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Nummer 27 (08.07.11) - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. <strong>27</strong> 6. Tamus 5771/ 8. Juli 2011, 22. Jahrgang<br />

Hunderte protestieren gegen die<br />

Festnahme von Raw Jakov Josef<br />

Mehrere Hundert von Rabbi Jakov Josefs<br />

Anhängern versammelten sich am Sonntag<br />

ausserhalb seines Hauses, um gegen seine<br />

Festnahme durch die Polizei zu protestieren.<br />

Etwa 100 Protestierende<br />

versuchten auch, zum Grab von Schimon<br />

Hazadik nach Ostjerusalem zu<br />

marschieren, um dort zu beten. <strong>Die</strong><br />

Polizei nahm mehrere Personen fest<br />

und versuchte, die Menge mit Wasserwerfern<br />

auseinander zu treiben.<br />

Demonstrierende bewarfen die Polizei<br />

mit Steinen, wobei ein Polizist leicht<br />

verletzt und an Ort und Stelle behandelt<br />

wurde.<br />

Am Sonntag früh äusserte sich Premierminister<br />

Benjamin Netanjahu über<br />

Rabbi Jakov Josefs Festnahme, indem<br />

er sagte: „Niemand steht über dem Gesetz.“<br />

Netanjahu sagte zu Beginn der<br />

wöchentlichen Kabinettversammlung<br />

in Jerusalem. „Israel ist ein Volk des<br />

Gesetzes, wie ich vor einigen Tagen<br />

schon sagte. Niemand steht über<br />

dem Gesetz – und ich verlange, dass<br />

jeder israelische Bürger das Gesetz<br />

respektiert“.<br />

<strong>Die</strong> Polizei hatte Rabbi Jakov Josef am<br />

Sonntagmorgen nach dem Morgengebet<br />

auf seinem Weg nach Hause verhaftet und<br />

verhörte ihn aufgrund des Verdachts der<br />

Fotos: Chaim Shvarcz/Kuvien Images<br />

Anstiftung zu Gewalt und Mord, weil er<br />

für das umstrittene Sefer „Torat Hamelech“<br />

eine Haskama verfasst hatte. <strong>Die</strong> Verhaftung<br />

erfolgte, nachdem die Polizei ihn wiederholt<br />

ersuchte, sich freiwillig verhören zu lassen,<br />

was der Raw jedoch ablehnte.<br />

„Torat Hamelech“, ein Buch des Ravs<br />

der Siedlung Jizhar,<br />

Jizchak Shapira,<br />

erklärt die Halachot<br />

des Rambam<br />

im Zusammenhang<br />

mit Kriegsführung<br />

und dass Juden in<br />

Kriegszeiten unter<br />

gewissen Umständen<br />

auch Nichtjuden<br />

töten dürfen.<br />

<strong>Die</strong> Familie Josef<br />

wusste, dass Raw<br />

Josefs Verhaftung<br />

bevorstand und un-<br />

vermeidlich war,<br />

nachdem Rav Dov<br />

Lior letzte Woche aus<br />

AZA<br />

8002 Zürich<br />

Priorität<br />

PP / JOURNAL<br />

CH-8002 Zürich<br />

demselben Grund festgenommen worden war.<br />

Sie beharrten aber darauf, dass Raw Josef<br />

sich nicht meldet, da ein Rabbi nicht verhört<br />

werden dürfe, wenn er etwas zu einer Frage<br />

der Tora sagt.<br />

„Mein Vater ging nicht zum Verhör, da er<br />

die Ansicht der Tora vertrat, die nicht von<br />

der Polizei oder den Gerichten untersucht<br />

werden kann. Paradoxerweise geniessen ja<br />

Intellektuelle in Israel das Recht auf Ausdrucksfreiheit“,<br />

sagte der Sohn von Raw<br />

Jossef. „Es ist unfassbar, dass Leute wie der<br />

Universitätsprofessor Dr. Eyal Nir sagen<br />

können dass rechtsgerichteten Demonstranten<br />

der Hals gebrochen werden sollte, ohne dass<br />

dies als Aufhetzung zum Mord betrachtet<br />

wurde. Mein Vater drückte lediglich eine<br />

Tora-Meinung aus. Das Ganze ist ein Versuch,<br />

Rabbiner zu schikanieren“, sagte der Sohn.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Linksgerichtete Abgeordnete im holländischen<br />

Parlament haben sich mit rechtsgerichteten<br />

Politikern zusammen getan, um mit<br />

116:30 Stimmen ein Gesetz zu verabschieden,<br />

der, falls es auch vom Senat verabschiedet<br />

würde, das jüdische und moslemische Schächten<br />

in ganz Holland verbieten würde.<br />

Bei der Unterstützung des Vorschlags, der<br />

zu einer Betäubung aller Tiere vor dem<br />

Schächten verpflichtet – einer Forderung,<br />

die sich gegen die jüdische Praxis und die<br />

mehrheitliche Meinung unter den Moslems<br />

richtet – wurde die Linke, die sich für sozial<br />

Schwächere und Minderheiten einsetzt, von<br />

der Sorge motiviert, dass Hühner, Schafe und<br />

Rinder angeblich leiden. <strong>Die</strong> fremdenfeindliche<br />

Rechte beklagte indessen die islamische<br />

Dhabiha und die jüdische Schechita, weil<br />

diese „barbarisch“ seien.<br />

Einem gemeinsamen Feind gegenüber gestellt,<br />

hat sich nun die niederländische, 50'000<br />

Mitglieder zählende jüdische Gemeinde mit<br />

der einer Million Mitglieder zählenden moslemischen<br />

Bevölkerung zusammen getan, ein<br />

seltenes Zeichen der glaubensgemeinschaftlichen<br />

Solidarität darstellt, um das Gesetz zu<br />

bekämpfen.<br />

Das Gesetz wird – das wahrscheinlich nicht<br />

An den sehr verehrten Ministerpräsidenten<br />

Dr. Mark Rutte<br />

Allgemeines Ministerium, Binnenhof<br />

Den Haag, Holland<br />

Als Vorsitzender und rabbinischer Gerichtspräsident<br />

der französischen Hauptstadt Paris<br />

und Frankreichs möchte ich Ihnen einige<br />

Worte sagen, und bitte Sie, sehr verehrter<br />

Herr Präsident, sich etwas Zeit zu nehmen, um<br />

der Wahrheit Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

Wie kürzlich bekannt wurde, hat die Parlamentsversammlung<br />

Ihres Landes es für richtig<br />

befunden, ein Verbot gegen das jüdische<br />

Schächten zu erlassen, und zwar aus Gründen<br />

der Humanität und zur Vermeidung von Tierquälerei.<br />

<strong>Die</strong>se Angelegenheit bedarf noch<br />

der Bestätigung durch den Senat, sowie der<br />

Unterschrift des Präsidenten und des Premierministers<br />

zur Annahme dieses Gesetzes. Ich<br />

bitte den verehrten Herrn Ministerpräsidenten,<br />

gegen diesen anti-jüdischen Vorschlag, der im<br />

Deckmantel der Menschlichkeit und der Sorge<br />

um die Tiere erfolgt, ein Veto einzulegen.<br />

Gestatten Sie mir, kurz einige Quellen zu<br />

nennen, die direkt mit diesem Problem zusammen<br />

hängen.<br />

Das Buch „Treuezeugnis – Eduz Ne‘emana“<br />

von Rabbiner Eliahu Munk aus New York<br />

wurde 1975 in Jerusalem mit wichtigen Ergänzungen<br />

von Rabbiner Levinger, Veterinär<br />

2<br />

Vereint gegen die Schechita<br />

vor der Sommerpause vom Senat verabschiedet<br />

wird, sich aber unter den Holländern grosser<br />

Unterstützung erfreut – den Tieren keinen<br />

grossen <strong>Die</strong>nst erweisen, aber es bedeutet<br />

eine erschreckende Intoleranz gegenüber der<br />

religiösen Freiheit.<br />

Der Angriff auf das rituelle Schächten geht<br />

auf berüchtigte Geschichte zurück.<br />

<strong>Die</strong> Schweiz hat bereits 1893 die Schechita<br />

verboten, als Teil einer antisemitischen<br />

Kampagne, um die jüdische Einwanderung<br />

zu hemmen und auf Schweizer Juden Druck<br />

auszuüben, damit diese das Land verlassen.<br />

Spätere Versuche, das Verbot im Land rückgängig<br />

zu machen, stiessen auf eine heftige<br />

Opposition, oft mit staken rassistischen<br />

Untertönen.<br />

Einer der ersten Erlasse, der im Rahmen der<br />

Nürnberger Nazi Gesetz 1933 angenommen<br />

wurde, war das Schächtverbot. Norwegen und<br />

Island beharren ebenfalls auf die Betäubung<br />

vor dem Schächten.<br />

Fredrik Malm, ein Mitglied des schwedischen<br />

Parlaments, versuchte 2006 vergeblich, das<br />

religiöse Schächten in seinem Land zu erlauben:<br />

„Es kann nicht bestritten werden, dass das<br />

schwedische Gesetz von Hitler-Deutschland<br />

und dem Nazi Regime stark beeinflusst war.“<br />

und Fachmann sowie Rabbiner von Basel,<br />

heraus gegeben. Darin zitieren sie unter anderem<br />

bekannte, nichtjüdische Tierärzte, die<br />

klar feststellten, dass das Schächten dem Tier<br />

keinerlei Schmerzen verursacht. Im Gegenteil,<br />

ein Schuss in den Kopf eines Rindes bereitet<br />

diesem ein Mehrfaches an Schmerzen. Man<br />

erkennt dies anhand der furchtbaren Krämpfe,<br />

die das Tier erleidet.<br />

Bei der jüdischen Schechita verlangt das jüdische<br />

Gesetz, dass man auch die Blutadern<br />

in den Schächtvorgang mit einbeziehen muss,<br />

was auf einmal und drastisch die Blutzufuhr<br />

ins Gehirn unterbricht. Somit befindet sich das<br />

Tier sogleich in einem Zustand vollkommener<br />

Betäubung und spürt den Schächtvorgang<br />

nicht. Das stellten bekannte Wissenschaftler<br />

fest. „Siehe: Selhasted Ed. 1929, Dyukes Ed.<br />

1958, Liben Ed. 1930, Levinger Ed. 1961“.<br />

Sie fanden heraus, dass nach dem Schächten<br />

nur noch eine minimale Menge Blut ins Gehirn<br />

fliesst. Auch dieser Fluss wird sogleich unterbrochen,<br />

sodass das gesamte Schmerz- und<br />

Leidsystem gleich zu Beginn des Schächtvorgangs<br />

vollkommen ausgeschaltet wird.<br />

Zudem stellten sie fest, dass der Umstand,<br />

dass das Tier vor dem Schächten auf den<br />

Rücken gelegt wird, bei diesem zu Schock<br />

und Benommenheit führt. So wird auch in der<br />

wissenschaftlichen Abhandlung von Dr. Niv<br />

erklärt, dass das Umdrehen des Tieres es in<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

Könnten Tierschutzaktivisten ihre ethische<br />

Inspiration gegen die Dhabiha und Schechita<br />

von einem Regime ableiten, das für<br />

den grössten Völkermord der Geschichte<br />

verantwortlich ist? Zum allermindesten lehrt<br />

doch das Nazi Beispiel, dass die übertriebene<br />

Sorge um die Tierrechte keine Garantie für<br />

eine hochstehende Moral bildet.<br />

Wenn Befürworter des Verbots rituellen<br />

Schächtens wirklich daran interessiert wären,<br />

das Leid der Tiere zu vermindern, sollten<br />

sie sich auf die katastrophalen Haltungsbedingungen<br />

industriell gezüchteter Hühner,<br />

Schafe und Rinder konzentrieren. Beschränkt<br />

sich ihre Sorge nur auf die Vermeidung eines<br />

„unangenehmen Todes“, kann man nicht behaupten,<br />

dass rituell geschächtete Tiere leiden.<br />

<strong>Die</strong> EU-Anordnung „Europäische Konvention<br />

für den Schutz des Tiere“ fordert die<br />

Betäubung vor dem Schlachten, sieht aber<br />

die Freiheit des religiösen Ausdrucks und die<br />

humane Art des rituellen Schächtens vor. <strong>Die</strong><br />

EU gestatte ihren Mitgliedstaaten, für die islamische<br />

Dhabiha und die jüdische Schechita<br />

Ausnahmen zu machen. Weshalb sollten die<br />

Holländer gegen die Praxis der EU sein?<br />

Brief an den Ministerpräsidenten von Holland<br />

JTA<br />

eine Art Hypnose versetzt, die es vollkommen<br />

gegen jeglichen Schmerz neutralisiert.<br />

Dazu kommt noch, dass das Schächten gemäss<br />

der jüdischen Halacha nur mit einem<br />

äusserst scharfen, glatten Messer gestattet ist.<br />

Darauf werden die Schächter und Rabbiner<br />

strengstens überprüft. Falls nur der kleinste<br />

Mangel am Messer festgestellt wird, wird<br />

dieses bekanntlich untauglich, da es dem Tier<br />

so beim Durchschneiden des Halses und der<br />

Blutgefässe, der Luft- und der Speiseröhre<br />

Schmerzen verursachen würde. So muss also<br />

mit Sicherheit geklärt werden, dass beim raschen<br />

Schnitt durch die Luft- und Blutgefässe,<br />

die sogleich die Sauerstoffzufuhr und – wie<br />

oben erwähnt – die Blutzufuhr ins Gehirn<br />

unterbrechen, keinerlei Schmerzen entstehen.<br />

<strong>Die</strong>se beiden Gründe bewirken gemeinsam,<br />

dass das Tier beim Schächten nicht leidet,<br />

sondern auf die für es mildeste Art stirbt.<br />

Es wurde wissenschaftlich mit absoluter<br />

Sicherheit bewiesen, dass G“tt in bemerkenswerter<br />

Weise diejenigen Tiere, die uns (Juden)<br />

zum Essen gestattet sind, nämlich Rinder und<br />

Kleinvieh, welche – wie es in der Bibel aufgeführt<br />

wird – gespaltene Klauen aufweisen<br />

und wiederkäuen, so schuf, dass ihre im Kopf<br />

befindlichen Blutgefässe, die die Blutzufuhr<br />

ins Gehirn gewährleisten, sich nicht hinten im<br />

Nacken zwischen den Wirbeln befinden, wie<br />

Fortsetzung Seite 4


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

VON AVI BASCHAN<br />

Der älteste amerikanische Rosch Jeschiwa<br />

in den USA, Rabbi Chaim Stein sZ.l, Rosch<br />

Jeschiwa von Tels in Cleveland, starb Ende<br />

letzter Woche im Alter von 98 Jahren.<br />

In seiner Jugend lernte er in der Telser Jeschiwa<br />

in Litauen. Während des Zweiten Weltkriegs<br />

fl üchtete er in die USA und wurde später<br />

Rosch Mesivta der Telser Jeschiwa, die einige<br />

Jahre zuvor in Cleveland gegründet worden<br />

war, gemeinsam mit den Rosche Jeschiwa<br />

Rabbi Baruch Sorotzkin, Rabbi Mordechai<br />

Gifter und Rabbi Pessach Stein sZl..<br />

Er war auf allen Gebieten der Tora geläufi g und<br />

lernte die meiste Zeit des Tages angestrengt.<br />

Jede Nacht pfl egte er bei sich zu Hause bis<br />

in die frühen Morgenstunden zu lernen, doch<br />

kam er täglich punkt sieben Uhr frisch zum<br />

Schacharit- Gebet in die Jeschiwa. Nach dem<br />

Gebet pfl egte er einen Schiur in Mischna<br />

Brura zu erteilen.<br />

Seine Hatmada war legendär. Einmal ging<br />

seine Uhr kaputt und einer seiner Schüler<br />

wollte dem Rosch Jeschiwa eine neue kaufen.<br />

Der Rosch Jeschiwa lehnte dies ab. Sein<br />

Schüler glaubte, dass der Rosch Jeschiwa das<br />

nur aus Höfl ichkeit machte und ging in ein<br />

Geschäft, um ihm eine neue Uhr zu kaufen,<br />

die er Rav Stern brachte. <strong>Die</strong>ser aber wollte<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />

E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />

www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />

Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />

Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />

Einzelnummer: Fr. 3.50<br />

Postcheck 80 - 53 342-3<br />

Inserate: Tarif auf Anfrage erhältlich<br />

Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />

Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />

3<br />

sie nicht annehmen und erklärte, er ziehe es<br />

vor, seine alte Uhr zu reparieren.<br />

Der junge Mann ging zum Enkel des Ravs,<br />

damit dieser ihn frage, weshalb er keine neue<br />

Uhr haben wollte. Rav Chaim erwiderte:<br />

„Jeden Morgen muss ich meine Uhr wieder<br />

aufziehen, und jeden Morgen denke ich, dass<br />

mir ein weiterer Tag vergönnt ist, und die Zeit<br />

ist so kostbar, dass ich sie zur Avodat Haschem<br />

und zum Toralernen ausnützen muss.“<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Der Telser Rosch Jeschiwa in Cleveland,<br />

Rabbi Chaim Stein sZl.<br />

Yissochar Dunoff/Kuvien Images<br />

Diwrei Hesped des Novominsker Rebbe schlita in Lakewood<br />

Kuvien Images<br />

Seit dem Beginn des „Daf Hajomi“, am Rosch<br />

Haschana 4684 – als er erst ein 11-jähriges<br />

Kind war, lernte er täglich den Daf Hajomi,<br />

und dies 87 Jahre lang, ohne einen einzigen<br />

Tag auszulassen. Das machte er natürlich nebst<br />

dem regelmässigen Lernen der Jeschiwa- Sedarim<br />

und neben den Schiurim, die er erteilte.<br />

Rabbi Chaim war ein sehr einfühlsamer<br />

Mensch und sehnte sich sein ganzes Leben<br />

lang nach der Geula. Am Schabbat beim<br />

Mincha-Gebet pfl egte er unter Tränen das<br />

Lied „Rachem Bechasdecha“ zu singen. Auch<br />

während seiner letzten Krankheitstage, als<br />

er bewusstlos war, merkte man, wie er sich<br />

vor Rührung wiegte, als man bei seinem Bett<br />

dieses Lied sang.<br />

Am Erev Pessach wurde er ins Spital eingeliefert,<br />

und am Erev Schabbat Chol Hamoed<br />

verschlechterte sich sein Gesundheitszustand<br />

drastisch. Seither galt sein Zustand als schwer<br />

und die ganze amerikanische Torawelt betete<br />

für ihn.<br />

Hespedim in Jeruscholajim bei Jeschiwas Mir<br />

Am Donnerstag kehrte seine Seele zu ihrem<br />

Schöpfer zurück. Seine Beerdigung begann<br />

am Donnerstagmorgen bei der Telser Jeschiwa<br />

in Cleveland, Ohio, wo Gedole Tora aus den<br />

USA Hespedim hielten und ihn eine grosse<br />

Menge begleitete. Sein Aron wurde nach Israel<br />

überführt. <strong>Die</strong> Lewaja begann in Jerusalem am<br />

Freitagmittag vor der Jeschiwat Mir . Auch<br />

dort wurden Hespedim gehalten und Tausende<br />

gaben ihm das letzte Geleit. T.N.Z.B.H.


