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McDonald´s <strong>Werbepylon</strong><br />

Niederkrüchten-Elmpt<br />

Bebauungsplan Elm – 115 „VEP<br />

Drive-In Schnellrestaurant<br />

Nollesweg“<br />

L a n d s c h a f t s b i l d a n a l y s e u n d<br />

K o m p e n s a t i o n s b e d a r f s e r m i t t l u n g<br />

Verfasser:<br />

Ingenieur- und Planungsbüro Lange GbR<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kerstan<br />

Dipl.-Ing. Gregor Stanislowski<br />

Carl-Peschken-Straße 12<br />

47441 Moers<br />

Antragsteller:<br />

McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kanzlerstraße 4<br />

40472 Düsseldorf


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> McDonald´s <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Inhalt<br />

1 Anlass und Aufgabenstellung ................................................................................ 3<br />

2 Projektbeschreibung ............................................................................................... 4<br />

3 Planungsraum .......................................................................................................... 5<br />

<strong>3.</strong>1 Abgrenzung des landschaftsästhetischen Wirkraums ............................................... 5<br />

<strong>3.</strong>2 Schutzwürdige Bereiche ............................................................................................ 6<br />

<strong>3.</strong>3 Einordnung in die naturräumliche Gliederung ............................................................ 6<br />

<strong>3.</strong>4 Historische Raumnutzung .......................................................................................... 7<br />

<strong>3.</strong>5 Heutige Raumnutzung ............................................................................................... 9<br />

4 Eingriffsermittlung ................................................................................................. 10<br />

4.1 Methode ................................................................................................................... 10<br />

4.2 Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse ....................................................................... 11<br />

4.3 Einschätzung der ästhetischen Empfindlichkeit der Landschaft .............................. 12<br />

4.4 Ästhetischer Gesamtwert der Landschaft nach dem Eingriff ................................... 15<br />

4.5 Kompensationsermittlung der Auswirkungen auf das Landschaftbild ...................... 16<br />

4.6 Umrechnung des Kompensationsbedarfes in ökologische Werteinheiten ............... 17<br />

5 Zusammenfassende Bewertung ........................................................................... 19<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Lage im Raum<br />

Abbildung 2: Pylonaufsatz<br />

Abbildung 3: Landschaftsästhetischer Wirkraum<br />

Abbildung 4: Untersuchungsgebiet 1803 – 1820<br />

Abbildung 5: Untersuchungsgebiet 1891 – 1912<br />

Abbildung 6: Berechnung des Kompensationsflächenumfangs<br />

Plananlagen<br />

<strong>Anlage</strong> 1: Sichtbarkeitsanalyse<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 2 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

1 Anlass und Aufgabenstellung<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> Niederkrüchten, im Landkreis Viersen am linken Niederrhein, plant die<br />

Aufstellung des vorhabensbezogenen Bebauungsplans Elm – 115 „VEP Drive-In Schnell-<br />

restaurant Nollesweg“ im Bereich der Kreuzung Roermonder Straße (L 372) / Nollesweg.<br />

Die Fläche, auf die sich die Änderung bezieht, wird bislang als Waldfläche genutzt. Die<br />

<strong>Gemeinde</strong> plant den Bereich zukünftig als Sondergebiet auszuweisen, um so die pla-<br />

nungsrechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines „Drive-In Schnellrestaurants“<br />

zu schaffen (Lage im Raum siehe Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Lage im Raum<br />

Im Rahmen der Ansiedlung des genannten „Drive-In Schnellrestaurants“ plant der<br />

Vorhabensträger McDonald´s die Installation eines 60 m hohen <strong>Werbepylon</strong>s, um den<br />

vorbeiziehenden Fernverkehr auf sein Angebot aufmerksam machen zu können. Da ein<br />

<strong>Werbepylon</strong> dieser Größenordnung das Landschaftsbild nachhaltig verändern kann und<br />

von Betrachtern in seiner Ästhetik unterschiedlich wahrgenommen und empfunden wird,<br />

erfolgt im Rahmen dieses Gutachtens eine operationalisierte Bewertung der Landschafts-<br />

bildveränderung gemäß des Verfahrens „Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch<br />

mastenartige Eingriffe“ nach NOHL (1993). Hierbei wird der Kompensationsbedarf, der sich<br />

aus der landschaftsästhetischen Beeinträchtigung infolge der Installation des geplanten<br />

<strong>Werbepylon</strong>s ergibt, ermittelt. ah UVPG <strong>Anlage</strong> 1 ist für die geplante Erweiterung mit<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 3 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

2 Projektbeschreibung<br />

Der in der Abbildung 2 dargestellte geplante <strong>Werbepylon</strong> soll 60 m hoch sein. Der<br />

Pylonaufsatz stellt das gelbe McDonald´s Markenlogo und die zwei weißen Schriftzüge<br />

„McDonalds´s“ und „McCafé“ dar. Es ist eine Beleuchtung des <strong>Werbepylon</strong>s geplant, da-<br />

bei leuchten das Markenlogo (gelbes „M“) (die seitlichen Zargen leuchten nicht) und die<br />

zwei weißen Schriftzüge. Der weiße Schriftzug „McDonald’s“ und der weiße Schriftzug<br />

„McCafe“ leuchten jeweils zu beiden Seiten, während die grünen und braunen Kästen<br />

nicht leuchten. Die beleuchteten Elemente strahlen nur zu den beiden Ansichtsseiten –<br />

eine Beleuchtung zur Seite, nach oben und nach unten findet nicht statt, da die „Kästen“<br />

in diese Richtungen geschlossen sind. Die Beleuchtung ist also Richtung Westen und<br />

Osten ausgerichtet, so dass insbesondere der Fernverkehr den Pylon wahrnimmt.<br />

Abbildung 2: Pylonaufsatz<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 4 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

3 Planungsraum<br />

<strong>3.</strong>1 Abgrenzung des landschaftsästhetischen Wirkraums<br />

Bedingt durch seine Höhe und seine Gestalt können mit der Installation des geplanten<br />

