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Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam

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gezogen werden. Beim rechnergestützten Klassifizieren handelt es sich nur noch um eine<br />

spezielle Variante des Indexierens, das sogenannte additive Indexieren. Die Notationen gemeinsamer<br />

Oberbegriffe ermöglichen Gruppenbildungen, mittels derer neben einem Suchbegriff<br />

auch alle zugehörigen Unterbegriffe als Wissensquellen aufgefunden werden können,<br />

was sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des Retrievalsystems auswirkt. Andererseits sind<br />

unter den Notationen auch Beschreibungen von Sachverhalten mittels erläuternder Ausführungen<br />

(Paraphrasen) hinterlegbar. Eine Hybriderschließung, d. h. die Verknüpfung von<br />

Klassifizierung und Indexierung führt zu einer weiteren Verbesserung der Retrievalergebnisse<br />

(Precision). Seit längerem liegt der Schwerpunkt bei Wissensrepräsentationsformalismen<br />

auf logikbasierter Wissensdarbietung und auf semantischen Netzen und Rahmen (Frames). 96<br />

Immer geht es darum, große Mengen an Dokumenten und Informationen für Nutzer nach<br />

erkennbaren Gesichtspunkten zu ordnen und die Leistungsfähigkeit des Retrievalsystems zu<br />

verbessern. Um bei der Erschließung über eine möglichst vollständige Begriffssystematik<br />

verfügen zu können, werden möglichst viele Begriffskombinationen von vornherein festgelegt.<br />

Will man widerspruchsfrei klassifizieren, muss die Einordnung der Begriffe in das Hierarchiegefüge<br />

unter Beachtung der Grundregeln der formalen Logik erfolgen. Nützlichkeitserwägungen<br />

stehen jedoch den idealen Untergliederungsformalismen gegenüber oft im Vordergrund.<br />

Die Beschreibung der Praxis des Klassifizierens bei der BStU soll mit dem Blick auf die Karteien<br />

beginnen. Die gute alte Steilkartei, wie sie in Form manueller Bibliothekskataloge noch<br />

immer weit verbreitet ist, findet sich im Bestand gleich in über 360 Exemplaren von Karteien<br />

des MfS. In Form von Hilfskarteien war die Steilkartei darüber hinaus der Ausgangspunkt für<br />

die sich entwickelnden Informationssysteme der BStU und von daher in der Erschließung<br />

unverzichtbar. Der Nachteil der Steilkarteien ist bekannt – jede Karte kann stellvertretend für<br />

ein Dokument nur unter einem einzigen Sachverhalt abgestellt werden. Der Vorteil bei systematischer<br />

oder alphabetischer Aufstellung liegt im unbegrenzten Zusortieren.<br />

Im Zuge des anfänglichen Erschließens des Teilbestands SED-KL im MfS und der vorläufigen<br />

Klassifizierung der Systematischen Kartei war das Anfertigen und Einstellen zahlreicher<br />

Verweiskarten unabdingbar. Die Kartei nahm dadurch im Umfang auf das Doppelte der ursprünglichen<br />

Größe zu. Dieser Aufwand war erforderlich, da sonst nicht ausreichend schnell<br />

hätte recherchiert werden können.<br />

Die Rahmenklassifikation für den Archivbestand in seiner Gesamtheit entstand im Wissen<br />

um die Strukturgeschichte des Registraturbildners, beginnend bei den Vorläufern und Nachfolgern<br />

über die Formierung der einzelnen Struktureinheiten, ihre späteren Teilungen, Zu-<br />

96 Michael R. Genesereth; Nils J. Nilson: Logical Foundation of Artifical Intelligence. Paolo Alto/Cal.: Morgan<br />

Kaufmann, 1987 (deutsche Übersetzung im Vieweg-Verlag, 1989), sowie:<br />

Ulrich Reimer. Einführung in die Wissensrepräsentation. Netzartige und schema-basierte Repräsentationsformate.<br />

Stuttgart 1991.<br />

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