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Fortsetzung von Seite 2<br />

es sonst bei Tieren üblich ist. Vielmehr<br />

führen sie auf bemerkenswerte<br />

und besondere Weise zwischen der<br />

Luft- und Speiseröhre hindurch, von<br />

wo aus sie über die Kinnbacken ins<br />

Gehirn gelangen. Im Gebot über das<br />

Schächten wird von uns verlangt,<br />

diese Organe zu durchtrennen,<br />

welche das Gehirn sogleich von der<br />

Blutzirkulation abschneiden. Somit<br />

ist dies die wirksamste Art, das Tier<br />

zu betäuben, und sie lässt es keine<br />

Schmerzen mehr empfinden.<br />

Im Jahr 1890 gab ein katholischer<br />

Pfarrer namens Friedrich Frank, ein<br />

Mitglied des deutschen Parlaments,<br />

eine detaillierte Broschüre über das jüdische<br />

Schächten heraus. Er stellte mit Klarheit fest,<br />

dass diese vollkommen human sei.<br />

<strong>Die</strong> Opposition entstammt ausschliesslich<br />

anti-jüdischen Motiven. Er erhielt auf seine<br />

Arbeit, die in sechsfacher Auflage erschien,<br />

ein grosses, positives Echo. Auch die<br />

Schweizer Regierung gelangte damals nach<br />

eingehenden Abklärungen zum Schluss,<br />

dass die Schechita keinesfalls als grausam<br />

bezeichnet werden könne, im Gegenteil sei<br />

dies die humanste aller Arten, um ein Tier zum<br />

Genuss brauchbar zu machen. Grüne Gruppen<br />

und Schechita-Gegner führten jedoch auf<br />

der Strasse eine Unterschriftensammlung<br />

durch, die von einer Riesenpropaganda gegen<br />

das jüdische Schächten begleitet wurde. So<br />

gelang es ihnen, 68‘000 von der Strasse zu<br />

sammeln, um in der Schweiz das Gesetz gegen<br />

die Schechita durchzubringen.<br />

Auch in Russland versuchte man zur Zeit<br />

4<br />

des Zaren ein Gesetz gegen die Schechita<br />

zu erwirken. <strong>Die</strong> Herrschaft forderte jedoch<br />

bekannte Veterinäre auf, die Angelegenheit<br />

zu untersuchen. <strong>Die</strong>se stellten schliesslich<br />

fest, dass das jüdische Schächten human sei.<br />

Auch in Wien unternahm Karl Lieker, der für<br />

seine „Judenliebe“ bekannt war, den Versuch,<br />

die Schechita zu verbieten. Der Herrscher<br />

Niederösterreichs war aber dagegen, denn er<br />

fand, dass die Schechita – nach gründlichen<br />

Nachforschungen - als human bezeichnet<br />

werden müsse. In Deutschland wurde dieses<br />

Thema jahrelang hin- und her gezerrt. Ein<br />

umfassendes Verbot in ganz Deutschland<br />

entstand jedoch erst mit dem Aufstieg Hitlers<br />

zur Macht. Und dieses Gesetz gelangte in jedes<br />

Land, in das Deutschland während des Zweiten<br />

Weltkriegs einmarschierte. Das Erste, was<br />

die Nazipartei unternahm, war ja bekanntlich,<br />

das jüdische Schächten zu verbieten.<br />

Es besteht eine umfangreiche Literatur zu<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

diesem Thema. Wir haben sie dem<br />

verehrten Ministerpräsidenten nur in<br />

Stichworten dargelegt. Das Ganze lässt<br />

sich jedoch damit zusammenfassen,<br />

dass die aussergewöhnliche Humanität<br />

der jüdische Schechita wissenschaftlich<br />

ganz klar und überzeugend bewiesen ist.<br />

Auch wurde bewiesen, dass der Judenhass<br />

zu allen Zeiten immer wieder zum<br />

Schmieden von Komplotten dieser und<br />

anderer Art führte. <strong>Die</strong> Empfehlung, das<br />

Tier vor dem Schächten zu betäuben,<br />

wurde uns bekanntlich bereits vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg von 1500 Rabbinern<br />

Europas aus allen jüdischen Sparten<br />

verboten. Wir sind im Besitz dieser<br />

Rabbiner Liste.<br />

<strong>Die</strong> Naziverfügungen gegen das jüdische<br />

Schächten endeten schliesslich damit,<br />

dass die Deutschen bewiesen, wie „human“<br />

sie bei der gründlichsten und systematischen<br />

Mordmaschinerie, die es in Europa jemals gab,<br />

wirklich waren. <strong>Die</strong>sem unsinnigen Krieg, in<br />

den ganz Europa verwickelt war, fielen vierzig<br />

Millionen Menschenleben zum Opfer. Es wäre<br />

nach einer solch blutigen Vergangenheit sehr<br />

traurig, wenn Holland, das wunderschöne<br />

Land der Blumen, nur siebzig Jahre später<br />

das erste Land Europas wäre, das ein solches<br />

jüdisches Schächtverbot neu einführen würde.<br />

Sollte so etwas in ganz Europa Wurzeln<br />

fassen, kann niemand einschätzen, wozu es<br />

noch führen kann.<br />

Ich bitte Sie nochmals: Der Verdienst, so<br />

etwas zu vermeiden, liegt in Ihren Händen.<br />

Bitte tun Sie es!<br />

Hochachtungsvoll und in Freundschaft<br />

Rabbiner-Präsident Jirmija Menachem Cohen<br />

Mahmoud Abbas:<br />

Welt uneinig über palästinensischen<br />

Wunsch auf Aufnahme in die UNO<br />

Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde,<br />

Mahmoud Abbas, gab zu, dass er<br />

unter Druck stehe, seinen Plan fallen zu lassen,<br />

die Vereinten Nationen im September zu bitten,<br />

einen Palästinensischen Staat entlang der<br />

Linien vor 1967 anzuerkennen. „Zweifellos<br />

ist die Welt sich über die Unterstützung dieses<br />

palästinensischen Schritts nicht einig“, sagte<br />

Abbas am palästinensischen Radiosender<br />

„Stimme der PA“. „Doch haben wir Delegationen,<br />

die sich in viele Länder – von Kanada<br />

bis nach Japan – begeben werden, um unsere<br />

Politik zu erklären.“<br />

<strong>Die</strong> Aussenminister der Arabischen Liga<br />

sollten sich am 12. Juli treffen, um das Vorhaben<br />

der PA zu besprechen. Abbas rief die<br />

Mitglieder des Nahost-Quartetts – die USA,<br />

EU, UNO und Russland – auf, Ende dieses<br />

Monats bei ihrer Sitzung eine „klare und<br />

ausgewogene“ Haltung in Bezug auf den<br />

Friedensprozess einzunehmen.<br />

Abbas verlangte insbesondere, dass das Quartett<br />

einen völligen Stopp des Siedlungsbaus<br />

und die Anerkennung der Linien von 1967<br />

als Basis einer Zweistaatenlösung anerkenne.<br />

Erste Priorität der PA sei noch immer die<br />

Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Wenn<br />

die Verhandlungen aber scheitern, werden die<br />

Palästinenser ihre Pläne, einen unabhängigen<br />

Staat innerhalb der Grenzen von 1967 mit<br />

Ostjerusalem als Hauptstadt zu erreichen,<br />

weiter verfolgen.“<br />

Abbas betonte, dass etwa 117 Länder den<br />

palästinensischen Staat bereits anerkannt<br />

hätten. Er nehme an, dass die Zahl bis im<br />

September auf 130 steigen werde.<br />

„Das bedeutet, dass die Anzahl Länder, die<br />

Palästina anerkennen würden, grösser wäre<br />

als diejenige, die Israel anerkennt“, fügte er<br />

hinzu. „Daher bitten wir diejenigen, die gegen<br />

unseren Plan sind: Was sollen wir noch tun,<br />

und wie werden wir einen Staat erhalten?“<br />

Abbas bestritt, dass das durch Ägypten<br />

vermittelte Abgleichsabkommen zwischen<br />

Hamas und Fatah in eine Sackgasse geraten<br />

ist. Er drückte sein Bedauern über das fehlende<br />

Verständnis der Hamas aus, dass die Regierung<br />

technokratischer Natur sein müsse, und<br />

keine nationale Einheitsregierung. Weder die<br />

Hamas noch sonst eine Partei habe das Recht,<br />

zu beschliessen, wer der neuen Regierung


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

beitreten werde.<br />

Abbas sagte, dass der gegenwärtige PA Premierminister<br />

Salam Fayyad der geeignete<br />

Mann ist, um die neue Regierung zu leiten,<br />

falls eine solche gegründet werde. Er habe<br />

das geplante Treffen mit dem Hamasführer<br />

Khaled Mashaal in Kairo vor einigen Wochen<br />

abgesagt, da die Hamas sich weigert, Fayyad<br />

und andere Minister anzuerkennen.<br />

Abbas’ Berater Nimer Hammad erklärte vor<br />

Reportern, dass die PA ihren Plan, im September<br />

die UNO zu bitten, einen PA Staat<br />

anzuerkennen, aufgeben werde, falls das<br />

Quartett das Zweistaatenprinzip als Basis für<br />

eine Regelung anerkennen und Israel aufrufen<br />

werde, sich aus allen Territorien zurück zu<br />

ziehen, die 1967 erobert wurden, inklusive<br />

Ostjerusalem.<br />

Das Quartett müsse zudem zu einem völligen<br />

Baustopp in jüdischen Siedlungen aufrufen<br />

und einen klaren Zeitplan für israelischpalästinensische<br />

Friedensgespräche festlegen.<br />

<strong>Die</strong>se leicht veränderte Position der PA erfolgt,<br />

nachdem Abbas’ unilaterales Vorhaben ausser-<br />

US Aussenministerin Clinton sagte am Samstag,<br />

dass der libysche Staatsführer Muammar<br />

Gaddafi zurück treten solle,. <strong>Die</strong>s nachdem<br />

er versprochen hatte, als Rache für NATO<br />

Luftangriffe „in Europa Häuser, Büros und<br />

Familien“ anzugreifen.<br />

In einer Telefonansprache, die sich am Freitagabend<br />

an etwa 100'000 Anhänger auf dem<br />

Grünen Platz in Tripolis richtete, drängte<br />

Gaddafi die NATO, ihre Bombenkampagne<br />

einzustellen, oder sonst zu riskieren, dass<br />

libysche Flieger „wie Heuschrecken- und<br />

Bienenschwärme“ über Europa kämen.<br />

Gaddafis Kräfte beschossen am Samstag<br />

weiterhin die von Rebellen besetzte Stadt<br />

Misrata, wie ein NATO Vertreter meldete. Das<br />

libysche Fernsehen berichtete, dass NATO<br />

Bomben in der zentralen Region von Al Jufrah<br />

Opfer gefordert hätten, nannte jedoch keine<br />

weiteren Einzelheiten.<br />

Gaddafi, gegen den gemeinsam mit seinem<br />

Sohn und Leiter seines Geheimdienstes ein internationaler<br />

Haftbefehl für Verbrechen gegen<br />

die Menschheit ausgestellt worden war, hat<br />

versichert, bis ans „bittere Ende“ zu kämpfen.<br />

Er hat die NATO Operation als kolonialen Militärangriff<br />

bezeichnet, der bezwecke, Libyens<br />

Ölschätze für sich zu gewinnen. „Zieht euch<br />

zurück, ihr habt keine Chance, dieses tapfere<br />

Volk zu besiegen“, sagte Gaddafi am Freitag<br />

in seiner Rede. „Sie können eure Häuser, eure<br />

5<br />

halb des Rahmens der Oslo-Abkommen, einen<br />

Staat durch die internationale Gesellschaft<br />

einzuführen, an Schwungkraft eingebüsst<br />

hat. Verschiedene Mitglieder des Quartetts<br />

und auch mehrere westeuropäische Staaten<br />

und sogar Jordanien haben diesen Schritt<br />

abgelehnt. <strong>Die</strong> arabische Unterstützung ist<br />

bestenfalls lauwarm.<br />

PLO-Unterhändler Saeb Erekat sagte, die<br />

PA würde an den Verhandlungstisch zurück<br />

kehren, falls der israelische Premierminister<br />

Benjamin Netanjahu seine Annahme der<br />

Zweistaatenlösung aufgrund der Linien vor<br />

1967mitteile und die Bautätigkeit nicht nur<br />

in Judäa und Samaria, sondern auch in Ostjerusalem<br />

unterbreche. Erekat behauptete aber,<br />

dass ein neuer Baustopp durch Israel und<br />

das Ziehen von de facto -Grenzen vor den<br />

Verhandlungen „keinerlei Vorbedingungen“<br />

seitens der Palästinenser sind.<br />

<strong>Die</strong> US lehnen das Vorhaben der PLO ab und<br />

kündigten an, dass sie ihr Veto anwenden würden,<br />

falls es zur Abstimmung gebracht würde.<br />

Der US-Senat verabschiedete einstimmig eine<br />

Büros und eure Familien angreifen, die zu<br />

militärischen Zielen werden, gleich wie ihr<br />

unsere Büros, Hauptsitze, Häuser und Kinder<br />

zu so etwas wie legitimen militärischen Zielen<br />

machtet“, sagte er. „Wenn wir es möchten,<br />

können wir wie ein Schwarm Heuschrecken<br />

oder Bienen über Europa kommen. Daher<br />

raten wir euch, zieht euch zurück, bevor ihr<br />

eine Katastrophe erlebt.“<br />

Clinton ignorierte am Samstag Gaddafis<br />

Äusserungen und rief ihn erneut auf, zurück<br />

zu treten. „Statt Drohungen auszusprechen<br />

sollte Gaddafi dam Wohlergehen und den<br />

Interessen seines eigenen Volkes den Vorrang<br />

geben und abtreten, um einen Übergang zur<br />

Demokratie zu erleichtern“, erklärte Clinton<br />

an einer Pressekonferenz.<br />

Der spanische Aussenminister Trinidad Jimenez,<br />

dessen Land 2004 von islamischen<br />

Militanten durch Zugbomben angegriffen<br />

wurden, die 191 Menschenleben forderten,<br />

sagte, dass die Einstellung der Allianz sich<br />

nicht geändert habe. „<strong>Die</strong> Antwort Spaniens<br />

und der internationalen Koalition lautet, die<br />

Einheit und Entschlossenheit beizubehalten,<br />

mit der wir in diesen vergangenen Monaten<br />

arbeiteten“, sagte er.<br />

Gaddafis Rede erfolgte, nachdem libysche<br />

Rebellen, die sich bis auf 80 km Distanz der<br />

Hauptstadt genähert hatten, durch Raketenbeschuss<br />

von Regierungskräften aufgehalten<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

allerdings unverbindliche Resolution, die die<br />

Regierung Obama aufruft, jegliche Hilfe an<br />

die PA einzustellen, falls diese einen Staat bei<br />

der UNO fordert.<br />

Israel hat diese Forderungen schon seit langem<br />

abgelehnt, und Premierminister Benjamin<br />

Netanjahu machte im Verlauf privater Treffen<br />

am Montag klar, dass seine Position sich nicht<br />

geändert hat. „Wenn eine einseitige anti-israelische<br />

Resolution durchkommt, wird diese<br />

den Frieden während Jahrzehnten verzögern“,<br />

warnte Netanjahu. „<strong>Die</strong> Palästinenser haben<br />

die Verhandlungen systematisch gemieden“.<br />

Der Premierminister sagte, dass die Internationale<br />

Gemeinschaft, falls sie sich auf die<br />

Fragen der Grenzen und Siedlungen konzentriere,<br />

irrtümlich damit die palästinensische<br />

Forderung nach einem Staat akzeptiere, ohne<br />

sich damit zu befassen, wie der eigentliche<br />

Konflikt beendet werde. Um den Konflikt<br />

zu beenden, sagte er, muss das Thema der<br />

Flüchtlinge und Israels als jüdischem Staat<br />

angesprochen werden; sonst sei eine Beendung<br />

des Konflikts unmöglich. JTA<br />

Gaddafi bedroht Europa<br />

US-Aussenministerin Clinton fordert<br />

ihn zum Rücktritt auf<br />

wurden, was den verbissene Widerstand der<br />

Gaddafi Truppen auch fünf Monate nach der<br />

Revolte unterstreicht. Militärvertreter der<br />

Koalition weigern sich, die Situation vor Ort<br />

als „Stillstand“ nach einer 104 Tage dauernden<br />

Bombardierungskampagne zu deuten, welche<br />

die Feuermacht der NATO belastete.<br />

Grossbritanniens Verteidigungsminister sagte,<br />

Apache Helikopter hätten am Freitagabend<br />

während eines Angriffs auf ein Militärlager<br />

westlich von Tripolis drei Tanks und einen<br />

Bunker getroffen.<br />

Indem sie unbekannte Quellen aus Lagern<br />

Gaddafis und der Opposition nannte, berichtete<br />

eine englische <strong>Zeitung</strong>, dass Gaddafi<br />

gewillt sei, zurück zu treten, wenn ihm keine<br />

Verfolgung drohe und ihm gestattet würde, in<br />

Sicherheit in seiner nordlibyschen Heimatstadt<br />

Sirte zu leben.<br />

Afrikanische Politiker boten am Freitag an,<br />

Gespräche über einen Waffenstillstand und<br />

einen Übergang zu einer demokratischen<br />

Regierung durchzuführen, liessen jedoch noch<br />

offen, ob es für Gaddafi dann noch eine Rolle<br />

gebe. „Wir verstanden, dass das Abkommen<br />

Gaddafi von einer Rolle im zukünftigen<br />

Libyen ausschliesst“, erklärte Mansour Sayf<br />

al Nasr, der Rebellenvertreter, beim Gipfeltreffen<br />

in Guinea vor Reportern. Gaddafis<br />

Vertreter haben sich noch nicht öffentlich zu<br />

dem Plan geäussert. JTA


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Der Disput darüber, wer Premierminister der<br />

