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Sachaktenerschließung - Fachhochschule Potsdam

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<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Potsdam</strong><br />

Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation<br />

„Projekt Fernstudium Archiv“<br />

„Postgraduale berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildung zum Archivar“<br />

als distance learning Kurs<br />

Diplomarbeit<br />

Thema: Die <strong>Sachaktenerschließung</strong> der BStU<br />

am Beispiel des Teilbestandes<br />

„SED-Kreisleitung im MfS“<br />

Gutachter: Prof. Dr. Hartwig Walberg (Erstgutachter)<br />

Prof. Dr. Volker Schockenhoff (Zweitgutachter)<br />

Dipl.-Historiker Wolfgang Brunner<br />

September 2001


Inhaltsverzeichnis Seite<br />

1. Einleitung 3<br />

2. Die rechtlichen Grundlagen und die näheren Vorgaben zur Unterlagenerschließung 4<br />

2.1. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) als archivrelevantes Recht 4<br />

2.2. Der Erschließungs- und Bewertungsauftrag im Archivrecht und im StUG 10<br />

2.3. Die Archivwissenschaft und die Erschließungspraxis der BStU 14<br />

3. Die Erschließung des Teilbestandes „SED-Kreisleitung im MfS" 23<br />

3.1. Die Teilbestandsgeschichte und der Wert der Unterlagen für die Forschung 23<br />

3.2. Die Verzeichnung mit Aktentitel und Enthält-Vermerk 40<br />

3.3. Die weitere Erschließung mit Hilfe des <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramms (SAE) 44<br />

3.3.1. Die Fachvorgabe zum elektronischen <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm 44<br />

3.3.2. Die Erarbeitung der teilbestandsbezogenen Klassifikation 49<br />

3.3.3. Die Verschlagwortung und die Pläne für den Thesaurus 52<br />

3.3.4. Die Möglichkeiten in der personen- und sachbezogenen Recherche 57<br />

3.3.5. Das Findbuchkonzept 63<br />

4. Anlagenverzeichnis und Anlagen 77<br />

5. Abkürzungsverzeichnis 107<br />

6. Personenregister 109<br />

7. Bibliografie 110<br />

Thesen 115<br />

Eidesstattliche Versicherung 116<br />

Text mit Abbildungen im Portable Document Format (PDF) auf CD-ROM 117<br />

2


1. Einleitung<br />

Das Neue soll sich kenntnisreich vom Alten ablösen. Diese Forderung gilt innerhalb der Archivtheorie<br />

wie für die Praxis der Informationsüberlieferer. Die Dokumente der Vergangenheit<br />

lassen jede Generation auf neue Art hinterfragen, warum die politisch Handelnden aus<br />

der Obrigkeit wie aus den Gruppen der Beherrschten bestehen konnten oder versagten. Es<br />

geht dabei nicht allein um Schuld und Legitimation, sondern auch um das Prinzip Hoffnung<br />

in der Gesellschaft, künftig heraufziehende Katastrophen sicherer abwenden zu können.<br />

Seit fast zehn Jahren erhalten Forscher und Medien aus dem Archivbestand des bzw. der<br />

Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen<br />

Demokratischen Republik (BStU) Informationen zur deutschen Geschichte. Die vorrangige<br />

Beschäftigung mit den Berichten der Inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für<br />

Staatssicherheit (MfS) hat dabei die Sichtweisen auf unsere jüngste Vergangenheit polarisiert.<br />

In den Darstellungen der Forscher erkennen viele Ostdeutsche ihr gelebtes Leben nicht<br />

wieder. Unter den Westdeutschen entstand der falsche Eindruck einer in Größenordnungen<br />

verkommenen Gesellschaft der ehemaligen DDR. Das Bild ist insofern falsch, als sich das<br />

Phänomen des Zuträgers über die vier Jahrzehnte der DDR auf eine Minderheit unter den<br />

Ostdeutschen beschränkte. Andererseits gab es die Tätigkeit des MfS als eine begrenzte<br />

Erscheinung auch in der Alt-Bundesrepublik. Unter den angeworbenen Westdeutschen lag<br />

die Schamgrenze für Informationslieferungen mitunter sogar deutlich niedriger.<br />

Gegenüber den personenbezogenen Unterlagen traten die umfangreichen Sachakten der<br />

Abteilung Archivbestände der Behörde in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung.<br />

Parallel verlor sich das Interesse daran, wie genau das Ausmaß und die Wirkung von Ausspähung<br />

und Zuträgerschaft von einem System zum anderen begründet sind. Der Erkenntnisgewinn<br />

aus Sachakten kann helfen, dieser Frage nachzugehen und den Diskurs um die<br />

Staatssicherheit jenseits personenbezogener Debatten neu zu beginnen.<br />

Die vorliegende Arbeit will die bisherigen Ergebnisse in der Ordnung und Erschließung der<br />

Sachakten am Beispiel des Teilbestandes „SED-Kreisleitung im MfS" nachzeichnen. Erörtert<br />

werden die Möglichkeiten eines eigens dafür geschaffenen elektronischen Programms, die<br />

Unterlagen über Personenbezüge hinaus intellektuell anspruchsvoll zu befragen.<br />

Ein Ausblick auf die Vorbereitungen zur Findbuchherausgabe und ein Blick auf die Vorbehalte<br />

gegenüber der Generierung von Online-Findbüchern beschließen die Arbeit.<br />

Mein Dank richtet sich an die gleichermaßen sachverständigen wie hilfsbereiten Archivarinnen<br />

Frau Karin Rother und Frau Waltraut Martin, die den Teilbestand derzeit bearbeiten.<br />

Frau Archivoberrätin Birgit Salamon danke ich für die wissenschaftliche Beratung.<br />

3


2. Die rechtlichen Grundlagen und die näheren Vorgaben zur Unterlagenerschließung<br />

2.1. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz als archivrelevantes Recht<br />

Am 7. Messidor des Jahres II (25. Juni 1794) des französischen Revolutionskalenders verabschiedete<br />

der Nationalkonvent in Paris ein Dekret, das jedem Bürger das Recht auf ungehinderte<br />

Benutzung der staatlichen Archive einräumen sollte. Das Ereignis gilt unter Archivaren<br />

und Historikern als die Proklamation der „archivischen Menschenrechte“.<br />

An diesem Anspruch gemessen ist Deutschland für private Antragsteller bis heute ein Staat<br />

mit beschränkter Aktenöffentlichkeit. 1 Erst im letzten Stadium des Lebenszyklus von Unterlagen<br />

der Verwaltung wird dieses Prinzip zu Gunsten des Einzelnen durchbrochen, nach Maßgabe<br />

der Archivgesetze. Aus jüngster Zeit gibt es einige hoffnungsvolle Ausnahmen, die den<br />

Wirkungen der revolutionären Veränderungen im Jahre 1989 im Osten Deutschlands und der<br />

Hinwendung zu einem geeinten Europa anzurechnen sind: Im Dezember 1991 kam es zur<br />

Aktenöffnung für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes nach dem archivrelevanten<br />

Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) 2 . Unter einem Verzicht auf die sonst üblichen Schutzfristen<br />

erfolgt seit März 1992 die Unterlagennutzung in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen<br />

der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) nach dem Bundesarchivgesetz<br />

(BArchG) 3 . Außerhalb der Archivgesetzgebung hat das Land Brandenburg den Schritt in<br />

eine größere Informationsfreiheit gewagt, im Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz<br />

aus dem Jahre 1998. 4 Die Bundesregierung hat Pläne für ein entsprechendes Einsichts-<br />

recht. 5<br />

Beim Vergleich des Archivrechts mit dem Spezialgesetz StUG 6 zeigen sich Ähnlichkeiten vor<br />

allem in den grundsätzlichen Vorgaben zu einzelnen archivarischen Kernaufgaben. 7 Die für<br />

1 Siehe dazu: Jörg Schlachter. Mehr Öffentlichkeit wagen. Eine Kritik des geltenden deutschen Verwaltungstransparenzrechts<br />

mit Vorschlägen für eine Neuregelung unter Berücksichtigung rechtsvergleichender Gesichtspunkte<br />

(Schriftenreihe Verwaltungsinformatik 9), Heidelberg 1993, S. 51-86.<br />

Zur Rechtslage anderenorts siehe: Derselbe. Verwaltungsöffentlichkeit in Industriestaaten aus Europa und Übersee,<br />

VOP 12 (1990), S. 306-311, 401-405.<br />

2 Vgl.: Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik (Stasi-Unterlagen-Gesetz - StUG) vom 20. Dezember 1991 (BGBl. I 1991, S. 2272), geändert durch<br />

1. StUÄndG (Stasi-Unterlagen-Änderungsgesetz) vom 22. Februar 1994 (BGBl. I, S. 334), geändert durch 2.<br />

StUÄndG vom 26. Juli 1994 (BGBl. I, S. 1748), geändert durch Artikel 12 Abs. 22 des Gesetzes vom 14. September<br />

1994 (BGBl. I, S. 2325), geändert durch 3. StUÄndG vom 20. Dezember 1996 (BGBl. I, S. 2026), geändert<br />

durch Artikel 4 des Sechsten Gesetzes zur Reform des Strafrechts vom 26. Januar 1998 (BGBl. I, S. 164),<br />

geändert durch das 4. StUÄndG vom 19. Dezember 1998 (BGBl. I, S. 3778).<br />

3 Es soll hier erwähnt werden, dass dies gemäß § 2a Abs. 4 BArchG geschieht. Andererseits können Unterlagen<br />

gemäß § 5 Abs. 2 StUG begrenzt gesperrt und gemäß § 37 Abs. 1 Nr. 3 b - d StUG in gesonderte Verwahrung<br />

genommen werden, was sie dem Zugriff durch externe Forscher und durch die Medien längerfristig entzieht.<br />

4 Das Recht auf Einsichtnahme in laufende oder abgeschlossene Verwaltungsvorgänge gilt unter einer Reihe von<br />

Einschränkungen sowohl für Betroffene und Dritte als auch für Bürgerinitiativen, Verbände und die Presse.<br />

Siehe: Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz (AIG) vom 10.03.1998, GVBl. I, S.46.<br />

5 Siehe dazu: Informationsfreiheit. Akteneinsicht für jedermann, in: Der Spiegel vom 05.03.2001, S. 18.<br />

6 Zum StUG als archivrelevantem Recht außerhalb der Archivgesetzgebung siehe: Hans Joachim Schreckenbach.<br />

Archivrecht. Lehrmaterialien für Fernstudienbrückenkurse am Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation<br />

der FHP <strong>Potsdam</strong>, <strong>Potsdam</strong> 1994, S. 37f. Das zuerst genannte, mittlerweile viermal novellierte StUG bestimmt<br />

4


Archivgesetze typische Aufgabenverbindung von Materialienschutz und Datenschutz findet<br />

sich im StUG zuerst in den allgemeinen Vorgaben zur Zweckbestimmung des Gesetzes im<br />

§ 1 und im § 2 Abs. 1 StUG. In den Vorgaben in § 37 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 StUG geht es<br />

dann expressis verbis um ein Erfassen sowie um ein Ordnen, Erschließen, Bewerten, Verwahren<br />

und Verwalten nach archivischen Grundsätzen. 8 Neben der Zuständigkeit regelt das<br />

StUG also auch die zulässige Verfügbarmachung der Unterlagen nach archivischen<br />

Grundsätzen. In § 37 Abs. 1 Nr. 5 StUG wird ein thematisch eingeschränkter Auswertungsauftrag<br />

erteilt.<br />

Eingeschlossen von diesen Regelungen ist der Hauptteil des StUG, wo die Anspruchsgrundlagen<br />

und Verfahrensvorschriften zur Einsichtsgewährung und Auskunftserteilung an Privatpersonen<br />

und an öffentliche und nichtöffentliche Stellen mit der für den Datenschutz üblichen<br />

Akribie abgehandelt sind. Die Zulässigkeit der Unterlagenverwendung und die Vorgaben<br />

zum Umgang mit den Nutzern sind dadurch im StUG sehr viel klarer formuliert, als in dem<br />

einen oder anderen Archivgesetz. Als Folge davon ist auch die Terminologie stärker als im<br />

Text der Archivgesetze durch die Begrifflichkeit des Datenschutzes geprägt. Im Kern geht es<br />

wie in den Archivgesetzen um das Spannungsfeld zwischen der Freiheit der Information und<br />

Forschung und das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen und um die Lösung<br />

der daraus entstehenden Interessenkonflikte. 9 Durch die Vorschrift des § 43 Satz 1<br />

StUG verdrängt das Stasi-Unterlagen-Gesetz, soweit es um Daten aus den MfS-Unterlagen<br />

geht, als lex specialis alle anderen Gesetze, die Regelungen über die Übermittlung personenbezogener<br />

Informationen enthalten.<br />

Das StUG konzentriert sich in seinen Anspruchsgrundlagen wie auch in den Verfahrensvorschriften<br />

für die Benutzung und in den Vorgaben für die Erschließung nicht auf den Akt oder<br />

über das wenige Jahre zuvor geschaffene bundesdeutsche Archivrecht hinweg die Zusammenführung der Unterlagen<br />

eines Ministeriums der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in einer eigens dazu geschaffenen<br />

oberen Bundesbehörde. Als Spezialgesetz greift das Gesetz in die Archivgesetze des Bundes und der Länder ein,<br />

indem es die Zuständigkeit des Bundesarchivs für die zentralen Stellen sowie die Zuständigkeit der Landesarchive<br />

der fünf neuen Bundesländer und Berlins für die regionalen Stellen des Ministeriums für Staatssicherheit und<br />

bestimmter Akten aus dem Polizei- und Justizbereich auf die Bundesbeauftragte überträgt und die Unterlagen<br />

ohne Schutzfristen öffnet.<br />

7 Die Behörde ist an erster Stelle gehalten, die überkommenen Unterlagen verfügbar zu machen und sie für diesen<br />

Zweck zu ordnen und zu erschließen. § 1 StUG regelt die Erfassung und Erschließung, Verwaltung und<br />

Verwendung der Unterlagen, § 2 StUG annuliert ausdrücklich die nach Einigungsvertrag gesetzte Zuständigkeit<br />

des Bundesarchivs. § 37 StUG bestimmt die archivischen und archivarischen Aufgaben und Befugnisse des<br />

BStU, spricht aber an keiner Stelle von Archivgut, sondern stets nur von Unterlagen. Siehe: Dagmar Unverhau<br />

(Hrsg.). Archiv zur Staatssicherheit, Bd. 2. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz im Lichte von Datenschutz und Archivgesetzgebung.<br />

Referate der Tagung des BStU vom 26.–28.11.1997, Münster 1998, S. 173.<br />

8 Die BStU hat die Unterlagen nach archivischen Grundsätzen zu bewerten, zu ordnen, zu erschließen, zu verwahren<br />

und zu verwalten. Ihr kommt die Rolle eines Archivars zu. Vgl.: Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom<br />

23.11.1994 (VG 1 A 632.92).<br />

9 Die Verabschiedung spezieller Archivgesetze in Bund und Ländern war durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

vom 15. Dezember 1983 (Volkszählungsurteil) und die daraufhin folgende Datenschutzgesetzgebung<br />

notwendig geworden. Seither steht das aus Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Artikel 1 Abs. 1 Grundgesetz<br />

(GG) abgeleitete Recht auf informationelle Selbstbestimmung der in Art. 5 Abs. 1 u. 3 GG verbürgten Freiheit<br />

der Information und Wissenschaft mit den daraus abgeleiteten Nutzungsrechten konkurrierend gegenüber.<br />

5


das Dokument, sondern auf den Unterlagenbegriff, und es verknüpft diesen mit einer nach<br />

Personenkategorien abgestuften Hierarchie an Zugangsrechten der Stellen und des Einzelnen.<br />

Gemäß der Legaldefinition im § 6 StUG werden die privaten Nutzer gleich den auf sie<br />

bezogenen Informationen in Betroffene 10 und Dritte sowie in ehemalige hauptamtliche und<br />

inoffizielle Mitarbeiter 11 , Begünstige und Gleichgestellte eingeteilt. Entscheidend für die Zuordnung<br />

ist die Zielstellung, mit der das MfS die Informationen heimlich ansammelte oder<br />

erhob. Diese Teilung in Personenkategorien und die Auffassung, dass es sich bei den Informationen<br />

in den Unterlagen grundsätzlich um unrechtmäßig erhobene Daten handelt, bedingt<br />

einen sehr eingeschränkten Zugang und ein kompliziertes Prozedere der Trennung der<br />

Informationen, das sich bis in die Art und Weise der Verzeichnung und Findmittelbereitstellung<br />

auswirkt. Hier kommt hinzu, dass die zulässigen Forschungsinhalte nach dem StUG<br />

thematisch stark eingeengt sind. In einem allgemeinen, gesamtgesellschaftlichen Sinn stellt<br />

die gesetzlich zulässige Nutzung der MfS-Unterlagen auf Aufarbeitung der Tätigkeit des<br />

Staatssicherheitsdienstes ab. 12 Selbst die private Auskunft und Akteneinsicht gemäß § 15<br />

Abs. 1 Nr. 3 StUG zu Vermissten und Verstorbenen, im weitesten Sinne „Ahnenforschung",<br />

umfasst vom Zweck her nicht die Aufklärung des gesamten Lebensschicksals, sondern konform<br />

zur Vorgabe in § 1 Abs. 1 Nr. 1 StUG nur die Aufklärung der Einflussnahme des Staatssicherheitsdienstes<br />

auf das Schicksal der betreffenden Person. 13<br />

Ein innerhalb der Behörde der Bundesbeauftragten vergleichsweise selten herangezogener<br />

Kommentar zum StUG kritisiert im Hinblick auf die Anonymisierung den mangelhaften Interessenausgleich<br />

zwischen den Rechten Betroffener an ihren personenbezogenen Daten und<br />

den Interessen der Forschung an der Aufarbeitung der Geschichte des Staatssicherheitsdienstes.<br />

Das Ergebnis dieses mangelhaften Interessenausgleichs sei ein Forschungsmonopol<br />

14 der Behörde bei den Unterlagen mit personenbezogenen Informationen, eine faktische<br />

Benachteiligung aller externen Forscher bei Privilegierung einer kleinen Mitarbeitergruppe für<br />

Zwecke der Grundsatzforschung. Gemeint ist die für Archive unübliche Einrichtung einer<br />

archivinternen Abteilung für Forschungsaufgaben und Bildung. Die Kritik gipfelt in der<br />

Schlussfolgerung, die von der Behörde erarbeiteten Forschungsergebnisse seien wissenschaftlich<br />

wertlos, da sie mangels Zugang zu den Quellen nicht überprüft werden könnten.<br />

Aus der Berufsgruppe der Archivare kam der deutliche Hinweis, die Behörde verstoße gegen<br />

das Prinzip der Trennung von Archivierung und Forschung. Sie verletze, indem sie „hoheitli-<br />

10 Betroffene meint hier nicht den Begriffsinhalt des Datenschutzes, sondern nur die Teilmenge Stasi-<br />

Betroffener. Hinter dieser Aufspaltung steht die Rechtsidee, dass Vorschubleister einer defizitär legitimierten<br />

öffentlichen Gewalt im Gegensatz zu Opfern keinen vollen Datenschutz für sich reklamieren können.<br />

11 Der Begriff des Inoffiziellen Mitarbeiters ist im Sprachgebrauch des MfS enger als der des StUG. Vgl. dazu:<br />

Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 23.11.1994 (VG 1 A 632.92).<br />

12 Durch das 3. StUÄndG ist seit 1996 auch eine Nutzung zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus möglich.<br />

Siehe dazu den Wortlaut des nachträglich eingefügten Absatz vier in § 32 StUG.<br />

13 Siehe: Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 30.12.1998 (VG 1 A 336.96).<br />

14 Siehe: Johannes Weberling. Stasi-Unterlagen-Gesetz. Kommentar. Köln/Berlin/Bonn/München 1993, S. 104.<br />

6


che Geschichtsschreibung" betreibe, pflichtwidrig das Gebot zu wissenschaftlicher und politischer<br />

Neutralität. 15<br />

Gegenüber diesen Wünschen nach einer weitergehenden Öffnung der Unterlagen wird in der<br />

Öffentlichkeit seit kurzem wieder die Forderung erhoben, die Verfahrensweise in der Auskunftserteilung<br />

an Forschungsstellen sowie an die Medien sehr viel restriktiver zu handhaben.<br />

Ein Prominenter zog in dieser Sache vor Gericht, jenen Platz im Kreis von Advokaten,<br />

wo man selbst die Ergebnisse von Revolutionen nachverhandeln kann. Es ist der Altbundeskanzler<br />

Helmut Kohl, der die Regelung, über die er acht lange Jahre die Rechtsaufsicht ausübte,<br />

angreifen lässt, weil ihn die Inhalte von Abhörprotokollen des MfS bei der Aufdeckung<br />

der CDU-Spendenaffäre in Bedrängnis bringen könnten. 16 Seither ist der nach StUG mögliche,<br />

in § 46a StUG zitierte Eingriff in Grundrechte in der Öffentlichkeit wieder so strittig wie in<br />

den Tagen der Verabschiedung des Gesetzes. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte<br />

(BfD) sprach sich zwischenzeitlich für einen stärkeren Schutz im Umgang mit Betroffenendaten<br />

nach dem StUG aus. Im Kern des anhängigen Rechtsstreits geht es um die Frage, ob<br />

von Personen der Zeitgeschichte, soweit sie Betroffene im Sinne von § 6 Abs. 3 StUG sind,<br />

vorab einer Einsichtsgewährung und Herausgabe eine Einwilligung eingeholt werden muss<br />

oder nicht. Die strittige Frage war in der öffentlichen Wahrnehmung vermischt mit dem Vorwurf<br />

der unterschiedlichen Behandlung Westdeutscher gegenüber Ostdeutschen, Prominenter<br />

im Vergleich mit „normalen“ Bürgern sowie mit Befürchtungen, es käme zu einer Schließung<br />

der personenbezogenen Unterlagen. Diese Angst ist unbegründet, da andere Verwendungszwecke<br />

erhalten bleiben und es die zum Akt formierte Unterlage in der mit „meine Akte"<br />

benennbaren, auf eine Person bezogenen Form kaum gibt. Es trifft allerdings zu, dass<br />

bislang nahezu 80 % der Informationen für die Aufgabenerledigung der Behörde aus Personenakten<br />

gewonnen werden und erst 20 % aus Sachakten 17 . Auch Sachakten enthalten personenbezogene<br />

Daten. Der Ausgang des anhängigen Gerichtsverfahrens, in dem Dr. Kohl in<br />

15 Siehe: Reinhard Heydenreuter. Ist die Gauck-Behörde ein Archiv?, in: Dagmar Unverhau (Hrsg.). Archiv zur<br />

DDR-Staatssicherheit, Bd. 2. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz im Lichte von Datenschutz und Archivgesetzgebung.<br />

Referate der Tagung des BStU vom 26.-28.11.1997, a.a.O., S. 148.<br />

16 Eine Herausgabe solcher Informationen war von der BStU nicht beabsichtigt, da sie mit dem im StUG genannten<br />

Verwendungszweck nicht im Einklang steht. Zum Hintergrund siehe: Kohl warnt vor der Verwendung von<br />

Materialien des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts angeregt, in:<br />

Frankfurter Allgemeine vom 03.04.2000, sowie: Wolfgang Krach. Georg Mascolo. Die Bundesregierung will die<br />

Gauck-Behörde hindern, die abgehörten Telefonate von Prominenten wie Altkanzler Kohl heraus zu geben.<br />

Offenen Streit aber scheut sie, in: Der Spiegel, Nr. 32, 07.08.2000, sowie: Jost Müller-Neunhof. Der Rechtsstaat<br />

– und seine Ausnahmen, in: Der Tagesspiegel vom 18.01.2001. Zu den parteipolitischen Begründungen gegenüber<br />

einer Gleichbehandlung im Unrecht vgl.: Gerd E. Kolbe. Deutschland im Banne der Stasi-Protokolle, in:<br />

Zürcher Zeitung vom 29.12.2000.<br />

17 Unter Sachakten werden hier wie in der Theorie gemeinhin sach-, orts- oder personenbezogene Betreffakten<br />

verstanden, die im Einzelfall aus verschiedenen Vorgängen zu ein und demselben Betreff bestehen können. Das<br />

heißt, die Akten sind nicht nach Korrespondenzpartnern oder Schriftgutarten formiert, sondern primär auf denselben<br />

Betreff hin. Der jeweilige Betreff ist bestimmend für die Titelbildung, wobei sachliche Betreffs den orts-<br />

oder personenbezogenen übergeordnet sind. Die Ordnung der Vorgänge innerhalb des Akts und die Ordnung<br />

innerhalb der einzelnen Vorgänge sind chronologisch.<br />

7


erster Instanz Recht bekam, kann deshalb die Möglichkeiten der Aktenöffnung gemäß StUG<br />

für die Forschung teilweise hinter die der Archivgesetze zurückwerfen. 18<br />

Für den Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS wäre jede zusätzliche Restriktion besonders<br />

unangemessen, weil es sich bei den im Teilbestand enthaltenen Personen fast ausschließlich<br />

um die zur weniger schützenswerten Kategorie Mitarbeiter im Sinne von § 6 Abs. 4 StUG<br />

handelt. Hier kommt hinzu, dass Unterlagen der SED, soweit sie aus Bereichen außerhalb<br />

des MfS stammen, ohne Schutzfristen zugänglich sind. Die Landesgesetze von Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg verzichten sogar generell auf Schutzfristen, d. h. auch<br />

im Hinblick auf Informationen zu Personen der Zeitgeschichte bzw. zu Amtsträgern in Ausübung<br />

ihres Amtes.<br />

Die Bundesbeauftragte hatte vorsorglich ein Gutachten anfertigen lassen, dass gegenüber<br />

dem Kreis der Personen der Zeitgeschichte, die Betroffene sind, die bisherige Verfahrensweise<br />

nach dem StUG stützt. 19 Im eigenen wie im Interesse der Forschung war es wichtig,<br />

eine einengende Beschlussfassung des Innenausschusses des Bundestages oder gar eine<br />

diesbezügliche Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes zu verhindern. Von daher suchte<br />

die Behörde den Bestrebungen zur weiteren Einschränkung des Zugangs bei den personenbezogenen<br />

Unterlagen mit einer Änderung der Richtlinie zu den §§ 32 ff StUG zu begegnen,<br />

wie folgt: Stärker als bislang wurde in die Öffentlichkeit hinein thematisiert, dass die<br />

BStU bei der internen rechtlichen Prüfung der Forschungsanträge streng darauf achtet, ob<br />

es sich um eine gesetzeskonforme Verwendung der Informationen handelt. Handelt es sich<br />

bei Antragstellungen um einen Versuch, mit Hilfe der Unterlagen das Privatleben Einzelner<br />

auszuforschen, ist der Antrag abzulehnen. Wie bei durchschnittlichen, nichtprominenten Betroffenen<br />

gibt es seither auch bei den Personen, die hinnehmen müssen, dass über sie in<br />

ihrer Eigenschaft als Funktionsträger oder Amtsperson öffentlich informiert wird, die Pflicht<br />

zur Benachrichtigung. In einer Zeitspanne von vier Wochen vor Veröffentlichung werden den<br />

Betroffenen seither die Informationen im Zustand der beabsichtigten Herausgabe zu einer<br />

Einsichtnahme vorbereitet. Vorgetragene Einwände und Argumente gehen in die Interessenabwägung<br />

über die Schutzwürdigkeit mit ein, ohne dass die Behörde sich daran gebunden<br />

sieht. Im Gegenzug steht den Betroffenen der Rechtsweg offen. 20<br />

Mit dem Urteil vom 04.07.2001 zu Helmut Kohl und damit zur Rechtsnorm im § 32 StUG hat<br />

das Verwaltungsgericht Berlin eine zehnjährige Praxis der Vorlage und Herausgabe von Unterlagen<br />

durch die Behörde in erster Instanz verworfen. 21 Ein daran anknüpfendes Ultimatum<br />

18<br />

Siehe dazu die Regelungen in § 5 Abs. 5 BArchG, § 10 Abs. 8 BbgArchG, § 5 Abs. 1 Nr. 5 HmbArchG sowie<br />

§ 10 Abs. 3 Nr. 2 LarchivG M-V.<br />

19<br />

Siehe dazu: Klaus Marxen. Gerhard Werle. Gutachten erstellt im Auftrag der BStU, 3. Teil: Zusammenfassung<br />

und Ergebnisse, in: (7/2001).<br />

20<br />

Siehe dazu: Sechste Ergänzungslieferung zum Ordner Richtlinien zum Stasi-Unterlagen-Gesetz. AU I.1 –<br />

141121 vom 23.04.2001.<br />

21<br />

Siehe dazu: Robert Ide. Nach Akteneinsicht. Kohl und die Stasi – in erster Instanz, in: Der Tagesspiegel vom<br />

05.07.2001, S. 2.<br />

8


des Innenministers Otto Schily, das eine generell veränderte Verfahrensweise der Behörde<br />

erzwingen wollte, ging ins Leere. 22 Marianne Birthler strebt nun die Sprungrevision beim<br />

Bundesverwaltungsgericht an. 23<br />

Der Streit berührt auch die Ziele der Erschließung und das Bereitstellen von Repertorien.<br />

Rechtsgrundlage für Findbuchveröffentlichungen ist § 37 Abs. 1 Nr. 6 StUG. Jede personenbezogene<br />

Information im Aktentitel und Enthält-Vermerk ist gemäß § 32 Abs. 3 StUG sorgfältig<br />

und kritisch zu prüfen. Als personenbezogene Informationen gelten neben Namen auch<br />

Funktionen, Ämter, Dienststellen, Orts- und Jahrgangsangaben. Solchen Veröffentlichungen<br />

steht § 32 Abs. 3 Nr. 2 StUG entgegen, soweit die Personen Betroffene im Sinne des StUG<br />

sind. In der Behörde bestehen seit längerem grundsätzliche rechtliche Bedenken gegen die<br />

Verwendung personenbezogener Informationen in Findbüchern, vor allem in elektronischen.<br />

Personenbezogenen Informationen in elektronischen Veröffentlichungen steht § 41 Abs. 1<br />

StUG entgegen, der automatisierte Dateien nur als Hilfsmittel für die Erfüllung der eigenen<br />

Aufgaben gestattet, nicht aber für die Veröffentlichung. Personenbezogene Informationen<br />

dürfen nicht elektronisch selektierbar sein, was sich bis auf Registriernummern und Decknamenregister<br />

erstreckt.<br />

Aufgrund der datenschutzrechtlichen Bedenken werden derzeit aus einem bereits erstellten<br />

Findbuch zum Bestand Allgemeine Sachablage alle Daten zu Personen der Zeitgeschichte,<br />

soweit sie Betroffene sind, wieder entfernt. Von einer Veröffentlichung dieses Findbuches im<br />

Internet rät das Grundsatzreferat ab. 24<br />

Nun sind die Möglichkeiten der Veröffentlichung von personenbezogenen Daten bei den Unterlagen<br />

des Teilbestandes SED-Kreisleitung im MfS besonders günstig, denn es würde sich<br />

bei den darin genannten Personen fast ausschließlich um die weniger schützenswerten der<br />

Kategorie Mitarbeiter handeln. Man könnte in diesem Fall die Auflagen gemäß § 4 Abs. 4<br />

und § 32 Abs. 3 StUG vollauf einhalten und so externen Forschern die Wege zu den Akteninhalten<br />

ähnlich offen aufzeigen, wie den Mitarbeitern 25 der BStU-internen Forschungsabteilung.<br />

Man kann dies allerdings nicht im Wege einer elektronischen Publikation tun.<br />

22 Siehe: Stasi-Akten. Schily stellt Birthler ein Ultimatum. Innenminister will keine Herausgabe mehr ohne Zustimmung,<br />

in: (7/2001).<br />

23 Siehe: Knut Pries. Birthler will im Stasi-Streit Bundestag einschalten. Akten-Beauftragte wird weiter Unterlagen<br />

herausgeben, in: Frankfurter Rundschau vom 04.08.2001, S. 4.<br />

24 Siehe: BStU-Dienstregistratur. AR 1-Protokoll vom 17.05.01 zur Beratung mit AU I.1 am 16.05.01, sowie:<br />

AR 2–130005.21. Festlegungsprotokoll vom 14.06.2001. Beratung der Referatsleiter am 12.06.2001, Pkt. 2.9.<br />

25 Mit der traditionell männlichen Form sind in dieser Diplomarbeit selbstverständlich auch die Mitarbeiterinnen,<br />

die Frauen, gemeint, die im Personal der Behörde ja überwiegen.<br />

9


2.2. Der Erschließungs- und Bewertungsauftrag im Archivrecht und im StUG<br />

Beim StUG-Gesetzgeber gab es offensichtlich kein über befristete Aufgabenerledigungen<br />

hinausgehendes, langfristiges Archivierungsinteresse, und von daher wurde kein ausdrücklicher<br />

Auftrag zur Bestandsbildung erteilt. Wie die Archivgesetze enthält sich auch das StUG<br />

einer klaren Definition, was Archiv meint und ist. Anders als die Archivgesetze trifft das StUG<br />

nicht einmal eine Aussage zu Archivgut und Archivwürdigkeit. Der Begriff Archivgut wird<br />

vermieden, indem stets nur von Unterlagen 26 die Rede ist. Im Hinblick auf die Archivwürdigkeit<br />

und damit auf die Kassation verlangt § 37 Abs. 3 StUG lediglich eine Mitteilung, in welchem<br />

Umfang und in welchem Zeitraum Unterlagen für die Erfüllung der Aufgaben der BStU<br />

nicht mehr benötigt werden. Auch die Rechtsprechung lieferte zu diesem Punkt bislang wenig.<br />

Im Zusammenhang mit der Erledigung der zeitlich befristeten Aufgaben wurde z. B. der<br />

Bewertung der Unterlagen vor Gericht ein sehr viel anderer als der übliche Inhalt beigemessen,<br />

ein ausschließlich auf die Auskunftstätigkeit bezogener. So ist mit Bewertung vor allem<br />

eine formale Bewertung des Inhalts der Unterlagen und ihrer Zuordnung durch den Staatssicherheitsdienst<br />

gemeint. 27<br />

Hier stellt sich also zuerst einmal die Frage nach den zeitnahen und nach den längerfristigen<br />

Verwendungszwecken der Unterlagen. Nach wiederholter Verlängerung liegt der letzte Termin<br />

für Antragstellungen zu Zwecken von Rehabilitierung und Wiedergutmachung derzeit auf<br />

dem 31.12.2001, der für den Nachteilsausgleich zu politisch motivierten Verfolgungen in der<br />

Rentenversicherung auf dem 31.12.2006. Die Fristen für die Verfolgung von Straftaten aus<br />

der DDR verjähren gestaffelt nach Schwere und waren teilweise bereits zum 31. Dezember<br />

1997 abgelaufen. Lediglich Verbrechen, die den Tatbestand des Mordes (§ 211 des Strafgesetzbuches)<br />

erfüllen, verjähren, auch wenn sich die Strafe nach dem Recht der DDR bestimmt,<br />

nie. 28 Nach dem 30.12.2006 darf ehemaligen Mitarbeitern bei einer Überprüfung ihrer<br />

Eignung für eine Tätigkeit im Öffentlichen Dienst die frühere hauptamtliche oder inoffizielle<br />

Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst nicht mehr vorgehalten werden. 29 Damit entfällt<br />

auch diese Aufgabe. Mit den auslaufenden Tätigkeiten in den nächsten Jahren werden sich<br />

die Tätigkeitsmerkmale der Mitarbeiter nochmals spürbar ändern, weiter in Richtung der archivischen<br />

Normalität. Als eine der ständigen Aufgaben bleibt die Einsichtsgewährung an<br />

26 Unterlagen meint im Gesetz wie in dieser Arbeit sämtliche Informationsträger, soweit sie im MfS oder seinen<br />

Vorläufer- und Nachfolgeorganisationen entstanden, in deren Besitz gelangten oder ihnen überlassen wurden.<br />

Hierzu zählen neben Akten die Dateien, Schriftstücke, Karten, Pläne, Filme, Bild- und Tonaufzeichnungen und<br />

auch die zur Auswertung nötigen Hilfsmittel.<br />

27 Siehe dazu: Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 23.11.1994, Leitsatz (VG 1 A 632.92).<br />

28 Siehe: Gesetz zur Verjährung strafrechtlicher Verjährungsfristen (2. Verjährungsgesetz) vom 27.09.1993,<br />

BGBl. I S. 1657 in Verbindung mit dem Gesetz über das Ruhen der Verjährung bei SED-Unrechtstaten vom<br />

26.03.1993, BGBl. I S. 392.<br />

29 Die fünfzehnjährige Frist berechnet sich vom Tag nach Inkrafttreten des StUG. Die entsprechende Regelung<br />

für die Unterlagenverwendung findet sich in den §§ 20/21 Abs. 3 StUG. Das Verstreichen der Frist schließt nicht<br />

aus, dass nach diesem Zeitpunkt bislang noch unbekannte MfS-Belastungen im Rahmen eines Forschungsvorhabens<br />

weiter an die Öffentlichkeit gelangen können.<br />

10


Privatpersonen. Hier gibt es einen wichtigen Grund, bis ins Detail gehend über die künftige<br />

Praxis der Erschließung, Bewertung und damit auch über Kassation bei der BStU nachzudenken:<br />

Private Antragsteller können ab 2003 von ihrem in § 14 StUG bestimmten Recht auf<br />

Löschung der Betroffenendaten in den Originalunterlagen Gebrauch machen. 30 Zur Erledigung<br />

einer solchen Antragstellung müssen die Informationen zu den verschiedenen Betroffenen<br />

untereinander und von denen der Mitarbeiter im Sinne des StUG getrennt werden. In<br />

der Praxis der Behörde wird dies den Juristen und Archivaren noch einiges an Überlegung<br />

und an Kreativität abverlangen. 31<br />

Erschließung und Bewertung nach dem StUG haben sich aber nicht nur den zeitnahen Aufgaben,<br />

d. h. den momentanen Interessenkonflikten im Begehr von unterschiedlicher Seite<br />

und dem spezialgesetzlich eingeschränkten Forschungszweck zu stellen. Ein gewichtiger<br />

Umstand ist die wieder und wieder erhobene Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Informationen<br />

in den MfS-Unterlagen, die mitbedacht werden sollte. Sie wurde von Gerichten dahingehend<br />

bestimmt, dass der Beweiswert der Informationen in Unterlagen des MfS denen von<br />

Tagebuchaufzeichnungen gleichkommt. Die undifferenzierte Feststellung bewegt sich eindeutig<br />

im unteren Bereich der möglichen Bemessung. Sie lässt die bisweilen akribischen<br />

Sachverhaltsermittlungen des Dienstes außer Acht. Auf die beim Staatssicherheitsdienst<br />

verwahrten, rechtsförmig entstandenen Justizakten kann sie ohnehin nicht übertragen werden.<br />

Die Rechtsprechung hat sich den Wahrheitsgehalt betreffend auch zur Außenwirkung<br />

der Behörde geäußert, und zwar dahingehend, dass die BStU nicht verpflichtet ist, nachzuprüfen,<br />

ob die Informationen in den Unterlagen wahr sind. Ihr komme nur die Rolle des Archivars<br />

zu. 32 Die eigentliche Überlieferungsbildung, d. h. das aus dem Archivierungsauftrag<br />

ableitbare spezielle Dokumentationsprofil und die mit der archivischen Bewertung einhergehende<br />