Pylons Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes einhergehen. Der Wirkraum eines<br />

mastenartigen Eingriffs ist primär abhängig von der Höhe des Bauobjektes und der Cha-<br />

rakteristik des umgebenen Landschaftsraumes.<br />

Der geplante <strong>Werbepylon</strong> weist eine Höhe von 60 m auf und erfüllt somit die Kriterien für<br />

eine Behandlung nach der „Verkürzten Fassung“ des Verfahrens „Beeinträchtigungen des<br />

Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe“ nach NOHL (1993). Gemäß NOHL (1993)<br />

ist für dieses Vorhaben ein Wirkraum von 2.000 m zu betrachten. Innerhalb des Wirk-<br />

raums unterscheidet das Verfahren zwei Wirkzonen. Den Wirkraum 1 in einer Entfernung<br />

von 0 bis 500 m zum Objekt und den Wirkraum 2, der das Gebiet in 500 bis 2000 m Entfernung<br />

zum Objekt betrachtet (siehe Abbildung 3).<br />

Wirkraum 1<br />

Abbildung 3: Landschaftsästhetischer Wirkraum<br />

Wirkraum 2<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 5 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

<strong>3.</strong>2 Schutzwürdige Bereiche<br />

Im Nordwesten des Wirkraums, hinter dem Elmpter Wald, liegen die Randbereiche der<br />

Schwalmaue, die als Naturschutzgebiet (NSG Elmpter Schwalmbruch), FFH-Gebiet (DE<br />

4702-301 Elmpter Schwalmbruch) und Vogelschutzgebiet (DE 4702-401 VSG Schwalm-<br />

Nette-Platte mit Grenzwald und Meinweg) abgegrenzt sind.<br />

Der Elmpter Wald, der den Nordwesten des Wirkraumes einnimmt, ist als Landschaftsschutzgebiet<br />

(Elmpter Wald LSG-4702-025) festgesetzt. Hieran schließen am nördlichen<br />

Rand des Wirkraumes die Landschaftsschutzgebiete Schwalmniederung (LSG 4702-028)<br />

und Bockler Berg (LSG 4702-029) an. Die Landschaftsschutzgebiete Dilborner Kirchen-<br />

wald (LSG 4702-027) und Elmpter-Bachtal (LSG 4702-026) ragen im östlichen Randbereich<br />

in den Wirkraum hinein Der Standort des Pylons selbst liegt nicht in einem Land-<br />

schaftsschutzgebiet.<br />

Der gesamte Untersuchungsraum ist im Naturpark Maas-Schwalm-Nette gelegen.<br />

Der Wirkraum befindet sich im Geltungsbereich des Landschaftsplanes Nr. 3 „Elmpter<br />

Wald“.<br />

<strong>3.</strong>3 Einordnung in die naturräumliche Gliederung<br />

Um die Landschaftsbildveränderung durch den geplanten <strong>Werbepylon</strong> bewerten zu kön-<br />

nen, wird die Ästhetik des Landschaftsbildes im Wirkraum bestimmt. Dazu wird zunächst<br />

der Naturraum in seinen charakteristischen Grundzügen beschrieben. Dies wird basierend<br />

auf der „Naturräumlichen Gliederung Deutschlands“, herausgegeben vom Institut für Landeskunde/Bundesanstalt<br />

für Landeskunde und Raumforschung 1963 vorgenommen.<br />

Der Untersuchungsraum befindet sich in der naturräumlichen Haupteinheit „Schwalm-<br />

Nette-Platte“. Die Schwalm-Nette-Platte stellt den nördlichsten Teil der im Winkel zwi-<br />

schen Süchtelner Höhen und Maastal nach Norden spitz auslaufenden Rhein-Maas-<br />

Hauptterrassenebenen dar. Sie ist von Flugsand und Sandlöß überdeckt.<br />

Sie senkt sich nördlich der Grenze der Niederrheinischen Bucht von 85 m nach Norden<br />

auf 30 m NN, dabei wird sie von zwei kleinen südnordorientierten Entwässerungssyste-<br />

men durchzogen, die mit der Zeit zu einer tiefen Zertalung der Platte geführt haben. Die<br />

teilweise ausgedehnten forstwirtschaftlichen Flächen bestehen meist aus Eichen- und<br />

Kiefernwäldern. Darüber hinaus ist die Landschaft durch ackerbauliche Nutzung geprägt,<br />

die im untersuchten Gebiet nur stellenweise durch strukturgebende Elemente wie Hecken,<br />

Gehölzreihen etc. aufgelockert wird.<br />

Große Flächenanteile des Untersuchungsraumes liegen in der naturräumlichen Unterein-<br />

heit Birgelen-Elmpter Heidewald. Der Birgelen-Elmpter Heidewald ist Teil eines die<br />

deutsch-niederländische Grenze überschreitenden Waldgebietes. Das Waldgebiet ist auf<br />

Flugsand gelegen und wird von ausgedehnten Dünenfeldern und den tief eingeschnitte-<br />

nen Tälern von Schaag-, Bosch- und Rotenbach gestaltet. Der betroffene Landschafts-<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 6 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

raum wird maßgeblich von einem großen Waldkomplex, dem Elmpter Wald, und der Nut-<br />

zung als Militärbasis / -flughafen im Süden des Untersuchungsraumes geprägt.<br />

Der östliche Teil des Untersuchungsraumes befindet sich in der naturräumlichen Untereinheit<br />

Schwalmebene. Die Schwalmebene ist Teil der Venloer Grabenzone und liegt auf<br />

einem Höhenniveau von ca. 60 bis 75 m NN. Die Ebene wird von der Schwalm und ihren<br />

asymmetrischen Seitentälern zerschnitten, so dass es streckenweise zu einer flachwelligen<br />

