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Yella 35 Jahre Roter Buchladen Ina Hartwig ... - Göttingen - Pony

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0026<br />

<strong>Yella</strong><br />

September 2007<br />

<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong><br />

<strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong><br />

Geschichte der Autobombe<br />

im Herbst


Neue Kurse!<br />

Herbstprogramm 2007im Herbst<br />

Volkshochschule <strong>Göttingen</strong><br />

Bahnhofsallee 7 · Tel. 0551.49 52-0 · www.vhs-goettingen.de<br />

Kleine Texte<br />

Große Texte<br />

<strong>Yella</strong>: Verfilmte Traumarbeit<br />

<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong>: Gelesene Politik<br />

<strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong>: Literaturkritik im Gespräch<br />

Geschichte der Autobombe: Billig und tödlich<br />

Rubriken & Termine<br />

Theater<br />

Bücher<br />

Kino<br />

Digitales<br />

Spiele<br />

Platten<br />

Kolumne<br />

Stadtplan<br />

Impressum<br />

pony.hof<br />

Sterne<br />

September 2007<br />

4 Munck//Johnson: Am Ende des Wünschens<br />

5 Der Fall Aldo Moro: Mörderische Kraftprobe<br />

6 Martin Mosebach: Vordemokratische Illuminationen<br />

7 Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem: Vergangenheit,<br />

sprich!<br />

8<br />

12<br />

16<br />

20<br />

24<br />

26<br />

28<br />

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32<br />

pony als pdf-Datei im Netz: www.readmypony.com<br />

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39<br />

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60<br />

62<br />

3


Melancholie der Ewigkeit<br />

Michael Saager<br />

Ein letzter Wunsch. Ein letzter Blick nach hinten.<br />

Und kein weiterer nach vorne. Vorbei. Der erste Song<br />

auf „Munck//Johnsons zweitem Album „Count Your<br />

Blessings“ (2006) heißt so, wie er klingt: „Last Wish“.<br />

Wie letzte Wünsche klingen? Traurig und leer, einsam<br />

und hoffnungslos. Wie auch sonst? Der letzte Wunsch<br />

ist eine Metapher für ein Aufhören, das an sein Ende<br />

gelangt ist. Der letzte Wunsch ist ein Paradox, weil er,<br />

anders als andere Wünsche, kein Hoffnungsträger ist.<br />

Er ist das Gegenteil.<br />

Es sind Camilla Muncks und Moogie Johnsons Songs,<br />

neun Stück an der Zahl, die solche oder ähnliche Gedanken<br />

nahe legen. Man muss sich nur einmal anhören, wie<br />

sie singen im Duett: Wie verloren und nie wieder gefunden;<br />

sie mit zartem Vibrato, ein wenig an die Sängerin<br />

Mimi Parker erinnernd, er mit dunklem Schattenhauch<br />

Konzert Munck//Johnson<br />

auf der Stimme, zurückhaltend, ganz weltabgewandt.<br />

Kennen gelernt haben sie sich 1999; beide spielten damals<br />

bei der dänischen Neo-Country-Band Wynona. Seit<br />

2004 treten sie als Duo auf. Und natürlich sind Vergleiche<br />

mit anderen berufstraurigen skandinavischen Bands wie<br />

Múm oder Sigur Rós nicht verkehrt, aber wirklich zutreffend<br />

eben auch nicht.<br />

Während Múm elektronisch nach vorne pluckern und<br />

Sigur Rós ihr Heil suchen in pathetischen Sphärensounds,<br />

kaprizieren sich Munck//Johnson beinahe vollständig auf<br />

Leere und Langsamkeit, stehen somit der Tradition des<br />

Sad-Core, vor allem aber früheren Kompositionen von<br />

Mimi Parkers und Alan Sparhawks Band Low wesentlich<br />

näher. Sehr reduziert gespielt mit (akustischer) Gitarre<br />

und Klavier, geradewegs in einen bewölkten Herbsthimmel<br />

gehoben mit einer Handvoll dunkler Soundpatterns,<br />

sind Munck//Johnsons Songs wie autistische Wesen:<br />

sich selbst mehr als genug. Sie stehen auf der Stelle<br />

und pflegen Melancholie als einen Zustand der Ewigkeit.<br />

Man kann auch innere Immigration dazu sagen oder es<br />

eine besonders selbstgenügsame Variante von Eskapismus<br />

nennen. Manchmal sucht diese Musik das Licht da<br />

draußen – doch gefunden hat sie es bisher nicht.<br />

Munck//Johnson spielen am 16.9.07 um 21.oo Uhr<br />

im Café GroMo. Das Album „Count Your Blessings“<br />

ist bereits bei <strong>Pony</strong> Records / Cargo erschienen.<br />

Poesie der Utopie<br />

Ulrich Kriest<br />

Am Morgen des 16. März 1978 stoppt ein Kommando<br />

der Brigate Rosse in der Innenstadt Roms die Fahrzeugkolonne<br />

des Präsidenten der Democrazia Christiana,<br />

tötet dessen fünfköpfige Begleiteskorte und entführt den<br />

mächtigen Politiker Aldo Moro. Moro, der „Schöpfer“ des<br />

„historischen Kompromisses“ einer politischen Annäherung<br />

von Christdemokraten und Kommunisten, stand auf<br />

dem Sprung zum Amt des Staatspräsidenten. Die militärische<br />

Aktion der BR mochte damals als Erfolg gewertet<br />

werden, die folgenden Wochen bis zur Ermordung Aldo<br />

Moros stellen indes für Italien ein politisches Trauma dar,<br />

vergleichbar dem „Deutschen Herbst“ 1977.<br />

Der italienische Autorenfilmer Marco Bellochio („I pugni<br />

in tasca“) hat sich mit „Buongiorno, notte“ 2003 an die<br />

Rekonstruktion der Staatskrise aus der Binnenperspektive<br />

des Belagerungszustands gemacht. Filmisch brisant zeigt<br />

Bellochio die mörderische Kraftprobe als Nachbeben, als<br />

klaustrophobisches Kammerspiel, dessen Lichtsetzung<br />

einerseits an die Mise en scene des frühen Films erinnert,<br />

Film „Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro“<br />

andererseits christliche Märtyrerdarstellungen zitiert.<br />

Innerhalb der Gruppe brechen Konflikte über die ethische<br />

Dimension revolutionären Handels auf. Niemand scheint in<br />

der Lage, die Logik der Eskalation zu durchbrechen.<br />

Wirkungsvoll untermalt von der Musik Pink Floyds, entwirft<br />

Bellochio einen polyphonen, semi-dokumentarischen<br />

Diskurs – die „linke“ Geschichte hält hinreichend heroische<br />

Identifikationsmuster für politische Akteure bereit, doch unter<br />

die dogmatischen Erstarrungen mischen sich Momente<br />

des Burlesken und Fantastischen. Längst ist beim „Angriff<br />

auf das Herz des Staates“ die Handlungsfreiheit verloren,<br />

die Akteure sind zu Gespenstern geworden, da präsentiert<br />

Belocchio in einer erstaunlichen Schlussvolte die utopische<br />

Kraft der Fiktion, indem er Moro im Morgengrauen ganz<br />

leicht und selbstverständlich ins Freie entlässt. Eine solche<br />

Freilassung, provoziert der Film, hätte den Mächtigen mehr<br />

Probleme bereitet als die Leiche Aldo Moros, die am 9. Mai<br />

1978 im Zentrum Roms gefunden wurde. Wo deutsche Filmemacher<br />

wie Breloer („Das Todesspiel“) sich vorzüglich in<br />

ihrer Rolle als Hilfssheriffs gefallen, denunziert Belocchio das<br />

Politische nicht, sondern wählt seine Waffe als Filmemacher:<br />

die Poesie des Utopischen.<br />

„Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro“; Regie:<br />

Marco Bellocchio; mit Luigi Lo Cascio, Maya Sansa,<br />

Roberto Herlitzka; Italien 2003; ab 13.9.07 im<br />

Kino Lumière<br />

4 Kleine Texte Kleine Texte<br />

5


Das Prinzip Biedermeier<br />

Kerstin Cornils<br />

Was tat der Reaktionär im 19. Jahrhundert, wenn<br />

er den Krach des Pöbels auf den Barrikaden nicht mehr<br />

ertragen konnte? Er schloss die hohen Fensterläden und<br />

blätterte im „Nachsommer“ von Adalbert Stifter. Welch<br />

Labsal für die Nerven dieses Buch doch verströmte! Während<br />

draußen von Revolution gefaselt wurde, huldigten<br />

die braven Leute im „Nachsommer“ der alten Ordnung.<br />

Draußen war Lärm – im Buch legte man Rosenbeete an.<br />

Und der Reaktionär des 21. Jahrhunderts? Auch er ist,<br />

seitdem man dem Frankfurter Autor Martin Mosebach<br />

den diesjährigen Büchner-Preis verliehen hat, um eine<br />

Lieblingslektüre nicht mehr verlegen. Sollen doch garstige<br />

Zeitungen ins Haus flattern, die Heuschreckenschwärme<br />

und globale Erderwärmung beschwören! Die Welt ist in<br />

Ordnung, solange man auf dem „Sopha“ Mosebachs<br />

neuen Roman vorfindet.<br />

„Der Mond und das Mädchen“ erzählt von einem frisch<br />

vermählten Ehepaar namens <strong>Ina</strong> und Hans. <strong>Ina</strong> ist ein Wesen<br />

Wir verkaufen Bücher * Wir bestellen jedes<br />

lieferbare Buch * Es kann telefonisch, per<br />

email, per Fax, im Laden bestellt werden<br />

* Wir stellen Büchertische zusammen *<br />

Wir machen Veranstaltungen * Bei uns<br />

gibt‘s Zeitungen * Wir verkaufen Bücher<br />

BUCH<br />

Lesung Martin Mosebach<br />

von „feingliedriger Zerbrechlichkeit“, behütet aufgewachsen<br />

„in einem Reservat abgeschirmter Bürgerlichkeit wie ein<br />

exquisites Frühgemüse“. Der Gatte hegt über das „Frühgemüse“<br />

mit Kunstmagister nur huldvolle Gedanken: „Ob sich<br />

in Frankfurt auch für sie sofort ein Job finden würde, dürfte<br />

durchaus erst einmal unwichtig sein.“ Dem Weibe gebührt<br />

schließlich die Ehre, die Kindlein zu versorgen – im Schatten<br />

der „friedlichen Größe“ einer alten Kastanie.<br />

Hans’ Chauvinismus, der so rührend unbeholfen und naturwüchsig<br />

daherkommt, ist mit Mosebachs Geisteshaltung<br />

nicht im Geringsten deckensgleich. Während der junge Held<br />

so unbedarft durch die Welt geht, dass ihm Ursula von der<br />

Leyen wie der King Kong einer haarsträubenden Progressivität<br />

erscheinen muss, weiß der Autor genau, wie provokant<br />

seine altbackene Kreation ist. Hans stolpert duckmäuserisch<br />

durch den „biedermeierlichen Abendfrieden“ – Mosebach<br />

hingegen prahlt, zugunsten des Lateinischen sei die Liturgie<br />

in der Volkssprache wieder abzuschaffen. Hans’ auf Effekt<br />

kalkulierte Naivität ist gleichsam der honigsüße Sirup, der<br />

die vordemokratischen Illuminationen des Autors schmackhaft<br />

machen soll. Wer den Papst für den größten Mann der<br />

Gegenwart hält, dem empfehlen wir Mosebach.<br />

Martin Mosebach im Gespräch mit der „FR“-Kritikerin<br />

Insa Wilke: 20.9.07, 20.00 Uhr, Lit. Zentrum.<br />

Der Roman „Der Mond und das Mädchen“ (2007, 192<br />

Seiten, 17,90 EUR) ist im Hanser Verlag erschienen.<br />

L DENL<br />

DEN<br />

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†″<br />

BUCH<br />

Nikolaikirchhof 7<br />

roter_buchladen@t-online.de<br />

www.roter-buchladen.de<br />

fon: 0551/42128<br />

ROTER<br />

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<strong>Göttingen</strong><br />

Nikolaikirchhof 7<br />

<strong>Göttingen</strong><br />

ROTER<br />

Verliebt in die Vergangenheit<br />

Michael Saager<br />

Wie schreibt man über Musik, über die bereits alles<br />

geschrieben ist, weil sie wiederholt, was zum wiederholten<br />

Male wiederholt wurde? Man könnte jetzt sagen: am<br />

besten gar nicht, doch das bedeutete, über 70 bis 90<br />

Prozent aller Musik zu schweigen. Was, zu Ende gedacht,<br />

die meisten Musikjournalisten geradewegs in den Ruin<br />

treiben dürfte. Da niemand Spaß daran hat, Brotrinden zu<br />

lutschen, oder, wie ein Kollege mit sehr wenig Geld seinerzeit,<br />

seinen Gästen Mehlsuppe anzubieten, schreiben wir<br />

fleißig weiter; und wenn wir ein bisschen stumpfer bzw.<br />

berufstaktisch klüger sind, tun wir so, als sei gerade das<br />

Rad erfunden worden.<br />

Selbstverständlich ist nicht alles, was sich dem<br />

Retroesken in den letzten <strong>Jahre</strong>n an den Hals geworfen<br />

hat, schlechte Musik. Womit wir bei der Stockholmer<br />

Band Holiday Fun Club wären. Drei Songs des schlicht<br />

mit Bandnamen betitelten Albums braucht es, und wir<br />

wissen, was John, Max, Vilhelm, Andy und Viktor, die<br />

scheint’s alle keine Nachnamen haben, zuletzt rauf<br />

Konzert Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem<br />

und runter gehört haben – Postpunk und New Wave,<br />

genauer: Devo, Joy Division, The Cure, Gang Of Four und<br />

Devo – da hat der Autor des Waschzettels vollkommen<br />

recht. Das ist ein bisschen aufregend und langweilig<br />

zugleich: Langweilig, weil man nun weiß, was man von<br />

dieser Gruppe bekommt, ohne sie gehört zu haben; ein<br />

bisschen aufregend, da es sich bei den zitierten Bands bis<br />

zum heutigen Tag um frisch klingende Originale handelt,<br />

nicht zuletzt dank der lausigen Imitationsleistungen der<br />

meisten Retortenbands.<br />

Holiday Fun Club fabrizieren glücklicherweise keinen<br />

Quatsch mit ihrem musikalischen Erbe – im Gegenteil:<br />

Ihre Musik ist quirlig und verschwitzt, macht wenig überflüssige<br />

Faxen und ein paar schöne, gar nicht dumme<br />

Hooks zum Mitsingen gibt es auch. Und schon sind wir bei<br />

The Gaslight Anthem, einer weiteren Zitat-Band, dieses<br />

Mal aus dem Punkumfeld. Das Quartett kommt aus New<br />

Brunswick in New Jersey und pflegt den musikalischen<br />

Schulterschluss mit Hot Water Music, Leatherface,<br />

Against Me! und Green Day. Sänger Brian Fallon geht<br />

es anscheinend nicht besonders: Auf dem Album „Sink<br />

Or Swim“ heulsust er sich mit pathetisch gebrochener<br />

Viva-Stimme durch sich zum Verwechseln ähnelnde<br />

Punksongs in Moll. Etwas für Fans.<br />

Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem spielen<br />

am 29.9.07 um 21.00 Uhr im T-Keller.<br />

Klare Trennung!<br />

Porreereste, Bananenschalen,<br />

Möhrengrün …<br />

Zahnbürste, Windeln,<br />

Glühbirnen …<br />

Konservendosen, Milchtüten,<br />

Shampooflaschen …<br />

Zeitungen, Zeitschriften,<br />

Kartons …<br />

Weinflaschen, Saftflaschen<br />

kaputte Gläser …<br />

Eigenbetrieb der Stadt <strong>Göttingen</strong><br />

Bei Fragen können Sie sich direkt an uns wenden.<br />

www.stadtreinigung.goettingen.de · Servicenummer 400 5 400<br />

6 Kleine Texte Kleine Texte<br />

7


Schöne, neue<br />

Welt<br />

Christian Petzolds Film „<strong>Yella</strong>“ erzählt mit den Mitteln der Traumarbeit von radikalen Neuanfängen und vom Leben<br />

unter den Bedingungen des modernen Kapitalismus.<br />

Text & Interview: Ulrich Kriest<br />

Wie erzählt man mit Bildern und Tönen? Wie viele<br />

Bilder und Töne benötigt man, um die Abstraktheit und Kälte<br />

der Beziehungen im neuen Kapitalismus in einem schlüssigen<br />

Film zu verdichten? Vergessen Sie bitte zunächst einmal<br />

die grassierende Mode der „warmherzigen Sozialkomödie“<br />

über die kleinen, aufrechten Leute, wie wir sie von Andreas<br />

Dresen („Sommer vorm Balkon“) oder jüngst Bernd Böhlich<br />

(„Du bist nicht allein“) vorgesetzt bekommen haben. Christian<br />

Petzolds „<strong>Yella</strong>“ erzählt die Geschichte einer verstörenden<br />