Kassation bleiben also sowohl in den Formulierungen des StUG wie auch in denen<br />

der Rechtsprechung völlig unscharf.<br />

Perspektivisch erfolgt die Erschließung bei der BStU wie in anderen Archiven auch für die<br />

zeitlich unbefristeten Zwecke der wissenschaftlichen Forschung und für bestimmte Nachweiszwecke<br />

privater Antragsteller, wie z. B. denen für die Rentenversicherer. Hier kann man<br />

sich in den Fragen der Bewertung ganz allgemein an der Praxis der Archive des Bundes und<br />

der einzelnen Länder orientieren, die solche Unterlagen als archivwürdig einstufen, die auf<br />

Grund ihrer Bedeutung dauernd aufbewahrt werden müssen. Die Kriterien der Archivwürdigkeit<br />

sind festgemacht an der Bedeutsamkeit für Wissenschaft und Forschung, dem Ver-<br />

30 Zurzeit besteht kein Anspruch auf Vernichtung, Tonbandmitschnitte von Telefonaten inbegriffen, da der Zeitpunkt<br />

eines Vernichtungsanspruchs in § 14 Abs. 1 Satz 2 StUG spezialgesetzlich geregelt ist. § 14 ist insofern<br />

Schrankengesetz entsprechend Art. 10 Abs. 2 Grundgesetz (GG), weshalb der Grundrechtsschutz aus Art. 10 GG<br />

dem nicht entgegen steht. Siehe: Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 29.04.1998, Leitsatz (VG 1 A 194.95).<br />

31 Es handelt sich bei diesem Anspruch auf Löschung unrechtmäßig erhobener Daten um ein Zugeständnis aus<br />

den Tagen der DDR-Bürgerrechtsbewegung, von dem man schlecht abgehen kann, nur weil mit dem heutigen<br />

zeitlichen Abstand die eine oder andere Information für die Forschung als unverzichtbar erscheint.<br />

32 Siehe dazu: Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 23.11.1994, Leitsatz (VG 1 A 632.92).<br />

11


ständnis für Geschichte und Gegenwart, den künftigen Zwecken der Gesetzgebung, Verwaltung<br />

und Rechtsprechung sowie an der Sicherung berechtigter Belange einzelner Bürger.<br />

Orientierung fehlt aber auch insofern, als es sich bei den Beständen der BStU um Registratur-<br />

und Archivgut handelt, für das es weder Akten- noch Abgabepläne in traditioneller Form<br />

gab. Blickt man aus den Unmengen an Ablagen des Archivbestands der BStU in die Archivlandschaft,<br />

so erscheint zur eigenen Vergewisserung am ehesten ein Vergleich mit dem<br />

Bundesarchiv oder dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes angebracht. Beim Bundesarchiv<br />

sind im Hinblick auf Archivwürdigkeit, Bewertung und Kassation die ministeriale<br />

Ebene und die Mengenverhältnisse der Überlieferung heranziehbar, im Auswärtigen Amt an<br />

erster Stelle das spezialarchivische Profil. In letzter Konsequenz aber bleiben die Archivare<br />

der Behörde im Umgang mit den speziellen Aktenkategorien und Vorgangsarten wie mit der<br />

geheimdienstlichen Schriftgutverwaltung auf sich selbst gestellt. Lediglich die Arbeiten der<br />

internen Forscher bieten, wo es um die Struktur und Arbeitsweise des Dienstes und den<br />

Wert und den Wahrheitsgehalt der MfS-Akten geht, eine Hilfe. 33<br />

Orientieren heißt zugleich zu bedenken, dass von den spezialgesetzlichen Festlegungen des<br />

StUG her unstrittig ist, dass die Struktur und Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes für die<br />

Forschung an erster Stelle steht. Die BStU-interne Lesart dieser Vorgabe reicht wie in anderen<br />

staatlichen oder kommunalen Archiven auch von einer eher nach Evidenzwerten hin<br />

ausgerichteten Auslegung bis zu einer sehr viel umfassenderen, vorzugsweise an Informationswerten<br />

interessierten Überlieferungsbildung. Der Grad an Ausrichtung auf das SOLL-IST-<br />

Verhältnis des „Verwaltungshandelns" ist im StUG expressis verbis nicht vorgegeben, was<br />

den Archivaren, die nach den speziellen Vorgaben in den Erschließungskonzeptionen und<br />

Richtlinien arbeiten, einigen Gestaltungsraum belässt. Die archivtheoretischen Kontroversen<br />

um die Bewertung wurden in letzter Zeit in zwei Beiträgen von Robert Kretzschmar zusammengefasst,<br />

bezogen auf vergleichbare Ansätze über das abgelaufene 20. Jahrhundert hinweg<br />

sowie unter dem Gesichtspunkt der Einbeziehung der Forscher über den Zeitraum der<br />

letzten zehn Jahre. 34 Anders als Zeithistoriker sind Archivare es gewohnt, im Hinblick auf die<br />

Bewertung in größeren Zeitspannen zu denken. Will man eine generelle Aussage zur Bewertung<br />

von MfS-Unterlagen unter den Bedingungen des StUG treffen, könnte man auf zwei<br />

Punkte aufmerksam machen: Angesichts solch aufwendiger und langfristiger Erschließungs-<br />

33 Siehe dazu: Roger Engelmann. Zu Struktur, Charakter und Bedeutung der Unterlagen des Ministeriums für<br />

Staatssicherheit, in: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen<br />

DDR, (BF informiert Nr. 3) Berlin 1994, sowie: Derselbe. Die Unterlagen des MfS. Ihr Wert als historische<br />

Quelle, in: Die Akten und die Wahrheit. Fünf Jahre Stasi-Unterlagen-Gesetz, St. Augustin 1997.<br />

34 Robert Kretzschmar. Die neue archivische Bewertungsdiskussion und ihre Fußnoten, in: Archivalische Zeitschrift<br />

Band 82, 1999, S. 215ff, sowie: Derselbe. Spuren zukünftiger Vergangenheit. Archivische Überlieferungsbildung<br />

im Jahr 2000 und die Möglichkeiten einer Beteiligung der Forschung, in: Der Archivar 53, 2000.<br />

Die mittlerweile regelmäßig erfolgenden Wortmeldungen zum Thema kommen inhaltlich stets auf einige wenige<br />

Schlüsseltexte aus der Vergangenheit zurück. Das sind die in der Literaturliste genannten Texte von Hans<br />

Booms aus 1972, Bodo Uhl und Botho Brachmann sowie die 1990 durch Angelika Menne-Haritz erfolgte Neuübersetzung<br />

des ebenfalls angeführten Textes von Theodore R. Schellenberg aus dem Jahre 1956.<br />

12


arbeiten wie denen in den Archivbereichen der BStU darf nicht außer Acht gelassen werden,<br />

dass die Unterlagen der Forschung noch in Jahrzehnten zur Verfügung stehen müssen.<br />

Deshalb sollte die heutige Erschließungspraxis einem späteren unspezifischen Forschungsinteresse<br />

nicht völlig entgegenstehen. Zum anderen muss sich jeder Archivar bei der BStU,<br />

so er Informationen aus MfS-Unterlagen einer Bewertung unterzieht, darüber klar sein, dass<br />

es sich bei den Informationen in diesen Unterlagen um ein sehr ausschnitthaftes, bisweilen<br />

stark verzerrtes Bild der DDR-Gesellschaft handelt, gezeichnet aus dem Blickwinkel der politischen<br />

Geheimpolizei.<br />

Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, dass die praktische Herangehensweise an die Verzeichnung<br />

und Verschlagwortung der Unterlagen der spezialgesetzlichen Vorgabe folgt, ohne<br />

dabei die Wege in die Überlieferung von Informationswerten im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen<br />

Abbilds zu verstellen. Die Lösung des Zielkonflikts unter Nutzung der eingesetzten<br />

Erschließungssoftware wird auch im Abschnitt 3 erörtert. Die Anwendung archivischer<br />

und dokumentarischer Methoden liegt ganz im Interesse der Forschung späterer Generationen<br />

und fördert zugleich den beruflichen Anspruch der am Teilbestand eingesetzten<br />

Archivare.<br />

13


2.3. Die Archivwissenschaft und die Erschließungspraxis der BStU<br />

Der Zweck der Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten im Archiv ist die Nutzbarkeit des Archivguts,<br />

was neben dem Gesamtüberblick unter Vollständigkeitsgesichtspunkten und der<br />

Sicherheit im Auffinden vor allem die Transparenz des vonstatten gegangenen Verwaltungshandelns<br />

und die Wahrung der rechtlichen Kontinuität meint. Nur der vollständig verzeichnete<br />

Bestand kann all diese Aufgaben zur Zufriedenheit erfüllen.<br />

Schaut man in die Archivgeschichte, so hatte sich spätestens mit dem Aufkommen massenhafter<br />

Einzelfallakten die Ordnung durch das alte bibliographische System überlebt. Aus der<br />

praktischen Notwendigkeit heraus kam zur Pertinenz das Anordnen durch ein äußeres Akzeptieren<br />

der Verwaltungsstruktur als der ursprünglichen administrativen Ordnung. Dem folgte<br />

schrittweise das zusätzliche Respektieren der inneren „Heiligkeit“ des Bestandes. Über<br />

das Bewusstwerden sich ablösender Verwaltungskulturen mit ihrem jeweils andersartigen<br />

rechtlichen und sozialen Kontext entstand schließlich das Bemühen um die Darstellung von<br />

Sachgemeinschaften. Für deutsche Verhältnisse waren Pertinenz, Respect des fonds, herkomstbeginsel<br />

bzw. Provenienz und schließlich das freie Provenienzprinzip von Adolf Brennecke<br />

Stationen einer gleichermaßen subtilen wie fundamentalen Entwicklung archivischen<br />

Denkens. Seither gehen bei der Ordnung von Archivgut die archivischen Forderungen den<br />

antiquarischen voran, und allzu vordergründige zeitnahe Interessen der historischen Forschung<br />

stehen in der Überlieferungsbildung zurück.<br />

Beim Anlegen der Findmittel wie in der gesamten Bestandsbildung hatte sich in den achtziger<br />

Jahren des 19. Jahrhunderts das Provenienzprinzip durchgesetzt. Verstanden wurde<br />

darunter ein Vorgehen nach Entstehungszusammenhängen, ein Ursprungs- oder Herkunftsprinzip,<br />

für das der Registraturbildner maßgebend war. Archivische Findmittel enthalten seit<br />

dieser Zeit neben den erforderlichen inhaltlichen Angaben zu den Archivalien und Beständen<br />

auch die in technischer Hinsicht notwendigen. In jedem mehrzelligen Archiv entsprechen<br />

gängige Findmittel seither stets beiden Ebenen und bilden so die Schnittstelle zwischen den<br />

Nutzern und dem Magazin. Bei den Verzeichnungselementen wird seither zwischen solchen<br />

zur Identifikation, zum Kontext, zum Inhalt und der inneren Ordnung, zu den Zugangs- und<br />

Benutzungsbedingungen sowie zu den sachverwandten Unterlagen unterschieden. Der Identifikation<br />

dienen Signatur, Titel, Entstehung und Laufzeit, Verzeichnungsstufe sowie die Angaben<br />

zu Umfang nach Menge und Abmessung. Dem Kontext zugehörig sind der Name der<br />

Provenienzstelle, die verwaltungsgeschichtlichen und biografischen Angaben, der Zeitraum<br />

der Materialzusammenstellung, die Bestandsgeschichte und die Begleitumstände der Übernahme<br />

von der Provenienzstelle.<br />

Verzeichnungen erfolgen in einem hierarchischen Bezug zueinander, wobei vom Allgemeinen<br />

(Bestand) zum Besonderen (Teil) vorgegangen wird. Die Grundregel dient der Darstellung<br />

des Kontextes und der Gesamtstruktur und seiner Teile. Weiter sollen die Angaben zur<br />

14


Provenienz und die Inhaltsangaben zu den einzelnen Akten im Detaillierungsgrad der jeweiligen<br />

Verzeichungsstufe angemessen sein. Diese zweite Regel dient der genaueren Darstellung<br />

des Inhalts und des Kontextes innerhalb einer Verzeichnungseinheit. Es sollen also nur<br />

diejenigen Angaben mitgeteilt werden, die für die betreffende Verzeichnungsstufe wirklich<br />

relevant sind. Eine dritte Regel bestimmt die genaue Position der jeweiligen Verzeichnungseinheit<br />

innerhalb der Bestandshierarchie. Erwartet wird, dass jede Verzeichnung mit der<br />

nächst höheren Verzeichnungseinheit verknüpft und dabei die jeweilige Verzeichnungsstufe<br />

festgehalten wird. Zur Vermeidung von Redundanzen sind auf der höchsten Stufe diejenigen<br />

Angaben anzusiedeln, die allen Bestandteilen gemeinsam zugehörig sind. Anders gesagt<br />

dürfen Angaben, die bereits auf einer höheren Ebene gemacht wurden, auf nachgeordneter<br />

Stufe nicht wiederholt werden.<br />

Dem Blick ins Buch folgen nun mehrere ins Leben: Rückblickend gilt das Provenienzprinzip<br />

als ein nicht hoch genug zu bewertender Fortschritt gegenüber dem älteren der Pertinenz,<br />

die mittels Verzeichnung von Territorial-, Personal- u. Sachbetreffen die genetischen Zusammenhänge<br />

der Einzelschriftstücke auflöste. Aus dieser Überzeugung heraus erstellte<br />

und erstellt die traditionelle archivarische Verzeichnung provenienzbezogene Findmittel und<br />

wahrt so die Zusammenhänge um die Herkunft der Archivalien. Die praktischen Vorteile der<br />

Orientierung am Bestand für den Magazinbetrieb sind der genau lokalisierte räumliche Bezug,<br />

der damit einhergehende geringe Kontrollaufwand sowie die Möglichkeit, provenienzmäßig<br />

und sachlich zusammenhängende Archivalieneinheiten leicht ausheben zu können.<br />

Zudem lassen sich räumlich benachbarte und systematisch aufgestellte Archivalieneinheiten<br />

in ihren inhaltlichen Bezügen vom davor stehenden Archivar so leicht überschauen. Dieser<br />

Zustand aus der guten alten Zeit trifft auf die Unterlagen des TB „SED-Kreisleitung im MfS"<br />

allerdings nur noch äußerlich zu, insofern, als sich die Unterlagen dieser Provenienz heute in<br />

zwei großen benachbarten Wagen einer Hebelschubanlage befinden und man sich als Archivar<br />

dieses Anblicks im Magazin erfreuen kann.<br />

Die bestandsorientierte Erschließung nützt sowohl den Archivmitarbeitern als auch den Forschern,<br />

die das Provenienzprinzip verstanden haben und Fragepunkte formulieren, die zu<br />

Provenienzen in Beziehung gesetzt werden können. 35 Durch die Wandlungen der Verwaltungs-<br />

und Ablagekultur im 20. Jahrhundert hat die Provenienz als Verzeichnungsprinzip und<br />

als Suchkriterium für die Masse der Einzelfallakten und das Dokumentationsgut allerdings<br />

enorm an Bedeutung verloren. Der Professionalisierungsschub in der beruflichen Tätigkeit<br />

der Archivare ist über das preußische Regulativ aus dem Jahre 1881 in seiner Bedeutung als<br />

Ordnungs-, Organisations- und Forschungsprinzip weit hinausgegangen. Ausschließliche<br />

Verzeichnung nach Provenienzen ist selbst bei hinreichenden organisationsgeschichtlichen<br />

35 Die stark vereinfachte Sicht vernachlässigt so wichtige Funktionen wie die der Kontrolle und Sicherung des<br />

Archivgutes. Zwecks ausführlicher Unterweisung in der dahergebrachten archivischen Ordnungs- und Verzeichnungslehre<br />

siehe: Johannes Papritz. Archivwissenschaft, Bd. 3, Teil III.1, Marburg 1983, S. 185ff.<br />

15


Kenntnissen nur so lange sinnvoll, als der Benutzer über die Frage nach der Behördenkompetenz<br />

auf möglichst direktem Weg an das gesuchte Quellenmaterial kommt. Bei der Schriftgutverwaltung<br />

und dem archivierten Schriftgut des MfS lebte jenseits der Entstehungszusammenhänge<br />

das ältere Pertinenzprinzip wieder auf und wird beim Ordnen mittels Beifügung<br />

und Neueinstellung bis heute beibehalten. Der schriftliche Niederschlag der Tätigkeit<br />

des Ministeriums für Staatssicherheit in seiner Dreiteilung als Nachrichtendienst, politische<br />

Geheimpolizei und Ermittlungsorgan gemäß DDR-StPO hatte mit der Schriftgutproduktion<br />

aus einer legitimen, aktenmäßig und gesetzeskonform arbeitenden Verwaltung wenig gemein.<br />

Erfassung, Registrierung, Karteiführung, Ausleihe, Auskunftserteilung, sichere Aufbewahrung<br />

und selbst die Archivierung einschließlich Sicherheitsverfilmung und Restaurierung<br />

hatten sich stets unter Wahrung der Konspiration vollzogen. 36 Vorgänge waren vorrangig<br />

personenbezogen angelegt und Informationen vorrangig personenbezogen ausgewertet<br />

worden. Selbst die aus der Zeit vor 1945 angesammelten Akten waren systematisch nach<br />

personellen Gesichtspunkten durchforstet und teilweise nach Art von Personenpertinenzen<br />

zerlegt worden. Die wichtigsten Vorgangsarten des MfS und deren Archivierungsbezeichnungen<br />

finden sich u. a. im Abkürzungsverzeichnis in der Homepage der BStU. 37<br />

Ruft man sich das Ausmaß an Verunordnung in den Archiven bei Auflösung des Dienstes in<br />

Erinnerung, so wird klar, dass für theoretische Erwägungen von den Höhen der traditionellen<br />

Archivwissenschaft herab anfangs wenig Zeit blieb. Es war nicht einmal möglich, sich einen<br />

stimmigen Überblick über die im Zentralarchiv des MfS vorhanden gewesenen Bestände, die<br />

Tektonik des MfS-Archivs zu verschaffen. Einige Zeit war man der irrigen Auffassung, im<br />

ehemaligen MfS-Zentralarchiv habe es lediglich sechs und nicht, wie man heute weiß, neun<br />

Archivbestände gegeben. Insofern sind die Darstellungen im 1. Tätigkeitsbericht und in den<br />

Informationen der BStU-Abteilung für Bildung und Forschung (BF) 38 zu aktualisieren. 39<br />

Die archivischen Erschließungsarbeiten unter den Bedingungen der sofortigen Aktenöffnung<br />

und Bereitstellung für die private Akteneinsicht und die Auskunftserteilung mussten sich notgedrungen<br />

der vorgefundenen Mittel und Abläufe aus der Zeit des MfS bedienen. Sie vollzogen<br />

sich rein äußerlich ähnlich den Verfahrensweisen im Staatssicherheitsdienst. Alle vorhandenen<br />

personenbezogenen Karteien dienten dem schnellen Befriedigen aktueller Informationsbedürfnisse<br />

von vergleichsweise riesigen Nutzergruppen, ein nicht abreißen wollender<br />

Zustand seit dem ersten Tag der Stasi-Akten-Öffnung. Der effizienten Befriedigung so<br />

36<br />

Detaillierte Aussagen zur Schriftgutverwaltung des MfS und zur Bewertung aus archivwissenschaftlicher Sicht<br />

enthalten die in der Bibliografie genannten Veröffentlichungen von Dagmar Unverhau, der Leiterin der Abteilung<br />

Archivbestände der BStU. Ich verweise insbesondere auf die in der Archivalischen Zeitschrift erschienene<br />

Kommentierung eines Schulungsvortrages von Joachim Hinz, der ab 1980 das Zentralarchivs des MfS leitete.<br />

37<br />

Siehe: (8/2001).<br />

38<br />

Vgl.: Roger Engelmann. Zu Struktur, Charakter und Bedeutung der Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit,<br />

a.a.O., S. 35ff.<br />

39<br />

Siehe: BStU-Dienstregistratur. Hinweise zu den „Archivbeständen" der Abt. XII, gemäß Festlegung auf der<br />

Referatsleiterbesprechung am 28.05.01. AR 1-interner Vermerk vom 31.05.01.<br />

16


vieler aktueller personenbezogener Nutzerwünsche kam die MfS-Ablageorganisation mit<br />

ihren Personenpertinenzen also in starkem Maße entgegen. Auch die Herausgabe der Verfahrensakten<br />

der DDR-Justizbehörden gestaltete sich weitgehend primärzweckähnlich bzw.<br />

in der Art eines Magazindienstes im Zwischenarchiv. Andererseits kam es zu der für Archive<br />

typischen Umwidmung der Unterlagen, denn die neuerlichen Verwendungszwecke waren<br />

der Zielrichtung gegenüber, mit der diese Unterlagen ursprünglichen angelegt wurden, völlig<br />

verschieden.<br />

Die Ebenen, auf denen die Erschließung üblicherweise vorankommt, sind die der Abgabelisten,<br />

die des Dokuments bzw. der Akteneinheit und die der Klassifikation und des Findbuchs.<br />

Bei der BStU steht für die Abgabeliste die bei Auflösung der Staatssicherheit erstellte Grobsichtungsliste<br />

der aufgefundenen Unterlagen. Die Unterlage steht für das Dokument oder<br />

Einzelblatt oder auch für den einzelnen Akt. Im Interesse der zügigen Aufgabenerledigung<br />

war es anfangs äußerst wichtig, dass sehr bald eine Erschließungskonzeption erarbeitet und<br />

Richtlinien zur Tiefe und Methode der Erschließung vorgelegt wurden. Die Intensität und die<br />

Methode der Verzeichnung bei der BStU richten sich heute, so wie in anderen Archiven<br />

auch, nach dem inhaltlichen Gewicht des Bestandsteiles, nach der Struktur des zu erfassenden<br />

Registratur- bzw. Archivgutes und nach der zu erwartenden Benutzernachfrage. Eine<br />

Auflistung der Grundsatzmaterialien, die über die Jahre mit zahlreichen Anlagen ergänzt<br />

wurden, findet sich in der Anlage 2/1.<br />

Zum Verständnis soll nochmals betont werden, dass die Erschließung der BStU bislang vorrangig<br />

die verunordneten oder vorvernichtet aufgefundenen Unterlagen bzw. die Unterlagen<br />

aus den Zentralen Materialablagen und den Dienstzimmern der Mitarbeiter zum Gegenstand<br />

hatte, sich also nur ansatzweise auf die vom Staatssicherheitsdienst selbst archivierten Ablagen<br />

richtete. Die archivierten Ablagen 40 sind ja mit Hilfe des mehrstufigen Systems der<br />

Findkarteien des MfS über die Namen der Betroffenen bzw. die der ehemaligen Mitarbeiter,<br />

Decknamen und Registriernummern recherchierbar, wenn auch bis heute sachthematisch<br />

nicht direkt gesucht werden kann und jedes Thema stets in eine oder mehrere Personenrecherchen<br />

umgewandelt werden muss. Da es im Rahmen dieser Arbeit vorrangig um die vom<br />

MfS noch nicht archivierten Unterlagen aus ehemals laufender Bearbeitung geht, muss auf<br />

die speziellen Bestimmungen für die Verfahrensweise mit archivierten Ablagen nicht weiter<br />

eingegangen werden.<br />

Das Ordnen und Erschließen beim BStU hatte sehr bald zu tun mit der Abkehr von der Annahme,<br />

ein ausschließlich provenienzorientiertes System der Archivorganisation könne weiter<br />

wie bisher dem Information Retrieval der Nutzer zu Grunde gelegt werden. Die Behörde<br />

40 Unter archivierten Ablagen werden hier alle in der ehemaligen Abteilung XII (Zentrale Auskunft/Speicher)<br />

des MfS überlieferten sowie die in den Archivregistrierbüchern bzw. in den Zentralen Personenkarteien F 16 und<br />

F 22 und der Vorgangskartei der ehemaligen Hauptabteilung IX/11 mit Archivnummer nachgewiesenen registrierten<br />

und nicht registrierten Unterlagen gefasst. Die Unterlagen der SED-KL im MfS zählen nicht hierzu.<br />

17


hatte angesichts der hohen Antrags- und Ersuchenszahlen keine Alternative und musste sich<br />

für die Aufgabenerledigung verschiedene elektronische Dateien herrichten bzw. schaffen,<br />

wie die Datei der Hauptamtlichen Mitarbeiter (HVA-HIM-Oibe-Datenbank), den Automatischen<br />

Datenabgleich (ADA) und das Elektronische Personenregister (EPR). Es handelt sich<br />

bei diesen Dateien im Kern um Vorfilter für die Recherche und Erschließung und insofern<br />

gerade noch nicht um archivische Findmittel im Sinne des angestrebten „Brechens“ von kontextbezogenen<br />

Informationen. Angesichts der Massenausleihen erfolgte auch der Nachweis<br />

des Verbleibs der ausgehobenen Unterlagen ab 1993 über ein eigens dafür geschaffenes<br />

elektronisches Ausleihprogramm (AMAG), an das mittlerweile ein internes und externes<br />

Mahnverfahren angeschlossen ist.<br />

Parallel zur Nutzung der vom MfS übernommenen Karteien und der neuen Dateien entstanden<br />

in Form von Bündellisten und Steilkarteien die bis heute gebräuchlichen archivischen<br />

Findhilfsmittel. Um sachthematische Recherchen durchführen zu können und einen möglichst<br />

schnellen und möglichst umfassenden Bestandsüberblick zu erhalten, wurden zu den<br />

numerischen auch systematische Findkarteien angelegt. Für den Teilbestand SED-KL im<br />

MfS wurde zudem eine große Zahl an Verweiskarten in die systematische Kartei eingestellt.<br />

Die dem Teilbestand zugehörigen originalen Karteien der SED-KL des MfS wurden lediglich<br />

geordnet. Sie dürfen auf ausdrückliche Anordnung des Bundesdatenschutzbeauftragten hin<br />

nicht verändert werden. 41<br />

Nach der abschließenden Bearbeitung einzelner Bestände bzw. Teilbestände wurde bei<br />

mehreren Teilbeständen das Anlegen von Bestandsübersichten und eines ersten Findbuchs<br />

in Angriff genommen. Eine erste Bestandsübersicht ergänzt diese vorläufigen Findhilfsmittel.<br />

Die konkrete archivarische Vorgehensweise bei der Erschließung folgt den Ordnungs- und<br />

Verzeichnungsgrundsätzen für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik<br />

(OVG). 42 Darüber hinaus werden die archivspezifischen Dienstanweisungen und Ordnungen<br />

des MfS berücksichtigt. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis der speziellen<br />

Schriftgutorganisation und der speziellen Schriftgutkategorien. 43<br />

Unterlagen, die in loser Form überliefert sind, werden nach Prüfung der Provenienz ihrem<br />

Überlieferungszusammenhang nach verzeichnet, sprich nach dem Bündel, zu dem die<br />

Unterlagen bei Auflösung des Dienstes zusammengefasst bzw. zusammengeschnürt<br />

wurden. Hier bildet die Struktur des MfS im Jahre 1989 die Arbeitsgrundlage. 44 Werden lose<br />

Unterlagen archivtechnisch formiert, so ist nachzuweisen, aus welchem Bündel heraus dies<br />

41 Siehe: BStU-Dienstregistratur. Vermerk vom 04.03.1993: Unveränderbarkeit der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes.<br />

Dezentrale Karteien der Diensteinheiten. Schreiben der Abteilungsleiterin AR vom 26.01.1993.<br />

42 Zu Vernachlässigen ist aus heutiger Sicht die Einleitung zu den OVG.<br />

43 Eine Auflistung der Dienstanweisungen und Durchführungsbestimmungen des MfS, die für das Verständnis<br />

der Schriftgutorganisation und der Schriftgutkategorien unabdingbar sind, findet sich in der Anlage 2.<br />

44 Siehe dazu: Klaus-Dietmar Henke u. a. (Hrsg.). Die Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit<br />

1989, in: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.<br />

Anatomie der Staatssicherheit, Geschichte, Struktur, Methoden, Teil V/1, Berlin 1995.<br />

18


gen archivtechnisch formiert, so ist nachzuweisen, aus welchem Bündel heraus dies erfolgte.<br />

Die in der Behörde erstellten Grobsichtungslisten erfüllen dabei bis heute die Funktion der<br />

Abgabelisten in den regulären Archiven. In jedem Fall wurde nachgewiesen, welche Akteneinheiten<br />

aus welchen Bündeln heraus formiert wurden. Über die Verzeichnungskarteikarten<br />

hinaus erfolgte dieser Nachweis durch den Vermerk der Konkordanz in den Grobsichtungslisten.<br />

Vom MfS archivierte Unterlagen, die sich bei Auflösung des Dienstes nicht im Archiv sondern<br />

in den Diensteinheiten anfanden, wurden nach ihrer Archivsignatur geprüft und nach Maßgabe<br />

des § 19 OVG im Archiv nachgestellt. Die zum Zeitpunkt der Auflösung registrierten,<br />

bis dato jedoch noch nicht archivierten Unterlagen wurden in der so genannten 91er Reihe<br />

eingestellt. Diese Reihe wurde geschaffen, um die registrierten Unterlagen schnell für die<br />

Auskunftserteilung nutzen zu können. Da die entsprechenden Personen bereits in den zentralen<br />

Personenkarteien nachgewiesen waren, wurde die Lagerungsnummer auf eine farblich<br />

unterschiedliche, curryfarbene Karteikarte aufgetragen und diese eingestellt. Die Ordnung<br />

der Gesamtheit aller Unterlagen einer Diensteinheit und die einer Unterabteilung oder einer<br />

noch kleineren Struktureinheit folgt den Vorgaben in den §§ 59 ff der OVG, orientiert sich<br />

also an der inneren bzw. Registraturordnung. Auch die innere Ordnung der gehefteten oder<br />

anderweitig fest formierten Unterlagen wird beibehalten, schon aus Gründen der Beweiserheblichkeit<br />

im Fall der Nutzung. Das entspricht den Vorgaben von § 79 OVG. Erkennbare<br />

weitere Prinzipien der früheren Ordnung, wie z. B. die der Materialablagen in den ehemaligen<br />

operativen Diensteinheiten, sind im Sinne von 101 ff OVG als die frühere Ordnung des<br />

„Registraturbildners" zu rekonstruieren. Gemäß § 111 OVG ist der alte Aktentitel die Grundlage<br />

für die Bildung des neuen. Berichtigungen erfolgen gemäß § 87 OVG über die erweiterte<br />

Verzeichnung mittels Enthält-Vermerk in all jenen Fällen, wo die in den §§ 116-118 genannten<br />

Voraussetzungen nicht vorliegen.<br />

Soweit zu den praktischen Anweisungen für die Ordnung und Verzeichnung, die zurückgehen<br />

auf die Vorgaben aus der Zeit, in der das Archivgut entstand. Provenienz ist somit ein<br />

wichtiges Ordnungsmerkmal für die Bestandsbildung im Erschließungsbereich der BStU.<br />

Aus arbeitsorganisatorischen Gründen und wegen der Beweiserheblichkeit von Unterlagen<br />

wurde anfangs auf eine Bewertung 45 im Sinne einer Entscheidung über die dauernde Aufbewahrung<br />

oder Kassation von Unterlagen verzichtet. Ab Mitte 1997 regelte eine erste Arbeitsanweisung<br />

die ordnungsgemäße Kassation von Mehrfachüberlieferungen. Mit Wirkung vom<br />

01.04.2001 trat ein umfassender Bewertungskatalog und damit eine generelle Arbeitsanwei-<br />

45 Die Geschichte der Bewertungsdiskussion mit Bilanz und Perspektiven, der zentrale Stellenwert fachgerechter<br />

Reduktion des Archivgutes, einzelne terminologische Unschärfen der Diskussion und Bewertung als Gegenstand<br />

der Aus- und Fortbildung waren Gegenstand eines archivwissenschaftlichen Kolloquiums an der Archivschule<br />

Marburg im Juni 1994. Siehe dazu: Andrea Wettmann (Hrsg.). Bilanz und Perspektiven archivischer Bewertung.<br />

Beiträge eines Archivwissenschaftlichen Kolloquiums, Marburg 1994.<br />

19


sung für die Bewertung und Kassation von Unterlagen in Kraft. 46 Hier sind die Archivwürdigkeitsentscheidungen<br />

noch verschränkt mit der laufenden Aufgabenerledigung, und die Kassation<br />

stellt vorerst nur eine negative Wertauslese dar. Kassiert werden Unterlagen, die die<br />

Eigenschaft, Träger von Information zu sein, nicht mehr besitzen. Dazu zählen u. a. leere<br />

Formulare und Vordrucke, nachdem Musterexemplare gesichert wurden, sowie nicht mehr<br />

rekonstruierbares Material. Eine zweite Gruppe stellen Unterlagen MfS-fremder Provenienz<br />

dar, die keine Bearbeitung durch die Staatssicherheit erkennen lassen, nicht vorgangsbildend<br />

waren und nicht an öffentliche bzw. nichtöffentliche Stellen herauszugeben sind.<br />

Drittens können jene Unterlagen der Inneren Verwaltung des MfS ausgesondert werden, die<br />

keine Rückschlüsse auf die spezifische Tätigkeit der Staatssicherheit gewähren. Dazu zählen<br />

u. a. Nachweise zu Bekleidung/Ausrüstung und zur Kantine, Laufzettel bei Entlassung,<br />

Geschenkabrechnungen und Saunabücher. Schließlich werden jene Unterlagen kassiert, die<br />

für die Aufgabenerfüllung nicht mehr benötigt werden und keine Archivwürdigkeit besitzen,<br />

wie Wandzeitungen und Schießkladden, nachdem Beispiele gesichert wurden.<br />

Die heutigen Auffassungen zur Überlieferungsbildung in der Behörde sind ein Abbild der allgemeinen<br />

Diskussion unter den Archivaren um den schlüssigen Bewertungsansatz. Hier<br />

wurden die beiden gegensätzlichsten theoretischen Grundsätze in einer Erwiderung Volker<br />

Schockenhoffs auf eine Veröffentlichung der Marburger Institutsleiterin Angelika Menne-<br />

Haritz erörtert. 47 Die vorgetragenen Positionen berühren die verschiedenen Sichtweisen auf<br />

das Berufsbild „Archivar“ und die entsprechenden Ansätze in der Ausbildung. Es geht darum,<br />

ob Evidenz von Verwaltungshandeln das oberste Ziel archivischer Bewertung sein soll oder<br />

ob mittels Informationswerten ein gesamtgesellschaftliches Abbild angestrebt werden sollte.<br />

Für die Entwicklung des Bewertungsansatzes und die künftige Wertauslese unter den Unterlagen<br />

des MfS erachte ich den Inhalt eines Aufsatzes von Hans Booms aus dem Jahr 1972<br />

als nach wie vor bedeutsam. Booms legte darin den Archivaren als Lösung des Überlieferungsproblems<br />

die Erstellung von „Dokumentationsplänen” nahe. 48 Für Booms waren die<br />

Pläne ein nützliches Hilfsmittel zur Schaffung einer „gesellschaftlich relevanten” Überliefe-<br />

46<br />

Siehe: BStU-Dienstregistratur. Arbeitsanweisung für die Bewertung und Kassation von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

(Bewertungskatalog).<br />

47<br />

Die regelmäßig erfolgenden Wortmeldungen in der Fachliteratur kommen inhaltlich stets auf einige wenige<br />

Schlüsseltexte zurück. Siehe dazu: Robert Kretzschmar. Die neue archivische Bewertungsdiskussion und ihre<br />

Fußnoten, in: Archivalische Zeitschrift, Band 82, 1999. Derselbe. Spuren zukünftiger Vergangenheit. Archivische<br />

Überlieferungsbildung im Jahr 2000 und die Möglichkeiten einer Beteiligung der Forschung, in: Der Archivar<br />

53, 2000; Angelika Menne-Haritz. Das Provenienzprinzip - ein Bewertungssurrogat? Neue Fragen einer alten<br />

Diskussion, in: Der Archivar 47, 1994; Volker Schockenhoff: Nur „zölibatäre Vereinsamung?“ – Zur Situation<br />

der Archivwissenschaft in der Bundesrepublik 1946-1996, in: 50 Jahre Verein deutscher Archivare. Bilanz und<br />

Perspektiven des Archivwesens in Deutschland. Referate des 67. Deutschen Archivtags 1996 in Darmstadt, in:<br />

Der Archivar 49, Beiband 2, Siegburg 1997; Derselbe. Nur keine falsche Bescheidenheit. Tendenzen und Perspektiven<br />

der gegenwärtigen archivarischen Bewertungsdikussion in der BRD, in: Friedrich Beck, Wolfgang<br />

Hempel und Eckart Henning (Hrsg.). Archivistica docet, Beiträge zur Archivwissenschaft und ihres interdisziplinären<br />

Umfeldes, <strong>Potsdam</strong> 1999.<br />

48<br />

Hans Booms: Gesellschaftsordnung und Überlieferungsbildung - Zur Problematik archivischer Quellenbewertung,<br />

in: Archivalische Zeitschrift, 1972 S. 3-40.<br />

20


ung 49 , die räumlich noch aufhebbar ist und objektive Forschungsergebnisse ermöglicht. 50<br />

Booms Dokumentationspläne interessieren hier weniger als die dahinter stehende Logik und<br />

die damit verknüpften Überlegungen zur Praxis der Überlieferungsbildung. Der Boom’schen<br />

Auffassung nach soll der Archivar Unabhängigkeit von den wechselnden Forschungsrichtungen<br />

anstreben, indem er mittels „positiver Wertauslese“ ein gesamtgesellschaftliches Urbild<br />

der jeweiligen Zeit schafft. Es ging Booms um die Schaffung eines Instruments zur Bewertung<br />

von Schriftgut als einer potentiellen historischen Quelle, was einer Bewertung von<br />

Schriftgutkomplexen auf der Pertinenzbasis 51 entspricht und so dem MfS-Gebaren entgegenkommt.<br />

Eine solche Auswahl nach Pertinenzen kann an Hand der registrierten personenbezogenen<br />

Vorgänge des MfS ohne zusätzliche Trennung beliebig getroffen werden.<br />

Gemeinhin identifiziert Bewertung die erforderlichen Bestandteile des Schriftguts und verdichtet<br />

es auf die wesentlichen Aussagen, wobei schon 5% der Unterlagen als ausreichend<br />

gelten. Dass diese Vorgabe weder für die Bewertung bei der SAPMO noch für die bei der<br />

BStU ein durchgängiger Orientierungswert sein kann, ist völlig unstreitig. Nachdenklich<br />

stimmen dem gegenüber die aufwendigen Anstrengungen der Behörde, vom MfS vorvernichtete,<br />

zerrissene Akten durch eine Arbeitsgruppe der BStU beim Bundesamt für die Anerkennung<br />

ausländischer Flüchtlinge rekonstruieren zu lassen. Der Output dieser Tätigkeit erinnert<br />

an das Schicksal des armen dänischen Archivars Wegener aus dem vorletzten Jahrhundert,<br />

der mit seiner Art der Verzeichnung und Bewertung am Ende seines Lebens noch Arbeit für<br />

