Yella 35 Jahre Roter Buchladen Ina Hartwig ... - Göttingen - Pony
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0026<br />
<strong>Yella</strong><br />
September 2007<br />
<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong><br />
<strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong><br />
Geschichte der Autobombe<br />
im Herbst
Neue Kurse!<br />
Herbstprogramm 2007im Herbst<br />
Volkshochschule <strong>Göttingen</strong><br />
Bahnhofsallee 7 · Tel. 0551.49 52-0 · www.vhs-goettingen.de<br />
Kleine Texte<br />
Große Texte<br />
<strong>Yella</strong>: Verfilmte Traumarbeit<br />
<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong>: Gelesene Politik<br />
<strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong>: Literaturkritik im Gespräch<br />
Geschichte der Autobombe: Billig und tödlich<br />
Rubriken & Termine<br />
Theater<br />
Bücher<br />
Kino<br />
Digitales<br />
Spiele<br />
Platten<br />
Kolumne<br />
Stadtplan<br />
Impressum<br />
pony.hof<br />
Sterne<br />
September 2007<br />
4 Munck//Johnson: Am Ende des Wünschens<br />
5 Der Fall Aldo Moro: Mörderische Kraftprobe<br />
6 Martin Mosebach: Vordemokratische Illuminationen<br />
7 Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem: Vergangenheit,<br />
sprich!<br />
8<br />
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pony als pdf-Datei im Netz: www.readmypony.com<br />
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3
Melancholie der Ewigkeit<br />
Michael Saager<br />
Ein letzter Wunsch. Ein letzter Blick nach hinten.<br />
Und kein weiterer nach vorne. Vorbei. Der erste Song<br />
auf „Munck//Johnsons zweitem Album „Count Your<br />
Blessings“ (2006) heißt so, wie er klingt: „Last Wish“.<br />
Wie letzte Wünsche klingen? Traurig und leer, einsam<br />
und hoffnungslos. Wie auch sonst? Der letzte Wunsch<br />
ist eine Metapher für ein Aufhören, das an sein Ende<br />
gelangt ist. Der letzte Wunsch ist ein Paradox, weil er,<br />
anders als andere Wünsche, kein Hoffnungsträger ist.<br />
Er ist das Gegenteil.<br />
Es sind Camilla Muncks und Moogie Johnsons Songs,<br />
neun Stück an der Zahl, die solche oder ähnliche Gedanken<br />
nahe legen. Man muss sich nur einmal anhören, wie<br />
sie singen im Duett: Wie verloren und nie wieder gefunden;<br />
sie mit zartem Vibrato, ein wenig an die Sängerin<br />
Mimi Parker erinnernd, er mit dunklem Schattenhauch<br />
Konzert Munck//Johnson<br />
auf der Stimme, zurückhaltend, ganz weltabgewandt.<br />
Kennen gelernt haben sie sich 1999; beide spielten damals<br />
bei der dänischen Neo-Country-Band Wynona. Seit<br />
2004 treten sie als Duo auf. Und natürlich sind Vergleiche<br />
mit anderen berufstraurigen skandinavischen Bands wie<br />
Múm oder Sigur Rós nicht verkehrt, aber wirklich zutreffend<br />
eben auch nicht.<br />
Während Múm elektronisch nach vorne pluckern und<br />
Sigur Rós ihr Heil suchen in pathetischen Sphärensounds,<br />
kaprizieren sich Munck//Johnson beinahe vollständig auf<br />
Leere und Langsamkeit, stehen somit der Tradition des<br />
Sad-Core, vor allem aber früheren Kompositionen von<br />
Mimi Parkers und Alan Sparhawks Band Low wesentlich<br />
näher. Sehr reduziert gespielt mit (akustischer) Gitarre<br />
und Klavier, geradewegs in einen bewölkten Herbsthimmel<br />
gehoben mit einer Handvoll dunkler Soundpatterns,<br />
sind Munck//Johnsons Songs wie autistische Wesen:<br />
sich selbst mehr als genug. Sie stehen auf der Stelle<br />
und pflegen Melancholie als einen Zustand der Ewigkeit.<br />
Man kann auch innere Immigration dazu sagen oder es<br />
eine besonders selbstgenügsame Variante von Eskapismus<br />
nennen. Manchmal sucht diese Musik das Licht da<br />
draußen – doch gefunden hat sie es bisher nicht.<br />
Munck//Johnson spielen am 16.9.07 um 21.oo Uhr<br />
im Café GroMo. Das Album „Count Your Blessings“<br />
ist bereits bei <strong>Pony</strong> Records / Cargo erschienen.<br />
Poesie der Utopie<br />
Ulrich Kriest<br />
Am Morgen des 16. März 1978 stoppt ein Kommando<br />
der Brigate Rosse in der Innenstadt Roms die Fahrzeugkolonne<br />
des Präsidenten der Democrazia Christiana,<br />
tötet dessen fünfköpfige Begleiteskorte und entführt den<br />
mächtigen Politiker Aldo Moro. Moro, der „Schöpfer“ des<br />
„historischen Kompromisses“ einer politischen Annäherung<br />
von Christdemokraten und Kommunisten, stand auf<br />
dem Sprung zum Amt des Staatspräsidenten. Die militärische<br />
Aktion der BR mochte damals als Erfolg gewertet<br />
werden, die folgenden Wochen bis zur Ermordung Aldo<br />
Moros stellen indes für Italien ein politisches Trauma dar,<br />
vergleichbar dem „Deutschen Herbst“ 1977.<br />
Der italienische Autorenfilmer Marco Bellochio („I pugni<br />
in tasca“) hat sich mit „Buongiorno, notte“ 2003 an die<br />
Rekonstruktion der Staatskrise aus der Binnenperspektive<br />
des Belagerungszustands gemacht. Filmisch brisant zeigt<br />
Bellochio die mörderische Kraftprobe als Nachbeben, als<br />
klaustrophobisches Kammerspiel, dessen Lichtsetzung<br />
einerseits an die Mise en scene des frühen Films erinnert,<br />
Film „Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro“<br />
andererseits christliche Märtyrerdarstellungen zitiert.<br />
Innerhalb der Gruppe brechen Konflikte über die ethische<br />
Dimension revolutionären Handels auf. Niemand scheint in<br />
der Lage, die Logik der Eskalation zu durchbrechen.<br />
Wirkungsvoll untermalt von der Musik Pink Floyds, entwirft<br />
Bellochio einen polyphonen, semi-dokumentarischen<br />
Diskurs – die „linke“ Geschichte hält hinreichend heroische<br />
Identifikationsmuster für politische Akteure bereit, doch unter<br />
die dogmatischen Erstarrungen mischen sich Momente<br />
des Burlesken und Fantastischen. Längst ist beim „Angriff<br />
auf das Herz des Staates“ die Handlungsfreiheit verloren,<br />
die Akteure sind zu Gespenstern geworden, da präsentiert<br />
Belocchio in einer erstaunlichen Schlussvolte die utopische<br />
Kraft der Fiktion, indem er Moro im Morgengrauen ganz<br />
leicht und selbstverständlich ins Freie entlässt. Eine solche<br />
Freilassung, provoziert der Film, hätte den Mächtigen mehr<br />
Probleme bereitet als die Leiche Aldo Moros, die am 9. Mai<br />
1978 im Zentrum Roms gefunden wurde. Wo deutsche Filmemacher<br />
wie Breloer („Das Todesspiel“) sich vorzüglich in<br />
ihrer Rolle als Hilfssheriffs gefallen, denunziert Belocchio das<br />
Politische nicht, sondern wählt seine Waffe als Filmemacher:<br />
die Poesie des Utopischen.<br />
„Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro“; Regie:<br />
Marco Bellocchio; mit Luigi Lo Cascio, Maya Sansa,<br />
Roberto Herlitzka; Italien 2003; ab 13.9.07 im<br />
Kino Lumière<br />
4 Kleine Texte Kleine Texte<br />
5
Das Prinzip Biedermeier<br />
Kerstin Cornils<br />
Was tat der Reaktionär im 19. Jahrhundert, wenn<br />
er den Krach des Pöbels auf den Barrikaden nicht mehr<br />
ertragen konnte? Er schloss die hohen Fensterläden und<br />
blätterte im „Nachsommer“ von Adalbert Stifter. Welch<br />
Labsal für die Nerven dieses Buch doch verströmte! Während<br />
draußen von Revolution gefaselt wurde, huldigten<br />
die braven Leute im „Nachsommer“ der alten Ordnung.<br />
Draußen war Lärm – im Buch legte man Rosenbeete an.<br />
Und der Reaktionär des 21. Jahrhunderts? Auch er ist,<br />
seitdem man dem Frankfurter Autor Martin Mosebach<br />
den diesjährigen Büchner-Preis verliehen hat, um eine<br />
Lieblingslektüre nicht mehr verlegen. Sollen doch garstige<br />
Zeitungen ins Haus flattern, die Heuschreckenschwärme<br />
und globale Erderwärmung beschwören! Die Welt ist in<br />
Ordnung, solange man auf dem „Sopha“ Mosebachs<br />
neuen Roman vorfindet.<br />
„Der Mond und das Mädchen“ erzählt von einem frisch<br />
vermählten Ehepaar namens <strong>Ina</strong> und Hans. <strong>Ina</strong> ist ein Wesen<br />
Wir verkaufen Bücher * Wir bestellen jedes<br />
lieferbare Buch * Es kann telefonisch, per<br />
email, per Fax, im Laden bestellt werden<br />
* Wir stellen Büchertische zusammen *<br />
Wir machen Veranstaltungen * Bei uns<br />
gibt‘s Zeitungen * Wir verkaufen Bücher<br />
BUCH<br />
Lesung Martin Mosebach<br />
von „feingliedriger Zerbrechlichkeit“, behütet aufgewachsen<br />
„in einem Reservat abgeschirmter Bürgerlichkeit wie ein<br />
exquisites Frühgemüse“. Der Gatte hegt über das „Frühgemüse“<br />
mit Kunstmagister nur huldvolle Gedanken: „Ob sich<br />
in Frankfurt auch für sie sofort ein Job finden würde, dürfte<br />
durchaus erst einmal unwichtig sein.“ Dem Weibe gebührt<br />
schließlich die Ehre, die Kindlein zu versorgen – im Schatten<br />
der „friedlichen Größe“ einer alten Kastanie.<br />
Hans’ Chauvinismus, der so rührend unbeholfen und naturwüchsig<br />
daherkommt, ist mit Mosebachs Geisteshaltung<br />
nicht im Geringsten deckensgleich. Während der junge Held<br />
so unbedarft durch die Welt geht, dass ihm Ursula von der<br />
Leyen wie der King Kong einer haarsträubenden Progressivität<br />
erscheinen muss, weiß der Autor genau, wie provokant<br />
seine altbackene Kreation ist. Hans stolpert duckmäuserisch<br />
durch den „biedermeierlichen Abendfrieden“ – Mosebach<br />
hingegen prahlt, zugunsten des Lateinischen sei die Liturgie<br />
in der Volkssprache wieder abzuschaffen. Hans’ auf Effekt<br />
kalkulierte Naivität ist gleichsam der honigsüße Sirup, der<br />
die vordemokratischen Illuminationen des Autors schmackhaft<br />
machen soll. Wer den Papst für den größten Mann der<br />
Gegenwart hält, dem empfehlen wir Mosebach.<br />
Martin Mosebach im Gespräch mit der „FR“-Kritikerin<br />
Insa Wilke: 20.9.07, 20.00 Uhr, Lit. Zentrum.<br />
Der Roman „Der Mond und das Mädchen“ (2007, 192<br />
Seiten, 17,90 EUR) ist im Hanser Verlag erschienen.<br />
L DENL<br />
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BUCH<br />
Nikolaikirchhof 7<br />
roter_buchladen@t-online.de<br />
www.roter-buchladen.de<br />
fon: 0551/42128<br />
ROTER<br />
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<strong>Göttingen</strong><br />
Nikolaikirchhof 7<br />
<strong>Göttingen</strong><br />
ROTER<br />
Verliebt in die Vergangenheit<br />
Michael Saager<br />
Wie schreibt man über Musik, über die bereits alles<br />
geschrieben ist, weil sie wiederholt, was zum wiederholten<br />
Male wiederholt wurde? Man könnte jetzt sagen: am<br />
besten gar nicht, doch das bedeutete, über 70 bis 90<br />
Prozent aller Musik zu schweigen. Was, zu Ende gedacht,<br />
die meisten Musikjournalisten geradewegs in den Ruin<br />
treiben dürfte. Da niemand Spaß daran hat, Brotrinden zu<br />
lutschen, oder, wie ein Kollege mit sehr wenig Geld seinerzeit,<br />
seinen Gästen Mehlsuppe anzubieten, schreiben wir<br />
fleißig weiter; und wenn wir ein bisschen stumpfer bzw.<br />
berufstaktisch klüger sind, tun wir so, als sei gerade das<br />
Rad erfunden worden.<br />
Selbstverständlich ist nicht alles, was sich dem<br />
Retroesken in den letzten <strong>Jahre</strong>n an den Hals geworfen<br />
hat, schlechte Musik. Womit wir bei der Stockholmer<br />
Band Holiday Fun Club wären. Drei Songs des schlicht<br />
mit Bandnamen betitelten Albums braucht es, und wir<br />
wissen, was John, Max, Vilhelm, Andy und Viktor, die<br />
scheint’s alle keine Nachnamen haben, zuletzt rauf<br />
Konzert Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem<br />
und runter gehört haben – Postpunk und New Wave,<br />
genauer: Devo, Joy Division, The Cure, Gang Of Four und<br />
Devo – da hat der Autor des Waschzettels vollkommen<br />
recht. Das ist ein bisschen aufregend und langweilig<br />
zugleich: Langweilig, weil man nun weiß, was man von<br />
dieser Gruppe bekommt, ohne sie gehört zu haben; ein<br />
bisschen aufregend, da es sich bei den zitierten Bands bis<br />
zum heutigen Tag um frisch klingende Originale handelt,<br />
nicht zuletzt dank der lausigen Imitationsleistungen der<br />
meisten Retortenbands.<br />
Holiday Fun Club fabrizieren glücklicherweise keinen<br />
Quatsch mit ihrem musikalischen Erbe – im Gegenteil:<br />
Ihre Musik ist quirlig und verschwitzt, macht wenig überflüssige<br />
Faxen und ein paar schöne, gar nicht dumme<br />
Hooks zum Mitsingen gibt es auch. Und schon sind wir bei<br />
The Gaslight Anthem, einer weiteren Zitat-Band, dieses<br />
Mal aus dem Punkumfeld. Das Quartett kommt aus New<br />
Brunswick in New Jersey und pflegt den musikalischen<br />
Schulterschluss mit Hot Water Music, Leatherface,<br />
Against Me! und Green Day. Sänger Brian Fallon geht<br />
es anscheinend nicht besonders: Auf dem Album „Sink<br />
Or Swim“ heulsust er sich mit pathetisch gebrochener<br />
Viva-Stimme durch sich zum Verwechseln ähnelnde<br />
Punksongs in Moll. Etwas für Fans.<br />
Holiday Fan Club & The Gaslight Anthem spielen<br />
am 29.9.07 um 21.00 Uhr im T-Keller.<br />
Klare Trennung!<br />
Porreereste, Bananenschalen,<br />
Möhrengrün …<br />
Zahnbürste, Windeln,<br />
Glühbirnen …<br />
Konservendosen, Milchtüten,<br />
Shampooflaschen …<br />
Zeitungen, Zeitschriften,<br />
Kartons …<br />
Weinflaschen, Saftflaschen<br />
kaputte Gläser …<br />
Eigenbetrieb der Stadt <strong>Göttingen</strong><br />
Bei Fragen können Sie sich direkt an uns wenden.<br />
www.stadtreinigung.goettingen.de · Servicenummer 400 5 400<br />
6 Kleine Texte Kleine Texte<br />
7
Schöne, neue<br />
Welt<br />
Christian Petzolds Film „<strong>Yella</strong>“ erzählt mit den Mitteln der Traumarbeit von radikalen Neuanfängen und vom Leben<br />
unter den Bedingungen des modernen Kapitalismus.<br />
Text & Interview: Ulrich Kriest<br />
Wie erzählt man mit Bildern und Tönen? Wie viele<br />
Bilder und Töne benötigt man, um die Abstraktheit und Kälte<br />
der Beziehungen im neuen Kapitalismus in einem schlüssigen<br />
Film zu verdichten? Vergessen Sie bitte zunächst einmal<br />
die grassierende Mode der „warmherzigen Sozialkomödie“<br />
über die kleinen, aufrechten Leute, wie wir sie von Andreas<br />
Dresen („Sommer vorm Balkon“) oder jüngst Bernd Böhlich<br />
(„Du bist nicht allein“) vorgesetzt bekommen haben. Christian<br />
Petzolds „<strong>Yella</strong>“ erzählt die Geschichte einer verstörenden<br />
Fluchtutopie in eine Sphäre, in der alles ohne Geschichte<br />
und alles (buchstäblich!) im Fluss ist. Eine klassische Auswanderergeschichte,<br />
der Traum vom radikalen Neuanfang,<br />
von der Bindungslosigkeit als Chance.<br />
Früher wäre <strong>Yella</strong> – nach einer gescheiterten Beziehung<br />
zum wirtschaftlich gescheiterten, gewalttätigen<br />
Kleinunternehmer – in die USA gegangen; heutzutage<br />
geht sie vom brandenburgischen Wittenberge in den Westen,<br />
in die surreale Landschaft des Hannoveraner EXPO-<br />
Geländes, wo mit allen Wassern gewaschene Händler des<br />
Risikokapitals in Luxuslimousinen von Termin zu Termin<br />
hetzen und nachts in menschenleeren Funktionsmotels<br />
einchecken – forever online! Philipp ist so ein Handlungsreisender<br />
in Sachen Private Equity, der Anschubkapital<br />
gegen Firmenanteile dealt. <strong>Yella</strong> wird seine Gefährtin,<br />
lernt schnell, sich in der Welt ritualisierter, mörderischer<br />
Übernahmeverhandlungen zu bewegen.<br />
Christian Petzolds achter Spielfilm bestätigt einmal mehr<br />
die alte These, dass Anschauung ohne Begriff leer ist. Hier<br />
werden soziologische Theorien aufregend präzise in Film<br />
übersetzt, wird von Zurichtung des Menschen unter den<br />
Bedingungen des supermodernen, konsequente Flexibilität<br />
fordernden Kapitalismus erzählt. Und zwar so komplex<br />
und mit konkreter Anschauung gesättigt, dass Perfektion<br />
auf jeder Ebene von Dramaturgie, Farbdramaturgie, Musik<br />
und Produktionsdesign herrscht. Man kommt nicht umhin<br />
zu sagen: Es ist der schönste, klügste, reichste deutsche<br />
Film der letzten zwanzig <strong>Jahre</strong>, das erste Meisterwerk<br />
