur Folge, die Befehle<br />
auszuführen, und ich mache mir grosse Sorgen<br />
über die Fähigkeit des Militärs, weiterhin eine<br />
effektive Kampfkraft zu bleiben.“<br />
Halevi schätzt, dass jüdische<br />
Siedler und deren Anhänger<br />
40 % einiger Kampfeinheiten<br />
ausmachen. Ein israelischer<br />
Armeesprecher sagte, die<br />
israelische Armee gebe keine<br />
Zahlen „über ein solch empfindliches<br />
Thema“ bekannt.<br />
<strong>Die</strong>se jungen Männern sind<br />
ihren Rabbinern auch äusserst<br />
treu. Als die israelische<br />
Polizei letzte Woche Rabbi<br />
Dov Lior aus der jüdischen<br />
Siedlung Kiryat Arba zum<br />
Verhör wegen Aufhetzung<br />
zum Rassismus festnahm,<br />
blockierten Hunderte Jugendliche<br />
in Jerusalem die<br />
Strassen und stiessen mit<br />
der Polizei zusammen. Sollte<br />
Raw Lior also eine Entscheidung<br />
heraus geben, dass es<br />
verboten sei, Juden zum Verlass jüdischer<br />
Siedlungen in der Westbank zu zwingen,<br />
werden viele jüdische Soldaten sich hin und<br />
her gerissen fühlen.<br />
Gerschon Baskin vom israelisch-palästinensischen<br />
Forschungs- und Informationszentrum<br />
sagt, dass diese Befürchtungen übertrieben<br />
seien und die meisten religiösen Soldaten den<br />
Befehlen der Armee, und nicht denjenigen<br />
ihrer Rabbiner, folgen würden. „Israel ist ein<br />
Staat, in dem das Gesetz herrscht“, sagte er.<br />
„Wenn es einen demokratischen Entscheid<br />
gibt, der als legitim gilt und von der Knesset<br />
unterstützt wird, und vielleicht von einem<br />
Referendum gestützt wird, wird die Öffentlichkeit<br />
sich nicht hinter irgendwelche Siedler<br />
stellen, die das Gesetz in die eigenen Hände<br />
nehmen und Gewalt anwenden.“<br />
„Aber es wird viel traumatischer als der<br />
Rückzug aus dem Gazastreifen sein. Wenn<br />
die Leute aber davon überzeugt sind, dass<br />
der Friede echt sein wird und der Rückzug<br />
aus den Siedlungen stufenweise über eine<br />
längere Zeit hinweg stattfindet“, würden sie<br />
diesen unterstützen, meint er.<br />
Es ist nicht klar, ob Juden, die in Siedlungen<br />
wie Schiloh leben, die Möglichkeit haben<br />
werden, unter palästinensischer Souveränität<br />
dort zu bleiben und ob sie dort bleiben wollten.<br />
Einige palästinensische Vertreter, inklusive<br />
PA Premierminister Salam Fayyad, hatten<br />
diese Idee begrüsst, doch hat PA Präsident<br />
Mahmoud Abbas Bedenken darüber geäussert.<br />
JTA
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Vor einigen Tagen wurden auf Jerusalems<br />
Olivenberg Friedhof erneut Dutzende von<br />
Gräbern beschädigt. <strong>Die</strong>s war der jüngste<br />
einer ganzen Serie von Angriffen auf den<br />
ältesten benutzten Friedhof des Judentums.<br />
Der Schaden folgte dem Vandalismus, der<br />
auf dem Friedhof am<br />
„Nakba Tag“ stattfand.<br />
Während Ausschreitungen<br />
warfen<br />
Palästinenser grosse<br />
Steine und Felsbrocken<br />
auf Gräber,<br />
wobei mindestens<br />
15 beschädigt oder<br />
zerstört wurden.<br />
<strong>Die</strong> Angriffe auf<br />
jüdische Gräber sind<br />
ein Ausdruck der<br />
islamischen Besessenheit<br />
im Bezug auf<br />
die jüdische Präsenz<br />
in Israel.<br />
Im Mittelalter pfl egten<br />
Pogrome und<br />
Schändungen jüdischer<br />
Friedhöfe<br />
einher zu gehen.<br />
Während der Kristallnacht<br />
von 1938<br />
waren jüdische<br />
Friedhöfe in manchen Gegenden die begehrtesten<br />
Entweihungsobjekte. Auch in der<br />
Sowjetunion wurden die jüdischen Gräber oft<br />
im Verlauf der zahlreichen antisemitischen<br />
Wellen zerstört.<br />
1929, nach dem Pogrom, der die gesamte jüdische<br />
Bevölkerung von Chevron auslöschte,<br />
zerstörten die Araber den lokalen jüdischen<br />
Friedhof. 1948 zerstörten die Jordanier das<br />
jüdische Quartier von Chevron vollkommen,<br />
RIA-BODENBELÄGE<br />
Seefeldstrasse 175 - 8008 Zürich<br />
Tel. 044 382 30 30 Fax 044 382 31 31<br />
8<br />
entweihten den Friedhof und bauten über den<br />
Ruinen der Avraham Avinu Synagoge einen<br />
Tierstall.<br />
Es gibt auf dem Olivenberg schätzungsweise<br />
150'000 Gräber, in denen Juden seit biblischen<br />
Zeiten begraben wurden. <strong>Die</strong>ser Friedhof war<br />
immer ein Hauptziel des antisemitischen Hasses.<br />
Zu den grossen Persönlichkeiten, die dort<br />
begraben sind, zählen die Propheten Secharia,<br />
Malachi und Chagai und bekannte Rabbiner.<br />
Übersät von Grabsteinen ist der Olivenberg<br />
die Ruhestätte Tausender Juden, von unbekannten<br />
„Bettlern“ bis hin zu ehemaligen<br />
Premierministern. <strong>Die</strong> ersten Gräber, die bei<br />
Ausgrabungen gefunden wurden, sind über<br />
2600 Jahre alt und stammen lange vor aus der<br />
Zeit der moslemischen Eroberung Jerusalems.<br />
Als Jordanien die Gegend von 1948 bis 1967<br />
beherrschte, baute es ein Hotel und eine Strasse<br />
über den Olivenberg, wobei viele Gräber<br />
entweiht wurden. <strong>Die</strong> Jordanier benützten die<br />
zerbrochenen Grabsteine und raubten noch<br />
weitere, um damit die Latrinen des Hotels<br />
Intercontinental zu bauen. Das Hotel ruht<br />
wahrscheinlich auf Grabgelände. 1968, ein<br />
Jahr, nachdem Jerusalem unter israelischer<br />
Herrschaft wieder vereint war, wurde Reste<br />
geplünderter Gräber in ein Massengrab auf<br />
dem Olivenberg geschüttet. Ein zweites<br />
Massengrab enthält Zivilisten, die während<br />
der Belagerung der Altstadt Jerusalems 1948<br />
fi elen.<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
Juden dürfen nicht in Frieden ruhen<br />
<strong>Die</strong> Entweihung jüdischer Friedhöfe als<br />
Zeichen des Antisemitismus<br />
In den letzten Jahren konnten auf dem Olivenberg<br />
2000 von schätzungsweise 40'000<br />
Gräbern, die vor 1967 unter jordanischer Herrschaft<br />
zerstört wurden, restauriert werden.<br />
Der Vandalismus am Olivenberg nahm während<br />
und nach dem ersten palästinensischen<br />
Aufstand von 1988 zu.<br />
<strong>Die</strong> Jugendlichen, die<br />
festgenommen wurden,<br />
wiederholten das beliebte<br />
palästinensische Argument,<br />
dass der Friedhof<br />
arabischer Besitz sei.<br />
Während der zweiten Intifada<br />
wurde der Friedhof<br />
verlassener denn je.<br />
Immer weniger Familien<br />
begruben ihre Lieben dort,<br />
weniger Familien suchten<br />
ihn auf und es gab nur<br />
spärlich Touristen. <strong>Jüdische</strong><br />
Freiwillige fanden<br />
2001 die Überreste von fast<br />
zwei Dutzend 400-jähriger<br />
Grabsteine unter einem<br />
Abfallhaufen im Silwan<br />
Quartier, das sich neben<br />
dem Friedhof befi ndet.<br />
Ausser der Mearat Hamachpela,<br />
in der unsere<br />
Vorväter und –mütter begraben<br />
sind, gibt es in Chevron auch das Grab<br />
von Otniel Ben Kenas, dem ersten Richter,<br />
das von Avner Ben Ner, dem General und<br />
Vertrauten Schauls und Davids; und die Gräber<br />
von Ruth und Jischai.<br />
Eine arabische Bande griff im Jahr 2000 das<br />
Josef Grab in Schechem an, malte den Dom<br />
des Grabbaus grün an (die Farbe des Islam)<br />
und verbrannte die jüdischen Bücher. Josefs<br />
Grab, das sich gemäss Olsoer Abkommen unter<br />
israelischer Militärkontrolle befand, wurde<br />
von Hunderten Palästinensern angegriffen, die<br />
Steine, Feuerbomben und Flaschen warfen,<br />
und von palästinensischen Polizisten, die auf<br />
die israelischen Soldaten schossen. Sechs<br />
israelische Soldaten wurden 1996 ermordet.<br />
Mehrere Angriffe und Schiessereien fanden<br />
auch am Kewer Rachel statt, dem kleinen<br />
Steingebäude am Eingang zu Bethlehem.<br />
Bei Ausbruch der zweiten Intifada griffen<br />
Palästinenser im Jahr 2000 das Rachel Grab<br />
nochmals an, und während 41 Tagen war Juden<br />
der Zugang dort hin wegen der Schiessereien<br />
unmöglich.<br />
Der Krieg über jüdische Gräber wurde auch<br />
in westlichen Foren ausgekämpft. Am 21.