Fluchtutopie in eine Sphäre, in der alles ohne Geschichte<br />

und alles (buchstäblich!) im Fluss ist. Eine klassische Auswanderergeschichte,<br />

der Traum vom radikalen Neuanfang,<br />

von der Bindungslosigkeit als Chance.<br />

Früher wäre <strong>Yella</strong> – nach einer gescheiterten Beziehung<br />

zum wirtschaftlich gescheiterten, gewalttätigen<br />

Kleinunternehmer – in die USA gegangen; heutzutage<br />

geht sie vom brandenburgischen Wittenberge in den Westen,<br />

in die surreale Landschaft des Hannoveraner EXPO-<br />

Geländes, wo mit allen Wassern gewaschene Händler des<br />

Risikokapitals in Luxuslimousinen von Termin zu Termin<br />

hetzen und nachts in menschenleeren Funktionsmotels<br />

einchecken – forever online! Philipp ist so ein Handlungsreisender<br />

in Sachen Private Equity, der Anschubkapital<br />

gegen Firmenanteile dealt. <strong>Yella</strong> wird seine Gefährtin,<br />

lernt schnell, sich in der Welt ritualisierter, mörderischer<br />

Übernahmeverhandlungen zu bewegen.<br />

Christian Petzolds achter Spielfilm bestätigt einmal mehr<br />

die alte These, dass Anschauung ohne Begriff leer ist. Hier<br />

werden soziologische Theorien aufregend präzise in Film<br />

übersetzt, wird von Zurichtung des Menschen unter den<br />

Bedingungen des supermodernen, konsequente Flexibilität<br />

fordernden Kapitalismus erzählt. Und zwar so komplex<br />

und mit konkreter Anschauung gesättigt, dass Perfektion<br />

auf jeder Ebene von Dramaturgie, Farbdramaturgie, Musik<br />

und Produktionsdesign herrscht. Man kommt nicht umhin<br />

zu sagen: Es ist der schönste, klügste, reichste deutsche<br />

Film der letzten zwanzig <strong>Jahre</strong>, das erste Meisterwerk<br />

des 21. Jahrhunderts. „<strong>Yella</strong>“ ist nämlich nicht nur eine<br />

Verfilmung von Motiven von Marc Auges Essay „Orte und<br />

Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der<br />

Einsamkeit“, sondern auch ein Remake von Herk Harveys<br />

Horror-Klassiker „Carnival of Souls“ (1962).<br />

Wie geht das zusammen? Wenn man früher sagte,<br />

im Augenblick des Todes zögen Bilder des bisherigen<br />

Lebens noch einmal als Film durchs Bewusstsein, so<br />

zeigt „<strong>Yella</strong>“ Bilder eines möglichen Lebens, allerdings auf<br />

der Grundlage gemachter Erfahrungen. Heraus kommt<br />

ein Film, der auf der Logik des Traums und der Loops<br />

beruht. Traumatische Erinnerungen werden unter neuen<br />

Bedingungen durchgearbeitet – ein Tanz der Gespenster<br />

im Transit! Wie gesagt: ein „Traum“ von einem Film, den<br />

man so perfekt nicht zu träumen gewagt hätte.<br />

8 Große Texte<br />

9


nterview<br />

pony: „<strong>Yella</strong>“ ist ein Mystery-Thriller ohne wirkliches<br />

Interesse am Mystery. Man ahnt sehr früh, dass es dem<br />

Film um ein Erzählen im Konjunktiv geht. Wenige Figuren,<br />

wenige Motive, die durch- und weggearbeitet werden. Ist<br />

das l´art pour l´art?<br />

Christian Petzold: Mystery haben wir das gar nicht genannt<br />

beim Arbeiten. Wir haben Traumarbeit dazu gesagt.<br />

<strong>Yella</strong> bei der Traumarbeit zuzuschauen und gleichzeitig in<br />

ihrem Traum zu sein, so ungefähr. So taucht alles wieder<br />

auf, aber verarbeitet: der Mann, die Liebe, das Rot, das<br />

Wasser, der Respekt und das Respektlose.<br />

„<strong>Yella</strong>“ ist auch eine Inversion deines früheren Films<br />

„Toter Mann“, oder?<br />

Ein Anagramm war’s; die Nina (Hoss) hieß ja in „Toter<br />

Mann“ Leyla und <strong>Yella</strong> ist ein Anagramm. Dann der Fluss,<br />

die inversive Bewegung, damals west-ost. Es gibt da<br />

schon Verbindungen. Ähnlich verschoben wie das,<br />

was bei der Traumarbeit herauskommt.<br />

„<strong>Yella</strong>“ ist nach „Die innere Sicherheit“ und „Gespenster“<br />

bereits deine dritte Gespenster-Geschichte. Was<br />

fasziniert dich an bzw. worin liegt das erzählerische<br />

Potential von Gespenster-Geschichten?<br />

Gar nicht der Schrecken, sondern das Herausgefallene<br />

oder Verdrängte oder nicht mehr Nützliche, was<br />

da noch lebt und zuckt und verzweifelt zurück will.<br />

Ost/West, alter/neuer Kapitalismus, alte/neue Bilder<br />

dafür. Wie verhalten sich die beiden Geschichten, die<br />

„<strong>Yella</strong>“ erzählt, zueinander?<br />

Das sind ja keine Gegensätze. Das EXPO-Gelände<br />

in Hannover ist ja auch schon dabei, Ruine zu werden.<br />

Und die Industriestadt Wittenberge ist vor 15 <strong>Jahre</strong>n<br />

von der Treuhand ruiniert worden. Was unterscheidet<br />

die Ruinen? Wittenberge – das ist ja noch die romantische<br />

Ruine, die Märklin-Welt. Das Expogelände – da<br />

hat keiner mehr gebastelt und romantisiert. Das<br />

liegt da so herum. Und was machen die Körper<br />

und die Gesten bei den jungen BWL-Studenten?<br />

Warum sind die cool? Oder glauben zumindest,<br />

es zu sein? Wahrscheinlich, weil sie Kaufkraft<br />

haben und die Werbung sie entdeckt hat, als<br />

10<br />

Kunden, und Kunden muss man einen Stil geben und<br />

das ganze Laptop-, Starbucks-, Wellness-Zeugs kommt<br />

vielleicht daher. Und im Kino sitzen sie auch herum und<br />

haben Posen und Gesichter. Wie geht das zusammen<br />

mit dem schlanken, dem sexy Staat? All das hat uns bei<br />

„<strong>Yella</strong>“ beschäftigt.<br />

Die alten Songs in deinen Filmen von Tim Hardin, Burt<br />

Bacharach und Julie Driscoll. Passen sie zu den Figuren?<br />

Was erzählen sie? Und von wem?<br />

Songs aus alten Zeiten, die erwischen einen manchmal,<br />

unvorbereitet. Heutzutage eher selten, weil jeder<br />

seine Playlist rauf und runter hört und aus dem Äther<br />

nichts Neues mehr kommt. Aber manchmal passiert es,<br />

dass man einen Song hört, der wie ein Deja-vu ist. Die<br />

Songs gehören einem nicht, gehören auf keine Playlist,<br />

aber sie begleiten einen. So habe ich mir das vorgestellt.<br />

„<strong>Yella</strong>“; Regie: Christian Petzold; Drehbuch:<br />

Simone Baer, Christian Petzold;<br />

mit Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk<br />

Schönemann; D 2007; ab 13.9.07<br />

im Kino<br />

Große Texte<br />

Große Texte<br />

11


Bücher und<br />

Politik<br />

Anfangs auf linke politische Literatur beschränkt, verfügt der Rote <strong>Buchladen</strong> längst über ein breit gefächertes<br />

Büchersortiment. Anlaufstelle für die Linke ist er nach wie vor. Im September feiert er seinen <strong>35</strong>. Geburtstag.<br />

Jan Langehein<br />

So viele Jubiläen hat die Göttinger Linke bzw.<br />

die Kulturszene in diesem Jahr zu feiern, dass sie aus<br />

dem Jubilieren gar nicht mehr hinauskommt: Nach dem<br />

selbstverwalteten Studentenwohnheim Rote Straße (<strong>35</strong><br />

<strong>Jahre</strong>), dem JuzI (25) und dem Jungen Theater (50) steht<br />

nun der <strong>Buchladen</strong> Rote Straße an, der ebenfalls auf<br />

eine <strong>35</strong>-jährige Geschichte zurückblicken kann und, da<br />

mittlerweile auf den Nikolaikirchhof umgezogen, meist<br />

nur noch „<strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong>“ genannt wird. Gegründet<br />

wurde der Rote <strong>Buchladen</strong> am 8. Oktober 1972, einem<br />

Sonntag, von einem fünfköpfigen Kollektiv als Alternative<br />

zum „PoliBula“, dem Politischen <strong>Buchladen</strong> im alten<br />

Reitstallviertel, an dessen Stelle sich heute das Carré befindet.<br />

Der PoliBula war fest in der Hand des maoistischen<br />

Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) und<br />

vertrieb ausschließlich von seinen Kadern verfasste oder<br />

abgesegnete Literatur; der neue linke <strong>Buchladen</strong> in der<br />

Roten Straße war von Anfang an undogmatischer und<br />

offener konzipiert. Er sollte allen Spektren der Neuen<br />

Linken offen stehen und verstand sich nicht als Agitationsinstrument<br />

einer der damals zahlreichen linken<br />

Parteien oder K-Gruppen.<br />

Trotzdem haftete auch dem Roten <strong>Buchladen</strong> in<br />

seiner Anfangszeit etwas von dem heiligen Ernst an,<br />

der die deutsche Linke im „Roten Jahrzehnt“ zwischen<br />

1967 und 1977 prägte. In einer Grundsatzerklärung des<br />

<strong>Buchladen</strong>s heißt es, seine Aufgabe sei es, „Literatur zu<br />

verbreiten, die der Aufklärung sozialer, politischer und<br />

ökonomischer Prozesse und der Klärung und Weiterentwicklung<br />

der sozialistischen Bewegung dient“. Wer im<br />

<strong>Buchladen</strong> arbeitete, also Mitglied des Ladenkollektivs<br />

(LK) war, hatte seine politische Überzeugung darzulegen:<br />

„Alle LK-Genossen nehmen aktiv an der sozialistischen<br />

und kommunistischen Bewegung teil. Sie müssen ihren<br />

politischen Standort und ggf. dessen Änderung im LK<br />

offenlegen.“ Entsprechend dieser Statuten war auch das<br />

Sortiment des <strong>Buchladen</strong>s in den Anfangsjahren auf politische<br />

Literatur begrenzt. Klaus Schild, seit 1975 Mitglied<br />

im Kollektiv, erzählt, dass es bis 1980 zum Beispiel keine<br />

Kriminalromane gab: „Wir hatten eine lange Diskussion<br />

darüber, ob man in einem linken <strong>Buchladen</strong> überhaupt<br />

Krimis verkaufen darf. Belletristik gab es zwar, erstmal<br />

aber nur die ganz harten Arbeiterromane – ,Der Westen<br />

wird rot‘ und Ähnliches.“<br />

Solche Debatten gehören der Vergangenheit an. Heute<br />

verkauft der Rote <strong>Buchladen</strong> alles, was nachgefragt wird;<br />

neben Krimis und Unterhaltungsromanen gehören auch<br />

Comics längst zum Sortiment. Den Kern des Angebots<br />

bildet trotzdem nach wie vor die politische Literatur:<br />

Sachtexte zur Geschichte des Dritten Reichs haben einen<br />

eigenen Tisch, neuere Bücher zu linker Theorie findet<br />

der Kunde gleich links neben der Ladentür, und direkt<br />

gegenüber stehen, nach Themen geordnet, alle möglichen<br />

Klassiker in den Regalen. Welchen Gebieten der <strong>Buchladen</strong><br />

wie viel Platz einräumt, das ist seit <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n den<br />

Moden der linken Diskussionskultur unterworfen. Schild<br />

12 Große Texte<br />

13


erzählt, dass es lange Zeit ganze Regale zu Psychologie<br />

und Pädagogik gegeben habe – in den 70ern zentrale<br />

Themen in der linken Debatte, an denen heute dagegen<br />

kaum noch Interesse vorhanden sei.<br />

Solange die Buchpreisbindung<br />

bleibt…<br />

Ein trauriges Schicksal erlebten auch zahlreiche Bände<br />

über die Linke in Portugal, die sich der <strong>Buchladen</strong> nach<br />

der Nelkenrevolution 1974 angeschafft hatte: Nach<br />

kurzer Zeit erlahmte das Interesse an den Portugiesen,<br />

und nicht wenige der Bücher sollen immer noch in den<br />

Altbeständen des <strong>Buchladen</strong>s auf Leser warten. Andere<br />

Themen haben in den letzten <strong>Jahre</strong>n dagegen wieder<br />

an Bedeutung gewonnen. In den 90ern habe sich kaum<br />

jemand für Karl Marx interessiert, berichtet Schild. „Inzwischen<br />

gibt es sogar wieder Schüler, die Einführungen<br />

in Marx‘ Kritik der politischen Ökonomie lesen – die<br />

Klassiker, die schon vor 20 <strong>Jahre</strong>n dazu erschienen sind,<br />

aber auch Neuerscheinungen, die erst vor Kurzem auf<br />

den Markt kamen.“<br />

Wie das Sortiment, so änderte sich auch die Kundschaft<br />

des Roten <strong>Buchladen</strong>s, dies allerdings vor allem<br />

nach dem Umzug auf den Nikolaikirchhof im Frühjahr<br />

1997. Das alte Geschäft in der Roten Straße sah eher<br />

aus wie ein Antiquariat, nicht wie ein moderner <strong>Buchladen</strong>,<br />

und die Kunden kamen fast ausschließlich aus der<br />

Göttinger Linken. „Manchmal haben Leute auf dem Weg<br />

in die Stadt reingeschaut, wenn sie ihr Auto an der Stadthalle<br />

geparkt hatten“, sagt Klaus Schild. „Aber eigentlich<br />

waren wir damals ein reiner Szeneladen.“ Mit dem Umzug<br />

änderte sich das zumindest teilweise. Zwar ist auch der<br />

Nikolaikirchhof keine 1A-Lage mit viel Laufpublikum, die<br />

Verkaufsräume aber sind dort heller und großzügiger als<br />

im alten Laden, und die Kooperation mit der Büchergilde<br />

Gutenberg sichert dem <strong>Buchladen</strong> auch Kunden, die<br />

nichts mit der linken Szene zu tun haben.<br />

Anlaufstelle für die Linke ist der <strong>Buchladen</strong> gleichwohl<br />

geblieben. Zahlreiche Politgruppen haben hier ihr<br />

Postfach, der Verkaufsraum kann für Veranstaltungen<br />

genutzt werden, und im Keller gibt es Regale für Flugblätter<br />

und Zeitungen, die ausschließlich die linke Klientel<br />

ansprechen. Dieses Angebot hat dem <strong>Buchladen</strong> freilich<br />

auch schon Ärger eingebracht: Wenn der Staatsschutz<br />

gegen Göttinger Linke ermittelte, geriet er häufig mit<br />

ins Visier der Fahnder, war z. B. das Ziel einer Hausdurch-<br />

suchung als 1994 das Verfahren gegen die Autonome<br />

Antifa (M) anlief.<br />

Solche Geschichten sind, mit genügend Abstand<br />

betrachtet, der Stoff aus dem Anekdoten sind, und die<br />

haben anlässlich von Jubiläen natürlich Konjunktur. Den<br />

ganzen September über präsentiert der <strong>Buchladen</strong><br />

Veranstaltungen über seine eigene Geschichte, über die<br />

Geschichte der politischen Literatur und die der linken<br />

Bewegung. Gefeiert wird natürlich auch: Am 15. September<br />

ist große Party im Theaterkeller. Vielleicht ist die<br />

Stimmung im Ladenkollektiv dabei nicht ganz ungetrübt,<br />

denn die Finanzdecke des <strong>Buchladen</strong>s ist notorisch<br />

dünn. Zuviel Anlass zur Sorge gibt es indes auch nicht.<br />

Die oft totgesagte Linke ist lebendig genug, um Bücher<br />

zu kaufen; Rechnungskunden, die regelmäßig größere<br />

Bestellungen aufgeben, hat der <strong>Buchladen</strong> auch, und<br />

durch die Zusammenarbeit mit der Büchergilde hat<br />

er sich ein drittes Standbein geschaffen. „Wir werden<br />

überleben können, solange die Buchpreisbindung bestand<br />

hat“, resümiert Klaus Schild. Und eine politische<br />

Option, diese Preisbindung aufzuheben, ist zumindest<br />

derzeit nicht im Gespräch.<br />

<strong>Buchladen</strong>­<br />

Geburtstagsprogramm:<br />

7.9., 20.00 Uhr, T-Keller: „Die Revolution auf<br />

der Tagsordnung“. Agit 883: Bewegung, Revolte,<br />

Underground in West-Berlin 1969 bis 1972<br />

(Buchvorstellung)<br />

14.9., 20.00 Uhr, Lumière: Literatur zwischen<br />

Subkultur und Mainstream (Lesung & Diskussion)<br />

15.9., 21.00 Uhr, T-Keller: Konzert mit Gift und<br />

Mad Minority; anschließend Party<br />

25.9., 20.00 Uhr, T-Keller: ZeitStörung. Zeit der<br />

Unterwerfung, Zeit der Revolte (Multimedia-<br />

Veranstaltung)<br />

14 Große Texte<br />

01 80 –2 22 22 10<br />

0,06 Euro/Anruf<br />

2-euro-helfen.de


Bücher ohne<br />

Bonbongeschmack<br />

Kaum hat die Berliner „Literaturen“-Redakteurin Frauke Meyer-Gosau ihren Koffer gepackt, erwartet die Göttinger<br />

Germanistik schon neuen Besuch aus Frankfurt: Die Gastprofessur für Literaturkritik wird in den kommenden zwei<br />

Semestern die „FR“-Redakteurin <strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong> übernehmen. Höchste Zeit also, Frau <strong>Hartwig</strong> über den WG-Charme<br />

des „taz“-Feuilletons, Schnittchen-Nepotismus und „dämliche“ Lobeshymnen zu befragen.<br />