des 21. Jahrhunderts. „<strong>Yella</strong>“ ist nämlich nicht nur eine<br />
Verfilmung von Motiven von Marc Auges Essay „Orte und<br />
Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der<br />
Einsamkeit“, sondern auch ein Remake von Herk Harveys<br />
Horror-Klassiker „Carnival of Souls“ (1962).<br />
Wie geht das zusammen? Wenn man früher sagte,<br />
im Augenblick des Todes zögen Bilder des bisherigen<br />
Lebens noch einmal als Film durchs Bewusstsein, so<br />
zeigt „<strong>Yella</strong>“ Bilder eines möglichen Lebens, allerdings auf<br />
der Grundlage gemachter Erfahrungen. Heraus kommt<br />
ein Film, der auf der Logik des Traums und der Loops<br />
beruht. Traumatische Erinnerungen werden unter neuen<br />
Bedingungen durchgearbeitet – ein Tanz der Gespenster<br />
im Transit! Wie gesagt: ein „Traum“ von einem Film, den<br />
man so perfekt nicht zu träumen gewagt hätte.<br />
8 Große Texte<br />
9
nterview<br />
pony: „<strong>Yella</strong>“ ist ein Mystery-Thriller ohne wirkliches<br />
Interesse am Mystery. Man ahnt sehr früh, dass es dem<br />
Film um ein Erzählen im Konjunktiv geht. Wenige Figuren,<br />
wenige Motive, die durch- und weggearbeitet werden. Ist<br />
das l´art pour l´art?<br />
Christian Petzold: Mystery haben wir das gar nicht genannt<br />
beim Arbeiten. Wir haben Traumarbeit dazu gesagt.<br />
<strong>Yella</strong> bei der Traumarbeit zuzuschauen und gleichzeitig in<br />
ihrem Traum zu sein, so ungefähr. So taucht alles wieder<br />
auf, aber verarbeitet: der Mann, die Liebe, das Rot, das<br />
Wasser, der Respekt und das Respektlose.<br />
„<strong>Yella</strong>“ ist auch eine Inversion deines früheren Films<br />
„Toter Mann“, oder?<br />
Ein Anagramm war’s; die Nina (Hoss) hieß ja in „Toter<br />
Mann“ Leyla und <strong>Yella</strong> ist ein Anagramm. Dann der Fluss,<br />
die inversive Bewegung, damals west-ost. Es gibt da<br />
schon Verbindungen. Ähnlich verschoben wie das,<br />
was bei der Traumarbeit herauskommt.<br />
„<strong>Yella</strong>“ ist nach „Die innere Sicherheit“ und „Gespenster“<br />
bereits deine dritte Gespenster-Geschichte. Was<br />
fasziniert dich an bzw. worin liegt das erzählerische<br />
Potential von Gespenster-Geschichten?<br />
Gar nicht der Schrecken, sondern das Herausgefallene<br />
oder Verdrängte oder nicht mehr Nützliche, was<br />
da noch lebt und zuckt und verzweifelt zurück will.<br />
Ost/West, alter/neuer Kapitalismus, alte/neue Bilder<br />
dafür. Wie verhalten sich die beiden Geschichten, die<br />
„<strong>Yella</strong>“ erzählt, zueinander?<br />
Das sind ja keine Gegensätze. Das EXPO-Gelände<br />
in Hannover ist ja auch schon dabei, Ruine zu werden.<br />
Und die Industriestadt Wittenberge ist vor 15 <strong>Jahre</strong>n<br />
von der Treuhand ruiniert worden. Was unterscheidet<br />
die Ruinen? Wittenberge – das ist ja noch die romantische<br />
Ruine, die Märklin-Welt. Das Expogelände – da<br />
hat keiner mehr gebastelt und romantisiert. Das<br />
liegt da so herum. Und was machen die Körper<br />
und die Gesten bei den jungen BWL-Studenten?<br />
Warum sind die cool? Oder glauben zumindest,<br />
es zu sein? Wahrscheinlich, weil sie Kaufkraft<br />
haben und die Werbung sie entdeckt hat, als<br />
10<br />
Kunden, und Kunden muss man einen Stil geben und<br />
das ganze Laptop-, Starbucks-, Wellness-Zeugs kommt<br />
vielleicht daher. Und im Kino sitzen sie auch herum und<br />
haben Posen und Gesichter. Wie geht das zusammen<br />
mit dem schlanken, dem sexy Staat? All das hat uns bei<br />
„<strong>Yella</strong>“ beschäftigt.<br />
Die alten Songs in deinen Filmen von Tim Hardin, Burt<br />
Bacharach und Julie Driscoll. Passen sie zu den Figuren?<br />
Was erzählen sie? Und von wem?<br />
Songs aus alten Zeiten, die erwischen einen manchmal,<br />
unvorbereitet. Heutzutage eher selten, weil jeder<br />
seine Playlist rauf und runter hört und aus dem Äther<br />
nichts Neues mehr kommt. Aber manchmal passiert es,<br />
dass man einen Song hört, der wie ein Deja-vu ist. Die<br />
Songs gehören einem nicht, gehören auf keine Playlist,<br />
aber sie begleiten einen. So habe ich mir das vorgestellt.<br />
„<strong>Yella</strong>“; Regie: Christian Petzold; Drehbuch:<br />
Simone Baer, Christian Petzold;<br />
mit Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk<br />
Schönemann; D 2007; ab 13.9.07<br />
im Kino<br />
Große Texte<br />
Große Texte<br />
11
Bücher und<br />
Politik<br />
Anfangs auf linke politische Literatur beschränkt, verfügt der Rote <strong>Buchladen</strong> längst über ein breit gefächertes<br />
Büchersortiment. Anlaufstelle für die Linke ist er nach wie vor. Im September feiert er seinen <strong>35</strong>. Geburtstag.<br />
Jan Langehein<br />
So viele Jubiläen hat die Göttinger Linke bzw.<br />
die Kulturszene in diesem Jahr zu feiern, dass sie aus<br />
dem Jubilieren gar nicht mehr hinauskommt: Nach dem<br />
selbstverwalteten Studentenwohnheim Rote Straße (<strong>35</strong><br />
<strong>Jahre</strong>), dem JuzI (25) und dem Jungen Theater (50) steht<br />
nun der <strong>Buchladen</strong> Rote Straße an, der ebenfalls auf<br />
eine <strong>35</strong>-jährige Geschichte zurückblicken kann und, da<br />
mittlerweile auf den Nikolaikirchhof umgezogen, meist<br />
nur noch „<strong>Roter</strong> <strong>Buchladen</strong>“ genannt wird. Gegründet<br />
wurde der Rote <strong>Buchladen</strong> am 8. Oktober 1972, einem<br />
Sonntag, von einem fünfköpfigen Kollektiv als Alternative<br />
zum „PoliBula“, dem Politischen <strong>Buchladen</strong> im alten<br />
Reitstallviertel, an dessen Stelle sich heute das Carré befindet.<br />
Der PoliBula war fest in der Hand des maoistischen<br />
Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) und<br />
vertrieb ausschließlich von seinen Kadern verfasste oder<br />
abgesegnete Literatur; der neue linke <strong>Buchladen</strong> in der<br />
Roten Straße war von Anfang an undogmatischer und<br />
offener konzipiert. Er sollte allen Spektren der Neuen<br />
Linken offen stehen und verstand sich nicht als Agitationsinstrument<br />
einer der damals zahlreichen linken<br />
Parteien oder K-Gruppen.<br />
Trotzdem haftete auch dem Roten <strong>Buchladen</strong> in<br />
seiner Anfangszeit etwas von dem heiligen Ernst an,<br />
der die deutsche Linke im „Roten Jahrzehnt“ zwischen<br />
1967 und 1977 prägte. In einer Grundsatzerklärung des<br />
<strong>Buchladen</strong>s heißt es, seine Aufgabe sei es, „Literatur zu<br />
verbreiten, die der Aufklärung sozialer, politischer und<br />
ökonomischer Prozesse und der Klärung und Weiterentwicklung<br />
der sozialistischen Bewegung dient“. Wer im<br />
<strong>Buchladen</strong> arbeitete, also Mitglied des Ladenkollektivs<br />
(LK) war, hatte seine politische Überzeugung darzulegen:<br />
„Alle LK-Genossen nehmen aktiv an der sozialistischen<br />
und kommunistischen Bewegung teil. Sie müssen ihren<br />
politischen Standort und ggf. dessen Änderung im LK<br />
offenlegen.“ Entsprechend dieser Statuten war auch das<br />
Sortiment des <strong>Buchladen</strong>s in den Anfangsjahren auf politische<br />
Literatur begrenzt. Klaus Schild, seit 1975 Mitglied<br />
im Kollektiv, erzählt, dass es bis 1980 zum Beispiel keine<br />
Kriminalromane gab: „Wir hatten eine lange Diskussion<br />
darüber, ob man in einem linken <strong>Buchladen</strong> überhaupt<br />
Krimis verkaufen darf. Belletristik gab es zwar, erstmal<br />
aber nur die ganz harten Arbeiterromane – ,Der Westen<br />
wird rot‘ und Ähnliches.“<br />
Solche Debatten gehören der Vergangenheit an. Heute<br />
verkauft der Rote <strong>Buchladen</strong> alles, was nachgefragt wird;<br />
neben Krimis und Unterhaltungsromanen gehören auch<br />
Comics längst zum Sortiment. Den Kern des Angebots<br />
bildet trotzdem nach wie vor die politische Literatur:<br />
Sachtexte zur Geschichte des Dritten Reichs haben einen<br />
eigenen Tisch, neuere Bücher zu linker Theorie findet<br />
der Kunde gleich links neben der Ladentür, und direkt<br />
gegenüber stehen, nach Themen geordnet, alle möglichen<br />
Klassiker in den Regalen. Welchen Gebieten der <strong>Buchladen</strong><br />
wie viel Platz einräumt, das ist seit <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>n den<br />
Moden der linken Diskussionskultur unterworfen. Schild<br />
12 Große Texte<br />
13
erzählt, dass es lange Zeit ganze Regale zu Psychologie<br />
und Pädagogik gegeben habe – in den 70ern zentrale<br />
Themen in der linken Debatte, an denen heute dagegen<br />
kaum noch Interesse vorhanden sei.<br />
Solange die Buchpreisbindung<br />
bleibt…<br />
Ein trauriges Schicksal erlebten auch zahlreiche Bände<br />
über die Linke in Portugal, die sich der <strong>Buchladen</strong> nach<br />
der Nelkenrevolution 1974 angeschafft hatte: Nach<br />
kurzer Zeit erlahmte das Interesse an den Portugiesen,<br />
und nicht wenige der Bücher sollen immer noch in den<br />
Altbeständen des <strong>Buchladen</strong>s auf Leser warten. Andere<br />
Themen haben in den letzten <strong>Jahre</strong>n dagegen wieder<br />
an Bedeutung gewonnen. In den 90ern habe sich kaum<br />
jemand für Karl Marx interessiert, berichtet Schild. „Inzwischen<br />
gibt es sogar wieder Schüler, die Einführungen<br />
in Marx‘ Kritik der politischen Ökonomie lesen – die<br />
Klassiker, die schon vor 20 <strong>Jahre</strong>n dazu erschienen sind,<br />
aber auch Neuerscheinungen, die erst vor Kurzem auf<br />
den Markt kamen.“<br />
Wie das Sortiment, so änderte sich auch die Kundschaft<br />
des Roten <strong>Buchladen</strong>s, dies allerdings vor allem<br />
nach dem Umzug auf den Nikolaikirchhof im Frühjahr<br />
1997. Das alte Geschäft in der Roten Straße sah eher<br />
aus wie ein Antiquariat, nicht wie ein moderner <strong>Buchladen</strong>,<br />
und die Kunden kamen fast ausschließlich aus der<br />
Göttinger Linken. „Manchmal haben Leute auf dem Weg<br />
in die Stadt reingeschaut, wenn sie ihr Auto an der Stadthalle<br />
geparkt hatten“, sagt Klaus Schild. „Aber eigentlich<br />
waren wir damals ein reiner Szeneladen.“ Mit dem Umzug<br />
änderte sich das zumindest teilweise. Zwar ist auch der<br />
Nikolaikirchhof keine 1A-Lage mit viel Laufpublikum, die<br />
Verkaufsräume aber sind dort heller und großzügiger als<br />
im alten Laden, und die Kooperation mit der Büchergilde<br />
Gutenberg sichert dem <strong>Buchladen</strong> auch Kunden, die<br />
nichts mit der linken Szene zu tun haben.<br />
Anlaufstelle für die Linke ist der <strong>Buchladen</strong> gleichwohl<br />
geblieben. Zahlreiche Politgruppen haben hier ihr<br />
Postfach, der Verkaufsraum kann für Veranstaltungen<br />
genutzt werden, und im Keller gibt es Regale für Flugblätter<br />
und Zeitungen, die ausschließlich die linke Klientel<br />
ansprechen. Dieses Angebot hat dem <strong>Buchladen</strong> freilich<br />
auch schon Ärger eingebracht: Wenn der Staatsschutz<br />
gegen Göttinger Linke ermittelte, geriet er häufig mit<br />
ins Visier der Fahnder, war z. B. das Ziel einer Hausdurch-<br />
suchung als 1994 das Verfahren gegen die Autonome<br />
Antifa (M) anlief.<br />
Solche Geschichten sind, mit genügend Abstand<br />
betrachtet, der Stoff aus dem Anekdoten sind, und die<br />
haben anlässlich von Jubiläen natürlich Konjunktur. Den<br />
ganzen September über präsentiert der <strong>Buchladen</strong><br />
Veranstaltungen über seine eigene Geschichte, über die<br />
Geschichte der politischen Literatur und die der linken<br />
Bewegung. Gefeiert wird natürlich auch: Am 15. September<br />
ist große Party im Theaterkeller. Vielleicht ist die<br />
Stimmung im Ladenkollektiv dabei nicht ganz ungetrübt,<br />
denn die Finanzdecke des <strong>Buchladen</strong>s ist notorisch<br />
dünn. Zuviel Anlass zur Sorge gibt es indes auch nicht.<br />
Die oft totgesagte Linke ist lebendig genug, um Bücher<br />
zu kaufen; Rechnungskunden, die regelmäßig größere<br />
Bestellungen aufgeben, hat der <strong>Buchladen</strong> auch, und<br />
durch die Zusammenarbeit mit der Büchergilde hat<br />
er sich ein drittes Standbein geschaffen. „Wir werden<br />
überleben können, solange die Buchpreisbindung bestand<br />
hat“, resümiert Klaus Schild. Und eine politische<br />
Option, diese Preisbindung aufzuheben, ist zumindest<br />
derzeit nicht im Gespräch.<br />
<strong>Buchladen</strong><br />
Geburtstagsprogramm:<br />
7.9., 20.00 Uhr, T-Keller: „Die Revolution auf<br />
der Tagsordnung“. Agit 883: Bewegung, Revolte,<br />
Underground in West-Berlin 1969 bis 1972<br />
(Buchvorstellung)<br />
14.9., 20.00 Uhr, Lumière: Literatur zwischen<br />
Subkultur und Mainstream (Lesung & Diskussion)<br />
15.9., 21.00 Uhr, T-Keller: Konzert mit Gift und<br />
Mad Minority; anschließend Party<br />
25.9., 20.00 Uhr, T-Keller: ZeitStörung. Zeit der<br />
Unterwerfung, Zeit der Revolte (Multimedia-<br />
Veranstaltung)<br />
14 Große Texte<br />
01 80 –2 22 22 10<br />
0,06 Euro/Anruf<br />
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Bücher ohne<br />
Bonbongeschmack<br />
Kaum hat die Berliner „Literaturen“-Redakteurin Frauke Meyer-Gosau ihren Koffer gepackt, erwartet die Göttinger<br />
Germanistik schon neuen Besuch aus Frankfurt: Die Gastprofessur für Literaturkritik wird in den kommenden zwei<br />
Semestern die „FR“-Redakteurin <strong>Ina</strong> <strong>Hartwig</strong> übernehmen. Höchste Zeit also, Frau <strong>Hartwig</strong> über den WG-Charme<br />
des „taz“-Feuilletons, Schnittchen-Nepotismus und „dämliche“ Lobeshymnen zu befragen.<br />
Interview: Kerstin Cornils<br />
pony: Früher haben Sie für die „taz“ geschrieben,<br />
heute sind Sie die Literatur-Redakteurin bei der „Frankfurter<br />
Rundschau“. Somit haben Sie – wie Ihre Kollegin<br />
und Göttinger Vorgängerin Frauke<br />
Meyer-Gosau – einen Sprung<br />
von den linken Medien in<br />
die bürgerliche Presse-<br />
Landschaft gemacht.<br />
Ist die Abgrenzung zwischen<br />
linker und bürgerlicher<br />
Presse angesichts<br />
solch fließender<br />
personeller Übergänge<br />
nicht eine bloße Konstruktion?<br />
INA HARTWIG:<br />
Ich hatte damals<br />
Glück<br />
bei der „taz“:<br />
Ich habe in<br />
Berlin studiert<br />
und schrieb schon<br />
früh als freie Autorin.<br />
Direkt aus dem Studium<br />
kommend, durfte ich gleich zwei Redaktionsvertretungen<br />
machen. Das war sehr aufregend, denn bei der „taz“<br />
pflegt man diese besondere Art des Semiprofessionalismus<br />
– journalistische Formen, die andere Zeitungen nicht<br />
zu bieten haben. Man kann unendlich viel ausprobieren,<br />
das ist wichtig und schön. Was nun Ihre Frage nach dem<br />
Schritt von der „taz“ zur bürgerlichen Presse angeht: Im<br />
Grunde spielt der Begriff der „bürgerlichen Presse“ für<br />
mich keine Rolle. Allerdings habe ich bei meinem Wechsel<br />
zur „Frankfurter Rundschau“ doch bemerkt, wie stark sich<br />
die beiden Medien unterscheiden. Während bei der „taz“<br />
eher eine WG-Stimmung geherrscht hatte, war die „FR“<br />
ein richtiger Betrieb, beschäftigte viel mehr Menschen,<br />
hatte echte Sekretärinnen, keine Assistentinnen, wie bei<br />
der „taz“ die Sekretärinnen genannt wurden.<br />
Plötzlich verdiente ich viel mehr, und die Leserschaft<br />
der „FR“ erwartete Vollständigkeit und Seriosität. Die<br />
„taz“ kann sich in ihrer Nische satirische Perspektiven auf<br />
gesellschaftliche Vorgänge erlauben, wohingegen man<br />
sich in der Sphäre der „bürgerlichen Presse“ – um den<br />
Begriff nun doch einmal zu verwenden – am Riemen reißen,<br />
auf der seriösen diskursiven Ebene mitschwimmen<br />
und ganz andere Sprachformen wählen muss. Vielleicht<br />
sind die Sprachformen am Ende der größte Unterschied<br />
16 Große Texte<br />
17
– wobei es zudem eine Temperaments- und Talentfrage<br />
ist, ob man sich das Spielerische im Schreiben bewahren<br />
kann. Im Feuilleton der „FR“ sind wir nicht dogmatisch –<br />
