Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Bereinigung der bereits vergebenen Begriffe begonnen. Es bedarf der anschließenden<br />
Einigung über die Deskriptoren, Synonyme und Nichtdeskriptoren, die übergreifend verwendet<br />
werden sollen. Darüber hinaus gibt es seitens der Schriftguterschließung einen Abstimmungsbedarf<br />
mit dem für die Erschließung spezieller Informationsträger zuständigen Referat.<br />
An eine hierarchische Struktur ist erst im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Thesaurus<br />
gedacht. Er soll Teil des SAE werden und Sätze aus Dekriptoren, Nichtdeskriptoren<br />
und Synonymen, in Tabellen hinterlegt, aufrufbar halten. Das geht von der Anlage des Programms<br />
her nur im Wege der Erfassung bereits vergebener Deskriptoren und nicht über direkte<br />
Eingaben. Eine Übernahme von Begriffen aus der bereits erarbeiteten Klassifikation für<br />
den künftigen Thesaurus ist demzufolge nicht möglich. Die Begriffstabellen im SAE sind allerdings<br />
alphabetisch geordnet. Man kann alle bereits vorhandenen Begriffe in andere Tabellen<br />
verschieben und erspart sich so zumindest die Eingabe.<br />
Durchgesetzt haben sich in der Auseinandersetzung um das Für und Wider von Schlagwortketten<br />
in der Zentralstelle der BStU die pragmatisch veranlagten Archivare und damit jene,<br />
die auf konkret messbaren Gewinn für das eingesetzte Personal und die Nutzer hin denken.<br />
Der Ausgang der Entscheidungsfindung berührte auch einen wichtigen Punkt im beruflichen<br />
Selbstverständnis, den Grad an Zufriedenheit mit der Arbeit, den jeder aus seiner spezifischen<br />
Tätigkeit zu ziehen vermag.<br />
Die eindeutige Abkehr von der ursprünglich angestrebten Verschlagwortung mittels vertikaler<br />
Syntaxketten erscheint vielversprechend für das Umdenken im Erschließungsbereich der<br />
BStU. Der vor sich gehende Wandel im Umgang mit Information wird vor allem von den jüngeren<br />
Mitarbeitern getragen. Die absehbaren künftigen Retrievalgewohnheiten werden von<br />
ihnen vor dem Hintergrund ihrer praktischen Erfahrungen mit der Internettechnologie thematisiert.<br />
In 20, 50 oder gar 100 Jahren werden die Fragestellungen der Forschung anders lauten<br />
als heute. Die heutige Geschichtsforschung unterscheidet zwischen Ereignis- und Strukturgeschichte.<br />
An konkreten Informationswerten werden beide Richtungen interessiert sein.<br />
Während erstere auch späterhin noch dem nachgehen wird, was unser heutiges Interesse<br />
weckt, wird die Strukturgeschichte dann Fragen stellen, die uns heute noch nicht in den Sinn<br />
kommen. Einige wenige, eher theoretisch argumentierende Archivare meinen dem gegenüber,<br />
die Fragestellungen würden sich der Spezifik des Auftrags zur Überlieferungsbildung<br />
wesentlich annähern. Die praxisorientierten, in der Nutzerberatung erfahrenen Mitarbeiter<br />
gehen davon aus, dass man in einigen Jahren viele wichtige Zusammenhänge kennen und<br />
vorrangig nach dem noch unbekannten Dokument suchen wird. Das Verhältnis aus Soll und<br />
Ist im Handeln des Registraturbildners, das bei der Vermischung von Ermittlungsorgan nach<br />
DDR-StPO, politischer Geheimpolizei und Auslandsnachrichtendienst ohnehin schwer auszumachen<br />
ist, wird kaum mehr interessieren. Erforschenswert bleiben auf längere Sicht die<br />
55