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
Oktober 2010 erklärte die UNESCO, die<br />
UNO Organisation für Wissenschaft und<br />
Kultur, dass das Rachel Grab eigentlich die<br />
„Bilal ibn Rabah Moschee“ sei – womit eine<br />
palästinensische Lüge gutgeheissen wurde.<br />
<strong>Die</strong> arabische Besessenheit, jüdische Gräber<br />
nieder zu reissen, erinnert an den Nihilismus<br />
der Nazis, die jüdischen Friedhöfe im besetzen<br />
Europa zu zerstören. Nach den Lebenden verbrannte<br />
die Nazi Maschinerie das Andenken<br />
an die Toten. In Warschau verbrannten die<br />
Deutschen sogar die Unterlagen des alten<br />
Friedhofs, damit niemand wirklich wissen<br />
konnte, wie viele Juden jemals in der Stadt<br />
gelebt hatten.<br />
Gräber hinterlassen eine Glied der goldenen<br />
Kette jüdischer Existenz und das, den unsichtbaren<br />
Kontakt zwischen derjenigen, die am<br />
Leben, tot oder noch ungeboren sind.<br />
Kein Wunder, dass sie so sehr Ziel von Angriffen<br />
sind A-7<br />
i S r A e L A K T U e L L<br />
<strong>Die</strong> Regierung genehmigte den<br />
Gesetzvorschlag zur Verlängerung<br />
der Sommerzeit gemäss der Empfehlung des<br />
professionellen Komitees auf durchschnittlich<br />
193 Tage statt der bisher 182 Tage. <strong>Die</strong> neue<br />
Sommerzeit wird jedes Jahr am letzten Freitag<br />
des Monats März beginnen und bis zum Sonntag<br />
der Woche nach dem 1. Oktober dauern.<br />
Das elfjährige Kind Nachman Natan<br />
Dunner, das vor einem halben Jahr in einem<br />
Wasserreservoir am Javniel Berg versank,<br />
ist entgegen ärztlicher Prognosen aus seiner<br />
Bewusstlosigkeit erwacht. Das Kind wurde<br />
seinerzeit ohnmächtig mit einem Helikopter<br />
ins Haifaer Rambam Spital gefl ogen. Dort<br />
wurde er vom lokalen Ärzteteam empfangen,<br />
das nach kurzer Zeit bereits die Wiederbelebungsversuche<br />
aufgab. Der Stationsarzt<br />
sagte den Eltern, das Kind würde vielleicht<br />
erwachen, wenn ihm auf der Handfl äche Haare<br />
wachsen würden. Vor einigen Wochen erwachte<br />
der Knabe im Spital zur Überraschung der<br />
Ärzte. <strong>Die</strong>sen Schabbat kam Nachman Naten<br />
Dunner zu seiner Familie nach Hause.<br />
Elad. Ein kleines Kätzchen blieb in einem<br />
Rohr stecken, das an den Kehrichtraum eines<br />
Wohnhauses angeschlossen ist, und konnte<br />
nicht mehr hinaus. Stundenlang jaulte es. <strong>Die</strong><br />
Feuerwehr, die alarmiert wurde, versuchte<br />
zwei Stunden lang vergeblich, das Tier zu<br />
befreien. Um dies zu erreichen, sagten sie,<br />
müsse man die Wand aufbrechen. Ein Freiwilliger<br />
des „Ichud Hazala“ ging zum Rav der<br />
Stadt, Rabbi Schlomo Salman Grosman, um<br />
ihn zu fragen, was zu tun sei. Der Rav erwi-<br />
9<br />
derte, es sei gestattet, öffentliche Geldmittel<br />
zu verwenden, um die Qual von Tieren zu<br />
vermeiden. <strong>Die</strong> Freiwilligen brachten einen<br />
Presslufthammer, und nach einiger Anstrengung<br />
gelang es ihnen, die verstörte Katze zu<br />
befreien, die am ganzen Körper verwundet<br />
war. Freiwillige des „Ichud Hazala“ liessen<br />
der Katze erste Hilfe zukommen und der städtische<br />
Veterinär brachte sie in die Tierklinik<br />
nach Tel Aviv.<br />
Der Reporter Jair Lapid, der Sohn von<br />
Tommy Lapid von der Schinui Partei, sagte<br />
während einer Rede, die er vor charedischen<br />
Schülern eines Instituts für professionelle<br />
Bildung hielt: „Das war ein hundertjähriger<br />
Kampf. Wir dachten von euch, dass ihr ins<br />
Museum gehört, als eine seltene und veraltete<br />
Gattung, die man beschützen muss, damit man<br />
die Enkel hin bringen und diesen zeigen kann:<br />
Seht ihr, Kinder, so sieht ein Jude aus! Aber<br />
ihr habt gesiegt.“ Seinen Worten gemäss ist<br />
es die Pfl icht der Charedim als Sieger, die<br />
säkularen Verlierer zu berücksichtigen. Aber<br />
das Eingeständnis eines säkularen Irrtums ist<br />
an sich schon eine Neuerung.<br />
Der französische Botschafter in<br />
Israel, Christophe Bigot, besuchte Rav<br />
A.L.Steinman. An dem Treffen nahm auch<br />
der Vorsitzende des Finanzkomitees , Knessetmitglied<br />
Mosche Gafni teil. Im Verlauf des<br />
Treffens wandte sich Rav Steinman mit der<br />
Bitte an den Botschafter, sich in die Angelegenheit<br />
der jüdischen Schechita in Frankreich<br />
einzumischen. Er erklärte ihm, dass die jüdische<br />
Schechita diejenige sei, die das Leid des<br />
Tieres wesentlich vermindert und dass die Tora<br />
äussersten Wert auf die Vermeidung der Qual<br />
von Tieren legt. Er bat, dafür zu sorgen, dass<br />
zumindest sein Land, Frankreich, die Juden<br />
nicht einschränkt.<br />
<strong>Die</strong> JüDiSCHe WeLT<br />
Kalifornien. Panik herrschte unter den<br />
Zugpassagieren auf der Reise von Kalifornien<br />
nach Chicago, als im Zug plötzlich die<br />
Notbremse getätigt wurde und sie sich durch<br />
die Türen hinaus drängten. Mitten in der Fahrt<br />
hielt der Zug kreischend an, weil angeblich<br />
ein Anschlag befürchtet wurde. Es stellte sich<br />
heraus, dass ein charedischer Jugendlicher am<br />
Ende eines Waggons neben dem Durchgang<br />
Tefi llin legte. Ein nichtjüdischer Passagier, der<br />
noch nie so etwas gesehen hat, erschrak und<br />
dachte, es handle sich um einen Terroristen,<br />
der den Zug in die Luft zu sprengen gedachte.<br />
Der Passagier zog die Notbremse. Der Junge<br />
wurde vom Zug geführt. Erst nachdem er<br />
die Sache mit den Tefi llin und den Bändern<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
aufgeklärt hatte, durfte er wieder einstigen.<br />
USA. Das New Yorker Föderalgericht verurteilte<br />
drei amerikanische Bürger, die geplant<br />
hatten, Synagogen in die Luft zu sprengen<br />
und Flugzeuge der amerikanischen Luftwaffe<br />
abzuschiessen, zu 25 Jahren Zuchthaus.<br />
Es handelt sich um James Cromitie, David<br />
Williams und Onta Williams, die selbständig<br />
und ohne jegliche Verbindung zu irgend einer<br />
Terrororganisation handelten. FBI-Agenten<br />
lieferten den dreien zwei Scheinbomben,<br />
die angeblich mit plastischem Sprengstoff<br />
C4 geladen waren. Im Verlauf des Versuchs,<br />
diese in zwei Synagogen in Riverdale in der<br />
Bronx zu detonieren, wurden die drei am 20.<br />
Mai 2009 festgenommen. Sie wurden auch der<br />
Planung schuldig gesprochen, Boden-Luft-<br />
Raketen der Marke „Stinger“ auf startende<br />
und landende Flugzeuge der amerikanischen<br />
Luftwaffe abzuschiessen. Im letzen Monat<br />
wurden noch zwei weitere Personen festgenommen,<br />
die der Planung von Anschlägen auf<br />
Synagogen in New York verdächtigt wurden.<br />
Einen Monat zuvor wurde ein Obdachloser<br />
unter dem Verdacht festgenommen, einen<br />
Bombenanschlag auf eine Synagoge in Kalifornien<br />
durchgeführt zu haben.<br />
Ukraine. <strong>Die</strong> Grundmauern des Grabs von<br />
Rabbi Elasar Nissan Teitelbaum sZ“l von<br />
Drahawitsch sind gefunden worden, die sich<br />
auf dem alten Friedhof in der Westukraine<br />
in einer Stadt befi nden, die heute Drugowitz<br />
heisst. Der Friedhof war im Zweiten Weltkrieg<br />
von den Nazis zerstört worden und die<br />
Spuren des Grabes waren verschwunden.<br />
Auf diesem Friedhof wurden noch weitere<br />
Zaddikim und Gedolim wie Rabbi Jekutiel<br />
Salman Segal, der Av Bet Din von Drahawitsch,<br />
Rabbi Jizchak Chayut, der Av Bet<br />
Din von Skalia und als „Sera Jizchak bekannt,<br />
Rabbi Ascher (der zweite) von Karlin, Rabbi<br />
Elijahu Druhowitsch, der Schüler des Chose<br />
Milublin und andere mehr begraben. Alle<br />
Gräber wurden bis auf die Grundmauern<br />
abgerissen. <strong>Die</strong> sensationelle Entdeckung<br />
hat in der Gemeinschaft bereits hohe Wellen<br />
geschlagen, insbesondere bei den Satmarer<br />
Chassidim. In nächster Zeit wird man mit<br />
der Errichtung neuer Grundmauern für die<br />
Grabstätte beginnen.<br />
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
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6. - 13. Tamus<br />
8. - 15. Juli<br />
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21.20 8.45 21.15 900/30 700/30 20.25 22.15 21.15<br />
usw. 800/30 21.30 22.30<br />
IRG Zürich 19.50 19.50 7.30 18.00 22.25 7.00 615/45 20.00 21.30 19.50 19.50<br />
8.30 8.00 7.00 20.30 22.15<br />
Machsike Hadass ZH 19.55 19.25 8.30 21.10 22.25 8.00 7.00 21.45 22.25 19.50 19.20<br />
ICZ 19.45 19.45 9.00 21.20 22.25 8.45 7.00 18.15 19.45 19.45<br />
Bels 20.00 20.00 9.00 21.28 22.38 21.15 22.30 20.00 20.00<br />
Brunau 20.00 19.30 9.15 1800/2115 22.25 8.00 7.00 22.15 20.00 19.30<br />
Chabad 19.55 19.55 9.30 21.05 22.25 8.15 7.00 21.10 22.00 19.55 19.55<br />
Esra Chabad 19.45 9.30 22.25 19.45<br />
Gur 19.55 19.30 8.00 20.50 22.25 8.00 7.00 20.50 22.20 19.55 19.30<br />
Jeschiwa LeZe’irim 19.30 8.00 20.00 22.25 7.40 7.40 15.00 21.30 19.30<br />
Mendel-Heim 19.50 19.50 9.30 19.00 22.25 19.50 19.50<br />
Sichroin Moische 20.00 19.30 9.00 1800/2055 22.25 20.55 22.15 20.00 19.30<br />