neuen gemeinsamen Regierung zwischen<br />

PLO und Hamas werden soll, verliert immer<br />

mehr an Bedeutung im Vergleich mit den<br />

anderen Differenzen zwischen den Parteien.<br />

<strong>Die</strong> so viel gepriesene Versöhnung zwischen<br />

den verfeindeten palästinensisch-arabischen<br />

Gruppen Hamas und Fatah bleibt nach fast<br />

zwei Monaten Unterzeichnung des Aussöhnungsabkommens<br />

am 4. Mai in Kairo noch<br />

immer eine Illusion.<br />

In Wirklichkeit gibt es ausser der Nennung<br />

der Hauptpunkte des Vertrags in dieser Angelegenheit<br />

noch immer keinen Fortschritt.<br />

Angeblich wurde die Blockade dadurch<br />

verursacht, dass die Parteien nicht fähig<br />

waren, sich über einen Premierminister zu<br />

einigen, der die neue Regierung leiten soll,<br />

bis Neuwahlen stattfinden – vorgesehen für<br />

den 4. Mai 2012.<br />

<strong>Die</strong> Fatah hat den gegenwärtigen PA Premierminister<br />

Salam Fayyad nominiert, dessen<br />

Einsetzung von der Hamas heftig abgelehnt<br />

wird – und zwar mit gutem Grund.<br />

Ismail Haniyeh von der Hamas war am 16.<br />

Februar 2006 zum Premierminister ernannt<br />

worden, nachdem die Hamas bei den Wahlen<br />

vom 25. Januar 2006 gesiegt hatte. Er wurde<br />

vom PA Präsidenten Mahmoud Abbas am 20.<br />

Februar 2006 am 19. März 2006 in sein Amt<br />

eingeschworen.<br />

Am 14. Juni 2007 entliess Abbas Haniyeh<br />

und wählte Fayyad an dessen Stelle. <strong>Die</strong>s ereignete<br />

sich nach einem bitteren und blutigen<br />

Streit zwischen der Hamas und der Fatah, der<br />

damit endete, dass die Hamas die Kontrolle<br />

über den Gazastreifen eroberte und darin<br />

gipfelte, dass das IKRK schätzte, es seien in<br />

der einen Kampfwoche um die Kontrolle über<br />

Gaza 118 Gaza Bewohner ermordet und 550<br />

verwundet worden.<br />

<strong>Die</strong> Ernennung von Fayyad, um Haniyeh zu<br />

ersetzen, wird als illegal bezeichnet, weil laut<br />

palästinensischem Gesetz der Präsident der<br />

PA zwar einen amtierenden Premierminister<br />

entlassen, jedoch ohne das Einverständnis des<br />

palästinensischen Legislativrats keinen neuen<br />

Premier ernennen darf. Laut dem Gesetz steht<br />

der zurücktretende Premierminister weiterhin<br />

6<br />

der Übergangsregierung vor.<br />

Fayyads Ernennung wurde niemals zuvor vom<br />

Legislativrat vorgeschlagen oder genehmigt.<br />

Aus diesem Grund hat Haniyeh in Gaza<br />

weiter gewaltet und wird von einer grossen<br />

Anzahl Palästinenser als legitimer, aktiver<br />

Premierminister anerkannt.<br />

Gewiss ist die Wahl eines beiden Seiten<br />

genehmen Premierministers ein wichtiges<br />

Thema, doch gibt es andere, viel kritischere<br />

Probleme, welche die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Versöhnung bedrohen.<br />

Ein Bericht, der im Dezember 2009 vom<br />

Kairoer Institut für Menschenrechte unter dem<br />

Titel „Illusion der Reform“, erstellt wurde,<br />

beschreibt die enormen Herausforderungen,<br />

denen sich die Hamas und Fatah bei der Begleichung<br />

ihrer Differenzen gegenüber sehen:<br />

Mit Ausbruch des Gaza Krieges begann die<br />

Hamas mit massiven Repressionsmassnahmen,<br />

die auf Fatahmitglieder ausgerichtet<br />

waren. Es waren Personen, die gegen die<br />

Hamas Herrschaft sind und um mutmassliche<br />

Kollaborateure mit Israel. Es wird vermutet,<br />

dass Dutzende von Personen ermordet, erschossen<br />

oder zu Tode gefoltert wurden. Auch<br />

wurden Regierungsangestellte in Gaza durch<br />

Hamas Anhänger ersetzt.<br />

In der Westbank bleiben Hunderte von Hamas<br />

Sympathisanten unter der Fatah in Gefangenschaft;<br />

man nimmt an, dass mindestens zwei<br />

der Gefangenen zu Tode gefoltert wurden.<br />

<strong>Die</strong> Westbankbehörden entliessen zivile<br />

Angestellte und Lehrer, von denen vermutet<br />

wird, dass sie Hamas Anhänger sind, während<br />

die Löhne Tausender Angestellter der PA<br />

innerhalb des Gazastreifens zurückgehalten<br />

wurden.<br />

Genehmigungen für die Gründung von Vereinen<br />

und Firmen sowohl in der Westbank<br />

als auch im Gazastreifen benötigen eine<br />

Sicherheitskontrolle, und Organisationen,<br />

die mit der „falschen“ Partei in Verbindung<br />

stehen, erhalten keine Lizenz.<br />

<strong>Die</strong> Korrektur dieser Handlungsweise beider<br />

Seiten wird im Artikel 4B5 des Versöhnungsabkommens<br />

vom 4. Mai beiläufig mit unpersönlichen<br />

Worten erwähnt. Fragen wie die<br />

Entschädigung der Familien für den Verlust<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

Hamas-PA Einheit? - Ein ferner Traum<br />

ihrer Familienmitglieder, die ermordet oder<br />

gefoltert wurden oder ihre Stellen verloren,<br />

müssten ebenfalls gelöst werden, wenn eine<br />

Versöhnung zustande kommen soll.<br />

Andere fundamentale Probleme weisen auf<br />

weitere unrealistische Möglichkeit einer<br />

Versöhnung hin. Es geht um die Artikel 13<br />

und <strong>27</strong> der Hamas Charta von 1988.<br />

Artikel 13 sagt: „Es gibt keine Lösung für<br />

die palästinensische Frage, ausser den Jihad.<br />

Alle Initiativen, Vorschläge und internationale<br />

Konferenzen sind Zeitverschwendungen und<br />

vergebliche Bemühungen.“<br />

<strong>Die</strong> Hamas wird sich wohl kaum damit einverstanden<br />

erklären, Teil einer Regierung zu<br />

bilden, die versucht, die UNO im September<br />

darum zu bitten, einen palästinensischen<br />

arabischen Staat auszurufen in nur 5 % des<br />

Palästinas von 1926. <strong>Die</strong>ses Ziel aufzugeben,<br />

nämlich die Souveränität über 100 % des<br />

ehemaligen Palästinas zu erhalten, würde<br />

die Raison d’etre der Hamas ihrer Existenz<br />

berauben.<br />

Artikel <strong>27</strong> stellt sogar noch ein grösseres<br />

Problem für die fragliche Versöhnung dar,<br />

indem er klar macht, dass die Hamas sich<br />

gegen einen säkularen Staat Palästina stellt,<br />

wie er von der PLO befürwortet wird: „Der<br />

Säkularismus widerspricht der religiösen<br />

Ideologie vollkommen. Jedes Verhalten und<br />

jeder Entscheide entstammt der Ideologien.<br />

Bei allem Verständnis für die PLO – und ohne<br />

ihre Rolle im arabisch-israelischen Konflikt<br />

gering zu schätzen - ist dies der Grund, weshalb<br />

es uns unmöglich ist, die Gegenwart oder<br />

Zukunft des islamischen Palästinas durch die<br />

säkulare Idee zu ersetzen. <strong>Die</strong> islamische<br />

Natur Palästinas ist Teil unserer Religion,<br />

und wer immer seine Religion leicht nimmt,<br />

ist ein Verlierer. An dem Tag, da die PLO den<br />

Islam als Lebensweg anerkennt, werden wir<br />

ihre Soldaten sein und Brennstoff für ihr Feuer<br />

bilden, um damit die Feinde zu verbrennen.“<br />

<strong>Die</strong>se beiden entgegen gesetzten Ansichten<br />

in einer einheitlichen Regierung zu verbinden<br />

scheint unmöglich. Der Disput, wer Premierminister<br />

sein wird, verblasst im Vergleich<br />

damit.<br />

A-7<br />

Sechs Jahre später:<br />

Lektion des Gaza Rückzugs in Hinblick<br />

auf die Westbank<br />

VON L. GRADSTEIN<br />

Jisrael Medad erinnert sich an die Zier, als nur<br />

acht Familien in den rotbedächerten Häusern<br />

der jüdischen Siedlung Shiloh tief in den<br />

Hügeln der Westbank wohnten. Nun leben<br />

dort etwa 2500 Israelis, und Schiloh verfügt<br />

über Spielplätze, Schulen und eine Jeschiwa.<br />

<strong>Die</strong> roten Dächer erstrecken sich nun über<br />

mehrere Hügel, und es werden noch immer<br />

neue Wohnhäuser gebaut. Unten am Hügel<br />

befindet sich die archäologische Ausgrabung<br />

des biblischen Schiloh, wo das Mischkan<br />

erbaut war.<br />

Schiloh wird oft als eine der Siedlungen zitiert,<br />

die bei einem Friedensabkommen mit den


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

Palästinensern wahrscheinlich aufgegeben<br />

wird. Sie befindet sich relativ isoliert etwa 45<br />

km nördlich von Jerusalem, und auf halbem<br />

Weg zwischen den palästinensischen Städten<br />

Ramallah und Nablus.<br />

Da es jedoch in den israelisch-palästinensischen<br />

Verhandlungen nur wenig Bewegung<br />

gibt, wird Schiloh wahrscheinlich nicht so<br />

bald verschwinden. Auch auf lange Sicht<br />

wird jede Diskussion über die Auflösung<br />

jüdischer Siedlungen in<br />

der Westbank von Israels<br />

Erfahrung vor sechs<br />

Jahren beeinflusst, als<br />

nach der Entfernung von<br />

9000 Siedlern aus ihren<br />

Häusern im Gazastreifen<br />

die Übernahme des Gazastreifens<br />

durch die Hamas<br />

und Raketenangriffe auf<br />

Israel folgten.<br />

„<strong>Die</strong> Vertreibung aus<br />

Gaza sollte als Warnung<br />

vor jeglichem Rückzug<br />

aus Judäa und Samaria<br />

dienen“, sagte Hamutal<br />

Cohen vom Komitee für<br />

die Bürger von Gusch<br />

Katif, des einst grössten<br />

Blocks jüdischer Siedlungen<br />

in Gaza. „<strong>Die</strong><br />

Regierung versagte bei<br />

den 9000 Siedlern vollkommen. Wie soll sie<br />

mit mehreren Zehntausend fertig werden?“<br />

Nur 20% der 1700 Familien, die gezwungen<br />

waren, Gaza zu verlassen, sind laut dem<br />

Komitee inzwischen in permanente Heime<br />

eingezogen. Viele, insbesondere Bauern,<br />

konnten noch keine Arbeit finden. „Das<br />

Trauma und die Krise, welche diese Leute<br />

sechs Jahre später noch immer erdulden, kann<br />

nicht wieder gutgemacht werden.“, sagt auch<br />

Danny Danon, ein Knessetmitglied der Likud<br />

Partei. „Ehen zerbrachen und viele Kinder<br />

haben die Schule verlassen. <strong>Die</strong> Leute leben<br />

noch immer wie Flüchtlinge.“<br />

Es besteht in Israel eine umfangreiche Debatte,<br />

ob der Rückzug aus Gaza, den der damalige<br />

Premierminister Ariel Sharon im August 2005<br />

durchführte, strategisch ein Fehler oder ein<br />

Erfolg war. Einerseits musste sich Israel nicht<br />

länger mit den täglichen Sicherheitssorgen<br />

befassen, die der Schutz der 9000 Juden<br />

in Gaza bereitete. Und an diplomatischer<br />

Front beendete Israels Rückzug die formelle<br />

Besetzung des Küstenstreifens, der 1967<br />

von Ägypten erobert, jedoch von Israel nie<br />

annektiert worden war.<br />

Anderseits übernahm die Hamas ein Jahr nach<br />

dem israelischen Rückzug die Kontrolle über<br />

Gaza, und das Raketenfeuer von Gaza aus nach<br />

Südisrael nahm dramatisch zu. Ende 2008<br />

unternahm Israel einen dreiwöchigen Krieg,<br />

um das Raketenfeuer in Griff zu bekommen,<br />

was eine internationale Verurteilung seiner<br />

Kriegsaktionen zur Folge hatte. Während der<br />

7<br />

letzen drei Jahre behaupteten palästinensische<br />

Vertreter, dass die israelische Blockade des<br />

Gazastreifens, die kürzlich etwas gelockert<br />

wurde, de facto eine Fortsetzung der Besetzung<br />

bedeute.<br />

Danon sagt, der Gaza Rückzug sei ganz klar<br />

ein Fehler gewesen, und ein Rückzug aus der<br />

Westbank würde sogar ein noch grösserer<br />

Fehler sein. Unter Bezug auf die Bedrohung<br />

durch Raketen, bemerkte er, dass ein israeli-<br />

scher Rückzug - sogar nur aus einem Teil der<br />

Westbank - Zentralisrael, Inklusive Tel Aviv,<br />

Jerusalem und den Flughafen Ben Gurion<br />

in den palästinensischen Raketenbereich<br />

bringen würde.<br />

„<strong>Die</strong> Leute in Israel wären bereit, für einen<br />

echten Frieden einen teuren Preis zu bezahlen,<br />

doch fühlen sie sich betrogen“, sagte Danon.<br />

„Sie finden, es sei alles umsonst gewesen.“<br />

Zudem gibt es auch die militärische Herausforderung,<br />

die jeglichem Rückzug aus der<br />

Westbank anhaftet. Während des Abzugs<br />

aus dem Gazastreifen nahmen in Israel Viele<br />

an, dass Soldaten und Generäle sich weigern<br />

könnten, die Befehle, Siedler aus dem Gazastreifens<br />

zu vertreiben, auszuführen. So etwas<br />

geschah jedoch nicht in grossem Ausmass,<br />

und die meisten Soldaten taten ihre Arbeit.<br />

<strong>Die</strong> wenigen, die diesen Auftrag aus Gewissensgründen<br />

nicht erfüllen wollten, wurden<br />

stillschweigend entschuldigt.<br />

Ein Rückzug aus der Westbank aber könnte<br />

anders aussehen. Erstens würde die Zahl<br />

von Siedlern, deren Orte von Israel zurückgegeben<br />

würde, mehr als 80'000 Personen<br />

überschreiten.<br />

Heute leben schätzungsweise etwa 320'000<br />

Juden in Westbanksiedlungen, abgesehen von<br />

Ostjerusalem, das von Israel annektiert wurde.<br />

Jossi Klein Halevi, ein Journalist und Mitglied<br />

des Shalom Hartman Instituts sagt,<br />

die Unterstützung jüdischer Siedler in der<br />

Westbank sei zu einem „generellen Trend“<br />

in Israel geworden, was bei den Gaza Sied-<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

lungen nicht der Fall gewesen war. „Zwei<br />

Generationen sind in Israel aufgewachsen,<br />

welche die Siedlungen nicht nur einfach als<br />

Teil Israels betrachten, sondern als das Herz<br />

Israels“, erklärte Halevi. „Jeder Rückzug aus<br />

der Westbank hätte bei den Soldaten eine<br />

Massenverweigerung zur Folge, die Befehle<br />

auszuführen, und ich mache mir grosse Sorgen<br />

über die Fähigkeit des Militärs, weiterhin eine<br />

effektive Kampfkraft zu bleiben.“<br />

Halevi schätzt, dass jüdische<br />

Siedler und deren Anhänger<br />

40 % einiger Kampfeinheiten<br />

ausmachen. Ein israelischer<br />

Armeesprecher sagte, die<br />

israelische Armee gebe keine<br />

Zahlen „über ein solch empfindliches<br />

Thema“ bekannt.<br />

<strong>Die</strong>se jungen Männern sind<br />

ihren Rabbinern auch äusserst<br />

treu. Als die israelische<br />

Polizei letzte Woche Rabbi<br />

Dov Lior aus der jüdischen<br />

Siedlung Kiryat Arba zum<br />

Verhör wegen Aufhetzung<br />

zum Rassismus festnahm,<br />

blockierten Hunderte Jugendliche<br />

in Jerusalem die<br />

Strassen und stiessen mit<br />

der Polizei zusammen. Sollte<br />

Raw Lior also eine Entscheidung<br />

heraus geben, dass es<br />

verboten sei, Juden zum Verlass jüdischer<br />

Siedlungen in der Westbank zu zwingen,<br />

werden viele jüdische Soldaten sich hin und<br />

her gerissen fühlen.<br />

Gerschon Baskin vom israelisch-palästinensischen<br />

Forschungs- und Informationszentrum<br />

sagt, dass diese Befürchtungen übertrieben<br />

seien und die meisten religiösen Soldaten den<br />

Befehlen der Armee, und nicht denjenigen<br />

ihrer Rabbiner, folgen würden. „Israel ist ein<br />

Staat, in dem das Gesetz herrscht“, sagte er.<br />

„Wenn es einen demokratischen Entscheid<br />

gibt, der als legitim gilt und von der Knesset<br />

unterstützt wird, und vielleicht von einem<br />

Referendum gestützt wird, wird die Öffentlichkeit<br />

sich nicht hinter irgendwelche Siedler<br />

stellen, die das Gesetz in die eigenen Hände<br />

nehmen und Gewalt anwenden.“<br />

„Aber es wird viel traumatischer als der<br />

Rückzug aus dem Gazastreifen sein. Wenn<br />

die Leute aber davon überzeugt sind, dass<br />

der Friede echt sein wird und der Rückzug<br />

aus den Siedlungen stufenweise über eine<br />

längere Zeit hinweg stattfindet“, würden sie<br />

diesen unterstützen, meint er.<br />

Es ist nicht klar, ob Juden, die in Siedlungen<br />

wie Schiloh leben, die Möglichkeit haben<br />

werden, unter palästinensischer Souveränität<br />

dort zu bleiben und ob sie dort bleiben wollten.<br />

Einige palästinensische Vertreter, inklusive<br />

PA Premierminister Salam Fayyad, hatten<br />

diese Idee begrüsst, doch hat PA Präsident<br />

Mahmoud Abbas Bedenken darüber geäussert.<br />

JTA


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Vor einigen Tagen wurden auf Jerusalems<br />