Interview: Kerstin Cornils<br />

pony: Früher haben Sie für die „taz“ geschrieben,<br />

heute sind Sie die Literatur-Redakteurin bei der „Frankfurter<br />

Rundschau“. Somit haben Sie – wie Ihre Kollegin<br />

und Göttinger Vorgängerin Frauke<br />

Meyer-Gosau – einen Sprung<br />

von den linken Medien in<br />

die bürgerliche Presse-<br />

Landschaft gemacht.<br />

Ist die Abgrenzung zwischen<br />

linker und bürgerlicher<br />

Presse angesichts<br />

solch fließender<br />

personeller Übergänge<br />

nicht eine bloße Konstruktion?<br />

INA HARTWIG:<br />

Ich hatte damals<br />

Glück<br />

bei der „taz“:<br />

Ich habe in<br />

Berlin studiert<br />

und schrieb schon<br />

früh als freie Autorin.<br />

Direkt aus dem Studium<br />

kommend, durfte ich gleich zwei Redaktionsvertretungen<br />

machen. Das war sehr aufregend, denn bei der „taz“<br />

pflegt man diese besondere Art des Semiprofessionalismus<br />

– journalistische Formen, die andere Zeitungen nicht<br />

zu bieten haben. Man kann unendlich viel ausprobieren,<br />

das ist wichtig und schön. Was nun Ihre Frage nach dem<br />

Schritt von der „taz“ zur bürgerlichen Presse angeht: Im<br />

Grunde spielt der Begriff der „bürgerlichen Presse“ für<br />

mich keine Rolle. Allerdings habe ich bei meinem Wechsel<br />

zur „Frankfurter Rundschau“ doch bemerkt, wie stark sich<br />

die beiden Medien unterscheiden. Während bei der „taz“<br />

eher eine WG-Stimmung geherrscht hatte, war die „FR“<br />

ein richtiger Betrieb, beschäftigte viel mehr Menschen,<br />

hatte echte Sekretärinnen, keine Assistentinnen, wie bei<br />

der „taz“ die Sekretärinnen genannt wurden.<br />

Plötzlich verdiente ich viel mehr, und die Leserschaft<br />

der „FR“ erwartete Vollständigkeit und Seriosität. Die<br />

„taz“ kann sich in ihrer Nische satirische Perspektiven auf<br />

gesellschaftliche Vorgänge erlauben, wohingegen man<br />

sich in der Sphäre der „bürgerlichen Presse“ – um den<br />

Begriff nun doch einmal zu verwenden – am Riemen reißen,<br />

auf der seriösen diskursiven Ebene mitschwimmen<br />

und ganz andere Sprachformen wählen muss. Vielleicht<br />

sind die Sprachformen am Ende der größte Unterschied<br />

16 Große Texte<br />

17


– wobei es zudem eine Temperaments- und Talentfrage<br />

ist, ob man sich das Spielerische im Schreiben bewahren<br />

kann. Im Feuilleton der „FR“ sind wir nicht dogmatisch –<br />

doch die Grass-Diskussion des letzten Sommers konnte<br />

in der „taz“ natürlich ganz anders geführt werden als in<br />

der „FR“, der „FAZ“ oder der „Süddeutschen“.<br />

Dass Kontakte vorteilhaft sind, ist eine Binsenweisheit.<br />

Aber wie wahrt man als Rezensentin die kritische<br />

Distanz? Wie bringt man es fertig, einen charmanten<br />

Autor zu verreißen? Fällt man leichten Herzens ein negatives<br />

Urteil über das Buch eines Verlags, der einen zu<br />

Schnittchen einlädt?<br />

Persönliche Kontakte machen das Geschäft der<br />

Kritik nicht leichter, sie sind aber unvermeidlich. So<br />

wie der deutsche Literaturbetrieb gestrickt ist, wäre es<br />

künstlich und unvergnüglich, sich in eine klösterliche<br />

Situation zurückzuziehen. Natürlich lernt man einander<br />

kennen: Man darf Laudationes halten und gerät bald in<br />

kleine Interessennetzwerke. Wenn Sie von einem Buch<br />

enttäuscht werden, auf dessen Autor Sie vorher eine<br />

Laudatio gehalten haben, dann ist das eine schwierige<br />

Situation. Immer wieder spielen sich Dramen ab: Die<br />

Konflikte zwischen Reich-Ranicki, Walser und Grass liegen<br />

ja auch darin begründet, dass der Kritiker diese Autoren<br />

zunächst über den grünen Klee gelobt, anschließend<br />

aber verrissen hat. Schon immer hat es Dramen wie diese<br />

gegeben – jeder einzelne muss seinen Weg finden, damit<br />

umzugehen. Ein Rezensent kann ein Buch problemlos an<br />

einen Kollegen weitergeben, doch wer unbedingt seine<br />

Kritik äußern möchte, muss auch den Mut haben, den<br />

Autor zu enttäuschen.<br />

Wie geht eine Redakteurin mit dem Meinungsspektrum<br />

der Rezensenten um? Müssen extrem lobende oder kritische<br />

Meinungen angepasst werden? Spielen beim Redigieren<br />

kommerzielle Erwägungen – etwa die Rücksicht<br />

auf Verlage – eine Rolle? Ist eine Feuilleton-Redaktion<br />

eine große Harmonisierungsmaschine?<br />

Eine schwierige Frage – haben Sie einen konkreten<br />

Fall im Auge? Im Prinzip gilt für mich, dass der Rezensent<br />

oder die Rezensentin das Wort haben. Es geht um deren,<br />

nicht um meine Meinung. Doch natürlich kommt es vor,<br />

dass man ein Urteil zu streng findet, weil man einen verrissenen<br />

Autor sehr schätzt. In einem solchen Fall kann<br />

sich der Redakteur eine Macht zunutze machen, über die<br />

der reine Rezensent nicht verfügt: Man kann ein wenig<br />

am Auftritt herumbasteln, die Überschrift verändern, die<br />

Unterzeile neutraler machen etc. Auf welche handwerkliche<br />

Ethik man sich beruft, muss jeder Redakteur mit<br />

sich selbst ausmachen.<br />

Ihre Arbeit als Redakteurin basiert auf dem Auswerten<br />

der Verlagskataloge, die zweimal jährlich mit Neuigkeiten<br />

erscheinen. Welche Bücher sind für Sie rezensionswürdig?<br />

Das weiß oder besser spürt man komischerweise<br />

irgendwann ganz automatisch. Als ich von der Uni kam,<br />

kannte ich etliche Verlage noch gar nicht. Dabei gibt es<br />

so wahnsinnig viele, auch kleine und spannende Verlage.<br />

Manche Verlagsprogramme schaue ich mir heute<br />

allerdings gar nicht mehr an, weil ich weiß, dass sie nur<br />

Unterhaltungsschrott bieten. Insofern basiert die Auswahl<br />

wohl auf einer Mischung aus Erfahrung, eigenen Kriterien<br />

und Fingerspitzengefühl.<br />

Die Frage, was ein guter Roman sein soll, wird GermanistInnen<br />

im Stu- dium abtrainiert. Statt<br />

Wertung lernt m a n ,<br />

über heimlichehierarc<br />

h i s c h e<br />

Set-<br />

zungen des Kanons<br />

oder den Roman als privilegierte<br />

Erzählform<br />

des Imperialismus zu<br />

diskutieren. In der Literaturkritik<br />

geht es<br />

hingegen explizit um<br />

Wertungen. Wie passt<br />

das zusammen?<br />

Ja, zumindest an deutschen<br />

Universitäten werden<br />

Wertungen vermieden. Was<br />

die Rhetorik der Kritik angeht, habe ich selber in der Tat<br />

lange gebraucht, mich zu einem entschiedenen Urteil<br />

durchzuringen. Auch heute als Rezensentin bin ich immer<br />

noch relativ analytisch orientiert, das sind wohl die Reste<br />

der Literaturwissenschaftlerin in mir. Inzwischen weiß ich<br />

aber, dass ein entschiedenes Urteil zur Kritik dazugehört.<br />

Ich bin allerdings nach wie vor der Ansicht, dass ein Lob<br />

oftmals dämlich klingt – und dass dabei nicht selten das<br />

Spekulieren auf die Zitierwürdigkeit durchscheint. Sätze,<br />

die von Verlagen zitiert werden, sind oft die schlechtesten<br />

der Kritik. Eine intellektuelle Analyse, mit der man sich<br />

größte Mühe gegeben hat, oder ein Absatz, in dem man<br />

versucht, das Poetische zu erfassen – so etwas wird<br />

eigentlich nie zitiert. Herausgestellt wird immer nur das<br />

Bonbon-Urteil: „Ein ganz hinreißendes Buch, das man nie<br />

mehr aus den Händen legen wird“ und ähnlicher Kram. Es<br />

ist eine Geschmacksfrage, wie sehr man sich mit derartigen<br />

Phrasen aus dem Fenster hängen möchte. Trotzdem<br />

gilt: Die Gratwanderung zwischen Lob und Phrase ist in<br />

der Kritik unvermeidbar.<br />

Zum Schluss eine Frage zum Internet, das den traditionellen<br />

Print-Medien heute heftig Konkurrenz macht.<br />

Sind erfolgreiche Projekte wie der Perlentaucher für<br />

die Zeitungen mit ihren klassischen Buchrezensionen<br />

gefährlich?<br />

Das Internet ist überhaupt keine Konkurrenz,<br />

es ist eher ein Katalysator.<br />

Durch das Internet werden<br />

wir noch präsenter, denn<br />

schließlich vernetzt der<br />

Perlentaucher die Feuilletons<br />

miteinander. Vor<br />

sieben <strong>Jahre</strong>n, als es<br />

den Perlentaucher noch<br />

nicht gab, sind wir doch<br />

immer herumgerannt und<br />

haben überall Zeitungen<br />

zusammengeklaubt.Heute<br />

ist es viel<br />

praktischer,<br />

dem Perlent<br />

a u c h e r s e i<br />

Dank. Für uns als<br />

„FR“ führt es dazu,<br />

dass wir gleichberechtigt<br />

mit der „Süddeutschen“, der<br />

„FAZ“, der „NZZ“ und der „taz“ aufgeführt werden. Das<br />

hilft uns sehr. Ein anderer Aspekt sind die Laienkritiken<br />

etwa im Stil von „amazon“. Ich bin durchaus fasziniert<br />

von diesen Kritiken, die zum Teil sehr engagiert und<br />

witzig sind – doch zu diesem Thema habe ich mir noch<br />

kein abschließendes Urteil gebildet. Meine Prognose<br />

lautet: Auch in den nächsten Jahrzehnten wird die in<br />

bestimmten wenigen Medien gedruckte Kritik der entscheidende<br />

Maßstab bleiben, im Sinne von Bourdieus<br />

„kulturellem Kapital“. Für die Schriftsteller ist es relativ<br />

irrelevant, was irgendein begeisterter Privatleser im<br />

Internet schreibt. Das, was für sie wirklich zählt, ist das<br />

Urteil im Feuilleton.<br />

18 Große Texte Große Texte<br />

19


Knall auf Knall<br />

Mobil, billig, Aufmerksamkeit erregend: Der Historiker und Soziologe Mike Davis hat „Eine Geschichte der Autobombe“<br />

geschrieben.<br />

Michael Saager<br />

Die Geschichte der Autobombe beginnt mit nur<br />

einer Pferdestärke: Im September des <strong>Jahre</strong>s 1920<br />

stellt Mario Buda, ein aus Italien immigrierter Anarchist,<br />

seinen von einem Pferd gezogenen Wagen<br />

unweit der Kreuzung Wall Street / Broad Street ab.<br />

Der Wagen ist mit Eisenschrott beladen und<br />

explodiert in einem riesigen Feuerball.<br />

Metallschrapnellen mähen Fußgänger<br />

nieder, parkende Autos fangen Feuer.<br />

Die Detonation hinterlässt einen<br />

großen Krater in der<br />

Wall Street. Der<br />

richter-<br />

liche Todesermittler zählt 40 Tote. Man erklärt den<br />

nationalen Notstand.<br />

Budas Bombenattentat gilt dem in San Diego lebenden<br />

Soziologen und Historiker Mike Davis „als Kulminationspunkt<br />

eines halben Jahrhunderts anarchistischer<br />

Fantasien, Könige und Plutokraten in die Luft zu jagen“.<br />

Die Pferdewagen-Bombe nennt er einen Prototyp der<br />

Autobombe und vergleicht sie in seiner gerade erschienenen<br />

„Eine Geschichte der Autobombe“ mit Charles<br />

Babbages mechanischer Rechenmaschine. Was durchaus<br />

Sinn macht: Beiden (Kultur-)Techniken ist gemein,<br />

dass sich wesentliche Parameter der Geschichte erst<br />

ändern mussten, damit sie ihre radikalen Potenziale<br />

voll entfalten konnten.<br />

Vom Einsatz durch die rechtszionistische<br />

Sternbande, die sie in den mittleren 40ern<br />

gegen Palästinenser und britische Truppen<br />

zum Einsatz brachte, über Autobomben in Saigon,<br />

Algier und Palermo erreichte diese Waffe<br />

eine herausragende Bedeutung in den 70er<br />

in den Händen der IRA. Erst seit den 80ern<br />

wird sie vorwiegend von islamistischen<br />

„Terroristen“ eingesetzt. Und natürlich<br />

ist es nicht verkehrt, dass Davis noch<br />

einmal nachdrücklich darauf hinweist,<br />

dass die Autobombe keine Erfindung der<br />

Hisbollah ist.<br />

90 <strong>Jahre</strong> nach ihrem Debüt in der Wall<br />

Street, schreibt Davis, seien Autobomben<br />

fast so weltumspannend vertreten wie iPods und<br />

20 21


HIV / AIDS. Und was immer man von diesem Vergleich<br />

halten mag: Zurzeit sind in über 20 Ländern Autobomber<br />

aktiv; <strong>35</strong> Staaten wurden in den letzten 25 <strong>Jahre</strong>n<br />

