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2003 Regelmäßiger Bericht über die Fortschritte der Türkei auf dem ...

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Nichtsdestotrotz hält <strong>die</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>die</strong> politischen Kriterien nicht vollständig ein.<br />

Erstens enthalten <strong>die</strong> Reformen zahlreiche bedeutende Einschränkungen des<br />

vollständigen Genusses <strong>der</strong> Grundrechte und Grundfreiheiten, <strong>die</strong> im vorliegenden<br />

<strong>Bericht</strong> dargelegt werden. So gelten weiterhin wichtige Beschränkungen <strong>der</strong><br />

Meinungsfreiheit, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Presse und beim Rundfunk, <strong>der</strong><br />

Versammlungsfreiheit zu friedlichen Zwecken, <strong>der</strong> Vereinigungsfreiheit, <strong>der</strong><br />

Religionsfreiheit, und des Berufungsrechts vor Gericht.<br />

Zweitens erfor<strong>der</strong>n viele <strong>der</strong> Reformen den Erlass von Verordnungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Verwaltungsmaßnahmen, <strong>die</strong> in Einklang mit den europäischen Standards stehen<br />

sollten. Einige <strong>die</strong>ser Maßnahmen wurden bereits eingeführt und an<strong>der</strong>e werden<br />

gerade ausgearbeitet. Um wirksam zu werden, müssen <strong>die</strong> Reformen durch <strong>die</strong><br />

Vollzugsorgane und Gerichte <strong>auf</strong> verschiedenen Ebenen landesweit in <strong>die</strong> Praxis<br />

umgesetzt werden.<br />

Nach Auffassung <strong>der</strong> Kommission spiegelt <strong>der</strong> Beschluss des Hohen<br />

Wahlausschusses <strong>über</strong> den Ausschluss des Führers einer wichtigen politischen<br />

Partei von den Parlamentswahlen am 3. November nicht den Geist <strong>der</strong> Reformen<br />

wi<strong>der</strong>.<br />

Drittens wurden noch keine angemessene Lösung für zahlreiche Fragen gefunden,<br />

<strong>die</strong> mit den politischen Kriterien zusammenhängen. Dazu zählen <strong>die</strong> Bekämpfung<br />

von Folter und Misshandlungen, <strong>die</strong> zivile Kontrolle <strong>über</strong> das Militär, <strong>die</strong> Lage von<br />

wegen gewaltlosen Meinungsäußerungen inhaftierten Personen und <strong>die</strong> Achtung <strong>der</strong><br />

Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.<br />

Angesichts <strong>der</strong> erkennbaren <strong>Fortschritte</strong> <strong>der</strong> letzten Jahre und <strong>der</strong> verbleibenden<br />

Bereiche, in denen weitere Aufmerksamkeit notwendig ist, wird <strong>die</strong> <strong>Türkei</strong> ermutigt,<br />

den Reformprozess zur Stärkung <strong>der</strong> Demokratie und zum Schutz <strong>der</strong><br />

Menschenrechte in Recht und Praxis fortzusetzen. Das wird <strong>die</strong> <strong>Türkei</strong> in <strong>die</strong> Lage<br />

versetzen, <strong>die</strong> verbleibenden Hin<strong>der</strong>nisse für eine vollständige Einhaltung <strong>der</strong><br />

politischen Kriterien zu <strong>über</strong>winden."<br />

Im folgenden Abschnitt wird <strong>die</strong> Entwicklung in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> anhand <strong>der</strong> politischen<br />

Kriterien von Kopenhagen bewertet; dabei wird auch dar<strong>auf</strong> eingegangen, wie Exekutive<br />

und Judikative des Landes allgemein funktionieren. Eng damit verbunden ist in vielerlei<br />

Hinsicht <strong>die</strong> Frage, inwieweit <strong>die</strong> <strong>Türkei</strong> in <strong>der</strong> Lage ist, den Besitzstand, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bereich Justiz und Inneres, umzusetzen. Nähere Informationen zur Frage <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, den Besitzstand im Bereich Justiz und Inneres<br />

umzusetzen, enthält <strong>der</strong> entsprechende Abschnitt (Kapitel 24 - Justiz und Inneres) in Teil<br />

3.1 <strong>die</strong>ses <strong>Bericht</strong>s.<br />

1.1 Jüngste Entwicklungen<br />

Im L<strong>auf</strong>e des letzten Jahres wurden vier große politische Reformpakete angenommen,<br />

mit denen in verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Rechtsvorschriften Än<strong>der</strong>ungen eingeführt<br />

wurden. Einige <strong>der</strong> Reformen sind politisch von großer Bedeutung, da sie sich <strong>auf</strong> im<br />

türkischen Kontext heikle Fragen wie Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit,<br />

kulturelle Rechte und <strong>die</strong> zivile Kontrolle <strong>über</strong> das Militär erstrecken. In <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang war das im Juli <strong>2003</strong> verabschiedete siebte Reformpaket beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig. Das am 3. November 2002 neu gewählte Parlament hat <strong>die</strong>se "Reformpakete"<br />

mit <strong>über</strong>wältigen<strong>der</strong> Mehrheit verabschiedet. Im L<strong>auf</strong>e <strong>die</strong>ses Prozesses hat <strong>die</strong> türkische<br />

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