Überformung des Geländes kommt. Über oberflächennah gelegenen Terrassenschot-<br />

tern liegt eine ca. 2 m mächtige Schotterlehmdecke, die nach Westen hin immer sandiger<br />

wird. Als Bodentyp sind hier häufig Braunerden mit mittelmäßiger Nährstoffversorgung zu<br />

finden. Ursprünglich war der Naturraum in diesem Bereich durch mäßig saure Eichenwäl-<br />

der geprägt. Der Teil des Naturraums der vom Wirkraum erfasst wird ist heute maßgeblich<br />

durch die Siedlungsbereiche Elmpt und Overhetfeld gegliedert.<br />

<strong>3.</strong>4 Historische Raumnutzung<br />

Auf Basis der Kartenaufnahme der Rheinlande von TRANCHOT und V. MÜFFLING aus dem<br />

Zeitraum 1803 - 1820 und einer kartographischen Darstellung des Untersuchungsraumes,<br />

erstellt in den Jahren 1891 bis 1912, heute herausgegeben von der BEZIRKSREGIERUNG<br />

KÖLN, kann die Raumentwicklung in diesem Bereich nachvollzogen werden. Anhand der<br />

Entwicklung die das Untersuchungsgebiet in den vergangenen ca. 200 Jahren vollzogen<br />

hat, kann überprüft werden, wie sehr der Raum seine ursprüngliche Charakteristik beibe-<br />

halten bzw. verändert hat.<br />

Bei Betrachtung der Kartenaufnahme von TRANCHOT und V. MÜFFLING aus den Jahren<br />

1803 – 1820 sind die Siedlungsbereiche Elmpt und Overhetfeld in Teilbereichen bereits<br />

verzeichnet. Ende des 19. Jhdt. bzw. Anfang des 20. Jhdt. hat sich insbesondere der<br />

Siedlungsbereich Elmpt weiter ausgedehnt.<br />

Auffällig ist, dass das große Waldgebiet „Elmpter Wald“ erst nach 1820 angelegt wurde. In<br />

der Darstellung von TRANCHOT und V. MÜFFLING ist dieser Bereich noch als Heide ge-<br />

kennzeichnet.<br />

Darüber hinaus ist zu erkennen, dass der zu untersuchende Raum bereits im 19. Jhdt.<br />

stark landwirtschaftlich, insbesondere ackerbaulich genutzt wurde.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 7 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Abbildung 4: Untersuchungsgebiet 1803 – 1820 (Quelle: TRANCHOT / V. MÜFFLING 1803 – 1820)<br />

Abbildung 5: Untersuchungsgebiet 1891 – 1912 (Quelle: BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2011)<br />

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Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

<strong>3.</strong>5 Heutige Raumnutzung<br />

Auch heute wird der Raum in weiten Teilen noch landwirtschaftlich genutzt, dabei sind es<br />

insbesondere die Bereiche südlich von Overhetfeld und südlich von Elmpt in denen auf<br />

großen Flächenarealen Ackerbau betrieben wird (beispielsweise im Bereich Walderfuhr<br />

oder Detgesfeld).<br />

Rund ein Viertel der Fläche des umgebenden Landschaftsraumes ist von Wald bedeckt.<br />

Hier ist v. a. der Waldkomplex Elmpter Wald, der sich im Nordwesten des Untersuchungs-<br />

raums befindet, zu nennen.<br />

Darüber hinaus sind die Siedlungsbereiche Elmpt und Overhetfeld für den Landschafts-<br />

raum Gestalt gebend. Die Ortschaft Elmpt befindet sich östlich des geplanten<br />

<strong>Werbepylon</strong>s, westlich befindet sich die Wohnsiedlung Op dem Felde. Overhetfeld liegt im<br />

Nordosten des Raumes und befindet sich nur zu geringem Flächenanteil im Wirkraum des<br />

Vorhabens.<br />

Große Flächenbereiche im Süden des Untersuchungsgebietes (südlich der alten B 230)<br />

werden von einer ausländischen Militärbasis genutzt (Javelin Barracks, bis 2002 RAF<br />

Brüggen). Für 2016 ist die Schließung des Javelin Barracks vorgesehen.<br />

Im Untersuchungsraum befinden sich verschiedene Verkehrsflächen. Als ästhetisch beeinträchtigend<br />

sind Bundes- und Landesstraßen sowie Bundesautobahnen zu werten. Der<br />

Raum wird durch die Bundesautobahn A 52 sowie die alte Bundesstraße B 230 (beide<br />

südlich im betroffenen Landschaftsraum gelegen) gequert.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 9 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

4 Eingriffsermittlung<br />

4.1 Methode<br />

Die Bewertung des Landschaftsbildes, des Vorhabens und die Ermittlung der Kompensa-<br />

tion erfolgen nach der von NOHL (1993) entwickelten Methode „Beeinträchtigungen des<br />

Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe – Materialien für die naturschutzfachliche<br />

Bewertung und Kompensationsermittlung“.<br />

Sichtbarkeitsanalyse<br />

Für die Analyse der Sichtbarkeit werden die sichtverstellenden Elemente wie Wälder,<br />

dichte Gehölzreihen und geschlossene Bebauung im Untersuchungsraum betrachtet. Abgewandt<br />

zum Bauobjekt entstehen hinter diesen Elementen sogenannte sichtverschattete<br />

Bereiche, von denen aus ein Betrachter, bei gleicher Höhenlage, das mastenartige Objekt<br />

nicht wahrnehmen kann.<br />

Die Sichtbarkeitsanalyse wurde auf der Deutschen Grundkarte im Maßstab 1 : 5.000 des<br />

Landesvermessungsamtes NRW mit Stand 2009 durchgeführt.<br />

Das Ergebnis der Sichtbarkeitsanalyse wird in Plananlage 1 kartographisch dargestellt.<br />

Bewertung des Landschaftsbildes<br />

Die Landschaft umfasst alle für den Menschen sinnlich wahrnehmbaren Erschei-<br />

nungsformen der Umwelt, die Teil des Landschaftsbildes und Landschaftserlebens sind.<br />