von mindestens einem tödlichen Autobombenanschlag<br />

getroffen. Zumal in Zeiten zunehmend asymmetrischer<br />

Kriege setzen Anschläge durch Autobomben strategischen<br />

Riesen-Bombardements von Luftstreitkräften<br />

eine zermürbend erfolgreiche Strategie zahlreicher<br />

kleiner Explosionen entgegen. Wer über wenig Geld-<br />

und Machtmittel verfügt, kann eben immer noch auf die<br />

todbringende Gewalt der Autobombe setzen. Das zeigt<br />

insbesondere der Irak-Krieg, über den Davis das längste<br />

Kapitel verfasst hat und in dem allein in den <strong>Jahre</strong>n 2004<br />

und 2005 1.293 Autobomben explodierten. „Königreich<br />

der Autobombe“ nennt er in einer allerdings mehr als<br />

reißerischen Metapher deshalb den Irak.<br />

22<br />

„Luftwaffe des kleinen<br />

Mannes“<br />

Davis, bekannt geworden durch seine spannende L.A.-<br />

Untersuchung „City Of Quartz“, ist ein ausgesprochener<br />

Vielschreiber. Vor ein paar Monaten erst, nach Büchern<br />

über die „Vogelgrippe“ und „Die Geburt der dritten Welt“,<br />

ist „Planet der Slums“ auf Deutsch erschienen – eine<br />

komplex argumentierende, wenn auch allzu apokalyptisch<br />

und moralisierend daherkommende<br />

Studie über die Verslummung der Welt. „Eine<br />

Geschichte der Autobombe“ geht zurück auf<br />

einen dicht geschriebenen Essay in der Zeitschrift<br />

„Lettre International“ (Sommer 2006).<br />

Dort hatte Davis erstmals die hervorstechenden<br />

Merkmale zusammengefasst, die<br />

die Autobombe zur „Luftwaffe des kleinen<br />

Mannes par excellence machen“. Er hatte<br />

ihren zerstörerischen Tarnwaffencharakter<br />

hervorgehoben, ihre Unzensierbarkeit durch<br />

ihre „Lautstärke“: die blutige Unleugbarkeit,<br />

ihre einfache organisatorische Handhabung<br />

bei gleichzeitiger Unvermeidbarkeit von<br />

„Kollateralschäden“ sowie ihre Billigkeit<br />

und Anonymität.<br />

Das Buch nun hat 232 Seiten, und<br />

diese Länge ist ein Problem. Zwar<br />

nennt Davis es vollmundig „Genealogie“<br />

– man muss bei diesem Begriff<br />

beinahe automatisch an Nietzsche<br />

und Foucault denken –, doch meistens ist es wenig<br />

mehr als eine Schilderung historisch mehr oder weniger<br />

bedeutsamer Explosionen: Wer hat wann (in chronologischer<br />

Reihenfolge), wo und warum und mit was für<br />

Sprengstoffen Autobomben explodieren lassen? Ereignis<br />

reiht sich ziemlich stur an Ereignis, ergänzt durch kursorische,<br />

mal durchaus interessante, dann wieder durchaus<br />

fragwürdige politologisch-historische Kommentierungen<br />

und essayistische Flapsigkeiten (Imad Faiz Mugniyah von<br />

der Hisbollah „Weltmeister der Autobomber“ zu nennen,<br />

ist schlicht geschmacklos).<br />

Davis’ Buch fehlt möglicherweise das, was man eine<br />

übergreifende These nennt; eine größere Klammer, die<br />

all die Attentate unter einem bestimmten Blickwinkel<br />

fokussiert. Andererseits: Wie hätte diese Klammer aussehen<br />

können? Vielleicht ist die Geschichte der Autobombe<br />

tatsächlich ein schwieriges bzw. dürftiges Thema für ein<br />

langes Format. Davis’ Leser müssen sich deshalb wohl<br />

oder übel abfinden mit einer zwar detailgesättigten,<br />

aber nicht unbedingt tiefsinnigen und im Hinblick auf<br />

ihre Erklärungskraft leider nicht sehr weit reichenden<br />

Geschichte über Explosionen und: Explosionen.<br />

Mike Davis: Eine Geschichte der Autobombe (Assoziation<br />

A 2007, 232 Seiten, 20 EUR)<br />

1. Daten<br />

NEU!<br />

25% Feiner<br />

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raus<br />

*und viele Weitere Printprodukte von DIN a0 bis a7.<br />

Große Texte Große Texte<br />

23


Fragile Innen- und Außenwelten.<br />

Tina Fibiger<br />

Mit einem Rückblick auf 50 <strong>Jahre</strong> an dramatischen<br />

und komödiantischen Ups and Downs startet das Junge<br />

Theater in seine Jubiläumssaison. Zum 1. September gibt<br />

es die große Party mit vielen Ehemaligen, massenhaft<br />

Anekdoten über die chaotischen Anfänge und die Folge<br />

abenteuerliche Bühnenjahre und dazu natürlich auch die<br />

klassische Festschrift zur Chronologie der Ereignisse.<br />

Der JT Spielplan bleibt davon zwar nicht unberührt, aber<br />

er muss deswegen ja nicht die Geschichte des Hauses<br />

strapazieren.<br />

In den Zeitdiagnosen, wie sie sie Stücke und Autoren<br />

anstellen, schwingt natürlich der generelle Anspruch<br />

der Theatermacher mit, die akuten Signale einer Gesellschaft<br />

aufzugreifen und zu befragen. Und da liefert das<br />

Spielplanmotto „Fragil“ eine Menge Anknüpfungspunkte<br />

und Querverweise, die das JT auch in der Vergangenheit<br />

immer wieder zum Thema gemacht hat. Fragen der<br />

Menschenwürde und des Selbstbestimmungsrechtes,<br />

der persönlichen Identität und der Suche nach einem<br />

geschützten Ort. Das Element des Fragilen, Verwundbaren<br />

hat sich für JT-Intendant Andreas Döring beim<br />

Lesen zahlreicher Stücke zu einem Leitmotiv verdichtet.<br />

Er beschreibt eine „Sehnsucht nach Werteorientierung,<br />

wo Menschen auf einer Glückssuche gezeigt werden“. Die<br />

kann auch wieder Gemeinschaft heißen und folgt nicht<br />

länger der Idee des individualistischen Einzelkämpfers.<br />

Störungen, Hindernisse und Behinderungen sind da<br />

Spielplannotizen zum JT-Jubiläum<br />

natürlich absehbar und auch dass der Einzelne sich als<br />

verwundbar und zerbrechlich erweist.<br />

Es sind vorwiegend zeitgenössische Autoren, mit denen<br />

sich der Spielplan in die humanistischen Eingeweide<br />

vortastet und zu Fragen der Identität Stellung bezieht.<br />

Mit der Geschichte einer Verwandlung etwa, die Marius<br />

Mayenburg in seinem Stück „Der Hässliche“ beschreibt,<br />

wo sich am Ende nur noch Designergesichter begegnen.<br />

Oder mit Igor Baursimas „Norway Today“, wenn sich<br />

diffuse Erfahrungswelten zwischen Realität und Internetportal<br />

kreuzen. Die Anfälligkeit einer Identität, sei sie noch<br />

im Wachstum begriffen oder schon realitätsgeprägt, wird<br />

in vielen Stücken sondiert. Bei Lukas Bärfuss ist es dann<br />

„Die Probe“, die der Politiker gegenüber seinem nicht von<br />

ihm gezeugten Sohn zu bestehen hat.<br />

In Neil La Butes Szenenfolge „Maß der Dinge“<br />

geht es um die künstlerisch-kreative Domestizierung<br />

des Individuums und seiner Grundwertbestände. Und<br />

auch Laura de Wecks „Lieblingsmenschen“ sind in<br />

ihrer Suche nach sich selbst zutiefst verunsichert.<br />

„Das Sozialdrama und auch die Sozialkomödie rücken<br />

wieder mehr nach vorne“, meint Döring, der von zeitgenössischen<br />

Stoffen schwärmt, die die Beziehung des<br />

Einzelnen zu seiner Gesellschaft dramatisch vertiefen.<br />

Er sichtet auch einen Ablösungsprozess von der Phase<br />

des Poptheaters und von den Szenarien, die auf<br />

kryptische Textflächen setzten und auf formalistische<br />

Behandlung von Themen und Motiven. Zwei Klassiker<br />

werden ebenfalls in diesem Kontext des Fragilen zur<br />

Diskussion gestellt: Die „Möwe“ von Anton Cechov<br />

zur Eröffnung der Spielzeit am 15. September und<br />

Kleists „Der zerbrochene Krug“. „Dort geht in den<br />

Turbulenzen einer dörflichen Gemeinschaft auch das<br />

Vertrauen in ein Rechtssystem verloren“, sagt Döring,<br />

und dass gerade auch diese Komödie das saisonale<br />

Leitmotiv reflektiert.<br />

Das gilt ebenso für Revolten und Ausnahmezustände,<br />

wie sie etwa William Goldings „Herr der Fliegen“ in der<br />

dramatischen Fassung von Nigel Williams berührt, und<br />

Deutsches Theater & 49 69 11<br />

www.dt-goettingen.de<br />

22.9. 13.00 OFF DT – Theaterstraßenfest<br />

29.9. 19.45 Der Kaufmann von Venedig<br />

30.9. 16.00 DTS Oliver Twist<br />

11. Göttinger Innenhof-Theater-Festival<br />

& 0551/496911<br />

www.kultursommer.goettingen.de<br />

7.9. 20.00 Venus und Adonis<br />

22.00 Kreutzersonate<br />

8.9. 19.00 Lenz (Georg Büchner)<br />

21.00 Sabina Spielrein (nach Karsten Alnaes)<br />

23.00 Mercier und Camier (Samuel Beckett)<br />

9.9. 19.00 Winter (Jon Fosse)<br />

21.00 Jazz und Lyrik<br />

Werkgruppe 2 & 0551/38 90 161<br />

www.werkgruppe2.de<br />

Alte Magazin in der Saline Luisenhall<br />

1.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

2.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

3.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

4.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

5.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

6.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

25.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

26.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

27.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

28.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

29.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

30.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />

in der Szenenfolge „Alles muss raus“ von Andreas Duus,<br />

die als deutschsprachige Erstaufführung am JT gezeigt<br />

wird. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem juristischen<br />

Seminar bildet den Abschluss der dramatischen Diskussion<br />

um Rechtsverhältnisse und Identitätsfragen im<br />

Jubiläumsjahr. Unter dem Motto „In guter Verfassung“<br />

zieht das JT auch in eigener Sache Bilanz. Allerdings geht<br />

es dabei weniger um einen Blick zurück auf nachhaltige<br />

Bühnenevents, sondern um dramatische Reflektionen<br />

über die Ideale der Verfassungsväter und welche Formen<br />

demokratischer Kultur sich als überlebens- und entwicklungsfähig<br />

erwiesen haben.<br />

Junges Theater & 49 50 15<br />

www.junges-theater.de<br />

1.9. 19.00 Jubiläumsfeier – 50 <strong>Jahre</strong> Junges<br />

Theater<br />

2.9. 20.00 KAZ-Inferno<br />

8.9. 20.00 Eröffnungsfest der 51. Spielzeit<br />

14.9. 20.00 Die Möwe – öffentl. GP<br />

15.9. 20.00 Die Möwe<br />

17.9. 20.00 Jan Weiler - Lesung<br />

18.9. 20.00 Die Möwe<br />

19.9. 20.00 Die Möwe<br />

21.9. 20.00 Die Möwe<br />

22.9. 20.00 Die Möwe<br />

23.9. 19.00 Wilhelm Busch Abend m. P.Grande &<br />

H.Wattenberg<br />

25.9. 20.00 Die Möwe<br />

26.9. 20.00 Der Hässliche – öffentl. GP<br />

27.9. 20.00 Der Hässliche<br />

28.9. 20.00 Die Möwe<br />

29.9. 20.00 Der Hässliche<br />

30.9. 19.00 Die Möwe<br />

Lumière & 48 45 23<br />

www.improshow.de<br />

28.9. 20.00 Impro-Show: Alles Ist Möglich<br />

29.9. 20.00 Impro-Show: Wir machen doch nur<br />

Spaß!<br />

Thop & 39 70 77<br />

www.gwdg.de/thop<br />

27.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />

29.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />

30.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />

24 Theater<br />

Theater<br />

25


Alaa al-Aswani<br />

Der Jakubijân-Bau<br />

ROMAN<br />

Lenos 2007 · 372 Seiten · 19,90 EUR<br />

Kerstin Cornils<br />

Der Nahostexperte Volker Perthes beschreibt die<br />

Lage Ägyptens im 21. Jahrhundert jenseits von Dattelpalmen-<br />

und Pyramidenromantik auf der Basis dreier<br />

Stichwörter: pluralistischer Autoritarismus, Patronage,<br />

Repression. Implizit bestätigt Alaa al-Aswani das Urteil<br />

des Nahostkundlers – wenngleich sich die Strahlkraft<br />

seines Romans „Der Jakubijân-Bau“ zur politologischen<br />

Prosa von Perthes wie ein Granatapfel zur Strukturformel<br />

von Pflanzenfarbe verhält. Der 1957 geborene Kairoer<br />

Bestseller-Autor lädt seine Leser in einen Mikrokosmos<br />

ein, in dem Ämterkauf, Frauenfeindlichkeit, islamistische<br />

Propaganda und diktatorische staatliche Vollmachten<br />

zum Alltag gehören.<br />

Meist wird al-Aswanis Roman über ein imposantes<br />

Kairoer Innenstadthaus mit Machfus’ nobelpreisgekrönter<br />

„Midaq-Gasse“ verglichen – doch ebenso<br />

ähnelt er der quirligen „Lindenstraße“. Eine einzige<br />

Straßenzeile wird zur repräsentativen Matrix gesellschaftlicher<br />

Zündstoffe: Ein Lebemann bereitet sich mit<br />

Hilfe von Tri-B-Spritzen auf seine neue Geliebte vor, ein<br />

angesehener Redakteur entfaltet seine verheimlichten<br />

homosexuellen Neigungen im rosaroten Pyjama und<br />

ein Neureicher zwingt seine Zweitfrau zur Abtreibung.<br />

Selbst in der Gluthitze auf dem Dach des Jakubijân-<br />

Baus leben Menschen: Einer der Mittellosen ist der<br />

junge Taha, an dessen aussichtslosem Kampf gegen<br />

undemokratische marmorkalte Institutionen Kafka seine<br />

Freude gehabt hätte. Um endlich nicht mehr untergeben<br />

lächeln zu müssen, schließt sich Taha einer Terrorgruppe<br />

an. Seine Freundin verlässt ihn und wählt das weltliche<br />

Leben: Obwohl sie täglich die Zudringlichkeiten ihres<br />

Chefs über sich ergehen lassen muss, schmälert nichts<br />

ihr selbstbewusstes Leuchten.<br />

Al-Aswani leiht allen Kairoern sein Ohr – ob verzweifelten<br />

Fanatikern, lebensgierigen Frauen oder abgehalfterten<br />

Dandys. Seine epische Intelligenz und seine<br />

Aufmerksamkeit für soziale Unterschiede machen ihn zu<br />

einem wunderbaren realistischen Erzähler. Sein Ägypten<br />

ist in keinem TUI-Katalog zu finden. Während die Privilegierten<br />

vom alten Europa träumen, erkennen die Armen<br />

die Wahrheit: „Dieses Land hier ist nicht unser Land (...).<br />

Dieses Land gehört den Leuten, die Kohle haben.“<br />

Ian McEwan<br />

Am Strand<br />

ROMAN<br />

Diogenes 2007 · 208 Seiten · 18,90 EUR<br />

Thomas Schaefer<br />

Wenn man sich auf das etwas schiefe Bild einlässt<br />

und Ian McEwans Großromane als Symphonien<br />

betrachtet, dann wäre „Am Strand“ ein Kammerkonzert.<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes, spielt doch die Handlung<br />