doch die Grass-Diskussion des letzten Sommers konnte<br />
in der „taz“ natürlich ganz anders geführt werden als in<br />
der „FR“, der „FAZ“ oder der „Süddeutschen“.<br />
Dass Kontakte vorteilhaft sind, ist eine Binsenweisheit.<br />
Aber wie wahrt man als Rezensentin die kritische<br />
Distanz? Wie bringt man es fertig, einen charmanten<br />
Autor zu verreißen? Fällt man leichten Herzens ein negatives<br />
Urteil über das Buch eines Verlags, der einen zu<br />
Schnittchen einlädt?<br />
Persönliche Kontakte machen das Geschäft der<br />
Kritik nicht leichter, sie sind aber unvermeidlich. So<br />
wie der deutsche Literaturbetrieb gestrickt ist, wäre es<br />
künstlich und unvergnüglich, sich in eine klösterliche<br />
Situation zurückzuziehen. Natürlich lernt man einander<br />
kennen: Man darf Laudationes halten und gerät bald in<br />
kleine Interessennetzwerke. Wenn Sie von einem Buch<br />
enttäuscht werden, auf dessen Autor Sie vorher eine<br />
Laudatio gehalten haben, dann ist das eine schwierige<br />
Situation. Immer wieder spielen sich Dramen ab: Die<br />
Konflikte zwischen Reich-Ranicki, Walser und Grass liegen<br />
ja auch darin begründet, dass der Kritiker diese Autoren<br />
zunächst über den grünen Klee gelobt, anschließend<br />
aber verrissen hat. Schon immer hat es Dramen wie diese<br />
gegeben – jeder einzelne muss seinen Weg finden, damit<br />
umzugehen. Ein Rezensent kann ein Buch problemlos an<br />
einen Kollegen weitergeben, doch wer unbedingt seine<br />
Kritik äußern möchte, muss auch den Mut haben, den<br />
Autor zu enttäuschen.<br />
Wie geht eine Redakteurin mit dem Meinungsspektrum<br />
der Rezensenten um? Müssen extrem lobende oder kritische<br />
Meinungen angepasst werden? Spielen beim Redigieren<br />
kommerzielle Erwägungen – etwa die Rücksicht<br />
auf Verlage – eine Rolle? Ist eine Feuilleton-Redaktion<br />
eine große Harmonisierungsmaschine?<br />
Eine schwierige Frage – haben Sie einen konkreten<br />
Fall im Auge? Im Prinzip gilt für mich, dass der Rezensent<br />
oder die Rezensentin das Wort haben. Es geht um deren,<br />
nicht um meine Meinung. Doch natürlich kommt es vor,<br />
dass man ein Urteil zu streng findet, weil man einen verrissenen<br />
Autor sehr schätzt. In einem solchen Fall kann<br />
sich der Redakteur eine Macht zunutze machen, über die<br />
der reine Rezensent nicht verfügt: Man kann ein wenig<br />
am Auftritt herumbasteln, die Überschrift verändern, die<br />
Unterzeile neutraler machen etc. Auf welche handwerkliche<br />
Ethik man sich beruft, muss jeder Redakteur mit<br />
sich selbst ausmachen.<br />
Ihre Arbeit als Redakteurin basiert auf dem Auswerten<br />
der Verlagskataloge, die zweimal jährlich mit Neuigkeiten<br />
erscheinen. Welche Bücher sind für Sie rezensionswürdig?<br />
Das weiß oder besser spürt man komischerweise<br />
irgendwann ganz automatisch. Als ich von der Uni kam,<br />
kannte ich etliche Verlage noch gar nicht. Dabei gibt es<br />
so wahnsinnig viele, auch kleine und spannende Verlage.<br />
Manche Verlagsprogramme schaue ich mir heute<br />
allerdings gar nicht mehr an, weil ich weiß, dass sie nur<br />
Unterhaltungsschrott bieten. Insofern basiert die Auswahl<br />
wohl auf einer Mischung aus Erfahrung, eigenen Kriterien<br />
und Fingerspitzengefühl.<br />
Die Frage, was ein guter Roman sein soll, wird GermanistInnen<br />
im Stu- dium abtrainiert. Statt<br />
Wertung lernt m a n ,<br />
über heimlichehierarc<br />
h i s c h e<br />
Set-<br />
zungen des Kanons<br />
oder den Roman als privilegierte<br />
Erzählform<br />
des Imperialismus zu<br />
diskutieren. In der Literaturkritik<br />
geht es<br />
hingegen explizit um<br />
Wertungen. Wie passt<br />
das zusammen?<br />
Ja, zumindest an deutschen<br />
Universitäten werden<br />
Wertungen vermieden. Was<br />
die Rhetorik der Kritik angeht, habe ich selber in der Tat<br />
lange gebraucht, mich zu einem entschiedenen Urteil<br />
durchzuringen. Auch heute als Rezensentin bin ich immer<br />
noch relativ analytisch orientiert, das sind wohl die Reste<br />
der Literaturwissenschaftlerin in mir. Inzwischen weiß ich<br />
aber, dass ein entschiedenes Urteil zur Kritik dazugehört.<br />
Ich bin allerdings nach wie vor der Ansicht, dass ein Lob<br />
oftmals dämlich klingt – und dass dabei nicht selten das<br />
Spekulieren auf die Zitierwürdigkeit durchscheint. Sätze,<br />
die von Verlagen zitiert werden, sind oft die schlechtesten<br />
der Kritik. Eine intellektuelle Analyse, mit der man sich<br />
größte Mühe gegeben hat, oder ein Absatz, in dem man<br />
versucht, das Poetische zu erfassen – so etwas wird<br />
eigentlich nie zitiert. Herausgestellt wird immer nur das<br />
Bonbon-Urteil: „Ein ganz hinreißendes Buch, das man nie<br />
mehr aus den Händen legen wird“ und ähnlicher Kram. Es<br />
ist eine Geschmacksfrage, wie sehr man sich mit derartigen<br />
Phrasen aus dem Fenster hängen möchte. Trotzdem<br />
gilt: Die Gratwanderung zwischen Lob und Phrase ist in<br />
der Kritik unvermeidbar.<br />
Zum Schluss eine Frage zum Internet, das den traditionellen<br />
Print-Medien heute heftig Konkurrenz macht.<br />
Sind erfolgreiche Projekte wie der Perlentaucher für<br />
die Zeitungen mit ihren klassischen Buchrezensionen<br />
gefährlich?<br />
Das Internet ist überhaupt keine Konkurrenz,<br />
es ist eher ein Katalysator.<br />
Durch das Internet werden<br />
wir noch präsenter, denn<br />
schließlich vernetzt der<br />
Perlentaucher die Feuilletons<br />
miteinander. Vor<br />
sieben <strong>Jahre</strong>n, als es<br />
den Perlentaucher noch<br />
nicht gab, sind wir doch<br />
immer herumgerannt und<br />
haben überall Zeitungen<br />
zusammengeklaubt.Heute<br />
ist es viel<br />
praktischer,<br />
dem Perlent<br />
a u c h e r s e i<br />
Dank. Für uns als<br />
„FR“ führt es dazu,<br />
dass wir gleichberechtigt<br />
mit der „Süddeutschen“, der<br />
„FAZ“, der „NZZ“ und der „taz“ aufgeführt werden. Das<br />
hilft uns sehr. Ein anderer Aspekt sind die Laienkritiken<br />
etwa im Stil von „amazon“. Ich bin durchaus fasziniert<br />
von diesen Kritiken, die zum Teil sehr engagiert und<br />
witzig sind – doch zu diesem Thema habe ich mir noch<br />
kein abschließendes Urteil gebildet. Meine Prognose<br />
lautet: Auch in den nächsten Jahrzehnten wird die in<br />
bestimmten wenigen Medien gedruckte Kritik der entscheidende<br />
Maßstab bleiben, im Sinne von Bourdieus<br />
„kulturellem Kapital“. Für die Schriftsteller ist es relativ<br />
irrelevant, was irgendein begeisterter Privatleser im<br />
Internet schreibt. Das, was für sie wirklich zählt, ist das<br />
Urteil im Feuilleton.<br />
18 Große Texte Große Texte<br />
19
Knall auf Knall<br />
Mobil, billig, Aufmerksamkeit erregend: Der Historiker und Soziologe Mike Davis hat „Eine Geschichte der Autobombe“<br />
geschrieben.<br />
Michael Saager<br />
Die Geschichte der Autobombe beginnt mit nur<br />
einer Pferdestärke: Im September des <strong>Jahre</strong>s 1920<br />
stellt Mario Buda, ein aus Italien immigrierter Anarchist,<br />
seinen von einem Pferd gezogenen Wagen<br />
unweit der Kreuzung Wall Street / Broad Street ab.<br />
Der Wagen ist mit Eisenschrott beladen und<br />
explodiert in einem riesigen Feuerball.<br />
Metallschrapnellen mähen Fußgänger<br />
nieder, parkende Autos fangen Feuer.<br />
Die Detonation hinterlässt einen<br />
großen Krater in der<br />
Wall Street. Der<br />
richter-<br />
liche Todesermittler zählt 40 Tote. Man erklärt den<br />
nationalen Notstand.<br />
Budas Bombenattentat gilt dem in San Diego lebenden<br />
Soziologen und Historiker Mike Davis „als Kulminationspunkt<br />
eines halben Jahrhunderts anarchistischer<br />
Fantasien, Könige und Plutokraten in die Luft zu jagen“.<br />
Die Pferdewagen-Bombe nennt er einen Prototyp der<br />
Autobombe und vergleicht sie in seiner gerade erschienenen<br />
„Eine Geschichte der Autobombe“ mit Charles<br />
Babbages mechanischer Rechenmaschine. Was durchaus<br />
Sinn macht: Beiden (Kultur-)Techniken ist gemein,<br />
dass sich wesentliche Parameter der Geschichte erst<br />
ändern mussten, damit sie ihre radikalen Potenziale<br />
voll entfalten konnten.<br />
Vom Einsatz durch die rechtszionistische<br />
Sternbande, die sie in den mittleren 40ern<br />
gegen Palästinenser und britische Truppen<br />
zum Einsatz brachte, über Autobomben in Saigon,<br />
Algier und Palermo erreichte diese Waffe<br />
eine herausragende Bedeutung in den 70er<br />
in den Händen der IRA. Erst seit den 80ern<br />
wird sie vorwiegend von islamistischen<br />
„Terroristen“ eingesetzt. Und natürlich<br />
ist es nicht verkehrt, dass Davis noch<br />
einmal nachdrücklich darauf hinweist,<br />
dass die Autobombe keine Erfindung der<br />
Hisbollah ist.<br />
90 <strong>Jahre</strong> nach ihrem Debüt in der Wall<br />
Street, schreibt Davis, seien Autobomben<br />
fast so weltumspannend vertreten wie iPods und<br />
20 21
HIV / AIDS. Und was immer man von diesem Vergleich<br />
halten mag: Zurzeit sind in über 20 Ländern Autobomber<br />
aktiv; <strong>35</strong> Staaten wurden in den letzten 25 <strong>Jahre</strong>n<br />
von mindestens einem tödlichen Autobombenanschlag<br />
getroffen. Zumal in Zeiten zunehmend asymmetrischer<br />
Kriege setzen Anschläge durch Autobomben strategischen<br />
Riesen-Bombardements von Luftstreitkräften<br />
eine zermürbend erfolgreiche Strategie zahlreicher<br />
kleiner Explosionen entgegen. Wer über wenig Geld-<br />
und Machtmittel verfügt, kann eben immer noch auf die<br />
todbringende Gewalt der Autobombe setzen. Das zeigt<br />
insbesondere der Irak-Krieg, über den Davis das längste<br />
Kapitel verfasst hat und in dem allein in den <strong>Jahre</strong>n 2004<br />
und 2005 1.293 Autobomben explodierten. „Königreich<br />
der Autobombe“ nennt er in einer allerdings mehr als<br />
reißerischen Metapher deshalb den Irak.<br />
22<br />
„Luftwaffe des kleinen<br />
Mannes“<br />
Davis, bekannt geworden durch seine spannende L.A.-<br />
Untersuchung „City Of Quartz“, ist ein ausgesprochener<br />
Vielschreiber. Vor ein paar Monaten erst, nach Büchern<br />
über die „Vogelgrippe“ und „Die Geburt der dritten Welt“,<br />
ist „Planet der Slums“ auf Deutsch erschienen – eine<br />
komplex argumentierende, wenn auch allzu apokalyptisch<br />
und moralisierend daherkommende<br />
Studie über die Verslummung der Welt. „Eine<br />
Geschichte der Autobombe“ geht zurück auf<br />
einen dicht geschriebenen Essay in der Zeitschrift<br />
„Lettre International“ (Sommer 2006).<br />
Dort hatte Davis erstmals die hervorstechenden<br />
Merkmale zusammengefasst, die<br />
die Autobombe zur „Luftwaffe des kleinen<br />
Mannes par excellence machen“. Er hatte<br />
ihren zerstörerischen Tarnwaffencharakter<br />
hervorgehoben, ihre Unzensierbarkeit durch<br />
ihre „Lautstärke“: die blutige Unleugbarkeit,<br />
ihre einfache organisatorische Handhabung<br />
bei gleichzeitiger Unvermeidbarkeit von<br />
„Kollateralschäden“ sowie ihre Billigkeit<br />
und Anonymität.<br />
Das Buch nun hat 232 Seiten, und<br />
diese Länge ist ein Problem. Zwar<br />
nennt Davis es vollmundig „Genealogie“<br />
– man muss bei diesem Begriff<br />
beinahe automatisch an Nietzsche<br />
und Foucault denken –, doch meistens ist es wenig<br />
mehr als eine Schilderung historisch mehr oder weniger<br />
bedeutsamer Explosionen: Wer hat wann (in chronologischer<br />
Reihenfolge), wo und warum und mit was für<br />
Sprengstoffen Autobomben explodieren lassen? Ereignis<br />
reiht sich ziemlich stur an Ereignis, ergänzt durch kursorische,<br />
mal durchaus interessante, dann wieder durchaus<br />
fragwürdige politologisch-historische Kommentierungen<br />
und essayistische Flapsigkeiten (Imad Faiz Mugniyah von<br />
der Hisbollah „Weltmeister der Autobomber“ zu nennen,<br />
ist schlicht geschmacklos).<br />
Davis’ Buch fehlt möglicherweise das, was man eine<br />
übergreifende These nennt; eine größere Klammer, die<br />
all die Attentate unter einem bestimmten Blickwinkel<br />
fokussiert. Andererseits: Wie hätte diese Klammer aussehen<br />
können? Vielleicht ist die Geschichte der Autobombe<br />
tatsächlich ein schwieriges bzw. dürftiges Thema für ein<br />
langes Format. Davis’ Leser müssen sich deshalb wohl<br />
oder übel abfinden mit einer zwar detailgesättigten,<br />
aber nicht unbedingt tiefsinnigen und im Hinblick auf<br />
ihre Erklärungskraft leider nicht sehr weit reichenden<br />
Geschichte über Explosionen und: Explosionen.<br />
Mike Davis: Eine Geschichte der Autobombe (Assoziation<br />
A 2007, 232 Seiten, 20 EUR)<br />
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Große Texte Große Texte<br />
23
Fragile Innen- und Außenwelten.<br />
Tina Fibiger<br />
Mit einem Rückblick auf 50 <strong>Jahre</strong> an dramatischen<br />
und komödiantischen Ups and Downs startet das Junge<br />
Theater in seine Jubiläumssaison. Zum 1. September gibt<br />
es die große Party mit vielen Ehemaligen, massenhaft<br />
Anekdoten über die chaotischen Anfänge und die Folge<br />
abenteuerliche Bühnenjahre und dazu natürlich auch die<br />
klassische Festschrift zur Chronologie der Ereignisse.<br />
Der JT Spielplan bleibt davon zwar nicht unberührt, aber<br />
er muss deswegen ja nicht die Geschichte des Hauses<br />
strapazieren.<br />
In den Zeitdiagnosen, wie sie sie Stücke und Autoren<br />
anstellen, schwingt natürlich der generelle Anspruch<br />
der Theatermacher mit, die akuten Signale einer Gesellschaft<br />
aufzugreifen und zu befragen. Und da liefert das<br />
Spielplanmotto „Fragil“ eine Menge Anknüpfungspunkte<br />
und Querverweise, die das JT auch in der Vergangenheit<br />
immer wieder zum Thema gemacht hat. Fragen der<br />
Menschenwürde und des Selbstbestimmungsrechtes,<br />
der persönlichen Identität und der Suche nach einem<br />
geschützten Ort. Das Element des Fragilen, Verwundbaren<br />
hat sich für JT-Intendant Andreas Döring beim<br />
Lesen zahlreicher Stücke zu einem Leitmotiv verdichtet.<br />
Er beschreibt eine „Sehnsucht nach Werteorientierung,<br />
wo Menschen auf einer Glückssuche gezeigt werden“. Die<br />
kann auch wieder Gemeinschaft heißen und folgt nicht<br />
länger der Idee des individualistischen Einzelkämpfers.<br />
Störungen, Hindernisse und Behinderungen sind da<br />
Spielplannotizen zum JT-Jubiläum<br />
natürlich absehbar und auch dass der Einzelne sich als<br />
verwundbar und zerbrechlich erweist.<br />
Es sind vorwiegend zeitgenössische Autoren, mit denen<br />
sich der Spielplan in die humanistischen Eingeweide<br />
vortastet und zu Fragen der Identität Stellung bezieht.<br />
Mit der Geschichte einer Verwandlung etwa, die Marius<br />
Mayenburg in seinem Stück „Der Hässliche“ beschreibt,<br />
wo sich am Ende nur noch Designergesichter begegnen.<br />
Oder mit Igor Baursimas „Norway Today“, wenn sich<br />
diffuse Erfahrungswelten zwischen Realität und Internetportal<br />
kreuzen. Die Anfälligkeit einer Identität, sei sie noch<br />
im Wachstum begriffen oder schon realitätsgeprägt, wird<br />
in vielen Stücken sondiert. Bei Lukas Bärfuss ist es dann<br />
„Die Probe“, die der Politiker gegenüber seinem nicht von<br />
ihm gezeugten Sohn zu bestehen hat.<br />
In Neil La Butes Szenenfolge „Maß der Dinge“<br />
geht es um die künstlerisch-kreative Domestizierung<br />
des Individuums und seiner Grundwertbestände. Und<br />
auch Laura de Wecks „Lieblingsmenschen“ sind in<br />
ihrer Suche nach sich selbst zutiefst verunsichert.<br />
„Das Sozialdrama und auch die Sozialkomödie rücken<br />
wieder mehr nach vorne“, meint Döring, der von zeitgenössischen<br />
Stoffen schwärmt, die die Beziehung des<br />
Einzelnen zu seiner Gesellschaft dramatisch vertiefen.<br />
Er sichtet auch einen Ablösungsprozess von der Phase<br />
des Poptheaters und von den Szenarien, die auf<br />
kryptische Textflächen setzten und auf formalistische<br />