Olivenberg Friedhof erneut Dutzende von<br />

Gräbern beschädigt. <strong>Die</strong>s war der jüngste<br />

einer ganzen Serie von Angriffen auf den<br />

ältesten benutzten Friedhof des Judentums.<br />

Der Schaden folgte dem Vandalismus, der<br />

auf dem Friedhof am<br />

„Nakba Tag“ stattfand.<br />

Während Ausschreitungen<br />

warfen<br />

Palästinenser grosse<br />

Steine und Felsbrocken<br />

auf Gräber,<br />

wobei mindestens<br />

15 beschädigt oder<br />

zerstört wurden.<br />

<strong>Die</strong> Angriffe auf<br />

jüdische Gräber sind<br />

ein Ausdruck der<br />

islamischen Besessenheit<br />

im Bezug auf<br />

die jüdische Präsenz<br />

in Israel.<br />

Im Mittelalter pfl egten<br />

Pogrome und<br />

Schändungen jüdischer<br />

Friedhöfe<br />

einher zu gehen.<br />

Während der Kristallnacht<br />

von 1938<br />

waren jüdische<br />

Friedhöfe in manchen Gegenden die begehrtesten<br />

Entweihungsobjekte. Auch in der<br />

Sowjetunion wurden die jüdischen Gräber oft<br />

im Verlauf der zahlreichen antisemitischen<br />

Wellen zerstört.<br />

1929, nach dem Pogrom, der die gesamte jüdische<br />

Bevölkerung von Chevron auslöschte,<br />

zerstörten die Araber den lokalen jüdischen<br />

Friedhof. 1948 zerstörten die Jordanier das<br />

jüdische Quartier von Chevron vollkommen,<br />

RIA-BODENBELÄGE<br />

Seefeldstrasse 175 - 8008 Zürich<br />

Tel. 044 382 30 30 Fax 044 382 31 31<br />

8<br />

entweihten den Friedhof und bauten über den<br />

Ruinen der Avraham Avinu Synagoge einen<br />

Tierstall.<br />

Es gibt auf dem Olivenberg schätzungsweise<br />

150'000 Gräber, in denen Juden seit biblischen<br />

Zeiten begraben wurden. <strong>Die</strong>ser Friedhof war<br />

immer ein Hauptziel des antisemitischen Hasses.<br />

Zu den grossen Persönlichkeiten, die dort<br />

begraben sind, zählen die Propheten Secharia,<br />

Malachi und Chagai und bekannte Rabbiner.<br />

Übersät von Grabsteinen ist der Olivenberg<br />

die Ruhestätte Tausender Juden, von unbekannten<br />

„Bettlern“ bis hin zu ehemaligen<br />

Premierministern. <strong>Die</strong> ersten Gräber, die bei<br />

Ausgrabungen gefunden wurden, sind über<br />

2600 Jahre alt und stammen lange vor aus der<br />

Zeit der moslemischen Eroberung Jerusalems.<br />

Als Jordanien die Gegend von 1948 bis 1967<br />

beherrschte, baute es ein Hotel und eine Strasse<br />

über den Olivenberg, wobei viele Gräber<br />

entweiht wurden. <strong>Die</strong> Jordanier benützten die<br />

zerbrochenen Grabsteine und raubten noch<br />

weitere, um damit die Latrinen des Hotels<br />

Intercontinental zu bauen. Das Hotel ruht<br />

wahrscheinlich auf Grabgelände. 1968, ein<br />

Jahr, nachdem Jerusalem unter israelischer<br />

Herrschaft wieder vereint war, wurde Reste<br />

geplünderter Gräber in ein Massengrab auf<br />

dem Olivenberg geschüttet. Ein zweites<br />

Massengrab enthält Zivilisten, die während<br />

der Belagerung der Altstadt Jerusalems 1948<br />

fi elen.<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

Juden dürfen nicht in Frieden ruhen<br />

<strong>Die</strong> Entweihung jüdischer Friedhöfe als<br />

Zeichen des Antisemitismus<br />

In den letzten Jahren konnten auf dem Olivenberg<br />

2000 von schätzungsweise 40'000<br />

Gräbern, die vor 1967 unter jordanischer Herrschaft<br />

zerstört wurden, restauriert werden.<br />

Der Vandalismus am Olivenberg nahm während<br />

und nach dem ersten palästinensischen<br />

Aufstand von 1988 zu.<br />

<strong>Die</strong> Jugendlichen, die<br />

festgenommen wurden,<br />

wiederholten das beliebte<br />

palästinensische Argument,<br />

dass der Friedhof<br />

arabischer Besitz sei.<br />

Während der zweiten Intifada<br />

wurde der Friedhof<br />

verlassener denn je.<br />

Immer weniger Familien<br />

begruben ihre Lieben dort,<br />

weniger Familien suchten<br />

ihn auf und es gab nur<br />

spärlich Touristen. <strong>Jüdische</strong><br />

Freiwillige fanden<br />

2001 die Überreste von fast<br />

zwei Dutzend 400-jähriger<br />

Grabsteine unter einem<br />

Abfallhaufen im Silwan<br />

Quartier, das sich neben<br />

dem Friedhof befi ndet.<br />

Ausser der Mearat Hamachpela,<br />

in der unsere<br />

Vorväter und –mütter begraben<br />

sind, gibt es in Chevron auch das Grab<br />

von Otniel Ben Kenas, dem ersten Richter,<br />

das von Avner Ben Ner, dem General und<br />

Vertrauten Schauls und Davids; und die Gräber<br />

von Ruth und Jischai.<br />

Eine arabische Bande griff im Jahr 2000 das<br />

Josef Grab in Schechem an, malte den Dom<br />

des Grabbaus grün an (die Farbe des Islam)<br />

und verbrannte die jüdischen Bücher. Josefs<br />

Grab, das sich gemäss Olsoer Abkommen unter<br />

israelischer Militärkontrolle befand, wurde<br />

von Hunderten Palästinensern angegriffen, die<br />

Steine, Feuerbomben und Flaschen warfen,<br />

und von palästinensischen Polizisten, die auf<br />

die israelischen Soldaten schossen. Sechs<br />

israelische Soldaten wurden 1996 ermordet.<br />

Mehrere Angriffe und Schiessereien fanden<br />

auch am Kewer Rachel statt, dem kleinen<br />

Steingebäude am Eingang zu Bethlehem.<br />

Bei Ausbruch der zweiten Intifada griffen<br />

Palästinenser im Jahr 2000 das Rachel Grab<br />

nochmals an, und während 41 Tagen war Juden<br />

der Zugang dort hin wegen der Schiessereien<br />

unmöglich.<br />

Der Krieg über jüdische Gräber wurde auch<br />

in westlichen Foren ausgekämpft. Am 21.


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

Oktober 2010 erklärte die UNESCO, die<br />

UNO Organisation für Wissenschaft und<br />

Kultur, dass das Rachel Grab eigentlich die<br />

„Bilal ibn Rabah Moschee“ sei – womit eine<br />

palästinensische Lüge gutgeheissen wurde.<br />

<strong>Die</strong> arabische Besessenheit, jüdische Gräber<br />

nieder zu reissen, erinnert an den Nihilismus<br />

der Nazis, die jüdischen Friedhöfe im besetzen<br />

Europa zu zerstören. Nach den Lebenden verbrannte<br />

die Nazi Maschinerie das Andenken<br />

an die Toten. In Warschau verbrannten die<br />

Deutschen sogar die Unterlagen des alten<br />

Friedhofs, damit niemand wirklich wissen<br />

konnte, wie viele Juden jemals in der Stadt<br />

gelebt hatten.<br />

Gräber hinterlassen eine Glied der goldenen<br />

Kette jüdischer Existenz und das, den unsichtbaren<br />

Kontakt zwischen derjenigen, die am<br />

Leben, tot oder noch ungeboren sind.<br />

Kein Wunder, dass sie so sehr Ziel von Angriffen<br />

sind A-7<br />

i S r A e L A K T U e L L<br />

<strong>Die</strong> Regierung genehmigte den<br />

Gesetzvorschlag zur Verlängerung<br />

der Sommerzeit gemäss der Empfehlung des<br />

professionellen Komitees auf durchschnittlich<br />

193 Tage statt der bisher 182 Tage. <strong>Die</strong> neue<br />

Sommerzeit wird jedes Jahr am letzten Freitag<br />

des Monats März beginnen und bis zum Sonntag<br />

der Woche nach dem 1. Oktober dauern.<br />

Das elfjährige Kind Nachman Natan<br />

Dunner, das vor einem halben Jahr in einem<br />

Wasserreservoir am Javniel Berg versank,<br />

ist entgegen ärztlicher Prognosen aus seiner<br />

Bewusstlosigkeit erwacht. Das Kind wurde<br />

seinerzeit ohnmächtig mit einem Helikopter<br />

ins Haifaer Rambam Spital gefl ogen. Dort<br />

wurde er vom lokalen Ärzteteam empfangen,<br />

das nach kurzer Zeit bereits die Wiederbelebungsversuche<br />

aufgab. Der Stationsarzt<br />

sagte den Eltern, das Kind würde vielleicht<br />

erwachen, wenn ihm auf der Handfl äche Haare<br />

wachsen würden. Vor einigen Wochen erwachte<br />

der Knabe im Spital zur Überraschung der<br />

Ärzte. <strong>Die</strong>sen Schabbat kam Nachman Naten<br />

Dunner zu seiner Familie nach Hause.<br />

Elad. Ein kleines Kätzchen blieb in einem<br />

Rohr stecken, das an den Kehrichtraum eines<br />

Wohnhauses angeschlossen ist, und konnte<br />

nicht mehr hinaus. Stundenlang jaulte es. <strong>Die</strong><br />

Feuerwehr, die alarmiert wurde, versuchte<br />

zwei Stunden lang vergeblich, das Tier zu<br />

befreien. Um dies zu erreichen, sagten sie,<br />

müsse man die Wand aufbrechen. Ein Freiwilliger<br />

des „Ichud Hazala“ ging zum Rav der<br />

Stadt, Rabbi Schlomo Salman Grosman, um<br />

ihn zu fragen, was zu tun sei. Der Rav erwi-<br />

9<br />

derte, es sei gestattet, öffentliche Geldmittel<br />

zu verwenden, um die Qual von Tieren zu<br />

vermeiden. <strong>Die</strong> Freiwilligen brachten einen<br />

Presslufthammer, und nach einiger Anstrengung<br />

gelang es ihnen, die verstörte Katze zu<br />

befreien, die am ganzen Körper verwundet<br />

war. Freiwillige des „Ichud Hazala“ liessen<br />

der Katze erste Hilfe zukommen und der städtische<br />

Veterinär brachte sie in die Tierklinik<br />

nach Tel Aviv.<br />

Der Reporter Jair Lapid, der Sohn von<br />

Tommy Lapid von der Schinui Partei, sagte<br />

während einer Rede, die er vor charedischen<br />

Schülern eines Instituts für professionelle<br />

Bildung hielt: „Das war ein hundertjähriger<br />

Kampf. Wir dachten von euch, dass ihr ins<br />

Museum gehört, als eine seltene und veraltete<br />

Gattung, die man beschützen muss, damit man<br />

die Enkel hin bringen und diesen zeigen kann:<br />

Seht ihr, Kinder, so sieht ein Jude aus! Aber<br />

ihr habt gesiegt.“ Seinen Worten gemäss ist<br />

es die Pfl icht der Charedim als Sieger, die<br />

säkularen Verlierer zu berücksichtigen. Aber<br />

das Eingeständnis eines säkularen Irrtums ist<br />

an sich schon eine Neuerung.<br />

Der französische Botschafter in<br />

Israel, Christophe Bigot, besuchte Rav<br />

A.L.Steinman. An dem Treffen nahm auch<br />

der Vorsitzende des Finanzkomitees , Knessetmitglied<br />

Mosche Gafni teil. Im Verlauf des<br />

Treffens wandte sich Rav Steinman mit der<br />

Bitte an den Botschafter, sich in die Angelegenheit<br />

der jüdischen Schechita in Frankreich<br />

einzumischen. Er erklärte ihm, dass die jüdische<br />

Schechita diejenige sei, die das Leid des<br />

Tieres wesentlich vermindert und dass die Tora<br />

äussersten Wert auf die Vermeidung der Qual<br />

von Tieren legt. Er bat, dafür zu sorgen, dass<br />

zumindest sein Land, Frankreich, die Juden<br />

nicht einschränkt.<br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe WeLT<br />

Kalifornien. Panik herrschte unter den<br />

Zugpassagieren auf der Reise von Kalifornien<br />

nach Chicago, als im Zug plötzlich die<br />

Notbremse getätigt wurde und sie sich durch<br />

die Türen hinaus drängten. Mitten in der Fahrt<br />

hielt der Zug kreischend an, weil angeblich<br />

ein Anschlag befürchtet wurde. Es stellte sich<br />

heraus, dass ein charedischer Jugendlicher am<br />

Ende eines Waggons neben dem Durchgang<br />

Tefi llin legte. Ein nichtjüdischer Passagier, der<br />

noch nie so etwas gesehen hat, erschrak und<br />

dachte, es handle sich um einen Terroristen,<br />

der den Zug in die Luft zu sprengen gedachte.<br />

Der Passagier zog die Notbremse. Der Junge<br />

wurde vom Zug geführt. Erst nachdem er<br />

die Sache mit den Tefi llin und den Bändern<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

aufgeklärt hatte, durfte er wieder einstigen.<br />

USA. Das New Yorker Föderalgericht verurteilte<br />

drei amerikanische Bürger, die geplant<br />

hatten, Synagogen in die Luft zu sprengen<br />

und Flugzeuge der amerikanischen Luftwaffe<br />

abzuschiessen, zu 25 Jahren Zuchthaus.<br />

Es handelt sich um James Cromitie, David<br />

Williams und Onta Williams, die selbständig<br />

und ohne jegliche Verbindung zu irgend einer<br />

Terrororganisation handelten. FBI-Agenten<br />

lieferten den dreien zwei Scheinbomben,<br />

die angeblich mit plastischem Sprengstoff<br />

C4 geladen waren. Im Verlauf des Versuchs,<br />

diese in zwei Synagogen in Riverdale in der<br />

Bronx zu detonieren, wurden die drei am 20.<br />

Mai 2009 festgenommen. Sie wurden auch der<br />

Planung schuldig gesprochen, Boden-Luft-<br />

Raketen der Marke „Stinger“ auf startende<br />

und landende Flugzeuge der amerikanischen<br />

Luftwaffe abzuschiessen. Im letzen Monat<br />

wurden noch zwei weitere Personen festgenommen,<br />

die der Planung von Anschlägen auf<br />

Synagogen in New York verdächtigt wurden.<br />

Einen Monat zuvor wurde ein Obdachloser<br />

unter dem Verdacht festgenommen, einen<br />

Bombenanschlag auf eine Synagoge in Kalifornien<br />

durchgeführt zu haben.<br />

Ukraine. <strong>Die</strong> Grundmauern des Grabs von<br />

Rabbi Elasar Nissan Teitelbaum sZ“l von<br />

Drahawitsch sind gefunden worden, die sich<br />

auf dem alten Friedhof in der Westukraine<br />

in einer Stadt befi nden, die heute Drugowitz<br />

heisst. Der Friedhof war im Zweiten Weltkrieg<br />

von den Nazis zerstört worden und die<br />

Spuren des Grabes waren verschwunden.<br />

Auf diesem Friedhof wurden noch weitere<br />

Zaddikim und Gedolim wie Rabbi Jekutiel<br />

Salman Segal, der Av Bet Din von Drahawitsch,<br />

Rabbi Jizchak Chayut, der Av Bet<br />

Din von Skalia und als „Sera Jizchak bekannt,<br />

Rabbi Ascher (der zweite) von Karlin, Rabbi<br />

Elijahu Druhowitsch, der Schüler des Chose<br />

Milublin und andere mehr begraben. Alle<br />

Gräber wurden bis auf die Grundmauern<br />

abgerissen. <strong>Die</strong> sensationelle Entdeckung<br />

hat in der Gemeinschaft bereits hohe Wellen<br />

geschlagen, insbesondere bei den Satmarer<br />

Chassidim. In nächster Zeit wird man mit<br />

der Errichtung neuer Grundmauern für die<br />

Grabstätte beginnen.<br />

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

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6. - 13. Tamus<br />

8. - 15. Juli<br />

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Agudas Achim 20.00 19.30 8.30 18.00 22.25 800/30 6.45 18.00/45 20.40 20.00 19.30<br />

21.20 8.45 21.15 900/30 700/30 20.25 22.15 21.15<br />

usw. 800/30 21.30 22.30<br />

IRG Zürich 19.50 19.50 7.30 18.00 22.25 7.00 615/45 20.00 21.30 19.50 19.50<br />

8.30 8.00 7.00 20.30 22.15<br />

Machsike Hadass ZH 19.55 19.25 8.30 21.10 22.25 8.00 7.00 21.45 22.25 19.50 19.20<br />