in der Suite eines Hotels am Ärmelkanal. Dort verbringen<br />

Edward und Florence ihre Hochzeitsnacht.<br />

„Sie waren jung, gebildet und in ihrer Hochzeitsnacht<br />

beide noch unerfahren, auch lebten sie in einer<br />

Zeit, in der Gespräche über sexuelle Probleme schlicht<br />

unmöglich waren.“ Am prüden Beginn der 60er <strong>Jahre</strong><br />

nämlich. So ist das Drama vorgezeichnet – es gehört<br />

zu McEwans Tricks, dass er schon auf den ersten Seiten<br />

alles erklärt: Wir erfahren, dass die Eheleute seit einem<br />

Jahr zusammen sind und ein idealtypisches Traumpaar<br />

bilden. Florence will Violinistin werden, Edward hat<br />

Geschichte studiert, wird aber in Zukunft in der Firma<br />

seines Schwiegervaters arbeiten. Sie haben keinen<br />

Anlass, an einer perfekten Zukunft zu zweifeln. Wäre<br />

da nicht der „Moment nach dem Abendessen, in dem<br />

ihre neugewonnene Reife auf die Probe gestellt werden<br />

sollte und sie sich voreinander vollständig entkleiden<br />

würden, um gemeinsam ins Himmelbett zu steigen“.<br />

So vertraut beide sind – sexuell sind sie sich noch nicht<br />

nahe gekommen.<br />

Während Edward das „erste Mal“ kaum erwarten<br />

kann, hat Florence furchtbare Angst vor einem Vorgang,<br />

der ihr so bedrohlich erscheint wie der „Gedanke an eine<br />

Augenoperation“. Aus dieser Konstellation baut McEwan<br />

eine Spannung auf, die der Banalität des Problems Hohn<br />

zu sprechen scheint und beschreibt mit hämischem<br />

Vergnügen und kalter Beobachtung, wie die Zukunft<br />

einer gerade mal acht Stunden alten Ehe an einem<br />

Moment scheitert, der peinlich, mitleiderregend und<br />

sehr komisch ist.<br />

Scham, Schuldgefühle und Unsicherheit lassen die<br />

Hochzeitsnacht auf absurde Weise eskalieren. „Am<br />

Strand“ ist ein kleines glanzvolles Kabinettstück, mit<br />

dem McEwan erneut beweist, dass er alles kann. Indem<br />

er die Nichtigkeit einer privaten Panne als unterhaltsame<br />

Tragikomödie inszeniert, bedient er nicht nur gemeine<br />

Voyeursbedürfnisse, sondern zeigt, wie ganze Biografien<br />

26 Bücher<br />

Bücher<br />

Sarah Diehl (Hg.)<br />

Deproduktion. Schwangerschafts -<br />

abbruch im internationalen Kontext.<br />

POLITIK & THEORIE<br />

Alibri 2007 · 256 Seiten · 17 Euro<br />

Kendra Briken<br />

Keine Kinder zu wollen, ist das eine, eine Abtreibung<br />

hingegen etwas ganz anderes. Die Entscheidung<br />

für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch ist<br />

eingebettet in ein kompliziertes Netz, gewoben aus<br />

historischen, moralischen, patriarchalen, rassistischen<br />

und rechtlichen Fäden. Diese Fäden, so Sarah Diehl in<br />

ihrer Einleitung, können Betroffene in zwei Richtungen<br />

drängen: „Sie können Frauen dazu zwingen, ungewollte<br />

Schwangerschaften auszutragen und gewollte abzubrechen.“<br />

Vielfältige Belege dafür finden sich in den<br />

Länder- und Erfahrungsberichten des Bandes; sie zeigen<br />

juristische und kultur- bzw. sozialwissenschaftliche<br />

Zugänge: Oft genug stehen ökonomische und soziale<br />

Zwänge im Widerspruch zu gesetzlichen Bedingungen<br />

von Abbrüchen. So wird deutlich, wie das Pflegepersonal<br />

und behandelnde Ärzte Abbrüche nicht allein moralisch,<br />

sondern sehr konkret sanktionieren, indem sie etwa die<br />

Leiden der Betroffenen nach missglückten Eingriffen<br />

nicht oder nur unzureichend behandeln.<br />

Die kluge Zusammenstellung von praxisorientierten<br />

wie theorielastigeren Texten, die ohne Umschweife auf<br />

den Punkt kommen, dokumentiert den internationalen<br />

Stand der Dinge und liefert nützliche Fakten. Jeder Fall<br />

ist darüber hinaus auch als Verallgemeinerung lesbar und<br />

bestätigt eine wichtige Botschaft: Global betrachtet ist<br />

ein neokonservativer roll back zu beobachten, der sich<br />

etwa im Erstarken militanter Abtreibungsgegner (in den<br />

USA) oder in der Rücknahme liberaler Gesetzgebungen<br />

(Nicaragua) manifestiert.<br />

Schließlich stehen alle Teile des Bandes exemplarisch<br />

für das, was abstrakt als Produktion von Heteronormativität<br />

bezeichnet wird. Die Kontrolle über den Volkskörper<br />

umfasst die Adressierung von Frauen als geschlechtsbestimmte,<br />

zur Reproduktion befähigte, aber über diese<br />

nicht verfügende Organismen. Kontrolle wird immer<br />

häufiger durch repressive Gesetze bewirkt, sie kann<br />

sich aber auch, Beispiel Deutschland, in veränderten,<br />

die Selbstbestimmung fordernden Herrschaftstechniken<br />

ausdrücken. Diese Herrschaftstechniken wirken insofern<br />

individualisierend, als nun die Frau vermeintlich autonom<br />

bestimmt, ob etwa ein Kind mit einer genetischen Veränderung<br />

ihre Gesundheit gefährden wird, oder nicht.<br />

WILLIAM<br />

SHAKESPEARE<br />

DER KAUFMANN<br />

VON VENEDIG<br />

INSZENIERUNG<br />

MARK ZURMÜHLE<br />

MUSIK FRED KERKMANN<br />

BÜHNE ELEONORE BIRCHER<br />

KOSTÜME ANNETTE PACH<br />

29. SEPTEMBER 07<br />

19.45 UHR<br />

DEUTSCHES THEATER<br />

IN GÖTTINGEN<br />

an Kleinigkeiten stranden können. KARTEN > 05 51 - 49 69 11<br />

WWW. DT-GOETTINGEN.DE


Ein mutiger Weg<br />

USA 2007 · 100 min · Angelina Jolie · Dan Futterman<br />

Archie Panjabi · Jillian Armenante · Harvasp Chiniwala u. a.<br />

Andreas Busche<br />

„Ein mutiger Weg“ („A Mighty Heart“) ist nach “In<br />

This World” und “Road To Guantanamo” Michael Winterbottoms<br />

dritter Nahost-Film und der zweite, der sich<br />

mit den Folgen des 11. Septembers beschäftigt. Der Film<br />

basiert auf den Memoiren der französischen Journalistin<br />

Mariane Pearl, deren Mann Daniel, Nahost-Korrepondent<br />

des „Wall Street Journal“, 2002 in Pakistan von radikalen<br />

Islamisten entführt und nach fünf Wochen Hoffen und<br />

Bangen schließlich getötet worden war. Seine Entführer<br />

köpften Pearl vor laufender Kamera und zerstückelten<br />

seine Leiche.<br />

Das ist natürlich hochdramatischer Hollywood-Stoff,<br />

der in der Hand eines anderen Regisseurs leicht in eine<br />

unerträglich schwülstige Tragödie mit unverhohlenem<br />

Hasspotential hätte verwandelt werden können. Winterbottom<br />

aber gilt als einer der wenigen kommerziellen<br />

Regisseure, die vor solchen Exzessen gefeit sind, obwohl<br />

sein Gesamtwerk von geradezu bipolaren Stimmungsschwankungen<br />

gekennzeichnet ist. Ein unglaublich<br />

produktiver Mann ohne Eigenschaften, der es geschafft<br />

hat, sich mit der Aura eines „Arthouse Director“ zu umgeben.<br />

„Ein mutiger Weg“ perfektioniert seine erprobte<br />

Dokudrama-Ästhetik: schnelle Schnitte, verwackelte<br />

Einstellungen, kaum dramatische Musik, permanente<br />

Regie Michael Winterbottom<br />

ab 13.9.<br />

Anspannung. Und so fasziniert ist Winterbottom von<br />

seiner Methode, dass er dem Drama kaum Raum lässt,<br />

sich zu entfalten: Der Film pendelt atemlos von Mariane<br />

zur pakistanischen Polizei, die mit modernster<br />

Technik Handygespräche und Emailverkehr überwacht,<br />

zu den Weltnachrichten und zurück zu Mariane, die<br />

in der Zwischenzeit von zwielichtigen CIA-Schergen<br />

belagert wird.<br />

Mit seinem Tempo begibt sich Ein „mutiger Weg“ in die<br />

Nähe von Thriller-Konventionen, aber das Herz des Films<br />

bleibt Angelina Jolie, was sich zunehmend als Problem<br />

herausstellt. Denn so sehr man diesen Reflex auch unterdrücken<br />

möchte, Mariane Pearl bleibt für den Zuschauer<br />

doch immer nur Angelina Jolie, die eine Hälfte von Brangelina,<br />

meistfotografierte Frau der Welt, ehemalige “sexiest<br />

woman alive”, Rächerin der Witwen und Waisen: wieder<br />

mit neuem Style (dieses Mal Korkenzieher-Löckchen)<br />

und französischem Akzent. Die Rollen-Metamorphosen<br />

funktionieren bei einem Star wie Jolie, der längst seine<br />

eigene Marke ist, nicht mehr. Sie schlüpft nicht in ihre<br />

Rollen, ihre Figuren werden bloß zu einer weiteren Facette<br />

ihrer Star-Persona, eine Art Angelina-Jolie-Avatar.<br />

Mitunter beschleicht einen das unangenehme Gefühl,<br />

Jolie bei einer ihrer Image-Kampagnen beizusitzen.<br />

Hairspray<br />

Regie Adam Shankman<br />

Carsten Happe<br />

ab 6.9..<br />

Alle Befürchtungen sind nach wenigen Minuten<br />

wie weggeblasen. John Waters höchst selbst taucht auf,<br />

entblößt sich vor Hauptdarstellerin Nikki Blonsky, und es ist<br />

klar: Alles wird gut. Der Trashpapst hat der Neuverfilmung<br />

seines 88er-Kultfilms seinen Segen gegeben, das Kitschfest<br />

kann beginnen. Das totgesungene Genre des Musicals<br />

bekommt mit „Hairspray“ einen Gute-Laune-Zuckerschock,<br />

und die Kasse (für alle Beteiligten, inklusive Waters) stimmt<br />

auch. Dabei standen die Vorzeichen eher auf zweifelhaft;<br />

das Prinzip, den Broadwayerfolg einer Kultkömodie zurück<br />

auf die Leinwand zu bringen, ging mit dem überkandidelten<br />

„The Producers“ trotz Uma Thurmans schwedischer<br />

Sexbombe gehörig baden. Und Hauptdarsteller(in) John<br />

Travolta war, bevor er mit dem Aussteigerkomödchen „Born<br />

To Be Wild“ einen Überraschungshit landete, mal wieder in<br />

arger Comeback-Not. Inzwischen ist er einmal mehr ganz<br />

oben, sein hochtoupierter Auftritt als Edna Turnblad ist<br />

eine würdige Nachfolge für die legendäre Divine, die im<br />

„Hairspray“-Original ihre letzte Rolle für Waters spielte.<br />

Und so trällert sich ein All-Star-Cast für alle Generationen<br />

und Hautfarben durch die 21 Song-and-Dance-Nummern,<br />

dass es eine wahre Freude ist für alle, die bei Musicals nicht<br />

schreiend weglaufen und die frühen Sixties als ästhetische<br />

Grausamkeit verteufeln. Regisseur Adam Shankman, der<br />

Gurken wie „Der Babynator“ zu verantworten hat, darf<br />

hier in seiner eigentlichen Profession als Choreograph zur<br />

Höchstform auflaufen, und Leinwandneuling Nikki Blonsky<br />

überstrahlt selbst die exzentrischen Auftritte von Michelle<br />

Pfeiffer und Queen Latifah mit ihrer Frische und ihrem<br />

Temperament. Als quirliges Dickerchen Tracy Turnblad ergattert<br />

sie nicht nur einen Platz in der lokalen TV-Talentshow<br />

ihres Idols Corny Collins, sie tritt zudem kämpferisch für die<br />

Gleichberechtigung ihrer schwarzen Freunde ein und zeigt<br />

so, dass selbst dem oberflächlichsten Feel-Good-Movie eine<br />

Message gut zu Gesicht steht.<br />

Sicher, es ist ein weiter Weg von John Waters‘ frühem<br />

Skandalfilm „Pink Flamingos“, dessen meistzitierte Szene<br />

sich jeder selbst ergooglen kann, bis hin zum Family<br />

Entertainment des 2007er „Hairspray“. Aber die Unangepasstheit<br />

und der Charme sind nach wie vor intakt, selbst<br />

in der bonbonbunten Big-Budget-Hollywoodversion. Ein<br />

tröstlicher Lichtblick gegen Ende dieses seelenlosen<br />

Sequelsommers.<br />

USA 2007 · 117 min · John Travolta · Michelle Pfeiffer ·<br />

Christopher Walken · Amanda Bynes · James Marsden ·<br />

Queen Latifah · Brittany Snow · Zak Efron u. a.<br />

28 Kino<br />

Kino<br />

29


Trolle im Multi-Core-Prozessor<br />

Henning Lisson<br />

Internetforen sind durchaus etwas seltsam.<br />

Weshalb? Unter anderem, weil dort eine Art Multi-Core-<br />

Prozessor sich den Problemen dieser Welt annimmt.<br />

Gemeint ist die Parallelschaltung der Usergehirne. Hat<br />

man ein Problem, beispielsweise mit dem neuen Motorboot,<br />

der jüngst erstandenen Duschkabine oder, ganz<br />

banal, mit dem Computer, kann man mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass<br />

irgendwo da draußen eine verlorene Seele ein ähnliches,<br />

vielleicht sogar das gleiche Problem hat. Das ist nicht<br />

nur toll, weil geteiltes Leid nur halb so viel wiegt, sondern<br />

auch, weil so die Wahrscheinlichkeit steigt, zu einer<br />

Lösung zu kommen.<br />

Andererseits: Von wegen Multi-Core-Prozessor! Was<br />

die Gehirne der Internetuser, insbesondere jene der Forenbesucher<br />

tun, ist meistens höchst unkoordiniert, und<br />

besonders ernst zu nehmen, ist das, was dort geschieht,<br />

leider auch nicht. Zwar gibt es viele Fälle, in denen gemeinsam<br />

Probleme gewälzt werden, doch spätestens im<br />

zwanzigsten Post hat man den thematischen Fokus aus<br />

den Augen verloren und die Sachlichkeit ist an ihr Ende<br />

gelangt; mitunter wird bloß noch rumgepöbelt. Dabei<br />

geht es sehr häufig um Meinungs- bzw. Glaubensfragen,<br />

nach dem Motto: Der X11.34-3423 Monstel Router ist<br />

der beste!“ „Quatsch! Der 999 Fast_Digi 3./342 rockt<br />

mehr!“ „Nein!“ „Doch!“<br />

Foren sind eben recht sakrale Institutionen. Sachlich<br />

nüchterne Geister trifft man dort selten; trifft man sie<br />

doch einmal, werden ihre Kompetenz und beraterische<br />

Überlegenheit ganz fix von lauten Troll-Pöbeleien<br />

übertönt. Trolle gibt es in der Welt der Foren übrigens<br />

tatsächlich. So heißen in diesem Mikrokosmos Leute, die<br />

lediglich des Polarisierens wegen Meinungen annehmen<br />

und somit für Unruhe sorgen. Wobei ich nicht sagen mag,<br />

was schlimmer wiegt: ein streitsüchtiger, dissender kleiner<br />

Troll oder ein allwissender, humorloser, an notorischer<br />

Selbstüberschätzung leidender und mit allen Wassern der<br />

Arroganz gewaschener Administrator.<br />

Man kann selbstverständlich auch Glück haben: Vor<br />

kurzem bekam ich, nachdem ich bereits mehrere Tage auf<br />

der Suche gewesen war, eine höfliche, verlässliche Antwort<br />

ohne jedes Tamtam. Mein nagelneues, sehr schönes Notebook<br />

arbeitet nämlich partout nicht mit dem Arcor Zyxel<br />

100 Router zusammen. Es gibt da ein Treiberproblem.<br />

Nicht dass mich die identische Antwort gleich mehrerer<br />

Forenexperten glücklicher gemacht hätte, aber zumindest<br />

weiß ich jetzt, dass eine Lösung dieses Problems auch in<br />

Zukunft nicht zu erwarten sein wird.<br />

Project Sylpheed<br />

Nils Dittbrenner<br />

Ich habe schon lange kein SciFi-Anime-inspiriertes<br />

Spiel mehr unterm Joypad gehabt; und so war mir das<br />

zwischen „Captain Future“ und „Wing Commander“ angelegte<br />

Setting grundsätzlich sympathisch, weshalb ich<br />

„Project Sylpheed“ die unglaublich steile Lernkurve zu<br />

Beginn gut verzeihen konnte. Im Grunde ist sie nämlich<br />

eine Frechheit: Was hier an Informationen das spielende,<br />

sich gerade erst an die Steuerung gewöhnende Gehirn<br />

torpediert, ist wirklich allerhand. Das rasante Gameplay<br />

fordert darüber hinaus ständige Aufmerksamkeit und unablässigen<br />

(haptischen) Input; nach ausgiebigem Spielen<br />

führte das in meinem Falle gar zu einer schmerzhaften<br />

Entzündung im linken Steuerdaumen-Gelenk.<br />

Jedoch, die Einarbeitung lohnt: Nach überwundenen<br />

Anfangschwierigkeiten ist das Spiel für geübte Zocker,<br />

zumindest beim leichten Schwierigkeitsgrad, ein durchaus<br />

humanes Vergnügen. Darüber hinaus wird man<br />

mit einem regelrechten Kawumms-Feuerwerk belohnt,<br />

geradewegs in den Sternenhimmel „gezaubert“ von<br />

aberwitzig überdimensionierten Waffensystemen. Die<br />

richtig großen Kaliber können selbstverständlich erst<br />

mit der Zeit gegen Belohnungs-Credits erstanden werden,<br />

verschlingen dann aber mit einem einzigen Schuss<br />

schon mal ein ganzes gegnerisches Kriegsschiff; und<br />

nach jedem der 16 Level gibt es die für derartige Spiele<br />

typische Abrechnung samt Benotung der abgelieferten<br />

Performance und Auszahlung der Credits.<br />

Genretypisch ist auch die in schicken Zwischensequenzen<br />

erzählte Hintergrundgeschichte rund um<br />

Feuerwerk für Space-Kadetten<br />

Genre Arcade-Action<br />

Square Enix / Microsoft · XBox 360<br />

einen sinnlosen Krieg im 27. Jahrhundert, bei dem<br />

keiner gewinnen wird und die Eitelkeiten der grimmigen<br />

Akteure wichtiger sind als das Überleben der friedlichen<br />

Bewohner verschiedener Sonnensysteme. Nicht zuletzt<br />

deshalb kämpft ein alter Freund auf der anderen Seite,<br />

was unweigerlich zum Duell (mit daran anschließender<br />

Aussprache auf verbrannter Erde) führt. Die japanische<br />

„Kameradin“ ist sehr wohl in unser Alter Ego verknallt und<br />

eben nicht nur Teil des Geschwaders. Am Ende des Spektakels<br />

zerstören wir eine riesige Laser-Kanonen-Waffe,<br />

die kurz davor ist zu feuern und bereits eine hunderte<br />

Kilometer breite Spur der Zerstörung auf die Oberfläche<br />

eines nahe gelegenen Planeten gefräst hat. Natürlich<br />

sitzen wir dabei, ganz auf uns gestellt, in unserem Gleiter<br />

– allein im Reaktor-Raum der Höllenmaschine.<br />

Soweit handelt es sich bei „Project Sylpheed“ um<br />

einen nahezu prototypischen SciFi-Shooter; von klassischen<br />

Vertretern wie „R-Type“ oder „Gradius“ unterscheidet<br />

er sich in erster Linie durch die dritte Dimension,<br />

und rückt dadurch einigermaßen nahe heran an „Wing<br />

Commander“ und „X-Wing“, wenngleich hier der Flieger-<br />

Aspekt nicht so gut rüberkommt wie bei den anderen.<br />

Bisweilen erinnert das Ganze an eine Schießbude auf<br />

Halluzinogenen. Wer mit dem Square-Enix-typischen Pathos<br />

leben kann, auf Anime-Ästhetik und Feuerwerk steht<br />

und eigentlich immer schon ein verkappter Space-Kadett<br />

war – der wird beim Spielen von „Project Sylpheed“ möglicherweise<br />

ein glücklicherer Mensch; ein Meilenstein der<br />

digitalen Unterhaltung ist dieses Spiel indessen nicht.<br />

30 Digitales<br />

Spiele<br />

31


Caribou Andorra<br />

City Slang / Universal<br />

Man muss sich Dan Snaith als rastlos<br />

glücklichen Menschen vorstellen: Der<br />

28jährige Kanadier braucht nicht mehr<br />

als drei Stunden Schlaf, zieht Leidenschaft<br />

und Inspiration aus allem, was<br />

er tut. Und er tut viel, bezeichnete sich jüngst als hyperaktiv.<br />

Wie auch sonst sollte man vor der Aufnahme eines<br />

neuen Albums 600 Songs auf Festplatte zur Auswahl<br />

haben? Zählt man zusammen, was Snaith, der sich früher<br />

einmal Manitoba nannte, veröffentlicht hat, kommt man<br />

auf sechzehn Tonträger.<br />

Eine Nacht auf LSD in der nordkanadischen Wildnis<br />

brachte den promovierten Mathematiker auf den tierischen<br />

Einfall, sich der Natur anverwandelnd Caribou zu<br />

nennen; und einen in fiktionaler Hinsicht bedeutungssatteren<br />

Titel als „Andorra“ hätte er sich kaum einfallen<br />

lassen können. Das Album selbst ist ein herzergreifendes,<br />

bisweilen stürmisches Resultat hibbeliger Nachtsessions,<br />

aufgenommen in seiner Londoner Wohnung; dank Samplekunst<br />

und Multiinstrumentalität klingt es allerdings<br />

eher nach kleinem 60ties-Pop-Kraut-Orchestergraben<br />

unter gutartigem psychedelischem Einfluss.<br />

Hier passt eins zum andern: Versponnene Namensgebung<br />

zur überbordenden Kreativität, die ihr Glück<br />

Brockdorff Klang Labor Mädchenmusik<br />

Zick Zack · Indigo<br />

Die neueste Entdeckung aus dem Hause<br />

Zick Zack kommt nicht aus Hamburg,<br />

sondern aus Leipzig, wo das Brockdorff<br />

Klang Labor Ende der 90er <strong>Jahre</strong> als<br />

Performance-Gruppe entstand. Näheres<br />

wird zu den Biografien von Sergej Klang, Nadja von Brockdorff<br />

und Ekki Labor leider nicht mitgeteilt bzw. es werden<br />

„luschtige“ Legenden gestrickt. Geheimnisse gecremt. Man<br />

erfährt ihr Alter, ihre Herkunft nicht, weiß nicht recht, ob<br />

sie ost- oder westsozialisiert sind; Stichwort: Künstlertruppe<br />

mit gemeinsamer WG-Erfahrung.<br />

Immerhin war Zeit, die ganze Geschichte nach der<br />

Niedrigtemperaturmethode zu garen. Denn: „Mädchenmusik“<br />

ist das charmanteste, klügste, hintersinnigste und<br />

verspielteste Elektro-Pop-Album seit Doraus Geniestreich<br />

„Neu!“. „Mädchenmusik“ ist aber nicht neu, sondern nur<br />

neu alt, steht mit beiden Beinen in den 80ies, irgendwo<br />

Die Platte am Anfang<br />

bewusst sucht in einer Vielzahl großer kleiner Momente<br />

des Eskapismus. Snaith sagt: „Ich möchte die Leute an<br />

einen Ort transportieren, der besser ist, als der Ort,<br />

an dem sie sich gerade aufhalten.“ Nicht dass wir uns<br />

falsch verstehen: Der Künstler findet die Welt nicht<br />

scheiße, er will mit seiner Musik nur tiefer und zugleich<br />

höher hinaus; er will „etwas einfangen, dass größer als<br />

das Leben ist“.<br />

Das ist selbstverständlich Quatsch, doch man kann<br />

diesen Wunsch durchaus verstehen. Und Snaiths musikalische<br />

Mittel, dieses Ziel zu erreichen, sind zwar bekannt,<br />

aber äußerst effektiv: Er zaubert einfach himmelstürzend<br />

schöne Melodien, singt mit Engelsstimme, lässt Streicher<br />

und Flöten aufspielen, ohne sich der Lagerfeuerromantik<br />

anzubiedern. Er weiß um den psychedelischen Sog<br />

melancholischer Dramatik, vertraut seinem immensen<br />

Spieltrieb beim Kombinieren und Aufschichten der<br />

(elektronischen) Sounds und sehr auch auf das Prinzip<br />

Plötzlichkeit – wie aus dem Nichts explodieren die<br />

Drums. Und manchmal, wenn man meint, ein Song sei<br />

vorbei – fängt er wieder an. Man begrüßt ihn dann wie<br />

einen Menschen, den man seit Wochen vermisst hat. Es<br />

ist fast ein bisschen unheimlich. Michael Saager<br />

zwischen Visage und den mittleren Human League, ist<br />

mit allen Zitatpop-Wassern gewaschen. Man höre nur<br />

einmal die letzten 20 Sekunden von „Grenzenlos war“<br />

mit einer musikhistorischen Collage, die sich zwischen<br />

Bowie, The Stranglers und The Trashmen austobt. Alles<br />

hier ist klug geschichtet, interessant bricoliert, durchdacht<br />

hingebrezelt. Die drogeninduzierte Verpeiltheit von<br />

2Raumwohnung, die naive Blödigkeit von Klee sucht man<br />

hier jedenfalls vergebens. Ulrich Kriest<br />

Supermayer Save The World<br />

Kompakt · Indigo<br />

Die Welt mag schwer zu retten sein, mit<br />

ihrer Kooperation Supermayer gehören<br />

Superpitcher und Michael Mayer zumindest<br />

jedoch zu jenen DJs, die mein<br />

Leben in einer Nacht... Wobei, voll auf<br />

den Hook gekommen bin ich zu allererst bei „The Lonesome<br />

King“. In diesem übermütigen Stück schwimmt<br />

ein Ohrwurm auf der schiefen Bahn. Mit seinem Text vom<br />

einsamen König, der sein Lied singt, mit dem Gesang, der<br />

von Quietschtrompeten und Fiepfiltern getrippelt wird,<br />

klingt der Song wie „Fool On The Hill“, im Reagenzglas<br />

fertilisiert von jener früheren Zusammenarbeit beliebter<br />

Kölner – Whirlpool Productions mit ihrem „Cold Song“<br />

sind gemeint.<br />

Doch ist „Save The World“ insgesamt eher keine<br />

Platte für die Charts, wenn es die denn noch gäbe. An<br />

manchen Stellen klingt sie beim ersten Hören regelrecht<br />

unscheinbar. Da entfalten sich über Minuten, in einem<br />

Stück wie „Please Sunrise“ etwa, kaum mehr als zwei<br />

Harmoniewechsel in flötig-kristallenem Keyboardsound.<br />

Nur durch jene Gabe, die auch die Einzelwerke der beiden<br />

Kompaktler Mayer und Superpitcher charakterisiert,<br />

hält das Stück dann durch: Die zwei lassen Regenbögen<br />

erscheinen, die sich als Spannungsbögen quer über das<br />

wüste Land erstrecken.<br />

Und so geht das weiter: „Two Of Us“: die krötigste Bassline<br />

geht ins Warehouse; „Us And Them“: der Prinz, Sohn des<br />

einsamen Königs, geht in die Disco; „Saturndays“: Kompakt<br />

geht Kompakt. „Save The World“ ist in anderen Worten ein<br />

sophisticatedes Album zum Tanzen voller Teile, die alle<br />

für sich und zusammen echt schön geworden sind – mit<br />

gelegentlichen Ausrutschern nach oben. Christoph Braun<br />

Collective. „Strawberry Jam“ funktioniert deshalb so gut,<br />

weil alles unausgegoren ist, in der Schwebe bleibt. Für<br />

konventionellen Pop zu schräg, zu unberechenbar, für<br />

die Avantgarde-Abteilung zu melodisch. Das Experiment<br />

mit Sounds, die fließend ineinander übergehen, so dass<br />

Klangquellen verwischen und sich keine klar zuweisbaren<br />

Instrumente ausmachen lassen, steht weiterhin im Mittelpunkt<br />

und lädt zum großen Rätselraten ein: Wie haben<br />

sie das bloß gemacht? Immer noch wird Staunen groß<br />

geschrieben. Martin Büsser<br />

Benjamin Biolay Trash Yeye<br />

Labels · Virgin · EMI<br />

Animal Collective Strawberry Jam<br />

Keine Spur von großer künstlerischer<br />

und persönlicher Krise, sondern ganz<br />

großes Kino, das auch atmosphärisch<br />

und arrangementtechnisch aus dem<br />

Vollen schöpft und ordentlich auf die<br />

Tube drückt: Cembalo, Frauenchöre, Streicher – whatever<br />

you want! Uns all das sagt nur: Benjamin Biolay ist<br />

zurück.<br />

Mit großer, gleichwohl introspektiver und melancholischer<br />

Geste erzählt Biolay hier Geschichten wie „Regarder<br />

la lumière“ oder – ganz großartig! – „Qu´est-ce que ca peut<br />

faire? Weshalb wir dieses Album gleich neben Übervater<br />

Gainsbourg einorden – und weiterhin diesen merkwürdig<br />

verwaschenen Sommer genießen. Und ganz nebenbei<br />

Domino · Rough Trade fragen: Warum gibt sich hierzulande eigentlich nie jemand<br />