Behandlung von Themen und Motiven. Zwei Klassiker<br />
werden ebenfalls in diesem Kontext des Fragilen zur<br />
Diskussion gestellt: Die „Möwe“ von Anton Cechov<br />
zur Eröffnung der Spielzeit am 15. September und<br />
Kleists „Der zerbrochene Krug“. „Dort geht in den<br />
Turbulenzen einer dörflichen Gemeinschaft auch das<br />
Vertrauen in ein Rechtssystem verloren“, sagt Döring,<br />
und dass gerade auch diese Komödie das saisonale<br />
Leitmotiv reflektiert.<br />
Das gilt ebenso für Revolten und Ausnahmezustände,<br />
wie sie etwa William Goldings „Herr der Fliegen“ in der<br />
dramatischen Fassung von Nigel Williams berührt, und<br />
Deutsches Theater & 49 69 11<br />
www.dt-goettingen.de<br />
22.9. 13.00 OFF DT – Theaterstraßenfest<br />
29.9. 19.45 Der Kaufmann von Venedig<br />
30.9. 16.00 DTS Oliver Twist<br />
11. Göttinger Innenhof-Theater-Festival<br />
& 0551/496911<br />
www.kultursommer.goettingen.de<br />
7.9. 20.00 Venus und Adonis<br />
22.00 Kreutzersonate<br />
8.9. 19.00 Lenz (Georg Büchner)<br />
21.00 Sabina Spielrein (nach Karsten Alnaes)<br />
23.00 Mercier und Camier (Samuel Beckett)<br />
9.9. 19.00 Winter (Jon Fosse)<br />
21.00 Jazz und Lyrik<br />
Werkgruppe 2 & 0551/38 90 161<br />
www.werkgruppe2.de<br />
Alte Magazin in der Saline Luisenhall<br />
1.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
2.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
3.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
4.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
5.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
6.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
25.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
26.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
27.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
28.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
29.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
30.9. 20.00 Das Orangenmädchen<br />
in der Szenenfolge „Alles muss raus“ von Andreas Duus,<br />
die als deutschsprachige Erstaufführung am JT gezeigt<br />
wird. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem juristischen<br />
Seminar bildet den Abschluss der dramatischen Diskussion<br />
um Rechtsverhältnisse und Identitätsfragen im<br />
Jubiläumsjahr. Unter dem Motto „In guter Verfassung“<br />
zieht das JT auch in eigener Sache Bilanz. Allerdings geht<br />
es dabei weniger um einen Blick zurück auf nachhaltige<br />
Bühnenevents, sondern um dramatische Reflektionen<br />
über die Ideale der Verfassungsväter und welche Formen<br />
demokratischer Kultur sich als überlebens- und entwicklungsfähig<br />
erwiesen haben.<br />
Junges Theater & 49 50 15<br />
www.junges-theater.de<br />
1.9. 19.00 Jubiläumsfeier – 50 <strong>Jahre</strong> Junges<br />
Theater<br />
2.9. 20.00 KAZ-Inferno<br />
8.9. 20.00 Eröffnungsfest der 51. Spielzeit<br />
14.9. 20.00 Die Möwe – öffentl. GP<br />
15.9. 20.00 Die Möwe<br />
17.9. 20.00 Jan Weiler - Lesung<br />
18.9. 20.00 Die Möwe<br />
19.9. 20.00 Die Möwe<br />
21.9. 20.00 Die Möwe<br />
22.9. 20.00 Die Möwe<br />
23.9. 19.00 Wilhelm Busch Abend m. P.Grande &<br />
H.Wattenberg<br />
25.9. 20.00 Die Möwe<br />
26.9. 20.00 Der Hässliche – öffentl. GP<br />
27.9. 20.00 Der Hässliche<br />
28.9. 20.00 Die Möwe<br />
29.9. 20.00 Der Hässliche<br />
30.9. 19.00 Die Möwe<br />
Lumière & 48 45 23<br />
www.improshow.de<br />
28.9. 20.00 Impro-Show: Alles Ist Möglich<br />
29.9. 20.00 Impro-Show: Wir machen doch nur<br />
Spaß!<br />
Thop & 39 70 77<br />
www.gwdg.de/thop<br />
27.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />
29.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />
30.9. 20.15 Die arabische Nacht<br />
24 Theater<br />
Theater<br />
25
Alaa al-Aswani<br />
Der Jakubijân-Bau<br />
ROMAN<br />
Lenos 2007 · 372 Seiten · 19,90 EUR<br />
Kerstin Cornils<br />
Der Nahostexperte Volker Perthes beschreibt die<br />
Lage Ägyptens im 21. Jahrhundert jenseits von Dattelpalmen-<br />
und Pyramidenromantik auf der Basis dreier<br />
Stichwörter: pluralistischer Autoritarismus, Patronage,<br />
Repression. Implizit bestätigt Alaa al-Aswani das Urteil<br />
des Nahostkundlers – wenngleich sich die Strahlkraft<br />
seines Romans „Der Jakubijân-Bau“ zur politologischen<br />
Prosa von Perthes wie ein Granatapfel zur Strukturformel<br />
von Pflanzenfarbe verhält. Der 1957 geborene Kairoer<br />
Bestseller-Autor lädt seine Leser in einen Mikrokosmos<br />
ein, in dem Ämterkauf, Frauenfeindlichkeit, islamistische<br />
Propaganda und diktatorische staatliche Vollmachten<br />
zum Alltag gehören.<br />
Meist wird al-Aswanis Roman über ein imposantes<br />
Kairoer Innenstadthaus mit Machfus’ nobelpreisgekrönter<br />
„Midaq-Gasse“ verglichen – doch ebenso<br />
ähnelt er der quirligen „Lindenstraße“. Eine einzige<br />
Straßenzeile wird zur repräsentativen Matrix gesellschaftlicher<br />
Zündstoffe: Ein Lebemann bereitet sich mit<br />
Hilfe von Tri-B-Spritzen auf seine neue Geliebte vor, ein<br />
angesehener Redakteur entfaltet seine verheimlichten<br />
homosexuellen Neigungen im rosaroten Pyjama und<br />
ein Neureicher zwingt seine Zweitfrau zur Abtreibung.<br />
Selbst in der Gluthitze auf dem Dach des Jakubijân-<br />
Baus leben Menschen: Einer der Mittellosen ist der<br />
junge Taha, an dessen aussichtslosem Kampf gegen<br />
undemokratische marmorkalte Institutionen Kafka seine<br />
Freude gehabt hätte. Um endlich nicht mehr untergeben<br />
lächeln zu müssen, schließt sich Taha einer Terrorgruppe<br />
an. Seine Freundin verlässt ihn und wählt das weltliche<br />
Leben: Obwohl sie täglich die Zudringlichkeiten ihres<br />
Chefs über sich ergehen lassen muss, schmälert nichts<br />
ihr selbstbewusstes Leuchten.<br />
Al-Aswani leiht allen Kairoern sein Ohr – ob verzweifelten<br />
Fanatikern, lebensgierigen Frauen oder abgehalfterten<br />
Dandys. Seine epische Intelligenz und seine<br />
Aufmerksamkeit für soziale Unterschiede machen ihn zu<br />
einem wunderbaren realistischen Erzähler. Sein Ägypten<br />
ist in keinem TUI-Katalog zu finden. Während die Privilegierten<br />
vom alten Europa träumen, erkennen die Armen<br />
die Wahrheit: „Dieses Land hier ist nicht unser Land (...).<br />
Dieses Land gehört den Leuten, die Kohle haben.“<br />
Ian McEwan<br />
Am Strand<br />
ROMAN<br />
Diogenes 2007 · 208 Seiten · 18,90 EUR<br />
Thomas Schaefer<br />
Wenn man sich auf das etwas schiefe Bild einlässt<br />
und Ian McEwans Großromane als Symphonien<br />
betrachtet, dann wäre „Am Strand“ ein Kammerkonzert.<br />
Im wahrsten Sinne des Wortes, spielt doch die Handlung<br />
in der Suite eines Hotels am Ärmelkanal. Dort verbringen<br />
Edward und Florence ihre Hochzeitsnacht.<br />
„Sie waren jung, gebildet und in ihrer Hochzeitsnacht<br />
beide noch unerfahren, auch lebten sie in einer<br />
Zeit, in der Gespräche über sexuelle Probleme schlicht<br />
unmöglich waren.“ Am prüden Beginn der 60er <strong>Jahre</strong><br />
nämlich. So ist das Drama vorgezeichnet – es gehört<br />
zu McEwans Tricks, dass er schon auf den ersten Seiten<br />
alles erklärt: Wir erfahren, dass die Eheleute seit einem<br />
Jahr zusammen sind und ein idealtypisches Traumpaar<br />
bilden. Florence will Violinistin werden, Edward hat<br />
Geschichte studiert, wird aber in Zukunft in der Firma<br />
seines Schwiegervaters arbeiten. Sie haben keinen<br />
Anlass, an einer perfekten Zukunft zu zweifeln. Wäre<br />
da nicht der „Moment nach dem Abendessen, in dem<br />
ihre neugewonnene Reife auf die Probe gestellt werden<br />
sollte und sie sich voreinander vollständig entkleiden<br />
würden, um gemeinsam ins Himmelbett zu steigen“.<br />
So vertraut beide sind – sexuell sind sie sich noch nicht<br />
nahe gekommen.<br />
Während Edward das „erste Mal“ kaum erwarten<br />
kann, hat Florence furchtbare Angst vor einem Vorgang,<br />
der ihr so bedrohlich erscheint wie der „Gedanke an eine<br />
Augenoperation“. Aus dieser Konstellation baut McEwan<br />
eine Spannung auf, die der Banalität des Problems Hohn<br />
zu sprechen scheint und beschreibt mit hämischem<br />
Vergnügen und kalter Beobachtung, wie die Zukunft<br />
einer gerade mal acht Stunden alten Ehe an einem<br />
Moment scheitert, der peinlich, mitleiderregend und<br />
sehr komisch ist.<br />
Scham, Schuldgefühle und Unsicherheit lassen die<br />
Hochzeitsnacht auf absurde Weise eskalieren. „Am<br />
Strand“ ist ein kleines glanzvolles Kabinettstück, mit<br />
dem McEwan erneut beweist, dass er alles kann. Indem<br />
er die Nichtigkeit einer privaten Panne als unterhaltsame<br />
Tragikomödie inszeniert, bedient er nicht nur gemeine<br />
Voyeursbedürfnisse, sondern zeigt, wie ganze Biografien<br />
26 Bücher<br />
Bücher<br />
Sarah Diehl (Hg.)<br />
Deproduktion. Schwangerschafts -<br />
abbruch im internationalen Kontext.<br />
POLITIK & THEORIE<br />
Alibri 2007 · 256 Seiten · 17 Euro<br />
Kendra Briken<br />
Keine Kinder zu wollen, ist das eine, eine Abtreibung<br />
hingegen etwas ganz anderes. Die Entscheidung<br />
für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch ist<br />
eingebettet in ein kompliziertes Netz, gewoben aus<br />
historischen, moralischen, patriarchalen, rassistischen<br />
und rechtlichen Fäden. Diese Fäden, so Sarah Diehl in<br />
ihrer Einleitung, können Betroffene in zwei Richtungen<br />
drängen: „Sie können Frauen dazu zwingen, ungewollte<br />
Schwangerschaften auszutragen und gewollte abzubrechen.“<br />
Vielfältige Belege dafür finden sich in den<br />
Länder- und Erfahrungsberichten des Bandes; sie zeigen<br />
juristische und kultur- bzw. sozialwissenschaftliche<br />
Zugänge: Oft genug stehen ökonomische und soziale<br />
Zwänge im Widerspruch zu gesetzlichen Bedingungen<br />
von Abbrüchen. So wird deutlich, wie das Pflegepersonal<br />
und behandelnde Ärzte Abbrüche nicht allein moralisch,<br />
sondern sehr konkret sanktionieren, indem sie etwa die<br />
Leiden der Betroffenen nach missglückten Eingriffen<br />
nicht oder nur unzureichend behandeln.<br />
Die kluge Zusammenstellung von praxisorientierten<br />
wie theorielastigeren Texten, die ohne Umschweife auf<br />
den Punkt kommen, dokumentiert den internationalen<br />
Stand der Dinge und liefert nützliche Fakten. Jeder Fall<br />
ist darüber hinaus auch als Verallgemeinerung lesbar und<br />
bestätigt eine wichtige Botschaft: Global betrachtet ist<br />
ein neokonservativer roll back zu beobachten, der sich<br />
etwa im Erstarken militanter Abtreibungsgegner (in den<br />
USA) oder in der Rücknahme liberaler Gesetzgebungen<br />
(Nicaragua) manifestiert.<br />
Schließlich stehen alle Teile des Bandes exemplarisch<br />
für das, was abstrakt als Produktion von Heteronormativität<br />
bezeichnet wird. Die Kontrolle über den Volkskörper<br />
umfasst die Adressierung von Frauen als geschlechtsbestimmte,<br />
zur Reproduktion befähigte, aber über diese<br />
nicht verfügende Organismen. Kontrolle wird immer<br />
häufiger durch repressive Gesetze bewirkt, sie kann<br />
sich aber auch, Beispiel Deutschland, in veränderten,<br />
die Selbstbestimmung fordernden Herrschaftstechniken<br />
ausdrücken. Diese Herrschaftstechniken wirken insofern<br />
individualisierend, als nun die Frau vermeintlich autonom<br />
bestimmt, ob etwa ein Kind mit einer genetischen Veränderung<br />
ihre Gesundheit gefährden wird, oder nicht.<br />
WILLIAM<br />
SHAKESPEARE<br />
DER KAUFMANN<br />
VON VENEDIG<br />
INSZENIERUNG<br />
MARK ZURMÜHLE<br />
MUSIK FRED KERKMANN<br />
BÜHNE ELEONORE BIRCHER<br />
KOSTÜME ANNETTE PACH<br />
29. SEPTEMBER 07<br />
19.45 UHR<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
IN GÖTTINGEN<br />
an Kleinigkeiten stranden können. KARTEN > 05 51 - 49 69 11<br />
WWW. DT-GOETTINGEN.DE
Ein mutiger Weg<br />
USA 2007 · 100 min · Angelina Jolie · Dan Futterman<br />
Archie Panjabi · Jillian Armenante · Harvasp Chiniwala u. a.<br />
Andreas Busche<br />
„Ein mutiger Weg“ („A Mighty Heart“) ist nach “In<br />
This World” und “Road To Guantanamo” Michael Winterbottoms<br />
dritter Nahost-Film und der zweite, der sich<br />
mit den Folgen des 11. Septembers beschäftigt. Der Film<br />
basiert auf den Memoiren der französischen Journalistin<br />
Mariane Pearl, deren Mann Daniel, Nahost-Korrepondent<br />
des „Wall Street Journal“, 2002 in Pakistan von radikalen<br />
Islamisten entführt und nach fünf Wochen Hoffen und<br />
Bangen schließlich getötet worden war. Seine Entführer<br />
köpften Pearl vor laufender Kamera und zerstückelten<br />
seine Leiche.<br />
Das ist natürlich hochdramatischer Hollywood-Stoff,<br />
der in der Hand eines anderen Regisseurs leicht in eine<br />
unerträglich schwülstige Tragödie mit unverhohlenem<br />
Hasspotential hätte verwandelt werden können. Winterbottom<br />
aber gilt als einer der wenigen kommerziellen<br />
Regisseure, die vor solchen Exzessen gefeit sind, obwohl<br />
sein Gesamtwerk von geradezu bipolaren Stimmungsschwankungen<br />
gekennzeichnet ist. Ein unglaublich<br />
produktiver Mann ohne Eigenschaften, der es geschafft<br />
hat, sich mit der Aura eines „Arthouse Director“ zu umgeben.<br />
„Ein mutiger Weg“ perfektioniert seine erprobte<br />
Dokudrama-Ästhetik: schnelle Schnitte, verwackelte<br />
Einstellungen, kaum dramatische Musik, permanente<br />
Regie Michael Winterbottom<br />
ab 13.9.<br />
Anspannung. Und so fasziniert ist Winterbottom von<br />
seiner Methode, dass er dem Drama kaum Raum lässt,<br />
sich zu entfalten: Der Film pendelt atemlos von Mariane<br />
zur pakistanischen Polizei, die mit modernster<br />
Technik Handygespräche und Emailverkehr überwacht,<br />
zu den Weltnachrichten und zurück zu Mariane, die<br />
in der Zwischenzeit von zwielichtigen CIA-Schergen<br />
belagert wird.<br />
Mit seinem Tempo begibt sich Ein „mutiger Weg“ in die<br />
Nähe von Thriller-Konventionen, aber das Herz des Films<br />
bleibt Angelina Jolie, was sich zunehmend als Problem<br />
herausstellt. Denn so sehr man diesen Reflex auch unterdrücken<br />
möchte, Mariane Pearl bleibt für den Zuschauer<br />
doch immer nur Angelina Jolie, die eine Hälfte von Brangelina,<br />
meistfotografierte Frau der Welt, ehemalige “sexiest<br />
woman alive”, Rächerin der Witwen und Waisen: wieder<br />
mit neuem Style (dieses Mal Korkenzieher-Löckchen)<br />
und französischem Akzent. Die Rollen-Metamorphosen<br />
funktionieren bei einem Star wie Jolie, der längst seine<br />
eigene Marke ist, nicht mehr. Sie schlüpft nicht in ihre<br />
Rollen, ihre Figuren werden bloß zu einer weiteren Facette<br />
ihrer Star-Persona, eine Art Angelina-Jolie-Avatar.<br />
Mitunter beschleicht einen das unangenehme Gefühl,<br />
Jolie bei einer ihrer Image-Kampagnen beizusitzen.<br />
Hairspray<br />
Regie Adam Shankman<br />
Carsten Happe<br />
ab 6.9..<br />
Alle Befürchtungen sind nach wenigen Minuten<br />
wie weggeblasen. John Waters höchst selbst taucht auf,<br />
entblößt sich vor Hauptdarstellerin Nikki Blonsky, und es ist<br />
klar: Alles wird gut. Der Trashpapst hat der Neuverfilmung<br />
seines 88er-Kultfilms seinen Segen gegeben, das Kitschfest<br />
kann beginnen. Das totgesungene Genre des Musicals<br />
bekommt mit „Hairspray“ einen Gute-Laune-Zuckerschock,<br />
und die Kasse (für alle Beteiligten, inklusive Waters) stimmt<br />
auch. Dabei standen die Vorzeichen eher auf zweifelhaft;<br />
das Prinzip, den Broadwayerfolg einer Kultkömodie zurück<br />
auf die Leinwand zu bringen, ging mit dem überkandidelten<br />
„The Producers“ trotz Uma Thurmans schwedischer<br />
Sexbombe gehörig baden. Und Hauptdarsteller(in) John<br />
Travolta war, bevor er mit dem Aussteigerkomödchen „Born<br />
To Be Wild“ einen Überraschungshit landete, mal wieder in<br />
arger Comeback-Not. Inzwischen ist er einmal mehr ganz<br />
oben, sein hochtoupierter Auftritt als Edna Turnblad ist<br />
eine würdige Nachfolge für die legendäre Divine, die im<br />