Sikna 19.50 19.30 9.00 21.40 22.25 8.00 7.00 19.50 19.30<br />
Wollishofen 19.50 19.25 8.45 21.10 22.25 8.00 6.45 20.35 19.50 19.20<br />
Isr. Kultusgem. Baden 19.50 19.30 9.30 22.16 19.50 19.30<br />
IRG Basel 20.00 20.00 8.30 18.00 22.21 715/830 6.30 19.40 20.00 20.00<br />
IGB Basel 19.55 19.55 8.30 21.41 22.21 7.45 6.45 19.55 19.55 19.55<br />
Machsike Hadass GE 20.00 19.30 9.00 21.00 22.22 8.00 7.00 20.00 20.20 20.00 19.30<br />
Margoa Lengnau 19.50 8.30 22.25 19.50<br />
JG Luzern 19.55 19.55 8.30 18.00 22.22 7.45 7.15 21.10 19.55 19.55<br />
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Damen und Mädchen zu einem Vortrag von<br />
Herrn S. Schol herzlich einzuladen. <strong>Die</strong>ser fi ndet<br />
אי״ה diesen Shabbes, Parsches Bolok, um<br />
18.30 im Gemeindehaus, Brandschenkesteig<br />
14, statt. Wir hoffen, Sie alle recht zahlreich<br />
begrüssen zu dürfen und heissen auch Gäste<br />
ganz herzlich willkommen.<br />
Zürich.Gescher Ex Semmädchen.<br />
Wir freuen uns, Euch diesen Sonntag, 10.Juli,<br />
um 19:10 Uhr in der JSZ zu einem spannenden<br />
Schiur einzuladen. Auch neue Gesichter sind<br />
herzlich willkommen. Kosten 3.- Sfr.<br />
12<br />
Zürich. Chevras Noschim. Frau H.<br />
Weisz fährt nächsten Montagabend, den 11.<br />
Juli/9. Tamus mit ihren hochinteressanten<br />
Ausführungen zu Sefer Doniel fort. Wir lernen<br />
Perek 10. Der Schiur fi ndet ij“H in der<br />
Kantine Brandschenkestr. um 19.45 Uhr statt.<br />
Zürich. Jachad. Wir freuen uns, Sie zu<br />
einem anregenden Nachmittag einzuladen.<br />
Kommen Sie am <strong>Die</strong>nstag, 12. Juli/10. Tamuz,<br />
um 15.30 Uhr ins Foyer des Gemeindehauses<br />
der IRG, Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich.<br />
Wir präsentieren Ihnen einen spannenden<br />
Naturfi lm über die Wüste mit Anlehnung<br />
an das Sefer Bamidbor. Raw Macner wird<br />
anschliessend den Film dokumentieren und<br />
erläutern. Lassen Sie sich mit Kaffee und<br />
Kuchen verwöhnen und geniessen Sie die<br />
Gesellschaft von Freundinnen und Bekannten.<br />
Bitte melden Sie sich an, wir holen Sie auch<br />
gerne daheim mit dem Auto ab: Frau Janet<br />
Koschland - Tel. 044 206 30 05, Frau Sarah<br />
Gross - Tel. 044 201 05 00. Wir freuen uns<br />
schon den Nachmittag mit Ihnen verbringen<br />
zu dürfen.<br />
Zürich. Chewras Noschim und<br />
Gescher Ex Semmädchen . Hin-<br />
Zu den Schloschim von Jisroel Orzel sl.<br />
Wohl wussten wir um seine schwere<br />
Krankheit. Und doch kam seine Petira<br />
am Erev Schabbat „Schelach“ so unerwartet,<br />
so schnell und so plötzlich.<br />
Wir, seine Familie und Freunde, können<br />
es noch immer nicht fassen. Unser<br />
geliebter Jisroel ist nicht mehr da. In<br />
den Händen seines Bruders Esra ist er<br />
eingeschlafen und hatte die Sechija,<br />
schon knappe 4 Stunden später zur<br />
Kewura zu kommen. Ein erfülltes,<br />
aber teilweise auch tragisches Leben<br />
voller Prüfungen, hat im Alter von<br />
nur 68 Jahren sein Ende gefunden.<br />
Versuchen wir - in Pinselstrichen -<br />
ein Bild dieses aussergewöhnlichen<br />
Menschen und einer meiner innigsten<br />
Freunde zu zeichnen.<br />
Jisroel hatte keine leichte Jugend.<br />
Ein Aufenthalt im Kindesalter in<br />
Gateshead, mit strengen Regeln und<br />
weit weg von zu Hause, machten ihn nicht<br />
gerade glücklich. Im Alter von 15 Jahren<br />
verlor er nun seinen, uns allen unvergesslichen<br />
Vater, den Zaddik Hermann (Aron) Orzel. Es<br />
gelang der Witwe Esther Orzel, dank ihrer<br />
starken Persönlichkeit, allen 8 Kindern eine<br />
gute Erziehug zu gewähren, wobei ein Teil<br />
der Verantwortung auch auf dem ältesten der<br />
Brüder, Jisroel, lastete.<br />
Schon im Jugendalter zeigten sich bei ihm drei<br />
Merkmale, die ihn ein Leben lang begleiten<br />
sollten. Seine starke Liebe zu Limud Hatora,<br />
seine Liebe zu Kindern und Jugendlichen und<br />
sein Drang, in allen Lebenslagen den „Emet“<br />
zu erfahren.<br />
Aus seiner Ehe mit Anita geb. Gerstl aus<br />
London, entsprangen 4 Kinder, ein Sohn und<br />
drei Töchter, die alle zu prächtigen Familien,<br />
Jereim uSchlemim, heranwuchsen. An diesen<br />
Kindern, Enkeln und Urenkel hatte er viel<br />
Freude und Nachat, sie gaben ihm die Kraft,<br />
die letzten Jahre seiner schweren Krankheit<br />
seelisch ungebrochen durchzuhalten.<br />
Jisroel war zunächst als tüchtiger Geschäftsmann<br />
und Reisender in der Schmuckbranche<br />
tätig. Doch bald einmal widmete er sich<br />
daneben auch dem Handel mit Antiquitäten,<br />
insbesondere auch mit alten Sfarim und Büchern.<br />
<strong>Die</strong> erstaunlichen Fachkenntnisse hatte<br />
er sich zielstrebig ganz alleine angeeignet.<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
sichtlich der nahenden 3 Wochen laden wir<br />
alle Damen und Mädchen zu einem Workshop<br />
über das Bes Hamikdosch ein. - Einleitung<br />
zum Bau und geschichtlichen Hintergrund des<br />
Bhm“k - Zeitreise ins prächtige zweite Bes<br />
Hamikdosch–Bauweise und Funktion der<br />
Räumlichkeiten, Schilderung eines Tagesablaufs<br />
anhand schöner Illustrationen, Bilder,<br />
Plakate und Pläne - Schlussrede „ Sinn und<br />
Wichtigkeit unserer fast 2000jährigen Trauer<br />
um das Bhm“k“ Leitung:Herrn Ch. Grünfeld<br />
. Sonntag, den17. Juli/15.Tamus 5771um19.30<br />
pünktlich (Dauer ca. 2½ Stunden). Es fi ndet<br />
eine kleine Pause mit Erfrischungen statt.<br />
Ort:Foyer der IRGZ, Brandschenkesteig 14<br />
Gerne erwarten wir Sie recht zahlreich – Gäste<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Basel. Aguda Frauen. Wir treffen uns<br />
am Schabbes Parschas Bolok um 18.30 Uhr im<br />
Thannereck, um 18.45 werden wir dann einen<br />
Schiur von Herrn S. Dzialoszynski hören.<br />
Basel. Aguda Frauen. Nächsten<br />
Mittwoch 13. Juli, 11. Tamus spricht unser<br />
vereehrter Row schlite um 20:15 Uhr im<br />
Thannereck zu uns.<br />
okug rfzk<br />
Sein Interesse für <strong>Jüdische</strong> Geschichte,<br />
insbesondere der Antike, schufen die<br />
Brücke zu „seinen“ alten, ehrwürdigen<br />
Sifre Kodesch und Taschmische<br />
Keduscha.<br />
Jisroel war auch ein Denker, der<br />
es liebte zu philosophieren und der<br />
versuchte manchen Kunden und<br />
Bekannten die richtige jüdische<br />
Weltanschauung beizubringen. Dabei<br />
war für ihn der Begriff von „Kiruw<br />
Rechokim“ ein zentraler Punkt im<br />
Leben. Sein „Hachnassat Orchim“,<br />
das offene, gastfreundliche Haus, das<br />
er zusammen mit – jibadla le‘chaim<br />
– seiner Frau Anita geführt hat, ist<br />
legendär. Zahlreiche Menschen haben<br />
dort einen echtjüdischen Schabbat<br />
erlebt, viele Gäste durften an einem<br />
Seder teilnehmen oder erstmals in<br />
einer Sukka sitzen.<br />
Vielleicht war gerade die Tatsache, dass er eine<br />
schwere Jugend erlebt hatte, der Auslöser und<br />
zündende Funke für seine grenzenlose Liebe<br />
zu Kindern und Jugendlichen. Unzählige<br />
Jeschiwa-Bachurim beschenkte er regelmässig<br />
mit Taschengeld um sie zu vermehrtem<br />
und fl eissigem Lernen anzuspornen. Er pfl egte<br />
ihnen zu sagen: „wenn ich schon nicht die<br />
Gelegenheit habe genügend zu lernen, mach<br />
Du es besser“. Bei organisierten Ausfl ügen<br />
oder Sportnachmittagen pfl egte er die ganze<br />
Buben-Schar nach Hause zu nehmen um sie<br />
dort mit Erfrischungen zu erfreuen. Natürlich<br />
war er ein herzensguter Vater. Auch noch so
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
müde, nach langer, anstrengender Woche auf<br />
Geschäftsreise, war er über das Wochenende<br />
voll und ganz für die Familie da. Der Schabbat<br />
mit Semirot, Fragen zur Parscha und einem<br />
Quiz, der Sonntag mit Ausfl ügen und Wanderungen,<br />
waren der Höhepunkt der Familie.<br />
Seine Wertschätzung für Limud Hatora (nicht<br />
umsonst ist er am Isru Chag, einen Tag nach<br />
Matan Tora von dieser Welt abberufen worden)<br />
war es auch die ihn bewogen, vielen<br />
Rabbanim und Rosche Jeschiwot bei ihren Aktionen<br />
aktiv mitzuhelfen. Keine Anstgrengung<br />
war zu viel und nichts unter seiner Würde.<br />
Er telephonierte für sie, fuhr sie herum und<br />
begleitete sie mit grosser Ehrfurcht.<br />
Eine besondere „Schwäche“ hatte er auch für<br />
jene Menschen, die im Leben einen schweren<br />
Stand hatten. Um nur zwei Beispiele zu<br />
nennen: Aus einer Liste von Witwen, rief er<br />
jeden Freitag mindestens zwei von ihnen an<br />
um sie moralisch aufzurichten. Einem, mit<br />
Parnassa geplagten Jehudi kaufte er das halbe<br />
Lager ab, nur um ihm eine Erholungspause<br />
zu ermöglichen.<br />
Trotz seinem sensitiven Gefühl war „Kawod“<br />
für ihn nie ein Thema. Auch wenn<br />
er gelegentlich unberechtigte Reaktionen<br />
einstecken musste, war er doch stets „maawir<br />
al midatow“.<br />
13<br />
Jisroel war auch ein Kämpfer. Als er sah, dass<br />
der negative Einfl uss der öffentlichen Schulen<br />
unseren Kindern abträglich sein könnte,<br />
gehörte er spontan und mit viel Mut im Jahre<br />