Das New Yorker Aushängeschild für soviel Mühe bei der Arbeit, beweist solche Ausdruckskraft.<br />

»weird« und »free folk« wird von Platte<br />

zu Platte poppiger. Inzwischen hat<br />

Warum haben wir nur, äh, Nylon? Ulrich Kriest<br />

sogar der Gesang an Konsistenz ge- M.I.A Kala<br />

wonnen, klingt nicht mehr flatterhaft<br />

XL Recordings · Beggars Group · Indigo<br />

„tierisch“, sondern gefestigt, so dass man erstmals auch<br />

M.I.A. war der Hype des späten Früh-<br />

Textzeilen verstehen kann. Die Länge der meisten Songs<br />

jahrs 2004. Die aus Sri Lanka stam-<br />

hält sich ans gängige Popformat, annähernd lassen sich<br />

mende Londonerin kam wie gerufen,<br />

Strophen und Refrains ausmachen. Dies ist die eine<br />

bündelten sie und ihr Debütalbum<br />

Seite von „Strawberry Jam“. Die andere, wie gehabt: Ei-<br />

„Arular“ gleich mehrere handfeste<br />

genartiger Einsatz der Gitarren, die wie Loops klingen. Gründe zur Schwärmerei: Maya Arulpragasam, so ihr<br />

Verzückte Schreie, Störgeräusche aus dem Sampler und bürgerlicher Name, war jung, sah ziemlich gut aus, ver-<br />

karge, pop-untypische Rhythmen. Animal Collective sind körperte den hippen Theorietopos „hybride Identität“ und<br />

also nicht, wie Puristen vermuten könnten, kommerziell hatte eine bemerkenswert große Klappe, aus der außer-<br />

geworden.<br />

dem provokative Agitprop-Lyrics purzelten: „I’ve got the<br />

Was einst auf Improvisations-Basis begonnen hatte bomb to make you blow“. Darüber zerrten und bounceten,<br />

und sich anfangs wie eine Übertragung von Folk auf sehr passend, Beats und Sounds wiederum verschiedener<br />

Free Jazz anhörte, formt sich lediglich mehr und mehr Herkunft.<br />

zu Songs. Und diese lassen sich direkt zu den Beach Auch „Kala“, ihr neues Album, verschwurbelt sie<br />

Boys zurückverfolgen, der großen Liebe von Animal souverän und aggressiv, die Genres HipHop, Dancehall,<br />

32 Platten Platten<br />

33


Grime und Pop. Aber hier geschieht noch mehr: M.I.A.<br />

bereiste Japan, Indien, Australien und Jamaika – nahm vor<br />

Ort mit verschiedenen Gastmusikern und Produzenten<br />

auf. In summa ist diese Platte so auch eine ziemlich<br />

perkussive Schau verschiedener Regionen der Welt und<br />

deren Musik, ohne dass ihr der exotistische Muff dessen<br />

anhaften würde, was man gewöhnlich unter Weltmusik<br />

versteht. Eine hochenergetische Straßenplatte – und<br />

doch aus einem Guss.<br />

Zusammen gehalten werden die Songs von den zackigen<br />

Beats, den flirrenden, hektischen Sounds und natürlich von<br />

M.I.A.s zickig cooler Art zu rappen. Und wieder geht es nicht<br />

um Lippenstifte, sondern um Menschen, die im internationalen<br />

geopolitischen Spiel auf der Strecke bleiben. Für eine<br />

Popplatte ist das eine Menge. Michael Saager<br />

Innern eines überhitzten Körpers picknicken“, bläst der<br />

kollektive Atem des Trios jetzt kalten Hauch aus. So<br />

schockgefroren wurden die Hallfahnen zuletzt bei The<br />

Jesus And Mary Chain. “Pure Unevil” heißt ein Stück.<br />

“Someone, someone” wird gestammelt, und dazu lodern<br />

die Gitarrenfeuer. Dieser Rock ist so verfremdet, und<br />

bisweilen gibt er trotzdem einen Kick. Etwas ist passiert.<br />

Aus Freaks werden Existenzphilosophen. Christoph Braun<br />

Chica And The Folder Under The Balcony<br />

Monika Enterprise · Indigo<br />

Common Finding Forever<br />

Das zweite Album des Berliner Duos<br />

Paula Schopf und Max Loderbauer lotet<br />

beinahe perfekt aus, wie sich aus Minimal-Elektronik<br />

eingängige Popsongs<br />

schneidern lassen. Mal sind die Stücke<br />

als rhythmusfreie Ambient-Flächen aufgebaut, mal basie-<br />

Geffen · Universal ren sie auf einem House-Beat. Das ist allerdings nur die<br />

HipHop-Künstler wie The Roots, Talib meist schlicht gehaltene Unterfederung für ein ganzes<br />

Kweli, Pharoahe Monch und Common Feuerwerk an ungewöhnlichen Samples und Sounds. Von<br />

sind zwar nicht so angesagt wie die Orient-Folklore bis zur Stimme eines Zeitungsverkäufers<br />

zynischen Kokain-Rapper, aber das aus Santiago de Chile kommen hier die unterschiedlichsten<br />

macht nichts. Der zeitlose politische Klänge und Melodien zusammen, wobei die Grenze zwi-<br />

Soul eines Marvin Gaye oder Al Green, in deren Spuren schen Tribute und ironischer Brechung fließend ist etwa<br />

sie sich souverän bewegen, hat kein Verfallsdatum und dann, wenn im Hintergrund ein Gospelchor schmettert oder<br />

muss sich deshalb nicht wirklich um Aktualität scheren. ein Slap Bass den Groove angibt.<br />

Common selbst hat bereits auf seinem Album „Be“ (2005) „Under The Balcony“ ist Folklore unter globalisierten<br />

begonnen, sich dem Neo-Soul des Jahrtausendwechsels zuzu- Vorzeichen, zitiert Musik aus allen erdenklichen Ländern und<br />

wenden. Auf „Finding Forever“ nun hat Produzent Kanye West amalgamiert sie mittels urbaner Elektronik, die ebenso gut<br />

mit soulig federnden Beats und sparsamen Sounds diesen aus London, Mexiko City oder Tokyo stammen könnte. Das<br />

retroesken Bezugsrahmen noch einmal verstärkt. Commons große Plus der Platte besteht darin, dass sich selbst noch<br />

Album ist ein schönes Stück Erinnerungsarbeit, in Gedenken die seltsamsten, manchmal albernen Effekte und Ideen von<br />

an den 2006 verstorbenen Neo-Soul-Produzenten Jay Dilla. Vocoder-Gesang bis zu Steel Drums nie nach krampfhaft<br />

Dass mit Bilal und D’Angelo beinahe verblichene Sänger dieser erzeugter Originalität anhören, sondern bestens in den<br />

Ära zu Gast sind, passt ausgezeichnet.<br />

Gerade der Neo-Soul verdankt Paten wie Marvin Gaye<br />

Gesamtsound eingebettet werden. Martin Büsser<br />

und Al Green eine Menge. Und so ist der Retrobezug von The For Carnation Promised Works<br />

„Finding Forever“ gewissermaßen ein doppelter, kata-<br />

Touch And Go<br />

lysiert von Commons sonorer Stimme, mit der er nach<br />

Der Songwriter, Gitarrist und Sänger<br />

Frieden sucht –. im HipHop wie im Leben. Michael Saager<br />

Brian McMahan spielte in den mittleren<br />

80ern in der Teenager-Punkband<br />

Liars Dito<br />

Squirrel Bait, über deren rotzig-ambi-<br />

Mute · EMI<br />

tionierte Art Hüsker Düs Grant Hart<br />

Und schon wieder ändern die Liars krass einmal vor Glück schier aus dem Häuschen geraten sein<br />

ihr Sound-Design. Und wieder ist es im soll und aus der Bastro sowie eine zweite, noch kultischer<br />

Grunde eine Mutation der Geilheit. verehrte Gruppe hervorging: Slint.<br />

Klang die wundervolle Jahrtausend- „Spiderland“, das zweite Album Slints aus dem Jahr<br />

platte „Drum‘s Not Dead“ nach „Im 1989, überwand die eng gesteckten (Post-)Hardcore-<br />

grenzen mühelos. Die häufig etwas tumbe Straightness<br />

des Genres hatten die Musiker, unter ihnen auch David<br />

Pajo, kurzerhand ersetzt durch einen hohen Grad an<br />

musikalischer Flexibilität, seltsam fragmentiert wirkende<br />

Gitarrenriffs, einen knochentrockenen Gesamtsound und<br />

eine bis zu diesem Zeitpunkt nur ihnen eigene und eigentümlich<br />

fragile Leise-Laut-Dynamik, über die enorm viel<br />

Spannung erzeugt wurde. Man konnte gar nicht anders,<br />

als sich in die Rolle eines von einer lauernden Schlange<br />

hypnotisierten Kaninchens hinein zu phantasieren.<br />

Will Oldham, damals noch ein Niemand, hatte das<br />

Badespaß-Cover-Foto von „Spiderland“ geschossen.<br />

Und wenn man sich überlegt, dass McMahans nächstes<br />

Projekt The For Carnation nicht annähernd so stark zur<br />

Kenntnis genommen wurde wie Slint, durfte man sich<br />

Mitte der 90er, als stolzer The-For-Carnation-Fan, durchaus<br />

auf den Schlips getreten fühlen: Welche Ungerechtigkeit!<br />

Möglicherweise trägt die Wiederveröffentlichung<br />

ihres ersten Albums „Promised Works“ (1997) zu ihrer<br />

Neuentdeckung bei.<br />

Postrock, Post-Folk, Pop oder Pipapo – welche<br />

Kategorien man auch bemüht, der Musik wird man so<br />

keinesfalls gerecht. David Pajo, Doug McCombs und<br />

John Herndon (beide Tortoise), Tim Ruth (Evergreen) und<br />

Bruder Michael McMahan (Dead Child) arbeiten sich auf<br />

„Promised Works“ an einer Vision Brian McMahans ab, die<br />

er selbst nie in Worte gefasst hat und die sich möglicherweise<br />

doch kennzeichnen lässt als eine Wiederaufnahme<br />

des Slint-Sounds mit modifizierten Mitteln. Wo Slint-<br />

Songs mit leicht gezügelter Aggressivität zuzupacken<br />

wussten, verharren Stücke von The For Carnation selbst<br />

noch im Sprung: die Spannung wird behände von einem<br />

Plateau zum nächsten geführt; allein, zu ihrer Entladung<br />

kommt es nicht oder äußerst selten.<br />

Noch entrückter und geheimnisvoller als früher klingt<br />

McMahans Stimme, was gut passt zu den reduziert arrangierten,<br />

wie in Superzeitlupe und mit vielen kleinen<br />

Pausen gespielten, langen Songs. Jede der aus wenigen<br />

Tönen bestehenden Melodien verschafft sich in dieser<br />

kargen Binnenlandschaft absolutes Gehör; die Wiederholung<br />

aller Motive erzeugt eine Struktur, aus der es<br />

kein Entkommen gibt.<br />

„Promised Works“ fasst neun Songs – beinahe alle<br />

sind wunderschön in ihrer verlässlichen Einsamkeit. Sie<br />

haben eine leicht unterkühlte Seele. Doch kalt wird einem<br />

nicht von dieser Musik. Michael Saager<br />

34 Platten<br />

Platten<br />

<strong>35</strong>


Todesfalle Apfelsaft<br />

Jan Langehein<br />

Neulich saß ich auf einer Pressekonferenz und<br />

schüttete mir gedankenverloren einen Schluck Milch<br />

in den Tee, als ich durch ein Klappern aus meiner Lethargie<br />

gerissen wurde – die Kollegin mir gegenüber<br />

hatte ihren Kaffeelöffel fallen lassen und starrte mich<br />

mit offenem Mund an. „Was?“ fragte ich, und sie stieß<br />

hervor: „Die Milch!“ „Was???“ fragte ich erneut, aber<br />

mit mehr Fragezeichen in der Stimme, und die Kollegin<br />

geruhte, mich aufzuklären: Ernährungswissenschaftler<br />

hätten herausgefunden, dass Schwarztee, wenn man<br />

ihn mit Milch trinkt, seine krebsvorbeugende Wirkung<br />

verliert. Dass Tee gegen Krebs hilft war mir nun ganz<br />

neu, dass er das mit Milch nicht mehr tut, entsprechend<br />

egal. Höflichkeitshalber nickte ich verständnisvoll, trank<br />

aber trotzdem meinen nicht-mehr-therapeutischen Tee,<br />

was die Kollegin mit einem Blick quittierte, als hätte<br />

ich gerade zum Zeitvertreib mit einer Runde Russisch<br />

Roulette begonnen.<br />

Sie war ganz offensichtlich Opfer eines der furchtbarsten<br />

Berufsstände geworden, die das neue Jahrtausend<br />

bislang hervorgebracht hat: des Messianischen<br />

Ernährungswissenschaftlers (MEW). Der MEW beschränkt<br />

sich nicht darauf, die Leute vor allzu ungesundem Fraß zu<br />

warnen; er schreibt ihnen en detail vor, was sie zu essen<br />

haben und droht allen mit einem frühzeitigen, schmerzhaften<br />

Tod, die sich nicht an seine Ratschläge halten.<br />

Ein Pfund Frischobst und -gemüse täglich wegen<br />

der Vitamine, viel Fisch wegen der lebensnotwendigen<br />

Omega3-Fettsäuren, Tomaten gegen Krebs, Milch und<br />

Eier gegen Knochenschwund, Kartoffeln wegen der<br />

Kohlenhydrate, ja, sogar Schokolade, weil die macht<br />

glücklich. Wer das für freundliche Gesundheitstipps hält,<br />

der hat den perfiden Plan der MEWs nicht verstanden:<br />

www.fehmibaumbach.de<br />

Panik in der Bevölkerung zu streuen und so den Verkauf<br />

sinnfreier Ratgeber anzukurbeln. Wer nämlich versucht,<br />

sich an die Vorgaben zu halten, gerät in Panik– wer genug<br />

Äpfel und Zucchini isst, der ist so papp, dass kein Hering<br />

mehr reinpasst; ausreichend Fisch für Omega3 ist mit<br />

soviel Kalorien verbunden, dass man am Übergewicht<br />

verzweifelt; und der Versuch, sich dann mit Schokolade<br />

wieder glücklich zu fressen, endet mit einem cholesterininduzierten<br />

Herzinfarkt oder mit Zahnausfall.<br />

Mit dem Trinken ist es noch paradoxer: Unbedingt<br />

ein Glas Rotwein am Tag fürs Herz, aber absoluten Alkoholverzicht<br />

wegen der Leber! Schwarztee ohne Milch<br />

gegen Krebs, aber kein Koffein! Neulich fand ich endlich<br />

ich einen Text, der auch das Trinken revolutionieren wird:<br />

Wussten Sie schon, dass Apfelsaft auf Dauer eine Todesfalle<br />

ist? Jahrzehntelang forderten EWs von den Leuten,<br />

Saft statt Limo oder Cola zu trinken; laut dieses Textes<br />

hätten sie genauso gut Zyankali empfehlen können: Viel<br />

zu kalorienreich, so ein Killersaft. Nein, stilles (!) Mineralwasser<br />

muss es sein, und zwar mindestens zweieinhalb<br />

Liter am Tag, besser vier oder sieben, und das in kleinen<br />

Schlücken. Sonst drohen Kopfschmerz, Schwindel, Koma<br />

und Tod, und wenn man Durst bekommt, ist es eh schon<br />

zu spät. Der Text riet auch dazu, Kollegen zu warnen, die<br />

kein Wasser auf dem Schreibtisch haben – denen drohen<br />

nämlich Kopfschm... aber das hatten wir schon.<br />

Ich frage mich, wie es unsere Vorfahren ohne diese<br />

Tipps je geschafft haben, den Ackerbau zu erfinden, das<br />

Kolosseum zu bauen und die Atombombe zu werfen –<br />

lagen sie doch alle skorbutzerfressen, dehydriert und<br />

mangels Schokolade kreuzunglücklich in ihren Höhlen<br />

rum. Es gibt nur eine Antwort: Nicht das Feuer stand am<br />

Anfang aller Kultur, sondern die Ernährungsberatung!<br />

36 Kolumne<br />

37


SA01.09 LA BOUM<br />

eighties mit toto o<br />

FR07.09 WEEKENDER<br />

britpopnoisepop opp<br />

SA08.09 CRY BABY CLU CLUB UB<br />

urban beats, dj<br />

bioniq bion bionique io iqu q e<br />

FR14.09 BLACK SHAMPOO POO<br />

deepfunk.northernsoul ernsoul<br />

by el nite & guest st<br />

FR21.09 HOTTER THAN NHOT HOT<br />

ragga.dancehall by liquid len<br />

SA22.09 JUKEBOX EXPLOSION<br />

mr stringer vs. machine<br />

FR28.09 20 JAHRE VOLLMONDPARTY<br />

Jubiläum, extremtanzbar<br />

SA25.09 THE BREAKS<br />

kid fresh+ dj schowi<br />

september.07<br />

you better be downstairs


September 2007<br />

1Must of the month1<br />

Was: Munck//Johnson<br />

Wann: 16.9., 21.00 Uhr<br />

Wo: Café GroMo


Kalenderwoche <strong>35</strong>.1 & 2<br />

Fr 31.8.<br />

Sa 1.9.<br />

so<br />

40<br />

2.9.<br />

FR 31.8.<br />

SA 1.9.<br />

SO<br />

2.9.<br />

Fr 31.8.<br />

Sa 1.9.<br />

so<br />

2.9.<br />

FR 31.8.<br />

SA 1.9.<br />

SO<br />

2.9.<br />

apex<br />

Shopping Music<br />

13.00<br />

K.Stümpel & Schüler<br />

ausstellungseröffnung<br />

12.00<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Spezialpreistag<br />

17.00<br />

Wolam & End Of Dream<br />

indie & alterantive<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Dagobah eins b<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Funky Chicken-Bah<br />

20.00<br />

Indoor<br />

Alstadtfestaftershow<br />

23.00<br />

geschlossen<br />

Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />

Jeoparty<br />

contemporary club music<br />

23.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

Rodeo bar<br />

Sounds<br />

By Ekim<br />

21.00<br />

Oliver Koletzki Afterhour<br />

6.00<br />

The Spirit Of Outpost<br />

kultrock<br />

22.00<br />

Gypsy Juice<br />

balkan beats<br />

22.00<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

Buy British<br />

by mr. stringer<br />

21.00<br />

Dr. Diamonds<br />

Diary Of Soul<br />

21.00<br />

La Boum<br />

eighties mit toto<br />

23.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Autonome In Bewegung<br />

lesung<br />

20.00 (T)<br />

Filter<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Doko Tunier<br />

14.00<br />

SALAMANCA<br />

Musa noergelbuff pools Q Club<br />

Oischi Tomadachi<br />

house & vocal<br />

23.00<br />

Remoulady<br />

goa<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.30<br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