3500 „Mannjahre“ hinterließ. 52 Aus dem Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS sind hiervon<br />

77 Säcke mit 2- bis 12fach zerrissenem Schriftgut betroffen. Hier stellt sich die Frage, ob die<br />

Wissenschaft durch die Kenntnis der letzten rekonstruierbaren Information um die<br />

Zusammenhänge und Mechanismen zwischen der Führung der SED und ihrer Gefolgschaft<br />

in der Geheimpolizei besser Bescheid wissen wird oder eben nur detaillierter in den bereits<br />

bekannten Punkten. Nach Unfehlbarkeits- und Vollständigkeitsprinzipien zu arbeiten ist für<br />

Archivare weder praktikabel noch effizient, und man sollte für den Teilbestand SED-KL im<br />

MfS auf diese Art der Rekonstruktion verzichten.<br />

Mit weniger Aufwand zu bewerkstelligen und der freien Forschung dienlich wäre demgegenüber<br />

eine Durchsicht der gesondert verwahrten, weggeschlossenen Unterlagen im Hinblick<br />

auf ihre weitere Einstufung in die Geheimhaltung gemäß § 37 Abs. 1 Nr. 3 b-d StUG. Im Falle<br />

des TB SED-KL wurde dem Geheimschutzbeauftragten der BStU nur eine Unterlage angeboten,<br />

mit Informationen zu den westlichen Geheimdiensten. Von einer Einstufung in die<br />

49 Ebenda, S. 9.<br />

50 Ebenda, S. 38ff.<br />

51 Ebenda, S. 40.<br />

52 Siehe dazu: V.A. Secher, ´Om Proveniens-H(Hjemmelhors) Principer´, Meddelelser fra det Dankse Rigsarckivc<br />

I (1906) 191-240. Cited in: Land van Herkomst 48. Nach: Peter Horsman. Taming the Elephant. An orthodox<br />

approach to the Principle of Provenance in: ARCHIEVEN, ORDENINGSPRINCIPES EN ORDENINGS-<br />

STELSELS; ´s-Gravenhage, augustus 1996, in: <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Potsdam</strong>. Fachbereich Archiv-Bibliothek-<br />

Dokumentation. Projekt Fernstudium Archiv. Reader für Modul M1, Mai 1999, S. 75-83.<br />

21


gesonderte Verwahrung sah er ab. 53 So ist der Teilbestand SED-KL im MfS von Sperrungen<br />

frei und für die Forschung vollständig zugänglich, was im Vergleich mit anderen Teilbeständen<br />

nicht die Regel darstellt. Einstufungen in die gesonderte Verwahrung bedeuten keine<br />

Herausnahme aus der Zuständigkeit des Archivbereichs, sind aber mit der Verlängerung der<br />

Sperrfristen für die Nutzer in regulären Archiven vergleichbar. Es ist völlig unstrittig, dass es<br />

in den Archivbeständen Informationen gibt, die nicht frei zugänglich sein sollten, wie z. B.<br />

Informationen zu gefährlichen technischen Verfahren und gefährlichen Stoffen oder zur Verwendung<br />

von sensiblen Nachrichten durch fremde Staaten. Mit fast 12 Jahren Abstand zur<br />

Wende in der DDR darf man allerdings fragen, wie es sich mit den über dreißig Jahre alten<br />

und den noch älteren weggeschlossenen Unterlagen zur Tätigkeit von Nachrichtenstellen der<br />

Alt-Bundesrepublik verhält, was die Geheimniskrämerei hier heute noch soll. Um mehr als<br />

die Namen berenteter Mitarbeiter der Dienste kann es dabei vom Personenbezug her kaum<br />

gehen. Der Personenkreis wäre nach dem StUG ohnehin geschützt, würde bei Auskünften<br />

dem Betroffenen gleichgestellt, geschwärzt. Problematischer für die Offenlegung erscheinen<br />

die mutmaßlichen und tatsächlichen Aktionen der „Agenten" der „Geheimdienstschuppen“<br />

(Herbert Wehner) der fünfziger Jahre. Auch die ehrenrührige billigende Inkaufnahme des<br />

Menschenversuchs hinter Mauer und Stacheldraht sowie aktenkundig gewordene Fälle fehlender<br />

Distanz zu den Funktionären der DDR seitens einzelner Politikern des Westens in<br />

Ausübung ihres Amtes gehören aufgearbeitet. Die alsbaldige Durchsicht der seit längerem<br />

eingestuften Unterlagen und die Freigabe solcher Informationen für die Forschung ist wünschenswert.<br />

Dies würde den Blick dafür schärfen, dass die Staatssicherheit nicht allein ein<br />

Phänomen der DDR und der Biografien ihrer Bewohner war, sondern auch eines in der Geschichte<br />

der Alt-Bundesrepublik, ein Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auch insofern<br />

geht es um die gesamtgesellschaftliche Überlieferungsbildung. Ein „Schluss, Roma locuta,<br />

causa finita" 54 zu Gunsten einer solchen Durchsicht wäre willkommen, im Interesse der Aufarbeitung<br />

wie der Glaubwürdigkeit der Politik.<br />

53 Siehe: BStU-Dienstregistratur. Az. AR 4/13411240. Schreiben von AR 4 an ZV 7 vom 26.09.97.<br />

54 Zu dieser Äußerung Otto Schilys siehe: Peter Fahrenholz. Philip Grassmann. Schily bleibt im Streit um Stasi-<br />

Akten unnachgiebig, in: Süddeutsche Zeitung vom 11. Juli 2001, S. 6.<br />

22


3. Die Erschließung des Teilbestandes „SED-Kreisleitung im MfS"<br />

3.1. Die Bestandsgeschichte und der Wert der Unterlagen für die Forschung<br />

Die überlieferten Unterlagen der SED-Kreisleitung im MfS hatten bei Auflösung des Dienstes<br />

einen Umfang von 166,5 lfm und lagerten im Zentralarchiv. 55 Sie wurden ab 1990/91 von<br />

Archivaren und archivarischen Hilfskräften grobgesichtet.<br />

Mit Beginn der Tätigkeit des BStU musste über den Verbleib der Unterlagen im Archiv der<br />

Zentralstelle und über die Erfassung von Unterlagen mit MfS-Bezug in anderen Archiven<br />

entschieden werden. Diesen Fragen wurde von April bis September 1992 nachgegangen.<br />

Dabei wurde für Zwecke der Rückführung von MfS-Unterlagen eine Kopie des Bestandsnachweises<br />

der Unterlagen und der Findhilfsmittel im Archiv der Partei des demokratischen<br />

Sozialismus (PDS) erstellt. 56<br />

In der Folgezeit wurden die Unterlagen des Teilbestandes SED-KL im MfS sehr intensiv<br />

durch die Forschungsabteilung des BStU angefordert und im Zusammenhang mit der Aushebung<br />

schrittweise verzeichnet. 1994 verfügte die Leitung der Abteilung Archivbestände die<br />

Bearbeitung des Teilbestandes in die alleinige Zuständigkeit eines Erschließungsreferates.<br />

Die Grobsichtungslisten wurden ausgewertet und es kam zu einer Prioritätensetzung im Hinblick<br />

auf die weitere inhaltliche Erschließung. Die Erschließungsergebnisse der nachfolgenden<br />

Jahre bildeten den Ausgangspunkt für eine Beratung zwischen der Abteilung Archiv,<br />

dem Grundsatzreferat und dem Leitungsbüro der Behörde. Am 22.9.98 wurde abschließend<br />

darüber befunden, ob der Teilbestand weiterhin bei den Unterlagen des MfS und damit beim<br />

BStU verbleibt oder an die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen im Bundesarchiv<br />

zu übergeben ist.<br />

Im Ergebnis der Rücksprachen wurde verfügt, dass der TB SED-KL bei dem BStU verbleibt.<br />

Die Entscheidung stellte darauf ab, dass eindeutige inhaltliche Bezüge zur Tätigkeit des MfS<br />

hergestellt werden können und es sich von daher um Unterlagen des MfS handelt. Ein sehr<br />

wichtiger Gesichtspunkt für die Entscheidungsfindung war der zu veranschlagende unverhältnismäßig<br />

hohe Aufwand für die Trennung der Informationen und Dokumente zur Parteiarbeit<br />

von den Informationen zur Tätigkeit des Ministeriums. Über inhaltliche Gesichtspunkte<br />

hinaus wurde die enge personelle Verflechtung innerhalb der Struktur des MfS und der in der<br />

SED-Kreisleitung im MfS als Begründung genannt. So war der 1. Sekretär der Kreisleitung<br />

der SED zugleich Mitglied des Kollegiums des MfS. Andererseits fanden Disziplinierungen<br />

innerhalb der Parteiorganisation selbst bei einfachen SED-Mitgliedern aus den unteren Rängen<br />

des Dienstes nie außerhalb des MfS statt. Schließlich wurde zu Gunsten des Verbleibs<br />

55<br />

Siehe: Büro des Sekretariats. Zuarbeit zur Konzeption zur organisierten Einstellung der Arbeit des Apparates<br />

der ehemaligen SED-Kreisleitung vom 13.12.1989. MfS SED-KL Nr. 1228, S. 2, BStU 000 898.<br />

56<br />

Siehe: BStU-Dienstregistratur. AR 1. Aktenvermerk vom 17.09.1992 betreffend die Unterlagen der SED nach<br />

StUG § 10, Anlage.<br />

23


noch das Argument ins Feld geführt, der Teilbestand sei eine wichtige Grundlage für die weitere<br />

interne Forschung. 57<br />

Die Verzeichnung oblag von diesem Zeitpunkt an der kurz zuvor aus Archivaren und Sachbearbeitern<br />

des Auskunftsbereiches geschaffenen Projektgruppe „Erschließung der Teilbestände",<br />

die den Teilbestand bis Dezember 2000 vollständig verzeichnete. Der Teilbestand<br />

befindet sich heute im Magazin in der Ruschestraße 104, Haus 8, Raum B 001. 58<br />

Die aktuellen Teilbestandsangaben enthält die Anlage 6. 59<br />

Bis in das Jahr 2000 blieb offen, wie mit den im Teilbestand SED-KL enthaltenen Unterlagen<br />

der Massenorganisationen im MfS verfahren werden sollte. Dazu ist zu sagen, dass das<br />

Schriftgut zur SED-Kreisleitung zusammen mit dem der Kreisleitung der FDJ, des Kreisvorstands<br />

der DSF und dem des FDGB überliefert wurde. Aus den Unterlagen des TB SED-KL<br />

geht hervor, dass es sich bei der FDJ-Kreisleitung wie beim Kreisvorstand der DSF und des<br />

FDGB formal um organisatorisch selbständige Organisationseinheiten im MfS handelte. Eine<br />

Trennung der Unterlagen und Schaffung von Unterprovenienzen erschien auch hier wegen<br />

der starken gegenseitigen personellen und inhaltlichen Verflechtungen schwer möglich. Für<br />

die am 13.04.2000 getroffene Entscheidung 60 zu Gunsten einer Zusammenführung der Unterlagen<br />

in einer Provenienz war maßgebend, dass sich nur bei einem geringen Teil des<br />

Schriftgutes die genaue Herkunft FDJ-Kreisleitung bzw. Kreisvorstand des FDGB und Kreisvorstand<br />

der DSF feststellen ließ. Für die Entscheidung sprach auch die organisatorische<br />

Zusammenfassung der Mitarbeiter der Apparate der Massenorganisationen im MfS als Abteilungsparteiorganisation<br />

4 innerhalb der SED-Grundorganisation „Apparat der SED-<br />

Kreisleitung". Die Pflicht zur Bestätigung der Stellen- und Strukturpläne der FDJ-Kreisleitung<br />

durch die SED-Kreisleitung reichte bis in einzelne Kaderentscheidungen hinein. Die Funktion<br />

des 1. Sekretärs der FDJ-Kreisleitung war obligatorisch an eine Mitgliedschaft in der SED-<br />

Kreisleitung gebunden. Auch die Anleitungs- und Unterstellungsverhältnisse, d. h. die politische<br />

Anleitung der FDJ-Kreisleitung durch die SED im MfS und die Berichterstattungspflicht<br />

der „Tschekisten im Blauhemd" vor dem Sekretariat der SED-Kreisleitung im MfS wurden<br />

dabei berücksichtigt.<br />

57<br />

Siehe: BStU-Dienstregistratur. Teilbestand „SED-Kreisleitung". Schreiben von AR 4 an den Direktor der Behörde<br />

vom 23.09.98, Az.: AR 4/13411121.<br />

58<br />

Es handelt sich um den ehemals als „Kupferkessel" bezeichneten Raum für die geplante abhörsichere Rechenanlage<br />

des MfS. Dort lagerten bis zum März 2000 ca. 6800 Säcke mit vorvernichteten, zerrissenen Unterlagen.<br />

In der Ausbauphase bis November 2000 wurden eine neue Klimaanlage und Technik für den Brandschutz wie<br />

Brandmelder und eine Entrauchungs- und Sprinkleranlage eingebaut. Die moderne Gleitregalanlage fasst rd.<br />

8200 lfm Unterlagen. Der Teilbestand lagert dort zusammen mit den erschlossenen und den grobgesichteten<br />

Unterlagen einer ganzen Reihe von ehemaligen Diensteinheiten des MfS, darunter die AGM, das BdL, die HA<br />

KuSch, die HA PS, Abt. Finanzen, HA I, II, III, VII, IX, XVIII, XIX, XX und die ZAIG. Zur Struktur des MfS<br />

und den Abkürzungen siehe: (8/2001).<br />

59<br />

Durch die Formierung von Akten und das Einlegen in Jurismappen und Archivschachteln im Zuge der Erschließung<br />

in den Jahren 1998 bis 2000 nahm der Umfang zu.<br />

60<br />

Siehe: BStU-Dienstregistratur. AR 4-interner Vermerk vom 18.04.2000. Beratung zur Klärung einer möglichen<br />

Bestandsabgrenzung Teilbestand SED-Kreisleitung / Teilbestand FDJ-Kreisleitung am 13.04.2000.<br />

24


Die Entscheidung der BStU, im Zuge der Teilbestandsabgrenzung von der Bildung zusätzlicher<br />

Unterprovenienzen für die einzelnen Massenorganisationen abzusehen, wird durch die<br />

nachfolgend zitierten Textstellen gestützt. Das Prinzip der Verquickung der Verbandsarbeit<br />

der FDJ mit den Zielen der Parteiarbeit der SED und die Botmäßigkeit der FDJ-Leitung gegenüber<br />

der Leitung des Ministeriums wird an Hand eines internen Grundsatzpapiers zu den<br />

Aufgaben, zur Struktur und zur Arbeitsweise des Sekretariats der FDJ-Kreisleitung vom<br />

16.05.1978 ersichtlich. Dort heißt es in der Einleitung unter Pkt. 1 im zweiten Satz:<br />

„Das Sekretariat führt seine Tätigkeit auf der Grundlage der Be-<br />

schlüsse der Partei, des ZR der FDJ und des Arbeitsplanes der FDJ-<br />

Kreisleitung durch. Die Tätigkeit des Sekretariats der Kreisleitung<br />

steht im Einklang mit den Befehlen und Weisungen des Ministeriums<br />

für Staatssicherheit." 61<br />

Die entsprechende Textstelle in der zugehörigen Arbeitsordnung des Apparates der FDJ-<br />

Kreisleitung 18/1 (Beschluß) des Sekretariats der FDJ-Kreisleitung vom 16.05.1978, Punkt 1,<br />

zweiter Absatz formuliert ähnlich:<br />

„Die Tätigkeit der FDJ-Kreisleitung im MfS steht im Einklang mit den<br />

Beschlüssen der Kreisparteiorganisation im MfS sowie den Befehlen<br />

und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit." 62<br />

Als Grundsatz der Umsetzung nennt Nr. 6 der Arbeitsordnung die „Erarbeitung aussagekräftiger<br />

Informationen für das Sekretariat der SED-Kreisleitung, die Sekretäre bzw. die Abteilungen<br />

der SED-Kreisleitung über den Stand bzw. die Probleme der FDJ-Arbeit in der Kreis-<br />

parteiorganisation.“ 63<br />

Der 1. Sekretär der FDJ war zugleich Mitglied der SED-Kreisleitung. Über ihn und seinen<br />

Stellvertreter beaufsichtigte die SED-Kreisleitung im MfS die Tätigkeit ihrer „Kampfreserve"<br />

bis in die Planung der Dienste und des Urlaubs hinein. Die im Allgemeinen eher unscharf<br />

umrissenen Befugnisse waren für diese Zwecke punktuell sehr klar formuliert. So heißt es<br />

unter Nr. 8 der Arbeitsordnung zu den auf den 1. und den 2. Sekretär verteilten Planungsund<br />

Kontrollaufgaben:<br />

61 Siehe: Aufgaben, Arbeitsweise und Struktur des Sekretariats der FDJ-Kreisleitung 18/1. Beschluß des Sekretariats<br />

der FDJ-Kreisleitung vom 16.5.1978, in: MfS SED-KL/FDJ-KL Nr. 4147.<br />

62 Siehe: Arbeitsordnung des Apparates der FDJ-Kreisleitung 18/1 (Beschluß) des Sekretariats der FDJ-<br />

Kreisleitung vom 16.05.1978, in: MfS SED-KL/FDJ-KL Nr. 4147.<br />

63 Ebenda.<br />

25


„Die Dienst-, Bereitschafts- und Urlaubsplanung für die Mitarbei-<br />

ter des Apparates erfolgt durch den 2. Sekretär der FDJ-<br />

Kreisleitung, auf der Grundlage der im Apparat der SED-<br />

Kreisleitung gültigen dienstlichen Regelungen. Notwendige Änderun-<br />

gen geplanter Regelungen sind rechtzeitig mit dem 2. Sekretär ab-<br />

zustimmen und werden nur berücksichtigt, wenn der Dienstablauf<br />

nicht gestört wird.<br />

Urlaubsanträge werden entsprechend den Festlegungen des Jahresur-<br />

laubsplanes rechtzeitig vom betreffenden Mitarbeiter gestellt. Sie<br />

bedürfen der Unterschrift des 1. Sekretärs der FDJ-<br />

Kreisleitung". 64<br />

Zu den bestimmt formulierten Punkten gehörten auch die Zuteilung und der Einsatz der verfügbaren<br />

PKW, wozu es in Nr. 11 der Arbeitsordnung heißt:<br />

„Anträge für die private Nutzung von Dienst-KfZ sind entsprechend<br />

den in der SED-Kreisleitung geltenden Grundsätzen beim 1. Sekretär<br />

der Kreisleitung einzureichen und mündlich zu begründen." 65<br />

Das Handbuch für die Funktionäre der SED-Parteiorganisation aus den letzten Jahren des<br />

Dienstes formuliert die Einverleibung der Tätigkeit der Massenorganisation in die der Partei<br />

unter der Aufsicht der Kreisleitung der SED sehr viel selbstverständlicher, wie folgt:<br />

„Die Mitgliedschaft des FDJ-Sekretärs in der PO/GO-Leitung sowie<br />

die regelmäßige Beratung beim Parteisekretär sichern die Abstim-<br />

mung zum einheitlichen Herangehen an die Verwirklichung der Be-<br />

schlüsse der Partei (Anleitung auf Linie) ... ." 66<br />

Linie meint hier die Struktur der Diensteinheiten bzw. die Aufgabenteilung im MfS.<br />

Die detaillierten Vorgaben im Handbuch reichen bis zu konkreten Kontrollmechanismen der<br />

SED-KL gegenüber der Maßnahmeplanung der FDJ-Kreisleitung in der ideologischen Schulung,<br />

den Erwerb des Abzeichens „Für gutes Wissen" betreffend:<br />

64 Ebenda<br />

65 Ebenda.<br />

66 Handbuch für die Funktionäre in den GO und APO in der Kreisparteiorganisation im MfS (Entwurf, Ex.-Nr.<br />

10), in: MfS SED-KL Nr. 2268, BStU 001 109.<br />

26


„Die Parteileitung nimmt in Auswertung der Abzeichenbewegung den<br />

Bericht über Ergebnisse, Erfahrungen und Schlußfolgerungen durch<br />

den FDJ-Sekretär entgegen und wertet die Wirksamkeit der Unter-<br />

stützung durch die PO/GO aus." 67<br />

Die Festlegungen zu den "Beziehungen" der SED-Parteileitung gegenüber der DSF und dem<br />

FDGB im MfS schließen sich im Handbuch unmittelbar an die zur FDJ an. Zu ihrer Gleichschaltung<br />

bedurfte es allerdings nur jeweils einer halben DIN-A-4-Seite an Festlegungen,<br />

was im Vergleich zur FDJ auf eine sehr viel geringere Beachtung der Tätigkeit dieser Organisationen<br />

durch die SED-Kreisleitung schließen lässt.<br />

Das Handbuch für Funktionäre enthält noch zwei für die Erschließung nützliche Instruktionen<br />

zur Schriftgutverwaltung in der SED-Grundorganisation im MfS. Es handelt sich um die Auflistung<br />

der zum Parteihaushalt gehörigen Dokumente mit den zugehörigen Aufbewahrungsfristen<br />

aller in den Grundorganisationen befindlichen Unterlagen und die Vorgaben zur<br />

Nachweisführung und Aufbewahrung des Schriftgutes in der Kreisparteiorganisation (Anlagen<br />

2/2 u. 2/3). Sie können für Entscheidungen in der Erschließung herangezogen werden<br />

und auch in Einzelfällen der Auskunftserteilung hilfreich sein.<br />

Was die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit und seiner Vorläufer angeht, so<br />

gibt es in der Geschichte der Deutschen nichts Vergleichbares. Besonderen Wert für die<br />

Forschung haben zweifellos die vom MfS bzw. SfS archivierten Ablagen, die angesichts des<br />

derzeitigen Umfangs von 25 000 lfm perspektivisch noch bewertet und reduziert werden<br />

müssen. Dem historischen Wert dieser Unterlagen steht der Wert des Teilbestandes SED-KL<br />

im MfS in jedem Fall nach. Andererseits bieten einzelne Sachakten des Teilbestandes Einblicke<br />

in das Zusammenspiel von Staatspartei und Geheimpolizei, die auch eine größere<br />

Zahl personenbezogener Ablagen in so unvermittelter Klarheit nicht gewähren. Vielfacher<br />

Nutzer der Unterlagen des Teilbestandes waren deshalb einzelne Mitarbeiter der behördeninternen<br />

Forschungsabteilung, u. a. zu Zwecken der Erstellung von Zuarbeiten für die Enquete-Kommission<br />

des Deutschen Bundestages, für Recherchen im Zuge der Erarbeitung<br />

des "MfS-Handbuches" und auch für einzelne spezielle Arbeiten zum Verhältnis von MfS und<br />

SED und zur Lebenswelt der Hauptamtlichen Mitarbeiter. 68<br />

67 Ebenda, BStU 001 110.<br />

68 Vgl. dazu: Walter Süß. Das Verhältnis von SED und Staatssicherheit. Eine Skizze seiner Entwicklung, in: BF<br />

informiert, Bd. 17, 1997, sowie: Silke Schumann. Die Parteiorganisation der SED im MfS, in: Siegfried Suckut<br />

u. a. (Hrsg.). Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur, Methoden (MfS-Handbuch), Teil III/20, Berlin<br />

1998, und: Dieselbe. Parteierziehung in der Geheimpolizei. Zur Rolle der SED im MfS der fünfziger Jahre, in:<br />

Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten, Bd. 9, Berlin 1997.<br />

27


Nun entsteht aus Archivalien und aus Grundlagenforschung allein noch kein zutreffendes<br />

Geschichtsbild. Zur Schieflage in der Aktenöffnung kommt die Gefahr der vorschnellen Deutung<br />

im Zuge der zeitnahen Aktenverwertung. Die Informationen zum Leben der Parteiorganisation<br />

im MfS bewegen sich wie die aus anderen MfS-Struktureinheiten auch in der Bandbreite<br />

von Schrecken bis Banalität, die für MfS-Unterlagen typisch ist. Sie wirken deshalb auf<br />

den Forscher wie auf den Leser nicht selten äußerst bestürzend. Bleiben die Umstände der<br />

Überlieferung ungenügend berücksichtigt, kann es zu Überinterpretationen einzelner Unterlagen<br />

oder Informationen kommen. Über den Forschungsgegenstand MfS oder auch SED im<br />

MfS hinaus bieten die Unterlagen des Teilbestandes SED-KL im MfS den Vertretern der renommierten<br />

DDR-Forschung heute kaum noch Neues. Vielmehr stellt sich angesichts des<br />

Teilbestandes SED-KL im MfS die Frage, ob wir uns nach der zehnjährigen Flut an<br />

Veröffentlichungen aus Unterlagen des MfS heute in der Geschichte der Deutschen besser<br />

auskennen als vor der Aktenöffnung, oder ob wir nur sehr viel genauer Bescheid wissen um<br />

die in der geschlossenen Gesellschaft geheim gebliebenen Details?<br />

Die Frage kann nicht uneingeschränkt mit Ja beantwortet werden. Klar ist, dass für die meisten<br />

DDR-Forscher die Staatssicherheit erst zum Thema wurde, als sie sich auflöste. Es gibt<br />

heute durch die spezielle Publizistik zur Staatssicherheit viel Dokumentation, viel Präzisierung<br />

und viele Fakten, die früher gehegte Vermutungen bestätigen. Herrmann Weber warnte<br />

1997 sehr eindringlich vor einer einseitigen, asymmetrischen Aufarbeitung der Geschichte<br />

der DDR. 69 Erst die Aufarbeitung diverser Dokumente aus unterschiedlichen historisch relevanten<br />

Quellen lässt gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu. Bleiben den Forschern<br />

einzelne Quellenbereiche verschlossen, so schadet dies der Verifizierung oder Falsifizierung<br />

bestimmter Aussagen und damit der Wahrheitsfindung. Der Trend, überraschende Funde zu<br />

publizieren, kann den bisherigen Forschungsstand unterminieren. Es handelt sich hierbei<br />

nicht allein um einen Reflex aus der schnellen Aktenöffnung, sondern auch um ein um sich<br />

greifendes neues Moment in der Informationsgesellschaft. Unsere heutige Gesellschaft neigt<br />

dazu, weniger auf die fundierte quellenkritische Kärrnerarbeit zu setzen als auf den schnellen<br />

Abgleich der leicht zugänglichen Information von beliebiger Herkunft. In Vergessenheit gerät<br />

dabei auch die Gepflogenheit, für andere Forscher und den geneigten Leser stets deutlich<br />

anzumerken, wann man sich vom bislang gesicherten Erkenntnisstand löst und darüber hinausgeht<br />

oder warum man widerspricht.<br />

Die quellenkritische Sicht verlangt, unbedingt die Rahmenbedingungen der Überlieferung<br />

des Teilbestandes zu beachten. Diese Umstände sind beim Teilbestand SED-KL im MfS<br />

durchaus noch nicht bis ins Letzte geklärt, was sich u. a. in der fehlenden Anbindung des<br />

Apparates der Kreisleitung im Organigramm in der BStU-Homepage zeigt (Anlage 3).<br />

69 Hermann Weber. „Asymmetrie" bei der Erforschung des Kommunismus und der DDR-Geschichte? Probleme<br />

mit Archivalien, dem Forschungsstand und bei den Wertungen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur<br />

Wochenzeitung Das Parlament, B 26/97, S. 3-14.<br />

28


Parteiarbeit gab es im MfS nicht nur in der Kreisleitung, sondern in jeder Diensteinheit. Über<br />

grobe strukturelle Anbindungen hinaus sind die Entscheidungswege unterhalb der oberen<br />

Ebene weiter heraus zu arbeiten. Auf Grund des hohen Grades an Durchmischung dienstlicher<br />

Kompetenzen mit Parteifunktionen und auf Grund der Vielfalt der Aufgabenverknüpfungen<br />

innerhalb der Hierarchien bleibt dieser Klärungsprozess schwierig. Das beginnt mit der<br />

Frage, wie lange die Weisungskompetenz gegenüber dem MfS noch bei der SMAD lag und<br />

ab wann sie nahezu vollständig an das Politbüro überging und was von dort wann der nachgeordneten<br />

Abteilung Sicherheitsfragen des ZK der SED überantwortet wurde. Selbst die<br />

Verhältnisse zwischen dem Kollegium des MfS und dem Sektor MfS der Abteilung Sicherheitsfragen<br />

sind nur durch übergreifende Quellenstudien hinterfragbar. Anhand der Quellen<br />

aus unterschiedlicher Provenienz muss noch genauer herausgearbeitet werden, wie sich die<br />

Abstimmung der staatlichen Ebene mit der im kleineren Kreis der Entscheidungsträger in der<br />

SED im MfS vollzog und wie sich die zentralen parteilichen Vorgaben über die Befehlsstrukturen<br />

innerhalb der Stellvertreterbereiche bis hinab auf die unterste Ebene des MfS umsetzten.<br />

Für diese Forschung stehen den mittlerweile 211 lfm erschlossener Unterlagen der SED-KL<br />

im MfS erst einmal die weitaus umfangreicheren rd. 2850 lfm Schriftgut gegenüber, die das<br />

Zentralkomitee der SED im Dezember 1989 hinterließ. Hier zählt die vollständig erschlossene<br />

Überlieferung zur Abteilung Sicherheitsfragen mit ihrem Sektor MfS nur 27 lfm. 70 Daneben<br />

gibt es in den Landesarchiven der neuen Länder und Berlins die Quellen zur SED auf regionaler<br />

Ebene, aus den Bezirksleitungen der SED. Nach beiden Seiten hin enthält der TB<br />

SED-KL im MfS parallele Überlieferungen, wie die Beschlüsse des Sekretariats des Zentralkomitees<br />

oder die Protokolle der Beratungen mit den 1. Sekretären der Kreisleitungen der<br />

SED und andere "graue" Literatur. Der Teilbestand SED-KL im MfS und die Bestände zur<br />

SED in den anderen Archiven ergänzen einander durch die konkreten Nachweise über die<br />

Umsetzung der zentralen politischen Vorgaben im jeweils nachgeordneten Bereich, MfSseitig<br />

vor allem im Hinblick auf die Strategie und Taktik des nackten Machterhalts im Innern.<br />

Hier können die Unterlagen des Teilbestandes offen legen, wie die Vorgaben der Parteiführung<br />

innerhalb der Geheimpolizei über alle Ebenen bis zum konkreten Einsatz vor Ort methodisch<br />

und praktisch umgesetzt wurden. Aus diesem übergreifenden Blickwinkel heraus<br />

können sich Analysen zu den speziellen Entscheidungsprozessen in der SED-Führung auf<br />

die Dokumentenbasis in Form der Unterlagen des Teilbestandes SED-KL im MfS gründen.<br />

Nur so ist an Hand der Unterlagen des MfS eine solide Abrundung der bereits vorliegenden<br />

Forschungsergebnisse zum Sicherheitsdenken im ZK der SED und auch zu der einen oder<br />

anderen Entscheidungen im Politbüro möglich. Der Forschung kann dabei zu Gute kommen,<br />

70 Siehe: Die Bestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv.<br />

Kurzübersicht. Edition Colloquium, Berlin 1996, S. 36.<br />

29


dass die Berichte der SED im MfS, da sie auf eine operative Auswertung hin formuliert wurden,<br />

sachlicher und genauer sind, als die sonst üblichen Berichterstattungen in der SED.<br />

Über vergleichende Recherchen hinaus sind die Unterlagen des Teilbestands SED-KL im<br />

MfS natürlich unabdingbar für die Forschung zum MfS selbst. Die Entwicklung der Struktur<br />

der Parteiorganisation und der Massenorganisationen im MfS verlief parallel zu der des<br />

Dienstes. Die Kreisleitung der SED im MfS hat über die Jahrzehnte der Tätigkeit des MfS<br />

alle Strukturveränderungen innerhalb des Dienstes mit vorbereitet und begleitet und dabei<br />

auch die Struktur der eigenen Parteiorganisation stets mit verändert. Insofern gibt es auch<br />

auf Linie, d. h. nach jeder Provenienz von MfS-Unterlagen, Ablagen und Informationen zur<br />

SED-Parteiorganisation. Sie sind je nach Themenstellung und Interesse mit heranzuziehen,<br />

bei Forschungen zur Opposition und Kirche anders als bei Forschungen zum Reise- und<br />

Transitverkehr, zur Außenpolitik und zur Terrorismusabwehr oder zum Themenkreis Sexualität,<br />

Jugend und Familie.<br />

Über den Evidenzwert hinaus bemisst sich der Wert von Unterlagen für die Forschung nach<br />

den darin enthaltenen Informationswerten. Unter beiden Gesichtspunkten geht es um die<br />

Anzahl der konkreten Fragen, die sich an Hand der Informationen des Teilbestandes erschöpfend<br />

beantworten lassen. Nicht unerheblich ist dabei das Gewicht der einzelnen Fragestellung,<br />

die Aussicht, dass man gerade diese Fragen auf lange Zeit hin immer wieder auf<br />

neue Art stellen wird. Eine solche gewichtige und zukunftsträchtige Frage ist die nach dem<br />

Verhältnis von SED und MfS, wer wem wie diente und ob das MfS der Staat im Staate war<br />

oder nachweislich "nur" das Schild und Schwert der Partei. Dieser Frage sind sowohl die<br />

BStU-internen als auch zahlreiche externe Forscher sehr eingehend und mit großem Erfolg<br />

an Hand der Unterlagen des Teilbestandes nachgegangen. 71 Für diese Fragestellung legt<br />

der Teilbestand "SED-Kreisleitung im MfS" die Verzahnung der Strukturen der SED mit den<br />

Mechanismen des Überwachungsapparates wie kaum ein anderer Teilbestand an MfS-<br />

Unterlagen bloß. Zudem darf, was die Ernsthaftigkeit des ersichtlichen Planens und Handelns<br />

angeht, bei den Unterlagen aus den Führungsbereichen des Apparates der Kreisleitung<br />

von einem hohen Wahrheitsgehalt ausgegangen werden. Die Quellen lassen keinen<br />

Zweifel darüber, dass das MfS zu jedem Zeitpunkt und in jeder Hinsicht als das bedingungslos<br />

agierende bewaffnete Organ im Dienste der Führung der SED tätig wurde.<br />

Hier bieten die Unterlagen des Teilbestandes auch sehr intime Innenansichten zu den Ängsten<br />

und Wahnvorstellungen der Minderheit, die nach dem Trauma eigener politischer Verfolgung<br />

im Nationalsozialismus und nach Krieg und Befreiung mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht<br />

die Herrschaft im Osten Deutschlands übernahm. Die Blendung mit dem Antifaschismus,<br />

die Vorstellung, von Feinden im eigenen Land bedroht und von äußeren umstellt<br />

zu sein und die ideologische Verhaftung in der eigenen, nach vorn geschlossenen Weltan-<br />

71 Zu den Arbeiten der Forschungsabteilung der Behörde siehe die Literatur in Anmerkung 68.<br />

30


schauung führten über die militärische Disziplin im MfS geradezu zwanghaft zum Mundtotmachen<br />

jeder andersartigen Meinung. Ersichtlich wird, wie das Leugnen von politischen und<br />

ökonomischen Tatsachen zu einem schleichenden Wirklichkeitsverlust führte und sich<br />

schließlich in die fixe Idee hinein steigerte, dass große Gruppen von Einzelnen irren, die kollektive<br />

Führung an der Parteispitze aber nie. Aus den Quellen heraus werden diese Vorstellungen<br />

greifbar als die verschiedenen Seiten ein und derselben Neurose der Macht.<br />

Der Teilbestand hält hierzu für die Forschung auch wertvolle Informationen zu einzelnen Betroffenen<br />

bereit. Darunter finden sich die nichtstalinistischen ehemaligen SED-Mitglieder Robert<br />

Havemann, Walter Janka, Wolfgang Harich oder Rudolf Bahro, um den Anfang einer<br />

längeren Reihe zu benennen. Anzumerken ist, dass der Teilbestand hier kaum Fakten enthält,<br />

die über die Informationen in den großen personenbezogenen Ablagen zu diesen Personen<br />

hinausreichen. Der Wert der Sachakten besteht aber gerade darin, dass ihr Inhalt über<br />

den Einzelfall hinausweist und ein Abstrahieren ermöglicht. Gegenüber der 57bändigen<br />

personenbezogenen Ablage zu Robert Havemann enthält der Sachakt mit der parteiinternen<br />

Begründung zur Verfahrensweise in seinem Fall in äußerst knapper Form die Sicht der Parteiführung<br />

auf die gesamte Auseinandersetzung um die Wirtschafts- und Kulturpolitik der<br />

SED seit 1956. 72 Der Wortlaut der 9 DIN-A-4-seitigen Ausfertigung der Begründung des Büros<br />

des Politbüros mit den darin zitierten Positionen Havemanns erhellt das Gewicht dieser<br />

Auseinandersetzung, das angesichts der offenen Situation im Jahre 1956 in Ungarn weit<br />

über die engen Verhältnisse der DDR hinausreichte. Der Schriftsatz ist geeignet, selbst dem<br />

letzten noch lebenden Stalinisten die historische Dimension der Fehlentscheidungen der<br />

Parteiführung vor Augen zu führen. Das erste Zitat Havemanns im Anhang der Begründung<br />

des ZK in der für parteiinterne Abrechnungen üblichen indirekten Rede lautet:<br />

„Die Ereignisse in Ungarn und Polen würden lehren, dass die Volks-<br />

massen nach Demokratisierung drängen. Sollte die Partei das zu<br />

bremsen versuchen, wird sie von den Massen getrieben und über die-<br />

se Bremser (die Partei) wird die Geschichte hinweggehen. Er for-<br />

derte, daß man alle Kanäle öffnen müsse. Wenn man sie nicht öff-<br />

net, wird es zum Stau kommen. Dann aber würde man möglicherweise<br />

wieder sagen, das waren Agenten, wie das im Zusammenhang mit dem<br />

17. Juni 1953 behauptet wird. Es sei jedoch bekannt, dass in der<br />

Partei und bei der Bevölkerung eine große Mißstimmung und Unzu-<br />

friedenheit vorhanden ist, an der die Partei die Schuld trage; sie<br />

liefere den Zündstoff." 73<br />

72 Siehe dazu: Rundschreiben des ZK der SED an die 1. Sekretäre der Bezirks- und Kreisleitungen betreffs<br />

Bestätigung des Beschlusses der ZPKK vom 24.06.1964 über den Ausschluß von Prof. Dr. Havemann aus der<br />

Partei. Maschinenschriftlicher Durchschlag des parteiinternen Beschlusses des Sekretariats des ZK vom<br />

16. Juli 1964. Vertrauliche Verschlußsache (ZK 02 56/64 – 809), in: MfS SED-KL Nr. 1179.<br />

73 Ebenda, Anhang S. 3.<br />

31


Im Gegensatz zu anderen Teilbeständen lässt der Teilbestand wenig Raum zur Erforschung<br />

des durchschnittlichen, normalen Lebens in der DDR. Fast alles dreht sich um die Erhaltung<br />

der Herrschaftsstrukturen, um die Organisation des Dienstes und um den damit verbundenen<br />

Alltag und die Lebenswelt der Tschekisten. Gelegentlich vom Büro des Politbüros zur<br />