Gemäß § 1 BNatSchG und § 1 LG NW sind die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der<br />

Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer zu sichern. Diese Kriterien werden im<br />

Folgenden zusammenfassend als Charakteristik der Landschaft bezeichnet und der Erfassung<br />

und Beschreibung der Landschaft zugrunde gelegt.<br />

Unter dem Landschaftsbild wird die sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform von Natur<br />

und Landschaft (z. B. Relief, Vegetation, Gewässer, Nutzungsstrukturen) unter räum-<br />

lichen (wie Blickbeziehungen, Perspektiven, Sichtweiten) und zeitlichen (z. B. Jahreszeit)<br />

Gesichtspunkten verstanden. Dabei ist die reale Landschaft mit ihren vielfältigen Struktu-<br />

ren und Prozessen der materielle Auslöser ästhetischer Erlebnisse, aber erst die Wün-<br />

sche, Hoffnungen und Sehnsüchte des Betrachtenden verwandeln faktische Landschaft in<br />

ein werthaltiges Landschaftsbild.<br />

Um eine nachvollziehbare Analyse und Bewertung des Bestandes vorzunehmen, wird bei<br />

der vorliegenden Beschreibung das visuelle Grundmuster der Landschaft über die einzel-<br />

nen Landschaftsbildkomponenten herausgestellt.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 10 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Für die Charakterisierung werden folgende Landschaftsbildkomponenten herangezogen:<br />

- Relief, geomorphologischer Formenschatz<br />

- Landnutzung<br />

- Vegetationselemente<br />

- Gewässer<br />

- Visuelle Leitlinien, Orientierungspunkte, Sichtbeziehungen<br />

- Bebauung, Siedlungsstruktur<br />

Die Bewertung der visuellen Wirkung des Erlebens des Landschaftsbildes ist stark vom<br />

individuellen Betrachter abhängig. Eine messbare Objektivität ist nur annähernd möglich<br />

und lässt sich schwer erzielen, da stets emotionale Komponenten wie beispielsweise das<br />

Heimatgefühl oder persönliche Interessen und Vorlieben mit in die Wahrnehmung einflie-<br />

ßen.<br />

Gemäß NOHL (1993) werden die sinnlich wahrnehmbaren Ausprägungen von Natur und<br />

Landschaft über die Kriterien Eigenart, Vielfalt und Naturnähe operationalisiert. Die ein-<br />

zelnen Parameter werden auf einer 10-stufigen Skala bewertet, wobei die Wertstufe 1<br />

eine sehr geringe und die Wertstufe 10 die bestmögliche Bewertung darstellt. Die Bewertung<br />

des Landschaftsbildes basiert dann auf der Einstufung der Wertigkeit des ästheti-<br />

schen Eigenwertes, zusammengesetzt aus den Einzelbewertungen der genannten Kriteri-<br />

en und einer Einschätzung der visuellen Verletzlichkeit und der Schutzwürdigkeit der tat-<br />

sächlich beeinträchtigten Fläche im Landschaftsraum. Eine Bewertung erfolgt für den Zustand<br />

vor und nach dem Eingriff in das Landschaftsbild.<br />

Ermittlung der Kompensation<br />

Für die Ermittlung des Kompensationsbedarfes werden die Ergebnisse der Sichtbarkeits-<br />

analyse und der Bewertung des Landschaftsbildes vor und nach Durchführung des Ein-<br />

griffs herangezogen.<br />

4.2 Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse<br />

Um abschätzen zu können, in welchen Bereichen des Untersuchungsraumes tatsächlich<br />

eine Sichtbeziehung zum geplanten <strong>Werbepylon</strong> besteht, wurden in der Deutschen<br />

Grundkarte im Maßstab 1 : 5.000 zunächst alle sichtverstellenden Elemente markiert. Als<br />

sichtverstellende Elemente werden gemäß NOHL baumbestandene Flächen (Wald, Feld-<br />

gehölze etc.) und bebaute Grundstücke (Siedlungsteile, Gehöfte etc.) ab einer Flächen-<br />

größe von 1 ha in Wirkraum 1 und ab 2 ha Größe in Wirkraum 2 angenommen. Für Sied-<br />

lungsbereiche wurde im Rahmen der Bilanzierung angenommen, dass der Pylon jeweils<br />

aus den ersten Bebauungsreihen wahrgenommen werden kann.<br />

Die hinter den sichtverstellenden Elementen liegenden Bereiche werden als sichtvers-<br />

chattet angenommen. Nach NOHL (1993) werden diese in Wirkraum 1 mit 90 m und in<br />

Wirkraum 2 mit 360 m abgegrenzt.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 11 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Sichtbeziehungen sind insbesondere im Süden auf dem Gelände des ehemaligen Militär-<br />

flughafens und auf den Flächen südlich des Siedlungsbereiches Elmpt gegeben. Auch<br />

von den landwirtschaftlich genutzten Flächen südwestlich des Siedlungsbereiches<br />

Overhetfeld bzw. nördlich des Siedlungsbereichs Elmpt kann der Pylon wahrgenommen<br />

werden. Überdies kann er von den landwirtschaftlichen Nutzflächen, die im Norden bis an<br />

den Siedlungsbereiches Elmpt angrenzen und von Flächen in seinem direkten Umfeld<br />

gesehen werden.<br />

Insgesamt sind ca. 75 % der Fläche des zu untersuchenden Bereiches sichtverstellend<br />

bzw. sichtverschattet. Das Ergebnis der Sichtbarkeitsanalyse ist graphisch in Plananlage<br />