Das Orangenmädchen<br />

SALINE LUISENHALL ab 1.9. / 20.00<br />

Als wir damals Jostein Gaarders „Sofies Welt“ gelesen<br />

haben, wussten wir ja ohnehin schon nicht, wer wir waren.<br />

Deren Überlegungen zu sich und ihrem Verhältnis zur Welt<br />

sind wohl das, was verwirrend war wie alles andere auch.<br />

„Das Orangenmädchen“ geht anders an die Dinge heran,<br />

die Theatergruppe Spieltrieb zeigt mit Gaarders Stück ihre<br />

zweite Inszenierung in der Saline Luisenhall. Vorstellungen<br />

vom 1. bis zum 6. und vom 25. bis zum 30.9., um 20 Uhr.<br />

DoKo-Tunier<br />

SALAMANCA 2.9. / 14.00<br />

Skat ist das deutscheste aller Kartenspiele: Die Regeln<br />

sind bis ins Detail vorgeschrieben, können von keinem<br />

subalternen Spieler in Frage gestellt werden (Insubordination!),<br />

und wenn es Streit gibt, fällt das Skatgericht<br />

in Altenburg sein Urteil. Doppelkopf dagegen? Wir sagen<br />

nur... ohgottohgott! Es herrscht Regelanarchie süditalienischen<br />

Ausmaßes. Wenn sich aber nach der Schlacht die<br />

Überlebenden einigen können, macht‘s mächtig Spaß.<br />

41


Kalenderwoche 36.1<br />

MO 3.9.<br />

DI<br />

MI 5.9.<br />

DO 6.9.<br />

FR 7.9.<br />

SA 8.9.<br />

SO<br />

MO 3.9.<br />

DI<br />

MI 5.9.<br />

DO 6.9.<br />

FR 7.9.<br />

SA 8.9.<br />

SO<br />

4.9.<br />

9.9.<br />

4.9.<br />

9.9.<br />

apex<br />

Klick´n Wirtschaft<br />

a capella<br />

20.15 (live)<br />

Severin Groebner<br />

kabarett<br />

20.15 (live)<br />

42<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

dj hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Donnerstags-Kick<br />

17.00<br />

Spezialpreis Tag<br />

17.00<br />

Mikrokosmos23<br />

& Total Konfus<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Dagobah eins b<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

gitarre & bier<br />

20.00<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Funky Chicken-Bah<br />

20.00<br />

geschlossen<br />

geschlossen<br />

Sabor Latino<br />

Weekend<br />

23.00<br />

Biomechanical Timewarp<br />

dj take one & tele graf<br />

23.00<br />

Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />

M-Club<br />

23.00<br />

The Liquid Luxury<br />

finest drum & bass<br />

22.00<br />

Glamour Party<br />

honolulu hank & guests<br />

23.00<br />

Going Underground<br />

all directions<br />

22.00<br />

Tequila Party<br />

22.00<br />

Headbangers Ballroom<br />

hard rock & metal<br />

22.00<br />

The Spirit Of Outpost<br />

kultrock<br />

22.00<br />

Weekender<br />

britpop & noisepop<br />

23.00<br />

Cry Baby Club<br />

urban beats & soul<br />

23.00<br />

Independence<br />

22.00<br />

SONDERBAR<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Zarbitterparty<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Blue Note Suprise<br />

21.30<br />

BLUE NOTE<br />

Rex Richter Quintett<br />

21.00<br />

FESTZELT MTV GRONE<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Bauchtanzabend<br />

20.00<br />

SCHISCHA BAR<br />

Megazine & Maratone<br />

NÖRGELBUFF 7.9. / 21.00<br />

Das Nörgelbuff war ein Jahr lang zu, deshalb haben<br />

die Macher jetzt was nachzuholen und stellen manchmal<br />

gleich zwei Bands auf einmal auf die Bühne. Und weil<br />

sie dabei nach dem Alphabet vorgehen, fangen diesmal<br />

beide mit „m“ an: Megazine und Maratone. Zu Maratone<br />

ist zu sagen, dass sie aus Hamburg kommen. Ihre Texte<br />

bestehen aus Wörtern und ihre Philosophie ist Musik.<br />

Wow! Das darf man keinesfalls verpassen.<br />

Klick´n Wirtschaft<br />

APEX 7.9. / 20.15<br />

Wenn sich junge Musiker am Anfang ihrer Karriere<br />

noch keine Instrumente leisten können, dann gründen<br />

sie eine A-Capella-Band und singen die Instrumente<br />

einfach selbst. Manchmal hört sich das so gut an, dass<br />

sie beim Instrumente singen statt spielen bleiben, auch<br />

wenn sie längst weltberühmt und schwer reich sind. So<br />

wie die Göttinger Klick‘n‘wirtschaft. Klingt auch einfach<br />

zu schön, wenn die ein Gitarrensolo pfeifen...<br />

Rex Richter Quintett<br />

FESTZELT MTV GRONE 7.9. / 21.00<br />

Wenn das Rex Richter Quintett aufspielt, dann geht die<br />

Party richtig los. Das merkt man schon am Motto: „Jetzt geht<br />

die Party richtig los!“ Und mal ehrlich: Wer hätte keine Lust, zu<br />

Hits wie „Fiesta Mexicana“, „17 Jahr, blondes Haar“ oder „Ein<br />

Bett im Kornfeld“ mal wieder so richtig abzuhotten – bekleidet<br />

nur mit Schlaghosen und einem Brusthaartoupet? Eben!<br />

Schöner wäre nur noch ein Korn im Feldbett. Hossa!<br />

Innenhof-Theater-Festival<br />

DÜSTERE STR. / GRONER STR. ab 7.9. / 20.00<br />

Alle <strong>Jahre</strong> wieder. Aber es ist einfach auch alle <strong>Jahre</strong><br />

wieder klasse. Klar, das mit den Karten nervt. Man kann<br />

nicht einfach hingehen, man muss sich drum kümmern.<br />

Und zwar richtig. Aber dann lohnt es sich eben meistens<br />

auch. Dieses Jahr mit Theatern aus München, Wien, Zürich,<br />

Basel. Die sieht man ja sonst nicht hier. Großartiger Jon<br />

Fosse, schizophrener Lenz, schönes armes Theater.<br />

43


Kalenderwoche 36.2<br />

MO 3.9.<br />

DI<br />

MI 5.9.<br />

DO 6.9.<br />

FR 7.9.<br />

SA 8.9.<br />

SO<br />

MO 3.9.<br />

DI<br />

MI 5.9.<br />

DO 6.9.<br />

FR 7.9.<br />

SA 8.9.<br />

SO<br />

44<br />

4.9.<br />

9.9.<br />

4.9.<br />

9.9.<br />

Musa noergelbuff pools Q Club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.30<br />

Power Dance<br />

21.00<br />

Weststadtfest<br />

15.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

Rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Longdrink Special<br />

21.00<br />

Funkfrikkelfriday<br />

kosta xdb<br />

21.00<br />

La Garage Hermitique<br />

ralfonso mendez<br />

21.00<br />

NB-Houseband<br />

21.00 (live)<br />

Tingel Tangel Club<br />

21.30<br />

Megazine & Maratone<br />

21.30 (live)<br />

Radio Durango<br />

western & country<br />

21.30 (live)<br />

Funk & Wegener<br />

folk & swing<br />

21.00 (live)<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

Chizzle<br />

With Bionizzle<br />

21.00<br />

Elektrospiele<br />

ekim<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.30 (K)<br />

Revolution a. d. Tagesordnung<br />

lesung<br />

20.00 (T)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Schickeria<br />

techno & house<br />

23.00<br />

Digital Babsi & Minitec<br />

house & minimal<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.30<br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

Psyched Out & Furious<br />

22.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

Die Neue Brut<br />

00.00<br />

A.R.M.<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Weststadtfest<br />

MUSA 8.9. / 15.00<br />

West-West-West-Berlin, nein Weststadt <strong>Göttingen</strong>. Jenseits<br />

der Leine, hinter der Bahn. Zum neunten Mal beginnt<br />

nachmittags das Programm der Weststadtkonferenz: von<br />

Folklore über Akustikgitarre bis zu El Adrenalid und Merrygo-round.<br />

Alle Vereine und Initiativen des Stadtteils stellen<br />

sich vor. Es soll ja für jeden etwas dabei sein.<br />

Mikrokosmos 23<br />

CAFÉ KREUZBERG 8.9. / 20.00<br />

Im porzellangefüllten Meissen, goldumrandet, blumenverziert,<br />

biedermeierlich kleinstädtisch bleibt nichts als der<br />

große Wunsch, Musik zu machen, die das alles zerschlägt,<br />

zerstückelt, zum Springen, Platzen, Bersten bringt, möchte<br />

man meinen. Jedenfalls meint man das sicher, wenn man den<br />

harten Emo-Punk von Mikrokosmos 23 hört. Die kommen aus<br />

Meissen, Sammeltassen knallen vom Regal.<br />

45


Kalenderwoche 37.1<br />

MO 10.9.<br />

DI<br />

MI 12.9.<br />

DO 13.9.<br />

FR 14.9.<br />

SA 15.9.<br />

SO<br />

MO 10.9.<br />

DI<br />

MI 12.9.<br />

DO 13.9.<br />

FR 14.9.<br />

SA 15.9.<br />

SO<br />

11.9.<br />

16.9.<br />

11.9.<br />

16.9.<br />

apex<br />

D.Heimberg<br />

& Front Porch Picking<br />

20.15 (live)<br />

Bergitta Victor & Band<br />

soul & jazz<br />

20.15 (live)<br />

Hier,Höre Zu...!<br />

kabarett<br />

19.15 (live)<br />

Simone Solga<br />

kabarett<br />

20.15 (live)<br />

46<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

dj hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

20. Offene Bühne<br />

20.00 (live)<br />

Recky & Jan Sperhake<br />

liedermaching<br />

20.00 (live)<br />

Television Timeout<br />

& Bleeding In Desperation<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Dagobah eins b<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

gitarre & bier<br />

20.00<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Dj High´n Rich<br />

20.00<br />

TBC<br />

23.00<br />

Semesterferien<br />

Halbzeitparty<br />

23.00<br />

Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />

M-Club<br />

23.00<br />

Uppacut<br />

Fullcontact Sound<br />

23.00<br />

Livin Large<br />

real deal hiphop<br />

23.00<br />

Going Underground<br />

all directions<br />

22.00<br />

Tequila Party<br />

22.00<br />

Nacht Der Schatten<br />

ebm & dark rock<br />

22.00<br />

The Spirit Of Outpost<br />

kultrock<br />

22.00<br />

Black Shampoo<br />

deep funk & nothern soul<br />

23.00<br />

geschlossen<br />

Independence<br />

22.00<br />

SONDERBAR<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Uni Nacht<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Blue Note Suprise<br />

21.30<br />

BLUE NOTE<br />

Schroeder Ropckt Indie<br />

22.00<br />

SCHROEDER<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Munck // Johnson<br />

20.00<br />

CAFÉ GROMO<br />

Black Shampoo<br />

JT-KELLER 14.9. / 23.00<br />

„I like black music, but another kind“ – das haben<br />

die wunderbaren International <strong>Pony</strong> keck auf ihrem<br />

letzten Album gesungen, gemeint als Ode an ein Gothic-<br />

Mädchen. Diese Idee aufgreifend, rufen wir die Welt umarmend<br />

alle Gothic-Girls dazu auf, den vehement auf die<br />

Plattenteller gesexten, deepfunkigen, danceflorjazzigen<br />

und northernsouligen Sounds von DJ El „The Nuzzle“ Nite<br />

eine Chance zu geben.<br />

Schroeder rockt Indie<br />

SCHROEDER 14.9. / 22.00<br />

So so – Indie-Rock legen die DJs Jule Lang und Dirk<br />

Weiler im Café Schroeder auf. Also: Pearl Jam, The Smiths,<br />

Arctic Monkeys, The Strokes, Animal Collective, Mando<br />

Diao, Tocotronic, Blumfeld, Nirvana, R.E.M., Maximo Park<br />

und Bloc Party. Ist alles Indie-Rock, sagt Wikipedia. Wir<br />

sagen: verflucht unscharfer Begriff. Mal schauen, was die<br />

DJs draus machen.<br />

47


Kalenderwoche 37.2<br />

MO 10.9.<br />

DI<br />

MI 12.9.<br />

DO 13.9.<br />

FR 14.9.<br />

SA 15.9.<br />

SO<br />

MO 10.9.<br />

DI<br />

MI 12.9.<br />

DO 13.9.<br />

FR 14.9.<br />

SA 15.9.<br />

SO<br />

48<br />

11.9.<br />

16.9.<br />

11.9.<br />

16.9.<br />

Musa noergelbuff pools Q Club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.30<br />

Dawai Dawai<br />

20.00 (live)<br />

Karaoke.<br />

kommt und singt<br />

21.00<br />

Rock Gegen Rheuma<br />

ü-30-party<br />

21.00<br />

Gaynight<br />

fresh air & fette party<br />

22.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

Rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Longdrink Special<br />

21.00<br />

Honolulu Hank<br />

21.00<br />

Route 66 Killers<br />

speed- & surfrock<br />

21.00 (live)<br />

Querbeat<br />

bandsession<br />

21.00<br />

Baby Boomer Party<br />

ü-40 party<br />

22.00<br />

Ü-31 Party<br />

22.00<br />

Grenzwerte<br />

mit serendipity<br />

21.00<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

Fokkos Friendly Fire<br />

dj fokko bloom<br />

21.00<br />

Buy British<br />

by mr. stringer<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

WOW Microclubbing<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.30 (K)<br />

Literatur Zwischen<br />

Subkultur & Mainstream<br />

20.00 (T)<br />

<strong>35</strong> J. <strong>Buchladen</strong> Rote Straße<br />

katzenstrike<br />

21.00 (live) (T)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Dance The Night Away<br />

part 3<br />

23.00<br />

High Tension<br />

techno & house<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.30<br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

80er <strong>Jahre</strong> Party<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Live & Shrill<br />

00.00<br />

A.R.M.<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Dance the Night Away Pt.3<br />

Q-CLUB 14.9. / 23.00<br />

Der Göttinger Q Club ist ja längst eine Institution, wenn<br />

es darum geht, dem nächsten Tag ein Schnippchen zu<br />

schlagen: Es tanzt sich auch am Morgen gut, Hauptsache,<br />

es ist dunkel. „Dance The Night Away“ heißt folgerichtig<br />

eine Partyreihe dort; unterm Motto „Housebesuch“ spielen<br />

diesen Abend Marc Dupont (aus Kassel) und DJ Minitec<br />

House und Techno mit Niveau und zum Ausrasten.<br />

Jan Weiler<br />

JUNGES THEATER 17.9. / 20.00<br />

Jan Weilers jüngstes Buch „Antonio im Wunderland“<br />

spielt mit zahllosen Italien-Klischees und Nationenstereotypen<br />

in Trapattoni-Deutsch. Es ist ein federleichtes<br />

Buch, kein einziger Gedanke ist schwer. Ein typischer<br />

Bestseller eben. Bevor Weiler anfing, Bücher zu schreiben,<br />

war er Chefredakteur des Magazins der „SZ“ und davor<br />

Werbetexter. Merkt man irgendwie. Auf der Bühne liest<br />

er aus seinen Romanen und Kolumnen.<br />

49


Kalenderwoche 38.1<br />

MO 17.9.<br />

DI<br />

MI 19.9.<br />

DO 20.9.<br />

FR 21.9.<br />

SA 22.9.<br />

SO<br />

MO 17.9.<br />

DI<br />

MI 19.9.<br />

DO 20.9.<br />

FR 21.9.<br />

SA 22.9.<br />

SO<br />

18.9.<br />

23.9.<br />

18.9.<br />

23.9.<br />

apex<br />

DenkBar<br />

diskussion<br />

20.00<br />

So Weiss<br />

vocal jazz<br />

20.15 (live)<br />

Hier,Höre Zu...!<br />

kabarett<br />

19.15 (live)<br />

Top Sigrid<br />

kabarett<br />

20.15 (live)<br />

50<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

dj hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Donnerstagskick<br />

17.00<br />

Spezialpreistag<br />

17.00<br />

Vegetarisch Deluxe<br />

punck rock<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Dagobah eins b<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

gitarre & bier<br />

20.00<br />

Benno´s<br />

90er <strong>Jahre</strong> Sause<br />

20.00<br />

JF One<br />

20.00<br />

HAWK O-Phasenparty<br />

22.00<br />

Holiday Inn<br />

22.00<br />

Sabor Latino<br />

ska,merengue & rock<br />

22.00<br />

Timebomb<br />

Reunion Special<br />

23.00<br />

TBC<br />

23.00<br />

Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />

M-Club<br />

23.00<br />

The Funk & the Furious<br />

fela cutty & el ninho<br />

23.00<br />

Tune In - Burn Out!<br />

osho allstars<br />

23.00<br />

Going Underground<br />

all directions<br />

22.00<br />

Boogie´n´Blues Küche<br />

live session<br />

21.00<br />

Klangwelt<br />

indie, pop & wave<br />

22.00<br />

The Spirit Of Outpost<br />

kultrock<br />

22.00<br />

Hotter Than Hot<br />

ragga & dancehall<br />

23.00<br />

Jukebox Explosion<br />

independent & emo<br />

23.00<br />

Jan Weiler<br />

20.00<br />

JUNGES THEATER<br />

Songs Entkleidet<br />

20.00<br />

LIT. ZENTRUM<br />

Uni Nacht<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Martin Mosebach<br />

20.00<br />

LIT. ZENTRUM<br />

Filter<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Bauchtanzabend<br />

20.00<br />

SCHISCHA BAR<br />

Knarf Rellöm & Dota Kehr<br />

LIT. ZENTRUM 18.9. / 20.00<br />

Musikjournalisten und Feuilletonisten beschäftigen<br />

sich zu wenig mit Songtexten. Bis auf ein paar Ausnahmen<br />

betrachten sie Lyrics als vernachlässigenswerte Anhängsel<br />

der Musik. Das ist nicht nett, und es geht auch anders:<br />

Die Musiker Knarf Rellöm und Dota „Die Kleingeldprinzessin“<br />

Kehr fragen nach Lyrik und Funktionsweise von<br />

Songtexten. Den Abend moderiert der Musikjournalist<br />

Martin Büsser.<br />

Ostpunk!<br />

LUMIÈRE ab 21.9. / 22.00<br />

Es gibt bessere Musik-Dokus; am Sujet des Films<br />

liegt es nicht. Dissidente Selbstermächtigungsstrategien<br />

hatten es in der DDR zweifellos schwerer als im Westen.<br />

Nicht unspannend. Leider kapriziert sich „Ostpunk! Too<br />

Much Future“ von Carsten Fiebeler und Michael Boehlke<br />

nahezu vollständig auf ein paar Interviews mit ehemaligen<br />

DDR-Punks. Kaum Archivarbeit und auch sonst wenig<br />

lebendige Bilder. Schade.<br />

51


Kalenderwoche 38.2<br />

MO 17.9.<br />

DI<br />

MI 19.9.<br />

DO 20.9.<br />

FR 21.9.<br />

SA 22.9.<br />

SO<br />

MO 17.9.<br />

DI<br />

MI 19.9.<br />

DO 20.9.<br />

FR 21.9.<br />

SA 22.9.<br />

SO<br />

52<br />

18.9.<br />

23.9.<br />

18.9.<br />

23.9.<br />

Musa noergelbuff pools Q Club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.30<br />