Kenntnis gegebene Beschlüsse wie der zur Produktion von Mischkaffe aus 51 % Röstkaffee<br />

und 49 % Surrogaten aus dem Jahre 1977 ändern an dieser Einschätzung nichts. 74<br />

Es finden sich hingegen aussagekräftige Belege vom Alltag in der Geheimpolizei. Wer sich<br />

mit diesem „Schmutz“ an Information befasst, blickt immer wieder in tiefe Abgründe, denn die<br />

Alltagsbewältigung der Genossen Tschekisten war so doppelbödig wie die dahinter stehenden<br />

Lebensentwürfe, Verhaltensmuster und Charaktere. Die überlieferten Eingeständnisse<br />

betreffen die als Diktatur begriffene und im Kreis der Führung wie im Parteilehrjahr ganz<br />

selbstverständlich so bezeichnete Herrschaft und deren festungsartige Verbarrikadierung<br />

entlang der Staatsgrenze. Sie zeigen die in der großen Ost-West-Auseinandersetzung mit<br />

den Jahren immer einfältiger daherkommende Antwort auf die Frage von Krieg und Frieden<br />

und ihre Instrumentalisierung als dem stets verfügbaren Argument in der Wahrheitsfindung<br />

wie gegenüber Mängeln in der Wirtschaft und Versorgung.<br />

Zur irrsinnigen Verstiegenheit im Anspruch auf Wahrheit kam die kalt berechnete Handhabung<br />

der Mechanismen der Macht. Beides bedingte die für das MfS typische, bis in die untersten<br />

Chargen der Mitarbeiter reichende Arroganz gegenüber dem eigenen Volk, von dessen<br />

Arbeit sie als sozial Bessergestellte lebten. So tritt aus den Unterlagen zur SED in den<br />

Reihen der Geheimpolizei das Scheitern der damaligen Obrigkeit auch sehr gewöhnlich zutage,<br />

in Gestalt einer weit verbreiteten menschlichen Unzulänglichkeit bei gleichzeitig überzogenem<br />

Anspruchsdenken. Die Jahrtausendfrage nach dem Fortschritt in der Geschichte<br />

beantwortet sich aus den Unterlagen des Teilbestandes heraus als die immer neue Wiederkehr<br />

des Gleichen. Traurige Gewissheit liefert bereits das Hinterfragen der Aufrichtigkeit, wo<br />

es um den Umgang der Tschekisten mit der Meinung der Genossen an ihrer Seite geht. Dem<br />

Protokoll zu den Parteiwahlen im MfS im Jahre 1950 nach vollzog sich die in der DDR vielbeschworene<br />

Durchsetzung der leninschen Prinzipien auf dem Weg der SED zu einer Partei<br />

neuen Typus als reine Farce. Die Unaufrichtigkeit in der Frage des demokratischen Zentralismus<br />

zeigt sich hier in der Umgehung der direkten Wahl des 1. Sekretärs und der von den<br />

Mitgliedern abverlangten Duldung der späteren Einsetzung Isolde Sobecks durch das Zentralkomitee<br />

der SED. In der Diktion eines routinemäßig nach oben berichtenden Funktionärs<br />

vermerkt das Protokoll des frisch gewählten Kreisleitungsmitgliedes Hauck zu den ersten<br />

Wahlen in der Parteiorganisation VII/c 1 im Juni 1952:<br />

74 Siehe: Schreibens des Büros des Politbüros vom 29.06.1977 an die Leiter der Abteilungen des ZK. Beschluß<br />

zur Durchführung der Produktion und der Versorgung mit Kaffee- und Kakaoerzeugnissen, in: MfS SED-KL Nr.<br />

811.<br />

32


„Die Diskussion erstreckte sich lediglich dahingehend, dass von<br />

einigen Genossen die Anfrage gerichtet wurde, ob es in unserem Mi-<br />

nisterium möglich ist, dass die Funktion des 1. Sekretärs der<br />

Kreisleitung von einem Genossen bekleidet wird, der nicht als Mit-<br />

glied der Kreisleitung gewählt worden ist.<br />

Hierauf gab die Genossin Sobeck die Auskunft, dass diese Möglich-<br />

keit innerhalb unseres Landesverbandes besteht, da es nach dem<br />

bisherigen Überblick kaum möglich sein wird, dass ein Genosse der<br />

gewählten Kreisleitung von der operativen Arbeit entbunden und als<br />

Kreissekretär vorgeschlagen wird." 75<br />

Der große Mangel an moralischer Integrität beim Führungspersonal soll noch durch eine<br />

zweite Textstelle belegt werden, wo es kurz nach dem 17. Juni 1953 um die Verständigung<br />

über ein Minimum an Bildung und menschlicher Reife beim rekrutierten Personal geht:<br />

„Ich möchte noch besonders zum Genossen Mielke Stellung nehmen.<br />

Der Genosse Mielke hat auf der Kreisparteiaktivtagung im Februar<br />

ungefähr folgendes gesagt: Einmal sprach er davon, dass die fach-<br />

liche Arbeit mehr in den Vordergrund gestellt werden muß ... Als<br />

in der Diskussion zum Ausdruck gebracht wurde, dass wir Mitarbei-<br />

ter haben, die weder schreiben noch lesen können, hat der Genosse<br />

Mielke gesagt: 'Hauptsache, sie können festnehmen.'<br />

Wie kann ein Staatssekreär, Mitglied des ZK sich bei einer Kreis-<br />

parteiaktivtagung sich derartige Schnitzer erlauben ..." 76<br />

Die Parteiorganisation im MfS war demnach zu keinem Zeitpunkt die ersehnte glückliche<br />

Gemeinschaft der Mitglieder, sondern Mittel zur Disziplinierung der militärisch organisierten<br />

und bewaffneten Männerdomäne. Diese Disziplinierung erfolgte, so wie anderenorts auch,<br />

mittels Kaderpolitik und Nachwuchsförderung, Bevormundung und Gängelei und den Exzessen<br />

der parteiinternen Säuberung. Dazu eine Protokollstelle aus den Tagen der MfS-internen<br />

Abrechnung mit dem verstoßenen ersten Minister des MfS Wilhelm Zaisser:<br />

„Ich möchte meine Stellungnahme mit der Frage Zaisser beginnen.<br />

Zaisser wurde vom KL als Parteifeind entlarvt. Während der bisher<br />

schwierigsten Periode unserer Partei hat Zaisser den Feinden di-<br />

rekt in die Hände gearbeitet. Er hat versucht, die proletarische<br />

Parteiführung zu entfernen und die Errungenschaften der Werktäti-<br />

gen in der Deutschen Demokratischen Republik zu vernichten." 77<br />

75<br />

Protokoll über die konstituierende Sitzung der Kreisleitung VII c/ 1 am 25.06.1952, in: MfS SED-KL Nr.<br />

1378, BStU 000 329.<br />

76<br />

Protokoll über die am 19.08.1953 stattgefundene erweiterte Kreisleitungssitzung. Diskussion und Abstimmung<br />

über die Entschließung, in: MfS SED-KL Nr. 236, BStU 000 002. Auszug mit Wiedergabe der Fehler.<br />

77<br />

Protokoll über die am 19.08.1953 stattgefundene erweiterte Kreisleitungssitzung. Diskussion und Abstimmung<br />

über die Entschließung, in: MfS SED-KL Nr. 236, BStU 000 001.<br />

33


Auch insofern liefern die Unterlagen des Teilbestandes für die Forschung nichts grundsätzlich<br />

Neues. Sie zeigen, wie selbstverständlich sich das Wüten in den eigenen Reihen auch<br />

im Staatssicherheitsdienst unter den Augen und mit der Billigung der Parteimitglieder vollzog.<br />

Das vorhandene Bild von der Gesellschaft dieser Zeit lässt sich so auf die Zustände im<br />

Staatssicherheitsdienst erweitern und nach dort zurückführen.<br />

Recherchiert man zur SED im MfS übergreifend und damit auch nach anderer Provenienz,<br />

wird man auf die eine oder andere Unterlage des Personalaktenbestandes nicht verzichten.<br />

Im Fall des Mitarbeiters und späteren langjährigen 1. Sekretärs der Parteiorganisation Gerhard<br />

Heidenreich geht aus den personenbezogenen Unterlagen ein für Arbeiter aus einem<br />

kommunistischen Milieu eher durchschnittlicher Lebensbeginn hervor: Zugehörigkeit zum<br />

Spartakusbund und zum Kommunistischen Jugendverband, keine Lehrstelle, zweijährige<br />

Haft wegen illegaler Tätigkeit nach 1933. Von 1937 bis 1944 fand er Arbeit als Transportarbeiter<br />

in einer Ofenbaufirma, keine politische Betätigung bis Anfang 1944, wegen Kurzsichtigkeit<br />

kein Dienst in der Wehrmacht, Volkssturm viertes Aufgebot. Im März 1945 war Heidenreich<br />

an der Sprengung des Kellers der Ortsgruppenleitung der NSDAP in Breslau-<br />

Gneisenau beteiligt. Die Textstelle im handschriftlichen Lebenslauf Heidenreichs vom<br />

29.11.1953 lautet:<br />

„Vier Nazifunktionäre wurden getötet und 17 verletzt. Nach der Ein-<br />

nahme der Stadt durch die Sowjet Armee half ich dieser bei der Ver-<br />

haftung von aktiven Nazis und SS Leuten." 78<br />

Nach kurzzeitiger Inhaftierung, weil er als 28jähriger in Zivil Verdacht erregte, ging es im Juli<br />

1945 in einem Treck aus 200 "Genossen" unter sowjetischem Begleitschutz nach Dresden.<br />

Es folgte eine Zeit als FDJ-Funktionär in Plauen, dann beim Zentralrat in Berlin, eine begeistert<br />

erlebte Reise in die Sowjetunion, während der 1. Parteikonferenz die Sprungkarriere ins<br />

ZK der SED, ab August 1951 Arbeit im Außenpolitischen Nachrichtendienst der Deutschen<br />

Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften, im Institut für wirtschaftswissenschaftliche<br />

Forschung, nach dem 17. Juni 1953 der Einsatz als Instrukteur in der operativen Arbeit. In<br />

dieser Phase seiner Parteiarbeit war für Heidenreich kurzzeitig bedeutsam, dass er vor dem<br />

Wohnhaus in der Wolfshagener Straße 79 in Pankow im Gespräch mit einem Genossen seine<br />

Aktentasche stehen ließ, darin ein Situationsbericht über die Stimmung der Bevölkerung<br />

im Bezirk Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Das brachte ihm eine Rüge und einen Umzug ein, in<br />

die Roedernstraße in Hohenschönhausen. Danach geht der unaufhaltsame Aufstieg weiter,<br />

ohne Hemmung, was für die familiären Bindungen bedeutete, dass er im September 1955<br />

die Gesinnung seiner nach Westdeutschland verzogenen Verwandtschaft durchleuchten<br />

ließ. 79 Der Teilbestand enthält ausreichend vom MfS als streng geheim eingestufte Vermerke<br />

78 Siehe: Lebenslauf vom 29.11.1953, in: MfS KS 22 829/90, BStU 000 045.<br />

79 Siehe: Schreiben vom 04.09.1955 an Genossen Generalmajor Wolf, in: Ebenda, BStU 000 036.<br />

34


der KL an die Disziplinarabteilung der Hauptabteilung Kader und Schulung, wo sich Heidenreich<br />

mit dem Vorsitzenden der Kreisparteikontrollkommission und dem zuständigen Kaderinstrukteur<br />

über Maßnahmen zur Gewährleistung der Wachsamkeit und Reinheit in der Mitgliedschaft<br />

berät und das Vorgehen in Einzelfällen mitentscheidet. So wird der Wechsel aus<br />

immer neuen Hoffnungen und Enttäuschungen mit dem Überwachungsstaat, der das Leben<br />

in der DDR prägte, bis in die Zustände in der Parteiorganisation der SED im MfS nachzeichenbar.<br />

Im Teilbestand finden sich dazu auch die halbjährlich abverlangten statistischen<br />

Zusammenfassungen. 80<br />

Zweifellos gibt die Tätigkeit der SED-Kreisleitung auch einen ganz eigenständigen Forschungsgegenstand<br />

ab, für den die Überlieferung des Teilbestandes bestens geeignet ist.<br />

Auf dem Gebiet der Finanzen reicht die inhaltliche Breite z. B. von der Einrichtung einer eigenen<br />

Sparkasse im MfS über die Erörterungen der ersten Mittelkürzungen Anfang der achtziger<br />

Jahre bis zu den Nachweisen der Beitragszahlungen Ende der achtziger Jahre. Stichprobenhochrechnungen<br />

und EDV-Auswertungen an Hand von Quittungslisten kommen auf<br />

83–87% Parteimitglieder im MfS allgemein bei weniger als 50% im Wachregiment. Diese<br />

Zahlen sind allerdings nicht ganz stimmig, da die Zählweise der SED-KL nachweislich von<br />

den wirklichen Mitarbeiterzahlen abweicht. Jens Gieseke geht in diesem Punkt davon aus,<br />

dass einzelne Bereiche ausgespart wurden. 81<br />

Trotz dieser Ungenauigkeit können die Unterlagen des Teilbestandes für Forschungen zur<br />

Personalstruktur im Apparat der KL herangezogen werden, so z. B. zur Untersuchung der<br />

Rekrutierungs- und Kaderpolitik und der Förderung der Nomenklatura. Die Informationen<br />

ergänzen die Daten in den Unterlagen des Teilbestandes mit denen in der Personalablage<br />

zu den hauptamtlichen Mitarbeitern. Die anlässlich des Parteieintritts gefertigten Lebensläufe<br />

legen die Eingangsgrößen und Motive der Altkadergeneration offen und lassen sich mit den<br />

Angaben zu jenem Nachwuchs vergleichen, der ausschließlich während der DDR sozialisiert<br />

wurde.<br />

Blickt man auf die innere Verfassung der Parteiorganisation, so fällt aus heutiger Sicht die<br />

starke Einmütigkeit in der Meinungsbildung ins Auge. Untersuchungen hierzu setzten bei der<br />

psychologischen Situation im Sicherheitsmilieu der militärischen Organisation und bei der<br />

äußerst unkritischen Aneignung des Marxismus-Leninismus und seiner bedingungslosen<br />

Akzeptanz als Weltanschauung an. Wie in der DDR allgemein üblich wurde der Grad an Verinnerlichung<br />

an der Motivation zur "fachlichen" Leistung, d. h. an der Befehlsausführung des<br />

einzelnen Mitglieds, bemessen. Wer sich dem Studium der langatmigen und ermüdenden<br />

Berichterstattungen der Parteigruppenleitungen an die übergeordneten Instanzen unterzieht,<br />

80 Siehe: MfS SED-KL Nr. 1115, 3049, 4149 und 4153.<br />

81 Siehe dazu: Jens Gieseke. Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt<br />

1950-1989/90, in: Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten, Bd. 20,<br />

Berlin 2000, S. 423.<br />

35


kann zu differenzierteren Erkenntnissen im Hinblick auf die Akzeptanz der marxistischleninistischen<br />

Lehre, Agitation und Propaganda gelangen. Für allgemeinere Untersuchungen<br />

zum Bildungsstand der Mitarbeiter eignen sich die Unterlagen nur bedingt, da es ausnahmslos<br />

um rein parteiinterne politisch-ideologische Schulungen, um die staatlich organisierte<br />

politische und ideologische Weiterbildung und um die ideologisch umkränzte fachliche Ausbildung,<br />

die politisch-operative Arbeit, geht.<br />

Die Unterlagen lassen erkennen, wie die im MfS hoch gehaltene Traditionspflege die Beibehaltung<br />

proletarischer Verhaltensmuster förderte und zum Beharren auf dem Denken in<br />

Klassengegensätzen führte. Auffällig ist nicht nur die in der SED weit verbreitete Abneigung<br />

gegen alles Intellektuelle, sondern auch der stete Hang zur Drohgebärde und zur Anwendung<br />

von Gewalt. Direkte Bezüge zu den Saalschlachten und den "proletarischen Abreibungen"<br />

der Weimarer Republik drängen sich auf. Was die Tätigkeit der Mitarbeiter des Apparates<br />

der Kreisleitung der SED im MfS angeht, so wechselten Gedankenarmut, Gleichgültigkeit<br />

und Abgebrühtheit einander ab mit Berechnung, Schlauheit und Niedertracht. Die zahlreichen<br />

Selbstzeugnisse weithin fehlenden Unrechtsbewusstseins unter den Funktionären finden<br />

sich im Teilbestand recht übergangslos neben den nachgeplapperten Bekenntnissen<br />

einfacherer Genossen oder der grotesk anmutenden tschekistischen Kunst. Bei einem der<br />

führenden Lyriker der Arbeitsgemeinschaft "Schreibende Tschekisten" der SED-KL lassen<br />

sich die Irrwege dieses Daseins in pathetisch überhöhtem Stil nachlesen, wie folgt:<br />

Rückkehr des Kundschafters<br />

Die Jahre<br />

ins Gesicht eingemeißelt<br />

Wie Jahrzehnte.<br />

Damals<br />

Bruch mit allen und jedem.<br />

Der Auftrag.<br />

Danach<br />

Lernen.<br />

Lernen reden wie SIE,<br />

lernen aussehen wie SIE,<br />

lernen denken wie SIE,<br />

lernen sich zeigen wie SIE<br />

und immer sein<br />

wie WIR.<br />

Die Arbeit:<br />

verstellen,<br />

verstecken,<br />

36


erkunden,<br />

übermitteln,<br />

täuschen,<br />

und schweigen.<br />

Der Lohn:<br />

Jahre Frieden. 82<br />

Neben den Mechanismen von militärischer Führung und Gefolgschaft zeigen die Unterlagen<br />

den hoch entwickelten Grad an Fürsorge, die der Staat den von ihm korrumpierten Trägern<br />

angedeihen ließ. Das reicht von der vergleichsweise besseren Bezahlung, wo mehr als 120.-<br />

Mark monatlicher Parteibeitrag keine Ausnahme mehr waren, über die Zuweisung von Wohnungen<br />

in bester Lage und die Verteilung von Wochenendgrundstücken bis zur Vermittlung<br />

von Urlaubsplätzen im In- und Ausland. Hier lassen die Unterlagen die generell vorhandene<br />

überdurchschnittliche Privilegierung der MfS-Angehörigen deutlich werden und auch die fein<br />

abgestuften Möglichkeiten der Erlangung zusätzlicher Freiräume in Abhängigkeit von der<br />

individuellen Stellung. Nachvollziehbar wird die mit den Jahren zunehmende familiäre<br />

Verflechtung der Beziehungen der Mitarbeiter des MfS untereinander, die Kriterien der<br />

sozialen Herkunft und politischen Gesinnung standhalten mussten, und die Abschottung<br />

dieses Geflechts an Bindungen gegenüber der Gesellschaft außerhalb des Dienstes. Die<br />

Unterlagen des Teilbestandes liefern hier den Rohstoff für spezifische Untersuchungen über<br />

Zwang und Konsens im MfS, gegenseitige Zuwendung und Überwachung, über das<br />

schweigende Dulden und Zustimmen wie auch über die Marotten des Lebens in der Nische,<br />

die für die späte DDR so kennzeichnend waren.<br />

Der Teilbestand enthält reichlich Information für ein äußerst beschämendes Kapitel zu den<br />

disziplinarisch geahndeten moralischen Entgleisungen von MfS-Angehörigen. Bei den zusammenfassenden<br />

Berichten oder Vorlagen hierzu handelt es sich allerdings in der Regel<br />

nur um die Ausfertigungen von Meldungen, deren Original zeitnah zum Vorkommnis dem<br />

Sekretariat des Ministers, dem Büro der Leitung oder der Auswertungs- und Kontrollgruppe<br />

der Hauptabteilung Kader und Schulung übergeben wurde. So lässt sich in Unterlagen anderer<br />

Provenienz, auf der staatlichen Leitungsebene, oftmals eine noch aussagekräftigere Information<br />

finden. Für Milieustudien lohnt sich der Blick auf den unter den Geheimdienstlern<br />

weit verbreiteten Alkoholmissbrauch und die in der Parteiorganisation viel diskutierten Fälle<br />

außerehelicher Beziehungen, die Vergleichsstudien zu anderen Bereichen in der Gesellschaft<br />

nahe legen. Es stellt sich ganz allgemein die Frage, wie sehr darin ein Ausgleich für<br />

die ständig erforderliche Selbstkontrolle der Mitarbeiter gesehen werden kann, welche<br />

Persönlichkeitsverluste die Anpassung intern hervorrief. Es finden sich die für Dienste<br />

üblichen Zeugnisse der Nachsorge gegenüber Ausgeschiedenen und Entlassenen und<br />

82 Arndt Beger. Rückkehr des Kundschafters, in: MfS SED-KL Nr. 4955.<br />

37


Zeugnisse der Nachsorge gegenüber Ausgeschiedenen und Entlassenen und deren Familienangehörigen.<br />

Wichtiger als die Zeugnisse vom individuellen Versagen der Funktionäre und SED-Mitglieder<br />

im MfS sind die Mechanismen des hemmungslosen Vortriebs der Macht bis in den letzten<br />

Winkel des öffentlichen und privaten Raums. Am Beispiel der Verhältnisse im MfS wird aus<br />

den Unterlagen heraus das innere Bedingungsgefüge erkennbar, das über den Kreis der<br />

SED-Mitglieder im MfS hinaus zum Grundverständnis des untergegangenen Herrschaftssystems<br />

gehört. Die Mechanismen der ideologischen Ausrichtung und die damit einhergehende<br />

Disziplinierung der „Genossen Tschekisten" reichten von der Anhörung im Kreis der Parteigruppe<br />

über eine ganze Reihe diskret abgestufter Methoden bis hinauf zur Allmacht der Parteikontrollkommission.<br />

Blatt 3 der Begleitkarte für Vorgang zum Parteiverfahren hält dazu<br />

eine Auflistung von Gründen des Parteiverfahrens bereit, wo sich für jedes Mitglied in jeder<br />

Situation ein passendes Delikt fand und lediglich noch angekreuzt werden brauchte, und sei<br />

es der für die SED wie das MfS gleichermaßen hanebüchene Punkt „Mißachtung und Unterdrückung<br />

der Kritik" 83 . Angesichts drohender Bestrafung blieb dem Einzelnen in der Regel<br />

nur der Weg der reuigen Einkehr vor der Parteigruppe. Nur selten bestand die Chance, sich<br />

mit einer Eingabe erfolgreich an die übergeordnete Leitungsebene zu wenden.<br />

Die schrittweise Abrichtung der „Parteisoldaten" gelang über den Reigen aus der Indoktrination<br />

mit formelhaften Erklärungen, ihrem gebetsmühlenartigen Wiederkäuen im Kreis der<br />

militärisch organisierten Gruppe und der anschließenden Einschätzung der Stimmung und<br />

des Denkens der Truppe vor der jeweils übergeordnete Parteiinstanz. Lehrpläne, Konzeptionen,<br />

Studien, Unterweisungen, Einschätzungen, persönliche Aussprachen und das leidige<br />

Berichtswesen sorgten als Ausgangspunkte eines immer währenden Stroms an parteiinterner<br />

Information dafür, dass die Beeinflussung und Vereinnahmung des einzelnen Tschekisten<br />

zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort abriss.<br />

Der Zustand einer weitgehenden Überwachung der Gesellschaft war zuerst innerhalb des<br />

Ministeriums für Staatssicherheit selbst hergestellt und schürte dort von Beginn an die Angst<br />

des Einzelnen, er könne auffällig werden und in Ungnade fallen. Neben dem fanatischen<br />

Verfolgen hehrer Ziele durch die wenigen wirklich Überzeugten und dem vorrangigen Handeln<br />

aus egoistischen, niederen Beweggründen bei der Masse der Mitarbeiter sprechen aus<br />

den Akten auch Dummheit, Feigheit und Angst als die Ursachen, die dem einzelnen Genossen<br />

den Blick auf die Realitäten des Lebens verstellten. Erst in der Wende und damit gleichsam<br />

„fünf nach zwölf“ kamen zarte Versuche und auch bisweilen heftigere Ansätze zu deutlichem<br />

Widerspruch auf, nicht seitens der Altstalinisten, sondern bei den jungen Wehrdienstlern<br />

im Wachregiment. Dort griff noch einmal eine naive Hoffnung auf Reformfähigkeit des<br />

Systems um sich, während die Führungskader schon begannen, die Vorzüge der freien<br />

83 Siehe: Begleitkarte für Vorgang zum Parteiverfahren, in: MfS SED-KL Nr. 4153, BStU 000 008.<br />

38


Marktwirtschaft für sich zu erkunden.<br />

Eine stärkere Aufarbeitung der genannten Zusammenhänge wäre wünschenswert, schon um<br />

den bisweilen hochgestochenen Mutmaßungen über ein vermeintliches Renegatentum oder<br />

gar eine versprengte Opposition innerhalb des MfS mit Nachdruck zu begegnen. Über die<br />

Jahrzehnte bis 1989 lagen die Gründe für einen Ausschluss aus der SED und die damit einhergehende<br />

Entlassung aus dem MfS in der Regel in moralischen oder in disziplinarischen<br />

Verfehlungen diesseits oder jenseits der Grenze zur gewöhnlichen Kriminalität. Nur in einer<br />

sehr geringen Zahl von Ausnahmefällen waren Austritte durch einen inneren Gewissenskonflikt,<br />

eine willentliche Abkehr oder einen konsequenten Bruch mit dem System bedingt. Eine<br />

der wenigen, angesichts der Mängel in der Grammatik und Rechtschreibung besonders<br />

tröstlichen Erklärungen zu solch einem Schritt lautet:<br />

Austrittserklärung<br />

„2.7.1980<br />

Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Partei der SED, mit<br />

folgender Begründung<br />

- Ich habe nicht das politische Bewußtsein wies ein Parteigenosse<br />

an tag legen sollte<br />

- Ich meine auch ich kann nicht einsehen warum ich jeden Monat<br />

soviel Parteigeld bezahlen muß.<br />

- Desweiteren sehe ich nicht ein fast jeden Montag an Versammlun-<br />

gen teilzunehmen wenn ich in dieser Zeit anderen Dingen nach<br />

gehen kann.<br />

- Ich habe jetzt auch erst die Entscheidung da ich immer noch<br />

dachte das ich doch noch eine andere Entscheidung treffen werde<br />

und mein Bewußtsein weiter entwickelt, aber leider habe ich<br />

keine Lust dazu, zu dieser Entscheidung bin ich eben erst jetzt<br />

gekommen." 84<br />

84 Abschrift. Austrittserklärung vom 2.7.1980, ohne Nennung des Unterzeichneten, in: MfS SED-KL Nr. 833.<br />

39


3.2. Die Verzeichnung durch Aktentitel und Enthält-Vermerk<br />

Innerhalb der deutschen Archivwissenschaft erreichte das Bemühen um die Erhaltung bzw.<br />

Wiederherstellung der vorarchivischen Ordnung mit der bis in unsere Tage nachwirkenden<br />

Lehre von Johannes Papritz einen letzten Höhepunkt. An den heutigen Verhältnissen des<br />

Informationsaufkommens und den Möglichkeiten moderner Erschließungs- und Retrievaltechniken<br />

gemessen wirken die aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammenden Anleitungen<br />

allerdings reichlich antiquiert. 85 Selbstverständlich trifft es zu, dass Schriftgutermittlung<br />

eine hinreichende Kompetenzkenntnis der Behörde voraussetzt, damit keine kompetenzwidrigen<br />

Gruppen gebildet werden. Weiter ist es richtig, dass es vom Wert des Bestandes<br />

und der Arbeitsökonomie des Archivs abhängt, ob und wenn ja, was genau wie und in<br />

welcher Reihenfolge erschlossen wird. Natürlich kommen auf unterschiedliche Aktenstrukturen<br />

unterschiedliche Prinzipien der Formierung und der Titelaufnahme zur Anwendung.<br />

Auch bei den Unterlagen der SED-Kreisleitung ist es die Aufgabe jedes Archivars, die ursprünglichen<br />

Beziehungen zwischen den administrativen Strukturen, die die Akten schufen<br />

und den Informationen, die die Akten enthalten, sichtbar werden zu lassen, was mit der Aktentitelbildung<br />

und dem ggf. nötigen Enthält-Vermerk beginnt. Die ausdrücklich auf die Titelaufnahme<br />

bei Sachakten verfassten Vorgaben von Papritz (Einzelfallprinzip oder Betreffprinzip)<br />

sind für die <strong>Sachaktenerschließung</strong> der MfS-Unterlagen jedoch nicht 1:1 anwendbar. Ein<br />

wichtiger Grund dafür ist die weitgehend zusammenhanglose Überlieferung von Schriftgut in<br />

Form von Bündeln. Abweichend von der traditionellen Herangehensweise erfolgt die Formierung<br />

und Titelbildung durch eine größere Zahl unabhängig voneinander verzeichnender Mitarbeiter<br />

und nicht durch ein im Detail aufeinander abgestimmtes Vorgehen des Fachpersonals.<br />

Der Umstand, dass die „Ablieferungsprovenienzen" der Bündel aus den ehemaligen<br />

Diensteinheiten mit den Entstehungsprovenienzen der darin enthaltenen Unterlagen vielfach<br />

nicht identisch sind, ist Teil der archivischen Normalität der BStU. Leider war für ein geordnetes<br />

Vorgehen im Zuge der Nutzung der Unterlagen in den ersten Jahren wenig Zeit, und<br />

durch das wiederholte Herauslösen einzelner Unterlagen für Zwecke der Strafverfolgung und<br />

der Grundlagenforschung wurden im Ausnahmefall einzelne der anfänglich noch ersichtlichen<br />

Herkunftszusammenhänge für immer zerstört. Auch waren zusätzliche Umsortierungen<br />

im Zuge der Bestandsbildung gelegentlich unumgänglich. So finden sich heute im Teilbestand<br />

SED-Kreisleitung einige wenige Fälle der durch Gerichte oder Forscher herangezogenen<br />

Unterlagen, auf denen die erste Paginierung doppelt oder gar dreifach überklebt wurde.<br />

Anders als bei den Vorgängen aus der politisch-operativen Arbeit des MfS handelt es sich<br />

bei den Unterlagen des TB SED-KL im MfS um sehr unterschiedliches, inhomogenes<br />

85 Die umfänglichen Handlungsanleitungen führen das Für und Wider unter Berücksichtigung aller möglichen<br />

Eventualitäten an archivisch Vorfindbarem und im Zuge der Erschließung zu Bedenkendem minutiös auf. Selbst<br />

die jeweils ansetzbaren Gebrauchseigenschaften alter Hadernpapiere bleiben dabei nicht außer Acht. Siehe: Johannes<br />

Papritz. Archivwissenschaft Bd. 3, Teil III, 1. Archivische Ordnungslehre, Marburg 1983, S. 238f.<br />

40


Schriftgut mit großer inhaltlicher Breite, die von parteiinternem Argumentationsmaterial in<br />

großer Anzahl über Sitzungsprotokolle, Berichte, Referate, Vorträge, Beurteilungen, Eingaben<br />

bis zu Aufnahmeanträgen, Formularen, Wahlberichtsbögen und Karteikarten aus den<br />

Jahren 1948 bis 1989 reicht.<br />

Andere der Papritzschen Prinzipien erweisen sich als uneingeschränkt gültig, finden in der<br />

archivischen Praxis der BStU jedoch mitunter zu wenig Beachtung. Hierzu zählt die Forderung,<br />

dass die Verzeichnung archivintern kein Inhaltsverzeichnis darstellt, sondern lediglich<br />

als Wegweiser durch die Bestände dienen soll. Diese Forderung leuchtet gerade Seiteneinsteigern<br />

und ehemaligen Mitarbeitern aus dem bibliothekarischen Bereich nur schwer ein.<br />

Andererseits sollen Dokumentationswerte, die für die historische Forschung interessant und<br />

durch den Titel nicht genannt sind, durch Intus-Vermerk ersichtlich werden. Archivare sollen<br />

der Forschung das Schriftgut mit ungewöhnlichem Dokumentationswert durch eine detaillierte<br />

Angabe der Inhalte vorhalten und die Forscher durch Angebote vorhandener, noch unbekannter<br />

Möglichkeiten zum Weg ins Archiv anregen. Papritz weicht hier bewusst und für seine<br />

Zeit sehr vorwärtsweisend von den diesbezüglich anderslautenden Vorgaben seiner Vorgänger<br />

Muller, Feith und Frujn ab. 86 Liest man bei Eckhart G. Franz nach, dann sollen sich<br />

die Art und Intensität der Verzeichnung sowohl nach der Struktur des zu erfassenden Archivguts<br />

und dem inhaltlichen Gewicht des Bestandsteils als auch nach der zu erwartenden<br />

Benutzernachfrage richten. Nach Franz genügt vielfach eine kursorische Titelaufnahme, eventuell<br />

sogar als vereinfachte Gruppenverzeichnung. Auch bei gleichförmigen Sachakten<br />

(Parallelakten) kann, wie im Fall der SED-KL im MfS geschehen, durchaus eine zusammenfassende<br />

Gruppenverzeichnung erfolgen (siehe dazu die Abbildung auf S. 42).<br />

Einzelfallakten oder nicht zu weit gefasste Betreffakten sieht Franz durch die übliche Titelbildung<br />

als ausreichend beschrieben, wenn bei Erfordernis durch einen beigefügten Darin-<br />

Vermerk auf nicht erwartete Dokumentationswerte hingewiesen wird. Die Inhaltsanalyse<br />

kann noch weiter ins Einzelne gehen, indem alle vorkommenden Orts- und Personennamen<br />

oder einzelne Sachvorgänge zusätzlich erfasst werden. 87<br />

Den Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen (OVG) nach ist der Nutzer durch die Verzeichnung<br />

an die Akte lediglich heranzuführen. BStU-intern sollen Aktentitel und Enthält-<br />

Vermerk den Unterlageninhalt unter dem Gesichtspunkt der Aufgabenerledigung im MfS so<br />

vollständig und knapp wie möglich wiedergeben. Im Vordergrund der Überlegungen zur Titelbildung<br />

soll also das Spezifische des MfS stehen und weniger die einzelne Begebenheit<br />

bzw. das zufällig mit dem repressiven Wirken des Dienstes verbundene Ereignis aus der<br />

Geschichte der DDR. Es gehört zu den dringlichsten Aufgaben in der Behörde, den Archivaren,<br />

Sachbearbeitern und Bürosachbearbeitern die verschiedenen und z. T. widersprüchlich<br />

86 Siehe: Johannes Papritz, a.a.O., S 187.<br />

87 Siehe.:Eckhart G. Franz. Einführung in die Archivkunde, Darmstadt 1977, S. 77ff.<br />

41


erscheinenden Überlegungen immer wieder nahe zu bringen und eine einheitliche Praxis<br />

abzuverlangen. Es besteht derzeit keine Einigkeit unter den Archivaren im Archiv der Zentralstelle<br />

der BStU, ob nicht teilweise zu detailliert und mit zuviel Aufwand verzeichnet wird.<br />

Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern, die über keine vollwertige Archivausbildung verfügen<br />

und die durch vorausgegangene Tätigkeiten in anderen Bereichen oder Behörden geprägt<br />

wurden, fällt es mitunter schwer, von den bislang gewohnten Vollständigkeitsprinzipien<br />

in der Arbeit Abstand zu gewinnen. Bei einzelnen Mitarbeitern besteht eine ausgeprägte Neigung,<br />

möglichst viele Fundstellen zu Personen ins elektronische Personenregister (EPR)<br />

einzugeben. Beim EPR handelt es sich um einen Vorfilter zu den eigentlichen Unterlagen,<br />

der sowohl dem Abgleich bestehender Erfassungsverhältnisse für Zwecke der weiteren Erschließung<br />

als auch der Anzeige von Fundstellen für die Zwecke der Forschung und der persönlichen<br />

Akteneinsicht dient. Personendaten aus Unterlagen der Teilbestände finden dort<br />

Aufnahme in der Quelle 2, Fundstellen zu Informationswerten in den vom MfS archivierten<br />

Ablagen in der Quelle 8.<br />

Die Grundform der archivarischen Verzeichnung des Teilbestandes ist die nach verhältnismäßig<br />

gleichartigen Regeln durchgeführte Titelbildung. Sie liefert heute für einen Sach- oder<br />

Betreffaktenband neben dem Sachtitel die Laufzeit, die Provenienzstelle sowie die vorläufig<br />

gültige Archivsignatur und die frühere Bündelnummer. Verzeichnungseinheit bei Serienakten<br />

ist der einzelne Band, bei gleichbleibendem Inhalt auch die gesamte Serie, wie auch bei Parallelakten<br />

eine zusammenfassende Gruppenverzeichnung möglich ist.<br />

42


Zur weitergehenden Erschließung wird die Form des Enthält-Vermerks gewählt. Bei einer ins<br />

Einzelne gehenden Inhaltsanalyse kann der Sachvorgang mit allen vorkommenden Orts- u.<br />

Personennamen gewählt werden. Serienakten und Protokollreihen gelten der Lehre nach<br />

mittels Namens- u. Sachindices als ausreichend erschlossen. Besonders hochwertige Einzelschriftstücke,<br />

Urkunden und Bücher, die der verkürzten stichwortartigen Wiedergabe des<br />

Inhalts oder einer regestenmäßigen Verzeichnung bedürfen, gibt es im Teilbestand SED-KL<br />

im MfS nicht.<br />

Im Zuge der Erschließung des Teilbestandes SED-KL im MfS kam es nur zu einigen wenigen<br />

Beifügungen oder Neueinstellungen von personenbezogenen Ablagen in die Teilbestände<br />

nach anderer Provenienz. Hingegen war das Abgleichen der im Teilbestand aufgefundenen<br />

Dienstanweisungen, Befehle, Richtlinien und anderweitigen Dokumente mit den bereits<br />

in die Dokumentensammlung (DOSA) eingestellten Unterlagen vergleichsweise oft erforderlich<br />

(Beispiel einer solchen Einstellung in DOSA siehe Abbildung).<br />

Es handelt sich bei DOSA um eine Sammlung aller zentralen dienstlichen Schriften mit Weisungscharakter,<br />

eingeschlossen Plandokumente, Informationen und Referate. Die Sammlung<br />

wurde auf der Grundlage eines im MfS erstellten Thesaurus DV-technisch erfasst, was<br />

heute eine automatisierte Sachrecherche bis in die Anlagenaufzählung ermöglicht.<br />

43


3.3. Die weitere Erschließung mit Hilfe des <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramms (SAE)<br />

3.3.1. Die Fachvorgabe zum elektronischen <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm<br />

In seinem ungedruckten Manuskript „Neue Wege archivischer Erschließung“ hatte Volker<br />

Schockenhoff im Jahre 1999 den Stand der damaligen Fachdiskussion punktuell beleuchtet.<br />

88 Schockenhoff verwies auf die alten Forderungen Heinz Boberachs aus dem Jahr 1975<br />

nach neuen Verfahren der Erschließung unter Beibehaltung der Provenienz und in Ausrichtung<br />

am Benutzer mit seinen unzureichenden organisationsgeschichtlichen Kenntnissen.<br />

Ähnlich den Äußerungen von Eric Ketelaar auf dem deutsch-niederländischen Archivsymposium<br />

in Bochholt sprach sich Volker Schockenhoff in Richtung eines weiteren Wandels des<br />