„Hairspray“-Original ihre letzte Rolle für Waters spielte.<br />
Und so trällert sich ein All-Star-Cast für alle Generationen<br />
und Hautfarben durch die 21 Song-and-Dance-Nummern,<br />
dass es eine wahre Freude ist für alle, die bei Musicals nicht<br />
schreiend weglaufen und die frühen Sixties als ästhetische<br />
Grausamkeit verteufeln. Regisseur Adam Shankman, der<br />
Gurken wie „Der Babynator“ zu verantworten hat, darf<br />
hier in seiner eigentlichen Profession als Choreograph zur<br />
Höchstform auflaufen, und Leinwandneuling Nikki Blonsky<br />
überstrahlt selbst die exzentrischen Auftritte von Michelle<br />
Pfeiffer und Queen Latifah mit ihrer Frische und ihrem<br />
Temperament. Als quirliges Dickerchen Tracy Turnblad ergattert<br />
sie nicht nur einen Platz in der lokalen TV-Talentshow<br />
ihres Idols Corny Collins, sie tritt zudem kämpferisch für die<br />
Gleichberechtigung ihrer schwarzen Freunde ein und zeigt<br />
so, dass selbst dem oberflächlichsten Feel-Good-Movie eine<br />
Message gut zu Gesicht steht.<br />
Sicher, es ist ein weiter Weg von John Waters‘ frühem<br />
Skandalfilm „Pink Flamingos“, dessen meistzitierte Szene<br />
sich jeder selbst ergooglen kann, bis hin zum Family<br />
Entertainment des 2007er „Hairspray“. Aber die Unangepasstheit<br />
und der Charme sind nach wie vor intakt, selbst<br />
in der bonbonbunten Big-Budget-Hollywoodversion. Ein<br />
tröstlicher Lichtblick gegen Ende dieses seelenlosen<br />
Sequelsommers.<br />
USA 2007 · 117 min · John Travolta · Michelle Pfeiffer ·<br />
Christopher Walken · Amanda Bynes · James Marsden ·<br />
Queen Latifah · Brittany Snow · Zak Efron u. a.<br />
28 Kino<br />
Kino<br />
29
Trolle im Multi-Core-Prozessor<br />
Henning Lisson<br />
Internetforen sind durchaus etwas seltsam.<br />
Weshalb? Unter anderem, weil dort eine Art Multi-Core-<br />
Prozessor sich den Problemen dieser Welt annimmt.<br />
Gemeint ist die Parallelschaltung der Usergehirne. Hat<br />
man ein Problem, beispielsweise mit dem neuen Motorboot,<br />
der jüngst erstandenen Duschkabine oder, ganz<br />
banal, mit dem Computer, kann man mit an Sicherheit<br />
grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass<br />
irgendwo da draußen eine verlorene Seele ein ähnliches,<br />
vielleicht sogar das gleiche Problem hat. Das ist nicht<br />
nur toll, weil geteiltes Leid nur halb so viel wiegt, sondern<br />
auch, weil so die Wahrscheinlichkeit steigt, zu einer<br />
Lösung zu kommen.<br />
Andererseits: Von wegen Multi-Core-Prozessor! Was<br />
die Gehirne der Internetuser, insbesondere jene der Forenbesucher<br />
tun, ist meistens höchst unkoordiniert, und<br />
besonders ernst zu nehmen, ist das, was dort geschieht,<br />
leider auch nicht. Zwar gibt es viele Fälle, in denen gemeinsam<br />
Probleme gewälzt werden, doch spätestens im<br />
zwanzigsten Post hat man den thematischen Fokus aus<br />
den Augen verloren und die Sachlichkeit ist an ihr Ende<br />
gelangt; mitunter wird bloß noch rumgepöbelt. Dabei<br />
geht es sehr häufig um Meinungs- bzw. Glaubensfragen,<br />
nach dem Motto: Der X11.34-3423 Monstel Router ist<br />
der beste!“ „Quatsch! Der 999 Fast_Digi 3./342 rockt<br />
mehr!“ „Nein!“ „Doch!“<br />
Foren sind eben recht sakrale Institutionen. Sachlich<br />
nüchterne Geister trifft man dort selten; trifft man sie<br />
doch einmal, werden ihre Kompetenz und beraterische<br />
Überlegenheit ganz fix von lauten Troll-Pöbeleien<br />
übertönt. Trolle gibt es in der Welt der Foren übrigens<br />
tatsächlich. So heißen in diesem Mikrokosmos Leute, die<br />
lediglich des Polarisierens wegen Meinungen annehmen<br />
und somit für Unruhe sorgen. Wobei ich nicht sagen mag,<br />
was schlimmer wiegt: ein streitsüchtiger, dissender kleiner<br />
Troll oder ein allwissender, humorloser, an notorischer<br />
Selbstüberschätzung leidender und mit allen Wassern der<br />
Arroganz gewaschener Administrator.<br />
Man kann selbstverständlich auch Glück haben: Vor<br />
kurzem bekam ich, nachdem ich bereits mehrere Tage auf<br />
der Suche gewesen war, eine höfliche, verlässliche Antwort<br />
ohne jedes Tamtam. Mein nagelneues, sehr schönes Notebook<br />
arbeitet nämlich partout nicht mit dem Arcor Zyxel<br />
100 Router zusammen. Es gibt da ein Treiberproblem.<br />
Nicht dass mich die identische Antwort gleich mehrerer<br />
Forenexperten glücklicher gemacht hätte, aber zumindest<br />
weiß ich jetzt, dass eine Lösung dieses Problems auch in<br />
Zukunft nicht zu erwarten sein wird.<br />
Project Sylpheed<br />
Nils Dittbrenner<br />
Ich habe schon lange kein SciFi-Anime-inspiriertes<br />
Spiel mehr unterm Joypad gehabt; und so war mir das<br />
zwischen „Captain Future“ und „Wing Commander“ angelegte<br />
Setting grundsätzlich sympathisch, weshalb ich<br />
„Project Sylpheed“ die unglaublich steile Lernkurve zu<br />
Beginn gut verzeihen konnte. Im Grunde ist sie nämlich<br />
eine Frechheit: Was hier an Informationen das spielende,<br />
sich gerade erst an die Steuerung gewöhnende Gehirn<br />
torpediert, ist wirklich allerhand. Das rasante Gameplay<br />
fordert darüber hinaus ständige Aufmerksamkeit und unablässigen<br />
(haptischen) Input; nach ausgiebigem Spielen<br />
führte das in meinem Falle gar zu einer schmerzhaften<br />
Entzündung im linken Steuerdaumen-Gelenk.<br />
Jedoch, die Einarbeitung lohnt: Nach überwundenen<br />
Anfangschwierigkeiten ist das Spiel für geübte Zocker,<br />
zumindest beim leichten Schwierigkeitsgrad, ein durchaus<br />
humanes Vergnügen. Darüber hinaus wird man<br />
mit einem regelrechten Kawumms-Feuerwerk belohnt,<br />
geradewegs in den Sternenhimmel „gezaubert“ von<br />
aberwitzig überdimensionierten Waffensystemen. Die<br />
richtig großen Kaliber können selbstverständlich erst<br />
mit der Zeit gegen Belohnungs-Credits erstanden werden,<br />
verschlingen dann aber mit einem einzigen Schuss<br />
schon mal ein ganzes gegnerisches Kriegsschiff; und<br />
nach jedem der 16 Level gibt es die für derartige Spiele<br />
typische Abrechnung samt Benotung der abgelieferten<br />
Performance und Auszahlung der Credits.<br />
Genretypisch ist auch die in schicken Zwischensequenzen<br />
erzählte Hintergrundgeschichte rund um<br />
Feuerwerk für Space-Kadetten<br />
Genre Arcade-Action<br />
Square Enix / Microsoft · XBox 360<br />
einen sinnlosen Krieg im 27. Jahrhundert, bei dem<br />
keiner gewinnen wird und die Eitelkeiten der grimmigen<br />
Akteure wichtiger sind als das Überleben der friedlichen<br />
Bewohner verschiedener Sonnensysteme. Nicht zuletzt<br />
deshalb kämpft ein alter Freund auf der anderen Seite,<br />
was unweigerlich zum Duell (mit daran anschließender<br />
Aussprache auf verbrannter Erde) führt. Die japanische<br />
„Kameradin“ ist sehr wohl in unser Alter Ego verknallt und<br />
eben nicht nur Teil des Geschwaders. Am Ende des Spektakels<br />
zerstören wir eine riesige Laser-Kanonen-Waffe,<br />
die kurz davor ist zu feuern und bereits eine hunderte<br />
Kilometer breite Spur der Zerstörung auf die Oberfläche<br />
eines nahe gelegenen Planeten gefräst hat. Natürlich<br />
sitzen wir dabei, ganz auf uns gestellt, in unserem Gleiter<br />
– allein im Reaktor-Raum der Höllenmaschine.<br />
Soweit handelt es sich bei „Project Sylpheed“ um<br />
einen nahezu prototypischen SciFi-Shooter; von klassischen<br />
Vertretern wie „R-Type“ oder „Gradius“ unterscheidet<br />
er sich in erster Linie durch die dritte Dimension,<br />
und rückt dadurch einigermaßen nahe heran an „Wing<br />
Commander“ und „X-Wing“, wenngleich hier der Flieger-<br />
Aspekt nicht so gut rüberkommt wie bei den anderen.<br />
Bisweilen erinnert das Ganze an eine Schießbude auf<br />
Halluzinogenen. Wer mit dem Square-Enix-typischen Pathos<br />
leben kann, auf Anime-Ästhetik und Feuerwerk steht<br />
und eigentlich immer schon ein verkappter Space-Kadett<br />
war – der wird beim Spielen von „Project Sylpheed“ möglicherweise<br />
ein glücklicherer Mensch; ein Meilenstein der<br />
digitalen Unterhaltung ist dieses Spiel indessen nicht.<br />
30 Digitales<br />
Spiele<br />
31
Caribou Andorra<br />
City Slang / Universal<br />
Man muss sich Dan Snaith als rastlos<br />
glücklichen Menschen vorstellen: Der<br />
28jährige Kanadier braucht nicht mehr<br />
als drei Stunden Schlaf, zieht Leidenschaft<br />
und Inspiration aus allem, was<br />
er tut. Und er tut viel, bezeichnete sich jüngst als hyperaktiv.<br />
Wie auch sonst sollte man vor der Aufnahme eines<br />
neuen Albums 600 Songs auf Festplatte zur Auswahl<br />
haben? Zählt man zusammen, was Snaith, der sich früher<br />
einmal Manitoba nannte, veröffentlicht hat, kommt man<br />
auf sechzehn Tonträger.<br />
Eine Nacht auf LSD in der nordkanadischen Wildnis<br />
brachte den promovierten Mathematiker auf den tierischen<br />
Einfall, sich der Natur anverwandelnd Caribou zu<br />
nennen; und einen in fiktionaler Hinsicht bedeutungssatteren<br />
Titel als „Andorra“ hätte er sich kaum einfallen<br />
lassen können. Das Album selbst ist ein herzergreifendes,<br />
bisweilen stürmisches Resultat hibbeliger Nachtsessions,<br />
aufgenommen in seiner Londoner Wohnung; dank Samplekunst<br />
und Multiinstrumentalität klingt es allerdings<br />
eher nach kleinem 60ties-Pop-Kraut-Orchestergraben<br />
unter gutartigem psychedelischem Einfluss.<br />
Hier passt eins zum andern: Versponnene Namensgebung<br />
zur überbordenden Kreativität, die ihr Glück<br />
Brockdorff Klang Labor Mädchenmusik<br />
Zick Zack · Indigo<br />
Die neueste Entdeckung aus dem Hause<br />
Zick Zack kommt nicht aus Hamburg,<br />
sondern aus Leipzig, wo das Brockdorff<br />
Klang Labor Ende der 90er <strong>Jahre</strong> als<br />
Performance-Gruppe entstand. Näheres<br />
wird zu den Biografien von Sergej Klang, Nadja von Brockdorff<br />
und Ekki Labor leider nicht mitgeteilt bzw. es werden<br />
„luschtige“ Legenden gestrickt. Geheimnisse gecremt. Man<br />
erfährt ihr Alter, ihre Herkunft nicht, weiß nicht recht, ob<br />
sie ost- oder westsozialisiert sind; Stichwort: Künstlertruppe<br />
mit gemeinsamer WG-Erfahrung.<br />
Immerhin war Zeit, die ganze Geschichte nach der<br />
Niedrigtemperaturmethode zu garen. Denn: „Mädchenmusik“<br />
ist das charmanteste, klügste, hintersinnigste und<br />
verspielteste Elektro-Pop-Album seit Doraus Geniestreich<br />
„Neu!“. „Mädchenmusik“ ist aber nicht neu, sondern nur<br />
neu alt, steht mit beiden Beinen in den 80ies, irgendwo<br />
Die Platte am Anfang<br />
bewusst sucht in einer Vielzahl großer kleiner Momente<br />
des Eskapismus. Snaith sagt: „Ich möchte die Leute an<br />
einen Ort transportieren, der besser ist, als der Ort,<br />
an dem sie sich gerade aufhalten.“ Nicht dass wir uns<br />
falsch verstehen: Der Künstler findet die Welt nicht<br />
scheiße, er will mit seiner Musik nur tiefer und zugleich<br />
höher hinaus; er will „etwas einfangen, dass größer als<br />
das Leben ist“.<br />
Das ist selbstverständlich Quatsch, doch man kann<br />
diesen Wunsch durchaus verstehen. Und Snaiths musikalische<br />
Mittel, dieses Ziel zu erreichen, sind zwar bekannt,<br />
aber äußerst effektiv: Er zaubert einfach himmelstürzend<br />
schöne Melodien, singt mit Engelsstimme, lässt Streicher<br />
und Flöten aufspielen, ohne sich der Lagerfeuerromantik<br />
anzubiedern. Er weiß um den psychedelischen Sog<br />
melancholischer Dramatik, vertraut seinem immensen<br />
Spieltrieb beim Kombinieren und Aufschichten der<br />
(elektronischen) Sounds und sehr auch auf das Prinzip<br />
Plötzlichkeit – wie aus dem Nichts explodieren die<br />
Drums. Und manchmal, wenn man meint, ein Song sei<br />
vorbei – fängt er wieder an. Man begrüßt ihn dann wie<br />
einen Menschen, den man seit Wochen vermisst hat. Es<br />
ist fast ein bisschen unheimlich. Michael Saager<br />
zwischen Visage und den mittleren Human League, ist<br />
mit allen Zitatpop-Wassern gewaschen. Man höre nur<br />
einmal die letzten 20 Sekunden von „Grenzenlos war“<br />
mit einer musikhistorischen Collage, die sich zwischen<br />
Bowie, The Stranglers und The Trashmen austobt. Alles<br />
hier ist klug geschichtet, interessant bricoliert, durchdacht<br />
hingebrezelt. Die drogeninduzierte Verpeiltheit von<br />
2Raumwohnung, die naive Blödigkeit von Klee sucht man<br />
hier jedenfalls vergebens. Ulrich Kriest<br />
Supermayer Save The World<br />
Kompakt · Indigo<br />
Die Welt mag schwer zu retten sein, mit<br />
ihrer Kooperation Supermayer gehören<br />
Superpitcher und Michael Mayer zumindest<br />
jedoch zu jenen DJs, die mein<br />
Leben in einer Nacht... Wobei, voll auf<br />
den Hook gekommen bin ich zu allererst bei „The Lonesome<br />
King“. In diesem übermütigen Stück schwimmt<br />
ein Ohrwurm auf der schiefen Bahn. Mit seinem Text vom<br />
einsamen König, der sein Lied singt, mit dem Gesang, der<br />
von Quietschtrompeten und Fiepfiltern getrippelt wird,<br />
klingt der Song wie „Fool On The Hill“, im Reagenzglas<br />
fertilisiert von jener früheren Zusammenarbeit beliebter<br />
Kölner – Whirlpool Productions mit ihrem „Cold Song“<br />
sind gemeint.<br />
Doch ist „Save The World“ insgesamt eher keine<br />
Platte für die Charts, wenn es die denn noch gäbe. An<br />
manchen Stellen klingt sie beim ersten Hören regelrecht<br />
unscheinbar. Da entfalten sich über Minuten, in einem<br />
Stück wie „Please Sunrise“ etwa, kaum mehr als zwei<br />
Harmoniewechsel in flötig-kristallenem Keyboardsound.<br />
Nur durch jene Gabe, die auch die Einzelwerke der beiden<br />
Kompaktler Mayer und Superpitcher charakterisiert,<br />
hält das Stück dann durch: Die zwei lassen Regenbögen<br />
erscheinen, die sich als Spannungsbögen quer über das<br />
wüste Land erstrecken.<br />
Und so geht das weiter: „Two Of Us“: die krötigste Bassline<br />
geht ins Warehouse; „Us And Them“: der Prinz, Sohn des<br />
einsamen Königs, geht in die Disco; „Saturndays“: Kompakt<br />
geht Kompakt. „Save The World“ ist in anderen Worten ein<br />
sophisticatedes Album zum Tanzen voller Teile, die alle<br />
für sich und zusammen echt schön geworden sind – mit<br />
gelegentlichen Ausrutschern nach oben. Christoph Braun<br />
Collective. „Strawberry Jam“ funktioniert deshalb so gut,<br />
weil alles unausgegoren ist, in der Schwebe bleibt. Für<br />
konventionellen Pop zu schräg, zu unberechenbar, für<br />
die Avantgarde-Abteilung zu melodisch. Das Experiment<br />
mit Sounds, die fließend ineinander übergehen, so dass<br />
Klangquellen verwischen und sich keine klar zuweisbaren<br />
Instrumente ausmachen lassen, steht weiterhin im Mittelpunkt<br />
und lädt zum großen Rätselraten ein: Wie haben<br />
sie das bloß gemacht? Immer noch wird Staunen groß<br />
geschrieben. Martin Büsser<br />
Benjamin Biolay Trash Yeye<br />
Labels · Virgin · EMI<br />
Animal Collective Strawberry Jam<br />
Keine Spur von großer künstlerischer<br />
und persönlicher Krise, sondern ganz<br />
großes Kino, das auch atmosphärisch<br />
und arrangementtechnisch aus dem<br />
Vollen schöpft und ordentlich auf die<br />
Tube drückt: Cembalo, Frauenchöre, Streicher – whatever<br />
you want! Uns all das sagt nur: Benjamin Biolay ist<br />
zurück.<br />
Mit großer, gleichwohl introspektiver und melancholischer<br />
Geste erzählt Biolay hier Geschichten wie „Regarder<br />
la lumière“ oder – ganz großartig! – „Qu´est-ce que ca peut<br />
faire? Weshalb wir dieses Album gleich neben Übervater<br />
Gainsbourg einorden – und weiterhin diesen merkwürdig<br />
verwaschenen Sommer genießen. Und ganz nebenbei<br />
Domino · Rough Trade fragen: Warum gibt sich hierzulande eigentlich nie jemand<br />
Das New Yorker Aushängeschild für soviel Mühe bei der Arbeit, beweist solche Ausdruckskraft.<br />
»weird« und »free folk« wird von Platte<br />
zu Platte poppiger. Inzwischen hat<br />
Warum haben wir nur, äh, Nylon? Ulrich Kriest<br />
sogar der Gesang an Konsistenz ge- M.I.A Kala<br />