1978 zu den Mit-Begründern der <strong>Jüdische</strong>n<br />
Primarschule Beis Sefer in Basel.<br />
Nun kam die schicksalhafte Epoche seines<br />
Lebens. Vor etwa 20 Jahren ergriff ihn die<br />
Parkinson‘sche Krankheit, mit den Jahren<br />
immer mehr fortschreitend, so dass eine Pfl ege<br />
in einem Heim in Luzern, ganz zuletzt im<br />
Holbeinhof in Basel, unumgänglich wurde. In<br />
den letzten Jahren konnte er nur sehr schwer<br />
gehen und kaum noch reden. Doch der Geist<br />
war völlig präsent, Jisroel wusste über alles<br />
Bescheid und interessierte sich für Vieles.<br />
Bei dieser Gelegenheit möchten wir allen<br />
danken die ihm während seiner Krankheit so<br />
selbstlos beigestanden haben. Es war vor allem<br />
seine engste Familie, die zu jeder Tages- und<br />
Nachtstunde für ihn da war um sein Los zu<br />
erleichtern. Auch Familie Ruben Erlanger und<br />
weiteren Freundengebührt grosser Dank für<br />
ihren unermüdlichen Einsatz.<br />
Lieber Jisroel,<br />
Wir verabschieden uns von Dir und danken<br />
Dir dafür, dass wir Dich durch diese schwere<br />
Zeit begleiten durften. Jeder Besuch bei Dir<br />
Boruch Menachem Friedmann sl.<br />
Der Schmerz über den Verlust unseres<br />
guten Freundes Boruch Friedmann sl.<br />
sitzt sehr tief. Noch haben wir Mühe, zu<br />
realisieren, dass unser Chawer sich nicht<br />
mehr bei uns befi ndet. Er war überall so<br />
beliebt, hatte eine so angenehme Art und<br />
einen speziellen Chejn. Ein junger Mensch,<br />
der sein kurzes Leben voll ausnützte und<br />
so viel leistete. Ein Freund wurde uns in<br />
der Blüte seines Lebens genommen. Ein<br />
Bochur, ein vorbildlicher Masmid, der auch<br />
in schwierigen Zeiten seinen Sedorim treu<br />
blieb und sich durch nichts vom ernsthaften<br />
Lernen ablenken liess; dessen Tefi lo, seine<br />
Verbundenheit mit Hakodesch Boruch Hu<br />
sichtbar machte; der eine Stufe in Bitochen<br />
erreichte, die ihn auch in schwersten Zeiten<br />
nicht aufgeben liess; der nie reklamierte,<br />
obwohl sein kurzes Leben mit vielen, vielen<br />
Nisjonos gespickt war.<br />
Der „Alter“ von Slobodka pfl egte das<br />
folgende Moschol zu geben: Unsere Welt<br />
gleicht einem Luxushotel. Es bietet alle<br />
erdenklichen Annehmlichkeiten und der Gast<br />
geniesst den Luxus in vollen Zügen. Doch<br />
alles hat seinen Preis! Ein Zimmer in einem<br />
solchen Hotel ist entsprechend teuer. Wer<br />
sich das nicht leisten kann, ist vom diesem<br />
Luxus ausgeschlossen, es sei denn, er würde<br />
sich verschulden. Doch es gibt auch für den<br />
Minderbemittelten eine Lösung: Er kann sich<br />
im Hotel anstellen lassen. Er wird schwer<br />
arbeiten müssen, für die Gäste da sein und<br />
sie bedienen müssen, anderseits aber ein<br />
Zimmer bekommen und nebenbei auch ein<br />
wenig geniessen können.<br />
Unsere wunderschöne Welt gleicht einem Luxushotel.<br />
Wir werden von Haschem umsorgt,<br />
mit viel Bequemlichkeit bedient. Doch alles<br />
hat seinen Preis! Wer seine S’chujes nicht<br />
„aufbrauchen“ will, lässt sich als Kellner<br />
anstellen, ist für andere da und hilft ihnen.<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
hat uns viel mehr gegeben als wir Dir geben<br />
konnten. Du warst für uns ein lebendiges<br />
Mussar-Sefer. Wieviel Chisuk in Emuna und<br />
Bitachon durften wir in dieser Zeit erfahren.<br />
So viel Hakarat Hatow hast Du uns gezeigt.<br />
Ich fühle noch wie Du nach jedem Besuch<br />
Deine Hand auf meine legtest und mit letzter<br />
Kraft sagtest: „Ich danke Dir, Du bist mir doch<br />
so treu“. Für diejenigen, die Dich besuchen<br />
durften warst Du ein Vorbild eines wahren<br />
Ewed Haschem, der sein schweres Los mit<br />
Würde getragen und vertrauensvoll in die<br />
Hände Seines Schöpfers legte. Nie haben wir<br />
von Dir auch nur ein Wort der Klage, des<br />
Wehmutes oder der Resignation gehört. Du<br />
hast so viel gelitten. Möge Dich Hakadosch<br />
Baruch Hu direkt ins Gan Eden hineinnehmen.<br />
Am Ende eines Sijums sprechen wir: „lo<br />
sisnasche minon welo sisnasche minoch“.<br />
Jisroel, wir vergessen Dich nicht, vergiss Du<br />
uns auch nicht. Sei ein Meliz Joscher vor dem<br />
Kise Hakawod für Deine geliebte Familie,<br />
Deine IRG, mit der Du so verbunden warst,<br />
Deine vielen Freunde und dem ganzen Klal<br />
Jisrael, der in diesen Tagen so viel Jeschuot<br />
weNechamot benötigt.<br />
Jehi Sichracha Baruch!<br />
Salomon Goldschmidt<br />
okug rfzk<br />
Vielleicht darf man hinzufügen, dass der<br />
Kellner nicht nur für andere da ist, ihnen<br />
hilft und sie bedient. Er ist viel mehr! Seine<br />
eigene Person hat in den Hintergrund<br />
zu treten, seine eigenen Bedürfnisse sind<br />
nicht wichtig: Er sollte sich mit ganzem<br />
Einsatz für die Hotelgäste aufopfern!<br />
Eigene Vergnügungen dürfen höchstens<br />
Nebensache sein.<br />
<strong>Die</strong>ser Gedanke charakterisiert unseren<br />
Chawer Boruch Friedmann sl. Er war in<br />
diesem Punkt ein herausragendes Beispiel.<br />
Alle, die ihn gut kannten, wissen aus unzähligen<br />
Begebenheiten, dass er immer nur für<br />
andere da war. Wenn er gesund oder krank<br />
war für Bekannte oder (noch) Unbekannte,<br />
für Gleichaltrige oder Jüngere – immer war<br />
sein ganzes Wesen damit beschäftigt, anderen<br />
zu helfen, sie mechasek zu sein, ihnen<br />
Freude zu bereiten. Er liess stets andere an<br />
seiner unerschöpfl ichen Simchas Hachajim<br />
teilhaben, sorgte dafür, dass andere von ihm<br />
profi tierten. Immer hatte er ein gutes Wort<br />
oder einen Witz bereit, den er mit seinem<br />
ihm eigenen warmen und überzeugenden<br />
Strahlen weitergab.<br />
Wie viel Kraft und neue Hoffnung spendete er<br />
kranken Kindern, egal wie es um seine eigene<br />
Gesundheit stand. So wie er seinen Bruder<br />
Moischi sl. während seiner Krankheit stets<br />
mechasek war und erfreute, besuchte er auch
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
unzählige andere kranke Kinder, gab ihnen<br />
Chisuk und brachte ihre Lebensfreude zurück.<br />
In Gateshead hatte er das „Camp Simcha“ ins<br />
Leben gerufen, das sich um kranke Kinder<br />
bemüht, ihnen abwechslungsreiche Ausflüge,<br />
Chawruses und Besuche bietet. <strong>Die</strong>se Institution<br />
besteht auch nach seiner Petiro weiter.<br />
Aber auch in unzähligen kleinen, kaum wahrgenommenen<br />
Taten, wurde der „Kellner“ in<br />
ihm sichtbar. So hatte er auf Ausflügen ein paar<br />
übrige Würste für andere bereit… Überhaupt<br />
war er die treibende Kraft, wenn es um den<br />
Zusammenhalt der Chawerim ging. Er organisierte<br />
Treffen, sorgte für gute Stimmung und<br />
dies alles mit grosser Begeisterung.<br />
So lässt sich vielleicht erklären, woher er die<br />
Kräfte nahm, trotz schrecklichen Schmerzen<br />
und Schwäche Freude auszustrahlen und sich<br />
nichts anmerken zu lassen. Wenn wir mit<br />
ihm am Telefon sprachen, konnten wir kaum<br />
feststellen, wie es um seine Gesundheit stand.<br />
Er verstand es, für andere da zu sein, seine<br />
eigene Person und seine eigenen Schmerzen<br />
und Probleme waren nicht wichtig. Seine<br />
Zimmernachbarn in der Jeschiwe konnten<br />
14<br />
an seinem Verhalten nicht merken, welch<br />
schweres „Peckel“ er mit sich trug; er war<br />
sehr darauf bedacht, dass niemand durch ihn<br />
belastet oder in seiner Simcho beeinträchtigt<br />
würde.<br />
Noch am vergangenen Pessach, als er unter<br />
schrecklichsten Schmerzen litt, galt seine<br />
Sorge am Telefon einem Chawer, der extra<br />
nach Amerika gereist war, um ihn zu besuchen,<br />
jedoch kaum Zeit mit ihm hatte verbringen<br />
können. Er hoffte, dass dieser Chawer sonst<br />
noch etwas erlebt habe und nicht „umsonst“<br />
gekommen war. Auch in diesen schwierigen<br />
letzten Wochen dachte er nur an andere!<br />
Als er letzten Sommer im „Camp“ vom erneuten<br />
Ausbruch seiner Krankheit erfahren<br />
musste, behielt er diese schwere, belastende<br />
Nachricht für sich und sprach nicht darüber,<br />
um den freudigen Ruach im Camp nicht zu trüben.<br />
Er selbst beteiligte sich mit vollem Elan<br />
am ganzen Programm bis zum letzten Tag.<br />
<strong>Die</strong> ihm eigene Lebensfreude war speziell<br />
im „Lernen“ sichtbar und das „Steigen“ im<br />
Lernen war der Mittelpunkt all seiner Ziele.<br />
Er war ein grosser Masmid, der seine Zeit<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
fleissig ausnützte und es auch verstand, seine<br />
Chawerim fürs Lernen anzuspornen. Er suchte<br />
jeweils den Emes und war erst zufrieden,<br />
wenn die Sugja klar verstanden war. Doch die<br />
Freude, die er dann zum Ausdruck brachte,<br />
kannte keine Grenzen! Welche Simcho hatte<br />
er, wenn wir erfolgreich einen schwierigen<br />
Ran durchgelernt hatten und er sofort wieder<br />
von vorne beginnen wollte. Auch bei Schwäche<br />
und nach anstrengender Behandlung war<br />
er sofort – auch spät abends – wieder bei der<br />
Gemoro anzutreffen.<br />
Lieber Boruch! Deine vielen Freunde, Bekannten<br />