Archivarsberufes aus. Der Archivar müsse künftig mehr sein als nur ein „information broker“,<br />

der sich auf Kontext und Provenienz konzentriert, um die Authentizität und Integrität der Archive<br />

dauerhaft zu sichern. Der heutige Archivar müsse mit der Fehlkonzeption der Vergangenheit<br />

brechen, die in der Annahme bestehe, das ein und dasselbe System (Archive nach<br />

Provenienz zu organisieren) auch für den Benutzer, der Informationen zu finden sucht,<br />

handhabbar sei. Er griff dann einzelne Beiträge vom Archivtag im Jahre 1997 in Ulm auf und<br />

setzte sich mit den Auffassungen deutscher Archivare zur angeblichen Unvereinbarkeit neuer<br />

Speichermedien mit den archivfachlichen Anforderungen auseinander. Er lenkte die Aufmerksamkeit<br />

u. a. auf die einschränkenden Hinweise im Vorwort der Marburger Übersetzung<br />

der Internationalen Grundsätze für die archivische Verzeichnung ISAD(G), wo die Chancen<br />

einer direkten Übertragungsmöglichkeit der Norm auf hiesige Arbeitsmethoden als sehr gering<br />

eingeschätzt werden. Der 1994 veröffentlichten Ansicht von Angelika Menne-Haritz nach<br />

stellt die Internationale Norm, die im Ergebnis mehrjähriger Diskussion um die Anwendbarkeit<br />

des maschine-readable cataloguing (MARC-AMC-) Formats auf Archivgut entstand, eine<br />

endgültige Abkehr von Ansätzen dar, bibliographische Formate auf archivische Bedürfnisse<br />

anzupassen. Frau Menne-Haritz sucht ihre Sichtweise mit dem Hinweis auf die OVG der<br />

DDR und auf Johannes Papritz und dessen Karteikarte als dem Rohmodell vieler Datensatzstrukturen<br />

zu stützen. Der Normtext sei wichtig für die Fachdiskussion zur mehrstufigen archivischen<br />

Verzeichnung und gebe Anregungen. Eine direkte Übertragungsmöglichkeit auf<br />

hiesige Arbeitsmethoden sei jedoch wenig wahrscheinlich. 89<br />

Symptomatisch, so Volker Schockenhoff dazu, sei jenes Erkenntnisinteresse, das nicht auf<br />

Integration und Kooperation sondern vielmehr auf Abgrenzung ziele. Chancen einer künftigen<br />

zusätzlichen Nutzung würden zu sehr davon abhängig gemacht, inwieweit es gelänge,<br />

schlagwort- oder indexorientierte Retrievalsoftware durch archivspezifische Software zu ersetzen.<br />

Der Auffassung der Skeptiker nach könne die heute verfügbare Software lediglich<br />

88 Volker Schockenhoff. Neue Wege archivischer Erschließung (Manuskript-Auszug), in: Material der FHS<br />

<strong>Potsdam</strong>, Bereich ABD, Fernstudium, Modul M5, Teil 2, 1999.<br />

89 Vgl.: Angelika Menne-Haritz. Internationale Grundsätze für die archivische Verzeichnung. Veröffentlichungen<br />

der Archivschule Marburg, Nr. 23, Marburg 1994, S. 9-15.<br />

44


das Blättern im Repertorium auf den Bildschirm verlagern und den Weg aus dem Magazin in<br />

den Lesesaal verkürzen. Eine archivfachliche Dokumentation oder Rekonstruktion von Prozessen<br />

im Sinne von Entscheidungen sei über Schlagworte und Indices, mit den bislang üblichen<br />

Zugriffsystemen also, nicht möglich. Archivare bräuchten nicht über neue, komfortablere,<br />

benutzerfreundlichere und schnellere Erschließungsmöglichkeiten zu reflektieren, weil<br />

die Programme nicht die intellektuelle Leistung auf fachlicher Grundlage ersetzen könnten.<br />

Archivbenutzer suchten nicht das bereits bekannte, sondern eben gerade das bislang unbekannte<br />

Dokument.<br />

Vergleicht man den archivwissenschaftlichen Diskurs mit den informationstechnischen Entwicklungen<br />

bei der BStU so wird deutlich, dass sich diese Art Rückwärtsgewandtheit im Erschließungsbereich<br />

des Archivs der Zentralstelle gerade nicht findet. Es sollen in diesem<br />

Zusammenhang nicht die Schwierigkeiten ausgebreitet werden, die sich angesichts der konspirativen<br />

Schriftgutverwaltung und der vielfältigen Strukturveränderungen und Kompetenzverlagerung<br />

im MfS für die Nutzer der Unterlagen ergeben. Ab 1994 suchte der BStU den<br />

riesigen Mengen an noch unerschlossenen Sachakten mit einem eigens dafür entwickelten<br />

elektronischen Programm, dem <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm gerecht zu werden. Seit<br />

1999 werden bei der BStU das Schriftgut und die speziellen Informationsträger wie Fotos,<br />

Videos, Kinefilme, Tondokumente und maschinenlesbare Datenträger mit Hilfe des SAE verzeichnet<br />

und auch ausgewertet. Nach modernen Standards besehen handelt es sich beim<br />

SAE um eine überdurchschnittlich leistungsfähige Erschließungssoftware, die zudem ein<br />

äußerst bedien- und nutzerfreundliches Information-Retrieval-Programm darstellt. Das Programm<br />

führt im Zuge der Recherche zu einer Vernetzung der einzeln verzeichneten Akteneinheiten<br />

und damit auch zur Auffindung kontextbezogener Information im klassischen archivischen<br />

Sinn. Es ist von der Anlage her sowohl auf die gegenwärtigen archivischen Zwecke<br />

als auch auf die künftig absehbaren ausgerichtet, die Kassation und die später nötigen konservativen<br />

Maßnahmen eingeschlossen. Im SAE hat die BStU auch die Möglichkeiten für die<br />

Nutzung dokumentationswissenschaftlicher Methoden weit vorangetrieben. Die stichwort-,<br />

index- und klassifikationsorientierte Erschließungssoftware lässt ein Wiederfinden nach den<br />

heutigen, sehr spezifischen wie nach künftig möglichen unspezifischen Gesichtspunkten zu.<br />

Der Umstand, dass das StUG nur eine sehr eingegrenzte Thematik für die Forschung zulässt,<br />

ist eine rechtliche, eine politische Frage. Natürlich könnte in den erschlossenen Unterlagen<br />

jenseits konkreter Personenbezüge auch zu Themen recherchiert werden, bei denen<br />

der Staatssicherheitsdienst überhaupt nicht interessiert.<br />

Die Fachvorgabe 90 des Organisationsreferates für die Entwicklung des elektronischen Hilfsmittels<br />

durch das IT-Referat konnte von der gesetzlichen Verpflichtung ausgehen, dass privaten<br />

Antragstellern wie auch den Forschern neben den Inhalten aus personenbezogenen<br />

90 Siehe: Projektgruppe SAE. IT-Verfahren zur Unterstützung der <strong>Sachaktenerschließung</strong>. Ergänzung und Überarbeitung<br />

der Fachvorgabe Teil I sowie Fachvorgabe Teil II. BStU-internes Material vom 17.12.1997.<br />

45


Unterlagen auch die Informationen aus Sachakten bereitzustellen sind. Mit Einführung des<br />

Verfahrens sollten folgende Effekte erzielt werden:<br />

• Die Verzeichnung sollte an Bildschirmarbeitsplätzen erfolgen.<br />

• Es sollten sowohl die vom MfS archivierten Ablagen als auch die Unterlagen aus den<br />

Diensteinheiten Aufnahme finden.<br />

• Das Verfahren sollte zudem einheitlich für alle Informationsträger ausgelegt sein.<br />

• Ein problemloser Wechsel vom Verzeichnen und Modifizieren von Datensätzen zum<br />

Recherchieren sollte möglich sein.<br />

• Recherchen sollten sowohl teilbestandsbezogen als auch parallel in mehreren oder<br />

allen Teilbeständen und wahlweise in allen Informationsträgern durchführbar sein.<br />

• Der Zeitaufwand für thematische Recherchen sollte sich spürbar reduzieren.<br />

• Die automatische Erstellung von Findbüchern sollte möglich werden. 91<br />

Von Beginn an waren also die Funktionen Verzeichnung mit Klassifizierung und Verschlagwortung,<br />

Recherche und auch der Druck von Findbüchern das Ziel der Programmierung. Im<br />

Zuge der Entwicklung wurde eine Überarbeitung der Fachvorgabe Teil I 92 und deren Ergänzung<br />

durch einen Teil II erforderlich. In Teil II wurden die Anforderungen an den Menüpunkt<br />

Recherche, den Druck von Rechercheergebnissen, die Rechte für Lese- und Schreibzugriff,<br />

die Freigabe von Datensätzen und Schlagworten und das Modifizieren festgelegt.<br />

Die derzeitige Programmversion gliedert sich in die vier großen Teilbereiche (Module) Erfassung,<br />

Recherche, Bearbeitung der Klassifikation und Bearbeitung der Schlagworte.<br />

91 Zur Online-Fähigkeit siehe unter Pkt. 3.3.5. (Findbuchkonzept). Es ist momentan nicht daran gedacht, mit den<br />

künftig entstehenden Findbüchern ins Web zu gehen, und es ist deshalb bislang auch kein Zugriff auf Findbücher<br />

vom Internet aus konzipiert.<br />

92 Siehe: Projektgruppe SAE. IT-Verfahren zur Unterstützung der <strong>Sachaktenerschließung</strong>. Ergänzung und Überarbeitung<br />

der Fachvorgabe Teil I sowie Fachvorgabe Teil II. BStU-internes Material vom 17.12.1997.<br />

46


Die einzelnen Funktionen kann man durch Betätigen der entsprechenden Schaltflächen in<br />

der Einstiegsseite aufrufen. Alle sichtbar werdenden Fenster weisen die typische Windows-<br />

Struktur auf. Wie unter Windows funktionieren auch die üblichen Tastenkombinationen für<br />

Markieren ( A), Kopieren ( C), Ausschneiden ( X) oder Wiedereinfügen<br />

( V) über die Zwischenablage. Ähnlich wie bei den Office-Produkten Word und Excel<br />

gibt es eine Titelleiste, eine Menüleiste, eine Symbolleiste, den eigentlichen Arbeitsbereich<br />

und eine Statusleiste. Die einzelnen Elemente finden sich aber nicht immer alle zusammen<br />

in jedem Fenster.<br />

Das Bewegen in den verschiedenen Erfassungsseiten erfolgt über den Menüpunkt Fenster,<br />

über die Tasten der Toolbar oder über Tastenkürzel, die sogenannten Short-Cuts. Innerhalb<br />

der Eingabemasken bewegt man sich von einem Eingabefeld zum anderen mit der TAB-<br />

Taste vorwärts und mit + rückwärts oder mit der Mouse.<br />

In den Feldern „Aktentitel“ und „Enthält-Vermerk“ besteht die Möglichkeit zu sehr umfangreichen<br />

Eingaben. Nachdem Eintragungen vorgenommen wurden, sind diese, um sie in die<br />

jeweilige Liste aufzunehmen, mit zu bestätigen. Bei fachlich-organisatorischen<br />

und programmtechnischen Problemen gibt es für die Anwender eine Hilfe-Hot-Line im Haus.<br />

Die Abbildung zeigt die Erläuterungen zur Toolbar für die Recherche in der programminternen<br />

Offline-Hilfe. Ein Inhaltsverzeichnis aller Hilfefunktionen findet sich in der Anlage 7.<br />

Die Erschließung als der stete Engpass archivischer Arbeit konnte durch den Einsatz des<br />

SAE deutlich beschleunigt werden. Das Programm ist von der Anlage her auf jede Art Infor-<br />

47


mationsnachfrage eingestellt. Von daher zeigt die Erfolgsgeschichte des SAE das beachtliche<br />

Vermögen der mit der Projektierung und Programmierung befassten Mitarbeiter im IT-<br />

Referat. Indes werden die im Programmeinsatz liegenden Möglichkeiten durchaus nicht vollauf<br />

genutzt. Die geplante Zahl der zugriffsberechtigten Mitarbeiter liegt derzeit bei rd. 150,<br />

eingeschlossen die Arbeitsgruppe der Leiterin des Archivs und verschiedene Mitarbeiter der<br />

Forschungsabteilung der BStU, die eingeschränkte Zugriffsrechte erhalten. Alle Rechercheure<br />

im Auskunftsbereich und damit auch die für die Erledigung externer Forscher tätigen Mitarbeiter<br />

in den Auskunftsreferaten bleiben aus datenschutzrechtlichen Erwägungen heraus<br />

vom Zugriff ausgenommen. Um in diesem Punkt Veränderungen herbeiführen zu können,<br />

wäre ein Umdenken im aufbau- und ablauftechnischen Bereich erforderlich, wodurch allerdings<br />

die dahinter stehenden Tätigkeitsmerkmale und damit die Eingruppierung der Mitarbeiter<br />

berührt wären. Das gilt für den Einsatz von Bürosachbearbeitern, die inhaltlich einzelne<br />

Tätigkeiten der besser bezahlten Archivare übernehmen müssten. Es gilt aber auch für die<br />

vergleichsweise gut bezahlten Sachbearbeiter aus dem Auskunftsbereich, auf die niedriger<br />

vergütete Tätigkeiten nach dem Spezialtarif zukämen.<br />

Das Verzeichnen der Teilbestände und die Sacherschließung der vom MfS archivierten Ablagen<br />

ist eine Aufgabe für viele Jahre. In kleinen kommunalen Archiven kommt es in der Regel<br />

erst durch die gezielte Nachfrage zu einer punktuell tieferen Erschließung und damit<br />

auch zu mehr Sicherheit bei der Bewertung und Kassation. Perspektivisch erscheint bei der<br />

BStU eine Ausweitung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit in Richtung einer<br />

gleichzeitigen Wahrnehmung verschiedener Aufgaben und Inhalte des Archivarsberufes<br />

wünschenswert. Die bestehende Trennung und Verteilung der Arbeitsschritte auf viele Mitarbeiter<br />

in unterschiedlichen Abteilungen hatte in der Anfangszeit, wo es um die Zerschlagung<br />

des Staatssicherheitsdienstes, die zügige Eignungsüberberprüfung im Öffentlichen Dienst<br />

und die Aufdeckung der Regierungs- und Vereinigungskriminalität aus der DDR und der<br />

Wendezeit ging, ihre Berechtigung. Die aus dieser Zeit stammende Aufbau- u. Ablauforganisation<br />

ist der schnellen Abarbeitung von massenhaften Eingängen förderlich, für die damit<br />

befassten Mitarbeiter aber wegen ihrer Einseitigkeiten nicht befriedigend. Auch angesichts<br />

des zu erwartenden Personalrückgangs in den kommenden Jahren wäre eine Zusammenlegung<br />

von Aufgaben aus den Bereichen Archivbestände und Auskunft angeraten. Durch eine<br />

veränderte Aufbau- und Ablauforganisation bei der BStU könnten sich die Erschließung wie<br />

die Aufgabenerledigung insgesamt effizienter und benutzerorientierter vollziehen, als unter<br />

Beibehaltung der heutigen Arbeitsteilung. Dies anzugehen wäre eine anspruchsvolle Aufgabe<br />

unter Beteiligung aller Bereiche bis hin zu den Datenschützern, lösbar im Zuge einer<br />

Verwaltungsmodernisierung.<br />

48


3.3.2. Die Erarbeitung der teilbestandsbezogenen Klassifikation<br />

Für die Nutzer des Archivs ist die Klassifikation der Ariadnefaden durch die Bestände und als<br />

solcher die eigentliche Leistung aus der ordnenden Hand des Archivars. Wie das Garnknäuel<br />

der minoischen Königstochter führt die Klassifikation durch das Labyrinth der Unterlagen,<br />

indem sie die Struktur des Registraturbildners (des MfS) mit den Sachinhalten seiner wechselnden<br />

Tätigkeiten verbindet. Klassifikationen zählen zu den ältesten Dokumentationssprachen<br />

und von daher zu den traditionellen Verfahren der Inhaltserschließung. 93 Wegen der<br />

vorrangigen Bestimmtheit durch hierarchische Beziehungen gelten sie jedoch als ausdrucksschwach.<br />

Starke Hierarchien liegen vor, wenn zu jedem Begriff mehrere Unterbegriffe existieren,<br />

jeder Artbegriff nur einen Oberbegriff hat. Schwache, so genannte Polyhierarchien<br />

liegen vor, wenn ein und derselbe Begriff auf Grund der Berücksichtigung mehrerer unterschiedlicher<br />

Merkmale zwei oder noch mehr Oberbegriffen zugeordnet wird.<br />

Holt man sich Rat in der Archivtheorie der DDR und somit aus der Zeit, als die hier in Rede<br />

stehenden Unterlagen entstanden, so sind Klassifikationen Ordnungshilfsmittel mit Notationen<br />

und Sachbetreffen, die einer äußeren Abgrenzung der Lagerungseinheiten dienen. Sie<br />

können aufgabenbezogen präkoordiniert, also vorausschauend oder postkoordiniert, im<br />

Nachhinein auf der Grundlage bekannter Aufgabenbereiche ausgearbeitet werden. Auch die<br />

Idee der Klassifikation aus der Zeit der DDR fordert also eine über die Ordnung der Dokumentenarten<br />

hinausgehende logisch-systematische Ablage des Schriftgutes. Anders als bei<br />

den Registraturplänen des 18. u. 19. Jahrhunderts, die zwei- oder dreistufig aufgebaut waren,<br />

sollten die Systematiken in der DDR möglichst vierstufig sein. Sie sollten hierarchisch<br />

gegliedert werden und den Speicherplatz über Signatur und Betreff zuverlässig angeben. 94<br />

Die heute in Deutschland gültigen Regeln zur Erarbeitung von Klassifikationssystemen sind<br />

in der DIN 32705 festgelegt. 95 Die Regeln zeigen, wie Begriffe, Arten von Beziehungen sowie<br />

Merkmale identifiziert, geordnet, zusammengestellt und ausgedrückt werden und wie man<br />

den Bezeichnungen Notationen zuordnet. Besonderer Wert wird auf eine eindeutige Zuweisung<br />

jedes Eintrags zu einer bestimmten Stelle in der Über- und Unterordnung der Elemente<br />

des Klassifikationssystems gelegt.<br />

Ist man in heutiger Zeit gezwungen, mächtige Schriftgutkomplexe zu erschließen, so greift<br />

man auf moderne Informationssysteme und Repräsentationstechniken zurück. Durch den<br />

verstärkten Rechnereinsatz kann bei der Erarbeitung, Pflege und Anwendung von<br />

Klassifikationen in Richtung flexibler Strukturen gearbeitet werden. So spielt es heute kaum<br />

noch eine Rolle, ob im Zuge der rechnergestützten Erschließung Klassifikationen oder<br />

Thesauri 93 herangezogen werden. Beim rechnergestützten Klassifizieren handelt es sich nur<br />

Der Werdegang der Registraturkunde lässt sich beginnend bei Jacob von Rammlingen d. J. nachlesen. Siehe<br />

dazu: Adolf Brennecke. Archivkunde. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte des europäischen Archivwesens.<br />

Bearbeitung von W. Leesch. Leipzig 1953, S. 45f.<br />

94<br />

Siehe: Botho Brachmann (Hrsg.). Archivwesen der DDR. Berlin1984, S. 101 u. 120. Das Lehrbuch aus der<br />

DDR liefert Beispiele für die hierarchische Gliederung in Hauptgruppe, Gruppe, Untergruppe und Aktentitel.<br />

95<br />

DIN 32705. Klassifikationssysteme. Erstellen und Weiterentwickeln von Klassifikationssystemen.<br />

Berlin, Januar 1987.<br />

49


gezogen werden. Beim rechnergestützten Klassifizieren handelt es sich nur noch um eine<br />

spezielle Variante des Indexierens, das sogenannte additive Indexieren. Die Notationen gemeinsamer<br />

Oberbegriffe ermöglichen Gruppenbildungen, mittels derer neben einem Suchbegriff<br />

auch alle zugehörigen Unterbegriffe als Wissensquellen aufgefunden werden können,<br />

was sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des Retrievalsystems auswirkt. Andererseits sind<br />

unter den Notationen auch Beschreibungen von Sachverhalten mittels erläuternder Ausführungen<br />

(Paraphrasen) hinterlegbar. Eine Hybriderschließung, d. h. die Verknüpfung von<br />

Klassifizierung und Indexierung führt zu einer weiteren Verbesserung der Retrievalergebnisse<br />

(Precision). Seit längerem liegt der Schwerpunkt bei Wissensrepräsentationsformalismen<br />

auf logikbasierter Wissensdarbietung und auf semantischen Netzen und Rahmen (Frames). 96<br />

Immer geht es darum, große Mengen an Dokumenten und Informationen für Nutzer nach<br />

erkennbaren Gesichtspunkten zu ordnen und die Leistungsfähigkeit des Retrievalsystems zu<br />

verbessern. Um bei der Erschließung über eine möglichst vollständige Begriffssystematik<br />

verfügen zu können, werden möglichst viele Begriffskombinationen von vornherein festgelegt.<br />

Will man widerspruchsfrei klassifizieren, muss die Einordnung der Begriffe in das Hierarchiegefüge<br />

unter Beachtung der Grundregeln der formalen Logik erfolgen. Nützlichkeitserwägungen<br />

stehen jedoch den idealen Untergliederungsformalismen gegenüber oft im Vordergrund.<br />

Die Beschreibung der Praxis des Klassifizierens bei der BStU soll mit dem Blick auf die Karteien<br />

beginnen. Die gute alte Steilkartei, wie sie in Form manueller Bibliothekskataloge noch<br />

immer weit verbreitet ist, findet sich im Bestand gleich in über 360 Exemplaren von Karteien<br />

des MfS. In Form von Hilfskarteien war die Steilkartei darüber hinaus der Ausgangspunkt für<br />

die sich entwickelnden Informationssysteme der BStU und von daher in der Erschließung<br />

unverzichtbar. Der Nachteil der Steilkarteien ist bekannt – jede Karte kann stellvertretend für<br />

ein Dokument nur unter einem einzigen Sachverhalt abgestellt werden. Der Vorteil bei systematischer<br />

oder alphabetischer Aufstellung liegt im unbegrenzten Zusortieren.<br />

Im Zuge des anfänglichen Erschließens des Teilbestands SED-KL im MfS und der vorläufigen<br />

Klassifizierung der Systematischen Kartei war das Anfertigen und Einstellen zahlreicher<br />

Verweiskarten unabdingbar. Die Kartei nahm dadurch im Umfang auf das Doppelte der ursprünglichen<br />

Größe zu. Dieser Aufwand war erforderlich, da sonst nicht ausreichend schnell<br />

hätte recherchiert werden können.<br />

Die Rahmenklassifikation für den Archivbestand in seiner Gesamtheit entstand im Wissen<br />

um die Strukturgeschichte des Registraturbildners, beginnend bei den Vorläufern und Nachfolgern<br />

über die Formierung der einzelnen Struktureinheiten, ihre späteren Teilungen, Zu-<br />

96 Michael R. Genesereth; Nils J. Nilson: Logical Foundation of Artifical Intelligence. Paolo Alto/Cal.: Morgan<br />

Kaufmann, 1987 (deutsche Übersetzung im Vieweg-Verlag, 1989), sowie:<br />

Ulrich Reimer. Einführung in die Wissensrepräsentation. Netzartige und schema-basierte Repräsentationsformate.<br />

Stuttgart 1991.<br />

50


sammenlegungen, Verästelungen und Umbenennungen. Die Klassifikation im <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm<br />

der BStU war von daher von Anfang an grob vorgegeben und ist heute<br />

nur noch teilbestandsbezogen auszuformen. Die Präkoordination stellt für die Arbeit mit<br />

den abgeschlossenen Beständen des nicht mehr arbeitenden Registraturbildners kein Problem<br />

dar. Die Gliederung geht von der Organisationsstruktur aus und wird vom Archivar teilbestandsbezogen<br />

durch die Struktur von Aufgaben und Sachkomplexen in ihrer Rangfolge<br />

(Über- und Unterordnung) ergänzt. Im Blick auf die Aufgabenverteilung und die ersichtlichen<br />

Informationsflüsse wird die Klassifikation immer weiter vervollkommnet und auf ihre Zweckmäßigkeit<br />

hin überprüft. Umklassifizierungen sind bis zu Abschluss der Eingaben aller Datensätze<br />

unausweichlich.<br />

Eckhart G. Franz rät in seiner „Einführung in die Archivkunde", ein neues Klassifikationsschema<br />

induktiv anhand der erstellten Titelaufnahmen zu entwickeln 97 , was auf den Teilbestand<br />

SED-KL im MfS bezogen auch so erfolgt. Ersichtlich wird, dass die Tätigkeit der SED-<br />

Parteiorganisation wie auch die der Massenorganisationen im MfS in allen Diensteinheiten<br />

einen schriftlichen Niederschlag fand, ausnahmslos auch in den Unterlagen nach jeder anderen<br />

Provenienz überliefert ist. Dopplungen und Mehrfachaufnahmen von Dokumenten lassen<br />

sich nicht völlig vermeiden. Der aktuelle Aufbau der Klassifikation des Teilbestandes SED-KL<br />

im MfS findet sich auszugsweise in der Anlage 4. Die weitgehend eingeklappte Bildschirmanzeige<br />

und die Eingabemaske haben folgendes Aussehen:<br />

97 Eckhardt G. Franz. Einführung in die Archivkunde, a.a.O., S. 78.<br />

51


3.3.3. Die Verschlagwortung<br />

Das Klassieren der Datensätze im SAE geht einher mit der gleichzeitigen Verschlagwortung.<br />

Es hängt mit der Struktur des überlieferten Schriftgutes zusammen, dass sich der interne<br />

Diskurs um die Schlagwortbildung und die Pflege der Schlagworte im Archiv der Zentralstelle<br />

noch aufwändiger gestaltete als die voraus gegangenen Erörterungen um die Klassifikation.<br />

Die rein fachliche Diskussion um die Verschlagwortung berührte den Archivierungsauftrag,<br />

damit das Dokumentationsprofil der entstehenden Überlieferung und nicht zuletzt auch die<br />

Vorgaben zur Kassation. Über die heutigen Nutzerwünsche hinaus wurden die möglichen<br />

Interessen der künftigen Forschung thematisiert und auch die Art der Wiederfindung von<br />

Information im Zeitalter des Internet. Es ging um die Frage, ob sich künftige Forschungsinteressen<br />

eher an den Aufgaben der jeweiligen MfS-Hauptabteilung und damit an der Evidenz<br />

orientieren werden oder ob sich das Interesse eher auf die vielen kleinen Geschehnisse und<br />

damit auf die Informationswerte richtet. Für eine rein strukturbezogene Forschung wäre die<br />

ausschließliche Vergabe spezieller Deskriptoren zur MfS-Tätigkeit zweifellos am sinnvollsten.<br />

Im Grundsatzreferat der Abteilung Archivbestände geht man davon aus, dass die BStU mittelfristig<br />

ein Spezialarchiv wird, wo man in vollständig erschlossenen Beständen und Teilbeständen<br />

zur Struktur und Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR forschen<br />

kann. Eine solche vom Gesetzgeber gewollte Spezifik in der Überlieferungsbildung<br />

stand auch im Vordergrund der Überlegungen zur Ausformulierung der Richtlinie zur<br />

Verschlagwortung, die nach wiederholter Diskussion zum 21.11.2000 in Kraft gesetzt wurde.<br />

98 Grundanliegen der Richtlinie war die Gewährleistung einer für die Zentralstelle und die<br />

Außenstellen der BStU einheitlichen Verschlagwortung auf möglichst hohem intellektuellem<br />

Niveau. Wurden die darin ausformulierten Grundpositionen weithin geteilt, so gingen die Auffassungen<br />

in der Frage der konkreten Umsetzung der Kettenbildung auseinander. Teilweise<br />

herrschte die Überzeugung vor, den künftigen Nutzern müsse für ihren Einstieg in die Recherche<br />

ein besonderes Verständnis abverlangt und ihr Blick im Sinne des angestrebten<br />

Dokumentationsprofils gelenkt werden. Als das geeignete Mittel dazu betrachteten die Befürworter<br />

dieser Herangehensweise die Bildung von vertikalen Syntaxketten. Es handelte<br />

sich bei den so zu bildenden Schlagwörtern in der Regel um Dreierketten aus Haupt- oder<br />

Nebenbegriffen, wobei die Begriffe innerhalb der Kette bereits durch ihre Stellung einen Bedeutungswert<br />

im Sinne des Bestandsbildungsauftrages vermitteln sollten. In der Praxis sollte<br />

die Kettenbildung dann unter Verwendung so genannter Top-Deskriptoren erfolgen, die der<br />

Schlüssigkeit halber verschiedenen Fundamentalkategorien zu entnehmen waren. Bei den<br />

voranstehenden Begriffen aus dem Deskriptorenpool der Fundamentalkategorien I und II<br />

98 Siehe: Richtlinie zur Verschlagwortung bei der rechnergestützten Erschließung (RL Verschlagwortung) vom<br />

21.11.2000 als Anlage 9 der Ordnungs- und Verzeichnungsrichtlinie für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in den Archiven der BStU.<br />

52


handelte es sich um die Tätigkeiten und Methoden des Staatssicherheitsdienstes. Der Kategorie<br />

III waren ausschließlich Objekte und Ereignisse zugehörig, auf die sich die Tätigkeit<br />

und die Methoden des Dienstes richteten. Die Entwicklung der Begrifflichkeit innerhalb der<br />

Objektebene blieb dem erschließenden Personal weitgehend freigestellt, eine Art letztes Reservat<br />

für die Erprobung der Kreativität jedes engagiert tätigen Archivars.<br />

Die Bildung von Schlagwortketten in dieser Art wurde in den ersten Monaten des Jahres<br />

2001 in einem Praxisversuch getestet, einmal in Bezug auf das Vermögen und die Akzeptanz<br />

seitens der damit umgehenden Mitarbeiter, dann hinsichtlich der Praktikabilität für die<br />

spätere Recherche und schließlich im Hinblick auf die Möglichkeiten der Datenbank und auf<br />

das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis insgesamt. In zwei Beratungen wurden die Erkenntnisse<br />

vorgetragen und ausdiskutiert. Ein wichtiger Punkt der Aussprachen war die Forderung,<br />

nicht die in den Unterlagen genannten Objekte und Begebenheiten herauszuarbeiten<br />

und zu verschlagworten, sondern die dahinter stehende Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes.<br />

Diese Herangehensweise orientierte sich ausschließlich an dem im StUG formulierten<br />

Auftrag zur Herausarbeitung der Struktur und Wirkungsweise des Staatssicherheitsdienstes.<br />

Vorteil der Kettenbildung in vertikaler Form wäre der stets abverlangte, übergeordnete<br />

Blick von der Ebene des Gesamtbestandes aus auf die des einzelnen Dokuments. Er ginge<br />

allerdings einher mit dem Zwang zur strikten Ausrichtung der Schlagworte auf den gesetzlich<br />

formulierten Auswertungsauftrag und die Interessen der zeitnahen Nutzungen.<br />

Die Argumente der Gegner der vertikalen Schlagwortketten mit vorangestelltem Deskriptor<br />

zur MfS-Tätigkeit lassen sich wie folgt zusammenfassen: Titel, Enthält-Vermerk und Klassifikation<br />

und eben gerade nicht die Schlagworte müssen die Entstehungszusammenhänge<br />

vermitteln. Es bedarf weder für die zeitnahe wie für mögliche künftige Aufgabenerledigungen<br />

einer Ausrichtung der Verschlagwortung im Sinne der einengenden Vorgaben des StUG. Die<br />

Datenbank SAE ist nicht präkoordiniert angelegt und bietet komfortable Möglichkeiten der<br />

Wiederfindung von Informationen unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten. Sie gestattet<br />

es hingegen nicht, einzelne Ebenen in Schlagwortketten auszublenden. Die regelmäßige<br />

Kettenbildung führt bei der Anzeige der Fundstellen im Zuge der Recherche zu großen Problemen.<br />

In der ersten und zweiten Ebene kommt es zu seitenlangen, unübersichtlichen Wiederholungen,<br />

denen die Nutzer nachsuchen müssen. Die Bildung von Syntaxketten unter<br />

Voranstellung von Deskriptoren, die die Aufgaben und Methoden des MfS (Fundamentalkategorien<br />

I und II) repräsentieren, würde eine programmtechnische Anpassung des SAE erfordern.<br />

Eine entsprechende Veränderung der Programmierung wäre aber völlig unsinnig,<br />

weil mit dem SAE ohnehin unter jedem möglichen Gesichtspunkt recherchiert werden kann.<br />

Man einigte sich, von der Bildung von Syntaxketten in vertikaler Form Abstand zu nehmen.<br />

Hingegen können im Bedarfsfall Ketten in horizontaler Form zur näheren Erläuterung des<br />

53


voranstehenden Schlagwortes gebildet werden. Die nachfolgende obere Abbildung zeigt den<br />

früheren und die untere den jetzigen Zustand.<br />

Die Pflege der Schlagworte im SAE ist den Mitarbeitern mit Freigaberecht vorbehalten. Nur<br />

sie dürfen die Schlagworte, für die sie zuständig sind, bearbeiten, löschen oder in einen anderen<br />

Index verschieben. Die schnelle Verschlagwortung verleitet zur Entlehnung von Stichworten,<br />

und die vielen Indices erschweren die Schlagwortbildung zusätzlich. Zur Verbesserung<br />

der Qualität der Verschlagwortung wurde auf der Ebene der einzelnen Teilbestände mit<br />

54


der Bereinigung der bereits vergebenen Begriffe begonnen. Es bedarf der anschließenden<br />

Einigung über die Deskriptoren, Synonyme und Nichtdeskriptoren, die übergreifend verwendet<br />

werden sollen. Darüber hinaus gibt es seitens der Schriftguterschließung einen Abstimmungsbedarf<br />

mit dem für die Erschließung spezieller Informationsträger zuständigen Referat.<br />

An eine hierarchische Struktur ist erst im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Thesaurus<br />

gedacht. Er soll Teil des SAE werden und Sätze aus Dekriptoren, Nichtdeskriptoren<br />

und Synonymen, in Tabellen hinterlegt, aufrufbar halten. Das geht von der Anlage des Programms<br />

her nur im Wege der Erfassung bereits vergebener Deskriptoren und nicht über direkte<br />

Eingaben. Eine Übernahme von Begriffen aus der bereits erarbeiteten Klassifikation für<br />

den künftigen Thesaurus ist demzufolge nicht möglich. Die Begriffstabellen im SAE sind allerdings<br />

alphabetisch geordnet. Man kann alle bereits vorhandenen Begriffe in andere Tabellen<br />

verschieben und erspart sich so zumindest die Eingabe.<br />

Durchgesetzt haben sich in der Auseinandersetzung um das Für und Wider von Schlagwortketten<br />

in der Zentralstelle der BStU die pragmatisch veranlagten Archivare und damit jene,<br />

die auf konkret messbaren Gewinn für das eingesetzte Personal und die Nutzer hin denken.<br />

Der Ausgang der Entscheidungsfindung berührte auch einen wichtigen Punkt im beruflichen<br />

Selbstverständnis, den Grad an Zufriedenheit mit der Arbeit, den jeder aus seiner spezifischen<br />

Tätigkeit zu ziehen vermag.<br />

Die eindeutige Abkehr von der ursprünglich angestrebten Verschlagwortung mittels vertikaler<br />

Syntaxketten erscheint vielversprechend für das Umdenken im Erschließungsbereich der<br />

BStU. Der vor sich gehende Wandel im Umgang mit Information wird vor allem von den jüngeren<br />

Mitarbeitern getragen. Die absehbaren künftigen Retrievalgewohnheiten werden von<br />

ihnen vor dem Hintergrund ihrer praktischen Erfahrungen mit der Internettechnologie thematisiert.<br />

In 20, 50 oder gar 100 Jahren werden die Fragestellungen der Forschung anders lauten<br />

als heute. Die heutige Geschichtsforschung unterscheidet zwischen Ereignis- und Strukturgeschichte.<br />

An konkreten Informationswerten werden beide Richtungen interessiert sein.<br />

Während erstere auch späterhin noch dem nachgehen wird, was unser heutiges Interesse<br />

weckt, wird die Strukturgeschichte dann Fragen stellen, die uns heute noch nicht in den Sinn<br />

kommen. Einige wenige, eher theoretisch argumentierende Archivare meinen dem gegenüber,<br />

die Fragestellungen würden sich der Spezifik des Auftrags zur Überlieferungsbildung<br />

wesentlich annähern. Die praxisorientierten, in der Nutzerberatung erfahrenen Mitarbeiter<br />

gehen davon aus, dass man in einigen Jahren viele wichtige Zusammenhänge kennen und<br />

vorrangig nach dem noch unbekannten Dokument suchen wird. Das Verhältnis aus Soll und<br />

Ist im Handeln des Registraturbildners, das bei der Vermischung von Ermittlungsorgan nach<br />

DDR-StPO, politischer Geheimpolizei und Auslandsnachrichtendienst ohnehin schwer auszumachen<br />

ist, wird kaum mehr interessieren. Erforschenswert bleiben auf längere Sicht die<br />

55


typischen Geschichten und Details, mit denen sich die grundlegenden Erkenntnisse für den<br />

konkreten Bereiche vor Ort belegen lassen.<br />

Technisch besehen kann die Verschlagwortung im Programm sowohl vom 1. Erfassungsfenster<br />

(Cursor steht im Feld „Aktentitel“) als auch vom Fenster „Enthält-Vermerk“ vorgenommen<br />

werden. Für die schnelle Verschlagwortung ist die rechte Maustaste zu benutzten.<br />

Das markierte Wort wird mittels Betätigung eines Buttons (P/F/ ...) in den entsprechenden<br />

Index aufgenommen. Der Anfangsbuchstabe des Wortes wird dabei automatisch in einen<br />

Großbuchstaben umgewandelt. In der Statuszeile erscheint eine Meldung zur Kontrolle, die<br />

Aufschrift der Taste ändert kurzzeitig den Schriftschnitt in kursiv, und sofern die Taste 18 der<br />

Toolbar gedrückt ist, kommt zusätzlich ein akustisches Signal. Die Bildschirmausdrucke veranschaulichen<br />

das Prinzip:<br />

56


3.3.4. Die Recherchemöglichkeiten<br />

Seit Beginn der Tätigkeit der Behörde muss parallel zur Erschließung für die verschiedensten<br />

Zwecke in den Unterlagen recherchiert werden, sowohl für Zwecke der Erschließung als<br />

auch für die interne Forschungsabteilung und für die Auskunftserteilung mit Außenwirkung.<br />

Trotz des erstinstanzlichen Urteils im Streit mit Helmut Kohl und der leicht veränderten Richtlinie<br />

für die Auskunftserteilung an Forscher ist der Themenkreis noch immer weit und das<br />

Forschungsinteresse kann sich nach wie vor unterschiedslos auf alle Medienarten richten. 99<br />

Der Teilbestand SED-KL im MfS bietet hierfür sehr interessante Ansatzpunkte. Sie reichen<br />

von der Spezifik der Parteiarbeit im Apparat der ehemaligen Kreisleitung als einer Diensteinheit<br />

des MfS und der Einbeziehung der SED-KL in wichtige Leitungsentscheidungen des<br />