1 dargestellt.<br />

4.3 Einschätzung der ästhetischen Empfindlichkeit der<br />

Landschaft<br />

Ästhetischer Eigenwert der Landschaft<br />

Naturnähe<br />

Eine naturnahe Landschaft repräsentiert „das Erlebnis einer sich selbst steuernden, in<br />

erkennbarem Maße autonomen Natur, als ein Sinnbild für eine freie, authentische Le-<br />

bensführung“ (ADAM et al. 1986). Die Bewertung der Naturnähe wird heute meist am Fehlen<br />

großtechnischer, industrialisierter Elemente gemessen. Bei der Betrachtung der Natür-<br />

lichkeit ist darauf zu achten, dass von der phänomenologischen und nicht der ökologischen<br />

Natürlichkeit ausgegangen wird. Naturnah sind zum einen natürlich entstandene<br />

Biotope, aber auch anthropogen genutzte Biotope, die z. B. extensiv bewirtschaftet wer-<br />

den.<br />

Dem zu untersuchenden Raum ist eine geringe bis mittlere Naturnähe zuzusprechen, die<br />

auf einer Skala von 1 bis 10 für den umliegenden Bereich bis 500 m mit 3 und für den,<br />

den Pylon in 500 bis 2000 m umgebenden Raum, mit 4 bewertet wird. Diese Einstufung<br />

lässt sich dadurch begründen, dass das Gebiet in Teilbereichen durch menschliche, na-<br />

turferne Nutzung überformt worden ist. Zu nennen sind die Siedlungsflächen im Bereich<br />

Elmpt (inkl. militärischem Gelände) und Overhetfeld sowie große technische Bauwerke<br />

wie die Bundesautobahn A 52 und die alte Bundesstraße B 230, die den Raum in seiner<br />

landschaftsästhetischen Qualität herabstufen. Zudem sind die landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen als relativ strukturarm zu beschreiben. Den Naturraum auflockernde Elemente,<br />

wie Baumreihen, Gewässerstrukturen etc. sind kaum zu finden.<br />

Vielfalt<br />

Die Vielfalt einer Landschaft wird über die Anzahl und Ausformung der vorkommenden<br />

Landschaftsbildkomponenten bestimmt. Handelt es sich um landschaftstypische Elemen-<br />

te, wird das Landschaftserlebnis als positiv empfunden. Eine vielfältig gegliederte Land-<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 12 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

schaft erfüllt das Bedürfnis des Betrachters nach Information und wird als interessant<br />

empfunden. Ein vielfältiges Landschaftsbild trägt zur optischen Befriedigung des Bedürf-<br />

nisses nach Komplexität, nach Neuem und nach Vielseitigkeit bei. Zur Bewertung der<br />

Vielfalt wurde nach dem Ansatz von NOHL (1993) verfahren, wonach eine Landschaft um-<br />

so vielfältiger ist, je besser sie das Bedürfnis nach Information befriedigen kann.<br />

Die Flächen, die im tatsächlichen Einwirkungsbereich des Vorhabens liegen, sind stark<br />

anthropogen überprägt. Sie stehen v. a. in landwirtschaftlicher Nutzung und weisen nur<br />

eine geringe Vielfalt an landschaftsprägenden und strukturierenden Elementen auf, die<br />

das Bedürfnis nach Information befriedigen könnten. Im Süden liegt der ehemalige Militärflughafen<br />

im Einwirkungsbereich des Vorhabens. Auch in diesem Teil des Einwirkungsbe-<br />

reiches wird von geringer Vielfalt landschaftstypischer Elemente ausgegangen. Für den<br />

Wirkraum 1 wird die Vielfalt mit 2 und für den Wirkraum 2 mit 4 bewertet.<br />

Eigenart<br />

Die Eigenart der Landschaft beschreibt die charakteristischen Merkmale einer Landschaft,<br />

die sich unverwechselbar natur- und kulturhistorisch herausgebildet haben. Sie entsteht<br />

über eine bestimmte Konstellation natürlicher und kultureller Elemente, über eine charak-<br />

teristische Abfolge von Nutzungsformen und Landschaftselementen, die sich im Lauf ei-<br />

ner historischen Zeitfolge entwickelt haben (vgl. JESSEL 1995). Bei der Betrachtung der<br />

Eigenart ist eingeschlossen, dass sich die Landschaft weiterentwickelt, also nicht unverändert<br />

bleibt. Es wird untersucht, ob sie in den eigentlichen Wesenszügen erhalten wer-<br />

den konnte. Hierdurch bekommt die Landschaft ihre Identität und Individualität, die letzt-<br />

endlich das Bedürfnis des Betrachters nach Heimat erfüllt.<br />

Ausgehend von der naturräumlichen Gliederung des betroffenen Landschaftsraumes und<br />

der historischen und aktuellen Entwicklung der Nutzungsformen im Untersuchungsgebiet<br />

lässt sich die typische Eigenart der Landschaft nachvollziehen.<br />

Der Siedlungskern der heutigen Ortschaft Elmpt lässt sich bereits für das 12. Jhdt. nachweisen.<br />

Auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Norden und Osten des Untersu-<br />

chungsraumes haben sich in ihrer Anzahl nicht wesentlich verändert. In Teilbereichen<br />

sind Verluste hin zu Siedlungsfläche zu verzeichnen. Der Raum hat sich insbesondere im<br />

nordwestlichen und im südlichen Bereich verändert. Im Westen wurde das Waldstück<br />

Elmpter Wald angelegt, im südlichen Bereich kam es zur Ansiedlung der Militärstation mit<br />

zugehörigem Flugplatz. Ab den 60er Jahren wurde mit dem Bau der Siedlung Op dem<br />

Felde begonnen. Dies führte zu einem Rückgang von ehemals weiträumigen Heidearea-<br />

len an diesen Standorten. Ein weiterer Eigenartsverlust ergibt sich aus der Zerschneidung<br />

des Untersuchungsraumes durch Infrastrukturbänder, insbesondere seien hier die A 52<br />

und die alte B 230 zu nennen. Der Eigenartserhalt im betroffenen Einwirkungsbereich des<br />

geplanten Pylons ist auf einer Skala von 1 bis 10 für den Wirkraum 1 mit 3 und für den<br />