und der ganze Zibur trauern mit deiner<br />
Familie um dich. Wir alle werden dich nie<br />
vergessen! Du hast uns allen so viel gegeben<br />
und warst uns ein strahlendes Vorbild, das<br />
uns weiter begleiten wird. Du wirst nun im<br />
Gan Eden die Belohnung für dein Leben hier<br />
geniessen können. An uns liegt es, deinem<br />
Vorbild zu folgen, dein Lebensprojekt weiterzuführen,<br />
um damit deiner grossen Neschomo<br />
auch weiter eine Alijo zu ermöglichen.<br />
lurc urfz hvh<br />
Im Namen seiner Chawerim PHM<br />
<strong>Die</strong> Nacht vor meiner Hochzeit<br />
VON Y MERMELSTEIN<br />
Wir standen an entgegengesetzten Polen: Ihr<br />
Leben näherte sich dem Ende zu und meines<br />
war dabei zu beginnen.<br />
Es war spät nachmittags, am Tag vor meiner<br />
Hochzeit und ich sass am Esszimmertisch.<br />
Mein Fuss schlug ungeduldig gegen meinen<br />
Stuhl. “Beruhige dich”, sagte meine Mutter,<br />
als sie eine weitere beige Namenskarte ausfüllte.<br />
„Wir werden schon dorthin kommen.<br />
Sorge dich nicht.”<br />
Ich starrte aus dem Fenster, als ein Auto<br />
langsam die Strasse hinunterfuhr. Ich hatte so<br />
viel zu tun. Würde ich heute Abend schlafen<br />
können? Ich heiratete morgen!<br />
Ich schüttelte meinen Kugelschreiber und<br />
beschrieb eine weitere Karte mit meiner<br />
schönsten Schrift. Dann warf ich meinen<br />
Kugelschreiber hin. Ich konnte das nicht<br />
mehr machen.<br />
Ich schloss meine Augen und atmete tief<br />
ein, das Zimmer um mich herum war voller<br />
Geschäftigkeit. Meine Eltern und meine<br />
Schwestern legten Kleider und Schuhe,<br />
Unterröcke und Haaraccesoires zusammen.<br />
Morgen Abend werde ich mich weiss anziehen<br />
wie jedes Jahr am Jom Kippur und ich werde<br />
den ganzen Tag fasten. Morgen werden alle<br />
meine Gebete eine neue Dimension erreichen,<br />
sie werden einen besonderen Platz neben<br />
Haschem erhalten. Morgen werde ich mein<br />
Leben als jüdische verheiratete Frau beginnen.<br />
„Ich gehe hinaus”, sagte ich.<br />
„Verrückte Kalla”, hörte ich jemanden murmeln.<br />
Dann lachte jemand. Ich griff nach<br />
den Autoschlüsseln und schloss die Tür<br />
hinter mir, atmete die frische April-Luft ein.<br />
Ich hatte viel zu tun und zu wenig Zeit. Wo<br />
sollte ich hingehen? Ich musste einiges von<br />
der Reinigung abholen. Ich könnte in das<br />
Einkaufszentrum gehen und den Lippenstift<br />
kaufen, den meine Beraterin mir empfohlen<br />
hatte. Und ich brauchte Haarklammern für<br />
meinen Schleier. Oh, ich hatte fast vergessen,<br />
dass ich Einlagen für meine weissen Satin-<br />
Schuhe brauchte. Ich würde sonst auf dem<br />
Weg zur Chuppa aus den Schuhn rutschen.<br />
Was sollte ich als Erstes tun?<br />
Ich schaute zum Himmel hinauf, als erwartete<br />
ich von dort eine Antwort und schaute zu, wie<br />
die Sonne kupferne Schleifen an den Himmel<br />
malte. Es wurde spät.<br />
Morgen. Ich. Verheiratet. Ein neues jüdisches<br />
Haus. Danke Haschem.<br />
Plötzlich wusste ich genau, wo ich sein musste.<br />
Ich nahm eine Einladung aus dem Kofferraum<br />
und steckte sie in meine Handtasche. Dann<br />
fuhr ich die zehn Kilometer zum Pembrook-<br />
Altersheim. Ich nahm den Lift in den fünften<br />
Stock.<br />
„Wo ist Frau Ackermans Zimmer?” fragte ich.<br />
<strong>Die</strong> Schwester zeigte mir ihr Zimmer. Ich<br />
hatte sie noch nie hier besucht, obwohl ich sie<br />
schon oft anderswo getroffen hatte.
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
Wer muss Ma’asser<br />
geben? (Fortsetzung)<br />
Ein Armer, der sich von der Zedaka-<br />
Kasse ernährt<br />
3) Ein Armer, der von einer Zedaka-Kasse,<br />
bzw. von einer Zedaka-Organisation Geld<br />
bekommt, ist befreit, Ma’asser abzusondern.<br />
Möchte er dennoch „machmir“ sein und<br />
Ma’asser absondern, dann ist es richtig, das<br />
Geld der Zedaka-Kasse zurückzugeben, von<br />
der er das Geld erhalten hat1.<br />
Ein Kolel-Awrech<br />
4) Einige Posskim sind der Meinung, dass auch<br />
jemand, der im Kollel lernt, verpfl ichtet ist,<br />
von seinem „Stipendium“ Ma’asser zu geben,<br />
solange er genug, wenn auch nur knapp, zu<br />
leben hat 2.<br />
Andere sind hingegen der Meinung, dass ein<br />
Kolel-Awrech nicht verpfl ichtet ist, Ma’asser<br />
abzusondern, solange er ein eingeschränktes<br />
Leben führen muss3. Raw Eljaschiw erklärt<br />
diese Meinung, dass man vom Ma’asser-Geben<br />
befreit ist, solange man bei einer normalen<br />
Lebensführung am Ende des Monats nichts<br />
mehr übrig hat, oder sogar verschuldet ist 4.<br />
Einige schreiben aber, dass man aus drei Gründen<br />
Ma’asser geben soll, obwohl man von der<br />
Halacha her befreit ist. 1) Man erzieht dadurch<br />
seine Familienangehörigen, Zedaka zu geben,<br />
2) man erspart sich dadurch den Gang zum<br />
Arzt, 3) und es wird einem Menschen sowieso<br />
an nichts fehlen, wenn er Ma’asser gibt.5<br />
5) Jedoch schreiben verschiedene Posskim,<br />
dass ein Awrech, der sehr knapp leben muss,<br />
eher das Ma›asser-Geld für sich selbst nehmen<br />
soll, als das Ma’asser-Geld anderer Personen<br />
anzunehmen6.<br />
Es ist auf jeden Fall richtig, den Betrag, den<br />
man für Ma’asser geben sollte, zu notieren,<br />
sodass man den Betrag für Zedaka geben<br />
15<br />
vesm ,ufkv<br />
Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />
von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />
kann, sobald Haschem einem dazu die Möglichkeit<br />
gibt7.<br />
6) Andere schreiben, dass man in Fällen, in<br />
denen man nicht einmal genug Geld hat, um<br />
das Nötigste zu kaufen, nicht verpfl ichtet ist,<br />
den Ma’asser-Betrag aufzuschreiben, sondern<br />
das Ma’asser-Geld für sich selbst nehmen<br />
soll. Man erweist sich dadurch selbst eine<br />
grosse Zedaka.8<br />
Einige raten, dass man für sich selbst ein<br />
persönliches „Darlehen-Gemach“ bilden und<br />
sich selbst davon Geld borgen soll, um dann<br />
den Betrag langsam wieder zurückzuzahlen 9.<br />
Ein Jeschiwa-Bachur<br />
7) Es scheint, dass ein Jeschiwa-Bachur, der<br />
von seinen Eltern Geld erhält, um bestimmte<br />
Sachen einzukaufen, befreit ist, davon<br />
Ma’asser zu geben 10. Sogar dann, wenn er<br />
Teschuwa von Raw Jakow Jisrael Kaniewsky sZl.<br />
Kann ein Jeschiwa-Bachur 'arm‘ genannt werden?<br />
„Ein Enkel von Raw Jakow Jisrael Kaniewsky sZl. sagte mir, dass sein Grossvater<br />
ihn mit ‚Matanot Le’ewjonim-Geld‘ zur Jeschiwat Beit Meir schickte, und ihm<br />
auftrug, herauszufi nden, welcher Bachur nicht genug Geld von Zuhause bekommt,<br />
um ihm Matanot Le’ewjonim zu geben.“<br />
(Orchot Rabenu 1. Teil Seite 299)<br />
Frau Ackerman war die Frau des „Zältli-<br />
Manns” unserer Synagoge. Er war gestorben,<br />
als ich noch ein kleines Mädchen war, und<br />
eine treue Gruppe junger Mädchen besuchte<br />
sie jeden Schabbat, als Dank für die Süssigkeiten,<br />
die ihr Mann verteilt hatte. Während<br />
den Jahren waren die Mädchen in verschiedene<br />
Richtungen verschwunden, doch Frau<br />
Ackerman blieb immer am selben Ort, im<br />
kleinen Haus an der Ecke zur 180sten Strasse.<br />
Schliesslich waren nur noch zwei von uns<br />
da, die sie besuchten. Und dann wurde Frau<br />
Ackerman, in ihren späten Neunzigern, krank.<br />
Als sie ins Spital eingeliefert wurde, waren<br />
nur noch Esther and ich von den früheren<br />
Besuchern übrig. Ich sass an ihrem Bett im<br />
Spital und las ihr aus Oliver Twist vor, schaute<br />
zu, wie sie lächelte, als die Geschichte sich<br />
entwickelte. Ich gab ihr zu trinken und wusch<br />
ihre Wangen. Ich brachte meinen zukünftigen<br />
Mann mit und ich erhielt ihr zustimmendes<br />
Lächeln. Als wir uns verlobten, freute sie sich<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
seine Sachen eingekauft hat und ihm danach<br />
Geld übriggeblieben ist, soll er nicht ohne die<br />
Erlaubnis seines Vaters Ma’asser geben11.<br />
8) Erhält er jedoch Geld, um es nach seinem<br />
eigenen Ermessen auszugeben, besteht eine<br />
Meinungsverschiedenheit, ob er verpfl ichtet<br />
ist, davon Ma’asser zu geben 12 oder nicht 13.<br />
Es ist auf jeden Fall richtig, dass er seinen<br />
Vater zuerst um Erlaubnis bittet, Ma’asser<br />
geben zu dürfen14.<br />
9) Gibt ein Vater jedoch seinem Sohn einen<br />
Geldbetrag und sagt ihm ausdrücklich, dass<br />
er diesen nur für seinen Lebensunterhalt verwenden<br />
darf, dann ist es dem Sohn verboten<br />
davon Ma’asser abzusondern 15.<br />
10) Bachurim, die von der Jeschiwa aus ein<br />
Stipendium bekommen, sollen laut einigen<br />
Posskim darauf Ma’asser absondern 16 .<strong>Die</strong><br />
Hälfte des Ma’assers soll an Tora-Lerner<br />
gehen, die andere Hälfte an die Eltern, falls<br />
diese bedürftig sind 17.<br />
11) Gibt ein Rosch Jeschiwa einem Bachur<br />
für seinen Lebensunterhalt einen Geldbetrag,<br />
soll er ihm das Geld nicht schenken, sondern<br />
ihn beauftragen, sich die nötigen Sachen<br />
einzukaufen. Dadurch wird er vom Ma’asser-<br />
Geben befreit sein 18.<br />
(Endnotes)<br />