Kollegiums des MfS über die umfangreiche Arbeit der Abteilung Parteiorgane innerhalb der<br />

Parteiorganisation und die Anleitung der Massenorganisationen bis zu den Beziehungen zu<br />

anderen Ostblockdiensten und der Spionageabwehr und Aufklärung westlicher Dienste.<br />

Welche Suchmöglichkeiten für eine Personen- oder Sachrecherche genutzt werden, liegt im<br />

Ermessen des Rechercheurs im Auskunftsbereich und wird dort in jedem Einzelfall festgelegt.<br />

Die als angemessen erachtete Recherche wird im Archivbereich durchgeführt und, ggf.<br />

mit immer neuen Erkenntnissen angereichert, wiederholt. Der Rechercheur erhält bereits mit<br />

Übergabe des Verwaltungsvorgangs aus der Zentralregistratur die Ergebnisse des automatischen<br />

Datenabgleichs zu den Inhalten mehrerer wichtiger Datenbanken, eingeschlossen<br />

auch den Abgleich mit den gespeicherten Daten im EPR. Mit den Rechercheergebnissen<br />

aus den großen Personenkarteien und weiteren dezentralen Karteien kann der Rechercheur<br />

die angezeigten Unterlagen anfordern und sich nach deren Durchsicht für zusätzliche personenbezogene<br />

Recherchen oder für Recherchen in Sachakten entscheiden. Rechercheure<br />

können also Querverweisen in den angezeigten personenenbezogenen Unterlagen nachgehen,<br />

sich für zusätzliche Recherchen zu den in Betracht kommenden Personen im Umfeld<br />

der Auskunftsperson entscheiden oder dem angefragten Sachverhalt direkt nachrecherchieren.<br />

100 In dieser Art suchte die BStU-eigene Forschungsabteilung von Beginn der Tätigkeit<br />

an ihren Fragestellungen auch im Teilbestand SED-KL im MfS nach. Von Interesse waren<br />

die Struktur und Wirkungsweise des MfS in den unterschiedlichen Perioden des Dienstes<br />

und auch spezielle Themen, wie die verdeckte Arbeit im so genannten Operationsgebiet, in<br />

der Alt-Bundesrepublik. Etwas abseits von den Zwängen des täglichen Behördenbetriebs<br />

99 So analysieren derzeit Linguisten des Sprachwissenschaftlichen Seminars der Universität Göttingen in einer<br />

Diskursanalyse zur Funktion von Sprache in der Diktatur das älteste bislang aufgefundene Tondokument. Es<br />

geht u. a. um die Auflösung der Verschleierungen von Gesagtem und Gewolltem in Geheimreden Erich Mielkes.<br />

Siehe: Presseinformation Nr. 113. Göttinger Linguisten analysieren ältestes Tonddokument der Stasi, in:<br />

(5/2001).<br />

100 DDR-Staatsapparat/deutsch-deutsche Beziehungen/Parteien Ost; Opposition/ Religionsgemeinschaften;<br />

Militär/Grenze/Republikflucht/Bildung-Jugend-Familie; Judentum/NS sind solche Einteilungen in Sachgebiete,<br />

die die spezifische, thematische Erschließung im Zuge der Unterlagendurchsicht im Auskunftsbereich befördern<br />

sollen.<br />

57


erzeugt die Arbeitsgruppe der Archivleiterin den archivwissenschaftlichen Output 101 der BStU<br />

und recherchiert u. a., welche Unterlagen während der Wende in welchen Mengen wohin<br />

verbracht und verkollert wurden.<br />

Die MfS-Unterlagen werden heute, so wie anderweitig überlieferte Dokumente auch, für sehr<br />

andersartige Zwecke genutzt, als jene es waren, für die sie ursprünglich einmal angelegt<br />

wurden. Die Akten jedweder Art und Kategorie sind aber keineswegs so angelegt, dass sich<br />

die heute interessierenden Fragestellungen ohne weiteres erschließen ließen. Vielmehr<br />

kommt das heute Gesuchte meist nur am Rande vor, ist nebenbei erwähnt oder muss erst<br />

über Querverweise in anderen, bisweilen noch unerschlossenen Unterlagen zeit- und personalaufwendig<br />

recherchiert werden. Während sich in der privaten Akteneinsicht mit der Vorstellung<br />

„meine Akte“ in der Regel noch eine personenbezogene Unterlage verbinden lässt,<br />

ist dies bei Sachverhaltsrecherchen für Zwecke der Forschung eher die Ausnahme. So ist es<br />

erforderlich, bei Sachrecherchen in den vom MfS-archivierten Ablagen, die bislang noch<br />

nicht sachliche erschlossen sind, die Sachthemen dem MfS-Pertinenzprinzip folgend in personenbezogene<br />

Anfragen umzuwandeln. Sachthematische Recherchen in erschlossenen<br />

Sachakten des MfS haben indes mit pertinenzorientierter Suche nur wenig zu tun. Anlage<br />

und Führung dieser Akten folgten nicht den MfS-internen Vorgaben für das Führen von Vorgängen<br />

zu eigenen Mitarbeitern oder zur operativen Bearbeitung von Betroffenen. Andererseits<br />

enthalten die formierten Sachakten auch personenbezogene Informationen, die über<br />

das EPR und den Personenindex im SAE recherchierbar sind. Durch den Einsatz des SAE<br />

werden diese Unterschiede weitgehend überbrückt, die Übergänge durch die verknüpfte Suche<br />

fließend. Provenienz und Unterprovenienz als unabdingbares Ordnungsmerkmal für die<br />

Quellenkritik bleiben dabei als Suchkriterium für themenbezogene Fragen der Benutzer erhalten.<br />

Zu den archivischen Prinzipien der Wahrung des Kontextes kommen die dokumentarischen<br />

Methoden der Informationsaufbereitung und Wiederfindung. In der Sachaktenrecherche<br />

mit Hilfe des SAE gibt es drei verschiedene, entsprechend der Struktur der Anfrage<br />

kombinierbare Wege,<br />

• den teilbestandsbezogenen über die Klassifikation,<br />

• den der Volltextsuche in Aktentitel und Enthält-Vermerk mittels Stichworten und<br />

• den intellektuell anspruchsvolleren über die Schlagworte.<br />

Die Recherchen kann man in einem Teilbestand oder parallel in allen bereits erschlossenen<br />

Teilbeständen führen, und es gibt auch auf eine weniger gut durchdachte Anfrage meist einen<br />

Recall. Hier interessiert nur der Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS und, weil dieser<br />

erst ansatzweise klassifiziert und verschlagwortet ist, nur der über die Volltextsuche in Aktentitel<br />

und Enthält-Vermerk im Bereich der speziellen Informationsträger.<br />

101 Siehe dazu als Auswahl die in der Bibliografie genannten Veröffentlichungen von Dagmar Unverhau.<br />

58


Die Recherchemaske hält dazu für die verschiedenen Indices die Operatoren bereit. Es sind<br />

Links- und Rechtstrunkierungen möglich. Auch das textliche Umfeld kann durchsucht werden.<br />

Die Option "Wörter in textlicher Nähe" führt allerdings nicht zwangsläufig in das semantische<br />

Umfeld dieser Begriffe.<br />

In der Volltextsuche im Aktentitel und im Enthält-Vermerk liegen bislang die wichtigsten<br />

Suchmöglichkeiten. Die Volltextsuche in Aktentitel und Enthält-Vermerk lässt jede beliebige<br />

Herangehensweise zu und verläuft bei sachkundiger Handhabung mit optimaler Precision.<br />

Man kann außerhalb der eigentlichen Suche über einen Schalter in die Anzeige der Klassifikation<br />

wechseln. Auch der Einstieg über die Klassifikation und die Möglichkeiten der verknüpften<br />

Suche über die Indices bieten eine vollständige Wiederfindgarantie. Die Suche über<br />

Schlagworte gibt, solange frei verschlagwortet wird, noch keine höhere Sicherheit im Wiederfinden<br />

als die Volltextsuche unter Verwendung von Trunkierungen. Mit der fortschreitenden<br />

Pflege der Schlagworte wird aber ein präziseres Abfragen möglich werden, und auch die<br />

Relevanz innerhalb der Ergebnismengen wird sich erhöhen. Was für die geplanten künftigen<br />

Register an Verknüpfungen angedacht ist, kann schon jetzt bei der Suche zusammengeführt<br />

werden. Es gibt die für moderne Retrievalprogramme übliche Ergebnis- und Auswahlliste.<br />

Die derzeitigen Möglichkeiten für die Recherche in Sachakten sollen im Zusammenhang mit<br />

zwei Personen der Zeitgeschichte aufgezeigt werden, personenbezogen also. Es handelt<br />

sich um die ehemaligen hauptamtlichen Mitarbeiter Horst Felber und Gerhard Heidenreich in<br />

ihrer Eigenschaft als 1. Sekretäre der SED-Kreisleitung im MfS. Die folgenden Bildschirmausdrucke<br />

zeigen die Möglichkeiten des Einstiegs und der schrittweisen Einschränkung der<br />

59


Suchergebnisse von der 35. Stelle unter 41 Fundstellen herunter bis auf die erste von vier.<br />

Der Einstieg erfolgt über den Klassifikationspunkt 'Medien', eingeschränkt auf den Teilbestand<br />

SED-KL im MfS und dann im dritten Beispiel zusätzlich auf die Person.<br />

60


Mit der Volltextsuche im Aktentitel werden ähnliche Ergebnisse erreicht, wie über die Klassifikation.<br />

Zusatzinformationen sind einholbar, wie die zur Bewertung (untere Abbildung).<br />

61


Ein Ergebnis mittels Volltextrecherche zur Person des mittlerweile verstorbenen Generalmajors<br />

a. D. Gerhard Heidenreich zeigt, wie eine Verschlagwortung im Personen-, Sach-, und<br />

Körperschaftsindex erfolgt. Entsprechend kann über die Schlagworte recherchiert werden.<br />

62


3.3.5. Das Findbuchkonzept<br />

Auf ihrem Weg vom Einzelblatt und der Formierung der Akteneinheit über die Verzeichnung,<br />

die Klassifizierung und die Verschlagwortung gelangt die Erschließung im Findbuch zur Präsentation<br />

sinnvoll zusammengefasster Einheiten. Bislang wurde erörtert, wie man bei der<br />

BStU den vorhandenen wie auch den absehbaren künftigen Nutzerbedürfnissen entgegen<br />

kommen kann, indem man die tradierte Archivorganisation nach Provenienz nachfrageorientiert<br />

und ohne Rücksicht auf Teilbestände durch sach-, orts-, personenbezogene und weitere<br />

Findhilfen ergänzt. Nachfolgend geht es ausschließlich darum, wie man Findhilfsmittel, die<br />

quer zur Ordnung des Archivgutes Antworten auf die nach StUG zulässigen Nutzerfragen<br />

geben können, über zeitgemäße Informationsmöglichkeiten, online-research eingeschlossen,<br />

extern zur Verfügung stellen kann.<br />

Die traditionellen Findhilfen zu den Archivalien reichen vom Findbuch über Inventare bis zur<br />

Quellenedition. Dank der neuen informationstechnischen Möglichkeiten ist man bemüht,<br />

Findhilfsmittel zu schaffen, die den abgebenden Stellen, der Magazinverwaltung und den<br />

Nutzern gleichermaßen gerecht werden, Provenienz- und Befristungsnachweis und Beständeübersicht<br />

in einem sind. Die dazu nötigen Informationen werden mittels Datenbanken bereitgestellt,<br />

in denen der Nutzer bei der Beständeübersicht beginnend über die Findbücher<br />

bis hin zu dem noch unbekannten Dokument geleitet wird oder mittels Suchmaske benutzerdefiniert<br />

suchen kann.<br />

Die momentane Phase einschneidender Veränderungen in der Nutzung elektronischer Medien<br />

wird historisch gern verglichen mit der Ablösung der Handschrift durch den Druck mit<br />

beweglichen Lettern. 102 Auch in Zukunft wird nicht alle Information in elektronischer Form<br />

oder gar in Datenbanken vorliegen, aber ein Großteil an archivischer Information, die mit den<br />

Unmengen weiterer Information z. T. weltweit konkurrieren muss. Denkbar sind heute für<br />

Archive elektronische Findbücher und ein Service, der den Gang ins Archiv zugunsten einer<br />

Online-Recherche mit anschließender Übermittlung des Dokuments und aller dazu erlangbaren<br />

Zusatzinformationen erübrigt, eingeschlossen ein Echtheitszertifikat gegen Entrichtung<br />

einer vergleichsweise geringen Gebühr. Probleme rechtlicher und technischer Art, die noch<br />

vor kurzem von der Erweiterung der Gebührenordnung über das Urheberrecht bis zur Handhabung<br />

der digitalen Signatur und eines elektronischen Zahlungssystems reichten, scheinen<br />

mittlerweile gelöst. Eine solch neuartige Archivnutzung über das Internet ist bislang wenig<br />

erprobt, und es ist offen, welche der damit auslösbaren Entwicklungen für Archivare wünschenswert<br />

sind und welche gerade nicht. Auch die Wirkungen auf die Organisation des<br />

Wissenschafts- und Verwaltungsbetriebes und die neuerlichen Folgen für die Tätigkeit der<br />

Archivare sind noch nicht bis ins Letzte absehbar. Trotz erhöhter Arbeitsintensität tritt im Internet<br />

auch der Archivar deutlich hinter die von ihm geschaffene Präsentation zurück.<br />

102 Unter wird dieser Vergleich mehrsprachig aufbereitet nachvollziehbar.<br />

63


Staatlichen Archiven, die ins Internet gehen, wird seitens des EDV-Unterausschusses der<br />

Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder ein mehrstufiges Schichtenmodell<br />

empfohlen, von der Beständeübersicht in Kurzform über ein ausführliches Angebot, die Einbeziehung<br />

von Findbüchern und Inventaren und schließlich die Quelleneditionen und die<br />

Abbildungen von Archivalien als digitalisierte Faksimiles 103 .<br />

Ob sich ein Auftritt im Internet lohnt, wird von verschiedenen Faktoren abhängig gemacht:<br />

Zunächst sollte Klarheit darüber bestehen, welche Ziele man mit dem Auftritt im Internet verbindet.<br />

Ohne überzeugende monetäre oder qualitative Vorteile ist der nötige Aufwand für<br />

eine Online-Präsenz problematisch. Langfristig geht es immer um die<br />

• Erschließung neuer Nutzerkreise und die<br />

• Reduzierung des Beratungs- und Kommunikationsaufwandes.<br />

Durch den Einsatz der Internettechnologie ändern sich das Berufsbild und das Selbstverständnis<br />

des Archivars. Archivare müssen sich auf die Gewohnheiten der Informationsgesellschaft<br />

einstellen. Das beginnt bei der Nutzerwerbung und –betreuung und setzt sich fort<br />

in der inneren Verwaltung und im Auskunfts- und im Magazinbereich. Dazu gehören auch<br />

virtuelle Ausstellungen und Diskussionsforen und die elektronischen Editionen. Anmeldung,<br />

Lesesaalreservierung, virtuelle Ausstellung, ins Informationsangebot integrierte Findmittel<br />

und kostenpflichtige Übermittlung von Dokumenten in digitalisierter Form auf Verlangen sind<br />

ein zusammengehöriges Paket, das nutzer- und zielgruppenorientiert ausgerichtet werden<br />

kann. Das bloße Bereitstellen einiger weniger Informationsseiten läuft an den heutigen Möglichkeiten<br />

vorbei und geht in der Informationsvielfalt des Internet unter.<br />

Im Erschließungsbereich der BStU geht man davon aus, dass sich die Archive als Teil der<br />

heraufziehenden Informations- und Wissensgesellschaft in einer Übergangsphase befinden.<br />

Die IT-Ausstattung reicht von der Zentralstelle bis in die Arbeitsbereiche der Archivare in den<br />

Außenstellen. Die unter Archivaren bis Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts aufgeworfene<br />

rhetorische Frage nach dem Computer als zeitgemäßer Arbeitshilfe oder modischer<br />

Spielerei ist hier entschieden. Für die modernen Rechner macht es keinen Unterschied, um<br />

welche Art Information es sich handelt, welches Bitmuster an Text, Grafik, Bild oder Filmund<br />

Tonsequenz gerade verarbeitet wird. Das Internet bietet eindeutige zusätzliche Vorzüge<br />

in der Weiterverarbeitung: Die Kommunikationsvorgänge sind zeitlich und räumlich entkoppelt.<br />

Jugendliche Nutzerkreise und Forscher erhalten dadurch einen bequemen und kostenarmen<br />

Informationszugang zu jeder Zeit und von jedem Ort, beliebig oft und bei weitgehender<br />

Vermeidung von Medienbrüchen und zusätzlichen Fehlerquellen. Mit den neuen Medien<br />

und den Formen digitaler Edition wachsen die Möglichkeiten der umfassenden Verbreitung<br />

und der schnellen Aktualisierung. Über die kommunikativen Vorteile hinaus hat das Internet<br />

103 Vgl. dazu: Paul Flamme - Udo Herkert - Volker Viergutz. Hinweise zur Darstellung staatlicher Archive und<br />

Archivverwaltungen im World Wide Web des Internet, in: Der Archivar, Jg. 51, 1998, H. 2, Sp. 217-228.<br />

64


auch strukturelle. Das HTML-Format gestattet durch seine nonlineare Informationsdarstellung<br />

nicht nur einen individuell-selektiven Zugang und eine stichwortorientierte und assoziative<br />

Recherche- u. Wissensorganisation. Die HTML-Technik lässt auch für Verzeichnungsangaben<br />

neuartige Lösungen zu. Sie liegen in der Möglichkeit der Verlinkung, dem Springen<br />

von einer Textstelle zur anderen, von einer textlichen zur bildlichen Wiedergabe des Dokuments<br />

und von der Fundstelle zur Zusatzinformation und zurück. Informationsdarstellungen<br />

in Form einer HTML-Datei sind deshalb sehr viel leistungsfähiger und auch eleganter als<br />

herkömmliche lineare Präsentationen auf Papier. Die technischen Möglichkeiten kann man<br />

sich bereits beim Übertragen herkömmlich gearbeiteter Findbücher zunutze machen, indem<br />

man die Hauptbegriffe der thematischen Gliederung durch Links mit den zugehörigen Kapiteln<br />

des Findbuches verbindet. Auch die für Findbücher üblichen Personenregister können<br />

so programmiert werden, dass vom Namen aus all jene Stellen aufrufbar werden, an denen<br />

die jeweilige Person Erwähnung findet.<br />

Archivische Informationen im Netz müssen hinreichend detailliert sein. Sie sollen das Interesse<br />

des Nutzers nicht nur wecken, sondern auch geeignet sein, es vollauf befriedigen zu<br />

können. Sonst besteht die Gefahr, dass es statt Bestellungen vorrangig Rückfragen per<br />

e-mail gibt. Zudem sind Übergangsbereiche von den Eingangsseiten in Englisch und Französisch<br />

und ggf. weiteren Sprachen zum Deutschen bis dicht an die Archivalien einzurichten.<br />

Die inhaltliche Aufbereitung sollte auf regionale Bedürfnisse ausgelegt sein und in ihrer Abfrage<br />

offen für die vernetzten Einwahlmöglichkeiten in künftige Archivverbünde. Die Erfahrungen<br />

vom erstmals bundesweit durchgeführten Tag der Archive lassen hier die kommende<br />

Entwicklung erahnen.<br />

Seit dem 68. Dt. Archivtag in Ulm sind die Vorteile von Online-Repertorien unter Archivaren<br />

völlig unstrittig. 104 Kritisch gesehen wird lediglich die Online-Zugänglichkeit von Dokumenten,<br />

ein Punkt, der auf die Verhältnisse bei der BStU schon wegen der nötigen Schwärzungen<br />

zutrifft. Bärbel Förster vom schweizerischen Bundesarchiv hatte in ihrem Vortrag in Ulm unter<br />

dem Titel „Vom Findmittel zum Findsystem“ u. a. den verbreiteten perfektionistischen<br />

Qualitätsanspruch an das einzelne Findmittel kritisiert, eine Vorgehensweise, die zu großen<br />

Rückständen führe. Andererseits zeige die Erfahrung, dass die Möglichkeit zur selbständigen<br />

Recherche bei den Benutzern die größte Zufriedenheit erzeuge. Erstrebenswert sei daher<br />

die weitgehend nach internationalen Grundsätzen normierte Erschließung bei vollständiger<br />

Digitalisierung aller vorhandenen Findmittel als Teil eines übergreifenden Findsystems. Vol-<br />

104 Siehe: Vom Findbuch zum Internet: Erschließung von Archivgut vor neuen Herausforderungen. Referate des<br />

68. Deutschen Archivtags, 23.-26. September 1997, Siegburg 1998 (Der Archivar, Beiband 3).<br />

Das Archivportal der UNESCO verzeichnet derzeit rd. 430 Websites deutscher Archive. Aktuelle Konzepte<br />

formulieren die Anforderungen an Aufbau, Inhalt und Darstellung. Es werden Hinweise zur Bildschirmeinteilung<br />

und zur Fenster- und Fließtextgestaltung gegeben. Im Mittelpunkt jeder Präsentation steht der Zugang zu<br />

den Beständen über die Klassifikation und einen Index und die Möglichkeit der feld- und wertorientierten Abfrage.<br />

Siehe dazu: Mario Glauert. Anforderungen an eine Online-Beständeübersicht und eine archivische Homepage,<br />

in: (8/2001).<br />

65


ker Trugenberger vom Stadtarchiv Sigmaringen hatte in Ulm auf die weitaus vielfältigeren<br />

Sortier- und Zugriffsmöglichkeiten digitaler Findsysteme gegenüber denen des Papiers hingewiesen.<br />

Aus seiner Sicht erlaube gerade die deutsche Version der Internationalen Norm<br />

für die archivische Verzeichnung ISDA(G) unterschiedliche Ebenen der Erschließung und<br />

Erschließungstiefe. In diese Richtung gehend finden sich unter den Veröffentlichungen der<br />

vergangenen vier Jahre mehrere Artikel, die sehr unterschiedliche und sehr bemerkenswerte<br />

Lösungen aus der Praxis heraus vorstellen und bewerten. Folgt man den Darlegungen von<br />

Mechthild Black-Veldtrup aus dem Jahr 1998, so ist Erschließung in der deutschen Archivwelt<br />

seit der Verbreitung des Internet wieder ein erstrangiges Thema und der so eingeleitete<br />

Umbruch nimmt Gestalt an und trägt erste Früchte. 105 Angeführt werden von ihr dazu die<br />

Kurzformübersichten zu den Beständen des Bundesarchivs, des Landesarchivs Berlin, des<br />

Generallandesarchivs Karlsruhe und auf kommunaler Ebene natürlich des Stadtarchivs Duderstadt.<br />

Duderstadt präsentiert seit längerem alle Ebenen, über die Beständeübersicht hinaus<br />

die Findbücher und seine digitalisierten Amtsbücher und Urkunden. 106 Dabei gehen die<br />

Ziele des Duderstadt-Projektes über die übliche Verfügbarmachung von Informationen über<br />

Archivalien und auch über deren bloße bildliche Wiedergabe noch hinaus. Die als Bilddatei<br />

präsentierten Annalen, die Kämmereirechnungsbücher als der Kern der Duderstädter Amtsbuchüberlieferung,<br />

sind inhaltlich zusätzlich erschlossen und bis auf die einzelnen Einnahme-<br />

und Ausgaberubren in eine Datenbank eingegeben. 107 Am Staatsarchiv Münster konnte<br />

bereits 1998 das Projekt „Digitale Erschließung von Archivbeständen“ erfolgreich abgeschlossen<br />

werden, welches erprobte, wie Erschließung und Darstellung eines Archivs im<br />

Netz von der Datenbankrecherche und der Präsentation der Beständeübersicht bis hin zu<br />

einzelnen Dokumenten funktionieren kann. Danach scheint ein vertretbarer Arbeits- u. Kostenaufwand<br />

bei der Konvertierung bereits vorhandener Findmittel in ein HTML-fähiges Format<br />

für die einzelnen Archive in Sicht. Die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg hat in<br />

dem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Neue Möglichkeiten und Qualitäten<br />

der Zugänglichkeit zu digitalen Konversionsformen“ digitale Abbilder gefährdeter Archivalien<br />

und Bücher sowohl im Hinblick auf archivfachliche Anforderungen als auch auf Benutzerinteressen<br />

untersuchen lassen. Neue Konzepte sehen eine mehrdimensionale Textstruktur vor,<br />

die keinen durch Register, Fußnoten oder Inhaltsverzeichnis erschlossenen Haupttext mehr<br />

kennt. Die einzelnen Informationsgruppen werden in Listen niedergelegt, die miteinander<br />

105 Siehe dazu: Mechthild Black-Veldtrup. Erschließung im Umbruch, in: Der Archivar, Jg. 51, 1998, Sp. 607ff.<br />

Sie schreibt: „Zum ersten Mal wird wahr, so sieht es jedenfalls aus, was lange der Traum aller Benutzer und<br />

auch der Archivare war: Die gezielte beständeübergreifende oder sogar archivübergreifende Recherche nach<br />

einzelnen Namen und Begriffen mit Hilfe einer Datenbankabfrage. Man glaubt die Ruinen der alten, abgebrochenen<br />

Generalkarteien endlich aufgemauert ...“. Vgl.: Ebenda, Sp. 609.<br />

106 Vgl. dazu insbesondere unter dem Blickwinkel des kostengünstigen und schonenden Scannens großer Mengen<br />

archivischer Quellen: Stefan Aumann - Hans-Heinrich Ebeling - Hans-Reinhard Fricke - Manfred Thaller.<br />

Innovative Forschung in Duderstadt. Das Digitale Archiv. Begleitheft zur Ausstellung in der Sparkasse Duderstadt<br />

05.-16. Mai 1997, Duderstadt 1997, in: (8/2001).<br />

107 Siehe dazu: Ebenda, , S. 2 (8/2001).<br />

66


verbunden, verlinkt sind. Man kann sich entweder innerhalb einer Liste auf und ab bewegen<br />

oder beliebig beginnend den assoziativen Verbindungen folgen.<br />

Der EDV-Ausschuss der Archivkonferenz in <strong>Potsdam</strong> diskutierte auf seiner Tagung Ende<br />

April 1999 in einem breiten Erfahrungsaustausch über archivische EDV-Anwendungen, darunter<br />

auch erneut zur Encoded Archival Description (EAD), dem von der Universität California<br />

entwickelten Standard für die Umsetzung archivischer Findmittel in maschinenlesbare<br />

Form. Der Einsatz dieser auf Standard Generalized Markup Language (SGML) basierenden<br />

Übereinkunft wäre danach zumindest für Bestände von überregionalem oder internationalem<br />

Interesse denkbar. Man will die diesbezügliche Entwicklung beobachten. 108<br />

Bei der Nutzung der neuen Medien bleibt die Strukturierung der Information und die Orientierung<br />

innerhalb der Beständehierarchie das eigentliche Problem des Archivars. Dieses Problem<br />

ist erst in wenigen Projekten zufriedenstellend gelöst. An der Archivschule Marburg wurde<br />

über mehrere Jahre darüber nachgedacht, inwieweit ein einzelnes Findbuch im Internet<br />

oder auch offline am PC im Lesesaal leistungsfähiger sein kann als auf dem Papier. In diesem<br />

Zusammenhang wurde ein Verfahren entwickelt, um die Findbücher aus einem Datenbankformat<br />

heraus automatisch zu generieren und in HTML-Format umzusetzen. 109 Die<br />

Struktur der Web-Seiten wurde um der Orientierung willen flach gehalten, nicht tiefer strukturiert.<br />

Die Bildschirmoberfläche ist in vier aufeinander bezogene Rahmen (Frames) gegliedert.<br />

Der rechte untere Frame, die stabile Navigationsleiste mit ihren sieben anklickbaren roten<br />

Auswahlknöpfen (Button) verändert sich beim „Blättern“ im Findbuch niemals und erlaubt so<br />

von jeder Position aus den Übergang in die jeweils andere Übersicht. So kann während des<br />

Navigierens aus jeder Position die Einleitung mit Hilfefunktion angesteuert und mit den Orientierungselementen<br />

im linken Frame verglichen werden, von wo aus man durch Anklicken<br />

einer Überschrift von der Gliederung in die Titelaufnahme gelangt. Die einzelnen Titelaufnahmen<br />

erscheinen im Hauptrahmen, in dem beim Anfang der Titelgruppe beginnend vor<br />

und zurück gescrollt werden kann. Über das Abbild der Papierform und die Datenbankanwendungen<br />

hinaus lassen sich allgemeine oder auch spezielle Zusatzinformationen zur Bewertung<br />

und Erschließung zuweisen und abrufen.<br />

Es handelt sich bei dem MIDOSA genannten Marburger Online-Findbuch um eine dBase-<br />

Datenbank mit Sortier- und Druckmöglichkeiten, entwickelt in der Archivschule Marburg in<br />

Zusammenarbeit mit der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Die DOS-Version gibt<br />

es seit 1995, die Windowsversion seit März 2000. Im Mittelpunkt der Informationsverarbeitung<br />

steht das XML-Austauschformat. Daraus können CSV-, RTF- oder EAD-Dateien für die<br />

108<br />

Vgl. dazu: Ursula Matz. 26. Sitzung des EDV-Ausschusses der Archivreferentenkonferenz in <strong>Potsdam</strong>, in:<br />

Der Archivar, Jg. 53, 2000, H. 1, S. 49.<br />

109<br />

Vgl. dazu: Angelika Menne-Haritz. Das Online-Findbuch - Archivische Erschließung mit Internettechnologie,<br />

in: Archivische Erschließung - Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. Archivwissenschaftlichen<br />

Kolloquiums der Archivschule Marburg, a.a.O., S 109-121; siehe auch unter:<br />

(7/2001)<br />

67


Weiterverarbeitung mit anderer Software erstellt werden. Durch Generierung entstehen stabile<br />

HTML-Komplexe mit den entsprechenden Verzeichnissen, d. h. den zugehörigen Gliederungspunkten<br />

und Zusatzinformationen aus den Arbeitsprotokollen. MIDOSA erfüllt folgende<br />

Funktionen:<br />

• Navigieren durch den Bestand mit Hilfe der Gliederung<br />

• Ständige Präsenz des Kontextes in der Gliederung als Roter Faden<br />

• Möglichkeit des Einholens von Zusatzinformationen<br />

• Ansteuern von Titeln über die Signatur, einen Indexbegriff oder<br />

die Beständeübersicht und die Gliederung der Findbücher<br />

• Vorauswahl von Archivgut für die Benutzung.<br />

Wo man dies wünscht, können auch Faksimiles generiert werden. MIDOSA-Online ist also<br />

eine Paketlösung für die Archivverwaltung, Erschließung, Benutzung und Präsentation im<br />

Archivverbund. Die EAD-konforme Ausgabe der Daten kann in ausländische Suchmaschinen<br />

integriert werden. 110<br />

Die Präsentation der Ergebnisse der Erschließung des Teilbestandes „SED-Kreisleitung im<br />

MfS“ steht angesichts der sehr eingeschränkten Kassation vor einem ähnlichen Massenproblem,<br />

wie es Archive ganz allgemein im Hinblick auf die Fallakten und das Dokumentationsgut<br />

haben, das die Verwaltungs- und Ablagekultur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Bei<br />

der Überlieferung zur SED kommt das Moment der Allgegenwärtigkeit und Vielschichtigkeit<br />

des Einflusses der ehemals führenden Partei hinzu. Über alle Haupt- und Staatsaktionen im<br />

Leben der DDR und die Strukturveränderungen innerhalb des MfS hinaus gab es kaum eine<br />

Begebenheit oder ein Anliegen im Leben der SED und der Massenorganisationen, die nicht<br />

aufgegriffen oder zur Kenntnis genommen wurde. Dass in den Archiven des MfS das Pertinenzprinzip<br />

vorherrschte und dass die genetischen Zusammenhänge der Einzelschriftstücke<br />

teilweise schon während der Tätigkeit des Dienstes aufgelöst wurden, macht diese Aufgabe<br />

nicht leichter. In der Endphase der Tätigkeit des MfS/AfNS kam es zu einer weitgehenden<br />

Verunordnung, und mit den anfänglichen und späteren Sichtungs- und Ordnungsarbeiten<br />

kam es zu mehrfachen Umlagerungen des aufgefundenen Registratur- und Archivguts. Einzelne<br />

Zusammenhänge sind heute mitunter nur noch sehr mühsam zurückverfolgbar. Auf<br />

Grund der Verunordnung, wegen der vielen Mehrfachbezüge inhaltlicher Art und durch die<br />

Praxis der parallelen Verzeichnung verschiedener Bündel durch voneinander unabhängig<br />

arbeitende Mitarbeiter kann der Herkunftszusammenhang teilweise erst im Nachhinein wieder<br />

rekonstruiert werden, im Zuge einer Recherche am Computer, postkoordiniert mittels<br />

Verknüpfung in der Datenbank. Erst im Ergebnis der vollständigen Klassifizierung und<br />

110 Siehe: XML-Austauschformat für Online-Findbücher mit Schnittstelle zu EAD. Bericht über den 1. u. 2.<br />

Workshop an der Archivschule Marburg, in: <br />

(12/2000).<br />

68


Verschlagwortung kann daher mit der Findbucherstellung begonnen werden. Beim Teilbestand<br />

SED-KL im MfS steht der Abschluss dieser Vorarbeiten noch aus. Von daher kann hier<br />

nur angesprochen werden, welche Möglichkeiten es im Hinblick auf die Erstellung und Herausgabe<br />

eines Findbuches zum Teilbestand SED-KL im MfS gibt. Bei aller Anlehnung an<br />

bewährte Standards ist es im Fall der Überlieferung zur SED-Kreisleitung im MfS nicht einfach,<br />

den traditionellen Vorgaben und den Anforderungen der modernen Zeit gleichermaßen<br />

nachzukommen. Die Schwierigkeiten liegen weniger auf intellektueller Ebene oder auf technischem<br />

oder finanziellem Gebiet. In den behördeninternen Diskussionen zur Findbuchherausgabe<br />

überwog lange Zeit das Bestreben nach Befriedigung traditioneller Erwartungen,<br />

ohne dass sich die maßgeblichen Entscheidungsträger den Vorstellungen über die Welt von<br />

morgen und denen über eine zeitgemäße Präsentation von Arbeitsergebnissen des Archivs<br />

verschließen wollten. Bei den Debatten ging es sowohl um das künftig zu veranschlagende<br />

Nutzerinteresse als auch um das nachdrückliche Einfordern von Unterstützung bei anderen<br />

Bereiche im eigenen Haus. Klar war, dass der Druck von Verzeichnissen eine langwierige<br />

und kostspielige Angelegenheit ist, wo angesichts der geringen Zahl von potentiellen Käufern<br />

von Wirtschaftlichkeit keine Rede sein kann. Aktualisierungen sind bei der Schwerfälligkeit<br />

des Mediums oft erst nach Jahren möglich.<br />

Nach längerer Entscheidungsfindung wurde im Dezember 2000 verfügt, das bereits erarbeitete<br />

Findbuch zur Allgemeinen Sachablage demnächst in Papierform in der Reihe „Archiv zur<br />

DDR-Staatssicherheit" erscheinen zu lassen. Herausgeberin der Reihe ist Frau Archivpräsidentin<br />

Dr. Dagmar Änne Unverhau, Verfasser sind die jeweiligen Bearbeiter der Abteilung<br />

Archivbestände. Die Herausgeberin ist federführend in allen Fragen der äußeren Gestaltung,<br />

während die inhaltliche Verantwortung grundsätzlich bei den Verfassern liegt. Die verbindlichen<br />

BStU-internen Vorgaben für den Aufbau von Findbüchern stimmen mit denen in einschlägigen<br />

archivwissenschaftlichen Vorgaben zu diesem Arbeitsinstrument überein, betreffen<br />

jedoch ausschließlich die Papierform. 111 Das Vorwort beschreibt die Behörden- und Bestandsgeschichte<br />

und gibt die notwendigen Hinweise für die Ermittlung von Unterlagen. Die<br />

Gliederung legt die Strukturen der Überlieferung offen, ohne dabei die Veränderungen des<br />

Aufgabenbestandes zu vernachlässigen. Es folgen die einzelnen Verzeichnungseinheiten mit<br />

ihrer Signatur und Laufzeit. Im Anhang des Findbuchs stehen die auf die Verzeichnungsangaben<br />

bezogenen Indices, die Konkordanzen und die Literaturhinweise (siehe Anlage 8).<br />

111 Vgl. dazu: BStU-Dienstregistratur. Erwiderung des Direktors der Behörde auf die Anfrage der Referatsleiterin<br />

AR 4 vom 24.11.2000 zur Veröffentlichung der Findbücher der Abteilung AR (AR 4/1378) vom 21.12.2000,<br />

sowie: Angelika Menne-Haritz. Schlüsselbegriffe der Archivterminologie. Lehrmaterialien für das Fach Archivwissenschaft<br />

Nr. 20, in: Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, 1992, S. 72f.<br />

69


Die Bemühungen um eine zeitgemäßere Form des Zugriffs auf archivische Information dauern<br />

indes an. Die Vorteile der neuen Medien leuchten all jenen Mitarbeitern ein, die sich damit<br />

in der beruflichen Praxis oder privat im Alltag selbst erproben. Neben Findbucheditionen<br />

in Papierform bleiben die CD-ROM und die Online-Version gleichermaßen erstrebenswerte<br />

Ausgaben. Bei einer Einstellung der Daten aus der Erschließung in die Homepage könnte<br />

die Veröffentlichung stets auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Es bedürfte eines<br />

sehr viel geringeren Aufwands für die Bearbeitung und Zusammenfassung der Verzeichnungen,<br />

als beim traditionellen Findbuch in Papierform. Im Fall der SED-KL im MfS ließe sich<br />

der Inhalt der systematischen Kartei ohne die personenbezogenen Angaben aus der SAE-<br />

Datenbank heraus weitgehend übernehmen.<br />

Technisch kann bei der BStU auf einem Vorlauf in der IT-Ausstattung aufgebaut werden. Die<br />

Homepage ist seit Jahren fester Bestandteil der Kommunikation mit der Umwelt. 112 Volltextrecherchen<br />

wären wegen der Engpässe bei Überlastungen in den Netzen momentan noch<br />

nicht zumutbar. Behördenintern werden aber bereits leistungsfähige Breitbandkabel verlegt.<br />

Die Archivbereiche der BStU sind an die Strukturen für elektronische Informationsdienstleistungen<br />

angeschlossen und etwa jeder zweite Mitarbeiter hat die Möglichkeit, von speziellen<br />

Endgeräten aus ins Netz zu gehen. Einzelne Voraussetzungen, die beim Online-Angebot<br />

unabdingbar sind oder perspektivisch hinzu kommen, sind also bereits erfüllt. Die bestehenden<br />

Voraussetzungen lassen es zu, selbst aus Datenbanken generierte Findbücher binnen<br />

weniger Tage in die Homepage einzustellen. Um den Öffentlichen Glauben an der übermittelten<br />

