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Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam

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„Die Diskussion erstreckte sich lediglich dahingehend, dass von<br />

einigen Genossen die Anfrage gerichtet wurde, ob es in unserem Mi-<br />

nisterium möglich ist, dass die Funktion des 1. Sekretärs der<br />

Kreisleitung von einem Genossen bekleidet wird, der nicht als Mit-<br />

glied der Kreisleitung gewählt worden ist.<br />

Hierauf gab die Genossin Sobeck die Auskunft, dass diese Möglich-<br />

keit innerhalb unseres Landesverbandes besteht, da es nach dem<br />

bisherigen Überblick kaum möglich sein wird, dass ein Genosse der<br />

gewählten Kreisleitung von der operativen Arbeit entbunden und als<br />

Kreissekretär vorgeschlagen wird." 75<br />

Der große Mangel an moralischer Integrität beim Führungspersonal soll noch durch eine<br />

zweite Textstelle belegt werden, wo es kurz nach dem 17. Juni 1953 um die Verständigung<br />

über ein Minimum an Bildung und menschlicher Reife beim rekrutierten Personal geht:<br />

„Ich möchte noch besonders zum Genossen Mielke Stellung nehmen.<br />

Der Genosse Mielke hat auf der Kreisparteiaktivtagung im Februar<br />

ungefähr folgendes gesagt: Einmal sprach er davon, dass die fach-<br />

liche Arbeit mehr in den Vordergrund gestellt werden muß ... Als<br />

in der Diskussion zum Ausdruck gebracht wurde, dass wir Mitarbei-<br />

ter haben, die weder schreiben noch lesen können, hat der Genosse<br />

Mielke gesagt: 'Hauptsache, sie können festnehmen.'<br />

Wie kann ein Staatssekreär, Mitglied des ZK sich bei einer Kreis-<br />

parteiaktivtagung sich derartige Schnitzer erlauben ..." 76<br />

Die Parteiorganisation im MfS war demnach zu keinem Zeitpunkt die ersehnte glückliche<br />

Gemeinschaft der Mitglieder, sondern Mittel zur Disziplinierung der militärisch organisierten<br />

und bewaffneten Männerdomäne. Diese Disziplinierung erfolgte, so wie anderenorts auch,<br />

mittels Kaderpolitik und Nachwuchsförderung, Bevormundung und Gängelei und den Exzessen<br />

der parteiinternen Säuberung. Dazu eine Protokollstelle aus den Tagen der MfS-internen<br />

Abrechnung mit dem verstoßenen ersten Minister des MfS Wilhelm Zaisser:<br />

„Ich möchte meine Stellungnahme mit der Frage Zaisser beginnen.<br />

Zaisser wurde vom KL als Parteifeind entlarvt. Während der bisher<br />

schwierigsten Periode unserer Partei hat Zaisser den Feinden di-<br />

rekt in die Hände gearbeitet. Er hat versucht, die proletarische<br />

Parteiführung zu entfernen und die Errungenschaften der Werktäti-<br />

gen in der Deutschen Demokratischen Republik zu vernichten." 77<br />

75<br />

Protokoll über die konstituierende Sitzung der Kreisleitung VII c/ 1 am 25.06.1952, in: MfS SED-KL Nr.<br />

1378, BStU 000 329.<br />

76<br />

Protokoll über die am 19.08.1953 stattgefundene erweiterte Kreisleitungssitzung. Diskussion und Abstimmung<br />

über die Entschließung, in: MfS SED-KL Nr. 236, BStU 000 002. Auszug mit Wiedergabe der Fehler.<br />

77<br />

Protokoll über die am 19.08.1953 stattgefundene erweiterte Kreisleitungssitzung. Diskussion und Abstimmung<br />

über die Entschließung, in: MfS SED-KL Nr. 236, BStU 000 001.<br />

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