1 Zedaka Umischpat.<br />
2 Reb Menasche Klein und Raw Mosche Sternbuch.<br />
3 So entscheiden verschiedene heutige Posskim.<br />
4 Raw Kupermann im Namen von Raw Eljaschiw.<br />
5 Im Namen des Steipler.<br />
6 Schu’t Teschuwot Wehanhagot im Namen des Gri’s<br />
von Brisk.<br />
7 Schu’t Teschuwot Wehanhagot im Namen des Chason Isch.<br />
8 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />
9 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach. Es scheint,<br />
dass er es aus dem Ahawat Chessed 2.Teil, Kapitel 18,2<br />
entnommen hat.<br />
10 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach, Schu’t<br />
Teschuwot Wehanhagot.<br />
11 Halichot Bat Jisrael im Namen von Raw Schlomo Salman<br />
Auerbach.<br />
12 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach, Schu’t<br />
Teschuwot Wehanhagot.<br />
13 Psakim von Raw Eljaschiw, laut dem Rema Jo’d 251,7.<br />
14 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />
15 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />
16 Derech Emuna. Siehe auch im Sefer Orchot Rabenu<br />
1.Teil Seite 296.<br />
17 Psakim von Raw Scheinberg.<br />
18 Orchot Rabenu. Siehe auch im Derech Emuna Hilchot<br />
Matnot Anijim 7. Kapitel, Bemerkung 67 im Namen des<br />
Chason Isch.<br />
aus dem Spitalbett mit.<br />
Doch dann wurde mein Leben sehr geschäftig,<br />
<strong>Die</strong> Hochzeit rückte näher – unsere Verlobung<br />
dauerte weniger als drei Monate. Esther rief<br />
mich an und erzählte mir, dass Frau Ackerman<br />
nach Pembrook gezogen war. Ich versorgte<br />
die Information in einer Ecke meines Gehirns,<br />
irgendwo zwischen ‘Kleid Anprobe’<br />
und ‘Florist.’<br />
Ich ging den Gang auf Zehenspitzen hinunter,<br />
um die Stille nicht zu stören. Ich klopfte sanft
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
an ihre Tür und ging dann hinein. Sie schlief,<br />
eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, ihre<br />
Hände lagen auf der himmelblauen Decke.<br />
Ich streckte meine Hand aus und berührte ihre<br />
Hände, der funkelnde Diamantring wurde vom<br />
warmen Gelb der Nachttischlampe erleuchtet.<br />
Sie öffnete die Augen.<br />
“Yael”, formte sie lautlos mit den Lippen, da<br />
sie zu schwach war, um zu reden.<br />
Ich steckte meine Hand in die Tasche und zog<br />
die Einladung hervor. „Ich heirate morgen”,<br />
sagte ich. “Ich…ich weiss, Sie können nicht<br />
kommen. Ich wünschte, Sie könnten kommen.<br />
Aber ich werde an Sie denken.” Ich legte<br />
die Einladung auf ihre Hände und nahm sie<br />
16<br />
Geschichten und ihre Lektionen<br />
von Raw Scholem Schwadron sZl.<br />
Raw Chajim Ozer lehrt Botanik<br />
<strong>Die</strong> heilige Tora gibt denjenigen, die sie<br />
„lischma“ lernen, die Möglichkeit, einer<br />
anderen Person den richtigen Rat zu geben.<br />
Oftmals werden dem Tora-Lerner dabei sogar<br />
Details der Zukunft offenbart, wie man aus<br />
der folgenden Geschichte sehen kann:<br />
Der Gaon, Reb Jisrael Se’ew Gustmann sZl.,<br />
der als Rosch Jeschiwa in der Jeschiwa ‚Nezach<br />
Jisrael‘ amtierte, hatte den aussergewöhnlichen<br />
Brauch, die Pflanzen und Bäume, die<br />
rund um das Gebäude der Jeschiwa wuchsen,<br />
persönlich zu wässern. <strong>Die</strong> Bachurim, die<br />
ihn dabei sahen, versuchten jedes Mal von<br />
Neuem, ihm diese etwas „erniedrigende“<br />
dann unbeholfen zurück, um den Inhalt laut<br />
vorzulesen. Sie wandte ihr Gesicht ein wenig<br />
zu mir, ihre Lippen waren ein wenig rissig und<br />
ihre Augen von einem dünnen Film überzogen.<br />
Und sie lächelte.<br />
“Danke“, sagte sie unhörbar.<br />
Und dann hatte ich nicht Wichtigeres zu tun,<br />
als in diesem Zimmer mit den verblassten rosa<br />
Vorhängen und dem lauwarmen Krug Wasser<br />
auf dem Nachttisch zu sitzen. Ich sass neben<br />
ihr und berichtete von den blauen Kleidern,<br />
die meine Brautjungfern tragen würden und<br />
dem Blumenstrauss, der mich nicht sonderlich<br />
interessierte, da ich ihn selber ausgewählt<br />
hatte. Ich schaute zu, wie sie die Welt mit<br />
Arbeit abzunehmen. Er schlug ihr Angebot<br />
jedoch stets aus. <strong>Die</strong> Bachurim verstanden<br />
nicht, weshalb es ihm so wichtig war, diese<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
den Augen trank, während sie meine Hand<br />
festhielt. Wir standen an entgegengesetzten<br />
Polen der Erde, ihr Leben näherte sich dem<br />
Ende, während meines erst begann. Und doch<br />
wurden wir wie Magnete von dem flüchtigen<br />
Gefühl zusammengezogen, das nur von denjenigen<br />
erlebt wird, die sich an der Schwelle<br />
zu einer wundersamen Reise befinden.<br />
Frau Ackerman starb kurz nach meiner<br />
Hochzeit. Und mein Leben ist seither ein<br />
steter Wirbelwind, in dem ich meine grosse<br />
Familie aufziehe. Ich renne die Achterbahn<br />
auf und ab, fast ohne Atempause.<br />
Doch in der Nacht vor meiner Hochzeit da<br />
hatte ich alle Zeit der Welt.<br />
Arbeit zu tun, jedoch wagte sich niemand,<br />
etwas zu sagen.<br />
Bis eines Tages ein Bachur den Mut hatte<br />
und seinen Rosch Jeschiwa um den Grund<br />
für dieses interessante Verhalten fragte. Reb<br />
Jisrael hatte nichts zu verbergen, setzte sich<br />
hin und erzählte ihm folgende Geschichte:<br />
„Ich fühle mich den Pflanzen gegenüber zu<br />
grossem Dank verpflichtet. Als ich in Wilna<br />
als Dajan im Bet Din von Raw Chajim Ozer<br />
Grozinsky sZl. amtierte, pflegte ich immer<br />
wieder zusammen mit dem grossen Gaon und<br />
Aw Bet Din im weiten Garten, der an das Bet<br />
Din grenzte, spazieren zu gehen. Bei einem<br />
dieser Spaziergänge zog sich unser Gespräch<br />
etwas länger hinaus und<br />
wir gingen tiefer in den<br />
Wald hinein. Plötzlich hielt<br />
der grosse Gaon inne und<br />
begann damit, mir verschiedene<br />
Pflanzen und Gräser zu<br />
zeigen und zu jede Pflanze<br />
zu erklären, ob sie essbar ist<br />
oder nicht, und für was jede<br />
Pflanze gut ist. Auch über<br />
jede Blume gab er mir die<br />
genauen Informationen. Ich<br />
hörte jedes Wort, verstand<br />
jedoch nicht, was er von mir<br />
wollte. Wie kam er plötzlich<br />
dazu, mich in Botanik zu<br />
unterrichten. Ich wagte mich<br />
jedoch nicht, ihn etwas zu<br />
fragen, und so wandten wir<br />
uns wieder unserem Tora-<br />
Gespräch zu.<br />
Es dauerte nicht lange und<br />
der Zweite Weltkrieg brach<br />
aus. Ich war gezwungen,<br />
in die Wälder zu flüchten<br />
und mich zwischen den<br />
Bäumen und in Höhlen zu<br />
verstecken. Ich begann zu<br />
verstehen, was Reb Chajim
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
Ozer sZl. damals von mir wollte… Denn nur<br />
im Verdienst jener Botanik-Stunde blieb ich<br />
am Leben! Ich wusste genau, von welchen<br />
Pflanzen ich mich fernhalten musste und welche<br />
Gräser und Wurzeln mich ernähren konnten.<br />
Ich wusste, welche Pflanze für welche<br />
Krankheit gut ist und was den Körper stärkt!<br />
Da ich durch Pflanzen gerettet wurde, fühle ich<br />
mich ihnen gegenüber zu Dank verpflichtet.<br />
<strong>Die</strong> Art, wie ich dies zum Ausdruck bringen<br />
möchte, ist durch das persönliche Giessen der<br />
Blumen. Ich werde es deshalb nicht zulassen,<br />
dass jemand mir diese Arbeit abnimmt!“<br />
Von hier sehen wir klar die Weitsicht und<br />
Grösse der Gedolim!<br />
***<br />
Reb Chajim Woloziner’s Wissen<br />
Zum selben Thema erzählte der Brisker Raw<br />
sZl. eine Begebenheit, die sich beim grössten<br />
Talmid des Wilnaer Gaon, Reb Chajim Wolozin,<br />
zugetragen hatte:<br />
Zwei Bachurim der Woloziner Jeschiwa<br />
wiesen eine Neigung zum Chassidismus auf,<br />
und beschlossen eines Tages, einen bekannten<br />
chassidischen Rebbe zu besuchen. Selbstverständlich<br />
verrieten sie niemanden ihren Plan,<br />
denn sie wussten, dass ihr Rosch Jeschiwa,<br />
als Talmid des Wilnaer Gaon, es ihnen sicher<br />
nicht gestatten würde, zu einem chassidischen<br />
Rebbe zu reisen.<br />
VON Y MERMELSTEIN<br />
„Hasen?“ sagte ich. „Ich denke, das ist ein<br />
wenig übertrieben.“ Natürlich findet Schia<br />
nichts übertrieben. Ich hätte es wissen sollen.<br />
„Du kannst keine Zaubervorstellung machen<br />
ohne Hasen“, sagte Schia. Wir bereiteten uns<br />
vor, das Altersheim zu besuchen - wir taten<br />
das hin und wieder. <strong>Die</strong>ses Mal wollte Schia<br />
jedoch etwas Aufregendes mitbringen.<br />
„Was hast du vor?“ fragte ich ihn. „ Willst du<br />
in einen Zoo einbrechen?“<br />
Gerade da klopfte es an der Tür. Es war Pinny,<br />
der zwei kuschelige Hasen im Arm hielt.<br />
„Werden sie in einen Hut passen?“ fragte<br />
Schia. Pinny öffnete den grossen Sack am<br />
Boden und zog einen riesigen Hut heraus.<br />
„Sie werden in diesen Hut passen“, sagte er.<br />
Schia nickte. „Wir werden meinen Vater<br />
bitten, uns dorthin zu fahren. Ich muss nur<br />
noch meinem Lehrling hier (damit meinte er<br />
natürlich mich) zeigen, wie man den Trick<br />
mit einem lebendigen Hasen anstatt einem<br />
ausgestopften macht.“<br />
