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2003 Regelmäßiger Bericht über die Fortschritte der Türkei auf dem ...

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Die Min<strong>der</strong>heiten sehen sich gewissen diskriminierenden Praktiken seitens <strong>der</strong> Behörden<br />

ausgesetzt. Es wurde beklagt, dass <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong> vom Staat herausgegebenen<br />

Geschichtsschulbücher Feindseligkeiten gegen Min<strong>der</strong>heitengruppen schürte. Dar<strong>über</strong><br />

hinaus veröffentlichte das Bildungsministerium im April <strong>2003</strong> ein Rundschreiben, mit<br />

<strong>dem</strong> Schulen verpflichtet werden, Vorträge und Aufsatzwettbewerbe <strong>über</strong> kontroverse<br />

historische Ereignisse im Zusammenhang mit Armeniern, Pontusgriechen und Assyrern<br />

zu organisieren.<br />

Griechische Schulen sahen sich im Hinblick <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Einstellung von Lehrern und <strong>die</strong><br />

Genehmigung von Lehrmaterial Einschränkungen ausgesetzt, <strong>die</strong> den Sprachunterricht<br />

nachteilig beeinflussten. Religiöse Min<strong>der</strong>heiten, <strong>die</strong> gewöhnlich nicht mit <strong>dem</strong> Vertrag<br />

von Lausanne in Verbindung gebracht werden (also an<strong>der</strong>e als Juden, Armenier und<br />

Griechen) dürfen immer noch keine Schulen eröffnen. Dies gibt <strong>der</strong> assyrischen<br />

Gemeinschaft beson<strong>der</strong>en Anlass zur Sorge.<br />

Eltern, <strong>die</strong> verschiedenen religiösen Min<strong>der</strong>heiten angehören, sind <strong>auf</strong> Schwierigkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Anmeldung ihrer Kin<strong>der</strong> in Schulen religiöser Min<strong>der</strong>heiten gestoßen. Die Kin<strong>der</strong><br />

können nur dann eine solche Schule besuchen, wenn ihr Vater als Angehöriger <strong>die</strong>ser<br />

religiösen Min<strong>der</strong>heit registriert ist.<br />

Was <strong>die</strong> Roma betrifft, so gelten immer noch <strong>die</strong> Rechtsvorschriften, denen zufolge<br />

"fahrende Zigeuner" zu den fünf Volksgruppenkategorien zählen, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nicht<br />

als Einwan<strong>der</strong>er akzeptiert werden. Einige Roma-Gemeinschaften berichten von <strong>der</strong><br />

Fortdauer starker Vorurteile, <strong>die</strong> zu sozialer Ausgrenzung führen.<br />

Am 30. November 2002 wurde mit <strong>der</strong> Aufhebung des Ausnahmezustands in den<br />

verbleibenden Provinzen Diyarbakır und Şırnak <strong>dem</strong> nahezu 15 Jahre andauernden<br />

Ausnahmezustand im Südosten <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> ein Ende gesetzt. Nach Aufhebung des<br />

Ausnahmezustands wurden den Gouverneursämtern Mittel und Personal zur Verfügung<br />

gestellt. Per Regierungsdekret vom Februar <strong>2003</strong> wurden zahlreiche neue Gouverneure<br />

in <strong>der</strong> Region ernannt.<br />

Im April hob das Verfassungsgericht das Gesetzesdekret Nr. 285 des Gesetzes <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Ausnahmezustandsverwaltung <strong>auf</strong>, das <strong>die</strong> Einlegung von Rechtsmitteln gegen<br />

Beschlüsse des Gouverneurs im Ausnahmezustand verhin<strong>der</strong>t.<br />

Trotz <strong>der</strong> verschärften Spannungen durch <strong>die</strong> Ereignisse im Zusammenhang mit <strong>dem</strong><br />

Irak-Krieg und <strong>dem</strong> Einsatz von Militäreinheiten sowie den Sorgen <strong>über</strong> das mögliche<br />

Wie<strong>der</strong><strong>auf</strong>flammen des Terrorismus hatte <strong>die</strong> Aufhebung des Ausnahmezustands positive<br />

psychologische Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Region. Wenngleich sich <strong>die</strong> Sicherheitslage in<br />

den letzten Monaten weiter verbessert hat, kam es zu mehreren bewaffneten<br />

Zusammenstößen, <strong>die</strong> Opfer und auch Tote for<strong>der</strong>ten. Im gesamten Gebiet gibt es immer<br />

noch Kontrollpunkte, doch <strong>die</strong> Kontrollen sind seltener als in <strong>der</strong> Vergangenheit und <strong>die</strong><br />

Militärpräsenz ist weniger sichtbar.<br />

Als Beitrag zur För<strong>der</strong>ung des sozialen Friedens in <strong>der</strong> Region verabschiedete das<br />

Parlament ein Gesetz <strong>über</strong> "soziale Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung", das am 6. August <strong>2003</strong> in<br />

Kraft trat. Das Gesetz sieht eine Teilamnestie und eine Strafmil<strong>der</strong>ung für Personen vor,<br />

<strong>die</strong> in Tätigkeiten einer illegalen Organisation verwickelt sind. Ausgeschlossen sind nach<br />

<strong>dem</strong> Gesetz <strong>die</strong> Führer <strong>der</strong> Organisation sowie <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Verbrechen begangen<br />

haben. Offiziellen Zahlen vom September <strong>2003</strong> zufolge wurden nach Behandlung von<br />

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