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2003 Regelmäßiger Bericht über die Fortschritte der Türkei auf dem ...

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Allerdings werden weiterhin Bedenken hinsichtlich <strong>der</strong> Bestrafung von Personen, <strong>die</strong><br />

foltern und misshandeln, vorgebracht. Immer noch werden Fälle fallengelassen, weil<br />

Gerichtsverfahren wegen Frist<strong>über</strong>schreitungen nicht weitergeführt werden. Nach<br />

Aussagen des CAT <strong>der</strong> Vereinten Nationen werden Angehörige <strong>der</strong> Sicherheitskräfte<br />

wegen Folter und Misshandlung trotz zahlreicher Klagen selten verfolgt und bestraft. Die<br />

Verfahren dauern häufig lang, bei Strafprozessen wird den Geständnissen zu hohe<br />

Bedeutung beigemessen und das Strafmaß steht in keinem angemessenen Verhältnis zur<br />

Schwere des Vergehens. Dies wurde als eine Art Straflosigkeit für Sicherheitsbeamte im<br />

Hinblick <strong>auf</strong> Fälle von Folter und Misshandlung beschrieben. Ferner äußerte sich <strong>der</strong><br />

CAT besorgt <strong>über</strong> <strong>die</strong> Zahl und Fortdauer angeblicher Fälle von Folter und<br />

Misshandlung, unangemessene Aufzeichnungen, unzureichende medizinische Betreuung<br />

und ein Defizit bei <strong>der</strong> unverzüglichen Benachrichtigung von Familienmitglie<strong>der</strong>n, wenn<br />

sich Häftlinge in Polizeigewahrsam befinden. Des Weiteren empfahl <strong>der</strong> CAT,<br />

Maßnahmen zu ergreifen, um in allen Fällen angeblicher Folter und Misshandlungen<br />

unverzügliche, unparteiische und vollständige Ermittlungen zu führen und <strong>die</strong><br />

Verjährungsvorschriften für Straftaten, <strong>die</strong> mit Folter zu tun haben, <strong>auf</strong>zuheben.<br />

Im Juni <strong>2003</strong> wurde <strong>der</strong> <strong>Bericht</strong> des Ausschusses des Europarates für <strong>die</strong> Verhütung von<br />

Folter (CPT) zusammen mit <strong>der</strong> Antwort <strong>der</strong> türkischen Regierung veröffentlicht. Der<br />

<strong>Bericht</strong> stützte sich <strong>auf</strong> Besuche von CPT-Delegationen in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> im März und<br />

September 2002. Im Hinblick <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Umsetzung <strong>der</strong> jüngsten Rechtsreformen <strong>über</strong> den<br />

Gewahrsam durch Rechtsvollzugsbehörden kam <strong>der</strong> CPT zu <strong>dem</strong> Schluss, dass trotz<br />

einzelner Beispiele, bei denen <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Festnahme nicht ordnungsgemäß<br />

<strong>auf</strong>gezeichnet wird, <strong>die</strong> kürzeren Gewahrsamszeiten beachtet werden.<br />

Allerdings stieß <strong>die</strong> CPT-Delegation <strong>auf</strong> Beweise dafür, dass es Personen in<br />

Polizeigewahrsam verweigert wurde, sie davon abgeschreckt o<strong>der</strong> nicht <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Möglichkeit informiert wurden, Zugang zu einem Anwalt zu erhalten und auch Anwälte<br />

daran gehin<strong>der</strong>t wurden, mit Häftlingen privat zusammenzukommen und sie angemessen<br />

zu beraten. Offizielle Quellen zeigen, dass von den 2725 Personen, <strong>die</strong> zwischen <strong>dem</strong><br />

1. Januar und <strong>dem</strong> 31. März <strong>2003</strong> im Zusammenhang mit Staatssicherheitsgerichten<br />

eines Vergehens angeklagte waren, 1954 nicht versuchten, mit ihrem Anwalt zu<br />

sprechen. Auch ist dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, dass in einigen Städten keine Rechtsberatung zur<br />

Verfügung steht.<br />

Im Hinblick <strong>auf</strong> <strong>die</strong> medizinische Untersuchung von Personen in Polizeigewahrsam kam<br />

<strong>der</strong>selbe <strong>Bericht</strong> zu <strong>dem</strong> Ergebnis, dass das System nicht unbedingt <strong>dem</strong> Schutz vor<br />

Folter o<strong>der</strong> Misshandlung <strong>die</strong>nt und dass <strong>die</strong> Bestimmung, wonach <strong>die</strong> inhaftierte Person<br />

<strong>die</strong> Anwesenheit von Sicherheitskräften während <strong>der</strong> Untersuchung for<strong>der</strong>n darf,<br />

missbraucht werden kann, in<strong>dem</strong> <strong>der</strong> Häftling unter Druck gesetzt wird. Was <strong>die</strong><br />

Haftanstalten betrifft, bekräftigte <strong>der</strong> <strong>Bericht</strong> <strong>die</strong> Besorgnis, dass alle medizinischen<br />

Untersuchungen und nicht nur <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> bei <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Häftlinge<br />

durchgeführt werden, außerhalb <strong>der</strong> Hörweite und - außer <strong>der</strong> betreffende Arzt ersucht<br />

um das Gegenteil - außerhalb <strong>der</strong> Sichtweite des Wachpersonals stattfinden sollten.<br />

Einigen Quellen zufolge werden Ärzte unter Druck gesetzt, so dass Folterfälle nicht<br />

durch medizinische Zertifikate belegt werden und dass Zertifikate manchmal durch<br />

Polizeibeamte, <strong>die</strong> mit <strong>der</strong> Bewertung eines Arztes nicht zufrieden sind, vernichtet o<strong>der</strong><br />

beschlagnahmt werden.<br />

Es gibt nach wie vor <strong>Bericht</strong>e von Misshandlung, einschließlich vom Verschwinden von<br />

Personen, Entführungen, willkürlichen Inhaftierungen und <strong>über</strong>mäßigem Einsatz von<br />

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