„Viel Glück“, sagte Pinny „Und danke, dass<br />
ihr mir diese zwei abnimmt. Ich nehme sie<br />
nicht wieder zurück.“<br />
„Glück werden wir sicherlich brauchen“,<br />
murmelte ich, als Pinny den Käfig auf den<br />
Boden stellte und die zwei Hasen hineinschob.<br />
17<br />
Sie verliessen die Jeschiwa ohne grosses<br />
Aufsehen zu machen und kehrten auch wieder<br />
ganz still in die Jeschiwa zurück. Zu ihrem<br />
grossen Erstaunen kam Reb Chajim Wolozin,<br />
gleich nach ihrer Rückkehr auf sie zu, und<br />
sagte: „Seid ihr zu jenem Rebbe gereist? Ihr<br />
müsst nicht erstaunt sein, dass ich über eure<br />
Gedanken und Pläne Bescheid weiss. Wir<br />
sind von viel höheren Stufen beeindruckt.“<br />
Reb Chajim sagte weiter: „Ich werde Euch<br />
eine Geschichte erzählen, die sich zur Zeit<br />
des Mahara’m Padwa zugetragen hat. In<br />
seiner Stadt befanden sich zwei ehrliche Jehudim,<br />
die zusammen ein Geschäft betrieben.<br />
Eines Tages brach ein Feuer aus und auch ihr<br />
Geschäft wurde von den Flammen verzehrt.<br />
Alles verbrannte, inklusive dem Büchlein, in<br />
welchem die Ausgaben und Einnahmen beider<br />
Geschäftspartner aufgeschrieben hatten. Es<br />
handelte sich um einen sehr grossen Betrieb<br />
und die Geschäftspartner wussten nicht, was<br />
zu tun. Ihr Betrieb war zwar verbrannt, jedoch<br />
mussten sie das übrige Geld und die zurückgebliebene<br />
Ware unter sich aufteilen. Ohne das<br />
Büchlein können sie jedoch unmöglich eine<br />
redliche Abrechnung machen, nachdem sie ja<br />
nicht wussten, wie viel jeder von ihnen der<br />
Firma schuldet und wie viel jeder von ihnen<br />
in die Firma investiert hatte. Sie hatten keine<br />
andere Wahl, als ihr Problem dem Gadol der<br />
Stadt, dem Mahara’m Padwa vorzulegen.<br />
Zauberei?<br />
Für <strong>Die</strong> KinDer<br />
Wir standen vor der Tür zum Altersheim und<br />
ich holte tief Luft. Ich war nicht nur wegen der<br />
Zaubervorstellung nervös. Ich hole immer tief<br />
Luft, bevor Schia und ich etwas Schwieriges<br />
zusammen tun, und ein Besuch im Altersheim<br />
ist immer schwierig, besonders wenn Herr Isi<br />
Gelernter dort ist. Er war ein solcher Nörgler,<br />
einmal warf er eine Tomate nach Schia, als<br />
dieser zu singen begann. Ich sage nicht, dass<br />
Schia die beste und schönste Stimme hat,<br />
überhaupt nicht, doch er verdient es auch nicht,<br />
dass man ihm eine Tomate anwirft (vielleicht<br />
war es auch eine Gurke.)<br />
„Denkst du, Isi wird dort sein?“ fragte Schia<br />
besorgt.<br />
„Warum sollte er kommen? Ich kann mir nicht<br />
vorstellen, dass er eine Zaubervorstellung<br />
geniessen würde“, antwortete ich.<br />
„Alle lieben Zaubervorstellungen“, entgegnete<br />
Schia. „Und diese ist perfekt für<br />
Erwachsene. Das sagte sogar Mami, als sie<br />
uns beim Üben zuschaute, weisst du noch?“<br />
Ich musste zugeben, es war eine sehr gute<br />
Vorstellung, besonders nachdem wir die Hasen<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Nachdem der Mahara’m sich ihr Problem<br />
angehört hatte und sich nach allen Einzelheiten<br />
der Begebenheit informiert hatte, bat er von<br />
den zwei Jehudim, dass sie ihm eine Nacht<br />
Zeit geben mögen, um eine Lösung für ihr<br />
Problem zu finden.<br />
Während dieser Nacht sass der Mahara’m<br />
Padwa und schrieb aus seinen Gedanken ein<br />
ganzes Heft voll, mit allen ihren Ausgaben<br />
und Einnahmen…! Am nächsten Morgen<br />
übergab er den verblüfften Geschäftspartnern<br />
das Heft, in welchem er alle Einzelheiten<br />
aufgeführt hatte.<br />
Es vergingen einige Tage, die Partner waren<br />
damit beschäftigt, die Überreste des Geschäftes<br />
aufzuräumen und entdeckten zwischen<br />
der Asche plötzlich das vermisste Heft. <strong>Die</strong><br />
Umschlagseiten waren vom Feuer verzehrt<br />
worden, jedoch waren die inneren Blätter<br />
noch vollständig intakt. Sie holten das Heft<br />
des Mahara’m herbei und stellten zu ihrer<br />
grossen Verwunderung fest, dass jedes Detail<br />
im neuen, vom Mahara’m verfassten Heft,<br />
mit dem originalen Heft übereinstimmte!<br />
Jede Einzelheit!“<br />
Reb Chajim Wolozin endete nun sein Gespräch<br />
mit den Worten: „Ihr sieht also hier wiederum.<br />
Es besteht keinen Grund davon imponiert zu<br />
sein, dass eine Person verborgene Sachen<br />
und Gedanken weiss! Wir werden von viel<br />
grösseren Stufen beeindruckt!“<br />
hatten. Wir schleppten den Käfig in den Lift<br />
und stiegen in der Aula aus. Dort standen<br />
schon einige Stühle und einige Rollstühle.<br />
Ich sah Isi Gelernters dicken weissen Schopf<br />
in der Mitte des Raums.<br />
„Oha“, sagte ich.<br />
„Ich sollte besser meinen Regenmantel an-<br />
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ziehen“, witzelte Schia.<br />
Ich begrüsste Herr Golden und war gerührt,<br />
dass er sich vom letzten Mal an mich erinnerte.<br />
Natürlich erinnerten sich alle an Schia und er<br />
wurde so oft in die Wangen gekniffen, dass sie<br />
nachher wie eine Kirsche aussahen.<br />
„Nu?“ rief Isi. „Können wir endlich beginnen?“<br />
Schia schaute mich an und zuckte mit den<br />
Schultern. Wir mussten noch dreimal hinunter<br />
gehen, um unsere Sachen zu holen.<br />
Als alles bereit war, hatte sich der Raum<br />
gefüllt. Schia sah überhaupt nicht nervös aus.<br />
„Willkommen bei der Zaubervorstellung von<br />
Schragi und Schia!“ rief Schia aus. „Einige<br />
von euch waren vielleicht an Zaubervorstellungen,<br />
als ihr klein wart. Doch wir wissen<br />
alle, dass es keine Magie gibt. Habt ihr euch je<br />
gewundert, wie Zauberer ihre Tricks machen?<br />
Heute sind wir hier, um euch zu unterhalten<br />
und zu erklären. Wir sind die einzigen Zauberer,<br />
die alle ihre Geheimnisse verraten, doch<br />
bitte – verratet sie nicht euren Enkeln. Sonst<br />
hätten wir bald keine<br />
Arbeit mehr.“<br />
Einige Leute lachten,<br />
doch ich sah nur Isis<br />
saures Gesicht.<br />
„Für unseren ersten Trick<br />
bitte ich meinen Lehrling,<br />
mir eine rote Rose aus<br />
dem Fass zu geben.“<br />
Ich gab Schia eine Rose<br />
und war froh, dass wir<br />
am Morgen die Dornen<br />
abgenommen hatten.<br />
Schia legte die Rose in<br />
einen schwarzen Sack.<br />
Dann wandte er sich<br />
zum Publikum und zeigte<br />
ihnen den Sack.<br />
„Nun seht ihr sie?“,<br />
sagte er.<br />
Er schüttelte den Sack<br />
ein wenig und drehte ihn<br />
dann nach aussen. „Nun<br />
sehr ihr sie nicht mehr“,<br />
sagte er und zeigte dem<br />
Publikum den leeren<br />
Sack. Ein donnernder<br />
Applaus dröhnte durch<br />
den Saal. Dann zeigte<br />
er den Menschen den<br />
falschen Boden des Sackes.<br />
„Das Wichtigste,<br />
das ein Zauberer tun muss<br />
ist, immer zu sprechen“,<br />
sagte er. „Das lenkt euch<br />
alle von dem ab, was ich<br />
tue.“ Schia zeigte allen<br />
das geheime Fach unter<br />
dem falschen Boden und<br />
alle klatschten nochmals.<br />
„Ich habe mich immer<br />
gefragt, wie sie das ma-<br />
18<br />
chen“, sagte Herr Golden.<br />
Schia und ich zeigten noch einige Tricks und er<br />
zeigte jedes Mal, wie der Trick funktionierte.<br />
<strong>Die</strong> meisten Leute schienen die Vorstellung zu<br />
geniessen, nur Isi drohte immer wieder, dass<br />
er gehen würde, da ihm so langweilig war.<br />
Endlich war es Zeit für unser Finale.<br />
„Alle kennen den alten Trick mit dem Hasen<br />
aus dem Hut“, sagte Schia. „Doch ich bin<br />
sicher, ihr wisst nicht, wie er funktioniert.“<br />
Ich bückte mich und hob das rote Tuch auf<br />
dem Tisch auf, um zum Hasenkäfig zu gelangen,<br />
der darunter versteckt war. Ich hielt<br />
erschrocken die Luft an.<br />
„Schia“, sagte ich.<br />
Er trat leicht nach meinem Bein.<br />
„Schia“, sagte ich ein wenig lauter, „die Hasen<br />
sind nicht hier.“<br />
Ich bemerkte ein grosses Loch, das durch die<br />
Seite des Käfigs genagt worden war.<br />
„Ich habe keine Ahnung, wie lange sie schon<br />
weg sind.“<br />
Das Publikum schnappte hörbar nach Luft.<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />
Scheinbar war ich nicht leise genug gewesen.<br />
Ein Mann schrie: „Ich habe Angst vor Tieren,<br />
kann bitte jemand meinen Rollstuhl zum Lift<br />
stossen, sodass ich von hier weg kann?“ Wir<br />
hörten Stühle rutschen und Füsse scharren,<br />
als alle unter ihren Stühlen nachschauten, ob<br />
die Hasen sich dort versteckten.<br />
„Ich habe dir gesagt, die Hasen sind übertrieben“,<br />
sagte ich zu Schia.<br />
„Ja“, sagte Schia, „doch du hast mir nicht gesagt,<br />
dass sie unter den Stühlen sein werden.“<br />
Schia und ich krochen auf allen vieren<br />
zwischen den Beinen der Leute umher und<br />
suchten die Hasen überall. <strong>Die</strong> Tür zur Aula<br />
war geschlossen und ich wusste, dass sie<br />
irgendwo hier sein mussten.<br />
„Hier!“ rief jemand.<br />
Wir rannten zum Mann hinüber. <strong>Die</strong> Hasen<br />
sassen dort mit zuckenden Ohren. Doch sobald<br />
wir uns ihnen näherten, sprangen sie davon<br />