Information gewährleisten und Beantragungs- und Zahlungsvorgänge problemlos abwickeln<br />

zu können, müsste man sich mit den Möglichkeiten der Verschlüsselung und mit den<br />

technischen Voraussetzungen der digitalen Signatur beschäftigen. Technische Sicherheitsstandards<br />

wären einzuhalten und „Trittbrettfahrer", die private Angebote an die Homepage<br />

anhängen, zu kontrollieren. Das wird ohnehin bereits von den zuständigen Bereichen im IT-<br />

Referat und der Pressestelle erledigt.<br />

Durch Vermittlung einer Absolventin der Archivschule Marburg gelangte bei der BStU die<br />

Software MIDOSA-Online für die künftige Generierung von Online-Findbüchern in die nähere<br />

Wahl. Die BStU würde hier nicht alle Funktionen benötigen, weil einiges bereits von anderen<br />

Programmen abgedeckt wird. Die Protokollfunktion (Benutzerhistorie) fehlte dem Marburger<br />

Online-Findbuch namens MIDOSA bislang, und der häufigste Einwand gegen das Findbuch<br />

war das nicht vorhandene Angebot einer Recherchemöglichkeit nach benutzerdefinierten<br />

Begriffen. 113 Beides ist bei der BStU programmtechnisch im SAE bereits angelegt, einmal<br />

wegen der Möglichkeit der Volltextrecherche über alle Aktentitel und Enthält-Vermerke und<br />

zum anderen wegen der vom StUG geforderten Protokollierung jedes Zugriffs.<br />

112 Siehe: <br />

113 Vgl.: Detlef Heiden und Mechthild Black-Veldtrup. Das Marburger Online-Findbuch. Konsequenzen für die<br />

Erschließung und Präsentation von Archivgut, in: (3/1999).<br />

70


Die IT-Abteilung der BStU besah sich vor einigen Monaten in Abstimmung mit der Archivschule<br />

Marburg die Möglichkeiten der Zusammenführung des SAE mit MIDOSA. Probleme<br />

bereitete der Umstand, dass die Informix-Daten des SAE nicht kompatibel sind mit der Datenstruktur<br />

von MIDOSA. Hier wurde eine Anpassung erwogen, und es sollten Testdaten<br />

bereitgestellt werden. Bis zur Programmeinführung war eine vorübergehende Veröffentlichung<br />

der bereits erarbeiteten Findbücher in einer Kleinstdatenbank erwogen worden oder<br />

eine schlichte HTML-Lösung oder eine im Portable Document Format (PDF). Die PDF-Datei<br />

wäre die am wenigsten attraktive, datenschutzrechtlich aber sehr gelegene Variante gewesen,<br />

da sie nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten einer elektronischen Weiterverarbeitung,<br />

wie das Springen zwischen den Informationen in der Art von Hypertext und das Suchen von<br />

Textstellen zuließe (siehe die Demonstration in der Anlage 9/1). Wie die Benutzeroberfläche<br />

einer auf Datenbanken basierenden Lösung aussehen könnte, zeigen mehrere Beispiele<br />

eines Entwurfs in den Anlagen 9/4-9/8.<br />

Vor Ort im Alltag einer großen Behörde wie der BStU, wo die neuen Möglichkeiten der EDVgestützten<br />

Erschließung als vorteilhaft erkannt werden, stellen sich auf dem Weg in die virtuellen<br />

Welten eine Reihe besonderer Probleme. Angesichts des laufenden Verfahrens gegen<br />

Dr. Kohl hat das Grundsatzreferat kürzlich eine schriftliche Stellungnahme zur Findbucherarbeitung<br />

abgegeben, die Namensnennungen von Betroffenen regelt, die Personen der Zeitgeschichte<br />

sind. Gehört wurde in diesem Zusammenhang selbstverständlich auch die Datenschutzbeauftragte.<br />

Die Regelung ist eindeutig: Betroffenendaten dürfen, da sie unrechtmäßig<br />

erhoben wurden, in Findmitteln, die öffentlich zugänglich sind, nicht genannt werden.<br />

Die Nutzung entsprechender Angaben ist auf den archivinternen Gebrauch zu beschränken.<br />

Bislang erstellte Findbücher einschließlich der bereits druckfertig vorgelegten sind für die<br />

Außenwirkung entsprechend zu überarbeiten. Die betrübliche Zusatzbotschaft zu dieser Regelung<br />

kam wenig später und lautet: Alle Vorhaben der IT-gestützten Veröffentlichung von<br />

Findbüchern sind, beginnend bei der angedachten eher linearen Form als PDF-Datei über<br />

eine Ausgabe auf CD-ROM bis zum Konzept eines Online-Zugriffs mit Generierung der Daten<br />

aus einer Datenbank vorerst abgewiesen.<br />

Aufbau und äußere Gestaltung aller künftig zu erarbeitenden Findbücher, auch das zum<br />

Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS angedachte, erfolgen deshalb in der Art und Weise,<br />

wie sie die Anlage 8 ausweist. Datenschutzrechtlich zulässig ist es, neben Angaben zu den<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern auch einzelne Angaben zu Personen der Zeitgeschichte ins papierne<br />

Findbuch zu übernehmen. Hier kommt also der grundsätzliche datenschutzrechtliche<br />

Unterschied, ob dies in einer Ausgabe in Papier geschieht oder online, generiert aus einer<br />

Datenbank, voll zum Tragen.<br />

Es trifft zu, dass Datenbankenlösungen für die Recherche im Online-Findbuch auch Verknüpfungsmöglichkeiten<br />

böten, deren Ergebnisse nicht mehr einzeln absehbar wären und<br />

71


vorab nicht geprüft werden könnten. Der Recall ginge mit großer Wahrscheinlichkeit über die<br />

gesetzlich eingeengte Thematik (Struktur und Wirkungsweise, Einfluss der Tätigkeit des<br />

Staatssicherheitsdienstes) hinaus.<br />

Auf Grund der Unzulässigkeit einer elektronischen Bereitstellung von Findbüchern mit Personenregistern<br />

im Internet wurden alle diesbezüglichen Vorarbeiten inzwischen eingestellt.<br />

Durch diese Entscheidung bleiben die im Zuge der Erschließung im SAE indizierten Personen<br />

auf Dauer nur im Intranet zugriffsfähig, und hier nur für die Archivare und die Mitarbeiter<br />

der behördeninternen Forschungsabteilung. Dieses Privilegium der eigenen Forscher erinnert<br />

an die historisch gebildeten Archivare des 19. Jahrhunderts, die zu Zeiten, als es noch<br />

keinen allgemeinen Benutzungsanspruch gab, das Archivgut als bevorrechtete Benutzer<br />

auswerteten.<br />

Momentan ist der Medienwechsel bei der BStU also an deutliche Grenzen gestoßen, an datenschutzrechtliche.<br />

Wo Einwände der Datenschützer berechtigt sind, muss man ihnen<br />

nachkommen. Dort, wo sie überzogen sind, muss man sie zurückweisen. Als Tim Berners-<br />

Lee 1989 das World Wide Web im Internet erfand, war er von der Idee erfüllt, dass jede Information<br />

eine eigene Daseinsberechtigung hat und so alle elektronischen Dokumente<br />

gleichberechtigt sind. 114 Wir sehen, wenn wir an Kinderpornografie, Extremismus oder Anleitungen<br />

für die Herstellung von Massenvernichtungsmittel im Internet denken, dass dieses<br />

Prinzip ohne Abstriche nicht akzeptabel ist. Ich betone diese Zusammenhänge ausdrücklich,<br />

weil es beim Internetauftritt der Archive neben der finanziellen, der technischen und der datenschutzrechtlichen<br />

Seite immer auch um die konzeptionelle Seite geht, und weil man gegenüber<br />

der Forschungsfreiheit als Hinderungsgrund leicht datenschutzrechtliche und auch<br />

sicherheitspolitische Argumente anführen kann.<br />

Das große Thema der BStU ist das Starkmachen demokratischer Überzeugungen und Einstellungen<br />

und die Anteilnahme am Aufbau demokratischer Strukturen im Osten Deutschlands.<br />

Die Bemühung um die res publica wendet sich gegen die weitverbreitete Anfälligkeit<br />

für ein sequentielles Wahrnehmen von Vergangenheit, ein Phänomen mit Zukunft. Aus den<br />

genannten Gründen richten sich die Anstrengungen der Behörde an erster Stelle auf jugendliche<br />

Nutzergruppen. Woran es der Homepage der BStU dabei inhaltlich fehlt, sind nicht so<br />

sehr die virtuellen Ausstellungen und Informationen zu immer neuen Funden aus der Erschließung,<br />

sondern Repertorien für die StUG-gemäßen Forschungsinteressen von jedermann.<br />

Forscher und auch Schüler wollen und müssen selbst suchen, danach, was sie speziell<br />

interessiert, um am Ende dieses Weges eine Auflistung der relevanten Quellen zu erhalten,<br />

darunter möglichst auch ein bislang noch unbekanntes Dokument. Sie wünschen und<br />

benötigen mehr als Angebotspaletten, deren Inhalte im Verdacht veröffentlichter Meinung<br />

114 Wer Müll findet, hat selbst Schuld. Internet-Pionier Tim Berners-Lee über die Zukunft des Datennetzes, das<br />

Verschwinden räumlicher Entfernungen und den Einfluss der Digitalisierung auf die Gesellschaft, in: Der Spiegel,<br />

Heft 30/ 1998, S. 138.<br />

72


stehen. Die erstrebenswert erachteten demokratischen Verhältnisse sind in der globalisierten<br />

Welt von Morgen nur noch allgemein vorstellbar, als unteilbares Gut einer einheitlichen, aus<br />

sich heraus verfassten Zivilisation. Hier trägt die BStU eine große Verantwortung, und hier<br />

klafft die größte Lücke in ihrem Angebot, nicht nur auf der Homepage im Internet, auch in<br />

den dahinter stehenden Strukturen. Die BStU als politisch beauftragte Informationsdienstleisterin<br />

ist künftig vor allem die Archivarin der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes.<br />

Über die Erledigung der zeitlich befristeten Aufgaben hinaus hat sie nicht nur Grundlagenforschung<br />

zu betreiben und die Vergangenheit aus dem Blickwinkel der ehemals Verfolgten<br />

nachzuzeichnen. Sie hat das angesammelte Herrschaftswissen der ehemaligen Obrigkeit<br />

als Quelle bereitzustellen, für jedermann. Ich möchte in diesem Punkt nicht falsch verstanden<br />

werden: Die vielbeachteten Ergebnisse der Offenlegung und Aufklärung der Behörde<br />

sprechen für sich und finden auch nach zehn Jahren noch ihr aufgeschlossenes Publikum.<br />

Allein die Wanderausstellung hat seit Jahren einen überdurchschnittlich hohen Zulauf und<br />

viel achtungsvoll angetragene Anerkennung. Was die Lehrerschaft im Osten angeht, so<br />

müssen künftige Ausstellungen mehr bieten als den Gesprächsstoff für eine weitere Meinungspolarisation.<br />

115 Das widerständige Verhalten derjenigen, die die Wende vorbereiteten,<br />

war über die Jahrzehnte der DDR wenig vorteilhaft und auch nur eine unter mehreren Möglichkeiten<br />

des anständigen Verhaltens in der Diktatur. Bislang finden die Angehörigen der<br />

Minderheit, die 1989 die Geschichte der DDR entschied, bei den ehemaligen Mitläufern und<br />

Vorschubleistern des Systems, aber auch bei der ehemals schweigenden Mehrheit viel zu<br />

wenig Akzeptanz. Das Vermögen vieler ehemaliger Oppositioneller, die eigene Erfahrungswelt<br />

in einem allgemeineren sozialen und auch zeitlichen Kontext zu verorten, scheint begrenzt.<br />

Wenn Christoph Kleßmann darauf hingewiesen hat, dass die gesamtdeutsche Neukonstituierung<br />

der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte noch aussteht, so gilt das m .E.<br />

auch in diesem Punkt. 116 Bei aller Durchschnittlichkeit sind für viele ehemalige DDR-Bürger<br />

die von ihnen gelebten, bisweilen sehr eigensinnigen Formen des Umgangs mit den Zumutungen<br />

der Diktatur das eigentlich Interessante an der untergegangenen DDR.<br />

Angesichts des leichten Abschwungs in der Beschäftigung mit der DDR-Geschichte muss<br />

man weiter gehen und neben Ausstellungen mit themenbezogenen Zusammenstellungen,<br />

Vorträgen und eigenen Publikationen in Papierform oder auf der Homepage auch auf Angebote<br />

rein archivischer Information im Netz setzen. Ähnlich wichtig wie die Aufarbeitung der<br />

Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes und die Geschichte der Opposition und des Aufbruchs<br />

im Herbst 1989 ist für die Nachgeborenen, wie sich ihre Nächsten - Vater, Mutter und<br />

115 Siehe dazu: Streit um Demokratie und Vergangenheitsbewältigung in Lehrer- und Klassenzimmern, in: Leipziger<br />

Volkszeitung vom 06.10.1999, S. 3, sowie: Uwe Müller. Ein Haus der Geschichte als Bastion gegen DDR-<br />

Nostalgie, in: Die Welt vom 09.10.1999, S. 6., sowie: Mothes sieht Defizite in Lehrplänen der Schulen. Landesbeauftragter<br />

für Stasi-Unterlagen kündigt Seminare für Lehrer an, in: Nordkurier vom 13.07.2001, S. 4.<br />

116 Christoph Kleßmann. Der schwierige gesamtdeutsche Umgang mit der DDR-Geschichte, in: Aus Politik und<br />

Zeitgeschichte. Beiträge zur Wochenzeitung Das Parlament, B 30-31/2001, S. 5.<br />

73


Großeltern - in einem durchschnittlichen, angepassten Leben der Staatssicherheit gegenüber<br />

guten Gewissens verhielten und wie sie sich daran gemessen selbst verhalten hätten.<br />

Das lässt sich nicht allein in verordneten Pflichtstunden und Vorträgen an Schulen klären.<br />

Wo sich junge Menschen gern der Geschichten aus ihrer Umgebung annehmen, scheuen<br />

ältere und gehen unliebsamen Erinnerungen besser aus dem Weg. Hier bedarf es der Gespräche<br />

in intakten Familien, die eher im Ergebnis individuellen Suchens in Quellen mit regionalem<br />

Bezug durch daran Interessierte in Gang kommen als auf dem Wege des Konsums<br />

fertiger Vorlagen. Für diesen Zweck sind die Unterlagen möglichst schnell in Gänze zu erschließen<br />

und die Wege durchs Archiv bis zur einzelnen Unterlage aufzuzeigen. Die zeitgemäße<br />

Form dafür ist online von der Bestandsübersicht bis zum Aktentitel und, wo das sinnvoll<br />

erscheint, auch mittels bildlicher Wiedergabe des einzelnen Dokuments. Vorhaben zur<br />

Einstellung allgemeiner archivischer Informationen in elektronischer Form, wie die Bestandsübersicht<br />

mit der Beschreibung der Teilbestände in formaler, historischer und inhaltlicher<br />

Hinsicht, werden bei der BStU fortgeführt. Die Browseransicht einer Teilbestandsinformation<br />

zum TB SED-KL im MfS in Deutsch und Englisch findet sich als Entwurf in der Anlage 9/8.<br />

Die Tätigkeit der SED im MfS erfolgte strukturübergreifend, und die Kreisleitung war eine<br />

herausgehobene Stelle. Datenschutzrechtlich sind die Inhalte vieler Dokumente weitgehend<br />

unbedenklich. Unter archivpädagogischen Gesichtspunkten als auch unter den momentanen<br />

datenschutzrechtlichen Restriktionen wäre der Teilbestand somit für den Beginn der Einstellung<br />

archivischer Information ins Internet sehr geeignet. Die folgenden Informationen zur<br />

Tätigkeit der SED-KL im MfS zeigen, dass es darüber hinaus auch in der o. g. Sammlung der<br />

Dokumente (DOSA) die Möglichkeit gibt, rein archivische Information von personenbezogenen<br />

Angaben bereinigt ins Internet einzustellen. Bei Anonymisierung aller personenbezogenen<br />

Daten würden die Angaben zu den Dokumenteninhalten gerade noch keine Gefahr im<br />

Sinne der gefürchteten beliebigen Verknüpfungsmöglichkeit darstellen, die sich bei den aus<br />

Datenbanken generierten personenbezogenen Informationen erzielen ließe und die das<br />

StUG ausdrücklich untersagt:<br />

74


Im Archivbereich der BStU wird an der Einstellung der Bestandsinformationen in die Homepage<br />

und an der Online-Bereitstellung der Informationen zu den nach Tausenden zählenden<br />

Dokumenten des SfS, MfS und AfNS ins Internet sehr intensiv gearbeitet. Hierbei gilt, was<br />

Peter Honigmann vom Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland<br />

den Archivaren auf dem Archivtag in Ulm mit auf den Weg gab, um ihnen Mut zu machen:<br />

„Im Prinzip ermöglicht Internet eine weltweite Kommunikation in Sekundenschnelle. Auf dem<br />

Weg dorthin ist man jedoch mit Denk- und Verwaltungsstrukturen der unmittelbaren Umgebung<br />

konfrontiert, die nicht von vornherein mit der neuen Technik kompatibel sind. Viel Kraft<br />

wird deshalb für die Überwindung der ersten fünfzig Meter gebraucht." 117<br />

117 Siehe: Peter Honigmann. Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland. Erfahrungen<br />

mit der Veröffentlichung von Verzeichnissen im Internet, in: Ebenda, Vom Findbuch zum Internet. Erschließung<br />

von Archivgut vor neuen Herausforderungen. Referate des 68. Deutschen Archivtags vom 23.–26.<br />

September 1997 in Ulm, in: Der Archivar, Beiband 3, Siegburg 1998, S. 105.<br />

76


Anhang<br />

Anlagenübersicht Seite<br />

Anlage 1<br />

Auflistung von Bestimmungen und Dienstanweisungen, die die Grundlage der Ordnung 79<br />

und Verzeichnung bei der BStU bilden<br />

Anlage 2/1<br />

Auflistung von Dienstanweisungen u. Durchführungsbestimmungen des MfS, die zum 80<br />

Verständnis der Schriftgutorganisation u. der Schriftgutkategorien unabdingbar sind<br />

Anlage 2/2.<br />

[Abschrift] Die Nachweisführung und Aufbewahrung des Schriftgutes der Partei in der 81<br />

Kreisparteiorganisation<br />

Anlage 2/3<br />

[Abschrift] . Aufbewahrungsfristen der in den GO befindlichen Unterlagen 82<br />

Anlage 3<br />

Aktuell eingestellte Information zur SED-KL im MfS auf der Homepage der BStU 83<br />

Anlage 4<br />

Auszug aus der Klassifikation zum Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS 84<br />

Anlage 5/1<br />

Hierarchieschema zur Grundorganisation der SED im MfS im Jahre 1953 86<br />

Anlage 5/2<br />

Unterstellungsverhältnisse der SED-Parteiorganisation im MfS gegenüber dem 87<br />

Zentralkomitee und den territorialen Leitungen der SED im Jahre 1989<br />

Anlage 5/3<br />

Organigramm der Kreisparteiorganisation und des Apparates der Kreisleitung 88<br />

der SED im MfS im Jahre 1989<br />

Anlage 6<br />

Angaben zum Teilbestand „SED-Kreisleitung im MfS". Stand: Juni 2001 89<br />

Anlage 7<br />

Hilfe zum <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm. Inhaltsverzeichnis 90<br />

Anlage 8/1<br />

Veranschaulichung der Vorgaben zur äußeren Gestaltung des Findbuchs 92<br />

Anlage 8/2<br />

Prinzip der Gestaltung der Innenseite des Findbuchs 93<br />

Anlage 8/3<br />

Aufbau des Inhaltsverzeichnisses des Findbuchs 94<br />

Anlage 8/4<br />

Gliederung des Aktenverzeichnisses 95<br />

Abfolge der Verzeichnungseinheiten zu einem Unterpunkt<br />

77


Anlage 9/1<br />

Prinzip des Findbuchzugriffs und der Suche mittels PDF mit zugehöriger Suchmaske 96<br />

und eingeblendeter Zusatzinformation<br />

Anlage 9/2<br />

Beispiel für die HTML-Seiten-Erstellung mit zugehörigem Quelltext 97<br />

Anlage 9/3<br />

Aktuelle Ansicht der Übersichtsseite auf der Homepage der BStU 101<br />

Entwurf zur Einstellung archivischer Information in die aktuelle Homepage<br />

Anlage 9/4<br />

Entwurf zur Erstellung einer Seite mit links zu den Bestandsinformationen 102<br />

Entwurf zu einem Suchformular für die Recherche in Sachakten<br />

Anlage 9/5<br />

Ansicht eines Online-Findbuchs zum Teilbestand SED-KL im MfS 103<br />

Ansicht einer Benutzeroberfläche mit Zugriff auf Findmittel und Dokumente<br />

Anlage 9/6<br />

Beispiel zur Erstellung von Seiten mit Bestandsinformationen 104<br />

Anlage 9/7<br />

Beispiele für das Einscannen und die bildliche Wiedergabe von Dokumenten 105<br />

Ansicht einer Seite mit Blätterfunktion und Zoom für die Recherche in Dokumenten<br />

Anlage 9/8<br />

Browseransichten einer Teilbestandsinformation in Deutsch und Englisch 106<br />

78


79<br />

Anlage 1<br />

Auflistung von Bestimmungen und Dienstanweisungen, die die Grundlage der Ordnung<br />

und Verzeichnung bei der BStU bilden<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen<br />

Republik (OVG). Herausgegeben von der Staatlichen Archivverwaltung im Ministerium<br />

des Innern der DDR, 1964.<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsrichtlinie für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in den Archiven des Bundesbeauftragten<br />

für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Teil I – IV vom<br />

20.03.1993.<br />

DIN 31 623, Teil 1 – 3. Indexierung zur inhaltlichen Erschließung von Dokumenten, herausgegeben<br />

vom Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen (NABD) im Deutschen<br />

Institut für Normung e. V., September 1988<br />

Richtlinie für die Verschlagwortung bei der rechnergestützten Erschließung als Anlage 9 zur<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsrichtlinie des BStU (RL Verschlagwortung) vom 21.11.2000.<br />

Arbeitsanweisung für die Bewertung und Kassation von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

(Bewertungskatalog) mit Anlagen (Bewertungskatalog Teil I, kassable Unterlagen)<br />

vom 03.01.2001.


80<br />

Anlage 2/1<br />

Auflistung von Dienstanweisungen u. Durchführungsbestimmungen des MfS, die zum<br />

Verständnis der Schriftgutorganisation u. der Schriftgutkategorien unabdingbar sind<br />

Dienstanweisung Nr. 1/80 vom 20.05.1980 über die Grundsätze der Aufbereitung, Erfassung<br />

und Speicherung operativ bedeutsamer Informationen durch die operativen Diensteinheiten<br />

des MfS – VVS MfS 00008-28/80.<br />

1. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 1/80 vom 20.05.1980<br />

Organisation, Bereitstellung, Aufbereitung, Indexierung, Erfassung, Speicherung und Änderung<br />

operativ bedeutsamer Informationen zu Personen, Sachverhalten, Hinweisen und<br />

Merkmalen für die Zentrale Personendatenbank des MfS (ZPDB) – VVS MfS 0008-28/80.<br />

Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01.07.1981 zur einheitlichen Gestaltung der Erfassung und<br />

Überprüfung von Personen und Objekten, der Registrierung von Vorgängen und Akten sowie<br />

der Archivierung politisch-operativen Schriftgutes in den Abteilungen XII, GVS – 0008-8/81.<br />

1. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01.07.1981.<br />

Die Erfassung und Überprüfung von Personen und Objekten und die Registrierung von Vorgängen<br />

und Akten zu Personen und Objekten in den Abteilungen XII sowie die Aufgaben zur<br />

Durchsetzung einer einheitlichen Aktenführung.<br />

2. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01.07.1981.<br />

Die Überprüfung von Personen und Objekten in der Abt. XII des MfS und die Auskunftserteilung<br />

nach Überprüfungen – GVS MfS 0008 Nr. 8/81.<br />

3. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81.<br />

Die Archivierung politisch-operativen Schriftgutes in den Abteilungen XII und die Bereitstellung<br />

von und Auskunftserteilung aus Archivmaterialen – GVS MfS 0008-8/81.<br />

Prinzipien der Speicherführung in den Abteilungen XII und der Gestaltung dazu erforderlicher<br />

Informationsprozesse – Speicherführungsprinzipien XII – GVS MfS 0021-510/83.<br />

Änderungen bzw. Ergänzungen der „Speicherführungsprinzipien XII" vom 10.01.1986.<br />

Ordnung Nr. 3/90 zur Nutzung ausgewählter Informationsspeicher des MfS durch die operativen<br />

Diensteinheiten des MfS – Speichernutzungsordnung des MfS – GVS MfS 0008-3/89.<br />

Arbeitsorganisatorische Festlegungen zur Archivordnung XII, Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Abteilung XII [von 1989].


[Abschrift] 118<br />

81<br />

Anlage 2/2<br />

Die Nachweisführung und Aufbewahrung des Schriftgutes der Partei in der Kreisparteiorganisation<br />

------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Die Nachweisführung des Schriftgutes erfolgt in der Kreisleitung auf der Grundlage<br />

- der "Richtlinie für den Umgang mit Schriftgut der GO der SED"<br />

(Beschluß des Sekretariats des ZK vom 7.7.1980) und der<br />

- "Ordnung über die Organisierung der VS-Arbeit im MfS" vom 1. Januar 1975.<br />

Die ein- und ausgehende Post wird in der Poststelle der Kreisleitung nachgewiesen. Für<br />

die Nachweisführung in den PO/GO gelten folgende Grundsätze<br />

- Alle Postein- und –ausgänge der PO/GO sind in Postbüchern (Posteingangs- und<br />

-ausgangsbuch) einzutragen und vom Empfänger zu quittieren.<br />

- Aus der Nachweisführung muß namentlich der gesamte Personenkreis, der<br />

dieses Material zur Kenntnis erhalten hat, hervorgehoben werden.<br />

- Parteiinternes Material ist getrennt von allgemeinem Schriftgut aufzubewahren<br />

und jederzeit lückenlos nachzuweisen. Es ist in Stahlschränken, Stahlkassetten oder in<br />

versiegelten Schränken aufzubewahren.<br />

- Allgemeines Schriftgut der Partei ist nach jeder Wahlperiode in den PO/GO selb-<br />

ständig zu prüfen und zu vernichten, wenn keine Rücksendetermine festgelegt sind.<br />

- Dokumente der PO/GO, die die Entwicklung und Geschichte des Parteikollektivs<br />

beinhalten, sind mindestens 5 Jahre aufzubewahren. Darüber entscheidet die Leitung<br />

der jeweiligen PO/GO.<br />

- Für die Durchführung und Kontrolle der ordnungsgemäßen Nachweisführung<br />

aller Parteimaterialien ist in den PO/GO der 2. Sekretär bzw. stellvertretende Sekretär<br />

verantwortlich.<br />

- Bei Funktionärswechsel ist entsprechend der "Richtlinie für org.-technische<br />

Arbeit der Partei" zu verfahren. (Beschluß des Sekretariats des ZK vom 15.9.1972). Es<br />

hat eine ordnungsgemäße Übergabe aller gültigen Parteiunterlagen zu erfolgen.<br />

- Darüber hinaus ist in den PO/GO ein Protokoll zu fertigen und eine Abschrift<br />

an die Poststelle der Kreisleitung zu senden.<br />

- Analoge Verfahrensweisen gelten auch für die GO/APO, wobei die Abschriften<br />

jeweils nur der nächsthöheren Leitung zu übergeben sind.<br />

Für den Schriftverkehr der Leitungen bzw. Vorstände der Massenorganisatio-<br />

nen gelten die Grundsätze analog.<br />

118 MfS SED-KL Nr. 2268, BStU 001130f. Handbuch für die Funktionäre in den GO und APO in der Kreisparteiorganisation<br />

im MfS (Entwurf ohne Datum aus dem Jahre 1986 oder später). Auszug.


[Abschrift] 119<br />

Aufbewahrungsfristen der in den GO befindlichen Unterlagen:<br />

--------------------------------------------------------------------<br />

- Duplikate der Beitragsquittungslisten 1/2 Jahr<br />

- alle Einnahme- und Ausgabebelege,<br />

die namentlichen Aufstellungen und<br />

Zusammenstellungen der Spendenlisten,<br />

die Beitragsjournale,<br />

die Nachweiskarten für die Partei-<br />

beiträge (blaue Strichelkarten) 5 Jahre<br />

- die Nachweiskarten für ausgegebene<br />

Beitragsquittungslisten und GO-Nr.-Stempel dauernd<br />

82<br />

Anlage 2/3<br />

Nach Ablauf dieser Aufbewahrungsfristen sind diese Unterlagen mit einem Übergabeprotokoll<br />

an den Sektor Parteifinanzen der Kreisleitung zurückzugeben.<br />

Die in den GO/APO befindlichen Nachweiskarten "Mittel GO" sind nach Jahres-<br />

abschluß von der Leitung der PO/GO einzuziehen und in eigener Zuständigkeit zu vernichten.<br />

Analog trifft dies auch für die monatlichen Meldungen "Mittelverbrauch" und für die in<br />

der PO/GO geführte Nachweiskarte "Mittel PO/GO" zu.<br />

Beschlüsse, Protokolle, Analysen und Berichte der Parteikollektive bzw. ihrer Leitungen<br />

sind 3 Wahlperioden aufzubewahren.<br />

Alle anderen zum Parteihaushalt gehörenden Unterlagen werden in den PO/GO/APO bis<br />

auf Abruf durch die Abteilung Parteiorgane der SED-Kreisleitung aufbewahrt.<br />

(siehe auch Punkt 5.19. Aufbewahrung von Schriftgut)<br />

119 MfS SED-KL Nr. 2268, BStU 001114. Handbuch für die Funktionäre in den GO und APO in der Kreisparteiorganisation<br />

im MfS (Entwurf ohne Datum aus dem Jahre 1986 oder später). Auszug


Aktuell eingestellte Information zur SED-KL im MfS auf der BStU-Homepage<br />

83<br />

Anlage 3


Auszug aus der Klassifikation des Teilbestandes SED-KL im MfS<br />

44 SED-Kreisleitung<br />

44 01 Führung und Leitung<br />

44 01 01 Wahl der Kreisleitung und ihrer Organe<br />

44 01 02 Arbeitsplanung, Struktur, Auflösung<br />

44 01 03 Sitzungen und Beschlüsse des Sekretariats bzw. des Büros der KL<br />

44 01 04 Referate und Vorträge von Funktionären und KL-Mitgliedern<br />

44 01 05 Leitungsinformationen<br />

44 01 06 Parteiinterne Informationen<br />

44 01 07 Rechtsfragen<br />

44 01 08 Handakten von Mitarbeitern der KL und des Apparates der KL<br />

44 02 Anleitung der KL und Zusammenarbeit der KL mit anderen Stellen<br />

44 02 01 Anleitung durch das ZK und Zusammenarbeit mit dem ZK der SED<br />

44 02 01 01 Parteitage der SED; Grundsatzfragen der SED<br />

44 02 01 02 Beschlüsse des Politbüros und des Sekretariats des ZK<br />

44 02 01 03 Direktiven und Rundschreiben des ZK<br />

44 02 01 04 Protokolle von Tagungen des ZK<br />

44 02 01 05 Arbeitspläne des ZK<br />

44 02 01 06 Informationen des ZK<br />

44 02 01 07 Reden von ZK-Mitgliedern und anderen Parteifunktionären<br />

44 02 01 08 Beratungen des ZK mit den 1. Sekretären der BL und KL<br />

44 02 01 09 Zusammenarbeit verschiedener ZK-Abteilungen mit der KL<br />

44 02 02 Zusammenarbeit der KL mit dem MfS<br />

44 02 02 01 Befehle und Ordnungen des MfS<br />

44 02 02 02 Organisatorische Regelungen des MfS<br />

44 02 02 03 Schreiben verschiedener Diensteinheiten des MfS<br />

44 02 02 04 Veränderungen im MfS/AfNS ab November 1989<br />

44 02 03 Zusammenarbeit der SED-KL mit den Massenorganisation im MfS<br />

44 02 04 Kontakte zu staatlichen und anderen Stellen<br />

44 02 05 Internationale Kontakte<br />

44 03 Kaderarbeit, Nomenklatura, Disziplinierung, Schulung u. Bildung<br />

44 03 01 Kaderarbeit und Nomenklaturkader<br />

44 03 02 Tätigkeit der Parteikontrollkommission<br />

44 03 02 01 Allgemeines<br />

44 03 02 02 Untersuchungen in den Partei- und Grundorganisationen<br />

44 03 02 03 Durchführung von Parteiverfahren<br />

44 03 02 04 Parteistrafen<br />

44 03 02 05 Bearbeitung von Eingaben<br />

44 03 03 Politische und fachliche Schulung, Aus- und Weiterbildung<br />

44 03 03 01 Allgemeines<br />

44 03 03 02 Schulungs- und Lehrmaterialien<br />

44 03 03 03 Kreisparteischule und Bezirksparteischule<br />

44 03 03 04 Parteihochschule des ZK<br />

44 03 03 05 Hochschule des MfS<br />

44 03 03 06 Militärische Ausbildung<br />

44 03 03 07 Dissertationen, Diplom- und Belegarbeiten<br />

84<br />

Anlage 4/1


44 04 Organisation und innere Verwaltung<br />

44 04 01 Haushalt und Finanzen<br />

44 04 02 Schriftgutverwaltung<br />

44 04 03 Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung<br />

44 04 04 Dienst- und Urlaubsplanung<br />

44 04 05 Fernsprechverzeichnisse<br />

44 04 06 Organisationstechnik<br />

44 04 07 Fahrzeugbenutzung<br />

85<br />

Anlage 4/2<br />

44 05 Parteiarbeit der KL in den PO und GO der SED im MfS<br />

44 05 01 Allgemeines<br />

44 05 02 Parteiwahlen in den Partei- und Grundorganisationen<br />

44 05 03 Strukturveränderungen in den Partei und Grundorgansationen<br />

44 05 04 Kreisparteiaktivtagungen<br />

44 05 05 Anleitung und Betreuung der Partei- und Grundorganisationen<br />

44 05 05 01 Arbeitsordnung und Jahresabschlusseinschätzungen des Apparates der KL<br />

44 05 05 02 Tätigkeit der Abteilung Parteiorgane des Apparates der KL<br />

44 05 05 02 01 Arbeitsplanung; Berichterstattung; Informationen<br />

44 05 05 02 02 Instrukteursarbeit in den Partei- und Grundorganisationen<br />

44 05 06 Parteiarbeit der einzelnen Partei- und Grundorganisationen<br />

44 05 07 Politisch-ideologische Arbeit; Agitation u. Propaganda; Parteilehrjahr<br />

44 05 07 01 Tätigkeit der Abteilung Agitation u. Propaganda des Apparates der KL<br />

44 05 07 02 Tätigkeit der Bildungsstätte der Abteilung Agitation und Propaganda<br />

44 05 07 03 Politisch-ideologische Arbeit der Partei- und Grundorganisationen<br />

44 05 07 04 Parteilehrjahr<br />

44 05 07 05 Politische Informationen zur Innen- und Außenpolitik<br />

44 05 07 06 Informations- und Agitationsmaterial<br />

44 05 07 07 Informationsmaterial für die Öffentlichkeits- u. politische Massenarbeit<br />

44 05 08 Gestaltung von Jahrestagen und Veranstaltungen<br />

44 05 09 Auszeichnungen und Ehrungen von Kollektiven<br />

44 05 10 Veteranen- und Traditionsarbeit<br />

44 05 11 Soziale Betreuung<br />

44 05 12 Kultur- und Sport<br />

44 05 13 Neuererarbeit<br />

44 05 14 Mitgliederbewegung; Statistik<br />

44 05 15 Umtausch und Verlust von Parteidokumenten<br />

44 05 16 Beitragskassierung<br />

44 06 Arbeit der Massenorganistionen im MfS<br />

44 06 01 FDJ-Kreisleitung<br />

44 06 01 01 Wahl der FDJ-Kreisleitung<br />

44 06 01 02 Beschlüsse und Sitzungen der FDJ-Kreisleitung<br />

44 06 01 03 Beschlüsse und Sitzungen des Sekretariats der FDJ-KL<br />

44 06 01 04 Struktur; Aufgaben; Programme; Arbeitspläne<br />

44 06 01 05 Referate von FDJ- und Parteifunktionären<br />

44 06 01 07 Handakten von FDJ-Funktionären<br />

44 06 01 08 Anleitung durch den Zentralrat der FDJ<br />

44 06 01 09 Zusammenarbeit mit der SED-KL<br />

44 06 01 10 Kontakte zu anderen Stellen<br />

44 06 01 11 Kaderarbeit, Nomenklaturkader, Studium und Weiterbildung<br />

44 06 01 12 Verbandsverfahren und Verbandsstrafen<br />

44 06 01 13 Organisation und Verwaltung<br />

44 06 01 14 Finanzen; Beitragskassierung; Spenden<br />

44 06 01 15 Mitgliederbewegung; Statistik<br />

44 06 01 16 FDJ-Arbeit und Berichterstattungen der Grundorganisationen<br />

44 06 01 18 Politisch-ideologische Arbeit; Agitation und Propaganda; FDJ-Lehrjahr<br />

44 06 01 19 Kultur und Sport<br />

44 06 01 20 Veranstaltungen und Jahrestage<br />

44 06 01 21 FDJ-Bataillone; Studentenbrigaden; FDJ-Aufgebote und -Einsätze<br />

44 06 01 22 Neuererwesen; Forschung


Hierarchieschema zur Grundorganisation der SED im MfS im Jahre 1953<br />

ZK der SED<br />

Bezirksparteiorganisation der SED im MfS<br />

86<br />

Anlage 5/1<br />

Kreisparteiorganisation in der MfS-Zentrale in Berlin<br />

Grundorganisationen in der MfS-Zentrale in Berlin<br />

Kreisparteiorganisation in der Verwaltung Groß-Berlin<br />

Grundorganisationen in den noch bestehenden Landesverwaltungen<br />

Kreisparteiorganisationen in den 14 Bezirksverwaltungen<br />

Grundorganisationen in den Kreisdienststellen


87<br />

Anlage 5/2<br />

Unterstellungsverhältnisse der SED-Parteiorganisation im MfS gegenüber dem<br />

Zentralkomitee und den territorialen Leitungen der SED im Jahre 1989<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe<br />

