Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
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das Blättern im Repertorium auf den Bildschirm verlagern und den Weg aus dem Magazin in<br />
den Lesesaal verkürzen. Eine archivfachliche Dokumentation oder Rekonstruktion von Prozessen<br />
im Sinne von Entscheidungen sei über Schlagworte und Indices, mit den bislang üblichen<br />
Zugriffsystemen also, nicht möglich. Archivare bräuchten nicht über neue, komfortablere,<br />
benutzerfreundlichere und schnellere Erschließungsmöglichkeiten zu reflektieren, weil<br />
die Programme nicht die intellektuelle Leistung auf fachlicher Grundlage ersetzen könnten.<br />
Archivbenutzer suchten nicht das bereits bekannte, sondern eben gerade das bislang unbekannte<br />
Dokument.<br />
Vergleicht man den archivwissenschaftlichen Diskurs mit den informationstechnischen Entwicklungen<br />
bei der BStU so wird deutlich, dass sich diese Art Rückwärtsgewandtheit im Erschließungsbereich<br />
des Archivs der Zentralstelle gerade nicht findet. Es sollen in diesem<br />
Zusammenhang nicht die Schwierigkeiten ausgebreitet werden, die sich angesichts der konspirativen<br />
Schriftgutverwaltung und der vielfältigen Strukturveränderungen und Kompetenzverlagerung<br />
im MfS für die Nutzer der Unterlagen ergeben. Ab 1994 suchte der BStU den<br />
riesigen Mengen an noch unerschlossenen Sachakten mit einem eigens dafür entwickelten<br />
elektronischen Programm, dem <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm gerecht zu werden. Seit<br />
1999 werden bei der BStU das Schriftgut und die speziellen Informationsträger wie Fotos,<br />
Videos, Kinefilme, Tondokumente und maschinenlesbare Datenträger mit Hilfe des SAE verzeichnet<br />
und auch ausgewertet. Nach modernen Standards besehen handelt es sich beim<br />
SAE um eine überdurchschnittlich leistungsfähige Erschließungssoftware, die zudem ein<br />
äußerst bedien- und nutzerfreundliches Information-Retrieval-Programm darstellt. Das Programm<br />
führt im Zuge der Recherche zu einer Vernetzung der einzeln verzeichneten Akteneinheiten<br />
und damit auch zur Auffindung kontextbezogener Information im klassischen archivischen<br />
Sinn. Es ist von der Anlage her sowohl auf die gegenwärtigen archivischen Zwecke<br />
als auch auf die künftig absehbaren ausgerichtet, die Kassation und die später nötigen konservativen<br />
Maßnahmen eingeschlossen. Im SAE hat die BStU auch die Möglichkeiten für die<br />
Nutzung dokumentationswissenschaftlicher Methoden weit vorangetrieben. Die stichwort-,<br />
index- und klassifikationsorientierte Erschließungssoftware lässt ein Wiederfinden nach den<br />
heutigen, sehr spezifischen wie nach künftig möglichen unspezifischen Gesichtspunkten zu.<br />
Der Umstand, dass das StUG nur eine sehr eingegrenzte Thematik für die Forschung zulässt,<br />
ist eine rechtliche, eine politische Frage. Natürlich könnte in den erschlossenen Unterlagen<br />
jenseits konkreter Personenbezüge auch zu Themen recherchiert werden, bei denen<br />
der Staatssicherheitsdienst überhaupt nicht interessiert.<br />
Die Fachvorgabe 90 des Organisationsreferates für die Entwicklung des elektronischen Hilfsmittels<br />
durch das IT-Referat konnte von der gesetzlichen Verpflichtung ausgehen, dass privaten<br />
Antragstellern wie auch den Forschern neben den Inhalten aus personenbezogenen<br />
90 Siehe: Projektgruppe SAE. IT-Verfahren zur Unterstützung der <strong>Sachaktenerschließung</strong>. Ergänzung und Überarbeitung<br />
der Fachvorgabe Teil I sowie Fachvorgabe Teil II. BStU-internes Material vom 17.12.1997.<br />
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