ICZ 19.45 19.45 9.00 21.20 22.25 8.45 7.00 18.15 19.45 19.45<br />

Bels 20.00 20.00 9.00 21.28 22.38 21.15 22.30 20.00 20.00<br />

Brunau 20.00 19.30 9.15 1800/2115 22.25 8.00 7.00 22.15 20.00 19.30<br />

Chabad 19.55 19.55 9.30 21.05 22.25 8.15 7.00 21.10 22.00 19.55 19.55<br />

Esra Chabad 19.45 9.30 22.25 19.45<br />

Gur 19.55 19.30 8.00 20.50 22.25 8.00 7.00 20.50 22.20 19.55 19.30<br />

Jeschiwa LeZe’irim 19.30 8.00 20.00 22.25 7.40 7.40 15.00 21.30 19.30<br />

Mendel-Heim 19.50 19.50 9.30 19.00 22.25 19.50 19.50<br />

Sichroin Moische 20.00 19.30 9.00 1800/2055 22.25 20.55 22.15 20.00 19.30<br />

Sikna 19.50 19.30 9.00 21.40 22.25 8.00 7.00 19.50 19.30<br />

Wollishofen 19.50 19.25 8.45 21.10 22.25 8.00 6.45 20.35 19.50 19.20<br />

Isr. Kultusgem. Baden 19.50 19.30 9.30 22.16 19.50 19.30<br />

IRG Basel 20.00 20.00 8.30 18.00 22.21 715/830 6.30 19.40 20.00 20.00<br />

IGB Basel 19.55 19.55 8.30 21.41 22.21 7.45 6.45 19.55 19.55 19.55<br />

Machsike Hadass GE 20.00 19.30 9.00 21.00 22.22 8.00 7.00 20.00 20.20 20.00 19.30<br />

Margoa Lengnau 19.50 8.30 22.25 19.50<br />

JG Luzern 19.55 19.55 8.30 18.00 22.22 7.45 7.15 21.10 19.55 19.55<br />

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Juli Tamus<br />

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So.<br />

Mo.<br />

Di.<br />

Mi.<br />

Do.<br />

Fr. ganze Nacht auf Fr. k“ezx<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

Ferienminjen:<br />

Adelboden: 12. - 30. August, H.Schneck,<br />

0044 7966 203750<br />

Bivio: Minjan gesucht. Info: 079 6789 610<br />

Celerina: Schabbesminjen: 13.August - <strong>27</strong>.<br />

August Tel: 078 766 02 02<br />

Davos-Platz: Holand House, Symondstr. 11,<br />

4. Juli-11.Sept., R. u. H. Mosbacher.<br />

Flims: Minjanmänner gesucht, 044 202 16<br />

71, 076 367 16 71, Gast.<br />

Grindelwald: nach T.b‘Aw 079 220 52 71.<br />

La Punt: Minjenmänner gesucht, vom 7.-28.<br />

August. 079 567 1201.<br />

Lenzerheide: nach Tischo beAw, Info bei<br />

Levin, 044 451 78 87.<br />

Pontresina: nach T.b‘Aw 079 220 52 71.<br />

Saas Balen: 14.-29. aug. Info 079 429 08 03.<br />

Saas Fee: ab 30. Juli-30. August. Justin Meyer<br />

079 645 7885.<br />

Saas Grund vom 7.8.2011 bis 28.8.2011 Info<br />

079 400 92 <strong>27</strong>.<br />

St. Moritz: Minjen-Männer gesucht 7.-21.<br />

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Zermatt Region: Minjan gesucht 17.-20.Juli,<br />

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Zermatt-Winkelmatten: Minjen Männer<br />

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Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe FAMiLie<br />

Wir wünschen cuy kzn<br />

zur Geburt von:<br />

Sohn von Ron und Tamar Muallem-<br />

Selig, Zürich.<br />

zur Barmizwe von:<br />

Menachem Dovid, Sohn von Herrn und<br />

Frau Gabi Kahn-Gluckstadt, Manchester<br />

(Enkel von Frau Felice Kahn, Zürich), Parschas<br />

Bolok, 9. Juli, Machsikei Hadass,<br />

Manchester.<br />

Aron, Sohn von Raw Chajm-Josef<br />

(Jochaj) und Rifky Adler-Bondi, Jeruscholajim<br />

(Urenkel von Frau F. Goldmann,<br />

Zürich), Parschas Bolok, 9. Juli,<br />

Jeruscholajim.<br />

zur Verlobung von:<br />

Aron Friedmann, London, mit Libby<br />

Eiger, Zürich.<br />

zur Chassene von:<br />

Nute Müller, Zürich, mit Laiele Klein,<br />

Antwerpen, 10. Tamus/12. Juli, Bais<br />

Rachel Hall, Antwerpen.<br />

Joinessen Elieser Zwiebel, London,<br />

mit Chani Leitner, Manchester, 12. Tamus/14.<br />

Juli, Bejs Jaakow Broom Lane,<br />

Salford.<br />

zum Geburtstag von:<br />

90 Jahre: Frau Chaje Sore Erlanger,<br />

Luzern.<br />

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hat Ksav Kabole vom Bes-Din von Raw<br />

Wosner schlite, als Zeugnis, dass er für<br />

diese Arbeit geeignet ist.<br />

weilt vom 11. - 22.Juli in Zürich.<br />

Sie erreichen ihn unter Tel. 076 218 70 04.<br />

11<br />

Letzte Meldungen<br />

für “<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> Familie”<br />

bis Mittwoch 20.00 Uhr<br />

mail: djz.bloch@gmail.com<br />

s“xc<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

s“xc<br />

Herr und Frau<br />

Herr und Frau<br />

David Beck<br />

Moishe A. Klein<br />

Manessestr. 96, Zürich Lamorinierestr. 155, Antwerpen<br />

freuen sich, Sie zur Chassene ihrer Kinder<br />

Nute h“b<br />

und Laiele 'hj,<br />

herzlich einzuladen.<br />

Chuppe: <strong>Die</strong>nstag, 12. Juli, 16.30 Uhr, Bais Rachel Hall, Antwerpen<br />

8.30 vgac ,hrja ,khp, ekc ,arp asue ,cac v“ht vru,k vhkgv<br />

9. Juli, Bejs Hamedresch Machsike Hadass, Anwandstr. 59, Zürich.<br />

vkhp,v rjt tcr taushe<br />

<strong>Jüdische</strong> Schule Zürich<br />

Wir freuen uns Eltern, Grosseltern,<br />

Verwandte und Bekannte herzlich einzuladen, zur<br />

Abschlussfeier der 3. Sekunderklasse<br />

<strong>Die</strong>se fi ndet v“ht am Donnerstag, 12. Tamus / 14. Juli, 19.30 Uhr<br />

im Gemeindesaal der IRG, Brandschenkesteig 14, statt.<br />

Wir bitten Sie, keine Babies und Kleinkinder mitzubringen.<br />

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Die</strong> JüDiSCHe GeMeinDe<br />

Zürich. Owois uBonim. Anwand:<br />

Schab.20.10h, Bels:Schab. 20.40h, Brunau:<br />

Erew Schab. 18.35h, Erika: Erew Schab.<br />

18.35 h, Schab.18.25 h, IRG:Erew Schabb.<br />

18.55h, Schab.18.25 h, Sichron Moische<br />

Schab. 18.30 h.<br />

Zürich. Chevras Noschim, N’schei<br />

Agudas Achim. Wir freuen uns, alle<br />

Damen und Mädchen zu einem Vortrag von<br />

Herrn S. Schol herzlich einzuladen. <strong>Die</strong>ser fi ndet<br />

אי״ה diesen Shabbes, Parsches Bolok, um<br />

18.30 im Gemeindehaus, Brandschenkesteig<br />

14, statt. Wir hoffen, Sie alle recht zahlreich<br />

begrüssen zu dürfen und heissen auch Gäste<br />

ganz herzlich willkommen.<br />

Zürich.Gescher Ex Semmädchen.<br />

Wir freuen uns, Euch diesen Sonntag, 10.Juli,<br />

um 19:10 Uhr in der JSZ zu einem spannenden<br />

Schiur einzuladen. Auch neue Gesichter sind<br />

herzlich willkommen. Kosten 3.- Sfr.<br />

12<br />

Zürich. Chevras Noschim. Frau H.<br />

Weisz fährt nächsten Montagabend, den 11.<br />

Juli/9. Tamus mit ihren hochinteressanten<br />

Ausführungen zu Sefer Doniel fort. Wir lernen<br />

Perek 10. Der Schiur fi ndet ij“H in der<br />

Kantine Brandschenkestr. um 19.45 Uhr statt.<br />

Zürich. Jachad. Wir freuen uns, Sie zu<br />

einem anregenden Nachmittag einzuladen.<br />

Kommen Sie am <strong>Die</strong>nstag, 12. Juli/10. Tamuz,<br />

um 15.30 Uhr ins Foyer des Gemeindehauses<br />

der IRG, Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich.<br />

Wir präsentieren Ihnen einen spannenden<br />

Naturfi lm über die Wüste mit Anlehnung<br />

an das Sefer Bamidbor. Raw Macner wird<br />

anschliessend den Film dokumentieren und<br />

erläutern. Lassen Sie sich mit Kaffee und<br />

Kuchen verwöhnen und geniessen Sie die<br />

Gesellschaft von Freundinnen und Bekannten.<br />

Bitte melden Sie sich an, wir holen Sie auch<br />

gerne daheim mit dem Auto ab: Frau Janet<br />

Koschland - Tel. 044 206 30 05, Frau Sarah<br />

Gross - Tel. 044 201 05 00. Wir freuen uns<br />

schon den Nachmittag mit Ihnen verbringen<br />

zu dürfen.<br />

Zürich. Chewras Noschim und<br />

Gescher Ex Semmädchen . Hin-<br />

Zu den Schloschim von Jisroel Orzel sl.<br />

Wohl wussten wir um seine schwere<br />

Krankheit. Und doch kam seine Petira<br />

am Erev Schabbat „Schelach“ so unerwartet,<br />

so schnell und so plötzlich.<br />

Wir, seine Familie und Freunde, können<br />

es noch immer nicht fassen. Unser<br />

geliebter Jisroel ist nicht mehr da. In<br />

den Händen seines Bruders Esra ist er<br />

eingeschlafen und hatte die Sechija,<br />

schon knappe 4 Stunden später zur<br />

Kewura zu kommen. Ein erfülltes,<br />

aber teilweise auch tragisches Leben<br />

voller Prüfungen, hat im Alter von<br />

nur 68 Jahren sein Ende gefunden.<br />

Versuchen wir - in Pinselstrichen -<br />

ein Bild dieses aussergewöhnlichen<br />

Menschen und einer meiner innigsten<br />

Freunde zu zeichnen.<br />

Jisroel hatte keine leichte Jugend.<br />

Ein Aufenthalt im Kindesalter in<br />

Gateshead, mit strengen Regeln und<br />

weit weg von zu Hause, machten ihn nicht<br />

gerade glücklich. Im Alter von 15 Jahren<br />

verlor er nun seinen, uns allen unvergesslichen<br />

Vater, den Zaddik Hermann (Aron) Orzel. Es<br />

gelang der Witwe Esther Orzel, dank ihrer<br />

starken Persönlichkeit, allen 8 Kindern eine<br />

gute Erziehug zu gewähren, wobei ein Teil<br />

der Verantwortung auch auf dem ältesten der<br />

Brüder, Jisroel, lastete.<br />

Schon im Jugendalter zeigten sich bei ihm drei<br />

Merkmale, die ihn ein Leben lang begleiten<br />

sollten. Seine starke Liebe zu Limud Hatora,<br />

seine Liebe zu Kindern und Jugendlichen und<br />

sein Drang, in allen Lebenslagen den „Emet“<br />

zu erfahren.<br />

Aus seiner Ehe mit Anita geb. Gerstl aus<br />

London, entsprangen 4 Kinder, ein Sohn und<br />

drei Töchter, die alle zu prächtigen Familien,<br />

Jereim uSchlemim, heranwuchsen. An diesen<br />

Kindern, Enkeln und Urenkel hatte er viel<br />

Freude und Nachat, sie gaben ihm die Kraft,<br />

die letzten Jahre seiner schweren Krankheit<br />

seelisch ungebrochen durchzuhalten.<br />

Jisroel war zunächst als tüchtiger Geschäftsmann<br />

und Reisender in der Schmuckbranche<br />

tätig. Doch bald einmal widmete er sich<br />

daneben auch dem Handel mit Antiquitäten,<br />

insbesondere auch mit alten Sfarim und Büchern.<br />

<strong>Die</strong> erstaunlichen Fachkenntnisse hatte<br />

er sich zielstrebig ganz alleine angeeignet.<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