Kreisparteiorganisation in der<br />

Zentrale des MfS in Berlin<br />

GO in der<br />

Zentrale<br />

BPO in der<br />

Zentrale<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe<br />

GO in der<br />

BV<br />

Abkürzungen:<br />

APO Abteilungsparteiorganisation<br />

BV Bezirksverwaltung<br />

BPO Betriebsparteiorganisation<br />

GO Grundorganisation<br />

Zentralkomitee der SED<br />

APO<br />

in der Zentrale<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

GO in der<br />

Zentrale<br />

territoriale Bezirksleitungen der SED<br />

Parteiorganisationen in den<br />

MfS-Bezirksverwaltungen<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

Parteigruppe<br />

territoriale Kreis- und Stadtleitungen<br />

Grundorganisationen in den<br />

MfS-Kreisdienststellen<br />

Parteigruppe Parteigruppe<br />

APO in der<br />

BV<br />

APO<br />

in der Zentrale<br />

Parteigruppe Parteigruppe


Sektor für<br />

organisations- u.<br />

finanztechnische<br />

Aufgaben<br />

Sektor<br />

für die<br />

Kaderarbeit<br />

Sektor<br />

Veteranen- und<br />

Traditionsarbeit<br />

Organigramm<br />

der Kreisparteiorganisation und<br />

des Apparates der Kreisleitung der SED im MfS im Jahre 1989<br />

Kreisrevisionskommission<br />

zur Überwachung<br />

des Finanzwesens<br />

Abteilung<br />

Parteiorgane<br />

Kreisdelegiertenkonferenz<br />

Sektor für die<br />

Anleitung der<br />

Partei- und<br />

Grundorganisationen<br />

Sektor<br />

Parteiinformation<br />

Kommission<br />

für<br />

Traditionsarbeit<br />

Kommission zur<br />

Betreuung alter<br />

verdienter<br />

Parteimitglieder<br />

Kulturkommission Frauenkommission<br />

Arbeitsgruppe<br />

für<br />

politische<br />

Massenarbeit<br />

Kreisleitung<br />

als gewähltes<br />

exekutives Organ<br />

Sektor<br />

Agitation und<br />

Propaganda<br />

Sektor<br />

Kultur<br />

Abteilung<br />

Agitation und<br />

Propaganda<br />

Kreisschule<br />

des<br />

Marxismus-<br />

Leninismus<br />

Bildungsstätte<br />

der<br />

Kreisleitung<br />

Kreispartei-<br />

Kontrollkommission<br />

Parteischule<br />

"Robert Mühlpforte"<br />

88<br />

Anlage 5/3<br />

Sekretariat<br />

als ranghöchstes<br />

Parteigremium<br />

Büro<br />

des Sekretariats


Angaben zum Teilbestand „SED-Kreisleitung im MfS“ - Stand: Juni 2001<br />

Teilbestandsumfang<br />

gesamt 211,10 lfm<br />

davon Schriftgut 192,50 lfm<br />

Karteien 18,60 lfm<br />

davon erschlossen 211,10 lfm<br />

= 9418 Akteneinheiten<br />

Umfang dezentrale Karteien<br />

gesamt 18,60 lfm<br />

davon im Teilbestand verzeichnet 7,40 lfm<br />

an AR 2 Karteien abgegeben 11,20 lfm<br />

Auflistung der dezentralen Karteien<br />

Bezeichnung Format Umfang<br />

Kartei zu Auszeichnungen von SED-Migliedern A 4 2,10 lfm<br />

Kartei zu SED-Mitgliedern A 5 7,60 lfm<br />

Kartei zu Parteistrafen von SED-Mitgliedern<br />

und Parteieingaben A 5/6 1,20 lfm<br />

Personenkartei zu SED-Mitgliedern der KL A 5 0,30 lfm<br />

Nachweiskartei über gezahlte Mitgliedsbeiträge A 4 0,50 lfm<br />

Nachweiskarte über archivierte Vorgänge der KL A 6 0,20 lfm<br />

Nachweiskartei über GVS und VVS A 6 0,20 lfm<br />

Nachweiskartei über Urlaubsgesuche von<br />

Mitarbeitern, Petschafte, Panzerschränke,<br />

Stempel und Siegel A 6 0,10 lfm<br />

Sichtlochkartei zu Mitgliedern der SED-KL 2,70 lfm<br />

Suchkartei zu Mitgliedern der SED-KL A 6 3,70 lfm<br />

Unterlagen, die im Teilbestand nicht enthalten sind:<br />

Spezielle Datenträger, abgegeben an das zuständige Erschließungsreferat<br />

Art Umfang<br />

Fotopositive 4 180 Stück<br />

Fotonegative 196 Stück<br />

Dias 68 VE<br />

Tonträger 4 Stück<br />

Säcke mit vorvernichtetem Material,<br />

Lagerungsort derzeit Außenstelle Magdeburg 77 Stück<br />

Gesondert verwahrte Unterlagen keine.<br />

89<br />

Anlage 6


Was ist SAE?<br />

Wie arbeitet man mit SAE?<br />

Zugriffsrechte<br />

Fehlermeldungen<br />

Hilfe zum <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Erfassung der Teilbestände und MfS-Ablagen<br />

Allgemeine Menüs<br />

Menü Eingabe<br />

Menü Bearbeiten<br />

Menü Daten<br />

Menü Fenster<br />

Menü Hilfe<br />

Verschlagwortung<br />

Erfassung der Teilbestände Seite 1<br />

Erfassungsmaske<br />

Spezielle Menüs Seite 1<br />

Menü Daten<br />

Menü Schlagworte<br />

Menü Bündelnummer<br />

Menü Extras<br />

Erfassungsfelder<br />

Erfassung Seite 2<br />

Erfassungsmaske<br />

Spezielle Menüs Seite 2<br />

Menü Verbleib<br />

Menü Personendaten, Altsignatur, Rückführung<br />

Erfassungsfelder/-liste<br />

Verschlagwortung des Datensatzes<br />

Erfassungsmaske<br />

Spezielle Menüs<br />

Menü Schlagwort<br />

Menü Fenster<br />

Erfassungsfelder/-listen<br />

Erfassung Enthält-Vermerk<br />

Erfassungsmaske<br />

Spezielle Menüs<br />

Menü Schlagwort<br />

Erfassungsfelder<br />

Erfassung Altsignatur BStU<br />

Erfassungsmaske<br />

Spezielle Menüs<br />

Menü Signatur<br />

Erfassungsfelder<br />

Klassifizierung der Datensätze<br />

Klassifizierungsmaske<br />

Toolbar Klassifizierung<br />

Spezielle Menüs der Klassifizierung<br />

Menü Daten<br />

Menü Ansicht<br />

90<br />

Anlage 7/1


Schlagwortpflege<br />

Bearbeitungsmaske<br />

Toolbar<br />

Menüs der Schlagwortpflege<br />

Eingabe<br />

Ansicht<br />

Daten<br />

Schlagworte Drucken<br />

Fenster<br />

Hilfe<br />

Druckliste<br />

Detailansicht<br />

Verschieben, Löschen, Modifizieren<br />

Bearbeitung Klassifikation<br />

Toolbar der Klassifikation<br />

Spezielle Menüs der klassifikation<br />

Klassifikation Modifizieren<br />

Neu<br />

Modifizieren<br />

Löschen<br />

Lücke öffnen<br />

Lücke schließen<br />

Umklassifizierung<br />

Toolbar der Umklassifizierung<br />

Umklassifizieren<br />

Recherche<br />

Freie Recherche<br />

Toolbar der Recherche<br />

Spezielle Menüs der Recherche<br />

Menü Abfrage<br />

Menü Resultat<br />

Menü Extra<br />

Menü Optionen<br />

Erstellen von Abfragen<br />

Einfache Abfragen<br />

Komplexe Abfragen<br />

Besonderheiten<br />

Volltextrecherche<br />

Speichern und Wiederverwenden von Abfragen<br />

Speichern<br />

Öffnen<br />

Löschen<br />

Darstellung der Ergebnismenge<br />

Ergebnisliste<br />

Übersichtsliste<br />

Maskendarstellung<br />

Markieren und Drucken<br />

Klassifikationsauswahl<br />

Volltextpflege<br />

Hilfe-Hotline bei fachlichen, organisatorischen und programmtechnischen Fragen<br />

91<br />

Anlage 7/2


Veranschaulichung der Vorgaben zur äußeren Gestaltung des Findbuchs<br />

Archiv zur DDR-Staatssicherheit<br />

im Auftrag der Bundesbeauftragten<br />

für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik<br />

herausgegeben von<br />

Dagmar Unverhau<br />

Band ?<br />

_________________<br />

LIT<br />

92<br />

Anlage 8/1


Prinzip der Gestaltung der Innenseite des Findbuchs<br />

93<br />

Anlage 8/2<br />

Findbuch<br />

des Teilbestandes<br />

SED-Kreisleitung<br />

im Ministerium für Staatssicherheit der DDR<br />

Erarbeitet von einer Arbeitsgruppe der Abteilung Archivbestände unter<br />

Mitwirkung von<br />

Konzeption, Erläuterungen und Redaktion der Verzeichnungsangaben<br />

von ?<br />

Schreibtechnische Umsetzung und Mitarbeit an der Registerbildung<br />

durch ?<br />

_________________<br />

LIT


Aufbau des Inhaltsverzeichnis des Findbuchs<br />

94<br />

Anlage 8/3<br />

Inhalt Seite<br />

1. Allgemeine Erläuterungen und Hinweise III<br />

1.1. Klassifikation des Bestandes IV<br />

1.2. Stellung und Bedeutung des Teilbestandes V<br />

1.3. Geschichte und Provenienz der überlieferten Unterlagen VII<br />

1.4. Bemerkungen zu vergleichbaren Unterlagen in anderen Beständen IX<br />

1.5. Bemerkungen zu den einzelnen Bearbeitungsschritten X<br />

1.6. Hinweise zum Erhaltungszustand und zu den Signaturen XI<br />

2. Gliederung des Aktenverzeichnisses XII<br />

3. Aktenverzeichnis 1<br />

4. Register ???<br />

5. Abkürzungsverzeichnis ???<br />

8. Publikationsliste ???


Gliederung des Aktenverzeichnisses<br />

95<br />

Anlage 8/4<br />

Kapitel Inhalt Seite<br />

1. Führung und Leitung ?<br />

2. Anleitung der Kreisleitung und Zusammenarbeit<br />

der Kreisleitung mit anderden Stellen<br />

3. Kaderarbeit, Nomenklaturkader, Disziplinierung, Schulung<br />

4. Organisation und innere Verwaltung<br />

5. Parteiarbeit der Kreisleitung in den Parteiorganisationen<br />

Abfolge der Verzeichnungseinheiten zu einem Unterpunkt<br />

Archivsignatur Titel Laufzeit<br />

MfS Gedichte von „Schreibenden Tschekisten" des MfS und o. D.<br />

SED-KL Schriftstellern zur Thematik „Partei"<br />

1195<br />

MfS Filmkatalog der Abteilung Agitation des MfS o. D.<br />

SED-KL<br />

491 Enthält: Titel, Herstellungs- und Inhaltsangaben von Spiel- und<br />

Dokumentarfilmen, die im MfS gezeigt werden konnten<br />

MfS Gedichte und Ansprachen von Kulturschaffenden zum 1974-1975<br />

SED-KL 25. Jahrestag der Bildung des MfS<br />

274<br />

Enthält: Gedichte von Helmut Baierl. – Benito Wogatzki.-<br />

Bertolt Brecht.-Hans-Peter Minetti.<br />

MfS Programmhefte der Konzerte des Orchesters des Wachregiments 1981-1989<br />

SED-KL „F.Dzierzynski" anläßlich von Jubiläen<br />

1167<br />

MfS Kabarett-Texte einer Laiengruppe der SED-Kreisleitung Dez. 1989<br />

SED-KL<br />

260 Enthält: Texte mit kritischen Anmerkungen zu Problemen<br />

des Soldatenlebens der 5. Schützenkompanie des Wachregiments


Prinzip des Findbuchzugriffs und der Suche mittels PDF<br />

zugehöriges Suchmaske<br />

Prinzip des Einblendens von Zusatzinformationen<br />

96<br />

Anlage 9/1


Beispiel für die HTML-Seiten-Erstellung mit zugehörigem Quelltext<br />

97<br />

Anlage 9/2<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

DDR<br />

<br />

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Bestandsübersicht&nbsp;<br />

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p;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<br />

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sp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<br />

Besuchen sie auch unsere Ausstellungseiten<br />

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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;<br />

Archivierte Ablagen des<br />

MfS&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp<br />

;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&<br />

nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nb<br />

sp;&nbsp;<br />

Teilbestände<br />

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sp;<br />

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100


Aktuelle Ansicht der Übersichtsseite auf der Homepage der BStU<br />

Entwurf zur Einstellung archivischer Information in der aktuellen Homepage<br />

101<br />

Anlage 9/3


Anlage 9/4<br />

Entwurf zur Erstellung einer Seite mit links zu den Bestandsinformationen<br />

Entwurf eines Suchformulars für die Recherche in Sachakten<br />

102


Anlage 9/5<br />

Ansicht eines Online-Findbuchs zum Teilbestand SED-Kreisleitung im MfS<br />

Ansicht einer Benutzeroberfläche mit Zugriff auf Findmittel und Dokumente<br />

103


Beispiel zur Erstellung von Seiten mit Bestandsinformationen<br />

104<br />

Anlage 9/6


Beispiele für das Einscannen und die Wiedergabe von Dokumenten 120<br />

105<br />

Anlage 9/7<br />

Seite für die bildliche Wiedergabe von Findmitteln mit Blätterfunktion und Zoom<br />

120 Da hierfür keine Originale von MfS-Unterlagen verfügbar waren, wurde eine Verzeichnungskarte gescannt.


Anlage 9/8<br />

Browseransichten einer Teilbestandsinformation in Deutsch und Englisch<br />

106


5. Abkürzungsverzeichnis<br />

AACR Anglo-American-Cataloging Rules<br />

Abs. Absatz<br />

ADA Automatischer Datenabgleich<br />

AE Akteneinheit<br />

AfNS Amt für Nationale Sicherheit (Nachfolger des MfS)<br />

AIG Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz (des Landes Brandenburg)<br />

AMAG Ausleihe Magazin<br />

AMC Archival and Manuscripts Control (Standard für Navigation und Suche)<br />

AR Abteilung Archivbestände der BStU<br />

ASCII American Standard Code for Information Interchange<br />

(numerischer Code zur Darstellung alphanumerischer Zeichen)<br />

AU Abteilung Auskunft der BStU<br />

BArchG Bundesarchivgesetz<br />

BbGArchG Brandenburger Archivgesetz<br />

Bd. Band<br />

BGBl. Bundesgesetzblatt<br />

BfD Bundesdatenschutzbeauftragter<br />

BStU Bundesbeauftragte(r) für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik<br />

BV Bezirksverwaltung des MfS<br />

bzw. beziehungsweise<br />

CD Compact-Disc<br />

CD-ROM Compact-Disc Read Only Memory<br />

CSV Character Seperated Values (Format)<br />

DM Deutsche Mark<br />

DDR Deutsche Demokratische Republik<br />

DIN Deutsche Industrienorm<br />

DOS Disk Operating System<br />

DSF Deutsch-Sowjetische Freundschaft (Massenorganisation)<br />

DTD Description Document Type Definition<br />

EAD Encoded Archival Description (Standard für maschinenlesbare Findmittel)<br />

EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />

EPR Elektronisches Personenregister<br />

f / ff folgende<br />

FDJ Freie Deutsche Jugend (Massenorganistion)<br />

FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (Massenorganisation)<br />

FHP <strong>Fachhochschule</strong> <strong>Potsdam</strong><br />

GVBl Gesetz- und Verordnungsblatt<br />

GG Grundgesetz<br />

ggf. gegebenenfalls<br />

GO Grundorganisation<br />

H. Heft<br />

HA Hauptabteilung (Struktureinheit des MfS)<br />

HIM Hauptamtlicher Inoffizieller Mitarbeiter<br />

HmbArchG Hamburger Archivgesetz<br />

HTML Hypertext Markup Language<br />

HTTP Hyper Text Transfer Protocol<br />

HVA Hauptverwaltung Aufklärung<br />

ISAD(G) General International Standard Archival Description (German)<br />

IT Informationstechnik<br />

Jg. Jahrgang<br />

KD Kreisdienststelle (Struktureinheit des MfS)<br />

KL Kreisleitung<br />

KPKK Kreisparteikontrollkommission<br />

LarchivG M-V Landesarchivgesetz Mecklenburg-Vorpommern<br />

107


lt. laut<br />

MARC Machine-readable cataloging (Darstellungs- u. Kommunikationsstandard)<br />

MfS Ministerium für Staatssicherheit<br />

o. g. oben genannte(r)<br />

Oibe Offizier im besonderen Einsatz<br />

OVG Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze<br />

PC Personal Computer<br />

PDF Portable Document Format (Austauschformat für formatierte Dokumente)<br />

PG Etb Projektgruppe Erschließung der Teilbestände der BStU<br />

Pkt. Punkt<br />

PO Parteiorganistion<br />

PSAL Personendaten aus dem Aktenlesen<br />

PSE Personendaten aus der <strong>Sachaktenerschließung</strong><br />

rd. rund<br />

RTF Rich Text Format<br />

S. Seite<br />

SAE <strong>Sachaktenerschließung</strong>sprogramm<br />

SAPMO Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im<br />

Bundesarchiv<br />

SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

SG Sachgebiet<br />

SGML Standard Generalized Markup Language<br />

SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland<br />

Sp. Spalte<br />

SfS Staatssekretariat für Staatssicherheit (zeitweilige Bezeichnung für das MfS)<br />

StUÄndG Stasi-Unterlagen-Änderungsgesetz<br />

StUG Stasi-Unterlagen-Gesetz<br />

TEI Text Encoding Initiative (Austauschnorm für wissenschaftliche Studientexte)<br />

VE Verzeichnungseinheit<br />

VG Verwaltungsgericht<br />

Vgl. vergleiche<br />

XML Extensible Markup Language (eine „inhaltsbewusste" Sprache)<br />

z. B. zum Beispiel<br />

ZAIG Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe<br />

ZR Zentralrat<br />

ZK Zentralkomitee<br />

ZMA Zentrale Materialablage (Ablage in einer operativen Abteilung des MfS)<br />

ZPKK Zentrale Parteikontrollkommission<br />

ZV Zentralvorstand, Zentralverwaltung<br />

WWW World Wide Web<br />

108


6. Personenregister<br />

Name, Vorname Seite<br />

Bahro, Rudolf 31<br />

Beger, Arndt 37<br />

Berners-Lee, Tim 73<br />

Birthler, Marianne 9<br />

Felber, Horst 59-61<br />

Gaida, Wilhelm 75<br />

Harich, Wolfgang 31<br />

Hauck, Joachim 32<br />

Havemann, Robert 31, 56<br />

Heidenreich, Gerhard 34, 35, 59, 62<br />

Janka, Walter 31<br />

Kohl, Helmut 7-9, 57, 71<br />

Martin, Waltraud 2<br />

Rother, Karin 2<br />

Salamon, Birgit 2<br />

Schily, Otto 8, 9, 22<br />

Sobeck, Isolde 32, 33, 96<br />

Unverhau, Dagmar 65, 93<br />

Wehner, Herbert 22<br />

Wolf, Markus 34<br />

109


7. Bibliografie<br />

Lehrbücher, Darstellungen, Zeitschriftenartikel<br />

Booms, Hans: Gesellschaftsordnung und Überlieferungsbildung - Zur Problematik archivischer<br />

Quellenbewertung, in: Archivalische Zeitschrift, 1972.<br />

Black-Veldtrup, Mechthild. Erschließung im Umbruch, in: Der Archivar, Jg. 51, 1998, H. 4.<br />

Brachmann, Botho (Hrsg.). Archivwesen der DDR. Berlin1984.<br />

Brennecke, Adolf. Archivkunde. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte des europäischen<br />

Archivwesens. Bearbeitung von W. Leesch. Leipzig 1953.<br />

Fahrenholz, Peter. Grassmann, Philip. Schily bleibt im Streit um Stasi-Akten unnachgiebig,<br />

in: Süddeutsche Zeitung vom 11 .Juli 2001.<br />

Genesereth, M.R.; Nilson, N. J.: Logical Foundation of Artifical Intelligence. Paolo Alto/Cal.:<br />

Morgan Kaufmann, 1987 (deutsche Übersetzung im Vieweg-Verlag, 1989).<br />

Gieseke, Jens. Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und<br />

Lebenswelt 1950-1989/90, in: Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten,<br />

Bd. 20, Berlin 2000.<br />

Engelmann, Roger. Zu Struktur, Charakter und Bedeutung der Unterlagen des Ministeriums<br />

für Staatssicherheit, in: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen DDR (BF informiert Nr. 3), Berlin 1994.<br />

Derselbe. Die Unterlagen des MfS. Ihr Wert als historische Quelle, in: Die Akten und die<br />

Wahrheit. Fünf Jahre Stasi-Unterlagen-Gesetz, St. Augustin 1997.<br />

Henning, Eckart (Hrsg.). Archivistica docet, Beiträge zur Archivwissenschaft und ihres<br />

interdisziplinären Umfeldes, <strong>Potsdam</strong> 1999.<br />

Honigmann, Peter. Erfahrungen mit der Veröffentlichung von Verzeichnissen im Internet, in:<br />

Vom Findbuch zum Internet. Erschließung von Archivgut vor neuen Herausforderungen. Referate<br />

des 68. Deutschen Archivtags vom 23. – 26. September 1997 in Ulm, in: Der Archivar,<br />

Beiband 3, Siegburg 1998.<br />

Ide, Robert. Nach Akteneinsicht. Kohl und die Stasi – in erster Instanz, in: Der Tagesspiegel<br />

vom 05.07.2001.<br />

Kluge, Arndt: Stichprobenverfahren zur archivischen Auswahl massenhaft gleichförmiger<br />

Einzelfallakten, in: Der Archivar 46, 1993.<br />

Kreikamp, Hans-Dieter: Das Bewertungsmodell des Bundesarchivs - Federführung als Bewertungskriterium,<br />

in: Bilanz und Perspektiven archivischer Bewertung. Beiträge eines archivwissenschaftlichen<br />

Kolloquiums, hrsg. von Andrea Wettmann, Marburg 1994.<br />

Kretzschmar, Robert. Die „neue archivische Bewertungsdiskussion und ihre Fußnoten“, in:<br />

Archivalische Zeitschrift Band 82, 1999.<br />

Derselbe. Spuren zukünftiger Vergangenheit. Archivische Überlieferungsbildung im Jahr<br />

2000 und die Möglichkeiten einer Beteiligung der Forschung, in: Der Archivar 53, 2000.<br />

110


Matz, Ursula. 26. Sitzung des EDV-Ausschusses der Archivreferentenkonferenz in <strong>Potsdam</strong>,<br />

in: Der Archivar, Jg. 53, 2000, H. 1.<br />

Menne-Haritz, Angelika. Schlüsselbegriffe der Archivterminologie. Lehrmaterialien für<br />

das Fach Archivwissenschaft Nr. 20. Marburg 1992.<br />

Dieselbe: Das Provenienzprinzip - ein Bewertungssurrogat? Neue Fragen einer alten Diskussion,<br />

in: Der Archivar 47, 1994.<br />

Dieselbe: Das Online-Findbuch - Archivische Erschließung mit Internettechnologie, in:<br />

Archivische Erschließung - Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. Archivwissenschaftlichen<br />

Kolloquiums der Archivschule Marburg, hrsg. von Angelika Menne-<br />

Haritz, Marburg 1999 (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg Nr. 30).<br />

Müller, Uwe. Ein Haus der Geschichte als Bastion gegen DDR-Nostalgie, in:<br />

Die Welt vom 09.10.1999.<br />

Mothes sieht Defizite in Lehrplänen der Schulen. Landesbeauftragter für Stasi-Unterlagen<br />

kündigt Seminare für Lehrer an, in: Nordkurier vom 13.07.2001.<br />

Papritz, Johannes. Archivwissenschaft, Bd. 3, Teil III.1, Marburg 1976.<br />

Derselbe. Die archivische Titelaufnahme bei Sachakten. Marburg 1993.<br />

Pries, Knut. Birthler will im Stasi-Streit Bundestag einschalten. Akten-Beauftragte wird weiter<br />

Unterlagen herausgeben, in: Frankfurter Rundschau vom 04.08.2001.<br />

Reimer, U. Einführung in die Wissensrepräsentation. Netzartige und schemabasierte Repräsentationsformate.<br />

Stuttgart 1991.<br />

Schellenberg, Theodore R. The Appraisal of Modern Records. Bulletins of the National Archives<br />

8, National Archives Publication 57-5, Washington 1956.<br />

Schlachter, Jörg. Mehr Öffentlichkeit wagen. Eine Kritik des geltenden deutschen Verwaltungstransparenzrechts<br />

mit Vorschlägen für eine Neuregelung unter Berücksichtigung<br />

rechtsvergleichender Gesichtspunkte (Schriftenreihe Verwaltungsinformatik 9), Heidelberg<br />

1993.<br />

Derselbe. Verwaltungsöffentlichkeit in Industriestaaten aus Europa und Übersee, VOP 12,<br />

1990.<br />

Schreckenbach, Hans Joachim. Archivrecht. Lehrmaterialien für Fernstudienbrückenkurse<br />

am Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation der FHP <strong>Potsdam</strong>, <strong>Potsdam</strong> 1994.<br />

Schockenhoff, Volker: Nur „zölibatäre Vereinsamung?“ – Zur Situation der Archivwissenschaft<br />

in der Bundesrepublik 1946-1996, in: 50 Jahre Verein deutscher Archivare. Bilanz und<br />

Perspektive des Archivwesens in Deutschland. Referate des 67. Deutschen Archivtags 1996<br />

in Darmstadt, in: Der Archivar 49, Beiband 2, Siegburg 1997.<br />

Derselbe. Nur keine falsche Bescheidenheit. Tendenzen und Perspektiven der gegenwärtigen<br />

archivarischen Bewertungsdikussion in der BRD, in: Friedrich Beck, Wolfgang Hempel<br />

und Eckart Henning (Hrsg.). Archivistica docet, Beiträge zur Archivwissenschaft und ihres<br />

interdisziplinären Umfeldes, <strong>Potsdam</strong> 1999.<br />

111


Schumann, Silke. Die Parteiorganisation der SED im MfS, in: Siegfried Suckut u. a. (Hrsg.).<br />

Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur, Methoden (MfS-Handbuch), Teil III/20,<br />

Berlin 1998.<br />

Dieselbe. Parteierziehung in der Geheimpolizei. Zur Rolle der SED im MfS der fünfziger Jahre,<br />

in: Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten, Bd. 9,<br />

Berlin 1997.<br />

Secher, V.A. ´Om Proveniens-H(Hjemmelhors) Principer´, Meddelelser fra det Dankse Rigsarckivc<br />

I (1906) 191-240. Cited in: Land van Herkomst 48. Nach: Peter Horsman. Taming<br />

the Elephant. An orthodox approach to the Principle of Provenance in: ARCHIEVEN, OR-<br />

DENINGSPRINCIPES EN ORDENINGS-STELSELS; ´s-Gravenhage, augustus 1996.<br />

Süß, Walter. Das Verhältnis von SED und Staatssicherheit. Eine Skizze seiner Entwicklung,<br />

in: BF informiert, Bd. 17, 1997.<br />

Unverhau, Dagmar. Archivarbeit unter den Erfordernissen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes<br />

und des Datenschutzes, in: Dieselbe (Hrsg.). Das Stasi-Unterlagengesetz im Lichte von<br />

Datenschutz und Archivgesetzgebung. Referate der Tagung des BStU vom 26.-28.11.1997.<br />

Archiv zur Staatssicherheit, Bd. 2, Münster 1998.<br />

Dieselbe (Hrsg.). Vom Lob der politisch-operativen Archivarbeit. Schulungsvortrag eines Offiziers<br />

der Abteilung XII (Zentrale Auskunft/Speicher) des MfS von 1975, in: Archivalische<br />

Zeitschrift, Bd. 81, Köln, Weimar, Wien 1998.<br />

Walberg, Hartwig. Die Rolle der Archive im Netzwerk der Informationssysteme, in:<br />

Vom Findbuch zum Internet. Erschließung von Archivgut vor neuen Herausforderungen. Referate<br />

des 68. Deutschen Archivtags vom 23. – 26. September 1997 in Ulm, in: Der Archivar,<br />

Beiband 3, Siegburg 1998, S. 21-40.<br />

Informationsfreiheit. Akteneinsicht für jedermann, in: Der Spiegel vom 05.03.2001.<br />

Streit um Demokratie und Vergangenheitsbewältigung in Lehrer- und Klassenzimmern,<br />

in: Leipziger Volkszeitung vom 06.10.1999.<br />

Die Bestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv.<br />

Kurzübersicht. Edition Colloquium, Berlin 1996.<br />

Gesetze, Kommentare, Urteile, Normen<br />

Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik (Stasi-Unterlagen-Gesetz - StUG) vom 20. Dezember 1991 (BGBl. I<br />

1991, S. 2272), geändert durch 1. StUÄndG (Stasi-Unterlagen-Änderungsgesetz) vom 22.<br />

Februar 1994 (BGBl. I, S. 334), geändert durch 2. StUÄndG vom 26. Juli 1994 (BGBl. I, S.<br />

1748), geändert durch Artikel 12 Abs. 22 des Gesetzes vom 14. September 1994 (BGBl. I, S.<br />

2325), geändert durch 3. StUÄndG vom 20. Dezember 1996 (BGBl. I, S. 2026), geändert<br />

durch Artikel 4 des Sechsten Gesetzes zur Reform des Strafrechts vom 26. Januar 1998<br />

(BGBl. I, S. 164), geändert durch das 4. StUÄndG vom 19.Dezember 1998 (BGBl. I., S.<br />

3778).<br />

Geiger, Hansjörg. Klinghardt, Heinz. Stasi-Unterlagen-Gesetz. Kommentar. Köln 1993.<br />

Stoltenberg, Klaus. Stasi-Unterlagen-Gesetz. Kommentar. Baden-Baden 1992.<br />

Weberling, Johannes. Stasi-Unterlagen-Gesetz. Kommentar. Köln/Berlin/Bonn/München<br />

1993.<br />

112


Gesetz zur Verjährung strafrechtlicher Verjährungsfristen (2. Verjährungsgesetz) vom<br />

27.09.1993, BGBl. I S. 1657 in Verbindung mit dem Gesetz über das Ruhen der Verjährung<br />

bei SED-Unrechtstaten vom 26.03.1993, BGBl. I S.392.<br />

Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 29.04.1998 (VG 1 A 194.95).<br />

Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 13.11.1994 (VG 1 A 365.92).<br />

Verwaltungsgericht Berlin. Urteil vom 23.11.1994 (VG 1 A 632.92).<br />

DIN 31 623, Teil 1 – 3. Indexierung zur inhaltlichen Erschließung von Dokumenten, herausgegeben<br />

vom Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen (NABD) im Deutschen<br />

Institut für Normung e. V., Berlin, September 1988.<br />

DIN 32705. Klassifikationssysteme. Erstellen und Weiterentwickeln von Klassifikationssystemen.<br />

Berlin, Januar 1987.<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen<br />

Republik (OVG). Herausgegeben von der Staatlichen Archivverwaltung im Ministerium<br />

des Innern der DDR, 1964.<br />

Internetadressen<br />

Aumann, Stefan; Ebeling, Hans-Heinrich; Fricke, Hans-Reinhard, Thaller, Manfred. Innovative<br />

Forschung in Duderstadt. Das Digitale Archiv. Begleitheft zur Ausstellung in der Sparkasse<br />

Duderstadt 05.-16. Mai 1997, Duderstadt 1997;<br />

(7/2001).<br />

Glauer, Mario. Anforderungen an eine Online-Beständeübersicht und eine archivische Homepage,<br />

in: (8/2001).<br />

Heiden, Detlef. Black-Veldtrup, Mechthild. Das Marburger Online-Findbuch. Konsequenzen<br />

für die Erschließung und Präsentation von Archivgut, in:<br />

(3/1999).<br />

Stasi-Akten. Schily stellt Birthler ein Ultimatum. Innenminister will keine Herausgabe mehr<br />

ohne Zustimmung, in: (7/2001).<br />

Anker, Georg. Hinweise zur Verschlagwortung. Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, in:<br />

(7/2001).<br />

XML-Austauschformat für Online-Findbücher mit Schnittstelle zu EAD.<br />

Bericht über den 1. u. 2. Workshop an der Archivschule Marburg, in:<br />

(12/2000).<br />

(7/2001).<br />

(8/2001).<br />

BStU-interne Materialien<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsrichtlinie für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in den Archiven des Bundesbeauftragten<br />

für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Teil I – IV<br />

vom 20.03.1993.<br />

Richtlinie für die Verschlagwortung bei der rechnergestützten Erschließung als Anlage 9 zur<br />

Ordnungs- und Verzeichnungsrichtlinie des BStU (RL Verschlagwortung) vom 21.11.2000.<br />

113


Arbeitsanweisung für die Bewertung und Kassation von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

(Bewertungskatalog) mit Anlagen (Bewertungskatalog Teil I, kassable Unterlagen)<br />

vom 03.01.2001.<br />

Projektgruppe SAE. IT-Verfahren zur Unterstützung der <strong>Sachaktenerschließung</strong>. Ergänzung<br />

und Überarbeitung der Fachvorgabe Teil I sowie Fachvorgabe Teil II, BStU-internes Material<br />

vom 25.02.1997.<br />

Sechste Ergänzungslieferung zum Ordner Richtlinien zum Stasi-Unterlagen-Gesetz.<br />

AU I.1 – 141121 vom 23.04.2001<br />

BStU-Dienstregistratur, Az. AR 4/1378 vom 21.12.2000. Erwiderung des Direktors der Behörde<br />

auf die Anfrage der Referatsleiterin AR 4 vom 24.11.2000 zur Veröffentlichung der<br />

Findbücher der Abteilung AR.<br />

Homepage-Konzept. BStU-Dienstregistratur. Pressestelle. INTkoordinierung01-03.<br />

Quellen aus den Archivbeständen<br />

Dienstanweisung Nr. 1/80 vom 20.05.1980 über die Grundsätze der Aufbereitung, Erfassung<br />

und Speicherung operativ bedeutsamer Informationen durch die operativen Diensteinheiten<br />

des MfS – VVS MfS 00008-28/80.<br />

1. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 1/80 vom 20.05.1980<br />

Organisation, Bereitstellung, Aufbereitung, Indexierung, Erfassung, Speicherung und Änderung<br />

operativ bedeutsamer Informationen zu Personen, Sachverhalten, Hinweisen und<br />

Merkmalen für die Zentrale Personendatenbank des MfS (ZPDB) – VVS MfS 0008-28/80.<br />

Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01.07.1981 zur einheitlichen Gestaltung der Erfassung und<br />

Überprüfung von Personen und Objekten, der Registrierung von Vorgängen und Akten sowie<br />

der Archivierung politisch-operativen Schriftgutes in den Abteilungen XII, GVS – 0008-8/81.<br />

1. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01. Juli 1981.<br />

Die Erfassung und Überprüfung von Personen und Objekten und die Registrierung von Vorgängen<br />

und Akten zu Personen und Objekten in den Abteilungen XII sowie die Aufgaben zur<br />

Durchsetzung einer einheitlichen Aktenführung.<br />

2. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81 vom 01. Juli 1981.<br />

Die Überprüfung von Personen und Objekten in der Abt. XII des MfS und die Auskunftserteilung<br />

nach Überprüfungen – GVS MfS 0008 Nr. 8/81.<br />

3. Durchführungsbestimmung zur Dienstanweisung Nr. 2/81.<br />

Die Archivierung politisch-operativen Schriftgutes in den Abteilungen XII und die Bereitstellung<br />

von und Auskunftserteilung aus Archivmaterialen – GVS MfS 0008-8/81.<br />

Prinzipien der Speicherführung in den Abteilungen XII und der Gestaltung dazu erforderlicher<br />

Informationsprozesse – Speicherführungsprinzipien XII – GVS MfS 0021-510/83.<br />

Änderungen bzw. Ergänzungen der „Speicherführungsprinzipien XII" vom 10.01.1986.<br />

Ordnung Nr. 3/90 zur Nutzung ausgewählter Informationsspeicher des MfS durch die operativen<br />

Diensteinheiten des MfS – Speichernutzungsordnung des MfS – GVS MfS 0008-3/89.<br />

Arbeitsorganisatorische Festlegungen zur Archivordnung XII, Ministerium für Staatssicherheit,<br />

Abteilung XII [von 1989].<br />

Unterlagen des Teilbestands SED-Kreisleitung im MfS.<br />

114


Thesen<br />

1. Die Öffnung der MfS-Akten war eine vorrangig politische Entscheidung, vorbei an den für<br />

Verwaltungsschriftgut üblichen Sperrfristen und unter Modifizierung anerkannter Grundprinzipien<br />

des Datenschutzes. Die errungenen Rechte werden derzeit wieder eingeengt,<br />

und die Forschungsfreiheit nach dem archivrelevanten StUG läuft Gefahr, teilweise unter<br />

das Niveau der Archivgesetze gedrückt zu werden.<br />

2. Die BStU ist Informationsdienstleitsterin und Archivarin der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen DDR. Das Stasi-Unterlagen-Gesetz als archivrelevantes<br />

Recht beschränkt die archivarische Kompetenz auf ein Erfassen, Ordnen, Erschließen,<br />

Bewerten, Verwahren und Verwalten nach archivischen Grundsätzen. Die archivischen<br />

Tätigkeiten richten sich an der Aufgabenvielfalt und –breite des Archivarsberufes aus.<br />

3. Die Erschließung der BStU dient sowohl der Erledigung zeitlich befristeter Aufgaben als<br />

auch den möglichen Verwendungsinteressen späterer Generationen. Die Aufarbeitung der<br />

Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes zum Zwecke der Unterrichtung der Öffentlichkeit<br />

über dessen Strukturen, Aufgaben und Methoden steht derzeit eindeutig im Vordergrund.<br />

4. Mit dem Auslaufen zeitlich befristeter Aufgaben in den nächsten fünf Jahren werden sich<br />

die Tätigkeitsschwerpunkte der BStU weiter in Richtung der inhaltlichen Erschließung und<br />

der Auskunftserteilung an Forschungsstellen verlagern. Archivische und archivarische<br />

Fachaufgaben werden stärker in den Mittelpunkt der Tätigkeit der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter treten. Im Interesse der inhaltlichen Erschließung und der qualifizierten Nutzerberatung<br />

wäre eine engere Verknüpfung bzw. Zusammenführung von Tätigkeiten des<br />

Auskunftsbereiches mit denen der Abteilung Archivbestände wünschenswert.<br />

6. Die BStU setzt den Erkenntnisgewinn der Archiv- und Informationswissenschaften um und<br />

nutzt als Archivarin auch dokumentarische Methoden. Die Unterlagen lassen sich ggf. mit<br />

sehr umfangreichen Enthält-Vermerken verzeichnen, und die Verzeichnung kann über die<br />

Klassifikation, die Indices und im Volltext nahezu beliebig durchsucht werden.<br />

7. Die Ausstattung der Arbeitsplätze der Behörde mit Informationstechnik entspricht dem<br />

neuesten Stand. Ein Zugriff der eigenen Forscher auf Findhilfsmittel ist technisch und datenschutzrechtlich<br />

möglich und wird vorbereitet. Dem gegenüber werden die vorhandenen<br />

Voraussetzungen und Möglichkeiten für eine Präsentation rein archivischer Information im<br />

Internet noch zu wenig genutzt. Geplante Findbuchausgaben in Papierform sind unzeitgemäß<br />

und bieten externen Nutzern keinen vollwertigen Ersatz.<br />

115


Eidesstattliche Versicherung<br />

Hiermit versichere ich, die vorliegende Diplomarbeit ausschließlich mit den angegebenen<br />

Quellen und ohne fremde Hilfe erstellt zu haben.<br />

Berlin, den 24.09.2001<br />

© 2002 Copyright beim Autor wobru@t-online.de<br />

116

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