Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
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der KL an die Disziplinarabteilung der Hauptabteilung Kader und Schulung, wo sich Heidenreich<br />
mit dem Vorsitzenden der Kreisparteikontrollkommission und dem zuständigen Kaderinstrukteur<br />
über Maßnahmen zur Gewährleistung der Wachsamkeit und Reinheit in der Mitgliedschaft<br />
berät und das Vorgehen in Einzelfällen mitentscheidet. So wird der Wechsel aus<br />
immer neuen Hoffnungen und Enttäuschungen mit dem Überwachungsstaat, der das Leben<br />
in der DDR prägte, bis in die Zustände in der Parteiorganisation der SED im MfS nachzeichenbar.<br />
Im Teilbestand finden sich dazu auch die halbjährlich abverlangten statistischen<br />
Zusammenfassungen. 80<br />
Zweifellos gibt die Tätigkeit der SED-Kreisleitung auch einen ganz eigenständigen Forschungsgegenstand<br />
ab, für den die Überlieferung des Teilbestandes bestens geeignet ist.<br />
Auf dem Gebiet der Finanzen reicht die inhaltliche Breite z. B. von der Einrichtung einer eigenen<br />
Sparkasse im MfS über die Erörterungen der ersten Mittelkürzungen Anfang der achtziger<br />
Jahre bis zu den Nachweisen der Beitragszahlungen Ende der achtziger Jahre. Stichprobenhochrechnungen<br />
und EDV-Auswertungen an Hand von Quittungslisten kommen auf<br />
83–87% Parteimitglieder im MfS allgemein bei weniger als 50% im Wachregiment. Diese<br />
Zahlen sind allerdings nicht ganz stimmig, da die Zählweise der SED-KL nachweislich von<br />
den wirklichen Mitarbeiterzahlen abweicht. Jens Gieseke geht in diesem Punkt davon aus,<br />
dass einzelne Bereiche ausgespart wurden. 81<br />
Trotz dieser Ungenauigkeit können die Unterlagen des Teilbestandes für Forschungen zur<br />
Personalstruktur im Apparat der KL herangezogen werden, so z. B. zur Untersuchung der<br />
Rekrutierungs- und Kaderpolitik und der Förderung der Nomenklatura. Die Informationen<br />
ergänzen die Daten in den Unterlagen des Teilbestandes mit denen in der Personalablage<br />
zu den hauptamtlichen Mitarbeitern. Die anlässlich des Parteieintritts gefertigten Lebensläufe<br />
legen die Eingangsgrößen und Motive der Altkadergeneration offen und lassen sich mit den<br />
Angaben zu jenem Nachwuchs vergleichen, der ausschließlich während der DDR sozialisiert<br />
wurde.<br />
Blickt man auf die innere Verfassung der Parteiorganisation, so fällt aus heutiger Sicht die<br />
starke Einmütigkeit in der Meinungsbildung ins Auge. Untersuchungen hierzu setzten bei der<br />
psychologischen Situation im Sicherheitsmilieu der militärischen Organisation und bei der<br />
äußerst unkritischen Aneignung des Marxismus-Leninismus und seiner bedingungslosen<br />
Akzeptanz als Weltanschauung an. Wie in der DDR allgemein üblich wurde der Grad an Verinnerlichung<br />
an der Motivation zur "fachlichen" Leistung, d. h. an der Befehlsausführung des<br />
einzelnen Mitglieds, bemessen. Wer sich dem Studium der langatmigen und ermüdenden<br />
Berichterstattungen der Parteigruppenleitungen an die übergeordneten Instanzen unterzieht,<br />
80 Siehe: MfS SED-KL Nr. 1115, 3049, 4149 und 4153.<br />
81 Siehe dazu: Jens Gieseke. Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt<br />
1950-1989/90, in: Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten, Bd. 20,<br />
Berlin 2000, S. 423.<br />
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