sichtlich der nahenden 3 Wochen laden wir<br />

alle Damen und Mädchen zu einem Workshop<br />

über das Bes Hamikdosch ein. - Einleitung<br />

zum Bau und geschichtlichen Hintergrund des<br />

Bhm“k - Zeitreise ins prächtige zweite Bes<br />

Hamikdosch–Bauweise und Funktion der<br />

Räumlichkeiten, Schilderung eines Tagesablaufs<br />

anhand schöner Illustrationen, Bilder,<br />

Plakate und Pläne - Schlussrede „ Sinn und<br />

Wichtigkeit unserer fast 2000jährigen Trauer<br />

um das Bhm“k“ Leitung:Herrn Ch. Grünfeld<br />

. Sonntag, den17. Juli/15.Tamus 5771um19.30<br />

pünktlich (Dauer ca. 2½ Stunden). Es fi ndet<br />

eine kleine Pause mit Erfrischungen statt.<br />

Ort:Foyer der IRGZ, Brandschenkesteig 14<br />

Gerne erwarten wir Sie recht zahlreich – Gäste<br />

sind herzlich willkommen.<br />

Basel. Aguda Frauen. Wir treffen uns<br />

am Schabbes Parschas Bolok um 18.30 Uhr im<br />

Thannereck, um 18.45 werden wir dann einen<br />

Schiur von Herrn S. Dzialoszynski hören.<br />

Basel. Aguda Frauen. Nächsten<br />

Mittwoch 13. Juli, 11. Tamus spricht unser<br />

vereehrter Row schlite um 20:15 Uhr im<br />

Thannereck zu uns.<br />

okug rfzk<br />

Sein Interesse für <strong>Jüdische</strong> Geschichte,<br />

insbesondere der Antike, schufen die<br />

Brücke zu „seinen“ alten, ehrwürdigen<br />

Sifre Kodesch und Taschmische<br />

Keduscha.<br />

Jisroel war auch ein Denker, der<br />

es liebte zu philosophieren und der<br />

versuchte manchen Kunden und<br />

Bekannten die richtige jüdische<br />

Weltanschauung beizubringen. Dabei<br />

war für ihn der Begriff von „Kiruw<br />

Rechokim“ ein zentraler Punkt im<br />

Leben. Sein „Hachnassat Orchim“,<br />

das offene, gastfreundliche Haus, das<br />

er zusammen mit – jibadla le‘chaim<br />

– seiner Frau Anita geführt hat, ist<br />

legendär. Zahlreiche Menschen haben<br />

dort einen echtjüdischen Schabbat<br />

erlebt, viele Gäste durften an einem<br />

Seder teilnehmen oder erstmals in<br />

einer Sukka sitzen.<br />

Vielleicht war gerade die Tatsache, dass er eine<br />

schwere Jugend erlebt hatte, der Auslöser und<br />

zündende Funke für seine grenzenlose Liebe<br />

zu Kindern und Jugendlichen. Unzählige<br />

Jeschiwa-Bachurim beschenkte er regelmässig<br />

mit Taschengeld um sie zu vermehrtem<br />

und fl eissigem Lernen anzuspornen. Er pfl egte<br />

ihnen zu sagen: „wenn ich schon nicht die<br />

Gelegenheit habe genügend zu lernen, mach<br />

Du es besser“. Bei organisierten Ausfl ügen<br />

oder Sportnachmittagen pfl egte er die ganze<br />

Buben-Schar nach Hause zu nehmen um sie<br />

dort mit Erfrischungen zu erfreuen. Natürlich<br />

war er ein herzensguter Vater. Auch noch so


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

müde, nach langer, anstrengender Woche auf<br />

Geschäftsreise, war er über das Wochenende<br />

voll und ganz für die Familie da. Der Schabbat<br />

mit Semirot, Fragen zur Parscha und einem<br />

Quiz, der Sonntag mit Ausfl ügen und Wanderungen,<br />

waren der Höhepunkt der Familie.<br />

Seine Wertschätzung für Limud Hatora (nicht<br />

umsonst ist er am Isru Chag, einen Tag nach<br />

Matan Tora von dieser Welt abberufen worden)<br />

war es auch die ihn bewogen, vielen<br />

Rabbanim und Rosche Jeschiwot bei ihren Aktionen<br />

aktiv mitzuhelfen. Keine Anstgrengung<br />

war zu viel und nichts unter seiner Würde.<br />

Er telephonierte für sie, fuhr sie herum und<br />

begleitete sie mit grosser Ehrfurcht.<br />

Eine besondere „Schwäche“ hatte er auch für<br />

jene Menschen, die im Leben einen schweren<br />

Stand hatten. Um nur zwei Beispiele zu<br />

nennen: Aus einer Liste von Witwen, rief er<br />

jeden Freitag mindestens zwei von ihnen an<br />

um sie moralisch aufzurichten. Einem, mit<br />

Parnassa geplagten Jehudi kaufte er das halbe<br />

Lager ab, nur um ihm eine Erholungspause<br />

zu ermöglichen.<br />

Trotz seinem sensitiven Gefühl war „Kawod“<br />

für ihn nie ein Thema. Auch wenn<br />

er gelegentlich unberechtigte Reaktionen<br />

einstecken musste, war er doch stets „maawir<br />

al midatow“.<br />

13<br />

Jisroel war auch ein Kämpfer. Als er sah, dass<br />

der negative Einfl uss der öffentlichen Schulen<br />

unseren Kindern abträglich sein könnte,<br />

gehörte er spontan und mit viel Mut im Jahre<br />

1978 zu den Mit-Begründern der <strong>Jüdische</strong>n<br />

Primarschule Beis Sefer in Basel.<br />

Nun kam die schicksalhafte Epoche seines<br />

Lebens. Vor etwa 20 Jahren ergriff ihn die<br />

Parkinson‘sche Krankheit, mit den Jahren<br />

immer mehr fortschreitend, so dass eine Pfl ege<br />

in einem Heim in Luzern, ganz zuletzt im<br />

Holbeinhof in Basel, unumgänglich wurde. In<br />

den letzten Jahren konnte er nur sehr schwer<br />

gehen und kaum noch reden. Doch der Geist<br />

war völlig präsent, Jisroel wusste über alles<br />

Bescheid und interessierte sich für Vieles.<br />

Bei dieser Gelegenheit möchten wir allen<br />

danken die ihm während seiner Krankheit so<br />

selbstlos beigestanden haben. Es war vor allem<br />

seine engste Familie, die zu jeder Tages- und<br />

Nachtstunde für ihn da war um sein Los zu<br />

erleichtern. Auch Familie Ruben Erlanger und<br />

weiteren Freundengebührt grosser Dank für<br />

ihren unermüdlichen Einsatz.<br />

Lieber Jisroel,<br />

Wir verabschieden uns von Dir und danken<br />

Dir dafür, dass wir Dich durch diese schwere<br />

Zeit begleiten durften. Jeder Besuch bei Dir<br />

Boruch Menachem Friedmann sl.<br />

Der Schmerz über den Verlust unseres<br />

guten Freundes Boruch Friedmann sl.<br />

sitzt sehr tief. Noch haben wir Mühe, zu<br />

realisieren, dass unser Chawer sich nicht<br />

mehr bei uns befi ndet. Er war überall so<br />

beliebt, hatte eine so angenehme Art und<br />

einen speziellen Chejn. Ein junger Mensch,<br />

der sein kurzes Leben voll ausnützte und<br />

so viel leistete. Ein Freund wurde uns in<br />

der Blüte seines Lebens genommen. Ein<br />

Bochur, ein vorbildlicher Masmid, der auch<br />

in schwierigen Zeiten seinen Sedorim treu<br />

blieb und sich durch nichts vom ernsthaften<br />

Lernen ablenken liess; dessen Tefi lo, seine<br />

Verbundenheit mit Hakodesch Boruch Hu<br />

sichtbar machte; der eine Stufe in Bitochen<br />

erreichte, die ihn auch in schwersten Zeiten<br />

nicht aufgeben liess; der nie reklamierte,<br />

obwohl sein kurzes Leben mit vielen, vielen<br />

Nisjonos gespickt war.<br />

Der „Alter“ von Slobodka pfl egte das<br />

folgende Moschol zu geben: Unsere Welt<br />

gleicht einem Luxushotel. Es bietet alle<br />

erdenklichen Annehmlichkeiten und der Gast<br />

geniesst den Luxus in vollen Zügen. Doch<br />

alles hat seinen Preis! Ein Zimmer in einem<br />

solchen Hotel ist entsprechend teuer. Wer<br />

sich das nicht leisten kann, ist vom diesem<br />

Luxus ausgeschlossen, es sei denn, er würde<br />

sich verschulden. Doch es gibt auch für den<br />

Minderbemittelten eine Lösung: Er kann sich<br />

im Hotel anstellen lassen. Er wird schwer<br />

arbeiten müssen, für die Gäste da sein und<br />

sie bedienen müssen, anderseits aber ein<br />

Zimmer bekommen und nebenbei auch ein<br />

wenig geniessen können.<br />

Unsere wunderschöne Welt gleicht einem Luxushotel.<br />

Wir werden von Haschem umsorgt,<br />

mit viel Bequemlichkeit bedient. Doch alles<br />

hat seinen Preis! Wer seine S’chujes nicht<br />

„aufbrauchen“ will, lässt sich als Kellner<br />

anstellen, ist für andere da und hilft ihnen.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

hat uns viel mehr gegeben als wir Dir geben<br />

konnten. Du warst für uns ein lebendiges<br />

Mussar-Sefer. Wieviel Chisuk in Emuna und<br />

Bitachon durften wir in dieser Zeit erfahren.<br />

So viel Hakarat Hatow hast Du uns gezeigt.<br />

Ich fühle noch wie Du nach jedem Besuch<br />

Deine Hand auf meine legtest und mit letzter<br />

Kraft sagtest: „Ich danke Dir, Du bist mir doch<br />

so treu“. Für diejenigen, die Dich besuchen<br />

durften warst Du ein Vorbild eines wahren<br />

Ewed Haschem, der sein schweres Los mit<br />

Würde getragen und vertrauensvoll in die<br />

Hände Seines Schöpfers legte. Nie haben wir<br />

von Dir auch nur ein Wort der Klage, des<br />

Wehmutes oder der Resignation gehört. Du<br />

hast so viel gelitten. Möge Dich Hakadosch<br />

Baruch Hu direkt ins Gan Eden hineinnehmen.<br />

Am Ende eines Sijums sprechen wir: „lo<br />

sisnasche minon welo sisnasche minoch“.<br />

Jisroel, wir vergessen Dich nicht, vergiss Du<br />

uns auch nicht. Sei ein Meliz Joscher vor dem<br />

Kise Hakawod für Deine geliebte Familie,<br />

Deine IRG, mit der Du so verbunden warst,<br />

Deine vielen Freunde und dem ganzen Klal<br />

Jisrael, der in diesen Tagen so viel Jeschuot<br />

weNechamot benötigt.<br />

Jehi Sichracha Baruch!<br />

Salomon Goldschmidt<br />

okug rfzk<br />

Vielleicht darf man hinzufügen, dass der<br />

Kellner nicht nur für andere da ist, ihnen<br />

hilft und sie bedient. Er ist viel mehr! Seine<br />

eigene Person hat in den Hintergrund<br />

zu treten, seine eigenen Bedürfnisse sind<br />

nicht wichtig: Er sollte sich mit ganzem<br />

Einsatz für die Hotelgäste aufopfern!<br />

Eigene Vergnügungen dürfen höchstens<br />

Nebensache sein.<br />

<strong>Die</strong>ser Gedanke charakterisiert unseren<br />

Chawer Boruch Friedmann sl. Er war in<br />

diesem Punkt ein herausragendes Beispiel.<br />

Alle, die ihn gut kannten, wissen aus unzähligen<br />

Begebenheiten, dass er immer nur für<br />

andere da war. Wenn er gesund oder krank<br />

war für Bekannte oder (noch) Unbekannte,<br />

für Gleichaltrige oder Jüngere – immer war<br />

sein ganzes Wesen damit beschäftigt, anderen<br />

zu helfen, sie mechasek zu sein, ihnen<br />

Freude zu bereiten. Er liess stets andere an<br />

seiner unerschöpfl ichen Simchas Hachajim<br />

teilhaben, sorgte dafür, dass andere von ihm<br />

profi tierten. Immer hatte er ein gutes Wort<br />

oder einen Witz bereit, den er mit seinem<br />

ihm eigenen warmen und überzeugenden<br />

Strahlen weitergab.<br />

Wie viel Kraft und neue Hoffnung spendete er<br />

kranken Kindern, egal wie es um seine eigene<br />

Gesundheit stand. So wie er seinen Bruder<br />

Moischi sl. während seiner Krankheit stets<br />

mechasek war und erfreute, besuchte er auch


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

unzählige andere kranke Kinder, gab ihnen<br />

Chisuk und brachte ihre Lebensfreude zurück.<br />

In Gateshead hatte er das „Camp Simcha“ ins<br />

Leben gerufen, das sich um kranke Kinder<br />

bemüht, ihnen abwechslungsreiche Ausflüge,<br />

Chawruses und Besuche bietet. <strong>Die</strong>se Institution<br />

besteht auch nach seiner Petiro weiter.<br />

Aber auch in unzähligen kleinen, kaum wahrgenommenen<br />

Taten, wurde der „Kellner“ in<br />

ihm sichtbar. So hatte er auf Ausflügen ein paar<br />

übrige Würste für andere bereit… Überhaupt<br />

war er die treibende Kraft, wenn es um den<br />

Zusammenhalt der Chawerim ging. Er organisierte<br />

Treffen, sorgte für gute Stimmung und<br />

dies alles mit grosser Begeisterung.<br />

So lässt sich vielleicht erklären, woher er die<br />

Kräfte nahm, trotz schrecklichen Schmerzen<br />

und Schwäche Freude auszustrahlen und sich<br />

nichts anmerken zu lassen. Wenn wir mit<br />

ihm am Telefon sprachen, konnten wir kaum<br />

feststellen, wie es um seine Gesundheit stand.<br />

Er verstand es, für andere da zu sein, seine<br />

eigene Person und seine eigenen Schmerzen<br />

und Probleme waren nicht wichtig. Seine<br />

Zimmernachbarn in der Jeschiwe konnten<br />

14<br />

an seinem Verhalten nicht merken, welch<br />

schweres „Peckel“ er mit sich trug; er war<br />

sehr darauf bedacht, dass niemand durch ihn<br />

belastet oder in seiner Simcho beeinträchtigt<br />

würde.<br />

Noch am vergangenen Pessach, als er unter<br />

schrecklichsten Schmerzen litt, galt seine<br />

Sorge am Telefon einem Chawer, der extra<br />

nach Amerika gereist war, um ihn zu besuchen,<br />

jedoch kaum Zeit mit ihm hatte verbringen<br />

können. Er hoffte, dass dieser Chawer sonst<br />

noch etwas erlebt habe und nicht „umsonst“<br />

gekommen war. Auch in diesen schwierigen<br />

letzten Wochen dachte er nur an andere!<br />

Als er letzten Sommer im „Camp“ vom erneuten<br />

Ausbruch seiner Krankheit erfahren<br />

musste, behielt er diese schwere, belastende<br />

Nachricht für sich und sprach nicht darüber,<br />

um den freudigen Ruach im Camp nicht zu trüben.<br />

Er selbst beteiligte sich mit vollem Elan<br />

am ganzen Programm bis zum letzten Tag.<br />

<strong>Die</strong> ihm eigene Lebensfreude war speziell<br />

im „Lernen“ sichtbar und das „Steigen“ im<br />

Lernen war der Mittelpunkt all seiner Ziele.<br />

Er war ein grosser Masmid, der seine Zeit<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

fleissig ausnützte und es auch verstand, seine<br />

Chawerim fürs Lernen anzuspornen. Er suchte<br />

jeweils den Emes und war erst zufrieden,<br />

wenn die Sugja klar verstanden war. Doch die<br />

Freude, die er dann zum Ausdruck brachte,<br />

kannte keine Grenzen! Welche Simcho hatte<br />

er, wenn wir erfolgreich einen schwierigen<br />

Ran durchgelernt hatten und er sofort wieder<br />

von vorne beginnen wollte. Auch bei Schwäche<br />

und nach anstrengender Behandlung war<br />

er sofort – auch spät abends – wieder bei der<br />

Gemoro anzutreffen.<br />

Lieber Boruch! Deine vielen Freunde, Bekannten<br />

und der ganze Zibur trauern mit deiner<br />

Familie um dich. Wir alle werden dich nie<br />

vergessen! Du hast uns allen so viel gegeben<br />

und warst uns ein strahlendes Vorbild, das<br />

uns weiter begleiten wird. Du wirst nun im<br />

Gan Eden die Belohnung für dein Leben hier<br />

geniessen können. An uns liegt es, deinem<br />

Vorbild zu folgen, dein Lebensprojekt weiterzuführen,<br />

um damit deiner grossen Neschomo<br />

auch weiter eine Alijo zu ermöglichen.<br />

lurc urfz hvh<br />

Im Namen seiner Chawerim PHM<br />

<strong>Die</strong> Nacht vor meiner Hochzeit<br />

VON Y MERMELSTEIN<br />

Wir standen an entgegengesetzten Polen: Ihr<br />

Leben näherte sich dem Ende zu und meines<br />

war dabei zu beginnen.<br />

Es war spät nachmittags, am Tag vor meiner<br />

Hochzeit und ich sass am Esszimmertisch.<br />

Mein Fuss schlug ungeduldig gegen meinen<br />

Stuhl. “Beruhige dich”, sagte meine Mutter,<br />

als sie eine weitere beige Namenskarte ausfüllte.<br />

„Wir werden schon dorthin kommen.<br />

Sorge dich nicht.”<br />

Ich starrte aus dem Fenster, als ein Auto<br />

langsam die Strasse hinunterfuhr. Ich hatte so<br />

viel zu tun. Würde ich heute Abend schlafen<br />

können? Ich heiratete morgen!<br />

Ich schüttelte meinen Kugelschreiber und<br />

beschrieb eine weitere Karte mit meiner<br />

schönsten Schrift. Dann warf ich meinen<br />

Kugelschreiber hin. Ich konnte das nicht<br />

mehr machen.<br />

Ich schloss meine Augen und atmete tief<br />

ein, das Zimmer um mich herum war voller<br />

Geschäftigkeit. Meine Eltern und meine<br />

Schwestern legten Kleider und Schuhe,<br />

Unterröcke und Haaraccesoires zusammen.<br />

Morgen Abend werde ich mich weiss anziehen<br />

wie jedes Jahr am Jom Kippur und ich werde<br />

den ganzen Tag fasten. Morgen werden alle<br />

meine Gebete eine neue Dimension erreichen,<br />

sie werden einen besonderen Platz neben<br />

Haschem erhalten. Morgen werde ich mein<br />

Leben als jüdische verheiratete Frau beginnen.<br />

„Ich gehe hinaus”, sagte ich.<br />

„Verrückte Kalla”, hörte ich jemanden murmeln.<br />

Dann lachte jemand. Ich griff nach<br />

den Autoschlüsseln und schloss die Tür<br />

hinter mir, atmete die frische April-Luft ein.<br />

Ich hatte viel zu tun und zu wenig Zeit. Wo<br />

sollte ich hingehen? Ich musste einiges von<br />

der Reinigung abholen. Ich könnte in das<br />

Einkaufszentrum gehen und den Lippenstift<br />

kaufen, den meine Beraterin mir empfohlen<br />

hatte. Und ich brauchte Haarklammern für<br />

meinen Schleier. Oh, ich hatte fast vergessen,<br />

dass ich Einlagen für meine weissen Satin-<br />

Schuhe brauchte. Ich würde sonst auf dem<br />

Weg zur Chuppa aus den Schuhn rutschen.<br />

Was sollte ich als Erstes tun?<br />

Ich schaute zum Himmel hinauf, als erwartete<br />

ich von dort eine Antwort und schaute zu, wie<br />

die Sonne kupferne Schleifen an den Himmel<br />

malte. Es wurde spät.<br />

Morgen. Ich. Verheiratet. Ein neues jüdisches<br />

Haus. Danke Haschem.<br />

Plötzlich wusste ich genau, wo ich sein musste.<br />

Ich nahm eine Einladung aus dem Kofferraum<br />

und steckte sie in meine Handtasche. Dann<br />

fuhr ich die zehn Kilometer zum Pembrook-<br />

Altersheim. Ich nahm den Lift in den fünften<br />

Stock.<br />

„Wo ist Frau Ackermans Zimmer?” fragte ich.<br />

<strong>Die</strong> Schwester zeigte mir ihr Zimmer. Ich<br />

hatte sie noch nie hier besucht, obwohl ich sie<br />

schon oft anderswo getroffen hatte.


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

Wer muss Ma’asser<br />

geben? (Fortsetzung)<br />

Ein Armer, der sich von der Zedaka-<br />

Kasse ernährt<br />

3) Ein Armer, der von einer Zedaka-Kasse,<br />

bzw. von einer Zedaka-Organisation Geld<br />

bekommt, ist befreit, Ma’asser abzusondern.<br />

Möchte er dennoch „machmir“ sein und<br />

Ma’asser absondern, dann ist es richtig, das<br />

Geld der Zedaka-Kasse zurückzugeben, von<br />

der er das Geld erhalten hat1.<br />

Ein Kolel-Awrech<br />

4) Einige Posskim sind der Meinung, dass auch<br />

jemand, der im Kollel lernt, verpfl ichtet ist,<br />

von seinem „Stipendium“ Ma’asser zu geben,<br />

solange er genug, wenn auch nur knapp, zu<br />

leben hat 2.<br />

Andere sind hingegen der Meinung, dass ein<br />

Kolel-Awrech nicht verpfl ichtet ist, Ma’asser<br />

abzusondern, solange er ein eingeschränktes<br />

Leben führen muss3. Raw Eljaschiw erklärt<br />

diese Meinung, dass man vom Ma’asser-Geben<br />

befreit ist, solange man bei einer normalen<br />

Lebensführung am Ende des Monats nichts<br />

mehr übrig hat, oder sogar verschuldet ist 4.<br />

Einige schreiben aber, dass man aus drei Gründen<br />

Ma’asser geben soll, obwohl man von der<br />

Halacha her befreit ist. 1) Man erzieht dadurch<br />

seine Familienangehörigen, Zedaka zu geben,<br />

2) man erspart sich dadurch den Gang zum<br />

Arzt, 3) und es wird einem Menschen sowieso<br />

an nichts fehlen, wenn er Ma’asser gibt.5<br />

5) Jedoch schreiben verschiedene Posskim,<br />

dass ein Awrech, der sehr knapp leben muss,<br />

eher das Ma›asser-Geld für sich selbst nehmen<br />

soll, als das Ma’asser-Geld anderer Personen<br />

anzunehmen6.<br />

Es ist auf jeden Fall richtig, den Betrag, den<br />

man für Ma’asser geben sollte, zu notieren,<br />

sodass man den Betrag für Zedaka geben<br />

15<br />

vesm ,ufkv<br />

Aus „Hilchot Ma‘asser Kesafim“<br />

von Raw Jisrael Josef Bronstein schlita<br />

kann, sobald Haschem einem dazu die Möglichkeit<br />

gibt7.<br />

6) Andere schreiben, dass man in Fällen, in<br />

denen man nicht einmal genug Geld hat, um<br />

das Nötigste zu kaufen, nicht verpfl ichtet ist,<br />

den Ma’asser-Betrag aufzuschreiben, sondern<br />

das Ma’asser-Geld für sich selbst nehmen<br />

soll. Man erweist sich dadurch selbst eine<br />

grosse Zedaka.8<br />

Einige raten, dass man für sich selbst ein<br />

persönliches „Darlehen-Gemach“ bilden und<br />

sich selbst davon Geld borgen soll, um dann<br />

den Betrag langsam wieder zurückzuzahlen 9.<br />

Ein Jeschiwa-Bachur<br />

7) Es scheint, dass ein Jeschiwa-Bachur, der<br />

von seinen Eltern Geld erhält, um bestimmte<br />

Sachen einzukaufen, befreit ist, davon<br />

Ma’asser zu geben 10. Sogar dann, wenn er<br />

Teschuwa von Raw Jakow Jisrael Kaniewsky sZl.<br />

Kann ein Jeschiwa-Bachur 'arm‘ genannt werden?<br />

„Ein Enkel von Raw Jakow Jisrael Kaniewsky sZl. sagte mir, dass sein Grossvater<br />

