Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam
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Provenienz und die Inhaltsangaben zu den einzelnen Akten im Detaillierungsgrad der jeweiligen<br />
Verzeichungsstufe angemessen sein. Diese zweite Regel dient der genaueren Darstellung<br />
des Inhalts und des Kontextes innerhalb einer Verzeichnungseinheit. Es sollen also nur<br />
diejenigen Angaben mitgeteilt werden, die für die betreffende Verzeichnungsstufe wirklich<br />
relevant sind. Eine dritte Regel bestimmt die genaue Position der jeweiligen Verzeichnungseinheit<br />
innerhalb der Bestandshierarchie. Erwartet wird, dass jede Verzeichnung mit der<br />
nächst höheren Verzeichnungseinheit verknüpft und dabei die jeweilige Verzeichnungsstufe<br />
festgehalten wird. Zur Vermeidung von Redundanzen sind auf der höchsten Stufe diejenigen<br />
Angaben anzusiedeln, die allen Bestandteilen gemeinsam zugehörig sind. Anders gesagt<br />
dürfen Angaben, die bereits auf einer höheren Ebene gemacht wurden, auf nachgeordneter<br />
Stufe nicht wiederholt werden.<br />
Dem Blick ins Buch folgen nun mehrere ins Leben: Rückblickend gilt das Provenienzprinzip<br />
als ein nicht hoch genug zu bewertender Fortschritt gegenüber dem älteren der Pertinenz,<br />
die mittels Verzeichnung von Territorial-, Personal- u. Sachbetreffen die genetischen Zusammenhänge<br />
der Einzelschriftstücke auflöste. Aus dieser Überzeugung heraus erstellte<br />
und erstellt die traditionelle archivarische Verzeichnung provenienzbezogene Findmittel und<br />
wahrt so die Zusammenhänge um die Herkunft der Archivalien. Die praktischen Vorteile der<br />
Orientierung am Bestand für den Magazinbetrieb sind der genau lokalisierte räumliche Bezug,<br />
der damit einhergehende geringe Kontrollaufwand sowie die Möglichkeit, provenienzmäßig<br />
und sachlich zusammenhängende Archivalieneinheiten leicht ausheben zu können.<br />
Zudem lassen sich räumlich benachbarte und systematisch aufgestellte Archivalieneinheiten<br />
in ihren inhaltlichen Bezügen vom davor stehenden Archivar so leicht überschauen. Dieser<br />
Zustand aus der guten alten Zeit trifft auf die Unterlagen des TB „SED-Kreisleitung im MfS"<br />
allerdings nur noch äußerlich zu, insofern, als sich die Unterlagen dieser Provenienz heute in<br />
zwei großen benachbarten Wagen einer Hebelschubanlage befinden und man sich als Archivar<br />
dieses Anblicks im Magazin erfreuen kann.<br />
Die bestandsorientierte Erschließung nützt sowohl den Archivmitarbeitern als auch den Forschern,<br />
die das Provenienzprinzip verstanden haben und Fragepunkte formulieren, die zu<br />
Provenienzen in Beziehung gesetzt werden können. 35 Durch die Wandlungen der Verwaltungs-<br />
und Ablagekultur im 20. Jahrhundert hat die Provenienz als Verzeichnungsprinzip und<br />
als Suchkriterium für die Masse der Einzelfallakten und das Dokumentationsgut allerdings<br />
enorm an Bedeutung verloren. Der Professionalisierungsschub in der beruflichen Tätigkeit<br />
der Archivare ist über das preußische Regulativ aus dem Jahre 1881 in seiner Bedeutung als<br />
Ordnungs-, Organisations- und Forschungsprinzip weit hinausgegangen. Ausschließliche<br />
Verzeichnung nach Provenienzen ist selbst bei hinreichenden organisationsgeschichtlichen<br />
35 Die stark vereinfachte Sicht vernachlässigt so wichtige Funktionen wie die der Kontrolle und Sicherung des<br />
Archivgutes. Zwecks ausführlicher Unterweisung in der dahergebrachten archivischen Ordnungs- und Verzeichnungslehre<br />
siehe: Johannes Papritz. Archivwissenschaft, Bd. 3, Teil III.1, Marburg 1983, S. 185ff.<br />
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