Wirkraum 2 mit 5 zu beschreiben.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 13 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011


<strong>Landschaftsbildanalyse</strong> <strong>Werbepylon</strong> Niederkrüchten McDonald´s Deutschland Inc.<br />

Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Visuelle Verletzlichkeit<br />

Landschaften können je nach Beschaffenheit Eingriffe in visueller Hinsicht unterschiedlich<br />

gut „verkraften“. ADAM, NOHL und VALENTIN (1986) sowie NOHL (1993) nennen drei Faktoren,<br />

die die Verletzlichkeit einer Landschaft bestimmen: die Reliefierung des Geländes,<br />

die Vielfalt der Elemente und die Vegetationsdichte (womit vornehmlich die Dichte der<br />

Gehölzvegetation gemeint ist).<br />

Die Reliefierung des Geländes mit Höhenrücken und Tälern sowie viele kleinräumige<br />

Wechsel machen einen Landschaftsraum schwer einsehbar und damit gering visuell ver-<br />

letzlich. Ebene Landschaftsräume sind dagegen gut einsehbar und besitzen dadurch eine<br />

hohe visuelle Verletzlichkeit.<br />

Unter Strukturvielfalt ist die Gesamtheit aller in einer Untersuchungseinheit differenzierba-<br />

ren, natürlichen und baulichen (baulich überformten) Flächen und Elemente zu verstehen.<br />

Die Strukturvielfalt unterscheidet monotone bis sehr vielfältige Zustände.<br />

Die Eingriffswahrnehmung hängt selbstverständlich sehr stark vom Abschirmeffekt der<br />

vorhandenen Vegetation ab (bspw. Unterscheidung zwischen „Gliederung mit vereinzelten<br />

Bäumen und Heckenstrukturen“ bis zu „geschlossenen Baumbeständen auf fast der<br />

gesamten Fläche oder Wald“).<br />

Die Bereiche die nicht sichtverschattet sind, wurden hinsichtlich dieser Kriterien unter-<br />

sucht.<br />

Das Gelände im betroffenen Landschaftsraum ist vergleichsweise eben und damit gut<br />

einsehbar.<br />

Sind viele und / oder ausgedehnte Großstrukturen im Raum vorhanden, ist der Eingriff<br />

nach NOHL (1993) als weniger problematisch einzustufen. Rund 75 % des gesamten<br />

Raumes befinden sich in einer sichtverstellten oder -verschatteten Lage. Die nicht sicht-<br />

verschatteten Flächen wirken hinsichtlich ihrer strukturellen Ausstattung relativ monoton,<br />

besitzen also eine gering zu bewertende strukturelle Vielfalt, was zu einer Verstärkung der<br />

visuellen Verletzlichkeit dieser Flächen führt.<br />

Große Flächenanteile sowohl in Wirkraum 1 als auch in Wirkraum 2 treten als Ackerberei-<br />

che mit geringer Vegetationsdichte (wie Gehölzreihen u. ä.) in Erscheinung.<br />

Infolge genannter Parameter kann davon ausgegangen werden, dass die Landschaft ei-<br />

nen Eingriff in das Landschaftsbild visuell nicht besonders gut kompensieren kann. Die<br />

visuelle Verletzlichkeit für die tatsächlichen Einwirkungsbereiche wurde daher für<br />

Wirkraum 1 mit 8 und für Wirkraum 2 mit 7 relativ hoch bewertet.<br />

Schutzwürdigkeit des Wirkraumes<br />

„Das ästhetische Urteil ist in erheblichem Maße auch eine Folge (gesellschaftlich) akzeptierter<br />

Werte, wie sie z. B. im Natur- und Denkmalschutz vorliegen“ (NOHL 1993). Daher<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

müssen ggf. vorhandene schützenswerte Bereiche von Natur- und Landschaft in eine<br />

Bewertung des Landschaftsbildes mit einbezogen werden.<br />

Wie bereits in Kap. <strong>3.</strong>2 erwähnt, befinden sich fünf Landschaftsschutzgebiete im zu untersuchenden<br />

Umfeld des Pylons. Im Norden befindet sich eine als NSG, FFH- und Vogel-<br />

schutzgebiet ausgewiesene Fläche. Von dem Vorhaben wird keines der genannten<br />

Schutzgebiete wesentlich visuell beeinträchtigt, da sie sich komplett oder überwiegend im<br />

sichtverschatteten Bereich und sich, bis auf das LSG Elmpter Wald, in relativ weiter Ent-<br />

fernung zum geplanten Standort befinden. Das gesamte Untersuchungsgebiet liegt im<br />

Naturpark Maas-Schwalm-Nette.<br />

Die Schutzwürdigkeit der tatsächlich beeinträchtigten Bereiche wurde auf einer Skala von<br />

1 bis 10 für den Wirkraum 1 mit 2 und für den Wirkraum 2 mit 5 bewertet.<br />

Insgesamt ist die ästhetische Empfindlichkeit des Landschaftsraumes in Bezugnahme auf<br />

die zuvor dargestellte Bewertung festgelegter Kriterien mit 3 für Wirkraum 1 und mit 4 für<br />

Wirkraum 2 zu beziffern.<br />

4.4 Ästhetischer Gesamtwert der Landschaft nach dem Eingriff<br />

Der geplante <strong>Werbepylon</strong> erreicht eine Gesamthöhe von 60 m. Empirische Untersuchun-<br />

gen belegen, dass die Höhe eines mastenartigen Objektes im Gelände nicht genau abgeschätzt<br />

werden kann. Die exakte Höhe hat daher keine signifikante Auswirkung auf die<br />

visuelle Beeinträchtigung des Raumes. Als weitaus relevanter sind die Farbgebung (gelb-<br />

weißer Schriftzug) (siehe Abbildung 2) und die geplante Beleuchtung des <strong>Werbepylon</strong>s<br />

einzuschätzen. Diese sind von Seiten des Betreibers erwünscht, um durch den <strong>Werbepylon</strong><br />

