10.03.2013 Aufrufe

100 Jahre Narrenzunft Haigerloch - Narrenzunft Haigerloch eV

100 Jahre Narrenzunft Haigerloch - Narrenzunft Haigerloch eV

100 Jahre Narrenzunft Haigerloch - Narrenzunft Haigerloch eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

WONDERFITZ 204/2006<br />

<strong>Haigerloch</strong><br />

M<br />

it dem Narrentreffen<br />

der Fasnetslandschaft<br />

Neckar-Alb feiert die<br />

<strong>Narrenzunft</strong> <strong>Haigerloch</strong><br />

vom 3. bis 5. Februar<br />

2006 ihr <strong>100</strong>-jähriges<br />

Bestehen. Eine närrische<br />

Meile, vom großen Festzelt<br />

in der Oberstadt bis<br />

zum Marktplatz in der<br />

Unterstadt, soll den be-<br />

FASNET SPEZIAL<br />

<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Narrenzunft</strong> <strong>Haigerloch</strong><br />

Stelldichein zahlreicher traditioneller Narrenzünfte beim Narrentreffen der Fasnetlandschaft Neckar-<br />

Alb vom 3. bis 5. Februar 2006 in <strong>Haigerloch</strong>!<br />

reits am Samstag zahlreich<br />

angemeldeten Gästen<br />

vergnügliche Abwechslung<br />

bieten; Brauchtumsdarbietun-gen<br />

zeigen<br />

darüber hinaus einen interessanten<br />

Querschnitt<br />

fasnächtlicher Brauchformen.<br />

Höhepunkt ist<br />

sicherlich, auf den Tag<br />

genau <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> nach der<br />

Zunftgründung der große<br />

Narrenumzug am Sonntag,<br />

bei dem 38 Zünfte<br />

vornehmlich aus der Vereinigung<br />

Schwäbisch-<br />

Alemannischer Narrenzünfte,<br />

der Schweiz, dem<br />

fränkischen Altmühltal<br />

und ergänzt um die Zünfte<br />

aus den <strong>Haigerloch</strong>er<br />

Stadtteilen, den Zuschauern<br />

ein farbenprächtiges<br />

Bild und eine herrliche<br />

Vielfalt von Narrenfi guren<br />

präsentieren werden.<br />

Die Schirmherrschaft für<br />

diese Jubiläumsveranstaltung<br />

hat Regierungspräsident<br />

Hubert Wicker<br />

übernommen.<br />

Altes Brauchtum<br />

Am 5. Februar 1906<br />

gründete sich – dem damaligen<br />

Einfl uss entsprechend<br />

– ein „Carneval-<br />

Verein <strong>Haigerloch</strong>“, der<br />

sich 1930 im <strong>Jahre</strong> der<br />

Aufnahme in die VereinigungSchwäbisch-Alemannischer<br />

Narrenzünfte<br />

in „<strong>Narrenzunft</strong> <strong>Haigerloch</strong>“<br />

umbenannt hat.<br />

Der Beginn einer organisierten<br />

Fasnacht in <strong>Haigerloch</strong><br />

dürfte jedoch<br />

bereits auf die Zeit um<br />

das Jahr 1885 zu datieren<br />

sein, als jährlich gewählte<br />

Narrenvorstände bzw.<br />

Narrenkomitees die Fasnacht<br />

gestalteten. Fasnetsbräuche<br />

selbst lassen<br />

sich in <strong>Haigerloch</strong> über<br />

viele Jahrhunderte zurückverfolgen.<br />

So fi ndet<br />

sich der erste urkundliche<br />

Beleg im Stadtbüchle<br />

von 1457, dem ersten<br />

geschriebenen, von der<br />

Erzherzogin Mechthild<br />

verliehenen Stadtrecht.<br />

Darin ist erwähnt, dass<br />

die Bürger am „äschrigen<br />

Mittwoch“ ein Pfund<br />

Heller von der Herrschaft<br />

für ihre gemeinsame Zeche<br />

bekamen, ein Brauch,<br />

der sich über Jahrhunderte<br />

hielt.<br />

Regelmäßige Fasnachtsumzüge<br />

lassen sich in<br />

<strong>Haigerloch</strong> bis in das<br />

Jahr 1606 nachweisen.<br />

Der Brauch der Fasnetsküchle<br />

als herrschaftliche<br />

oder kirchliche Gabe ist<br />

seit 1652 belegt und die<br />

„Unsitte“ des Fasnachtbegrabens<br />

ab 1778 beschrieben.<br />

Einer der bekanntesten<br />

Fasnetsbräuche ist das<br />

Bräuteln, das erstmals<br />

im <strong>Jahre</strong> 1860 durchgeführt<br />

wurde und bis heute<br />

in nahezu unveränderter<br />

Form abgehalten wird.<br />

Es handelt sich dabei<br />

um einen in einigen hohenzollerischen<br />

Städten<br />

üblichen Brauch, der<br />

möglicherweise auf alte<br />

Fruchtbarkeitsriten zurückgeht,<br />

vielleicht aber<br />

auch auf die Zeit nach<br />

Die verschiedenen Zunftfi guren


dem 30-jährigen Krieg<br />

zur Aufmunterung der<br />

Lebenslust im allgemeinen<br />