wonnen, klingt nicht mehr flatterhaft<br />
XL Recordings · Beggars Group · Indigo<br />
„tierisch“, sondern gefestigt, so dass man erstmals auch<br />
M.I.A. war der Hype des späten Früh-<br />
Textzeilen verstehen kann. Die Länge der meisten Songs<br />
jahrs 2004. Die aus Sri Lanka stam-<br />
hält sich ans gängige Popformat, annähernd lassen sich<br />
mende Londonerin kam wie gerufen,<br />
Strophen und Refrains ausmachen. Dies ist die eine<br />
bündelten sie und ihr Debütalbum<br />
Seite von „Strawberry Jam“. Die andere, wie gehabt: Ei-<br />
„Arular“ gleich mehrere handfeste<br />
genartiger Einsatz der Gitarren, die wie Loops klingen. Gründe zur Schwärmerei: Maya Arulpragasam, so ihr<br />
Verzückte Schreie, Störgeräusche aus dem Sampler und bürgerlicher Name, war jung, sah ziemlich gut aus, ver-<br />
karge, pop-untypische Rhythmen. Animal Collective sind körperte den hippen Theorietopos „hybride Identität“ und<br />
also nicht, wie Puristen vermuten könnten, kommerziell hatte eine bemerkenswert große Klappe, aus der außer-<br />
geworden.<br />
dem provokative Agitprop-Lyrics purzelten: „I’ve got the<br />
Was einst auf Improvisations-Basis begonnen hatte bomb to make you blow“. Darüber zerrten und bounceten,<br />
und sich anfangs wie eine Übertragung von Folk auf sehr passend, Beats und Sounds wiederum verschiedener<br />
Free Jazz anhörte, formt sich lediglich mehr und mehr Herkunft.<br />
zu Songs. Und diese lassen sich direkt zu den Beach Auch „Kala“, ihr neues Album, verschwurbelt sie<br />
Boys zurückverfolgen, der großen Liebe von Animal souverän und aggressiv, die Genres HipHop, Dancehall,<br />
32 Platten Platten<br />
33
Grime und Pop. Aber hier geschieht noch mehr: M.I.A.<br />
bereiste Japan, Indien, Australien und Jamaika – nahm vor<br />
Ort mit verschiedenen Gastmusikern und Produzenten<br />
auf. In summa ist diese Platte so auch eine ziemlich<br />
perkussive Schau verschiedener Regionen der Welt und<br />
deren Musik, ohne dass ihr der exotistische Muff dessen<br />
anhaften würde, was man gewöhnlich unter Weltmusik<br />
versteht. Eine hochenergetische Straßenplatte – und<br />
doch aus einem Guss.<br />
Zusammen gehalten werden die Songs von den zackigen<br />
Beats, den flirrenden, hektischen Sounds und natürlich von<br />
M.I.A.s zickig cooler Art zu rappen. Und wieder geht es nicht<br />
um Lippenstifte, sondern um Menschen, die im internationalen<br />
geopolitischen Spiel auf der Strecke bleiben. Für eine<br />
Popplatte ist das eine Menge. Michael Saager<br />
Innern eines überhitzten Körpers picknicken“, bläst der<br />
kollektive Atem des Trios jetzt kalten Hauch aus. So<br />
schockgefroren wurden die Hallfahnen zuletzt bei The<br />
Jesus And Mary Chain. “Pure Unevil” heißt ein Stück.<br />
“Someone, someone” wird gestammelt, und dazu lodern<br />
die Gitarrenfeuer. Dieser Rock ist so verfremdet, und<br />
bisweilen gibt er trotzdem einen Kick. Etwas ist passiert.<br />
Aus Freaks werden Existenzphilosophen. Christoph Braun<br />
Chica And The Folder Under The Balcony<br />
Monika Enterprise · Indigo<br />
Common Finding Forever<br />
Das zweite Album des Berliner Duos<br />
Paula Schopf und Max Loderbauer lotet<br />
beinahe perfekt aus, wie sich aus Minimal-Elektronik<br />
eingängige Popsongs<br />
schneidern lassen. Mal sind die Stücke<br />
als rhythmusfreie Ambient-Flächen aufgebaut, mal basie-<br />
Geffen · Universal ren sie auf einem House-Beat. Das ist allerdings nur die<br />
HipHop-Künstler wie The Roots, Talib meist schlicht gehaltene Unterfederung für ein ganzes<br />
Kweli, Pharoahe Monch und Common Feuerwerk an ungewöhnlichen Samples und Sounds. Von<br />
sind zwar nicht so angesagt wie die Orient-Folklore bis zur Stimme eines Zeitungsverkäufers<br />
zynischen Kokain-Rapper, aber das aus Santiago de Chile kommen hier die unterschiedlichsten<br />
macht nichts. Der zeitlose politische Klänge und Melodien zusammen, wobei die Grenze zwi-<br />
Soul eines Marvin Gaye oder Al Green, in deren Spuren schen Tribute und ironischer Brechung fließend ist etwa<br />
sie sich souverän bewegen, hat kein Verfallsdatum und dann, wenn im Hintergrund ein Gospelchor schmettert oder<br />
muss sich deshalb nicht wirklich um Aktualität scheren. ein Slap Bass den Groove angibt.<br />
Common selbst hat bereits auf seinem Album „Be“ (2005) „Under The Balcony“ ist Folklore unter globalisierten<br />
begonnen, sich dem Neo-Soul des Jahrtausendwechsels zuzu- Vorzeichen, zitiert Musik aus allen erdenklichen Ländern und<br />
wenden. Auf „Finding Forever“ nun hat Produzent Kanye West amalgamiert sie mittels urbaner Elektronik, die ebenso gut<br />
mit soulig federnden Beats und sparsamen Sounds diesen aus London, Mexiko City oder Tokyo stammen könnte. Das<br />
retroesken Bezugsrahmen noch einmal verstärkt. Commons große Plus der Platte besteht darin, dass sich selbst noch<br />
Album ist ein schönes Stück Erinnerungsarbeit, in Gedenken die seltsamsten, manchmal albernen Effekte und Ideen von<br />
an den 2006 verstorbenen Neo-Soul-Produzenten Jay Dilla. Vocoder-Gesang bis zu Steel Drums nie nach krampfhaft<br />
Dass mit Bilal und D’Angelo beinahe verblichene Sänger dieser erzeugter Originalität anhören, sondern bestens in den<br />
Ära zu Gast sind, passt ausgezeichnet.<br />
Gerade der Neo-Soul verdankt Paten wie Marvin Gaye<br />
Gesamtsound eingebettet werden. Martin Büsser<br />
und Al Green eine Menge. Und so ist der Retrobezug von The For Carnation Promised Works<br />
„Finding Forever“ gewissermaßen ein doppelter, kata-<br />
Touch And Go<br />
lysiert von Commons sonorer Stimme, mit der er nach<br />
Der Songwriter, Gitarrist und Sänger<br />
Frieden sucht –. im HipHop wie im Leben. Michael Saager<br />
Brian McMahan spielte in den mittleren<br />
80ern in der Teenager-Punkband<br />
Liars Dito<br />
Squirrel Bait, über deren rotzig-ambi-<br />
Mute · EMI<br />
tionierte Art Hüsker Düs Grant Hart<br />
Und schon wieder ändern die Liars krass einmal vor Glück schier aus dem Häuschen geraten sein<br />
ihr Sound-Design. Und wieder ist es im soll und aus der Bastro sowie eine zweite, noch kultischer<br />
Grunde eine Mutation der Geilheit. verehrte Gruppe hervorging: Slint.<br />
Klang die wundervolle Jahrtausend- „Spiderland“, das zweite Album Slints aus dem Jahr<br />
platte „Drum‘s Not Dead“ nach „Im 1989, überwand die eng gesteckten (Post-)Hardcore-<br />
grenzen mühelos. Die häufig etwas tumbe Straightness<br />
des Genres hatten die Musiker, unter ihnen auch David<br />
Pajo, kurzerhand ersetzt durch einen hohen Grad an<br />
musikalischer Flexibilität, seltsam fragmentiert wirkende<br />
Gitarrenriffs, einen knochentrockenen Gesamtsound und<br />
eine bis zu diesem Zeitpunkt nur ihnen eigene und eigentümlich<br />
fragile Leise-Laut-Dynamik, über die enorm viel<br />
Spannung erzeugt wurde. Man konnte gar nicht anders,<br />
als sich in die Rolle eines von einer lauernden Schlange<br />
hypnotisierten Kaninchens hinein zu phantasieren.<br />
Will Oldham, damals noch ein Niemand, hatte das<br />
Badespaß-Cover-Foto von „Spiderland“ geschossen.<br />
Und wenn man sich überlegt, dass McMahans nächstes<br />
Projekt The For Carnation nicht annähernd so stark zur<br />
Kenntnis genommen wurde wie Slint, durfte man sich<br />
Mitte der 90er, als stolzer The-For-Carnation-Fan, durchaus<br />
auf den Schlips getreten fühlen: Welche Ungerechtigkeit!<br />
Möglicherweise trägt die Wiederveröffentlichung<br />
ihres ersten Albums „Promised Works“ (1997) zu ihrer<br />
Neuentdeckung bei.<br />
Postrock, Post-Folk, Pop oder Pipapo – welche<br />
Kategorien man auch bemüht, der Musik wird man so<br />
keinesfalls gerecht. David Pajo, Doug McCombs und<br />
John Herndon (beide Tortoise), Tim Ruth (Evergreen) und<br />
Bruder Michael McMahan (Dead Child) arbeiten sich auf<br />
„Promised Works“ an einer Vision Brian McMahans ab, die<br />
er selbst nie in Worte gefasst hat und die sich möglicherweise<br />
doch kennzeichnen lässt als eine Wiederaufnahme<br />
des Slint-Sounds mit modifizierten Mitteln. Wo Slint-<br />
Songs mit leicht gezügelter Aggressivität zuzupacken<br />
wussten, verharren Stücke von The For Carnation selbst<br />
noch im Sprung: die Spannung wird behände von einem<br />
Plateau zum nächsten geführt; allein, zu ihrer Entladung<br />
kommt es nicht oder äußerst selten.<br />
Noch entrückter und geheimnisvoller als früher klingt<br />
McMahans Stimme, was gut passt zu den reduziert arrangierten,<br />
wie in Superzeitlupe und mit vielen kleinen<br />
Pausen gespielten, langen Songs. Jede der aus wenigen<br />
Tönen bestehenden Melodien verschafft sich in dieser<br />
kargen Binnenlandschaft absolutes Gehör; die Wiederholung<br />
aller Motive erzeugt eine Struktur, aus der es<br />
kein Entkommen gibt.<br />
„Promised Works“ fasst neun Songs – beinahe alle<br />
sind wunderschön in ihrer verlässlichen Einsamkeit. Sie<br />
haben eine leicht unterkühlte Seele. Doch kalt wird einem<br />
nicht von dieser Musik. Michael Saager<br />
34 Platten<br />
Platten<br />
<strong>35</strong>
Todesfalle Apfelsaft<br />
Jan Langehein<br />
Neulich saß ich auf einer Pressekonferenz und<br />
schüttete mir gedankenverloren einen Schluck Milch<br />
in den Tee, als ich durch ein Klappern aus meiner Lethargie<br />
gerissen wurde – die Kollegin mir gegenüber<br />
hatte ihren Kaffeelöffel fallen lassen und starrte mich<br />
mit offenem Mund an. „Was?“ fragte ich, und sie stieß<br />
hervor: „Die Milch!“ „Was???“ fragte ich erneut, aber<br />
mit mehr Fragezeichen in der Stimme, und die Kollegin<br />
geruhte, mich aufzuklären: Ernährungswissenschaftler<br />
hätten herausgefunden, dass Schwarztee, wenn man<br />
ihn mit Milch trinkt, seine krebsvorbeugende Wirkung<br />
verliert. Dass Tee gegen Krebs hilft war mir nun ganz<br />
neu, dass er das mit Milch nicht mehr tut, entsprechend<br />
egal. Höflichkeitshalber nickte ich verständnisvoll, trank<br />
aber trotzdem meinen nicht-mehr-therapeutischen Tee,<br />
was die Kollegin mit einem Blick quittierte, als hätte<br />
ich gerade zum Zeitvertreib mit einer Runde Russisch<br />
Roulette begonnen.<br />
Sie war ganz offensichtlich Opfer eines der furchtbarsten<br />
Berufsstände geworden, die das neue Jahrtausend<br />
bislang hervorgebracht hat: des Messianischen<br />
Ernährungswissenschaftlers (MEW). Der MEW beschränkt<br />
sich nicht darauf, die Leute vor allzu ungesundem Fraß zu<br />
warnen; er schreibt ihnen en detail vor, was sie zu essen<br />
haben und droht allen mit einem frühzeitigen, schmerzhaften<br />
Tod, die sich nicht an seine Ratschläge halten.<br />
Ein Pfund Frischobst und -gemüse täglich wegen<br />
der Vitamine, viel Fisch wegen der lebensnotwendigen<br />
Omega3-Fettsäuren, Tomaten gegen Krebs, Milch und<br />
Eier gegen Knochenschwund, Kartoffeln wegen der<br />
Kohlenhydrate, ja, sogar Schokolade, weil die macht<br />
glücklich. Wer das für freundliche Gesundheitstipps hält,<br />
der hat den perfiden Plan der MEWs nicht verstanden:<br />
www.fehmibaumbach.de<br />
Panik in der Bevölkerung zu streuen und so den Verkauf<br />
sinnfreier Ratgeber anzukurbeln. Wer nämlich versucht,<br />
sich an die Vorgaben zu halten, gerät in Panik– wer genug<br />
Äpfel und Zucchini isst, der ist so papp, dass kein Hering<br />
mehr reinpasst; ausreichend Fisch für Omega3 ist mit<br />
soviel Kalorien verbunden, dass man am Übergewicht<br />
verzweifelt; und der Versuch, sich dann mit Schokolade<br />
wieder glücklich zu fressen, endet mit einem cholesterininduzierten<br />
Herzinfarkt oder mit Zahnausfall.<br />
Mit dem Trinken ist es noch paradoxer: Unbedingt<br />
ein Glas Rotwein am Tag fürs Herz, aber absoluten Alkoholverzicht<br />
wegen der Leber! Schwarztee ohne Milch<br />
gegen Krebs, aber kein Koffein! Neulich fand ich endlich<br />
ich einen Text, der auch das Trinken revolutionieren wird:<br />
Wussten Sie schon, dass Apfelsaft auf Dauer eine Todesfalle<br />
ist? Jahrzehntelang forderten EWs von den Leuten,<br />
Saft statt Limo oder Cola zu trinken; laut dieses Textes<br />
hätten sie genauso gut Zyankali empfehlen können: Viel<br />
zu kalorienreich, so ein Killersaft. Nein, stilles (!) Mineralwasser<br />
muss es sein, und zwar mindestens zweieinhalb<br />
Liter am Tag, besser vier oder sieben, und das in kleinen<br />
Schlücken. Sonst drohen Kopfschmerz, Schwindel, Koma<br />
und Tod, und wenn man Durst bekommt, ist es eh schon<br />
zu spät. Der Text riet auch dazu, Kollegen zu warnen, die<br />
kein Wasser auf dem Schreibtisch haben – denen drohen<br />
nämlich Kopfschm... aber das hatten wir schon.<br />
Ich frage mich, wie es unsere Vorfahren ohne diese<br />
Tipps je geschafft haben, den Ackerbau zu erfinden, das<br />
Kolosseum zu bauen und die Atombombe zu werfen –<br />
lagen sie doch alle skorbutzerfressen, dehydriert und<br />
mangels Schokolade kreuzunglücklich in ihren Höhlen<br />
rum. Es gibt nur eine Antwort: Nicht das Feuer stand am<br />
Anfang aller Kultur, sondern die Ernährungsberatung!<br />
36 Kolumne<br />
37
SA01.09 LA BOUM<br />
eighties mit toto o<br />
FR07.09 WEEKENDER<br />
britpopnoisepop opp<br />
SA08.09 CRY BABY CLU CLUB UB<br />
urban beats, dj<br />
bioniq bion bionique io iqu q e<br />
FR14.09 BLACK SHAMPOO POO<br />
deepfunk.northernsoul ernsoul<br />
by el nite & guest st<br />
FR21.09 HOTTER THAN NHOT HOT<br />
ragga.dancehall by liquid len<br />
SA22.09 JUKEBOX EXPLOSION<br />
mr stringer vs. machine<br />
FR28.09 20 JAHRE VOLLMONDPARTY<br />
Jubiläum, extremtanzbar<br />
SA25.09 THE BREAKS<br />
kid fresh+ dj schowi<br />
september.07<br />
you better be downstairs
September 2007<br />
1Must of the month1<br />
Was: Munck//Johnson<br />
Wann: 16.9., 21.00 Uhr<br />
Wo: Café GroMo
Kalenderwoche <strong>35</strong>.1 & 2<br />
Fr 31.8.<br />
Sa 1.9.<br />
so<br />
40<br />
2.9.<br />
FR 31.8.<br />
SA 1.9.<br />
SO<br />
2.9.<br />
Fr 31.8.<br />
Sa 1.9.<br />
so<br />
2.9.<br />
FR 31.8.<br />
SA 1.9.<br />
SO<br />
2.9.<br />
apex<br />
Shopping Music<br />
13.00<br />
K.Stümpel & Schüler<br />
ausstellungseröffnung<br />
12.00<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Spezialpreistag<br />
17.00<br />
Wolam & End Of Dream<br />
indie & alterantive<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Dagobah eins b<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Funky Chicken-Bah<br />
20.00<br />
Indoor<br />
Alstadtfestaftershow<br />
23.00<br />
geschlossen<br />
Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />
Jeoparty<br />
contemporary club music<br />
23.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
Rodeo bar<br />
Sounds<br />
By Ekim<br />
21.00<br />
Oliver Koletzki Afterhour<br />
6.00<br />
The Spirit Of Outpost<br />
kultrock<br />
22.00<br />
Gypsy Juice<br />
balkan beats<br />
22.00<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
Buy British<br />
by mr. stringer<br />
21.00<br />
Dr. Diamonds<br />
Diary Of Soul<br />
21.00<br />
La Boum<br />
eighties mit toto<br />
23.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Autonome In Bewegung<br />
lesung<br />
20.00 (T)<br />
Filter<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Doko Tunier<br />
14.00<br />
SALAMANCA<br />
Musa noergelbuff pools Q Club<br />
Oischi Tomadachi<br />
house & vocal<br />
23.00<br />
Remoulady<br />
goa<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.30<br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
Das Orangenmädchen<br />
SALINE LUISENHALL ab 1.9. / 20.00<br />
Als wir damals Jostein Gaarders „Sofies Welt“ gelesen<br />
haben, wussten wir ja ohnehin schon nicht, wer wir waren.<br />
Deren Überlegungen zu sich und ihrem Verhältnis zur Welt<br />
sind wohl das, was verwirrend war wie alles andere auch.<br />
„Das Orangenmädchen“ geht anders an die Dinge heran,<br />
die Theatergruppe Spieltrieb zeigt mit Gaarders Stück ihre<br />
zweite Inszenierung in der Saline Luisenhall. Vorstellungen<br />