und verschwanden.<br />
„Da rüber!“ rief jemand anderer. Wir rannten<br />
dort hinüber und versuchten einem der Hasen
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />
19<br />
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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Bil’am – ein Lehrer in „Business“<br />
Wie oft hören wir von einem erfolgreichen<br />
Geschäftsmann, der sich damit rühmt, wie<br />
erfolgreich er ist? Andere rühmen sich nicht<br />
damit, sondern sind stillschweigend von der<br />
Art überzeugt wie sie Geld verdienen‘.<br />
Man braucht sicher ein gewisses Wissen<br />
und Erfahrung, um Geschäfte erfolgreich<br />
zu tätigen. Jedoch muss ein frommer Jehudi<br />
wissen, dass die jüdische Art, „Business“<br />
zu machen, nicht gleich aussieht, wie die<br />
nichtjüdische Art. Man muss nicht nur ehrlich<br />
arbeiten - der Zugang zu einem Geschäft und<br />
wie ein Jehudi seine Preise festlegt, müssen<br />
auch anders sein. In Parschat Balak können<br />
wir etwas darüber erfahren.<br />
Wir wissen vieles über Bil’am. Er war ein<br />
„Nawi unter den Völkern“, der - wie die<br />
Tora sagt - ‚jode’a Da’at Eljon‘. Er kannte<br />
in einer gewissen Beziehung das Verhalten<br />
von Haschem in verschiedenen Momenten.<br />
Das hatte zur Folge, dass seine Segen und<br />
Flüche auch wirklich etwas bewirken konnten.<br />
Denn er kannte den genauen Moment,<br />
in dem Haschem „zürnt“, und sprach seine<br />
Flüche gerade dann aus. Somit waren seine<br />
Flüche wirksam. Auch beim Segnen wandte<br />
er dasselbe System an.<br />
Wir wissen auch von seiner überaus grossen<br />
Schlechtigkeit gegenüber Haschem. Chasal<br />
sagen uns, dass er trotz seinem grossen und<br />
erhabenen Wissen ein ‚Kofer‘ war und die<br />
Grösse Haschems nicht anerkennen wollte.<br />
Als die Boten von Midjan und Mo’aw zu<br />
ihm kamen, bildete er sich ein, dass Haschem<br />
nicht wusste, was seine Absichten waren. Er<br />
versuchte auf verschiedene Arten die Wahrheit<br />
zu verbergen.<br />
Es ist weniger bekannt ist, dass er auch der<br />
„Vater“ einer bestimmten Denkart im Geschäftswesen<br />
war. Er wusste, wie man aus<br />
einem Geschäft einen möglichst grossen<br />
Gewinn herausholt. Schliesslich erhielt er für<br />
seine Arbeit auch wirklich viel Geld, Chasal<br />
den Weg abzuschneiden. Doch er schlüpfte<br />
uns durch die Finger.<br />
„Hierher!“ rief jemand. Schia und ich rannten<br />
umher, doch wir schafften es nicht, die Hasen<br />
zu fangen.<br />
Plötzlich sahen wir Isi Gelernter mit einen<br />
Sack voll Salat auf uns zu rennen.<br />
„Konnte keine Karotten finden, doch ich<br />
habe das im Esszimmer gefunden“, keuchte<br />
er. „Nun könnt ihr den Rest mir überlassen.“<br />
Isi fand einen der Hasen. Er bückte sich und<br />
sprach sanft auf den Hasen ein und bald frass<br />
ihm dieser aus der Hand. Sobald er still sass,<br />
deutete er uns, dass wir den Käfig bringen<br />
sollten. Dann lockte er ihn hinein und gab<br />
ihm ein grosses Salatblatt zum Fressen. Er<br />
enthüllten uns jedoch, wie schmutzig und<br />
mit schlechten Eigenschaften er sein Geld<br />
verdient hatte.<br />
Welche Geschäfte schloss Bil’am ab und was<br />
war daran falsch?<br />
<strong>Die</strong> Mischna in Pirkei Awot erwähnt drei<br />
Eigenschaften von Bil’am haRascha, die<br />
den drei Eigenschaften von Awraham Awinu<br />
genau entgegengesetzt waren. Eine davon war<br />
die Eigenschaft von ‚Nefesch Rechawa – eine<br />
breite Seele ‘. Raschi erklärt, was diese Eigenschaft<br />
bedeutet und beinhaltet. Als die Boten<br />
von Balak zu Bil’am kamen und Bil’am sie<br />
wieder wegschicken musste, sagte er: „Wenn<br />
Balak mir auch sein ganzes Haus voll mit Gold<br />
und Silber geben würde, könnte ich nicht das<br />
Wort G“ttes übertreten!“ Was bewegte ihn<br />
dazu, diese Worte auszusprechen? Chasal<br />
erklären, dass er Balak andeuten wollte,<br />
welchen Preis er von ihm für seinen <strong>Die</strong>nst<br />
verlangte: Ein Haus voll mit Gold und Silber!<br />
Wie kam er auf diesen Betrag? Leistete Bil’am<br />
eine so grosse und schwere Arbeit, dass es ihm<br />
erlaubt war, einen so unverschämt grossen<br />
Betrag zu verlangen?<br />
Raschi erklärt, dass Bil’am diese Worte nicht<br />
ohne Überlegung aussprach, sondern sie<br />
bewusst sagte. Er überlegte sich nicht, wie<br />
viel Arbeit er aufwandte und auch nicht, wie<br />
viel er investieren musste, um diese Arbeit<br />
zu erlernen. Er machte die Rechnung ganz<br />
anders. Er war ein guter Geschäftsmann und<br />
dachte anders. Er überlegte sich, wie viel Balak<br />
tat dasselbe mit dem anderen Hasen und<br />
bald waren sie beide sicher in ihrem Käfig<br />
eingesperrt. Alle applaudierten.<br />
„Und das war unser Hasen-Flucht-Trick!“<br />
sagte Schia. „Er funktioniert, indem man die<br />
Hasen flüchten lässt und dann braucht man<br />
nur einen kompetenten Hasenfänger, um sie<br />
wieder in den Käfig zu bringen.“<br />
Ich schaute Isi an. Er hatte ein grosses Lächeln<br />
quer über sein Gesicht. Ich glaube, es würde<br />
sogar im Dunkeln leuchten.<br />
„Früher war ich ein Zoowärter“, erklärte Isi<br />
uns und den anderen. „Ich kenne mich gut<br />
aus mit Tieren.“<br />
Doch da hatte ich eine Idee. Ich rannte zum<br />
hinteren Ende des Saales und beriet mich<br />
bereit wäre, für seinen Service zu bezahlen.<br />
Er wollte so viel Geld wie möglich erhalten.<br />
Raschi sagt uns, dass Bil’am seinen Preis so<br />
hoch ansetzte, weil er wusste, wie viel Geld<br />
Balak besass und weil es ihn nach dem Geld<br />
von anderen gelüstete. Er wusste auch, wie<br />
sehr sich Balak vor dem Klall Jisrael fürchtete<br />
und wie viel er bereit war jemandem zu bezahlen,<br />
der ihm diese Furcht nehmen konnte.<br />
Selbst wenn Balak ein grosses Heer mieten<br />
würde, um für ihn in den Krieg zu ziehen,<br />
würde sein Sieg ungewiss sein. Durch seinen<br />
Fluch jedoch würde er gegen Klall Jisrael mit<br />
Sicherheit siegen können.<br />
Bilam betrachtete diese Tatsachen und schätzte<br />
ab, welch grossen Wert sein Service hatte.<br />
Und er kam auf eine immense Summe, die<br />
kaum schätzbar ist. Er wollte den grösstmöglichen<br />
Betrag herausholen!<br />
Hier haben wir einen wunderbaren Geschäftsmann!<br />
Jemand, der weiss wie man reich<br />
werden kann!<br />
Aber wir dürfen nicht vergessen – er war kein<br />
jüdischer Businessmann, sondern genau das<br />
Gegenteil davon!<br />
Awraham Awinu hätte seine Preise niemals auf<br />
dieser Weise festgesetzt. Er war auch reich,<br />
jedoch kam er nicht auf diese Weise zu seinem<br />
Geld! Seine Preise waren nicht von Geldsucht,<br />
Habgier und von der Überlegung, was<br />
seine Arbeit dem anderen Wert ist, bestimmt!<br />
Seinen Reichtum erwarb er mit Ehrlichkeit,<br />
Bescheidenheit und Zufriedenheit, aber mit<br />
viel ‚Sijata Dischmaja‘!<br />
Auf dem Label eines jüdischen Geschäftsmanns<br />
darf nicht ‚Made by Bil’am‘ stehen!<br />
Nun können wir den Ausspruch verstehen:<br />
„Im Schweiss deines Angesichts sollst Du<br />
Dein Brot essen!“ Der Preis soll von deiner<br />
Leistung berechnet werden und nicht davon<br />
abhängig sein, wie viel die Leute dafür bezahlen<br />
würden!<br />
Ch. B.<br />
mit einem der Sozialarbeiter, die uns bei der<br />
Show geholfen hatten. In der Zwischenzeit<br />
beantwortete Isi die Fragen seiner Freunde.<br />
Ich kehrte einige Minuten später zurück und<br />
flüsterte in Schias Ohr. Er lächelte und schob<br />
den Käfig in Isis Richtung.<br />
„Wir spenden hiermit diese Hasen dem<br />
Altersheim.“<br />
„Das heisst“, unterbrach einer der Sozialarbeiter,<br />
„sofern Herr Gelernter einverstanden<br />
ist, sich um sie zu kümmern.“<br />
Isis Lächeln hätte seine Wangen in zwei teilen<br />
können. „Nur zu gerne“, sagte er leise.<br />
Ich schaute die Hasen und ich schaute Isi<br />
an und ich realisierte: Haschem hatte uns<br />
geholfen, dieses Mal wirklich zu zaubern!
“<br />
hlita<br />
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Bigdei Chessed! Es hat herrliche Frühlingsjäckli, Turnkleider,<br />
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an arme Leute weitergeschenkt. <strong>Jüdische</strong> Schule Zürich<br />
044 202 00 25.<br />
Wer hat versehentlich meine schwarze Badehose Gr.176 im<br />
Schanzengraben eingepackt? Dovid Brandeis 044 2026082<br />
Wer auf die Simche Sterling etwas in einem Tupperware<br />
mit blauem Deckel geschickt? Bitte melden. Tablar holz-blau<br />
bei Sterling – Simche liegengeblieben. Wem gehört es?<br />
Schwarzer Haarreif mit Masche bei Sterling liegengeblieben.<br />
Diverse schöne Schirme, blaues Frühlingsjäckli bei Chuppe<br />
Sterling liegengeblieben. 078 664 57 14<br />
Rosa, einzelner Schuh Gr. 29 in Birmensdorferstr. 107<br />
gefunden. 078 664 57 14.<br />
Wer hat eine unbenutzte Digetal-Camera, welche er der<br />
JSZ spenden könnten. 044 202 00 25.<br />
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Ein Midrosch zur Haftoro<br />
Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011