und der Heiratslust<br />

im besonderen. Heute<br />

wird das Bräuteln als ein<br />

Aufnahmeritus in die örtliche<br />

Gemeinschaft gesehen<br />

und findet alle 4 <strong>Jahre</strong>,<br />

jeweils im Schaltjahr<br />

am Fasnetsmontagvormittag<br />

statt. Die Bräutlinge,<br />

alle Mannsleut, die<br />

in den letzten 4 <strong>Jahre</strong>n<br />

geheiratet haben, zugezogen<br />

sind oder gebaut<br />

haben, werden unter den<br />

Klängen des fortwährend<br />

von der Stadtkapelle gespielten<br />

Bräutelmarschs<br />

auf der Bräutelstange<br />

dreimal um den Marktbrunnen<br />

getragen und anschließend<br />

durch Eintauchen<br />

der linken Fußspitze<br />

in das Brunnenwasser in<br />

die Narrengemeinschaft<br />

aufgenommen. Organisiert<br />

und abgehalten<br />

wird das Bräuteln von<br />

der Bräutelgesellschaft,<br />

einer Abteilung der <strong>Narrenzunft</strong>,<br />

die aus ledigen<br />

jungen Männern ab 16<br />

<strong>Jahre</strong>n, den Bräutelbuben<br />

besteht. Ein hohes Alter<br />

besitzen die <strong>Haigerloch</strong>er<br />

Fasnetsmasken „Bischöfle“<br />

und „Rottweiler“. Sie<br />

stammen aus dem 18.<br />

Jahrhundert und zählen<br />

damit zu den ältesten<br />

vorhandenen Masken der<br />

schwäbisch-alemannischen<br />

Fasnet. Die Masken<br />

sind vermutlich in der<br />

Werkstatt der Rottweiler<br />

Dominikaner entstanden<br />

und durch verwandtschaftliche<br />

Beziehungen<br />

nach <strong>Haigerloch</strong> gelangt.<br />

Um 1760 malte<br />

nämlich gerade der<br />

<strong>Haigerloch</strong> Maler<br />

Franz Josef Marmon<br />

die Ältere der<br />

Rottweiler Dominikanerkirchen,während<br />

gleichzeitig<br />

sein aus <strong>Haigerloch</strong><br />

stammender Vetter,<br />

der „Rotochsen“-<br />

Wirt Franz-Xaver<br />

Marmon, in Rottweil<br />

<strong>Narrenzunft</strong>meister war.<br />

Das „Bischöfle“ wurde<br />

möglicherweise gar<br />

nicht für das Tragen an<br />

der Fasnacht geschaffen,<br />

sondern für den alten<br />

Brauch des Kinderbischofs,<br />

der früher am<br />

Tage der unschuldigen<br />

Kinder am 28.12. ausgeübt<br />

wurde. Andererseits<br />

soll im Jahr 1763 ein Berufskollege<br />

des Malers<br />

Franz Josef Marmon als<br />

Bischof durch Rottweils<br />

Wirtshäuser gezogen<br />

sein und der närrischen<br />

Gemeinde „Firmung“<br />

erteilt habe. Für die Herkunft<br />

der Masken aus<br />

Rottweil sprechen zudem<br />

die Bezeichnungen<br />

„alter Rottweiler“ und<br />

„neuer Rottweiler“. Die<br />

Masken des „Bischöfle“<br />

und des „Rottweiler“<br />

gehören zum spätbacken<br />

Typus der geschlechtslosen<br />

Glattlarven, wobei<br />

die Züge des „Rottweiler“<br />

jedoch durch Grübchen<br />

und Falten weit<br />

ausdrucksvoller gestaltet<br />

sind. Beide unterscheiden<br />

sich praktisch nur durch<br />

die Maske. Das Häs aus<br />

ungebleichtem Leinen ist<br />

mit hochkantstehenden<br />

bunten, rautenförmigen<br />

Fleckle besetzt.<br />

Anzeige<br />

Narrentreffen<br />

der Fasnetslandschaft<br />

Neckar-Alb<br />

vom 3. - 5.<br />

Februar 2006<br />

in <strong>Haigerloch</strong><br />

Freitag, 3. Februar 2006<br />

21.00 Uhr Party im Festzelt mit<br />

„Mc Sunday“<br />

Samstag, 4. Februar 2006<br />

13.30 Uhr Kinderumzug mit den Narrenvereinen<br />

aus der Stadt <strong>Haigerloch</strong>,<br />

anschließend Darbietungen im Festzelt<br />

17.00 Uhr Brauchtumsvorführungen auf dem Marktplatz<br />

19.30 Uhr Brauchtumsabend der Fasnetslandschaft Neckar-Alb<br />

im Festzelt, anschließend Tanz und Unterhaltung mit<br />

„D.N.S.“<br />

Sonntag, 5. Februar 2006<br />

10.30 Uhr Zunftmeisterempfang im Bürgerhaus<br />

10.30 Uhr Närrischer Frühschoppen im Festzelt<br />

13.30 Uhr Großer schwäbisch-alemannischer Narrenumzug,<br />

anschließend närrische Unterhaltung im Festzelt und<br />

in der Witthauhalle<br />

WONDERFITZ 15<br />

204/2006<br />

Regierungspräsident Wicker auf der Bräutelstange

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!