vom 1. bis zum 6. und vom 25. bis zum 30.9., um 20 Uhr.<br />
DoKo-Tunier<br />
SALAMANCA 2.9. / 14.00<br />
Skat ist das deutscheste aller Kartenspiele: Die Regeln<br />
sind bis ins Detail vorgeschrieben, können von keinem<br />
subalternen Spieler in Frage gestellt werden (Insubordination!),<br />
und wenn es Streit gibt, fällt das Skatgericht<br />
in Altenburg sein Urteil. Doppelkopf dagegen? Wir sagen<br />
nur... ohgottohgott! Es herrscht Regelanarchie süditalienischen<br />
Ausmaßes. Wenn sich aber nach der Schlacht die<br />
Überlebenden einigen können, macht‘s mächtig Spaß.<br />
41
Kalenderwoche 36.1<br />
MO 3.9.<br />
DI<br />
MI 5.9.<br />
DO 6.9.<br />
FR 7.9.<br />
SA 8.9.<br />
SO<br />
MO 3.9.<br />
DI<br />
MI 5.9.<br />
DO 6.9.<br />
FR 7.9.<br />
SA 8.9.<br />
SO<br />
4.9.<br />
9.9.<br />
4.9.<br />
9.9.<br />
apex<br />
Klick´n Wirtschaft<br />
a capella<br />
20.15 (live)<br />
Severin Groebner<br />
kabarett<br />
20.15 (live)<br />
42<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
dj hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Donnerstags-Kick<br />
17.00<br />
Spezialpreis Tag<br />
17.00<br />
Mikrokosmos23<br />
& Total Konfus<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Dagobah eins b<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
gitarre & bier<br />
20.00<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Funky Chicken-Bah<br />
20.00<br />
geschlossen<br />
geschlossen<br />
Sabor Latino<br />
Weekend<br />
23.00<br />
Biomechanical Timewarp<br />
dj take one & tele graf<br />
23.00<br />
Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />
M-Club<br />
23.00<br />
The Liquid Luxury<br />
finest drum & bass<br />
22.00<br />
Glamour Party<br />
honolulu hank & guests<br />
23.00<br />
Going Underground<br />
all directions<br />
22.00<br />
Tequila Party<br />
22.00<br />
Headbangers Ballroom<br />
hard rock & metal<br />
22.00<br />
The Spirit Of Outpost<br />
kultrock<br />
22.00<br />
Weekender<br />
britpop & noisepop<br />
23.00<br />
Cry Baby Club<br />
urban beats & soul<br />
23.00<br />
Independence<br />
22.00<br />
SONDERBAR<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Zarbitterparty<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Blue Note Suprise<br />
21.30<br />
BLUE NOTE<br />
Rex Richter Quintett<br />
21.00<br />
FESTZELT MTV GRONE<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Bauchtanzabend<br />
20.00<br />
SCHISCHA BAR<br />
Megazine & Maratone<br />
NÖRGELBUFF 7.9. / 21.00<br />
Das Nörgelbuff war ein Jahr lang zu, deshalb haben<br />
die Macher jetzt was nachzuholen und stellen manchmal<br />
gleich zwei Bands auf einmal auf die Bühne. Und weil<br />
sie dabei nach dem Alphabet vorgehen, fangen diesmal<br />
beide mit „m“ an: Megazine und Maratone. Zu Maratone<br />
ist zu sagen, dass sie aus Hamburg kommen. Ihre Texte<br />
bestehen aus Wörtern und ihre Philosophie ist Musik.<br />
Wow! Das darf man keinesfalls verpassen.<br />
Klick´n Wirtschaft<br />
APEX 7.9. / 20.15<br />
Wenn sich junge Musiker am Anfang ihrer Karriere<br />
noch keine Instrumente leisten können, dann gründen<br />
sie eine A-Capella-Band und singen die Instrumente<br />
einfach selbst. Manchmal hört sich das so gut an, dass<br />
sie beim Instrumente singen statt spielen bleiben, auch<br />
wenn sie längst weltberühmt und schwer reich sind. So<br />
wie die Göttinger Klick‘n‘wirtschaft. Klingt auch einfach<br />
zu schön, wenn die ein Gitarrensolo pfeifen...<br />
Rex Richter Quintett<br />
FESTZELT MTV GRONE 7.9. / 21.00<br />
Wenn das Rex Richter Quintett aufspielt, dann geht die<br />
Party richtig los. Das merkt man schon am Motto: „Jetzt geht<br />
die Party richtig los!“ Und mal ehrlich: Wer hätte keine Lust, zu<br />
Hits wie „Fiesta Mexicana“, „17 Jahr, blondes Haar“ oder „Ein<br />
Bett im Kornfeld“ mal wieder so richtig abzuhotten – bekleidet<br />
nur mit Schlaghosen und einem Brusthaartoupet? Eben!<br />
Schöner wäre nur noch ein Korn im Feldbett. Hossa!<br />
Innenhof-Theater-Festival<br />
DÜSTERE STR. / GRONER STR. ab 7.9. / 20.00<br />
Alle <strong>Jahre</strong> wieder. Aber es ist einfach auch alle <strong>Jahre</strong><br />
wieder klasse. Klar, das mit den Karten nervt. Man kann<br />
nicht einfach hingehen, man muss sich drum kümmern.<br />
Und zwar richtig. Aber dann lohnt es sich eben meistens<br />
auch. Dieses Jahr mit Theatern aus München, Wien, Zürich,<br />
Basel. Die sieht man ja sonst nicht hier. Großartiger Jon<br />
Fosse, schizophrener Lenz, schönes armes Theater.<br />
43
Kalenderwoche 36.2<br />
MO 3.9.<br />
DI<br />
MI 5.9.<br />
DO 6.9.<br />
FR 7.9.<br />
SA 8.9.<br />
SO<br />
MO 3.9.<br />
DI<br />
MI 5.9.<br />
DO 6.9.<br />
FR 7.9.<br />
SA 8.9.<br />
SO<br />
44<br />
4.9.<br />
9.9.<br />
4.9.<br />
9.9.<br />
Musa noergelbuff pools Q Club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.30<br />
Power Dance<br />
21.00<br />
Weststadtfest<br />
15.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
Rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Longdrink Special<br />
21.00<br />
Funkfrikkelfriday<br />
kosta xdb<br />
21.00<br />
La Garage Hermitique<br />
ralfonso mendez<br />
21.00<br />
NB-Houseband<br />
21.00 (live)<br />
Tingel Tangel Club<br />
21.30<br />
Megazine & Maratone<br />
21.30 (live)<br />
Radio Durango<br />
western & country<br />
21.30 (live)<br />
Funk & Wegener<br />
folk & swing<br />
21.00 (live)<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
Chizzle<br />
With Bionizzle<br />
21.00<br />
Elektrospiele<br />
ekim<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.30 (K)<br />
Revolution a. d. Tagesordnung<br />
lesung<br />
20.00 (T)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Schickeria<br />
techno & house<br />
23.00<br />
Digital Babsi & Minitec<br />
house & minimal<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.30<br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
Psyched Out & Furious<br />
22.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
Die Neue Brut<br />
00.00<br />
A.R.M.<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Weststadtfest<br />
MUSA 8.9. / 15.00<br />
West-West-West-Berlin, nein Weststadt <strong>Göttingen</strong>. Jenseits<br />
der Leine, hinter der Bahn. Zum neunten Mal beginnt<br />
nachmittags das Programm der Weststadtkonferenz: von<br />
Folklore über Akustikgitarre bis zu El Adrenalid und Merrygo-round.<br />
Alle Vereine und Initiativen des Stadtteils stellen<br />
sich vor. Es soll ja für jeden etwas dabei sein.<br />
Mikrokosmos 23<br />
CAFÉ KREUZBERG 8.9. / 20.00<br />
Im porzellangefüllten Meissen, goldumrandet, blumenverziert,<br />
biedermeierlich kleinstädtisch bleibt nichts als der<br />
große Wunsch, Musik zu machen, die das alles zerschlägt,<br />
zerstückelt, zum Springen, Platzen, Bersten bringt, möchte<br />
man meinen. Jedenfalls meint man das sicher, wenn man den<br />
harten Emo-Punk von Mikrokosmos 23 hört. Die kommen aus<br />
Meissen, Sammeltassen knallen vom Regal.<br />
45
Kalenderwoche 37.1<br />
MO 10.9.<br />
DI<br />
MI 12.9.<br />
DO 13.9.<br />
FR 14.9.<br />
SA 15.9.<br />
SO<br />
MO 10.9.<br />
DI<br />
MI 12.9.<br />
DO 13.9.<br />
FR 14.9.<br />
SA 15.9.<br />
SO<br />
11.9.<br />
16.9.<br />
11.9.<br />
16.9.<br />
apex<br />
D.Heimberg<br />
& Front Porch Picking<br />
20.15 (live)<br />
Bergitta Victor & Band<br />
soul & jazz<br />
20.15 (live)<br />
Hier,Höre Zu...!<br />
kabarett<br />
19.15 (live)<br />
Simone Solga<br />
kabarett<br />
20.15 (live)<br />
46<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
dj hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
20. Offene Bühne<br />
20.00 (live)<br />
Recky & Jan Sperhake<br />
liedermaching<br />
20.00 (live)<br />
Television Timeout<br />
& Bleeding In Desperation<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Dagobah eins b<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
gitarre & bier<br />
20.00<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Dj High´n Rich<br />
20.00<br />
TBC<br />
23.00<br />
Semesterferien<br />
Halbzeitparty<br />
23.00<br />
Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />
M-Club<br />
23.00<br />
Uppacut<br />
Fullcontact Sound<br />
23.00<br />
Livin Large<br />
real deal hiphop<br />
23.00<br />
Going Underground<br />
all directions<br />
22.00<br />
Tequila Party<br />
22.00<br />
Nacht Der Schatten<br />
ebm & dark rock<br />
22.00<br />
The Spirit Of Outpost<br />
kultrock<br />
22.00<br />
Black Shampoo<br />
deep funk & nothern soul<br />
23.00<br />
geschlossen<br />
Independence<br />
22.00<br />
SONDERBAR<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Uni Nacht<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Blue Note Suprise<br />
21.30<br />
BLUE NOTE<br />
Schroeder Ropckt Indie<br />
22.00<br />
SCHROEDER<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Munck // Johnson<br />
20.00<br />
CAFÉ GROMO<br />
Black Shampoo<br />
JT-KELLER 14.9. / 23.00<br />
„I like black music, but another kind“ – das haben<br />
die wunderbaren International <strong>Pony</strong> keck auf ihrem<br />
letzten Album gesungen, gemeint als Ode an ein Gothic-<br />
Mädchen. Diese Idee aufgreifend, rufen wir die Welt umarmend<br />
alle Gothic-Girls dazu auf, den vehement auf die<br />
Plattenteller gesexten, deepfunkigen, danceflorjazzigen<br />
und northernsouligen Sounds von DJ El „The Nuzzle“ Nite<br />
eine Chance zu geben.<br />
Schroeder rockt Indie<br />
SCHROEDER 14.9. / 22.00<br />
So so – Indie-Rock legen die DJs Jule Lang und Dirk<br />
Weiler im Café Schroeder auf. Also: Pearl Jam, The Smiths,<br />
Arctic Monkeys, The Strokes, Animal Collective, Mando<br />
Diao, Tocotronic, Blumfeld, Nirvana, R.E.M., Maximo Park<br />
und Bloc Party. Ist alles Indie-Rock, sagt Wikipedia. Wir<br />
sagen: verflucht unscharfer Begriff. Mal schauen, was die<br />
DJs draus machen.<br />
47
Kalenderwoche 37.2<br />
MO 10.9.<br />
DI<br />
MI 12.9.<br />
DO 13.9.<br />
FR 14.9.<br />
SA 15.9.<br />
SO<br />
MO 10.9.<br />
DI<br />
MI 12.9.<br />
DO 13.9.<br />
FR 14.9.<br />
SA 15.9.<br />
SO<br />
48<br />
11.9.<br />
16.9.<br />
11.9.<br />
16.9.<br />
Musa noergelbuff pools Q Club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.30<br />
Dawai Dawai<br />
20.00 (live)<br />
Karaoke.<br />
kommt und singt<br />
21.00<br />
Rock Gegen Rheuma<br />
ü-30-party<br />
21.00<br />
Gaynight<br />
fresh air & fette party<br />
22.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
Rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Longdrink Special<br />
21.00<br />
Honolulu Hank<br />
21.00<br />
Route 66 Killers<br />
speed- & surfrock<br />
21.00 (live)<br />
Querbeat<br />
bandsession<br />
21.00<br />
Baby Boomer Party<br />
ü-40 party<br />
22.00<br />
Ü-31 Party<br />
22.00<br />
Grenzwerte<br />
mit serendipity<br />
21.00<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
Fokkos Friendly Fire<br />
dj fokko bloom<br />
21.00<br />
Buy British<br />
by mr. stringer<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
WOW Microclubbing<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.30 (K)<br />
Literatur Zwischen<br />
Subkultur & Mainstream<br />
20.00 (T)<br />
<strong>35</strong> J. <strong>Buchladen</strong> Rote Straße<br />
katzenstrike<br />
21.00 (live) (T)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Dance The Night Away<br />
part 3<br />
23.00<br />
High Tension<br />
techno & house<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.30<br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
80er <strong>Jahre</strong> Party<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Live & Shrill<br />
00.00<br />
A.R.M.<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Dance the Night Away Pt.3<br />
Q-CLUB 14.9. / 23.00<br />
Der Göttinger Q Club ist ja längst eine Institution, wenn<br />
es darum geht, dem nächsten Tag ein Schnippchen zu<br />
schlagen: Es tanzt sich auch am Morgen gut, Hauptsache,<br />
es ist dunkel. „Dance The Night Away“ heißt folgerichtig<br />
eine Partyreihe dort; unterm Motto „Housebesuch“ spielen<br />
diesen Abend Marc Dupont (aus Kassel) und DJ Minitec<br />
House und Techno mit Niveau und zum Ausrasten.<br />
Jan Weiler<br />
JUNGES THEATER 17.9. / 20.00<br />
Jan Weilers jüngstes Buch „Antonio im Wunderland“<br />
spielt mit zahllosen Italien-Klischees und Nationenstereotypen<br />
in Trapattoni-Deutsch. Es ist ein federleichtes<br />
Buch, kein einziger Gedanke ist schwer. Ein typischer<br />
Bestseller eben. Bevor Weiler anfing, Bücher zu schreiben,<br />
war er Chefredakteur des Magazins der „SZ“ und davor<br />
Werbetexter. Merkt man irgendwie. Auf der Bühne liest<br />
er aus seinen Romanen und Kolumnen.<br />
49
Kalenderwoche 38.1<br />
MO 17.9.<br />
DI<br />
MI 19.9.<br />
DO 20.9.<br />
FR 21.9.<br />
SA 22.9.<br />
SO<br />
MO 17.9.<br />
DI<br />
MI 19.9.<br />
DO 20.9.<br />
FR 21.9.<br />
SA 22.9.<br />
SO<br />
18.9.<br />
23.9.<br />
18.9.<br />
23.9.<br />
apex<br />
DenkBar<br />
diskussion<br />
20.00<br />
So Weiss<br />
vocal jazz<br />
20.15 (live)<br />
Hier,Höre Zu...!<br />
kabarett<br />
19.15 (live)<br />
Top Sigrid<br />
kabarett<br />
20.15 (live)<br />
50<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
dj hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Donnerstagskick<br />
17.00<br />
Spezialpreistag<br />
17.00<br />
Vegetarisch Deluxe<br />
punck rock<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Dagobah eins b<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
gitarre & bier<br />
20.00<br />
Benno´s<br />
90er <strong>Jahre</strong> Sause<br />
20.00<br />
JF One<br />
20.00<br />
HAWK O-Phasenparty<br />
22.00<br />
Holiday Inn<br />
22.00<br />
Sabor Latino<br />
ska,merengue & rock<br />
22.00<br />
Timebomb<br />
Reunion Special<br />
23.00<br />
TBC<br />
23.00<br />
Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />
M-Club<br />
23.00<br />
The Funk & the Furious<br />
fela cutty & el ninho<br />
23.00<br />
Tune In - Burn Out!<br />
osho allstars<br />
23.00<br />
Going Underground<br />
all directions<br />
22.00<br />
Boogie´n´Blues Küche<br />
live session<br />
21.00<br />
Klangwelt<br />
indie, pop & wave<br />
22.00<br />
The Spirit Of Outpost<br />
kultrock<br />
22.00<br />
Hotter Than Hot<br />
ragga & dancehall<br />
23.00<br />
Jukebox Explosion<br />
independent & emo<br />
23.00<br />
Jan Weiler<br />
20.00<br />
JUNGES THEATER<br />
Songs Entkleidet<br />
20.00<br />
LIT. ZENTRUM<br />
Uni Nacht<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Martin Mosebach<br />
20.00<br />
LIT. ZENTRUM<br />
Filter<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Bauchtanzabend<br />
20.00<br />
SCHISCHA BAR<br />
Knarf Rellöm & Dota Kehr<br />
LIT. ZENTRUM 18.9. / 20.00<br />
Musikjournalisten und Feuilletonisten beschäftigen<br />
sich zu wenig mit Songtexten. Bis auf ein paar Ausnahmen<br />
betrachten sie Lyrics als vernachlässigenswerte Anhängsel<br />
der Musik. Das ist nicht nett, und es geht auch anders:<br />
Die Musiker Knarf Rellöm und Dota „Die Kleingeldprinzessin“<br />
Kehr fragen nach Lyrik und Funktionsweise von<br />
Songtexten. Den Abend moderiert der Musikjournalist<br />
Martin Büsser.<br />
Ostpunk!<br />
LUMIÈRE ab 21.9. / 22.00<br />
Es gibt bessere Musik-Dokus; am Sujet des Films<br />
liegt es nicht. Dissidente Selbstermächtigungsstrategien<br />
hatten es in der DDR zweifellos schwerer als im Westen.<br />
Nicht unspannend. Leider kapriziert sich „Ostpunk! Too<br />
Much Future“ von Carsten Fiebeler und Michael Boehlke<br />
nahezu vollständig auf ein paar Interviews mit ehemaligen<br />
DDR-Punks. Kaum Archivarbeit und auch sonst wenig<br />
lebendige Bilder. Schade.<br />
51
Kalenderwoche 38.2<br />
MO 17.9.<br />
DI<br />
MI 19.9.<br />
DO 20.9.<br />
FR 21.9.<br />
SA 22.9.<br />
SO<br />
MO 17.9.<br />