Fernwirkung erzielen und auf das vorherrschende Angebot aufmerksam machen zu<br />

können.<br />

Dem gegenüber stehen folgende Faktoren, die die Wirkung des Pylons in der Landschaft<br />

abschwächen. Der Pylon wird in ca. 140 m Luftlinie zur A 52 aufgestellt. Er befindet sich<br />

nördlich der Bundesautobahn A 52 und in unmittelbarer Nähe zur Zu- und Ausfahrt Nr. 2<br />

Elmpt. Das Umfeld des Pylons ist daher bereits als technisch überformt zu bewerten.<br />

„Werden Maste an auffälligen Verkehrsflächen oder –bauwerken errichtet, wird durch die<br />

Zuordnung „Technik zu Technik“ meist ein Teil der damit verbundenen negativen ästheti-<br />

schen Wirkung aufgesogen“ (NOHL 1993). Zudem soll die Leuchtreklame lediglich Rich-<br />

tung Westen und Osten ausgerichtet werden, Richtung Norden und Süden wird auf<br />

Leuchtreklame verzichtet. So kann die Zielgruppe, der auf der A 52 vorbeiziehende Verkehr,<br />

erreicht werden, ohne dabei das unmittelbare Umfeld direkt durch Lichtimmission zu<br />

belasten.<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Insgesamt stellt die Installation des geplanten <strong>Werbepylon</strong>s einen Eingriff vergleichsweise<br />

geringer Intensität dar. Die Eingriffsintensität ist für den Wirkraum 1 mit 2 und für den<br />

Wirkraum 2 mit 3 zu beziffern.<br />

4.5 Kompensationsermittlung der Auswirkungen auf das<br />

Landschaftbild<br />

Im Rahmen der <strong>Landschaftsbildanalyse</strong> erfolgt eine Ermittlung des Umfanges der Kom-<br />

pensationsmaßnahmen aufgrund der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Nach dem<br />

von NOHL (1993) entwickelten Verfahren zur Beurteilung von mastenartigen Eingriffen<br />

in das Landschaftsbild wird die Kompensationsermittlung durchgeführt. Ausgehend<br />

von den beschriebenen Landschaftsbestandteilen und der Bewertung des landschaftsäs-<br />

thetischen Eigenwertes mittels der Kriterien Vielfalt, Eigenart und Naturnähe vor und nach<br />

dem Eingriff wird die ästhetische Eingriffsintensität bestimmt. In Verbindung mit der visuellen<br />

Verletzlichkeit, der Schutzwürdigkeit und der ästhetischen Empfindlichkeit wird die<br />

ästhetische Eingriffserheblichkeit ermittelt.<br />

Die Berechnung des Kompensationsbedarfes erfolgte schließlich durch Multiplikation der<br />

tatsächlich beeinträchtigten Fläche (F) mit den Wahrnehmungskoeffizienten (w), dem<br />

Erheblichkeitsfaktor (e), der sich rechnerisch aus dem ästhetischen Eigenwert des Land-<br />

schaftsraumes und der Eingriffsintensität nach dem bei NOHL (1993) beschriebenen Verfahren<br />

ableiten lässt, und dem sogenannten Kompensationsflächenfaktor (b).<br />

Die Berechnung des Kompensationsflächenumfangs erfolgt nach der Formel<br />

K = F * w * e * b<br />

Hierbei bedeuten:<br />

F = beeinträchtigte Fläche im jeweiligen Wirkraum<br />

w = Wahrnehmungskoeffizient<br />

e = Erheblichkeitsfaktor<br />

b = Kompensationsflächenfaktor<br />

Im Folgenden werden die im Verfahren von Nohl definierten Parameter der Berechnung<br />

kurz erläutert.<br />

Nach Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie stört ein Eingriffsobjekt i. d. R. umso<br />

weniger, je weiter weg es sich vom Betrachter befindet. Die notwendigen Kompensations-<br />

flächen können daher in weiter entfernt liegenden Wirkzonen geringer sein. Diese Abhängigkeit<br />

des Umfangs der Kompensationsflächen von den ästhetischen Wirkzonen lässt<br />

sich über Wahrnehmungskoeffizienten (w) ausdrücken. Der Wahrnehmungskoeffizient<br />

für den Wirkraum 1 ist mit 0,2 und für den Wirkraum 2 ist mit 0,1 festgelegt.<br />

Der Erheblichkeitsfaktor (e) wird rechnerisch aus der ästhetischen Empfindlichkeit des<br />

Landschaftsraumes und der Eingriffsintensität ermittelt.<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Für eine intakte Kulturlandschaft wird in Abhängigkeit vom Landschaftstyp i. A. mit einem<br />

durchschnittlich 10-prozentigen Flächenanspruch für Naturschutz und Landschaftspflege<br />

gerechnet (NOHL 1993). Es wird deshalb angenommen, dass der durch einen Eingriff bedingte<br />

ästhetische Funktionsverlust in unmittelbarer Umgebung des Eingriffsobjektes nur<br />

dann einigermaßen kompensiert werden kann, wenn 10 % der erheblich beeinträchtigten<br />

Fläche in einer ästhetischen Raumeinheit für die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen<br />

bereitgestellt werden. Der Kompensationsflächenfaktor (b) wird deshalb mit<br />

0,1 angesetzt.<br />

Abbildung 6: Berechnung des Kompensationsflächenumfangs<br />

Insgesamt ergibt sich ein Kompensationsbedarf für die durch den geplanten <strong>Werbepylon</strong><br />

angesetzten Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes von 0,152 ha für den Wirkraum 1<br />

und 0,774 ha für Wirkraum 2. Zusammengenommen ergibt sich daher ein Kompensationsbedarf<br />

von 0,926 ha.<br />

4.6 Umrechnung des Kompensationsbedarfes in ökologische<br />

Werteinheiten<br />

Der naturschutzrechtliche Ausgleich wird auf der Ausgleichsfläche Boschershausen, Ge-<br />

markung Niederkrüchten, Flur 78, Flurstück 79 durchgeführt. Hierbei wurde eine Ackerfläche<br />

aufgeforstet. Erfolgt die Berechnung des Kompensationsbedarfs gemäß Arbeitshilfe<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

für die Bauleitplanung 2001: Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft, ist für Auf-<br />

forstung von einem Planungswert von 6 auszugehen. Als Ausgangzustand liegt eine<br />