ihn mit ‚Matanot Le’ewjonim-Geld‘ zur Jeschiwat Beit Meir schickte, und ihm<br />

auftrug, herauszufi nden, welcher Bachur nicht genug Geld von Zuhause bekommt,<br />

um ihm Matanot Le’ewjonim zu geben.“<br />

(Orchot Rabenu 1. Teil Seite 299)<br />

Frau Ackerman war die Frau des „Zältli-<br />

Manns” unserer Synagoge. Er war gestorben,<br />

als ich noch ein kleines Mädchen war, und<br />

eine treue Gruppe junger Mädchen besuchte<br />

sie jeden Schabbat, als Dank für die Süssigkeiten,<br />

die ihr Mann verteilt hatte. Während<br />

den Jahren waren die Mädchen in verschiedene<br />

Richtungen verschwunden, doch Frau<br />

Ackerman blieb immer am selben Ort, im<br />

kleinen Haus an der Ecke zur 180sten Strasse.<br />

Schliesslich waren nur noch zwei von uns<br />

da, die sie besuchten. Und dann wurde Frau<br />

Ackerman, in ihren späten Neunzigern, krank.<br />

Als sie ins Spital eingeliefert wurde, waren<br />

nur noch Esther and ich von den früheren<br />

Besuchern übrig. Ich sass an ihrem Bett im<br />

Spital und las ihr aus Oliver Twist vor, schaute<br />

zu, wie sie lächelte, als die Geschichte sich<br />

entwickelte. Ich gab ihr zu trinken und wusch<br />

ihre Wangen. Ich brachte meinen zukünftigen<br />

Mann mit und ich erhielt ihr zustimmendes<br />

Lächeln. Als wir uns verlobten, freute sie sich<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

seine Sachen eingekauft hat und ihm danach<br />

Geld übriggeblieben ist, soll er nicht ohne die<br />

Erlaubnis seines Vaters Ma’asser geben11.<br />

8) Erhält er jedoch Geld, um es nach seinem<br />

eigenen Ermessen auszugeben, besteht eine<br />

Meinungsverschiedenheit, ob er verpfl ichtet<br />

ist, davon Ma’asser zu geben 12 oder nicht 13.<br />

Es ist auf jeden Fall richtig, dass er seinen<br />

Vater zuerst um Erlaubnis bittet, Ma’asser<br />

geben zu dürfen14.<br />

9) Gibt ein Vater jedoch seinem Sohn einen<br />

Geldbetrag und sagt ihm ausdrücklich, dass<br />

er diesen nur für seinen Lebensunterhalt verwenden<br />

darf, dann ist es dem Sohn verboten<br />

davon Ma’asser abzusondern 15.<br />

10) Bachurim, die von der Jeschiwa aus ein<br />

Stipendium bekommen, sollen laut einigen<br />

Posskim darauf Ma’asser absondern 16 .<strong>Die</strong><br />

Hälfte des Ma’assers soll an Tora-Lerner<br />

gehen, die andere Hälfte an die Eltern, falls<br />

diese bedürftig sind 17.<br />

11) Gibt ein Rosch Jeschiwa einem Bachur<br />

für seinen Lebensunterhalt einen Geldbetrag,<br />

soll er ihm das Geld nicht schenken, sondern<br />

ihn beauftragen, sich die nötigen Sachen<br />

einzukaufen. Dadurch wird er vom Ma’asser-<br />

Geben befreit sein 18.<br />

(Endnotes)<br />

1 Zedaka Umischpat.<br />

2 Reb Menasche Klein und Raw Mosche Sternbuch.<br />

3 So entscheiden verschiedene heutige Posskim.<br />

4 Raw Kupermann im Namen von Raw Eljaschiw.<br />

5 Im Namen des Steipler.<br />

6 Schu’t Teschuwot Wehanhagot im Namen des Gri’s<br />

von Brisk.<br />

7 Schu’t Teschuwot Wehanhagot im Namen des Chason Isch.<br />

8 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />

9 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach. Es scheint,<br />

dass er es aus dem Ahawat Chessed 2.Teil, Kapitel 18,2<br />

entnommen hat.<br />

10 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach, Schu’t<br />

Teschuwot Wehanhagot.<br />

11 Halichot Bat Jisrael im Namen von Raw Schlomo Salman<br />

Auerbach.<br />

12 Psakim von Raw Schlomo Salman Auerbach, Schu’t<br />

Teschuwot Wehanhagot.<br />

13 Psakim von Raw Eljaschiw, laut dem Rema Jo’d 251,7.<br />

14 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />

15 Schu’t Teschuwot Wehanhagot.<br />

16 Derech Emuna. Siehe auch im Sefer Orchot Rabenu<br />

1.Teil Seite 296.<br />

17 Psakim von Raw Scheinberg.<br />

18 Orchot Rabenu. Siehe auch im Derech Emuna Hilchot<br />

Matnot Anijim 7. Kapitel, Bemerkung 67 im Namen des<br />

Chason Isch.<br />

aus dem Spitalbett mit.<br />

Doch dann wurde mein Leben sehr geschäftig,<br />

<strong>Die</strong> Hochzeit rückte näher – unsere Verlobung<br />

dauerte weniger als drei Monate. Esther rief<br />

mich an und erzählte mir, dass Frau Ackerman<br />

nach Pembrook gezogen war. Ich versorgte<br />

die Information in einer Ecke meines Gehirns,<br />

irgendwo zwischen ‘Kleid Anprobe’<br />

und ‘Florist.’<br />

Ich ging den Gang auf Zehenspitzen hinunter,<br />

um die Stille nicht zu stören. Ich klopfte sanft


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

an ihre Tür und ging dann hinein. Sie schlief,<br />

eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht, ihre<br />

Hände lagen auf der himmelblauen Decke.<br />

Ich streckte meine Hand aus und berührte ihre<br />

Hände, der funkelnde Diamantring wurde vom<br />

warmen Gelb der Nachttischlampe erleuchtet.<br />

Sie öffnete die Augen.<br />

“Yael”, formte sie lautlos mit den Lippen, da<br />

sie zu schwach war, um zu reden.<br />

Ich steckte meine Hand in die Tasche und zog<br />

die Einladung hervor. „Ich heirate morgen”,<br />

sagte ich. “Ich…ich weiss, Sie können nicht<br />

kommen. Ich wünschte, Sie könnten kommen.<br />

Aber ich werde an Sie denken.” Ich legte<br />

die Einladung auf ihre Hände und nahm sie<br />

16<br />

Geschichten und ihre Lektionen<br />

von Raw Scholem Schwadron sZl.<br />

Raw Chajim Ozer lehrt Botanik<br />

<strong>Die</strong> heilige Tora gibt denjenigen, die sie<br />

„lischma“ lernen, die Möglichkeit, einer<br />

anderen Person den richtigen Rat zu geben.<br />

Oftmals werden dem Tora-Lerner dabei sogar<br />

Details der Zukunft offenbart, wie man aus<br />

der folgenden Geschichte sehen kann:<br />

Der Gaon, Reb Jisrael Se’ew Gustmann sZl.,<br />

der als Rosch Jeschiwa in der Jeschiwa ‚Nezach<br />

Jisrael‘ amtierte, hatte den aussergewöhnlichen<br />

Brauch, die Pflanzen und Bäume, die<br />

rund um das Gebäude der Jeschiwa wuchsen,<br />

persönlich zu wässern. <strong>Die</strong> Bachurim, die<br />

ihn dabei sahen, versuchten jedes Mal von<br />

Neuem, ihm diese etwas „erniedrigende“<br />

dann unbeholfen zurück, um den Inhalt laut<br />

vorzulesen. Sie wandte ihr Gesicht ein wenig<br />

zu mir, ihre Lippen waren ein wenig rissig und<br />

ihre Augen von einem dünnen Film überzogen.<br />

Und sie lächelte.<br />

“Danke“, sagte sie unhörbar.<br />

Und dann hatte ich nicht Wichtigeres zu tun,<br />

als in diesem Zimmer mit den verblassten rosa<br />

Vorhängen und dem lauwarmen Krug Wasser<br />

auf dem Nachttisch zu sitzen. Ich sass neben<br />

ihr und berichtete von den blauen Kleidern,<br />

die meine Brautjungfern tragen würden und<br />

dem Blumenstrauss, der mich nicht sonderlich<br />

interessierte, da ich ihn selber ausgewählt<br />

hatte. Ich schaute zu, wie sie die Welt mit<br />

Arbeit abzunehmen. Er schlug ihr Angebot<br />

jedoch stets aus. <strong>Die</strong> Bachurim verstanden<br />

nicht, weshalb es ihm so wichtig war, diese<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

den Augen trank, während sie meine Hand<br />

festhielt. Wir standen an entgegengesetzten<br />

Polen der Erde, ihr Leben näherte sich dem<br />

Ende, während meines erst begann. Und doch<br />

wurden wir wie Magnete von dem flüchtigen<br />

Gefühl zusammengezogen, das nur von denjenigen<br />

erlebt wird, die sich an der Schwelle<br />

zu einer wundersamen Reise befinden.<br />

Frau Ackerman starb kurz nach meiner<br />

Hochzeit. Und mein Leben ist seither ein<br />

steter Wirbelwind, in dem ich meine grosse<br />

Familie aufziehe. Ich renne die Achterbahn<br />

auf und ab, fast ohne Atempause.<br />

Doch in der Nacht vor meiner Hochzeit da<br />

hatte ich alle Zeit der Welt.<br />

Arbeit zu tun, jedoch wagte sich niemand,<br />

etwas zu sagen.<br />

Bis eines Tages ein Bachur den Mut hatte<br />

und seinen Rosch Jeschiwa um den Grund<br />

für dieses interessante Verhalten fragte. Reb<br />

Jisrael hatte nichts zu verbergen, setzte sich<br />

hin und erzählte ihm folgende Geschichte:<br />

„Ich fühle mich den Pflanzen gegenüber zu<br />

grossem Dank verpflichtet. Als ich in Wilna<br />

als Dajan im Bet Din von Raw Chajim Ozer<br />

Grozinsky sZl. amtierte, pflegte ich immer<br />

wieder zusammen mit dem grossen Gaon und<br />

Aw Bet Din im weiten Garten, der an das Bet<br />

Din grenzte, spazieren zu gehen. Bei einem<br />

dieser Spaziergänge zog sich unser Gespräch<br />

etwas länger hinaus und<br />

wir gingen tiefer in den<br />

Wald hinein. Plötzlich hielt<br />

der grosse Gaon inne und<br />

begann damit, mir verschiedene<br />

Pflanzen und Gräser zu<br />

zeigen und zu jede Pflanze<br />

zu erklären, ob sie essbar ist<br />

oder nicht, und für was jede<br />

Pflanze gut ist. Auch über<br />

jede Blume gab er mir die<br />

genauen Informationen. Ich<br />

hörte jedes Wort, verstand<br />

jedoch nicht, was er von mir<br />

wollte. Wie kam er plötzlich<br />

dazu, mich in Botanik zu<br />

unterrichten. Ich wagte mich<br />

jedoch nicht, ihn etwas zu<br />

fragen, und so wandten wir<br />

uns wieder unserem Tora-<br />

Gespräch zu.<br />

Es dauerte nicht lange und<br />

der Zweite Weltkrieg brach<br />

aus. Ich war gezwungen,<br />

in die Wälder zu flüchten<br />

und mich zwischen den<br />

Bäumen und in Höhlen zu<br />

verstecken. Ich begann zu<br />

verstehen, was Reb Chajim


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

Ozer sZl. damals von mir wollte… Denn nur<br />

im Verdienst jener Botanik-Stunde blieb ich<br />

am Leben! Ich wusste genau, von welchen<br />

Pflanzen ich mich fernhalten musste und welche<br />

Gräser und Wurzeln mich ernähren konnten.<br />

Ich wusste, welche Pflanze für welche<br />

Krankheit gut ist und was den Körper stärkt!<br />

Da ich durch Pflanzen gerettet wurde, fühle ich<br />

mich ihnen gegenüber zu Dank verpflichtet.<br />

<strong>Die</strong> Art, wie ich dies zum Ausdruck bringen<br />

möchte, ist durch das persönliche Giessen der<br />

Blumen. Ich werde es deshalb nicht zulassen,<br />

dass jemand mir diese Arbeit abnimmt!“<br />

Von hier sehen wir klar die Weitsicht und<br />

Grösse der Gedolim!<br />

***<br />

Reb Chajim Woloziner’s Wissen<br />

Zum selben Thema erzählte der Brisker Raw<br />

sZl. eine Begebenheit, die sich beim grössten<br />

Talmid des Wilnaer Gaon, Reb Chajim Wolozin,<br />

zugetragen hatte:<br />

Zwei Bachurim der Woloziner Jeschiwa<br />

wiesen eine Neigung zum Chassidismus auf,<br />

und beschlossen eines Tages, einen bekannten<br />

chassidischen Rebbe zu besuchen. Selbstverständlich<br />

verrieten sie niemanden ihren Plan,<br />

denn sie wussten, dass ihr Rosch Jeschiwa,<br />

als Talmid des Wilnaer Gaon, es ihnen sicher<br />

nicht gestatten würde, zu einem chassidischen<br />

Rebbe zu reisen.<br />

VON Y MERMELSTEIN<br />

„Hasen?“ sagte ich. „Ich denke, das ist ein<br />

wenig übertrieben.“ Natürlich findet Schia<br />

nichts übertrieben. Ich hätte es wissen sollen.<br />

„Du kannst keine Zaubervorstellung machen<br />

ohne Hasen“, sagte Schia. Wir bereiteten uns<br />

vor, das Altersheim zu besuchen - wir taten<br />

das hin und wieder. <strong>Die</strong>ses Mal wollte Schia<br />

jedoch etwas Aufregendes mitbringen.<br />

„Was hast du vor?“ fragte ich ihn. „ Willst du<br />

in einen Zoo einbrechen?“<br />

Gerade da klopfte es an der Tür. Es war Pinny,<br />

der zwei kuschelige Hasen im Arm hielt.<br />

„Werden sie in einen Hut passen?“ fragte<br />

Schia. Pinny öffnete den grossen Sack am<br />

Boden und zog einen riesigen Hut heraus.<br />

„Sie werden in diesen Hut passen“, sagte er.<br />

Schia nickte. „Wir werden meinen Vater<br />

bitten, uns dorthin zu fahren. Ich muss nur<br />

noch meinem Lehrling hier (damit meinte er<br />

natürlich mich) zeigen, wie man den Trick<br />

mit einem lebendigen Hasen anstatt einem<br />

ausgestopften macht.“<br />

„Viel Glück“, sagte Pinny „Und danke, dass<br />

ihr mir diese zwei abnimmt. Ich nehme sie<br />

nicht wieder zurück.“<br />

„Glück werden wir sicherlich brauchen“,<br />

murmelte ich, als Pinny den Käfig auf den<br />

Boden stellte und die zwei Hasen hineinschob.<br />

17<br />

Sie verliessen die Jeschiwa ohne grosses<br />

Aufsehen zu machen und kehrten auch wieder<br />

ganz still in die Jeschiwa zurück. Zu ihrem<br />

grossen Erstaunen kam Reb Chajim Wolozin,<br />

gleich nach ihrer Rückkehr auf sie zu, und<br />

sagte: „Seid ihr zu jenem Rebbe gereist? Ihr<br />

müsst nicht erstaunt sein, dass ich über eure<br />

Gedanken und Pläne Bescheid weiss. Wir<br />

sind von viel höheren Stufen beeindruckt.“<br />

Reb Chajim sagte weiter: „Ich werde Euch<br />

eine Geschichte erzählen, die sich zur Zeit<br />

des Mahara’m Padwa zugetragen hat. In<br />

seiner Stadt befanden sich zwei ehrliche Jehudim,<br />

die zusammen ein Geschäft betrieben.<br />

Eines Tages brach ein Feuer aus und auch ihr<br />

Geschäft wurde von den Flammen verzehrt.<br />

Alles verbrannte, inklusive dem Büchlein, in<br />

welchem die Ausgaben und Einnahmen beider<br />

Geschäftspartner aufgeschrieben hatten. Es<br />

handelte sich um einen sehr grossen Betrieb<br />

und die Geschäftspartner wussten nicht, was<br />

zu tun. Ihr Betrieb war zwar verbrannt, jedoch<br />

mussten sie das übrige Geld und die zurückgebliebene<br />

Ware unter sich aufteilen. Ohne das<br />

Büchlein können sie jedoch unmöglich eine<br />

redliche Abrechnung machen, nachdem sie ja<br />

nicht wussten, wie viel jeder von ihnen der<br />

Firma schuldet und wie viel jeder von ihnen<br />

in die Firma investiert hatte. Sie hatten keine<br />

andere Wahl, als ihr Problem dem Gadol der<br />

Stadt, dem Mahara’m Padwa vorzulegen.<br />

Zauberei?<br />

Für <strong>Die</strong> KinDer<br />

Wir standen vor der Tür zum Altersheim und<br />

ich holte tief Luft. Ich war nicht nur wegen der<br />

Zaubervorstellung nervös. Ich hole immer tief<br />

Luft, bevor Schia und ich etwas Schwieriges<br />

zusammen tun, und ein Besuch im Altersheim<br />

ist immer schwierig, besonders wenn Herr Isi<br />

Gelernter dort ist. Er war ein solcher Nörgler,<br />

einmal warf er eine Tomate nach Schia, als<br />

dieser zu singen begann. Ich sage nicht, dass<br />

Schia die beste und schönste Stimme hat,<br />

überhaupt nicht, doch er verdient es auch nicht,<br />

dass man ihm eine Tomate anwirft (vielleicht<br />

war es auch eine Gurke.)<br />

„Denkst du, Isi wird dort sein?“ fragte Schia<br />

besorgt.<br />

„Warum sollte er kommen? Ich kann mir nicht<br />

vorstellen, dass er eine Zaubervorstellung<br />

geniessen würde“, antwortete ich.<br />

„Alle lieben Zaubervorstellungen“, entgegnete<br />

Schia. „Und diese ist perfekt für<br />

Erwachsene. Das sagte sogar Mami, als sie<br />

uns beim Üben zuschaute, weisst du noch?“<br />

Ich musste zugeben, es war eine sehr gute<br />

Vorstellung, besonders nachdem wir die Hasen<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Nachdem der Mahara’m sich ihr Problem<br />