DI<br />
MI 19.9.<br />
DO 20.9.<br />
FR 21.9.<br />
SA 22.9.<br />
SO<br />
52<br />
18.9.<br />
23.9.<br />
18.9.<br />
23.9.<br />
Musa noergelbuff pools Q Club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.30<br />
Bastard Sons<br />
Of Jhonny Cash<br />
21.00 (live)<br />
Ballroom Dancing<br />
21.30<br />
Power Dance<br />
21.00<br />
Contact Jam<br />
22.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
Rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Longdrink Special<br />
21.00<br />
Housebeats<br />
By Ekim<br />
21.00<br />
Armin Tamzarian<br />
rockabilly<br />
21.00 (live)<br />
NB-Houseband<br />
21.00 (live)<br />
Ann Vriend<br />
piano<br />
21.30 (live)<br />
Crackwood Jelly<br />
folk,jazz & rock<br />
21.30 (live)<br />
Salsa En Sonato<br />
22.00<br />
Gong Show<br />
21.30<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
Chizzle<br />
With Bionizzle<br />
21.00<br />
Sexy Sander<br />
& Friends<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.30 (K)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Dance The Night Away<br />
part 4<br />
23.00<br />
Klanggut Clubbing<br />
minimal & house<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.30<br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
No Speed Limit<br />
22.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
No Minute Silence<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Jamaica Hot Reggae Showcase<br />
RODEO BAR dienstags / 21.00<br />
Reggae und Dienstag, das war ja lange undenkbar. Der<br />
Wochentag und die Loddermusik. Dann aber, etwa Mitte<br />
der 90er, machte ein rebellischer Blue-Note-DJ namens<br />
Ranking Rainer das Unmögliche möglich. Nun steht es der<br />
Rodeo Bar zu, diese wundervolle wie auch verrückte Tradition<br />
fortzuführen. Auf dass die schlimmen Zeiten der Entbehrung<br />
für immer der Vergangenheit angehören mögen<br />
und Kingston die Hauptstadt aller Dienstage wird!<br />
Off DT – Theaterstraßenfest<br />
DEUTSCHES THEATER 22.9. / 13.00<br />
Im Rahmen des Göttinger „Tag des Straßenfestes“<br />
und zum Auftakt der neuen Spielzeit verlässt die DT-<br />
Belegschaft das Theater und präsentiert unter freiem<br />
Himmel Arbeiten aus der Werkstatt, der Kostümabteilung,<br />
dem Malersaal und der Beleuchtungstechnik. Dazu gibt’s<br />
ein durchgehendes Bühnenprogramm, Kostümversteigerungen,<br />
und der DT-Chor schmettert Lieder.<br />
53
Kalenderwoche 39.1<br />
MO 24.9.<br />
DI 25.9.<br />
MI 26.9.<br />
DO 27.9.<br />
FR 28.9.<br />
SA 29.9.<br />
SO 30.9.<br />
MO 24.9.<br />
DI 25.9.<br />
MI MI 26.9.<br />
DO 27.9.<br />
FR 28.9.<br />
SA 29.9.<br />
SO 30.9.<br />
apex<br />
Cyminology<br />
jazz<br />
20.15 (live)<br />
Jazz Session<br />
jazz<br />
20.15 (live)<br />
Noone Aber Richtig<br />
blues & jazz<br />
20.15 (live)<br />
Fabian Lau<br />
kabarett<br />
20.15 (live)<br />
54<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Dagobah eins b<br />
Electroosho Exil JT KELLer Diverses<br />
M-Club<br />
23.00<br />
Finest Flowjob<br />
all time favourites<br />
22.00<br />
Kane Room<br />
groovemagnet<br />
23.00 (live)<br />
Roots Reggae<br />
dj hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Donnerstags-Kick<br />
17.00<br />
Spezialpreis Tag<br />
20.00<br />
Longing For Tomorrow<br />
& Socorro<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Going Underground<br />
all directions<br />
22.00<br />
Tequila Party<br />
22.00<br />
Tainted Love<br />
80er jahre party<br />
22.00<br />
The Spirit Of Outpost<br />
kultrock<br />
22.00<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
gitarre & bier<br />
20.00<br />
Ab Indie Dago<br />
dj angry ace<br />
20.00<br />
Funky Chicken - Bah<br />
20.00<br />
20 <strong>Jahre</strong> Vollmond Party<br />
jubiläum<br />
23.00<br />
The Breaks<br />
kid fresh & dj schowi<br />
23.00<br />
Monster Mash<br />
gitarre<br />
22.30<br />
TBC<br />
23.00<br />
Independence<br />
22.00<br />
SONDERBAR<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Uni Nacht<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Blue Note Suprise<br />
21.30<br />
BLUE NOTE<br />
Filter<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Elektrolüt<br />
23.00<br />
DIVA LOUNGE<br />
Bauchtanzabend<br />
20.00<br />
SCHISCHA BAR<br />
Arabische Nacht<br />
THOP ab 27.9. / 20.00<br />
Simsalabim, Sesam krimpedim, wenn man aus <strong>Göttingen</strong><br />
kommt, schließt sich der Kreis bekannter Gestalten<br />
bekanntlich schneller, als einem lieb ist. Als Journalist in<br />
Istanbul, an den Münchner Kammerspielen, der Berliner<br />
Schaubühne und der Volksbühne sowie dem Wiener<br />
Burgtheater – will man was über den Dramatiker Roland<br />
Schimmelpfennig sagen, kommt man wieder nicht umhin:<br />
Er kommt aus <strong>Göttingen</strong>. Am Thop wird seine Arabische<br />
Nacht aufgeführt.<br />
Monster-Mash<br />
EINS B 28.9. / 22.30<br />
Alles neu macht der September, dachte sich das EinsB<br />
und nahm eine neue Veranstaltung in sein Programm auf:<br />
den Monster-Mash. Das freilich hat nichts zu tun mit dem<br />
Oldie gleichen Namens, sondern stellt eine Art Riesenfete<br />
dar: Zwei Tanzflächen, Livebands, viele DJs und tanzende<br />
Gäste. Dazu Musik von System of a Down, den Hives, den<br />
Beatsteaks und Ähnlichen. Ohrenschützer nicht vergessen<br />
und los!<br />
55
Kalenderwoche 39.2<br />
mo 24.9.<br />
di<br />
56<br />
25.9.<br />
mi 26.9.<br />
DO 27.9.<br />
FR 28.9.<br />
SA 29.9.<br />
SO<br />
30.9.<br />
mo 24.9.<br />
di<br />
25.9.<br />
mi 26.9.<br />
DO 27.9.<br />
FR 28.9.<br />
SA 29.9.<br />
SO<br />
30.9.<br />
musa noergelbuff pools Q Club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.30<br />
Kick La Luna<br />
ethno funk<br />
21.00 (live)<br />
Rock Gegen Rheuma<br />
ü-30-party<br />
22.00<br />
Lokalderby<br />
some & chair-o-plane<br />
21.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
Rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Karaoke<br />
21.00<br />
Jerksta & Berkley<br />
drum´n´bass<br />
21.00<br />
Willi Bounce<br />
& Friends<br />
21.00<br />
Spielstunde<br />
open stage<br />
21.00<br />
Shane Alexander<br />
indie<br />
21.30 (live)<br />
On A Sunday<br />
21.30 (live)<br />
Bourbon Bluesrock Band<br />
21.30 (live)<br />
On The Road Again<br />
seedcake & mindwise<br />
21.30 (live)<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
$ Lounge<br />
21.00<br />
Nuzzlefunk<br />
by el nite<br />
21.00<br />
Benny Bunny Lounge<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Zeitstörungen<br />
20.00 (T)<br />
The Gaslight Anthem<br />
& Holiday Fun Club<br />
21.00 (live) (T)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Mediziner Party<br />
22.00<br />
TBC<br />
23.00<br />
Mikroclubbing<br />
house<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.30<br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
Cuzzle Hyopaiz<br />
23.00<br />
ARM<br />
Gay Society<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
frühstück<br />
jeden sonntag ab 10:00<br />
im<br />
Nuzzlefunk<br />
SECHS MILLIONEN DOLLAR CLUB 28.9. / 21.00<br />
„Nuzzlefunk“ nuschelte neulich ein betrunkener Gast<br />
an der Theke des 6 Millionen Dollar Clubs, und der Wirt<br />
brauchte lange für die Erkenntnis, dass dies kein Getränke,<br />
sondern ein Musikwunsch war. Als er verstand, wurde er<br />
jedoch sofort aktiv und buchte den wohl bekanntesten<br />
Nuzzlefunk-DJ der Welt: El-Nite! Der spielt Funk, Soul und<br />
souligen Funk gemischt – Nuzzlefunk halt.<br />
Elektrolüt<br />
DIVA LOUNGE 29.9. / 23.00<br />
In Berlin, vorzugsweise in kleineren Bars, gibt es ein weit<br />
verbreitetes Prinzip, nach dem DJs bezahlt werden: Fürs<br />
erste Getränk zahlt jeder Gast einen Euro an den Plattenaufleger.<br />
Gar nicht doof, dachten sich die Veranstalter der<br />
neuen Elektronik-Partyreihe „Electrolüt“, und sie haben<br />
recht: Einen Euro hat jeder übrig, vor allem wenn er dazu<br />
tanzen kann. DJs: Radanovic & Sääger.<br />
café kabale<br />
geismarlandstr. 19<br />
57
pony. Stadtmagazin<br />
Herausgeber<br />
pony.medien KG<br />
Am Wochenmarkt 6<br />
37073 <strong>Göttingen</strong><br />
Kontakt<br />
Tel. +49 (0) 551 - 99 51 430<br />
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Chefredaktion<br />
Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />
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Ella Jaspers<br />
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Henning Lisson<br />
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Mitarbeit<br />
<strong>Ina</strong> Bösecke, Christoph Braun, Kendra<br />
Briken, Andreas Busche, Martin Büsser,<br />
Nils Dittbrenner, Tina Fibiger, Carsten<br />
Happe, Ulrich Kriest, Christian Mütze,<br />
Thomas Schaefer<br />
Fotos / Illustration<br />
Fehmi Baumbach, P. A. Hassiepen, Kairos<br />
Film, Warner Bros., Universal, Piffl Medien<br />
Cover<br />
Brittany Snow (©Hairspray/Warner Bros.)<br />
Gestaltung / Layout<br />
Ronald Weller<br />
weller@readmypony.com<br />
Anzeigen<br />
Markus Gumball, Nadine Zacharias<br />
Druck<br />
Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />
Die Meinungen in den veröffentlichten Texten<br />
geben nicht unbedingt die Meinung des<br />
Herausgebers wieder.
Ein bisschen seltsam ist es tatsächlich, wie sehr<br />
die Jubiläen in den letzten Monaten auf die Bewohner<br />
<strong>Göttingen</strong>s niederprasseln. Das kann man selbstverständlich<br />
auch in unserem Artikel über das jüngste<br />
Geburtstagskind nachlesen, aber da das nicht jeder tun<br />
wird: Nach Wohnheim Rote Straße (<strong>35</strong> <strong>Jahre</strong>), JuzI (25)<br />
und Jungem Theater (50) ist nun das Traditionshaus<br />
linker Lesekultur, der Rote <strong>Buchladen</strong> auf dem Nikolaikirchhof,<br />
flotte <strong>35</strong> <strong>Jahre</strong> alt geworden; da möchten wir<br />
natürlich gratulieren und an dieser Stelle noch einmal<br />
ausdrücklich auf die vielen Geburtstagsveranstaltungen<br />
im T-Keller und anderswo im September hinweisen.<br />
Da wir gerade dabei sind: Auch das Kulturzentrum<br />
Musa kann nicht ewig 29 sein. Allerdings bleiben dem<br />
Twenty-Something noch knapp zwei Monate Luft bis<br />
zum 30sten – Glück gehabt.<br />
Mehr als über Geburtstage, die einen ja bloß älter<br />
machen, als man sich fühlt und sonst nix, freut man<br />
sich zum Beispiel über die wahre Liebe und natürlich<br />
mindestens genauso doll über Auszeichnungen, sofern<br />
sie nicht unmittelbar vor dem Lebensende kommen, was<br />
ja immer ein bisschen peinlich ist. Wir gehen selbstverständlich<br />
davon aus, dass das Kino Cinema noch lange<br />
nicht ans Ende seiner Lebenszeit gelangt ist und sich<br />
entsprechend stürmisch über den „Kinoprogrammpreis<br />
2007“ gefreut hat, den es kürzlich für sein „herausragendes<br />
Filmprogramm“ in Empfang nehmen durfte. Was die<br />
Betreiber wohl glücklicher gemacht hat? Das Geld, immerhin<br />
5.000 Euro, oder die Tatsache, dass es von den<br />
Patschehändchen des Kulturstaatsministers Neumann<br />
überreicht wurde? (Minister zur Sekretärin: „Verflucht,<br />
wie heißt dieses Kino noch mal… äh, danke… und so<br />
freue ich mich, Ihnen…“) Wenn wir jemals einen Preis<br />
gewinnen sollten – wofür, ist ja jetzt egal – dann wollen<br />
wir, dass ihn Angelina Jolie überreicht, umsäumt von ihren<br />
dreißig Adoptivkindern, die kieksen und toben, dass es<br />
eine Augenweide ist, während Angelina so umwerfend<br />
aussieht wie nie zuvor …<br />
Doch zurück zu den harten Tatsachen des Lebens:<br />
Das gerüchteweise Tauziehen um den Verkauf bzw.<br />
Nichtverkauf des Electrooshos hat vorerst ein Ende.<br />
Der glückliche Besitzer des Ladens ist und bleibt: Jörg<br />
Schäfer. Das wussten Sie schon längst? Wir auch, aber<br />
es war ja Sommerpause. Wussten Sie das? Die Raportaz,<br />
Kassels Rapper mit Göttinger Anbindung, hören auf. Sie<br />
seien „an die Spitze des möglichen Erreichbaren gelangt“,<br />
ließen sie als Grund ihrer Auflösung verlauten. Unpräziser<br />
geht es kaum. Derweil ist es an der Göttinger Medienbörse<br />
mächtig unruhig geworden, denn seit kurzem steht fest:<br />
Der „Diggla“ hat eine neue Herausgeberschaft: die Herren<br />
Mauritz & Grewe, hinreichend bekannt durch ihre herausgebende<br />
Tätigkeit beim Magazin „37“. Natürlich fragten<br />
wir uns zuerst ziemlich bang, was die beiden mit so viel<br />
Marktmacht anstellen würden, doch dann beruhigte uns<br />
Vanessa Pegel, die alte und neue „Diggla“-Chefredakteurin<br />
mit einem Satz, der alles sagt und mehr als das:<br />
„Diggla bleibt Diggla!“ Das hören wir gerne, satteln, wie<br />
immer an dieser Stelle, unser pony und reiten der Sonne<br />
entgegen, solange sie noch scheint.<br />
60 pony.hof<br />
pony.hof<br />
61
62<br />
Sterne im September<br />
21.01. – 19.02. Wassermann<br />
Der Körper liegt da wie aus Papier, ganz glatt,<br />
glatt, glatt. Ebenmäßig, als könnt man ihn nicht ändern,<br />
gleichzeitig aber jederzeit beschreiben. Er wäre nie mehr<br />
derselbe. Nur nicht knicken oder einreißen.<br />
20.02. – 20.03. Fische<br />
Brokatene Kissen unter deinen Füßen, Plastik<br />
obenauf. Kein Gegensatz soll das Einvernehmen stören,<br />
kein Faltenwurf deine Stirn krausen, keine Naht die Scheuermilch<br />
ersetzen. Spür nach, wo es schmerzt.<br />
21.03. – 20.04. Widder<br />
Ein Herz aus rotem Blech liegt vor dir auf dem<br />
Schreibtisch. Du musst nur die Scharniere an den Seiten<br />
öffnen und vorsichtig das Innere sezieren: Artischocken,<br />
Salami und Käse.<br />
21.04. – 20.05. Stier<br />
Schatten rennen über die plasmatische Leinwand.<br />
Sie hetzten sich ab. Ihr Weg ist so weit. Viel weiter als<br />
vorher. Über einen Meter. Sie hecheln laut, keiner kann<br />
mehr schlafen. Du hättest es ihnen wirklich einfacher<br />
machen können.<br />
21.05. – 21.06. Zwillinge<br />
An der nächsten Ecke spätestens steht die Frage an,<br />
wo es denn nun hingehen soll. Rotation, alles dreht sich, Routine,<br />
alles wiederholt sich, Rantanplan. Immer der Nase nach.<br />
22.06. – 22.07. Krebs<br />
Pst. Jeder weiß ja, was die Leute früher gemacht<br />
haben, oben auf dem Berg mit dem Baum und<br />
dem Lehm, wenn sie ein Geheimnis hatten. Du musst<br />
dir was Eigenes überlegen. Schließlich hast du keine<br />
Buchstaben unter dem Mantel.<br />
Ella Jaspers<br />
23.07. – 23.08. Löwe<br />
Wieder ein Jahr um. Lange solltest du nicht<br />
mehr warten. Wie hältst du das überhaupt aus?<br />
Im Poesiealbum hatte einmal gestanden: Wirf dein<br />
Herz über das Hindernis und spring ihm nach. Und,<br />
machst du das?<br />
24.08. – 23.09. Jungfrau<br />
Unter den langen herunter gebogenen Blättern<br />
der Lilien lässt es sich gut schlafen. Ihre Schemen huschen<br />
durch deine Träume, unterbrechen mal, fügen mal<br />
zusammen, was dir sonst verborgen bliebe.<br />
24.09. – 23.10. Waage<br />
Unter den Hügeln der Bar ruht die Nacht, kommt<br />
erst heraus, zieht langsam auf, wenn die Nebel längst<br />
verschwunden. Beschattet kurz die Sterne und lässt sie<br />
dann ganz strahlen. Dich mittenmang.<br />
24.10. – 22.11. Skorpion<br />
Eine kleine Tischrakete mit integrierter Salz-<br />
und Pfeffermühle. Nicht gerade das, was man sich als<br />
Mitbringsel so wünscht. Ab und zu muss man eben auch<br />
mal an die anderen denken.<br />
23.11. – 21.12. Schütze<br />
Du schwitzt schon beim Laufen. Auch nach dem<br />
Anhalten geht es weiter. Der Schweiß kühlt deinen Körper.<br />
Damit er nicht überhitzt. So stand es schon in Medi und<br />
Zini. Es stimmt: Zu viel Hitze macht kalt.<br />
22.12. – 20.01. Steinbock<br />
Zelebriere, was du willst. Hauptsache, es tut sich<br />
was. Bedeutung wird eh erst dabei geschaffen. Jeder<br />
hat alles in der Hand, auch du. Na, mach schon, leg los:<br />
Celebration.<br />
Sterne