Ackerfläche mit einem Ausgangwert von 2 vor.<br />

Für die Kompensation der Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch die Installati-<br />

on des <strong>Werbepylon</strong>s ergibt sich ein Flächenansatz von 0,926 ha. Bei der Umrechnung in<br />

Ökologische Werteinheiten ist bei den oben getroffenen Annahmen der Aufforstung einer<br />

Ackerfläche von einer Aufwertung von vier Punkten je Quadratmeter auszugehen. Hieraus<br />

entsteht eine Umrechnung des Flächenansatzes in 37.040 Ökologische Werteinheiten.<br />

Die für den biotischen und abiotischen Ausgleich notwendige Aufforstung (37.764 Ökologische<br />

Werteinheiten) ist funktional geeignet, die Beeinträchtigungen des Landschaftsbil-<br />

des multifunktional zu kompensieren. Das bedeutet, dass mit Abbuchung der 37.764<br />

Wertpunkte sowohl der biotische und abiotische Ausgleich als auch der Ausgleich für das<br />

Landschaftsbild erbracht ist.<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

5 Zusammenfassende Bewertung<br />

In der vorliegenden <strong>Landschaftsbildanalyse</strong> wurden die Auswirkungen der Errichtung ei-<br />

nes <strong>Werbepylon</strong>s für ein „Drive-In Schnellrestaurant“ im Kreuzungsbereich L372<br />

Roermonder Straße / Nollesweg bewertet. Zur Beurteilung der Auswirkungen des geplan-<br />

ten <strong>Werbepylon</strong>s auf das Landschaftsbild wurden gemäß des Verfahrens „Beeinträchtigungen<br />

des Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe“ nach NOHL (1993) eine<br />

Sichtbarkeitsanalyse und eine Bewertung des Landschaftsbildes vor und nach dem Eingriff<br />

durchgeführt. Hieraus kann der erforderliche Kompensationsbedarf für die Installation<br />

des geplanten <strong>Werbepylon</strong>s abgeleitet werden.<br />

Aufgrund der intensiven anthropogenen Überprägung (Siedlungsstrukturen, Straßenbau,<br />

ausgeräumte Ackerlandschaften, Militärbasis) finden sich innerhalb der abgegrenzten<br />

Wirkräume wenige visuell wirksame, naturnahe Strukturen, so dass die als Kriterien für<br />

eine Bewertung des ästhetischen Eigenwertes heranzuziehenden Parameter Naturnähe,<br />

Vielfalt und Eigenartserhalt als vergleichsweise niedrig einzustufen sind.<br />

Innerhalb des abzugrenzenden Wirkraums für den 60 m hohen <strong>Werbepylon</strong> nehmen die<br />

sichtverstellenden Elemente sowie die sichtverschatteten Bereiche ca. 75 % ein. Für die<br />

verbleibenden ca. 25 % wird der Eingriff in das Landschaftsbild rechnerisch ermittelt.<br />

Die Intensität des Eingriffs ist aufgrund der niedrigen ästhetischen Empfindlichkeit des<br />

Landschaftsraumes und der vergleichsweise geringen Entwertung des Raumes durch die<br />

Installation des geplanten <strong>Werbepylon</strong>s als gering zu bewerten.<br />

Nach dem Verfahren von NOHL (1993) wurde der Kompensationsbedarf, der sich aus dem<br />

Eingriff ergibt, berechnet. Das geplante Vorhaben erfordert einen Kompensationsbedarf<br />

von 0,926 ha Fläche.<br />

Moers, 1<strong>3.</strong> Dezember 2011<br />

Wolfgang Kerstan Gregor Stanislowski<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR<br />

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Kompensationsbedarfsermittlung<br />

Quellenverzeichnis<br />

ADAM, K., NOHL, W. & W. VALENTIN (1986): Bewertungsgrundlagen für Kompensati-<br />

onsmaßnahmen bei Eingriffen in der Landschaft. 1. Aufl., Ministerium für Umwelt,<br />

Raumordnung und Landwirtschaft NRW, Düsseldorf.<br />

BEZIRKSREGIERUNG KÖLN (2011): Historische Karten. Neuaufnahme 1891 – 1912.<br />

Köln. Online unter: http://www.tim-online.nrw.de/timonline/initParams.do;jsessionid=5FDB1DB51388CD1B93E8D572ABFC5401<br />

[Stand:<br />

11.11.2011]<br />

BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR LANDESKUNDE UND RAUMORDNUNG<br />

(Hrsg.) (1963): Naturräumliche Gliederung Deutschlands. Die naturräumlichen Ein-<br />

heiten auf Blatt 108/109 Düsseldorf-Erkelenz.<br />

JESSEL, B. (1995): Dimensionen des Landschaftsbegriffs. In: Bayerische Akademie für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) (Hrsg.): Vision Landschaft 2020 – Von<br />

der historischen Kulturlandschaft zur Landschaft von morgen. Laufende Seminarbei-<br />

träge 4/95, Laufen/Salzach.<br />

NOHL, W (1993): Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe.<br />

Materialien für die naturschutzfachliche Bewertung und Kompensationsermittlung.<br />

TRANCHOT J. & F. FREIHERR V. MÜFFLING (1803 - 1814): Kartenaufnahme der Rhein-<br />

lande.<br />

Ingenieur- und Planungsbüro LANGE GbR 20 von 20<br />

Stand: 1<strong>3.</strong>12.2011

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