angehört hatte und sich nach allen Einzelheiten<br />

der Begebenheit informiert hatte, bat er von<br />

den zwei Jehudim, dass sie ihm eine Nacht<br />

Zeit geben mögen, um eine Lösung für ihr<br />

Problem zu finden.<br />

Während dieser Nacht sass der Mahara’m<br />

Padwa und schrieb aus seinen Gedanken ein<br />

ganzes Heft voll, mit allen ihren Ausgaben<br />

und Einnahmen…! Am nächsten Morgen<br />

übergab er den verblüfften Geschäftspartnern<br />

das Heft, in welchem er alle Einzelheiten<br />

aufgeführt hatte.<br />

Es vergingen einige Tage, die Partner waren<br />

damit beschäftigt, die Überreste des Geschäftes<br />

aufzuräumen und entdeckten zwischen<br />

der Asche plötzlich das vermisste Heft. <strong>Die</strong><br />

Umschlagseiten waren vom Feuer verzehrt<br />

worden, jedoch waren die inneren Blätter<br />

noch vollständig intakt. Sie holten das Heft<br />

des Mahara’m herbei und stellten zu ihrer<br />

grossen Verwunderung fest, dass jedes Detail<br />

im neuen, vom Mahara’m verfassten Heft,<br />

mit dem originalen Heft übereinstimmte!<br />

Jede Einzelheit!“<br />

Reb Chajim Wolozin endete nun sein Gespräch<br />

mit den Worten: „Ihr sieht also hier wiederum.<br />

Es besteht keinen Grund davon imponiert zu<br />

sein, dass eine Person verborgene Sachen<br />

und Gedanken weiss! Wir werden von viel<br />

grösseren Stufen beeindruckt!“<br />

hatten. Wir schleppten den Käfig in den Lift<br />

und stiegen in der Aula aus. Dort standen<br />

schon einige Stühle und einige Rollstühle.<br />

Ich sah Isi Gelernters dicken weissen Schopf<br />

in der Mitte des Raums.<br />

„Oha“, sagte ich.<br />

„Ich sollte besser meinen Regenmantel an-<br />

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

ziehen“, witzelte Schia.<br />

Ich begrüsste Herr Golden und war gerührt,<br />

dass er sich vom letzten Mal an mich erinnerte.<br />

Natürlich erinnerten sich alle an Schia und er<br />

wurde so oft in die Wangen gekniffen, dass sie<br />

nachher wie eine Kirsche aussahen.<br />

„Nu?“ rief Isi. „Können wir endlich beginnen?“<br />

Schia schaute mich an und zuckte mit den<br />

Schultern. Wir mussten noch dreimal hinunter<br />

gehen, um unsere Sachen zu holen.<br />

Als alles bereit war, hatte sich der Raum<br />

gefüllt. Schia sah überhaupt nicht nervös aus.<br />

„Willkommen bei der Zaubervorstellung von<br />

Schragi und Schia!“ rief Schia aus. „Einige<br />

von euch waren vielleicht an Zaubervorstellungen,<br />

als ihr klein wart. Doch wir wissen<br />

alle, dass es keine Magie gibt. Habt ihr euch je<br />

gewundert, wie Zauberer ihre Tricks machen?<br />

Heute sind wir hier, um euch zu unterhalten<br />

und zu erklären. Wir sind die einzigen Zauberer,<br />

die alle ihre Geheimnisse verraten, doch<br />

bitte – verratet sie nicht euren Enkeln. Sonst<br />

hätten wir bald keine<br />

Arbeit mehr.“<br />

Einige Leute lachten,<br />

doch ich sah nur Isis<br />

saures Gesicht.<br />

„Für unseren ersten Trick<br />

bitte ich meinen Lehrling,<br />

mir eine rote Rose aus<br />

dem Fass zu geben.“<br />

Ich gab Schia eine Rose<br />

und war froh, dass wir<br />

am Morgen die Dornen<br />

abgenommen hatten.<br />

Schia legte die Rose in<br />

einen schwarzen Sack.<br />

Dann wandte er sich<br />

zum Publikum und zeigte<br />

ihnen den Sack.<br />

„Nun seht ihr sie?“,<br />

sagte er.<br />

Er schüttelte den Sack<br />

ein wenig und drehte ihn<br />

dann nach aussen. „Nun<br />

sehr ihr sie nicht mehr“,<br />

sagte er und zeigte dem<br />

Publikum den leeren<br />

Sack. Ein donnernder<br />

Applaus dröhnte durch<br />

den Saal. Dann zeigte<br />

er den Menschen den<br />

falschen Boden des Sackes.<br />

„Das Wichtigste,<br />

das ein Zauberer tun muss<br />

ist, immer zu sprechen“,<br />

sagte er. „Das lenkt euch<br />

alle von dem ab, was ich<br />

tue.“ Schia zeigte allen<br />

das geheime Fach unter<br />

dem falschen Boden und<br />

alle klatschten nochmals.<br />

„Ich habe mich immer<br />

gefragt, wie sie das ma-<br />

18<br />

chen“, sagte Herr Golden.<br />

Schia und ich zeigten noch einige Tricks und er<br />

zeigte jedes Mal, wie der Trick funktionierte.<br />

<strong>Die</strong> meisten Leute schienen die Vorstellung zu<br />

geniessen, nur Isi drohte immer wieder, dass<br />

er gehen würde, da ihm so langweilig war.<br />

Endlich war es Zeit für unser Finale.<br />

„Alle kennen den alten Trick mit dem Hasen<br />

aus dem Hut“, sagte Schia. „Doch ich bin<br />

sicher, ihr wisst nicht, wie er funktioniert.“<br />

Ich bückte mich und hob das rote Tuch auf<br />

dem Tisch auf, um zum Hasenkäfig zu gelangen,<br />

der darunter versteckt war. Ich hielt<br />

erschrocken die Luft an.<br />

„Schia“, sagte ich.<br />

Er trat leicht nach meinem Bein.<br />

„Schia“, sagte ich ein wenig lauter, „die Hasen<br />

sind nicht hier.“<br />

Ich bemerkte ein grosses Loch, das durch die<br />

Seite des Käfigs genagt worden war.<br />

„Ich habe keine Ahnung, wie lange sie schon<br />

weg sind.“<br />

Das Publikum schnappte hörbar nach Luft.<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011<br />

Scheinbar war ich nicht leise genug gewesen.<br />

Ein Mann schrie: „Ich habe Angst vor Tieren,<br />

kann bitte jemand meinen Rollstuhl zum Lift<br />

stossen, sodass ich von hier weg kann?“ Wir<br />

hörten Stühle rutschen und Füsse scharren,<br />

als alle unter ihren Stühlen nachschauten, ob<br />

die Hasen sich dort versteckten.<br />

„Ich habe dir gesagt, die Hasen sind übertrieben“,<br />

sagte ich zu Schia.<br />

„Ja“, sagte Schia, „doch du hast mir nicht gesagt,<br />

dass sie unter den Stühlen sein werden.“<br />

Schia und ich krochen auf allen vieren<br />

zwischen den Beinen der Leute umher und<br />

suchten die Hasen überall. <strong>Die</strong> Tür zur Aula<br />

war geschlossen und ich wusste, dass sie<br />

irgendwo hier sein mussten.<br />

„Hier!“ rief jemand.<br />

Wir rannten zum Mann hinüber. <strong>Die</strong> Hasen<br />

sassen dort mit zuckenden Ohren. Doch sobald<br />

wir uns ihnen näherten, sprangen sie davon<br />

und verschwanden.<br />

„Da rüber!“ rief jemand anderer. Wir rannten<br />

dort hinüber und versuchten einem der Hasen


Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 / 8. Juli 2011<br />

19<br />

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Bil’am – ein Lehrer in „Business“<br />

Wie oft hören wir von einem erfolgreichen<br />

Geschäftsmann, der sich damit rühmt, wie<br />

erfolgreich er ist? Andere rühmen sich nicht<br />

damit, sondern sind stillschweigend von der<br />

Art überzeugt wie sie Geld verdienen‘.<br />

Man braucht sicher ein gewisses Wissen<br />

und Erfahrung, um Geschäfte erfolgreich<br />

zu tätigen. Jedoch muss ein frommer Jehudi<br />

wissen, dass die jüdische Art, „Business“<br />

zu machen, nicht gleich aussieht, wie die<br />

nichtjüdische Art. Man muss nicht nur ehrlich<br />

arbeiten - der Zugang zu einem Geschäft und<br />

wie ein Jehudi seine Preise festlegt, müssen<br />

auch anders sein. In Parschat Balak können<br />

wir etwas darüber erfahren.<br />

Wir wissen vieles über Bil’am. Er war ein<br />

„Nawi unter den Völkern“, der - wie die<br />

Tora sagt - ‚jode’a Da’at Eljon‘. Er kannte<br />

in einer gewissen Beziehung das Verhalten<br />

von Haschem in verschiedenen Momenten.<br />

Das hatte zur Folge, dass seine Segen und<br />

Flüche auch wirklich etwas bewirken konnten.<br />

Denn er kannte den genauen Moment,<br />

in dem Haschem „zürnt“, und sprach seine<br />

Flüche gerade dann aus. Somit waren seine<br />

Flüche wirksam. Auch beim Segnen wandte<br />

er dasselbe System an.<br />

Wir wissen auch von seiner überaus grossen<br />

Schlechtigkeit gegenüber Haschem. Chasal<br />

sagen uns, dass er trotz seinem grossen und<br />

erhabenen Wissen ein ‚Kofer‘ war und die<br />

Grösse Haschems nicht anerkennen wollte.<br />

Als die Boten von Midjan und Mo’aw zu<br />

ihm kamen, bildete er sich ein, dass Haschem<br />

nicht wusste, was seine Absichten waren. Er<br />

versuchte auf verschiedene Arten die Wahrheit<br />

zu verbergen.<br />

Es ist weniger bekannt ist, dass er auch der<br />

„Vater“ einer bestimmten Denkart im Geschäftswesen<br />

war. Er wusste, wie man aus<br />

einem Geschäft einen möglichst grossen<br />

Gewinn herausholt. Schliesslich erhielt er für<br />

seine Arbeit auch wirklich viel Geld, Chasal<br />

den Weg abzuschneiden. Doch er schlüpfte<br />

uns durch die Finger.<br />

„Hierher!“ rief jemand. Schia und ich rannten<br />

umher, doch wir schafften es nicht, die Hasen<br />

zu fangen.<br />

Plötzlich sahen wir Isi Gelernter mit einen<br />

Sack voll Salat auf uns zu rennen.<br />

„Konnte keine Karotten finden, doch ich<br />

habe das im Esszimmer gefunden“, keuchte<br />

er. „Nun könnt ihr den Rest mir überlassen.“<br />

Isi fand einen der Hasen. Er bückte sich und<br />

sprach sanft auf den Hasen ein und bald frass<br />

ihm dieser aus der Hand. Sobald er still sass,<br />

deutete er uns, dass wir den Käfig bringen<br />

sollten. Dann lockte er ihn hinein und gab<br />

ihm ein grosses Salatblatt zum Fressen. Er<br />

enthüllten uns jedoch, wie schmutzig und<br />

mit schlechten Eigenschaften er sein Geld<br />

verdient hatte.<br />

Welche Geschäfte schloss Bil’am ab und was<br />

war daran falsch?<br />

<strong>Die</strong> Mischna in Pirkei Awot erwähnt drei<br />

Eigenschaften von Bil’am haRascha, die<br />

den drei Eigenschaften von Awraham Awinu<br />

genau entgegengesetzt waren. Eine davon war<br />

die Eigenschaft von ‚Nefesch Rechawa – eine<br />

breite Seele ‘. Raschi erklärt, was diese Eigenschaft<br />

bedeutet und beinhaltet. Als die Boten<br />

von Balak zu Bil’am kamen und Bil’am sie<br />

wieder wegschicken musste, sagte er: „Wenn<br />

Balak mir auch sein ganzes Haus voll mit Gold<br />

und Silber geben würde, könnte ich nicht das<br />

Wort G“ttes übertreten!“ Was bewegte ihn<br />

dazu, diese Worte auszusprechen? Chasal<br />

erklären, dass er Balak andeuten wollte,<br />

welchen Preis er von ihm für seinen <strong>Die</strong>nst<br />

verlangte: Ein Haus voll mit Gold und Silber!<br />

Wie kam er auf diesen Betrag? Leistete Bil’am<br />

eine so grosse und schwere Arbeit, dass es ihm<br />

erlaubt war, einen so unverschämt grossen<br />

Betrag zu verlangen?<br />

Raschi erklärt, dass Bil’am diese Worte nicht<br />

ohne Überlegung aussprach, sondern sie<br />

bewusst sagte. Er überlegte sich nicht, wie<br />

viel Arbeit er aufwandte und auch nicht, wie<br />

viel er investieren musste, um diese Arbeit<br />

zu erlernen. Er machte die Rechnung ganz<br />

anders. Er war ein guter Geschäftsmann und<br />

dachte anders. Er überlegte sich, wie viel Balak<br />

tat dasselbe mit dem anderen Hasen und<br />

bald waren sie beide sicher in ihrem Käfig<br />

eingesperrt. Alle applaudierten.<br />

„Und das war unser Hasen-Flucht-Trick!“<br />

sagte Schia. „Er funktioniert, indem man die<br />

Hasen flüchten lässt und dann braucht man<br />

nur einen kompetenten Hasenfänger, um sie<br />

wieder in den Käfig zu bringen.“<br />

Ich schaute Isi an. Er hatte ein grosses Lächeln<br />

quer über sein Gesicht. Ich glaube, es würde<br />

sogar im Dunkeln leuchten.<br />

„Früher war ich ein Zoowärter“, erklärte Isi<br />

uns und den anderen. „Ich kenne mich gut<br />

aus mit Tieren.“<br />

Doch da hatte ich eine Idee. Ich rannte zum<br />

hinteren Ende des Saales und beriet mich<br />

bereit wäre, für seinen Service zu bezahlen.<br />

Er wollte so viel Geld wie möglich erhalten.<br />

Raschi sagt uns, dass Bil’am seinen Preis so<br />

hoch ansetzte, weil er wusste, wie viel Geld<br />

Balak besass und weil es ihn nach dem Geld<br />

von anderen gelüstete. Er wusste auch, wie<br />

sehr sich Balak vor dem Klall Jisrael fürchtete<br />

und wie viel er bereit war jemandem zu bezahlen,<br />

der ihm diese Furcht nehmen konnte.<br />

Selbst wenn Balak ein grosses Heer mieten<br />

würde, um für ihn in den Krieg zu ziehen,<br />

würde sein Sieg ungewiss sein. Durch seinen<br />

Fluch jedoch würde er gegen Klall Jisrael mit<br />

Sicherheit siegen können.<br />

Bilam betrachtete diese Tatsachen und schätzte<br />

ab, welch grossen Wert sein Service hatte.<br />

Und er kam auf eine immense Summe, die<br />

kaum schätzbar ist. Er wollte den grösstmöglichen<br />

Betrag herausholen!<br />

Hier haben wir einen wunderbaren Geschäftsmann!<br />

Jemand, der weiss wie man reich<br />

werden kann!<br />

Aber wir dürfen nicht vergessen – er war kein<br />

jüdischer Businessmann, sondern genau das<br />

Gegenteil davon!<br />

Awraham Awinu hätte seine Preise niemals auf<br />

dieser Weise festgesetzt. Er war auch reich,<br />

jedoch kam er nicht auf diese Weise zu seinem<br />

Geld! Seine Preise waren nicht von Geldsucht,<br />

Habgier und von der Überlegung, was<br />

seine Arbeit dem anderen Wert ist, bestimmt!<br />

Seinen Reichtum erwarb er mit Ehrlichkeit,<br />

Bescheidenheit und Zufriedenheit, aber mit<br />

viel ‚Sijata Dischmaja‘!<br />

Auf dem Label eines jüdischen Geschäftsmanns<br />

darf nicht ‚Made by Bil’am‘ stehen!<br />

Nun können wir den Ausspruch verstehen:<br />

„Im Schweiss deines Angesichts sollst Du<br />

Dein Brot essen!“ Der Preis soll von deiner<br />

Leistung berechnet werden und nicht davon<br />

abhängig sein, wie viel die Leute dafür bezahlen<br />

würden!<br />

Ch. B.<br />

mit einem der Sozialarbeiter, die uns bei der<br />

Show geholfen hatten. In der Zwischenzeit<br />

beantwortete Isi die Fragen seiner Freunde.<br />

Ich kehrte einige Minuten später zurück und<br />

flüsterte in Schias Ohr. Er lächelte und schob<br />

den Käfig in Isis Richtung.<br />

„Wir spenden hiermit diese Hasen dem<br />

Altersheim.“<br />

„Das heisst“, unterbrach einer der Sozialarbeiter,<br />

„sofern Herr Gelernter einverstanden<br />

ist, sich um sie zu kümmern.“<br />

Isis Lächeln hätte seine Wangen in zwei teilen<br />

können. „Nur zu gerne“, sagte er leise.<br />

Ich schaute die Hasen und ich schaute Isi<br />

an und ich realisierte: Haschem hatte uns<br />

geholfen, dieses Mal wirklich zu zaubern!


“<br />

hlita<br />

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Wer hat versehentlich meine schwarze Badehose Gr.176 im<br />

Schanzengraben eingepackt? Dovid Brandeis 044 2026082<br />

Wer auf die Simche Sterling etwas in einem Tupperware<br />

mit blauem Deckel geschickt? Bitte melden. Tablar holz-blau<br />

bei Sterling – Simche liegengeblieben. Wem gehört es?<br />

Schwarzer Haarreif mit Masche bei Sterling liegengeblieben.<br />

Diverse schöne Schirme, blaues Frühlingsjäckli bei Chuppe<br />

Sterling liegengeblieben. 078 664 57 14<br />

Rosa, einzelner Schuh Gr. 29 in Birmensdorferstr. 107<br />

gefunden. 078 664 57 14.<br />

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JSZ spenden könnten. 044 202 00 25.<br />

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20<br />

Ein Midrosch zur Haftoro<br />

Nr. <strong>27</strong>, 6. Tamus 5771 /8. Juli 2011

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