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Howard Griffiths Abschied vom ZKO - Jecklin & Co. AG

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Zürcher Kammerorchester<br />

Mozart Fazil Say Carmina Quartett<br />

James Galway<br />

Mozart – ein Fest<br />

Das Jubeljahr anlässlich von Mozarts<br />

250. geburtstag warf lange Schatten<br />

voraus. Jetzt ist es da, und Puristen<br />

fordern bereits ein Mozart­Moratorium,<br />

um Mozarts einmalige Musik vor dem<br />

Overkill zu bewahren. Als ob der Rummel<br />

dem genie etwas anhaben könnte!<br />

Nicht dass wir alles, was da unter dem<br />

Label «M» segelt, toll fänden, bewahre!<br />

Joghurt, Schokokugeln, Bier, Regenschirme<br />

oder T­Shirts haben jedoch dermassen<br />

wenig mit dem Jahrtausendgenie zu<br />

tun, dass sie ihm eigentlich auch gar<br />

nichts anhaben können. Man kann den<br />

Kommerz – mit einem deftigen Ausspruch,<br />

wie er dem Meister selbst oft und<br />

gern über die Lippen kam oder in den unermüdlichen<br />

Federkiel f loss – getrost<br />

übersehen. Oder sich den ganzen Krempel<br />

irgendwohin stecken – als Kennerin,<br />

als Leser seiner Briefe werden Sie schon<br />

wissen, wohin!<br />

Prima la Musica<br />

Befassen wir uns also lieber mit seiner<br />

Musik! Und davon kann man eigentlich<br />

gar nie zu viel haben. Nur, als Klingelton,<br />

in Warteschlaufen, in Warenhausaufzügen<br />

zur Förderung der Kauflust und in<br />

Kuhställen zur Steigerung des Milcher­<br />

trags, ist sie dann doch… Obwohl:<br />

Mozart selbst hat sich amüsiert und gefreut,<br />

als er 1787 nach Wien berichten<br />

konnte, ganz Prag habe «Figaro» gepfiffen<br />

und gedudelt – «Figaro, und ewig<br />

Figaro!» Die Klavierschülerin, die sich<br />

mit den Alberti­Bässen der Sonata facile<br />

abmüht, der Laienchor, der sich die Waisenhausmesse<br />

vornimmt, das Kindertheater,<br />

das mit Sarastros Löwen und Papageno<br />

den Knirpsen das Blut in die<br />

Wangen treibt – alles ganz wunderbar.<br />

Wer’s indessen etwas perfekter möchte,<br />

streicht sich schon mal vorsorglich die<br />

erste Juniwoche (gleich nach Pfingsten)<br />

in der Agenda rot an: Mozartfest 2006!<br />

Das Zürcher Kammerorchester <strong>ZKO</strong>, dirigiert<br />

von <strong>Howard</strong> <strong>Griffiths</strong>, und seine<br />

Freunde offerieren in dieser Woche einen<br />

kleinen, aber feinen Mozartzyklus. Mozart<br />

gehört ja gewissermassen zu den<br />

Spezialitäten dieses Klangkörpers, wovon<br />

eine stattliche Anzahl von Einspielungen<br />

zeugt.<br />

Neben bekannten Werken wie der Prager<br />

Sinfonie oder dem populären C­Dur­Klavierkonzert<br />

– das mit dem wunderbaren<br />

Andante­Satz! – stehen auch Werke auf<br />

dem Programm, die im Konzertsaal selte­<br />

ner zu hören sind. Da ist zum Beispiel die<br />

charmante Ballett­Suite «Les petits<br />

riens», die Mozart anlässlich seiner erfolglosen<br />

zweiten Reise nach Paris 1779<br />

in der Hoffnung auf einen Opernauftrag<br />

für den berühmten Ballettmeister Noverre<br />

schrieb.<br />

Zwischen Dur und Moll<br />

Heitere, unbeschwerte Werke sind auch<br />

die Flötenquartette, für die sich James<br />

Galway zu Mitgliedern des Amati Quartetts<br />

gesellt. Tiefschürfender sind dagegen<br />

die Streichquartette, die Mozart<br />

Haydn widmete, darunter jenes hochemotionale<br />

in d­Moll, das er komponierte,<br />

als seine Frau <strong>Co</strong>nstanze mit dem ersten<br />

Kind in den Wehen lag, und das<br />

letzte der Serie, das aufgrund seiner chromatischen<br />

Einleitung ‹Dissonanzenquartett›<br />

genannt wird. Gespielt werden sie<br />

<strong>vom</strong> Carmina und <strong>vom</strong> Amati Quartett.<br />

In verspielte Gefilde dagegen entführt<br />

ein Kinderkonzert, das die «Türkenmusik»<br />

Mozarts zum Thema hat und das<br />

dank dem in dieser Sparte schon herkunftsmässig<br />

bestens bewanderten Pianisten<br />

Fazil Say viele Überraschungen<br />

bieten wird. Und zum Finale gibts konzertante<br />

Opernraritäten:<br />

