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Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam

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1. Einleitung<br />

Das Neue soll sich kenntnisreich vom Alten ablösen. Diese Forderung gilt innerhalb der Archivtheorie<br />

wie für die Praxis der Informationsüberlieferer. Die Dokumente der Vergangenheit<br />

lassen jede Generation auf neue Art hinterfragen, warum die politisch Handelnden aus<br />

der Obrigkeit wie aus den Gruppen der Beherrschten bestehen konnten oder versagten. Es<br />

geht dabei nicht allein um Schuld und Legitimation, sondern auch um das Prinzip Hoffnung<br />

in der Gesellschaft, künftig heraufziehende Katastrophen sicherer abwenden zu können.<br />

Seit fast zehn Jahren erhalten Forscher und Medien aus dem Archivbestand des bzw. der<br />

Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik (BStU) Informationen zur deutschen Geschichte. Die vorrangige<br />

Beschäftigung mit den Berichten der Inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für<br />

Staatssicherheit (MfS) hat dabei die Sichtweisen auf unsere jüngste Vergangenheit polarisiert.<br />

In den Darstellungen der Forscher erkennen viele Ostdeutsche ihr gelebtes Leben nicht<br />

wieder. Unter den Westdeutschen entstand der falsche Eindruck einer in Größenordnungen<br />

verkommenen Gesellschaft der ehemaligen DDR. Das Bild ist insofern falsch, als sich das<br />

Phänomen des Zuträgers über die vier Jahrzehnte der DDR auf eine Minderheit unter den<br />

Ostdeutschen beschränkte. Andererseits gab es die Tätigkeit des MfS als eine begrenzte<br />

Erscheinung auch in der Alt-Bundesrepublik. Unter den angeworbenen Westdeutschen lag<br />

die Schamgrenze für Informationslieferungen mitunter sogar deutlich niedriger.<br />

Gegenüber den personenbezogenen Unterlagen traten die umfangreichen Sachakten der<br />

Abteilung Archivbestände der Behörde in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung.<br />

Parallel verlor sich das Interesse daran, wie genau das Ausmaß und die Wirkung von Ausspähung<br />

und Zuträgerschaft von einem System zum anderen begründet sind. Der Erkenntnisgewinn<br />

aus Sachakten kann helfen, dieser Frage nachzugehen und den Diskurs um die<br />

Staatssicherheit jenseits personenbezogener Debatten neu zu beginnen.<br />

Die vorliegende Arbeit will die bisherigen Ergebnisse in der Ordnung und Erschließung der<br />

Sachakten am Beispiel des Teilbestandes „SED-Kreisleitung im MfS" nachzeichnen. Erörtert<br />

werden die Möglichkeiten eines eigens dafür geschaffenen elektronischen Programms, die<br />

Unterlagen über Personenbezüge hinaus intellektuell anspruchsvoll zu befragen.<br />

Ein Ausblick auf die Vorbereitungen zur Findbuchherausgabe und ein Blick auf die Vorbehalte<br />

gegenüber der Generierung von Online-Findbüchern beschließen die Arbeit.<br />

Mein Dank richtet sich an die gleichermaßen sachverständigen wie hilfsbereiten Archivarinnen<br />

Frau Karin Rother und Frau Waltraut Martin, die den Teilbestand derzeit bearbeiten.<br />

Frau Archivoberrätin Birgit Salamon danke ich für die wissenschaftliche Beratung.<br />

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