Bastard Sons<br />

Of Jhonny Cash<br />

21.00 (live)<br />

Ballroom Dancing<br />

21.30<br />

Power Dance<br />

21.00<br />

Contact Jam<br />

22.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

Rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Longdrink Special<br />

21.00<br />

Housebeats<br />

By Ekim<br />

21.00<br />

Armin Tamzarian<br />

rockabilly<br />

21.00 (live)<br />

NB-Houseband<br />

21.00 (live)<br />

Ann Vriend<br />

piano<br />

21.30 (live)<br />

Crackwood Jelly<br />

folk,jazz & rock<br />

21.30 (live)<br />

Salsa En Sonato<br />

22.00<br />

Gong Show<br />

21.30<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

Chizzle<br />

With Bionizzle<br />

21.00<br />

Sexy Sander<br />

& Friends<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.30 (K)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Dance The Night Away<br />

part 4<br />

23.00<br />

Klanggut Clubbing<br />

minimal & house<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.30<br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

No Speed Limit<br />

22.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

No Minute Silence<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Jamaica Hot Reggae Showcase<br />

RODEO BAR dienstags / 21.00<br />

Reggae und Dienstag, das war ja lange undenkbar. Der<br />

Wochentag und die Loddermusik. Dann aber, etwa Mitte<br />

der 90er, machte ein rebellischer Blue-Note-DJ namens<br />

Ranking Rainer das Unmögliche möglich. Nun steht es der<br />

Rodeo Bar zu, diese wundervolle wie auch verrückte Tradition<br />

fortzuführen. Auf dass die schlimmen Zeiten der Entbehrung<br />

für immer der Vergangenheit angehören mögen<br />

und Kingston die Hauptstadt aller Dienstage wird!<br />

Off DT – Theaterstraßenfest<br />

DEUTSCHES THEATER 22.9. / 13.00<br />

Im Rahmen des Göttinger „Tag des Straßenfestes“<br />

und zum Auftakt der neuen Spielzeit verlässt die DT-<br />

Belegschaft das Theater und präsentiert unter freiem<br />

Himmel Arbeiten aus der Werkstatt, der Kostümabteilung,<br />

dem Malersaal und der Beleuchtungstechnik. Dazu gibt’s<br />

ein durchgehendes Bühnenprogramm, Kostümversteigerungen,<br />

und der DT-Chor schmettert Lieder.<br />

53


Kalenderwoche 39.1<br />

MO 24.9.<br />

DI 25.9.<br />

MI 26.9.<br />

DO 27.9.<br />

FR 28.9.<br />

SA 29.9.<br />

SO 30.9.<br />

MO 24.9.<br />

DI 25.9.<br />

MI MI 26.9.<br />

DO 27.9.<br />

FR 28.9.<br />

SA 29.9.<br />

SO 30.9.<br />

apex<br />

Cyminology<br />

jazz<br />

20.15 (live)<br />

Jazz Session<br />

jazz<br />

20.15 (live)<br />

Noone Aber Richtig<br />

blues & jazz<br />

20.15 (live)<br />

Fabian Lau<br />

kabarett<br />

20.15 (live)<br />

54<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Dagobah eins b<br />

Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />

M-Club<br />

23.00<br />

Finest Flowjob<br />

all time favourites<br />

22.00<br />

Kane Room<br />

groovemagnet<br />

23.00 (live)<br />

Roots Reggae<br />

dj hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Donnerstags-Kick<br />

17.00<br />

Spezialpreis Tag<br />

20.00<br />

Longing For Tomorrow<br />

& Socorro<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Going Underground<br />

all directions<br />

22.00<br />

Tequila Party<br />

22.00<br />

Tainted Love<br />

80er jahre party<br />

22.00<br />

The Spirit Of Outpost<br />

kultrock<br />

22.00<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

gitarre & bier<br />

20.00<br />

Ab Indie Dago<br />

dj angry ace<br />

20.00<br />

Funky Chicken - Bah<br />

20.00<br />

20 <strong>Jahre</strong> Vollmond Party<br />

jubiläum<br />

23.00<br />

The Breaks<br />

kid fresh & dj schowi<br />

23.00<br />

Monster Mash<br />

gitarre<br />

22.30<br />

TBC<br />

23.00<br />

Independence<br />

22.00<br />

SONDERBAR<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Uni Nacht<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Blue Note Suprise<br />

21.30<br />

BLUE NOTE<br />

Filter<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Elektrolüt<br />

23.00<br />

DIVA LOUNGE<br />

Bauchtanzabend<br />

20.00<br />

SCHISCHA BAR<br />

Arabische Nacht<br />

THOP ab 27.9. / 20.00<br />

Simsalabim, Sesam krimpedim, wenn man aus <strong>Göttingen</strong><br />

kommt, schließt sich der Kreis bekannter Gestalten<br />

bekanntlich schneller, als einem lieb ist. Als Journalist in<br />

Istanbul, an den Münchner Kammerspielen, der Berliner<br />

Schaubühne und der Volksbühne sowie dem Wiener<br />

Burgtheater – will man was über den Dramatiker Roland<br />

Schimmelpfennig sagen, kommt man wieder nicht umhin:<br />

Er kommt aus <strong>Göttingen</strong>. Am Thop wird seine Arabische<br />

Nacht aufgeführt.<br />

Monster-Mash<br />

EINS B 28.9. / 22.30<br />

Alles neu macht der September, dachte sich das EinsB<br />

und nahm eine neue Veranstaltung in sein Programm auf:<br />

den Monster-Mash. Das freilich hat nichts zu tun mit dem<br />

Oldie gleichen Namens, sondern stellt eine Art Riesenfete<br />

dar: Zwei Tanzflächen, Livebands, viele DJs und tanzende<br />

Gäste. Dazu Musik von System of a Down, den Hives, den<br />

Beatsteaks und Ähnlichen. Ohrenschützer nicht vergessen<br />

und los!<br />

55


Kalenderwoche 39.2<br />

mo 24.9.<br />

di<br />

56<br />

25.9.<br />

mi 26.9.<br />

DO 27.9.<br />

FR 28.9.<br />

SA 29.9.<br />

SO<br />

30.9.<br />

mo 24.9.<br />

di<br />

25.9.<br />

mi 26.9.<br />

DO 27.9.<br />

FR 28.9.<br />

SA 29.9.<br />

SO<br />

30.9.<br />

musa noergelbuff pools Q Club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.30<br />

Kick La Luna<br />

ethno funk<br />

21.00 (live)<br />

Rock Gegen Rheuma<br />

ü-30-party<br />

22.00<br />

Lokalderby<br />

some & chair-o-plane<br />

21.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

Rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Karaoke<br />

21.00<br />

Jerksta & Berkley<br />

drum´n´bass<br />

21.00<br />

Willi Bounce<br />

& Friends<br />

21.00<br />

Spielstunde<br />

open stage<br />

21.00<br />

Shane Alexander<br />

indie<br />

21.30 (live)<br />

On A Sunday<br />

21.30 (live)<br />

Bourbon Bluesrock Band<br />

21.30 (live)<br />

On The Road Again<br />

seedcake & mindwise<br />

21.30 (live)<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

$ Lounge<br />

21.00<br />

Nuzzlefunk<br />

by el nite<br />

21.00<br />

Benny Bunny Lounge<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Zeitstörungen<br />

20.00 (T)<br />

The Gaslight Anthem<br />

& Holiday Fun Club<br />

21.00 (live) (T)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Mediziner Party<br />

22.00<br />

TBC<br />

23.00<br />

Mikroclubbing<br />

house<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.30<br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

Cuzzle Hyopaiz<br />

23.00<br />

ARM<br />

Gay Society<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

frühstück<br />

jeden sonntag ab 10:00<br />

im<br />

Nuzzlefunk<br />

SECHS MILLIONEN DOLLAR CLUB 28.9. / 21.00<br />

„Nuzzlefunk“ nuschelte neulich ein betrunkener Gast<br />

an der Theke des 6 Millionen Dollar Clubs, und der Wirt<br />

brauchte lange für die Erkenntnis, dass dies kein Getränke,<br />

sondern ein Musikwunsch war. Als er verstand, wurde er<br />

jedoch sofort aktiv und buchte den wohl bekanntesten<br />

Nuzzlefunk-DJ der Welt: El-Nite! Der spielt Funk, Soul und<br />

souligen Funk gemischt – Nuzzlefunk halt.<br />

Elektrolüt<br />

DIVA LOUNGE 29.9. / 23.00<br />

In Berlin, vorzugsweise in kleineren Bars, gibt es ein weit<br />

verbreitetes Prinzip, nach dem DJs bezahlt werden: Fürs<br />

erste Getränk zahlt jeder Gast einen Euro an den Plattenaufleger.<br />

Gar nicht doof, dachten sich die Veranstalter der<br />

neuen Elektronik-Partyreihe „Electrolüt“, und sie haben<br />

recht: Einen Euro hat jeder übrig, vor allem wenn er dazu<br />

tanzen kann. DJs: Radanovic & Sääger.<br />

café kabale<br />

geismarlandstr. 19<br />

57


pony. Stadtmagazin<br />

Herausgeber<br />

pony.medien KG<br />

Am Wochenmarkt 6<br />

37073 <strong>Göttingen</strong><br />

Kontakt<br />

Tel. +49 (0) 551 - 99 51 430<br />

info@readmypony.com<br />

Geschäftsführung<br />

Tim Kießling<br />

Chefredaktion<br />

Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@readmypony.com<br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils<br />

Ella Jaspers<br />

Jan Langehein<br />

Henning Lisson<br />

redaktion@readmypony.com<br />

Mitarbeit<br />

<strong>Ina</strong> Bösecke, Christoph Braun, Kendra<br />

Briken, Andreas Busche, Martin Büsser,<br />

Nils Dittbrenner, Tina Fibiger, Carsten<br />

Happe, Ulrich Kriest, Christian Mütze,<br />

Thomas Schaefer<br />

Fotos / Illustration<br />

Fehmi Baumbach, P. A. Hassiepen, Kairos<br />

Film, Warner Bros., Universal, Piffl Medien<br />

Cover<br />

Brittany Snow (©Hairspray/Warner Bros.)<br />

Gestaltung / Layout<br />

Ronald Weller<br />

weller@readmypony.com<br />

Anzeigen<br />

Markus Gumball, Nadine Zacharias<br />

Druck<br />

Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten<br />

geben nicht unbedingt die Meinung des<br />

Herausgebers wieder.


Ein bisschen seltsam ist es tatsächlich, wie sehr<br />

die Jubiläen in den letzten Monaten auf die Bewohner<br />

<strong>Göttingen</strong>s niederprasseln. Das kann man selbstverständlich<br />

auch in unserem Artikel über das jüngste<br />

Geburtstagskind nachlesen, aber da das nicht jeder tun<br />

wird: Nach Wohnheim Rote Straße (<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>), JuzI (25)<br />

und Jungem Theater (50) ist nun das Traditionshaus<br />

linker Lesekultur, der Rote <strong>Buchladen</strong> auf dem Nikolaikirchhof,<br />

flotte <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> alt geworden; da möchten wir<br />

natürlich gratulieren und an dieser Stelle noch einmal<br />

ausdrücklich auf die vielen Geburtstagsveranstaltungen<br />

im T-Keller und anderswo im September hinweisen.<br />

Da wir gerade dabei sind: Auch das Kulturzentrum<br />

Musa kann nicht ewig 29 sein. Allerdings bleiben dem<br />

Twenty-Something noch knapp zwei Monate Luft bis<br />

zum 30sten – Glück gehabt.<br />

Mehr als über Geburtstage, die einen ja bloß älter<br />

machen, als man sich fühlt und sonst nix, freut man<br />

sich zum Beispiel über die wahre Liebe und natürlich<br />

mindestens genauso doll über Auszeichnungen, sofern<br />

sie nicht unmittelbar vor dem Lebensende kommen, was<br />

ja immer ein bisschen peinlich ist. Wir gehen selbstverständlich<br />

davon aus, dass das Kino Cinema noch lange<br />

nicht ans Ende seiner Lebenszeit gelangt ist und sich<br />

entsprechend stürmisch über den „Kinoprogrammpreis<br />

2007“ gefreut hat, den es kürzlich für sein „herausragendes<br />

Filmprogramm“ in Empfang nehmen durfte. Was die<br />

Betreiber wohl glücklicher gemacht hat? Das Geld, immerhin<br />

5.000 Euro, oder die Tatsache, dass es von den<br />

Patschehändchen des Kulturstaatsministers Neumann<br />

überreicht wurde? (Minister zur Sekretärin: „Verflucht,<br />

wie heißt dieses Kino noch mal… äh, danke… und so<br />

freue ich mich, Ihnen…“) Wenn wir jemals einen Preis<br />

gewinnen sollten – wofür, ist ja jetzt egal – dann wollen<br />

wir, dass ihn Angelina Jolie überreicht, umsäumt von ihren<br />

dreißig Adoptivkindern, die kieksen und toben, dass es<br />

eine Augenweide ist, während Angelina so umwerfend<br />

aussieht wie nie zuvor …<br />

Doch zurück zu den harten Tatsachen des Lebens:<br />

Das gerüchteweise Tauziehen um den Verkauf bzw.<br />

Nichtverkauf des Electrooshos hat vorerst ein Ende.<br />

Der glückliche Besitzer des Ladens ist und bleibt: Jörg<br />

Schäfer. Das wussten Sie schon längst? Wir auch, aber<br />

es war ja Sommerpause. Wussten Sie das? Die Raportaz,<br />

Kassels Rapper mit Göttinger Anbindung, hören auf. Sie<br />

seien „an die Spitze des möglichen Erreichbaren gelangt“,<br />

ließen sie als Grund ihrer Auflösung verlauten. Unpräziser<br />

geht es kaum. Derweil ist es an der Göttinger Medienbörse<br />

mächtig unruhig geworden, denn seit kurzem steht fest:<br />

Der „Diggla“ hat eine neue Herausgeberschaft: die Herren<br />

Mauritz & Grewe, hinreichend bekannt durch ihre herausgebende<br />

Tätigkeit beim Magazin „37“. Natürlich fragten<br />

wir uns zuerst ziemlich bang, was die beiden mit so viel<br />

Marktmacht anstellen würden, doch dann beruhigte uns<br />

Vanessa Pegel, die alte und neue „Diggla“-Chefredakteurin<br />

mit einem Satz, der alles sagt und mehr als das:<br />

„Diggla bleibt Diggla!“ Das hören wir gerne, satteln, wie<br />

immer an dieser Stelle, unser pony und reiten der Sonne<br />

entgegen, solange sie noch scheint.<br />

60 pony.hof<br />

pony.hof<br />

61


62<br />

Sterne im September<br />

21.01. – 19.02. Wassermann<br />

Der Körper liegt da wie aus Papier, ganz glatt,<br />

glatt, glatt. Ebenmäßig, als könnt man ihn nicht ändern,<br />

gleichzeitig aber jederzeit beschreiben. Er wäre nie mehr<br />

derselbe. Nur nicht knicken oder einreißen.<br />

20.02. – 20.03. Fische<br />

Brokatene Kissen unter deinen Füßen, Plastik<br />

obenauf. Kein Gegensatz soll das Einvernehmen stören,<br />

kein Faltenwurf deine Stirn krausen, keine Naht die Scheuermilch<br />

ersetzen. Spür nach, wo es schmerzt.<br />

21.03. – 20.04. Widder<br />

Ein Herz aus rotem Blech liegt vor dir auf dem<br />

Schreibtisch. Du musst nur die Scharniere an den Seiten<br />

öffnen und vorsichtig das Innere sezieren: Artischocken,<br />

Salami und Käse.<br />

21.04. – 20.05. Stier<br />

Schatten rennen über die plasmatische Leinwand.<br />

Sie hetzten sich ab. Ihr Weg ist so weit. Viel weiter als<br />

vorher. Über einen Meter. Sie hecheln laut, keiner kann<br />

mehr schlafen. Du hättest es ihnen wirklich einfacher<br />

machen können.<br />

21.05. – 21.06. Zwillinge<br />

An der nächsten Ecke spätestens steht die Frage an,<br />

wo es denn nun hingehen soll. Rotation, alles dreht sich, Routine,<br />

alles wiederholt sich, Rantanplan. Immer der Nase nach.<br />

22.06. – 22.07. Krebs<br />

Pst. Jeder weiß ja, was die Leute früher gemacht<br />

haben, oben auf dem Berg mit dem Baum und<br />

dem Lehm, wenn sie ein Geheimnis hatten. Du musst<br />

dir was Eigenes überlegen. Schließlich hast du keine<br />

Buchstaben unter dem Mantel.<br />

Ella Jaspers<br />

23.07. – 23.08. Löwe<br />

Wieder ein Jahr um. Lange solltest du nicht<br />

mehr warten. Wie hältst du das überhaupt aus?<br />

Im Poesiealbum hatte einmal gestanden: Wirf dein<br />

Herz über das Hindernis und spring ihm nach. Und,<br />

machst du das?<br />

24.08. – 23.09. Jungfrau<br />

Unter den langen herunter gebogenen Blättern<br />

der Lilien lässt es sich gut schlafen. Ihre Schemen huschen<br />

durch deine Träume, unterbrechen mal, fügen mal<br />

zusammen, was dir sonst verborgen bliebe.<br />

24.09. – 23.10. Waage<br />

Unter den Hügeln der Bar ruht die Nacht, kommt<br />

erst heraus, zieht langsam auf, wenn die Nebel längst<br />

verschwunden. Beschattet kurz die Sterne und lässt sie<br />

dann ganz strahlen. Dich mittenmang.<br />

24.10. – 22.11. Skorpion<br />

Eine kleine Tischrakete mit integrierter Salz-<br />

und Pfeffermühle. Nicht gerade das, was man sich als<br />

Mitbringsel so wünscht. Ab und zu muss man eben auch<br />

mal an die anderen denken.<br />

23.11. – 21.12. Schütze<br />

Du schwitzt schon beim Laufen. Auch nach dem<br />

Anhalten geht es weiter. Der Schweiß kühlt deinen Körper.<br />

Damit er nicht überhitzt. So stand es schon in Medi und<br />

Zini. Es stimmt: Zu viel Hitze macht kalt.<br />

22.12. – 20.01. Steinbock<br />

Zelebriere, was du willst. Hauptsache, es tut sich<br />

was. Bedeutung wird eh erst dabei geschaffen. Jeder<br />

hat alles in der Hand, auch du. Na, mach schon, leg los:<br />

Celebration.<br />

Sterne

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