Eine flügellahme künstliche gans<br />

«L’oca del Cairo» ist lediglich Fragment<br />

geblieben. Giambattista Varesco, der<br />

zwei Jahre zuvor das Libretto zu «Idomeneo»<br />

geliefert hat, verfasste den Text, von<br />

dem allerdings nur der 1. Akt und eine<br />

lückenhafte Inhaltsangabe überliefert<br />

sind. Mozarts anfängliche Begeisterung<br />

über die «wälsche Oper» kippt allerdings<br />

bald in Missmut über deren Libretto. So<br />

entnimmt man einem Brief von 1783,<br />

dass das Verhältnis zum Textdichter<br />

nicht ganz ungetrübt war: «... so muss er<br />

[=Varesco] mir sachen verändern und<br />

umschmelzen so viel und so oft ich will,<br />

und nicht seinem kopfe folgen, der nicht<br />

die geringste Practic und theaterkenntnüss<br />

hat.»<br />

Offenbar entspricht die Vorlage nicht<br />

Mozarts untrüglichem Gespür für Dramatik:<br />

einer Liebesintrige, bei der ein<br />

Biondello eine Celidora mit Hilfe einer<br />

künstlichen Gans erobern will! Das strapaziert<br />

selbst die frivolen Gesetze der<br />

Buffa; nach sechs Nummern legt Mozart<br />

die Partitur beiseite. Jetzt hat Krimi­Autor<br />

Peter Zeindler verbindende Texte geschrieben,<br />

die es erlauben, die sechs bestehenden<br />

Nummern in einen sinnvollen<br />

Zusammenhang zu bringen.<br />

Ein genervter Schauspieldirektor<br />

Das kurze Schauspiel mit Musikeinlagen<br />

«Der Schauspieldirektor» entstand im<br />

«Figaro»­Jahr. Das Büchl dazu verfasste<br />

Gottlieb Stephanie d. J., der Librettist der<br />

«Entführung». Als Auftragswerk des Kaisers<br />

wurde es zusammen mit Salieris<br />

«Prima la musica poi le parole» gegeben,<br />

als eine Art Persiflage auf die deutschen<br />

Wandertheater bzw. die allgegenwärtige<br />

italienische Opera seria. Anlass dazu<br />

war der Besuch des niederländischen<br />

Gouverneurs in der Donaustadt am 17.<br />

Februar 1786. Auf der Bühne standen die<br />

Stars ihrer Zeit: die Primadonnen Aloysia<br />

Lange­Weber, Mozarts erste grosse Liebe<br />

und spätere Schwägerin, sowie Caterina<br />

Cavalieri, Schülerin und Mätresse Salieris<br />

und erste Konstanze in der «Entführung».<br />

Auch hier hat Peter Zeindler den<br />

Text aktualisiert.<br />

Das leider viel zu selten aufgeführte Gelegenheitswerk<br />

handelt <strong>vom</strong> Impresario<br />

Frank, der eine Truppe zusammenstellt.<br />

Dabei soll die Quantität über der Qualität<br />

stehen, rät ihm der Schauspieler Buff,<br />

der auch bedenkenlos den Buffo gibt.<br />

Mit von der Partie ist ebenfalls Mme<br />

Pfeil, die engagiert wird, weil ihr Mäzen,<br />

Bankier Eiler, die Theaterkasse grosszü­<br />

gig speist. Weiter empfiehlt sich das Paar<br />

M. Herz und Mme Krone; ihr Fachgebiet:<br />

«reine Empfindungen». Ferner sind da<br />

noch M. und Mme Vogelsang, er Tenor,<br />

sie Soubrette, sowie die auf endlose Koloraturen<br />

abonnierte Mme Silberklang.<br />

Alle Künstler haben die Gelegenheit,<br />

sich in ihrem Fach vorzustellen, was Mozart<br />

erlaubt, die unterschiedlichen musikalischen<br />

Genres zu bedienen. Neben<br />

einer effektvollen Ouvertüre gibt es da<br />

zwei Arien, eine lyrische und eine bravouröse,<br />

ein Terzett und ein abschliessendes<br />

Vaudeville – köstliche, witzige Musik,<br />

die da und dort an Mozarts spätere Werke<br />

denken lässt und inhaltlich Donizettis<br />

«Viva la mamma» vorwegnimmt. Denn<br />

natürlich geraten sich die Damen bald in<br />

die Haare über ihre Stellung am Theater<br />

und mehr noch über ihre Gagen. So<br />

droht die Truppe Bankrott zu gehen,<br />

bevor sie auftreten kann. Doch schliesslich<br />

verzichten alle aufs Honorar, denn<br />

der Künstler lebt ja von der Ehr’ allein:<br />

Viva il teatro, viva l’opera! Bruno Rauch<br />

Konzert­Tipp<br />

Zürcher Mozartfest 2006: 6. bis 11. Juni<br />

Der Versandauflage ist ein Prospekt<br />

beigelegt. Erhältlich auch bei der <strong>ZKO</strong>­<br />

Billettkasse, <strong>Jecklin</strong> und allen bekannten<br />

Vorverkaufsstellen. www.zko.ch<br />

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